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Elektronik Magazin - SPV Elektronik Vertriebsgesellschaft mbH

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33<br />

Weiterführende Literatur zu diesem Thema:<br />

Buske, Norbert:<br />

„Das Kriegsende in Demmin 1945.<br />

Berichte – Erinnerungen – Dokumente“<br />

herausgegeben von der:<br />

Landeszentrale für politische Bildung<br />

Mecklenburg-Vorpommern<br />

... und nach dem Brand (Markt, Holstenstraße und Baustraße)<br />

Über die weite und ebene Landschaft<br />

ist vom Gutshaus Rustow aus der<br />

Demminer Dom zu sehen. An den Wochenenden<br />

ist er beleuchtet und<br />

strahlt kilometerweit über die friedliche<br />

Landschaft. Mögen wir alle und<br />

vor allem die verantwortlichen Politiker<br />

in unserem Land dafür Sorge tragen,<br />

dass nie wieder Krieg von diesem<br />

Boden ausgeht. Mögen sich alle Verantwortlichen<br />

in Politik und Gesellschaft<br />

auch nachhaltig darüber im<br />

Klaren sein, wenn sie über Auslandseinsätze<br />

unserer deutschen Soldaten<br />

entscheiden.<br />

Es folgt der Abdruck des Befehl des<br />

Kommandanten der Roten Armee Major<br />

Petrow:<br />

Demmin, den 23. Mai 1945<br />

Befehl des Kommandanten der Roten Armee<br />

in der Stadt Demmin Nr.1 1<br />

I.<br />

Seit 19. Mai 1945 bin ich als Kommandant<br />

der Stadt und des Kreises Demmin eingesetzt.<br />

Ich befehle:<br />

1. Der gesamte vom Hitlerregime geschaffene<br />

Staats- und Verwaltungsapparat<br />

ist aufgelöst. Alle nach dem 30.<br />

Januar 1933 erlassenen Gesetze sind<br />

außer Kraft gesetzt. Der neue Landrat<br />

des Kreises, Müller, und der neue Bürgermeister<br />

der Stadt Demmin, Harz,<br />

haben unverzüglich alle Akten und das<br />

Eigentum der Stadtverwaltung und der<br />

Kreisverwaltung zu übernehmen und<br />

treten sofort ihre Ämter an.<br />

2. Die sogenannte NSDAP und alle angeschlossenen<br />

Organisationen sind aufgelöst<br />

und als gesetzwidrig erklärt. Alle<br />

Leiter der Organisationen der NSDAP,<br />

SS, SA, HJ, des NSKK, des NS-Studentenbundes,<br />

NS-Beamtenbundes, NS-<br />

Lehrerbundes, NS Juristenbundes, BdM,<br />

NS-Frauenschaft u. a. haben sich sofort<br />

bei den Kommandanturen in Demmin,<br />

Jarmen, Borrentin, Altentreptow zwecks<br />

Registrierung zu melden. Unterlassung<br />

dieser Meldung wird als eine gegen die<br />

Rote Armee gerichtete feindliche Handlung<br />

geahndet, die gleichbedeutend mit<br />

Spionage und Sabotagetätigkeit ist.<br />

3. Alle Angehörigen, Angestellten und Beamten<br />

der SS, Gestapo, SA, Feldgendarmerie<br />

und alle Gliederungen der Polizei<br />

haben sich unverzüglich bei den<br />

oben genannten Kommandanturen spätestens<br />

bis zum 1. Juni zur Registrierung<br />

zu melden. Personen, die dieser<br />

Meldepflicht unterliegen und ihr nicht<br />

nachkommen, sind festzunehmen.<br />

4. Das Eigentum der oben genannten Partei<br />

und Staatsbehörden, namentlich Archive,<br />

Ausstattung, vorhandene Geldbeträge,<br />

sowie das persönliche Eigentum<br />

flüchtiger Leiter und Angehöriger<br />

dieser Organisationen wird beschlagnahmt.<br />

Personen, die versuchen, jegliche<br />

Art des obengenannten Eigentumes<br />

zu verstecken, zu vernichten oder<br />

sich anzueignen, werden mit aller Härte<br />

der Kriegsgesetze bestraft.<br />

5. Alle Angehörigen der Wehrmacht, der<br />

W.S.S., 2 des Volksturms, des Arbeitsdienstes,<br />

sowie der Organisation Todt<br />

haben sich unverzüglich bei den oben<br />

genannten Kommandanturen zur Registrierung<br />

zu melden. Wer sich dieser<br />

Meldepflicht zu entziehen versucht, wird<br />

als Spion und Saboteur mit allen sich<br />

daraus ergebenden Folgen behandelt.<br />

6. Alle Personen, die im Besitz von Feueroder<br />

blanken Waffen, Sprengstoff, sowie<br />

Sendeanlagen, Empfangsgeräten 3 ,<br />

Schreibmaschinen, Rechenmaschinen,<br />

Photoapparaten, Kinoapparaten und<br />

Filmen sind, haben die angeführten Gegenstände<br />

beiden oben genannten<br />

Kommandanturen unverzüglich abzugeben.<br />

(bis zum 1. Juni 1945) Herstellung,<br />

Aufbewahrung und Ankauf von<br />

Waffen aller Art, von Sprengstoff, Sende-<br />

und Empfangsgeräten werden<br />

nach den Kriegsgesetzen mit dem Tode<br />

bestraft.<br />

7. Alle Einwohner des Kreises und der<br />

Stadt Demmin sind verpflichtet zur Entlarvung<br />

aller Agenten des verbrecherischen<br />

