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Funde und Befunde aus den taucharchäologischen Ausgrabungen ...

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<strong>F<strong>und</strong>e</strong> <strong>und</strong> Bef<strong>und</strong>e <strong>aus</strong> <strong>den</strong> <strong>taucharchäologischen</strong> <strong>Ausgrabungen</strong><br />

in <strong>den</strong> Schichten 7, 8 <strong>und</strong> 9 von Sipplingen-Osthafen<br />

1. Einführung<br />

In der Flachwasserzone der Sipplinger Bucht, am Nordufer<br />

des Überlinger Sees, befindet sich eine der bedeutendsten<br />

Feuchtbo<strong>den</strong>siedlungen Südwestdeutschlands.<br />

Die Pfahlb<strong>aus</strong>tation Sipplingen-Osthafen (KOLB 1997a;<br />

Abb. #1)umfaßt zahlreiche Dorfanlagen des Jung- <strong>und</strong><br />

Endneolithikums <strong>und</strong> der Bronzezeit, u. a. der Hornstaader<br />

Gruppe, der Pfyner Kultur, der Horgener Kultur, der<br />

Schnurkeramik <strong>und</strong> der spätbronzezeitlichen Urnenfelderkultur.<br />

Ihre <strong>den</strong>drochronologischen Daten liegen im Zeitraum<br />

zwischen 3912–2417 v. Chr <strong>und</strong> um 933 v. Chr.<br />

(BILLAMBOZ 1985).<br />

Die Vielzahl von Kulturschichten, die in stratigraphischer<br />

Abfolge übereinander liegen, ist insbesondere geeignet<br />

Fragen des kulturellen Wandels <strong>und</strong> der Kontinuität nachzugehen.<br />

Bereits zu Beginn der <strong>taucharchäologischen</strong> Untersuchungen<br />

in der Sipplinger Bucht in <strong>den</strong> frühen 1980er Jahren<br />

konnte durch die <strong>Ausgrabungen</strong> in der Horgener Stratigraphie<br />

im Westen der Pfahllb<strong>aus</strong>tation ein wichtiger Beitrag<br />

zur Thematik des Übergangs von der Pfyner zur Horgener<br />

Kultur geleistet wer<strong>den</strong> (Kolb 1993). So ließen sich<br />

durch <strong>den</strong> F<strong>und</strong>komplex <strong>aus</strong> Schicht 11, der <strong>den</strong>drochronologisch<br />

zwischen 3316–3303 v. Chr. datiert, erstmals<br />

deutliche Anzeichen kultureller Kontinuität zwischen Pfyner<br />

<strong>und</strong> Horgener Kultur erfassen, die für eine autochthone<br />

Entwicklung der Horgener Kultur sprachen. Wie wir<br />

heute wissen, kommt ein wesentlicher Impuls dieses<br />

Transformationsprozesses <strong>aus</strong> dem donauländischen<br />

Raum zu kommen (DE CAPITANI/LEUZINGER 1998; KÖNIN-<br />

GER/KOLB/SCHLICHTHERLE 2000).<br />

Im Zuge der Grabungen der 1980er Jahre wur<strong>den</strong> auch im<br />

östlichen Buchtbereich Sondagen durchgeführt. Von dort<br />

stammt <strong>aus</strong> Schicht 9, der oberen Strate einer jungneolithischen<br />

Stratigraphie, ein in mehrfacher Hinsicht bemerkenswertes<br />

F<strong>und</strong>inventar (BILLAMBOZ/KOLB/SCHLICHT-<br />

HERLE 1988; KOLB 1997b). Neben einigen klassischen Pfyner<br />

Keramikformen fan<strong>den</strong> sich Fragmente recht<br />

dickwandiger Ware sowie einige Gefäße, die sich weder in<br />

das bekannte Spektrum der Pfyner, noch in das der Horgener<br />

Kultur einfügen ließen. Insbesondere schlickgerauhte<br />

Trichtertöpfe mit Randlochungen vereinigen typische<br />

Merkmale beider Kulturen. Da keine <strong>den</strong>drochronologischen<br />

Daten zur Verfügung stan<strong>den</strong> erfolgte eine erste<br />

Einordnung der <strong>F<strong>und</strong>e</strong> zunächst auf typologischem Wege.<br />

