Wo Milch und Käse fliessen - Sennerei Obergesteln
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<strong>Wo</strong> <strong>Milch</strong> <strong>und</strong><br />
<strong>Käse</strong> <strong>fliessen</strong><br />
Täglich strömt frische <strong>Milch</strong> von der Alpe Grimsel<br />
durch eine Pipeline hinunter in die <strong>Käse</strong>rei von<br />
<strong>Obergesteln</strong>. Alexander Zenhäusern<br />
verarbeitet sie dort im Alleingang<br />
zu <strong>Käse</strong>, Joghurt, Butter<br />
<strong>und</strong> Rahm.<br />
Text Leandra Graf<br />
Fotos Maurice K. Grünig<br />
«Als ich vor 16 Jahren hier<br />
anfing, wurde bloss eine<br />
Sorte Gommer Schnittkäse<br />
gemacht», Alexander<br />
Zenhäusern im Reifekeller.<br />
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Essen
In der <strong>Sennerei</strong> befindet sich<br />
auch der Laden, in dem der eigene<br />
<strong>Käse</strong> verkauft wird.<br />
Der <strong>Käse</strong>r steht täglich<br />
im Laden <strong>und</strong> freut sich,<br />
dass seine Produkte gut<br />
ankommen.<br />
Pünktlich morgens um 7.30 Uhr<br />
läutet bei <strong>Käse</strong>r Alexander Zenhäusern<br />
in <strong>Obergesteln</strong> VS das<br />
Telefon. Der Anruf kommt von<br />
der Burgeralp Grimsel auf 2180 Metern<br />
über Meer. Dort übersömmern zwischen<br />
Juli <strong>und</strong> September drei Sennerinnen mit<br />
sechzig Kühen von fünf Obergommer Bauern.<br />
Die aus Deutschland <strong>und</strong> Zürich stammenden<br />
Älplerinnen sind fertig mit Melken<br />
<strong>und</strong> kündigen den Abtransport der<br />
frischen Morgenmilch an. Dafür müssen<br />
sie nur den Hahn aufdrehen. Zuerst lassen<br />
sie kaltes Quellwasser durch die drei Kilometer<br />
lange unterirdische Pipeline über<br />
825 Höhenmeter ins Tal hinunter<strong>fliessen</strong>.<br />
Das Wasser strömt aus dem Rohr<br />
gleich neben dem <strong>Milch</strong>kessel. Alexander<br />
Zenhäusern wartet, bis ein orangefarbenes<br />
Schwämmchen von der Grösse eines<br />
Tischtennisballs mitschwimmt. Es kündigt<br />
die <strong>Milch</strong> an. Nun schwenkt er den<br />
Hahn über den Kessel <strong>und</strong> lässt die <strong>Milch</strong><br />
direkt hinein<strong>fliessen</strong>. Nach 15 bis 25 Minuten,<br />
je nach <strong>Milch</strong>quantität, tanzt ein<br />
weiteres Schwammbällchen an. Dann<br />
weiss der <strong>Käse</strong>r, dass die <strong>Milch</strong>lieferung<br />
beendet ist <strong>und</strong> nun wieder klares Wasser<br />
durchs Rohr geschossen kommt. Er dreht<br />
den Hahn weg <strong>und</strong> beginnt mit dem Aufheizen<br />
der <strong>Milch</strong> auf 32 Grad.<br />
An diesem Morgen ist der 2400 Liter<br />
fassende Kessel nicht voll. Es sind 1350 Liter,<br />
die kühl gehaltene <strong>Milch</strong> von zwei Tagen.<br />
Das sei nicht viel. «Im Sommer haben<br />
wir weniger <strong>Milch</strong> als im Winter», erläutert<br />
der 54-jährige <strong>Käse</strong>r, der selber während<br />
Jahren als Senn auf verschiedenen Walliser<br />
Alpen tätig war. Das habe damit zu tun,<br />
dass ein Teil der Kühe trächtig sind <strong>und</strong><br />
zwei Monate bevor sie im Frühherbst kalben,<br />
nicht mehr gemolken würden.<br />
Im Sommer ist auch weniger K<strong>und</strong>schaft<br />
da für Zenhäuserns kleines, aber<br />
feines Sortiment an <strong>Milch</strong>produkten.<br />
«Als ich vor 16 Jahren hier anfing, wurde<br />
bloss eine Sorte Schnittkäse gemacht», erzählt<br />
