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Designer der Zukunft: Philippe Malouin wurde bereits mehrfach in ...

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IdealesHEIM im November 2010 „DIY trifft Kunst“<br />

<strong>Designer</strong> <strong>der</strong> <strong>Zukunft</strong>:<br />

<strong>Philippe</strong> <strong>Malou<strong>in</strong></strong> <strong>wurde</strong><br />

<strong>bereits</strong> <strong>mehrfach</strong><br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>in</strong>ternationalen<br />

Presse gefeiert.


Ich liebe Materialien, die je<strong>der</strong>mann<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Do-it-yourself-Geschäft<br />

f<strong>in</strong>den kann», erklärt <strong>der</strong> junge kanadische<br />

<strong>Designer</strong> <strong>Philippe</strong> <strong>Malou<strong>in</strong></strong> im Gespräch<br />

mit IdealesHEIM. Se<strong>in</strong>e Stücke s<strong>in</strong>d aber<br />

alles an<strong>der</strong>e als irgendwie zusammengebastelt.<br />

Sie werden zwar zum grössten Teil <strong>in</strong> aufwendiger<br />

Handarbeit <strong>in</strong> <strong>Philippe</strong>s Londoner Atelier<br />

gefertigt, ansehen tut man es ihnen aber<br />

mitnichten. «Ich mag gutes Handwerk, es stellt<br />

e<strong>in</strong>en Grossteil me<strong>in</strong>er Arbeit dar, aber ich<br />

will nicht, dass man das sieht.» Die Produkte, die<br />

<strong>Malou<strong>in</strong></strong> macht, s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>e Symbiose zwischen<br />

Industrie und Handwerk. So ist zwar se<strong>in</strong>e Arbeit<br />

verwandt mit e<strong>in</strong>er neuen Strömung, die<br />

<strong>Philippe</strong> <strong>Malou<strong>in</strong></strong><br />

DIY trifft Kunst<br />

Der kanadische <strong>Designer</strong> lebt<br />

zurzeit <strong>in</strong> London und gehört zu e<strong>in</strong>er<br />

Gruppe junger Kreativer, die e<strong>in</strong>en<br />

experimentellen Ansatz wagen, <strong>der</strong><br />

zwischen Industrie und Kunst vermittelt.<br />

Text: Susanna Koeberle Porträt: Alv<strong>in</strong> Chan<br />

«Rad Table»: Tisch aus<br />

<strong>der</strong> Gridlock-Kollektion,<br />

die <strong>Malou<strong>in</strong></strong> dieses Jahr<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Pariser Galerie<br />

NextLevel zeigte.<br />

«Alice Lamp»:<br />

Die Leuchte trägt den<br />

Namen <strong>der</strong> Person,<br />

die bei <strong>der</strong> Entstehung<br />

assistiert hat.<br />

momentan gerade bei Londoner Junggestaltern<br />

zelebriert wird, <strong>in</strong> <strong>der</strong> man wie<strong>der</strong> auf Low-<br />

Tech-Herstellungsmethoden zurückgreift, aber<br />

sie unterlässt diese «Schau-das-ist-selbstgemacht-Geste»<br />

– die obendre<strong>in</strong> meistens noch<br />

e<strong>in</strong>en Kunstanspruch geltend macht –<br />

auf subtile Art. E<strong>in</strong> Kunstbezug ist auch bei<br />

<strong>Malou<strong>in</strong></strong>s Arbeit vorhanden: Se<strong>in</strong>e Objekte<br />

lassen sich <strong>in</strong> <strong>der</strong> Nähe <strong>der</strong> M<strong>in</strong>imal Art ansiedeln.<br />

Mit dem Unterschied, dass man sich<br />

draufsetzen kann. Und dass man die Teile auch<br />

verstehen kann. Dieser demokratische und<br />

zugleich experimentelle Ansatz se<strong>in</strong>es Schaffens<br />

mag mit se<strong>in</strong>er Ausbildung zusammen hängen.<br />

Nach e<strong>in</strong>em klassischen Studium <strong>in</strong> Industrie-<br />

design <strong>in</strong> Montréal verschlägt es ihn dank se<strong>in</strong>er<br />

ausserordentlichen Abschlussnoten mit<br />

e<strong>in</strong>em Stipendium an die ENSCI <strong>in</strong> Paris, wo er<br />

e<strong>in</strong> Stage bei Hermès machen kann. «Es war<br />

eigentlich fast e<strong>in</strong> Schock, <strong>der</strong>art unterschied<br />

sich diese Arbeit von dem, was ich bisher<br />

gemacht hatte», erzählt er lachend, «aber<br />

daraufh<strong>in</strong> wollte ich <strong>in</strong> Europa bleiben.» Es folgt<br />

e<strong>in</strong> Praktikum <strong>in</strong> Amsterdam beim holländischen<br />

<strong>Designer</strong>duo Tjep, die ihm raten, sich an <strong>der</strong><br />