MARTIN KOLB<br />

Das F<strong>und</strong>inventar wurde einstweilen in <strong>den</strong> Übergang<br />

zwischen Pfyner <strong>und</strong> Horgener Kultur gestellt. 1 Eine weitere<br />

präzisere Klärung der zeitlichen <strong>und</strong> kulturellen Zuordnung<br />

der <strong>F<strong>und</strong>e</strong> <strong>aus</strong> Schicht 9 mußte allerdings zunächst<br />

offen bleiben.<br />

Die Bewilligung eines bei der Fritz Thyssen Stiftung eingereichten<br />

Forschungsantrages schuf 1998 die Vor<strong>aus</strong>setzung,<br />

Schicht 9 in einem größeren Ausschnitt zu untersuchen.<br />

Die Hauptziele der geplanten Forschungsgrabung<br />

bestan<strong>den</strong> darin, <strong>aus</strong> Schicht 9 ein umfangreiches <strong>und</strong> damit<br />

repräsentatives F<strong>und</strong>inventar zu bergen <strong>und</strong> <strong>den</strong>drochronologisch<br />

datierbare Holzproben zu gewinnen. Im<br />

Mittelpunkt der Untersuchungen stan<strong>den</strong> überdies Fragen<br />

zu Wirtschaft <strong>und</strong> Umwelt. Durch die systematische Ent-<br />

Abb. 1 Blick auf die Pfahlbaubucht von Sipplingen. Oben in<br />

Bildmitte ist der Sipplinger Osthafen zu erkennen. Der weisse Pfeil<br />

in der linken Bildhälfte markiert die Lage der Schnitte 40 <strong>und</strong><br />

140 in der Flachwasserzone.<br />

1 Die damals vorgenommenen typologischen Einschätzungen, müssen<br />

nach Abschluss der jetzt vorgenommenen Untersuchungen, revidiert<br />

wer<strong>den</strong>.<br />

9


10<br />

Abb. 2 Sipplingen-Osthafen. Im Ostteil der Bucht macht sich die Forschungstaucherequipe zum Tauchgang<br />

bereit.<br />

nahme von Großrestproben sollte die Basis für vergleichende<br />

Untersuchungen zu Kultur- <strong>und</strong> Wildpflanzenspektren<br />

<strong>aus</strong> Ufersiedlungen des Jung- <strong>und</strong> Endneolithikums<br />

am Bo<strong>den</strong>see geschaffen wer<strong>den</strong>. Ferner wurde die<br />

Sondierung der darunter liegen<strong>den</strong> Schichten 7 <strong>und</strong> 8 in<br />

kleinen fensterartigen Ausschnitten ins Auge gefasst.<br />

Die durch die Fritz Thyssen Stiftung finanzierten Tauchgrabungen<br />

wur<strong>den</strong> in <strong>den</strong> Wintermonaten der Jahre 1998<br />

<strong>und</strong> 1999 durchgeführt (Abb. #2).<br />

2. Die Pfahlbauten in der Sipplinger Bucht – Ein Überblick<br />

zur Forschungsgeschichte <strong>und</strong> zum aktuellen Kenntnisstand<br />

Die Ufersiedlungen in der Sipplinger Bucht, die heute als<br />

Station Sipplingen-Osthafen zusammengefasst wer<strong>den</strong>,<br />

zählen zu <strong>den</strong> seit dem 19. Jh. bekannten Standardsiedelplätzen<br />

am Bo<strong>den</strong>see. Ihre Entdeckung erfolgte durch <strong>den</strong><br />

Stiftungsverwalter Ullersberger <strong>und</strong> seinen Schwiegersohn<br />

Lachmann im Winter 1864/65 (s. 5. Mitt. Antiqu. Ges.<br />

Zürich 1866, 285 ff.). In <strong>den</strong> folgen<strong>den</strong> Jahrzehnten wur<strong>den</strong><br />

bei unkontrollierten Grabungen in der Flachwasserzone<br />

große Mengen an F<strong>und</strong>material zutage gefördert, die<br />

schon frühzeitig die besondere Bedeutung der Station erahnen<br />

ließen.<br />

Größere Bekanntheit erlangten die Seeufersiedlungen in<br />

Sipplingen durch die damals Aufsehen erregende Caissongrabung<br />

Hans Reinerths in <strong>den</strong> Jahren 1929/30<br />

(REINERTH 1932). Im trockengelegten Caisson konnte ein<br />

etwa 350 m 2 großer Ausschnitt im Horgener Siedlungsareal<br />

im Westen der Bucht untersucht wer<strong>den</strong>.<br />

Nach fast fünfzigjährigem Forschungsstillstand am deut-<br />

schen Teil des Bo<strong>den</strong>sees nahm im Jahre 1979 das Landes<strong>den</strong>kmalamt<br />

Ba<strong>den</strong>-Württemberg im Rahmen des Projektes<br />

Pfahlbauarchäologie Bo<strong>den</strong>see-Oberschwaben (PBO)<br />

die Pfahlbauforschung wieder auf. Die archäologische Bestandsaufnahme<br />

<strong>und</strong> <strong>den</strong>kmalpflegerische Betreuung der<br />

Siedlungen in der Sipplinger Bucht bil<strong>den</strong> seit dem einen<br />

der Schwerpunkte der archäologischen Denkmalpflege am<br />

Bo<strong>den</strong>see (KOLB 1997a). Im Zuge dieser Arbeiten konnten<br />

wesentliche Informationen zum Zustand <strong>und</strong> zum archäologischen<br />