Zenhäusern, ein fast zierlicher,<br />
jedoch drahtiger Mann mit ungeahnten<br />
Kräften. Bei seiner schweren <strong>und</strong> einsamen<br />
Arbeit wirkt er fröhlich, mit sich <strong>und</strong><br />
der Welt im Reinen. Trotzdem ist er nicht<br />
unglücklich darüber, dass der Betrieb im<br />
nächsten Jahr umgebaut <strong>und</strong> automati-<br />
Alexander Zenhäusern durchpflügt<br />
die Masse mit der sogenannten Harfe.<br />
siert werden soll. Für die <strong>Sennerei</strong>genossenschaft<br />
produziert Zenhäusern in zwei<br />
Sommertagen etwa dreissig <strong>Käse</strong>laibe zu<br />
fünf Kilogramm. Von Januar bis März,<br />
wenn am meisten <strong>Milch</strong> anfällt, kommt er<br />
gut auf 45 Stück <strong>Käse</strong> täglich. «Dann habe<br />
ich einen zweiten <strong>Käse</strong>r, der mir hilft.»<br />
Die Wintermilch aus den Ställen der fünf<br />
Bauern wird auf herkömmliche Art, in<br />
Kannen <strong>und</strong> auf vier Rädern, transportiert.<br />
Seine wohlverdienten Ferien zieht<br />
der <strong>Käse</strong>r im Herbst ein, wenn weder die<br />
<strong>Milch</strong> noch der Touristenstrom fliesst.<br />
Eher konservativ im Geschmack<br />
Auch an diesem Morgen ist Alexander<br />
Zenhäusern seit sechs auf den Beinen.<br />
Wenigstens hat er es nicht weit zur<br />
Arbeit, seine <strong>Wo</strong>hnung liegt gleich über<br />
der <strong>Käse</strong>rei. Als Erstes bekamen die <strong>Käse</strong><br />
im Reifekeller ihre tägliche Abreibung<br />
mit Wasser. Hier lagern 2-, 3- oder<br />
5- Kilo-Laibe junger <strong>und</strong> bis zwei Jahre<br />
alter Gommer Schnittkäse, Raclettekäse,<br />
Hobelkäse, Bergkäse Alpe Grimsel <strong>und</strong><br />
Mutschli, die bereits nach 7 bis 8 <strong>Wo</strong>chen<br />
genussreif sind.<br />
«Die Gäste schätzen meinen mit Kräutern, Zwiebeln<br />
oder Curry gewürzten Ziger, einen Frischkäse,<br />
der an Ricotta erinnert.» Alexander Zenhäusern<br />
Die Mutschli, mit <strong>und</strong> ohne Kümmel, sind nach sechs bis sieben <strong>Wo</strong>chen genussreif.<br />
Kurz nach 10 Uhr ist die <strong>Milch</strong> im Kessel<br />
aufgeheizt, es geht los mit <strong>Käse</strong>n. Dafür<br />
gibt Zenhäusern Säurekulturen bei<br />
<strong>und</strong> lässt sie 15 bis 20 Minuten an der Gerinnung<br />
der <strong>Milch</strong> arbeiten. Danach fügt<br />
er das Enzym Lab bei <strong>und</strong> lässt die <strong>Milch</strong><br />
35 Minuten in Ruhe eindicken. Nun durchpflügt<br />
er die Masse etwa 10 Minuten lang<br />
von Hand mit der sogenannten Harfe <strong>und</strong><br />
lässt schliesslich ein Rührwerk noch mal<br />
so lange daran arbeiten. Bei alledem verliert<br />
er nie den Laden aus den Augen, der<br />
seit acht Uhr geöffnet ist. Und während<br />
der 30 Minuten, in denen die Temperatur<br />
langsam auf 42 Grad aufgeheizt wird,<br />
gönnt sich Zenhäusern eine kleine Pause,<br />
isst etwas <strong>Käse</strong> – er mag vor allem den<br />
reiferen Alpkäse – <strong>und</strong> ein Joghurt.<br />
Grosszügig lädt er das Reporterteam<br />
zum Degustieren ein. Es fällt schwer, sich<br />
zwischen den 14 Sorten Joghurt zu entscheiden.<br />
Wir versuchen Mokka <strong>und</strong> Kokos<br />
<strong>und</strong> bereuen es nicht. Zenhäusern hat<br />
selber Freude an seinen Produkten, die<br />
gut ankommen bei der K<strong>und</strong>schaft. <strong>Wo</strong>bei<br />
die Einheimischen eher konservativ<br />
seien im Geschmack. Die Touristen – er �<br />