Design Academy E<strong>in</strong>dhoven e<strong>in</strong>zuschreiben.<br />

Erfolgreiche Abschlussarbeit als Start<br />

In E<strong>in</strong>dhoven nimmt man ihn ohne mit <strong>der</strong><br />

Wimper zu zucken auf. Se<strong>in</strong>e Abschlussarbeit, →


IdealesHEIM im November 2010 „DIY trifft Kunst“<br />

<strong>Philippe</strong> <strong>Malou<strong>in</strong></strong>: „Eigentlich<br />

<strong>in</strong>spirieren mich D<strong>in</strong>ge, die nicht<br />

Design s<strong>in</strong>d, viel eher.“<br />

«Andy Lamp»: Teil <strong>der</strong><br />

«Standard Range»-<br />

Kollektion knüpft die<br />

Lampe an e<strong>in</strong> existierendes<br />

Design an.<br />

«Skid Row»: Der Sessel<br />

ist von den Rückenlehnen<br />

<strong>in</strong>spiriert, die<br />

man oft <strong>in</strong> Taxis sieht.<br />

→ <strong>der</strong> aufblasbare Tisch «Grace Table», macht<br />

Furore: Er wird als e<strong>in</strong>e von drei ausgewählten<br />

E<strong>in</strong>dhoven-Abschlussarbeiten 2008 <strong>in</strong> Mailand<br />

gezeigt und gew<strong>in</strong>nt 2009 am D3 Contest für<br />

Nachwuchsdesign <strong>in</strong> Köln e<strong>in</strong>en Preis. Nach<br />

dem Studium arbeitet <strong>Malou<strong>in</strong></strong> für Tom Dixon an<br />

verschiedenen grösseren Projekten mit, bevor er<br />

2009 se<strong>in</strong> eigenes Studio eröffnet. Mittlerweile<br />

s<strong>in</strong>d auch verschiedene Design-Galerien auf den<br />

talentierten Gestalter aufmerksam geworden<br />

und geben limitierte Editionen <strong>in</strong> Auftrag: Die<br />

Galerie Fumi <strong>in</strong> London zeigt se<strong>in</strong>e Arbeiten, und<br />

er entwirft Stücke für die Galerie Rossana<br />

Orlandi <strong>in</strong> Mailand. Auch Isabelle Mesnil von <strong>der</strong><br />

NextLevel-Galerie ist fasz<strong>in</strong>iert von se<strong>in</strong>en<br />

Prämierte Abschlussarbeit:<br />

Der aufblasbare<br />

Tisch «Grace Table»<br />

markiert den Anfang<br />

von <strong>Malou<strong>in</strong></strong>s Karriere.<br />

Stücken und ermöglicht ihm Anfang dieses<br />

Jahres se<strong>in</strong>e erste E<strong>in</strong>zelausstellung <strong>in</strong> ihren<br />

Räumlichkeiten mitten im Pariser Marais.<br />

Unerwartetes Resultat<br />

Die limitierte «Gridlock»-Kollektion, die er bei<br />

NextLevel ausstellt, veranschaulicht se<strong>in</strong>e<br />

Arbeitsweise. Die Kollektion besteht aus sechs<br />

Stücken – zwei Leuchten, zwei Tischen und zwei<br />

mobilen Objekten –, welche aus speziellen<br />

Alum<strong>in</strong>iumröhrchen zusammengefügt s<strong>in</strong>d. Die<br />

Konstruktionen werden teilweise mit Eisenteilen<br />

komb<strong>in</strong>iert. «Um e<strong>in</strong>e solche Lampe zusammenzusetzen,<br />

brauche ich mit <strong>der</strong> Hilfe e<strong>in</strong>es<br />

Assistenten drei ganze Tage. Aber diese Arbeit<br />

«Hanger Chair»:<br />

Hybrides Möbelstück<br />

für städtische Haushalte,<br />

<strong>in</strong> denen es an<br />

Platz mangelt.<br />

ist nicht sichtbar; ich mag es nicht, wenn D<strong>in</strong>ge<br />

zu offensichtlich s<strong>in</strong>d», erläutert <strong>der</strong> <strong>Designer</strong>.<br />

Das Pr<strong>in</strong>zip des Zusammensetzens und -fügens<br />

ist charakteristisch für <strong>Malou<strong>in</strong></strong>s Vorgehen,<br />

könnte fast als e<strong>in</strong>e Arbeitsstrategie verstanden<br />

werden. Es ist e<strong>in</strong>e Art Sampl<strong>in</strong>g von Materialien,<br />

e<strong>in</strong> Mixen von Teilen, die man <strong>in</strong> dieser<br />

Komb<strong>in</strong>ation nicht erwartet; e<strong>in</strong>e Mischung, die<br />

irgendwie unangebracht ersche<strong>in</strong>t und durch<br />

diese Verfremdung und Re<strong>in</strong>terpretation e<strong>in</strong>en<br />