Stellenwert dieses Denkmals gewonnen<br />

wer<strong>den</strong>.<br />

Die Sondagen der 1980er Jahre konzentrierten sich auf<br />

<strong>den</strong> Bereich des Sipplinger Osthafens im Westen der Sipplinger<br />

Bucht. Bei diesen Rettungsgrabungen gelang es,<br />

eine sechsschichtige Stratigraphie der Horgener Kultur zu<br />

dokumentieren. Diese nimmt heute eine Schlüsselrolle<br />

zum Verständnis der spätneolithischen Entwicklung in<br />

Südwestdeutschland ein. Die Ergebnisse der <strong>taucharchäologischen</strong><br />

<strong>Ausgrabungen</strong> im Horgener Siedlungsareal liegen<br />

im Rahmen einer Dissertation vor (KOLB 1993).<br />

In <strong>den</strong> 1990er Jahren erfolgte die systematische Bestandsaufnahme<br />

der Siedlungsreste im östlichen Teil der Sipplinger<br />

Bucht, gleichzeitig wur<strong>den</strong> Maßnahmen zum dauerhaften<br />

Schutz der F<strong>und</strong>stelle eingeleitet.<br />

Beim gegenwärtigen Kenntnisstand lassen sich in diesem<br />

Areal Kulturschichten von mindestens sechs jungneolithischen<br />

Dorfanlagen i<strong>den</strong>tifizieren. In <strong>den</strong> vergangenen Jahren<br />

glückte überdies der Nachweis zweier weiterer Horgener<br />

Siedlungsschichten im östlichen Buchtbereich, durch<br />

die sich die Horgener Stratigraphie im Westen der Sipplinger<br />

Bucht ergänzen ließ.<br />

Im Verlauf der Dokumentationsarbeiten wurde zusehends<br />

deutlich, dass die Sipplinger Pfahlb<strong>aus</strong>iedlungen ein Kultur<strong>den</strong>kmal<br />

von überragender Bedeutung darstellt. Her-


vorzuheben ist die riesige Ausdehnung von 20000 bis<br />

25000 m 2 noch weitgehend intakter Kulturschichten, die<br />

teilweise in mächtigen stratigraphischen Abfolgen vorliegen.<br />

Beim derzeitigen Kenntnisstand können 14 neolithische<br />

<strong>und</strong> eine spätbronzezeitliche Kulturschicht unterschie<strong>den</strong><br />

wer<strong>den</strong>. Weitere Siedlungsphasen sind <strong>den</strong>drochronologisch<br />

belegt.<br />

Die Forschungsgrabungen in <strong>den</strong> Jahren 1998 <strong>und</strong> 1999<br />

befassten sich schließlich mit <strong>den</strong> jungneolithischen Ufersiedlungen<br />

ganz im Osten der Bucht (Abb. #3). Kernstück<br />

der <strong>Ausgrabungen</strong> bildete die feinstatigraphische Untersuchung<br />

von Schicht 9 in einer etwa 35 m 2 großen Fläche.<br />

Im Umfeld der Grabungsfläche wur<strong>den</strong> in größerem Umfang<br />

an der Oberfläche liegende Kulturschichten <strong>und</strong> das<br />

Pfahlfeld dokumentiert.<br />

3. Die Tauch<strong>aus</strong>grabungen im Areal von Schicht 9<br />

3.1 Die Sondagen 1982–1987<br />

Die ersten Untersuchungen in Schicht 9 wur<strong>den</strong> im Jahre<br />

1982 durch die Hinweise auf einen „Grabungstrichter“<br />

<strong>aus</strong>gelöst. Sporttaucher hatten im Osten der Bucht Kulturschichten<br />

nach <strong>F<strong>und</strong>e</strong>n durchwühlt. Taucher des Landes<strong>den</strong>kmalamts<br />

Ba<strong>den</strong>-Württemberg lokalisierten in der<br />

Folge etwa 300 m östlich des Hafens einen Grabungstrichter,<br />

der beim Durchwühlen der an der Oberfläche liegen<strong>den</strong><br />

Kulturschicht entstan<strong>den</strong> war. Bei weiteren Nachforschungen<br />

gelang es, sowohl <strong>den</strong> Verursacher auf frischer<br />

Tat zu stellen, als auch das bis dahin zusammengetragene<br />

F<strong>und</strong>material sicherzustellen.<br />

Die Sondage 1982 diente der Dokumentation der verursachten<br />

Schä<strong>den</strong>. Das trichterförmige Loch von ca. 70 cm<br />

Durchmesser wurde zu einem Sondierschnitt (A 60) mit<br />

begradigten Profilseiten erweitert, in dem angegrabene<br />

<strong>F<strong>und</strong>e</strong> geborgen <strong>und</strong> die freigegrabenen Profile dokumentiert<br />

wer<strong>den</strong> konnten. Im darauffolgen<strong>den</strong> Frühjahr wurde<br />

