DER CHOR DER HOFFNUNG
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26 am schreibtisch<br />
Ninetta Sombart<br />
IMMER IM AUFBRUCH<br />
von Frank Berger<br />
Ninetta Sombarts malerisches Werk steht seit Jahrzehnten unter<br />
dem Motiv des Ringens um neue Ausdrucksmöglichkeiten für die<br />
großen Bildmotive, wie sie vor allem in den Evangelien gegeben<br />
sind. Den geistigen und künstlerischen Mittelpunkt bildet, was man<br />
als das würdigste Motiv christlicher Andacht und Meditation empfinden<br />
kann: das Antlitz Christi.Während Jahrhunderte europäischer<br />
Malerei vorwiegend den Menschen Jesus dargestellt haben, geht es<br />
Ninetta Sombart um die geistig-übersinnliche Dimension ihrer<br />
Motive: Wie kann man heute die Epiphanie der Jordantaufe darstellen,<br />
wie dieVerklärung auf dem Berge, den Auferstandenen, wie<br />
das Bild des Engels?<br />
Ninetta Sombart wurde 1925 als fünfte Tochter des berühmten<br />
Volkswirtschaftlers und Soziologen Professor Werner Sombart in<br />
Berlin geboren. IhrVater war damals 62 Jahre alt und war selbst geboren<br />
worden, als seinVater schon sechzig war – Ninettas Großvater<br />
war also zu Lebzeiten Schillers, dreißig Jahre vor Goethes Tod, zur<br />
Welt gekommen! So war ihr intellektuell-großbürgerliches<br />
Elternhaus noch stark von den Lebensgewohnheiten des 19. Jahrhunderts<br />
geprägt. Die Mutter stammte aus Rumänien und nahm<br />
06 2011<br />
Unter zeitgenössischen Künstlern ist die Auseinandersetzung mit christlich-religiösen Themen gegenüber früheren Epochen stark in den Hintergrund getreten. Umso<br />
auffallender ist es, wenn das Œuvre einer Malerin mit erstaunlicher Konsequenz von der Umsetzung scheinbar «alter» Motive christlicher Kunst geprägt ist, und zwar<br />
in einer höchst eigenständigen und unverwechselbaren Form- und Farbensprache.<br />
ihre Tochter gelegentlich in die Gottesdienste der russischorthodoxen<br />
Kirche mit. Dort stand die große Ikonostasenwand mit<br />
wunderbaren Bildern, und es erklang herrlicher Gesang. Frühe,<br />
prägende Eindrücke, die an dem religiösen Grund bildeten, aus dem<br />
sie später ihre Malerei schöpfte. Einen väterlichen Freund und<br />
Lehrer, der ihr durch seine Lebensart und moralische Autorität wegweisende<br />
spirituelle Orientierung vermittelte, fand die junge<br />
Ninetta in dem rumänischen Dirigenten Sergiu Celebidache.<br />
Nach dem Krieg und ersten Erfahrungen als Plakatmalerin gelangt<br />
sie über ihren Mann, einen amerikanischen Kunststudenten, der<br />
als GI nach Deutschland gekommen war, nach New York. Entbehrungsreiche<br />
Jahre in den USA folgen,in denen Familienpflichten<br />
und Sorge um den Lebensunterhalt mit ersten künstlerischen<br />
Schritten zu vereinbaren sind.<br />
Sombart schult sich durch Museumsbesuche und lässt sich stilistisch<br />
durch Surrealisten wie Magritte anregen, besucht Salvador Dali,<br />
studiert Rothkos Farbbehandlung und zugleich alte Meister wie<br />
Breughel, die Sieneser oder den großen Naiven Henri Rousseau.<br />
Ihre frühen Arbeiten machen sie rasch bekannt, und einige Bilder<br />
finden als Kunstdrucke in den USA weiteVerbreitung. 1962 geht sie<br />
zurück nach Europa, arbeitete sich in Basel zur Werbeleiterin eines<br />
großen Industriebetriebes empor, bis sie sich ab 1987 in ihrem<br />
Wohnort Arlesheim ausschließlich der Malerei widmen kann.Heute<br />
sind ihre Werke über die ganze Welt verbreitet, ihre Altarbilder prägen<br />
zahlreiche Kirchen, und die Postkarten, Kalender und Poster<br />
ihrer Malerei erzielen hohe Auflagen. Auch mit 86 Jahren ist<br />
Ninetta Sombart unvermindert künstlerisch aktiv – Neues<br />
entsteht, Altes wird immer wieder übermalt oder neu<br />
gegriffen. Denn Ninetta Sombart ist ein Mensch, dessen Biografie<br />
von jugendlichen Aufbruchskräften gekennzeichnet ist. ■<br />
Die Bücher von und zu Ninetta Sombart sind zu finden unter:<br />
www.urachhaus.de/buecher/9783825174330/ninetta-sombart