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Essen
Walliser<br />
<strong>Käse</strong>schnitte<br />
Für 2-Portionen-<br />
Gratinformen<br />
Zutaten<br />
Butter für die Form, 2 grosse oder 4 kleine,<br />
1½ cm dicke Scheiben Ruch- oder Weissbrot,<br />
ca. 1 dl Walliser Weisswein, 250 g geraffelter<br />
Raclettekäse, 2 dl Rahm, 2 Eier<br />
(getrennt), Salz, Pfeffer, Muskat, eine Prise<br />
Backpulver, Cayenne-Pfeffer oder Paprika<br />
Zubereitung<br />
1. Backofen auf 200 Grad vorheizen.<br />
2. Formen ausbuttern. Brot hineinlegen <strong>und</strong><br />
gleichmässig mit Weisswein beträufeln.<br />
3. Geraffelten <strong>Käse</strong>, Rahm <strong>und</strong> Eigelb<br />
mischen <strong>und</strong> mit Salz, Pfeffer, Muskat<br />
würzen.<br />
4. Eiweiss mit dem Backpulver steif schlagen<br />
<strong>und</strong> den Schnee sorgfältig unter die<br />
<strong>Käse</strong>masse heben.<br />
5. Masse auf die Brotscheiben verteilen,<br />
mit etwas Paprika oder Cayenne-Pfeffer<br />
bestäuben <strong>und</strong> etwa 20 Minuten goldbraun<br />
überbacken.<br />
6. Heiss mit grünem Salat servieren.<br />
Zubereitungszeit: ca. 30 Minuten<br />
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Geschwellte<br />
Kartoffeln<br />
mit <strong>Käse</strong><br />
Für 4 Portionen<br />
Zutaten<br />
1 kg festkochende Kartoffeln, z. B. Charlotte,<br />
verschiedene Hartkäsesorten wie<br />
Alpkäse oder Hobelkäse, Mutschli, Weichkäse<br />
wie Ziger, mit oder ohne Kräuter,<br />
Butter, Maldon-Salz oder Fleur de sel,<br />
Pfeffer, Kümmel, Essiggurken, eingelegte<br />
Silberzwiebelchen<br />
Zubereitung<br />
1. Die Kartoffeln in Salzwasser oder im<br />
Dampf schnittfest garen.<br />
2. Sämtliche Zutaten auf dem Tisch bereitstellen,<br />
sodass alle zulangen können.<br />
3. Die gar gekochten Kartoffeln in einem<br />
Körbchen warmhalten <strong>und</strong> sofort auf<br />
den Tisch bringen.<br />
4. Nach Belieben Brot, Trockenfleisch <strong>und</strong><br />
Salat dazu servieren.<br />
Zubereitungszeit: ca. 30 Minuten<br />
Bezugsquellen Rezeptfotos: Topflappen, Küchentücher,<br />
Servietten <strong>und</strong> Buttergeschirr von En soie, Strehlgasse 26,<br />
8001 Zürich, 044 211 59 02. Restliche Gegenstände privat.<br />
nennt sie Gäste – hingegen würden die<br />
Kümmel-Mutschli <strong>und</strong> seinen mit Kräutern,<br />
Zwiebeln oder gar Curry gewürzten<br />
Ziger, einen Frischkäse, der an Ricotta erinnert,<br />
schätzen. Zu Recht beliebt ist auch<br />
Zenhäuserns selbst eingekochte Aprikosenkonfitüre.<br />
Die macht er zwischendurch,<br />
wenn er nicht gerade Butter, Rahm,<br />
<strong>Milch</strong> oder Joghurt produziert oder in<br />
seinem kleinen Gärtchen hinter der <strong>Käse</strong>rei<br />
das Gemüse <strong>und</strong> die Blumen pflegt.<br />
Die Mittagszeit ist längst vorbei, Alexander<br />
Zenhäusern hat seine 30 Laibe Alpkäse<br />
in Form gebracht <strong>und</strong> die restliche<br />
<strong>Milch</strong> zu Ziger verarbeitet. Zwischen drei<br />
<strong>und</strong> vier Uhr nachmittags wird er sich etwas<br />
Warmes kochen, sein Mittagessen <strong>und</strong><br />
Nachtessen in einem. Denn um 18 Uhr<br />
wird bereits wieder das Telefon klingeln,<br />
um die Abendmilch anzukündigen.<br />
SENNEREI OBERGESTELN<br />
Furkastrasse 1, 3988 <strong>Obergesteln</strong> VS<br />
027 973 20 12. Täglich geöffnet 8 – 12 Uhr<br />
<strong>und</strong> 18 – 19 Uhr. www.gomser.ch<br />
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