A 60 auf einen vollen Quadratmeter erweitert (Q 402)<br />

<strong>und</strong> ein daran anschließendes weiteres Quadrat systematisch<br />

untersucht (Q 401).<br />

Durch weitere Sondierungen wurde im Jahre 1987 die<br />

Abb. 3 Sipplingen-Osthafen, Lageplan des Untersuchungsareals in der Sipplinger Bucht<br />

Schnittfläche auf 5 m 2 erweitert, wobei vorwiegend die<br />

zuoberst liegende Kulturschicht, Schicht 9, <strong>aus</strong>gegraben<br />

wurde. Südlich von Q 402 erfolgte eine Erweiterung um<br />

1,5 qm, in westliche Richtung konnte der Schnitt um 50<br />

cm verbreitert wer<strong>den</strong>. Da bei <strong>den</strong> Untersuchungen 1982<br />

<strong>und</strong> 1983 noch keine festen Vermessungspunkte in der<br />

Sipplinger Bucht existierten, orientierte sich die Ausrichtung<br />

der Quadrate Q 401 <strong>und</strong> Q 402 nicht an dem erst im<br />

darauffolgen<strong>den</strong> Jahr eingerichteten, fest vermarkten<br />

Messnetz. Durch geringfügige Abstiche an <strong>den</strong> westlichen<br />

Profilkanten wur<strong>den</strong> 1987 die Quadrate Q 401 <strong>und</strong> Q<br />

402 in das nun für die gesamte Sipplinger Bucht verbindliche<br />

Messraster eingepasst.<br />

Die bis dato im wesentlichen auf Schicht 9 begrenzte Grabung<br />

wurde 1987 in <strong>den</strong> landseitigen Viertelquadraten<br />

von Q 401 <strong>und</strong> Q 403 auf die darunterliegen<strong>den</strong> Kulturschichten,<br />

die Schichten 7 <strong>und</strong> 8, <strong>aus</strong>gedehnt.<br />

3.2 Die Tauch<strong>aus</strong>grabungen 1998–1999<br />

Das 1998 <strong>und</strong> 1999 untersuchte Siedlungsareal umfasst<br />

eine Größe von 112 m 2 . Ein Drittel der Fläche wurde <strong>aus</strong>gegraben,<br />

die restlichen zwei Drittel an der Oberfläche<br />

aufgenommen. Die etwa 5 m 2 große Grabungsfläche <strong>aus</strong><br />

<strong>den</strong> Tauchsondagen von 1982, 1983 <strong>und</strong> 1987 ist in der<br />

Flächenangabe bereits enthalten. Die dokumentierte Fläche<br />

befindet sich in <strong>den</strong> bei<strong>den</strong> Schnitten 40 <strong>und</strong> 140, die<br />

jeweils 7 x 8 Meter messen. Schnitt 40 umfasst die Südhälfte,<br />

Schnitt 140 die Nordhälfte der untersuchten Fläche<br />

(Abb. #4).<br />

3.2.1 Die Grabungsfläche in Schnitt 40<br />

Die Lage von Schnitt 40 wurde auf der Gr<strong>und</strong>lage eines<br />

engmaschigen Bohrrasters <strong>aus</strong>gesucht, welches zwischen<br />

<strong>den</strong> Eckkoordinaten 600/102 <strong>und</strong> 620/110 angelegt wurde<br />

<strong>und</strong> eine Fläche von 200 m 2 umfasst.<br />

Der Schnitt wurde westlich im Anschluß der Sondagefläche<br />

<strong>aus</strong> <strong>den</strong> Jahren 1982–1987 angelegt (Abb. #5).<br />

Im Verlauf der Kampagnen 1998 <strong>und</strong> 1999 gelang es, die<br />

11


12<br />

1 m<br />

Abb. 4 Lage von Schnitt 40 <strong>und</strong> 140 <strong>und</strong> der Ausgrabungsfläche<br />

(schwarz).<br />

obere F<strong>und</strong>schicht (Schicht 9) in einer 4 x 7 Meter großen<br />

zusammenhängen<strong>den</strong> Fläche <strong>aus</strong>zugraben. Zusätzlich<br />

wur<strong>den</strong> vier weitere Quadrate untersucht, die direkt nördlich<br />

<strong>und</strong> östlich an die Sondagefläche von 1982–1987 anschließen.<br />

Schicht 9 wurde somit in Schnitt 40 in insgesamt<br />

32,5 m 2 untersucht.<br />

Im Verlauf der abschließen<strong>den</strong> Untersuchungen im Spätjahr<br />

1999 wur<strong>den</strong> ergänzend die unter Schicht 9 liegen<strong>den</strong><br />