Überraschungseffekt erzeugt. Zugleich bleiben<br />

die Stücke sehr leise, sehr m<strong>in</strong>imalistisch,<br />

wirken fast abgelöst von ihrer Funktion, und<br />

zwar gerade weil sie aus <strong>der</strong> Funktion e<strong>in</strong><br />

Gestaltungspr<strong>in</strong>zip machen. «Ganz banale →


IdealesHEIM im November 2010 „DIY trifft Kunst“<br />

Das Pr<strong>in</strong>zip des <strong>in</strong>telligenten<br />

Ane<strong>in</strong>an<strong>der</strong>fügens ist<br />

bei <strong>Malou<strong>in</strong></strong>s Vorgehen das<br />

charakteristische Element.<br />

«DIY»: Gezeigt an<br />

<strong>der</strong> DMY Berl<strong>in</strong>. Der<br />

Tisch verweist auf<br />

<strong>Malou<strong>in</strong></strong>s Vorliebe für<br />

Materialien.<br />

→ Objekte, die nur <strong>in</strong> <strong>der</strong> Industrie Verwendung<br />

f<strong>in</strong>den und die nur für ihre Funktion da s<strong>in</strong>d und<br />

nicht für die Ästhetik, können wun<strong>der</strong>schön se<strong>in</strong>.<br />

Eigentlich <strong>in</strong>spirieren mich D<strong>in</strong>ge, die nicht<br />

Design s<strong>in</strong>d, viel eher», antwortet er auf die<br />

Frage nach den Quellen se<strong>in</strong>er Ideen. An erster<br />

Stelle nennt <strong>Malou<strong>in</strong></strong> die Kunst, vor allem die<br />

M<strong>in</strong>imal Art. Und gerät <strong>in</strong>s Schwärmen: «Donald<br />

Judd ist für mich die Nummer e<strong>in</strong>s; er besass<br />

die seltene Gabe, Kunst und Design zu überschreiten.<br />

Aber auch Carl Andre, Tony Smith o<strong>der</strong><br />

die Op-Art <strong>der</strong> 1960er-Jahre wie Bridget Riley<br />

o<strong>der</strong> Victor Vasarely mit ihren e<strong>in</strong>fachen,<br />

geometrischen Formen s<strong>in</strong>d für mich starke<br />

künstlerische Referenzen», verrät er.<br />

«Tent Sofa»: Das<br />

verwandelbare Sofa<br />

für K<strong>in</strong><strong>der</strong> <strong>wurde</strong> für<br />

die italienische Firma<br />

Campeggi kreiert.<br />

Angesprochen auf den aktuellen, schon fast<br />

polemischen Diskurs um Design-Art me<strong>in</strong>t er<br />

gelassen: «Ach, ich mache vielleicht künstlerisches<br />

Design, aber ich mache ganz klar Design.<br />

Es ist absurd, Design machen zu wollen,<br />

das man nicht benützen kann.» Fest steht, dass<br />

limitierte Editionen mehr Freiraum zulassen<br />

und dieser <strong>der</strong> experimentellen Arbeitsweise<br />

<strong>Malou<strong>in</strong></strong>s eher entspricht als die re<strong>in</strong><br />

massentaugliche <strong>in</strong>dustrielle Produktion.<br />

Reduktion als Pr<strong>in</strong>zip<br />

Aber egal für welchen Markt, das Experimentieren<br />

mit Materialien, mit bestehenden Formen<br />

und Objekten bleibt stets zentral. Und er möchte<br />

«Humpty»: Die Leuchte<br />

balanciert dank e<strong>in</strong>es<br />

Gewichts an <strong>der</strong> Basis.<br />

Sie präsentiert ihr<br />

Innenleben ganz offen.<br />

auch den Konsumenten an diesem Prozess<br />

teilhaben lassen: Zu vielen Stücken gibt es<br />

kle<strong>in</strong>e Videos, die zeigen, «wie das Produkt zur<br />

Welt gekommen ist». Bei <strong>der</strong> «Gridlock»-<br />

Kollektion erhält man E<strong>in</strong>blick <strong>in</strong> Skizzen, erlebt<br />

die Entwicklung <strong>der</strong> e<strong>in</strong>zelnen Komponenten,<br />

taucht <strong>in</strong>s Produkt und wird Zeuge <strong>der</strong> Entstehung<br />

<strong>der</strong> architektonischen Objekte. Dabei<br />

macht man die paradoxe – aber irgendwie auch<br />

logische – Erfahrung, dass die Rastergitter<br />

je grösser sie werden, desto leerer wirken. Wie<br />

das Maximale zum M<strong>in</strong>imalen wird. Und das<br />

kann man von allen Stücken <strong>Malou<strong>in</strong></strong>s sagen. n<br />

www.philippemalou<strong>in</strong>.com<br />

www.nextlevelgalerie.com

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