Hitlerregimes und zur schnellen<br />

Beendigung der Unordnung in Deutschland<br />

beizutragen. Alle Personen, ohne<br />

Unterschied des Alters und Geschlechtes,<br />

die denjenigen, die gegen die unter<br />

Ziffer 1, 2, 3, 4, 5 und 6 angeführten Anordnungen<br />

verstoßen, Aufnahme gewähren,<br />

oder von denselben Kenntnis<br />

haben und keine Meldung erstatten,<br />

werden als Mittäter zur strengen Verantwortung<br />

gezogen. Bei Krankheit, Abwesenheit<br />

oder sonstigen Behinderungsfällen<br />

hat die Meldung der unter Ziffer 1-6<br />

angeführten Personen durch nächststehende<br />

Angehörige sofort zu erfolgen.<br />

II.<br />

1. Meine Anordnungen sind für die Bevölkerung<br />

bindend und gelten als Gesetz.<br />

Nichterfüllung meiner Anordnungen<br />

wird als gegen die Rote Armee gerichtete<br />

feindliche Handlung geahndet.<br />

2. Alle Arbeiter, Angestellte, Kaufleute, Gewerbetreibende,<br />

Landwirte, Bauern und<br />

Handwerker sind verpflichtet, auf ihrem<br />

Posten ihre Arbeit zu erfüllen. Leiter von<br />

Unternehmen, Privatfirmen, Werkstätten,<br />

Landwirtschaften usw. sind für Instandsetzungsarbeiten<br />

ihrer Betriebe,<br />

wenn sie zerstört sind, und für Fortsetzung<br />

der Arbeit verantwortlich. Ein Herumdrücken<br />

von der Arbeit und der gewohnten<br />

Beschäftigung wird als Sabotage<br />

betrachtet und entsprechend den<br />

Kriegsgesetzen bestraft. Das Eigentum<br />

derer, die sich der Spionage schuldig<br />

gemacht haben, wird beschlagnahmt.<br />

3. Die Ordnung der Lebensmittelversorgung<br />

und Lebensmittelzuteilung wird<br />

von der neuen Verwaltung des Kreises<br />

und der Stadt Demmin festgelegt. In<br />

Kreis und Stadt Demmin wird folgende<br />

Ordnung festgelegt: a) Das Verlassen<br />

der Wohnungen durch die Zivilbevölkerung<br />

ist von 8 -20 Uhr MEZ gestattet. 4 b)<br />

Es ist streng untersagt, Militär- und Zivilpersonen<br />

ohne Genehmigung des<br />

Ortskommandanten der Städte unseres<br />

Kreises Unterkunft zu gewähren. c) Personen,<br />

die den Anordnungen der oben<br />

angeführten Buchstaben a-c zuwiderhandeln,<br />

werden mit aller Strenge der<br />

Kriegsgesetze zur Verantwortung gezogen.<br />

4. Dieser Befehl gilt bis auf weitere Anordnungen<br />

als Gesetz.<br />

Der Kommandant des Kreises und der<br />

Stadt Demmin Major Petrow<br />

1) LHA 34, BI. 250 und 251. - Dieser Befehl wurde bereits - allerdings unvollständig - abgedruckt in: Befreiung und Neubeginn<br />

1945/46 - Dokumente und Materialien zum 30. Jahrestag der Befreiung vom Hitlerfaschismus - Dokumente zur revolutionären<br />

Umgestaltung im Gebiet des Bezirkes Neubrandenburg. Ausgewählt und bearbeitet von Siegfried Kuntsche. Herausgegeben<br />

von der Bezirksleitung der SED, Bezirkskommission zur Erforschung der Geschichte der örtlichen Arbeiterbewegung, in Verbindung<br />

mit dem Staatsarchiv Schwerin. (1975), 5. 11, Nr. 9 - Die strengen Strafbestimmungen unter 2., 7. und am Schluss<br />

des Befehls wurden nicht mit abgedruckt.<br />

2) Gemeint ist die Waffen-SS.<br />

3) Alle Radiogeräte gehörten zu den abzuliefernden Empfangsgeräten. Die Blockwarte der NSDAP hatten bereits im Januar 1945<br />

den Auftrag gehabt, alle Radiogeräte einzusammeln, angeblich um ªStrom zu sparen´. 1936 gab es in Demmin 3.611 Rundfunkhörer.<br />

4) Mit dem Befehl Nr. 18 des Militärkommandanten Petrow vom 12. Juni 1945 wurde die Ausgehzeit von 6 bis 22 Uhr mitteleuropäischer<br />

Zeit verlängert. - Eine Ausnahmegenehmigung für die Weihnachtszeit wurde von Petrow am 20. Dezember 1945<br />

mit dem Befehl Nr. 55 erteilt: ªIndem die Erfüllung der religiösen Sitten durch die örtliche Bevölkerung zur Nachtzeit in Zusammenhang<br />

mit Weihnachten berücksichtigt wird, befehle ich: Vom 15. 12. bis zum 2. 1. 1946 einschließlich gestatte ich<br />

der örtlichen Bevölkerung in dem mir anvertrauten Kreis das ungehinderte Passieren tags und nachts. Ebenso tags und nachts<br />

lasse ich die Tätigkeit von Theatern, Varietes und anderen Geselligkeitsabenden zu.´ Unmittelbar darauf wurden alle Ausgangsbeschränkungen<br />

für die Bevölkerung aufgehoben. (LHA 50).<br />

Der Abdruck der Fotos und der Textpassage „Befehl des Kommandanten der Roten Armee in der Stadt Demmin“ erfolgte mit<br />

freundlicher Genehmigung des Kreisheimatmuseums in Demmin v. 21.4.2008.<br />

Beck <strong>Elektronik</strong> <strong>Magazin</strong> November 2008

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