Kulturschichten 7 <strong>und</strong> 8 in <strong>den</strong> zwei Quadraten Q 605/<br />

106 <strong>und</strong> Q 605/105 <strong>aus</strong>gegraben <strong>und</strong> botanische Proben<br />

entnommen. Im gesamten gegrabenen Bereich wur<strong>den</strong> für<br />

die botanischen Untersuchungen systematisch Großrestproben<br />

entnommen (Abb. #6).<br />

3.2.2 Die Grabungsfläche in Schnitt 140<br />

Der Grabungsschnitt umfaßt die Quadrate Q 608/105<br />

<strong>und</strong> Q 609/105, wobei nur Q 608/105 landseitig lediglich<br />

zur Hälfte <strong>aus</strong>gegraben wurde. Die gegrabene Fläche umfaßt<br />

demnach 1,5 m 2 . Sie sollte der Feststellung des landseewärtigen<br />

Schichtverlaufs sowie der Klärung der Stratigraphie<br />

landseitig der Grabungsfläche in Schnitt 40 dienen.<br />

Abweichend ließen sich vereinzelte Kulturschichtflecken<br />

(Schicht 17) über der hangen<strong>den</strong> Seekreide<br />

von Schicht 9 nachweisen. Der Nachweis einer weiteren<br />

F<strong>und</strong>schicht (Schicht 17) kam insofern unerwartet, da bei<br />

<strong>den</strong> Sondagen 1982–1987 keine Hinweise auf eine vierschichtige<br />

stratigraphische Abfolge vorlagen. Die unter<br />

Schicht 9 liegen<strong>den</strong> Kulturschichten 7 <strong>und</strong> 8 blieben unberührt.<br />

Abb. 5 Lage der<br />

Grabungsflächen <strong>und</strong><br />

Oberflächenaufnahmen.<br />

3.2.3 Die Oberflächenaufnahmen Schnitt 40 <strong>und</strong> 140<br />

Die <strong>aus</strong>gedehnte Dokumentation der Oberfläche des Seegr<strong>und</strong>es<br />

(vgl. Abb. #5) lieferte anhand der kartierten Pfähle<br />

B<strong>aus</strong>trukturen. Zudem ließen sich weitere Anhaltspunkte<br />

zur Lage, Ausdehnung <strong>und</strong> zum Aufbau der erosionsbedingt<br />

an der Oberfläche liegen<strong>den</strong> Kulturschichten<br />

gewinnen.<br />

Die durch die hier eingreifende Flächenerosion bereits <strong>aus</strong><br />

<strong>den</strong> Kulturschichten <strong>aus</strong>gespülten F<strong>und</strong>stücke wur<strong>den</strong><br />

viertelquadratweise aufgesammelt, die an der Oberfläche<br />

bereits sichtbaren, aber noch in der Kulturschicht stecken<strong>den</strong><br />

F<strong>und</strong>stücke einzeln dokumentiert <strong>und</strong> geborgen. Weitere<br />

Bestandteile der Dokumentation bil<strong>den</strong> die zeichnerische<br />

Aufnahme der aufgeschlossenen Bef<strong>und</strong>- <strong>und</strong> Sedimentstrukturen<br />

sowie die Verprobung liegender Hölzer<br />

<strong>und</strong> Pfähle. Im Zuge der Tauchuntersuchungen wurde ein<br />

Fläche aufgenommen, die zwischen <strong>den</strong> Eckkoordinaten<br />

605/100 <strong>und</strong> 613/114 liegt.


3.3 Grabungstechnische Vorgehensweise<br />

Die Grabungstechnik unter Wasser orientierte sich im wesentlichen<br />

an <strong>den</strong> gängigen Dokumentationsverfahren, die<br />

im Laufe der vergangenen 20 Jahre im Rahmen der Arbeitsstelle<br />

Hemmenhofen des Landes<strong>den</strong>kmalamtes Ba<strong>den</strong>-Württemberg<br />

entwickelt <strong>und</strong> verfeinert wur<strong>den</strong><br />

(SCHLICHTHERLE 1990a, 26–33). Zentrale Bestandteile<br />

bil<strong>den</strong> die Einzeleinmessung von Bauhölzern <strong>und</strong> größeren<br />

F<strong>und</strong>stücken <strong>und</strong> das Schlämmen des entnommenen<br />

Kulturschichtmateriales in Trommelsieben mit Maschenweiten<br />

zwischen 5 <strong>und</strong> 7 mm.<br />

Oberflächenaufnahme <strong>und</strong> Grabung wur<strong>den</strong> im Quadratmeterraster<br />

durchgeführt. Die kleinste verwendete Flächeneinheit<br />

ist das Viertelquadrat.<br />

Die Arbeitsschritte unter Wasser lassen sich wie folgt zusammenfassen.<br />

Zunächst wur<strong>den</strong> die an der Oberfläche<br />

liegen<strong>den</strong> Schlicksande entfernt <strong>und</strong> die darin eingebetteten<br />

Oberflächenf<strong>und</strong>e abgesammelt, bevor die an der<br />

Oberfläche sichtbaren Bef<strong>und</strong>e <strong>und</strong> Bauhölzer aufgenommen<br />

wer<strong>den</strong> konnten. Zur Dokumentation unter Wasser<br />

wur<strong>den</strong> transparente Plexiglasplatten auf die vom Sand<br />

befreite Fläche aufgelegt <strong>und</strong> im Maßstab 1:1 mit Fettstiften<br />

durchgezeichnet. Die Originalaufnahmen ließen sich<br />

anschließend an Land mit Hilfe von Rasterplatten im<br />

Maßstab 1:10 auf MM-Papier übertragen. Anschließend<br />

an die Oberflächendokumentation erfolgte die Ausgrabung<br />

der Kulturschichten nach feinstratigraphischen Einheiten.<br />

Die Schichtoberkanten wur<strong>den</strong> jeweils gezeichnet,<br />

fotografiert <strong>und</strong> nivelliert.<br />

Das Abgraben der F<strong>und</strong>schichten erfolgte mit Hilfe eines<br />

von M. Kinsky entwickelte „Unterwasserstaubsaugers“<br />

(KINSKY 1995). Bisher war das entnommene Kulturschichtmaterial<br />

mit dem Grabungswerkzeug – in der Regel<br />

kleine Maurerkellen – in Schlämmkörbe verbracht wor<strong>den</strong>,<br />

was insbesondere im Falle von Kulturschichten mit<br />

lockerem Gefüge nur unter Verlusten gelang.<br />

Der “Unterwasserstaubsaugers“ arbeitet mit Hilfe einer<br />

Saugpumpe <strong>und</strong> einem zwischengeschalteten Sedimentfänger<br />

(Abb. #7). Damit ist sichergestellt, daß entnommenes<br />

Kulturschichtsediment <strong>und</strong> <strong>F<strong>und</strong>e</strong> geringer Größe<br />

durch Verfrachtung nicht verloren gehen. Im Gegensatz zu<br />

Airlifts ist der Ansaugdruck des Unterwasserstaubsaugers<br />

schwächer <strong>und</strong> die Technik damit geeignet, Feinstraten<br />

freizupräparieren.<br />

4. Die Bef<strong>und</strong>e<br />

4.1 Die Gliederung der Bef<strong>und</strong>e<br />

4.1.1 Oberflächensande <strong>und</strong> Schicht 9<br />

Die feinstratigraphische Gliederung von Schicht 9 war bereits<br />

durch die Sondierschnitte von 1982, 1983 <strong>und</strong> 1987<br />

in groben Zügen klar gewor<strong>den</strong>. Durch die<br />

Grabungensschnitte von 1998 <strong>und</strong> 1999 konnten die Untersuchungsergebnisse<br />

<strong>aus</strong> <strong>den</strong> 1980er Jahren verfeinert<br />

wer<strong>den</strong>.<br />

Die Schichtenfolge kann wie folgt charkterisiert wer<strong>den</strong>:<br />

Die rezente Deckschicht besteht <strong>aus</strong> einer 5 bis 10 cm<br />

mächtigen Lage von Schlicksan<strong>den</strong>, die mit Geröllen, Kies<br />

<strong>und</strong> freigespülten F<strong>und</strong>stücken durchsetzt ist. Direkt darunter<br />

folgt meist die Oberkante von Schicht 9.<br />

Schicht 9 lässt sich in vereinfachender Weise in drei Abschnitte<br />

gliedern. Die darin enthaltenen Straten sind im<br />

idealisierten Standardprofil zusammenfassend dargestellt<br />

(Abb. #8).<br />

Über der Seekreide an der Schichtbasis (Bef<strong>und</strong> 3) folgt<br />

eine Lage von pflanzlichem Detritus (Bef<strong>und</strong> 2.5) gefolgt<br />

von einer Brandschicht (Bef<strong>und</strong> 2.4) mit lokal stark unterschiedlicher<br />

Zusammensetzung. Die abschließend darüberliegende<br />

Schicht (Bef<strong>und</strong> 2.0–2.3) besteht <strong>aus</strong> lehmigen<br />

Lagen unterschiedlicher Konsistenz <strong>und</strong> einer pflanzlichen<br />

Detritusschicht (Bef<strong>und</strong> 2.2), die im nicht<br />

Abb. 6 Plazierung der botanischen Probenröhren in<br />

der Grabungsfläche.<br />

Abb. 7 Sipplingen-Osthafen. „Unterwasserstaubsauger“ mit<br />

Sedimentfänger in Sipplingen im Einsatz.<br />

13


14<br />

Abb. 8 Sipplingen-Osthafen. Schematisches Profil mit<br />

Standardbef<strong>und</strong>abfolge<br />

erodierten Bereich von Schicht 9 flächig vorhan<strong>den</strong> ist.<br />

Die Lehmlinsen der Bef<strong>und</strong>e 2.1 <strong>und</strong> 2.3 sind örtlich begrenzt.<br />

Weitere über dem Brandhorizont liegende Straten<br />

(Bef<strong>und</strong>e 2.01 <strong>und</strong> 2.02) ließen sich nur an der östlichen<br />

Peripherie der aufgenommenen Fläche in <strong>den</strong> Quadraten<br />

Q 610/104 <strong>und</strong> Q 611/104 feststellen. Die hangende Seekreide<br />

über Schicht 9 (Bef<strong>und</strong> 1) ist in der Grabungsfläche<br />

nur in letzten Resten vorhan<strong>den</strong>. Sie wurde bereits duch<br />

Flächenerosion weitgehend <strong>aus</strong>geräumt. Meist handelte es<br />

sich um eine dünne, lehmig sandige Seekreideschicht (Bef<strong>und</strong><br />

1.1), die der Kulturschicht unmittelbar aufliegt <strong>und</strong><br />

F<strong>und</strong>material enthält.<br />

Seekreide 3 3<br />

Lehm 4.1 4.1<br />

Detritus 4.2<br />

Schicht 8 Lehm 4.2 4.3.1<br />

Detritus 4.3 4.3.2<br />

Lehm 4.4 4.3.3<br />

Detritusband 5 4.3.4<br />

Seekreide 6<br />

Lehm 7.1 4.3.5<br />

Detritusband 4.3.6<br />

Lehm 7.2 4.3.7<br />

Detritus 8 4.4.1<br />

Brandschicht (1987) 9 4.4.2–4.4.5<br />

Schicht 7 Lehm/Detrituslagen (1999)<br />

Detritus 10 4.4.6<br />

Schichtbasis, 11.1 4.4.6/5<br />

sandig-seekreidig ,<br />

Detritusanteile 5<br />

Seekreide 11.2<br />

Tab. 1 Sipplingen-Osthafen. Korrelation der 1987 <strong>und</strong> 1999<br />

erfolgten Bef<strong>und</strong>ansprache.<br />

4.1.2 Der Aufbau der Schichten 8 <strong>und</strong> 7<br />

Die unter Schicht 9 liegen<strong>den</strong> Kulturschichten 8 <strong>und</strong> 7<br />

sind ebenfalls der Pfyner Kultur zuzurechnen. Im Profil<br />

von 1987 wer<strong>den</strong> die bei<strong>den</strong> Kulturschichten durch ein<br />

sehr dünnes Seekreideband getrennt. Am westlichen<br />

Schnittrand von 1999 fehlt dagegen – lediglich 4 Meter<br />

davon entfernt – die trennende Seekreide. Hier scheinen<br />

vereinzelte, mit Detritus durchsetzte Sandlinsen die stratigraphische<br />

Position der Seekreide einzunehmen.<br />

Bohhrungen <strong>und</strong> Sondierschnitte der Jahre 2000 <strong>und</strong><br />

2001 belegen, daß die Seekreide zwischen <strong>den</strong> Schichten 7<br />

<strong>und</strong> 8 flächig vorhan<strong>den</strong> ist (MAINBERGER/MÜLLER 2002).<br />

Ebenfalls abweichend von <strong>den</strong> 1999 angeschnittenen<br />

Schichtenfolge war 1987 in Schicht 7 eine <strong>aus</strong>geprägte<br />

Brandschicht erfasst wor<strong>den</strong>.<br />

Insgesamt lassen sich jedoch trotz der festgestellten Unterschiede<br />

in der feinstratigrsphische Abfolge die Bef<strong>und</strong>e der<br />

Schichten 7 <strong>und</strong> 8 <strong>aus</strong> <strong>den</strong> Grabungsschnitten von 1987<br />

<strong>und</strong> 1999 aufgr<strong>und</strong> der weitgehend i<strong>den</strong>tischen Lehm<strong>und</strong><br />

Detritusabfolgen gut korrelieren.<br />

4.1.3 Der Aufbau von Schicht 17<br />

Schicht 17 fand sich, fleckenweise erhalten, nördlich der<br />

eigentlichen Grabungsfläche etwa in Höhe der Koordinate<br />

y=107. Die ehemals vorhan<strong>den</strong>e Mächtigkeit der erosiv<br />

stark reduzierten Kulturschicht ist nicht mehr festzustellen.<br />

Die vorhan<strong>den</strong>en Schichtflecken bestehen meist <strong>aus</strong> 1<br />

bis 4 cm dünnen blaugrauen Lehmlinsen in <strong>den</strong>en häufig<br />

Steine eingelagert sind. Fleckenweise handelt es sich auch<br />

um lehmigen Detritus der von Zweigen <strong>und</strong> Holzkohlen<br />

durchsetzt ist.<br />

4.2 Die Profile<br />

Zur Dokumentation des Schichtverlaufes in der Grabungsfläche<br />

von Schnitt 40 wur<strong>den</strong> insgesamt 4 uferparallele<br />

Profilstrecken (Profile 1–4) sowie 3 land-see orientierte<br />

Profile (Profile 5–7) aufgenommen (Abb. #9). Ferner<br />

liegen <strong>aus</strong> <strong>den</strong> Sondagen der Jahre 1982–1987 weitere<br />

Profilaufnahmen vor. In <strong>den</strong> Quadranten 608+609/105 in<br />

Schnitt 140 erfolgte eine weitere Dokumentation eines<br />

Profils (Profil 8), das in landwärtiger Verlängerung von<br />

Profil 7 liegt. Die Anlage dieses dichten Rasters von Profilschnitten<br />

bietet hervorragende Ansatzpunkte, <strong>den</strong><br />

Schichtverlauf <strong>und</strong> <strong>den</strong> Bef<strong>und</strong>aufbau über die gesamte<br />

Fläche hinweg detailliert nachzuvollziehen. Im Folgen<strong>den</strong><br />

wer<strong>den</strong> exemplarisch fünf Profile vorgestellt, <strong>aus</strong> <strong>den</strong>en<br />

sich die stratigraphische Situation in land-seewärtiger<br />

Richtung wie auch der uferparallele Schichtverlauf bestens<br />

erschließen lässt.<br />

Die Profile sind im Folgen<strong>den</strong> von oben nach unten beschrieben.<br />

An der Oberkante sämtlicher Profile befin<strong>den</strong><br />

sich von Geröllen, Kies <strong>und</strong> <strong>aus</strong>gespülten <strong>F<strong>und</strong>e</strong>n durchsetzte<br />

Schlicksande (Bef. 0). Im Rahmen der Profilbeschreibungen<br />

wer<strong>den</strong> diese nicht weiter berücksichtigt.


Profil 1 Q /100 Südprofil<br />

An der Oberkante des Profils befindet sich die Brandschicht<br />

(Bef. 2.4). Die darüberliegen<strong>den</strong> Schichten sind<br />

hier bereits erodiert. Der Brandschichthorizont besteht<br />

meist <strong>aus</strong> stark heterogenen, mit Holzkohlen durchsetzten<br />

lehmigen Lagen. Hüttenlehmbrocken sind im Profil nur<br />

in geringem Umfang vorhan<strong>den</strong>. Im Osten des Profils ist<br />

der Lehmanteil gering, hier dominieren Holzkohlelagen<br />

mit lockerem Gefüge. Der Basisdetritus Bef<strong>und</strong> 2.5 zeigt<br />

einen welligen unregelmäßigen Verlauf <strong>und</strong> liegt im östlichen<br />

Profilabschnitt tiefer als im westlichen. Auf Höhe<br />

von x=605 wird er durch eine Lehmlinse gegliedert. Darunter<br />

folgt Seekreide, die stellenweise nur wenige Zentimeter<br />

mächtig ist. Vereinzelt sind im Profil die lehmigen<br />

Lagen der darunterliegen<strong>den</strong> Schicht 8 (Bef. 4.1) angeschnitten.<br />

Profil 2 Q /102 Nordprofil<br />

Unter Bef<strong>und</strong> 0 liegen im östlichen Abschnitt des Profils<br />

eine Lehmlinse (Bef. 2.1) <strong>und</strong> eine Pflanzendetrituslage<br />

(Bef. 2.2). Darunter steht der Brandschichthorizont Bef<strong>und</strong><br />

2.4 an, im westlichen Bereich ist er bereits oberflächlich<br />

erodiert. Er besteht <strong>aus</strong> stark heterogenen, mit Holzkohlen<br />

<strong>und</strong> mit verkohltem Getreide durchsetzten, lehmigen<br />

Straten. Nach Osten nimmt bei zunehmendem<br />

Lockermaterial der lehmige Anteil der Strate ab.<br />

Der Detritus an der Schichtbasis (Bef. 2.5) verläuft unregelmäßig<br />

aber insgesamt in etwa horizontal. Zwischen<br />

x=605 – 607 wird er durch eine Lehmlinse (Bef<strong>und</strong> 2.5.2)<br />

in eine obere <strong>und</strong> eine untere Detrituslage gegliedert (Bef<strong>und</strong><br />

2.5.1 <strong>und</strong> 2.5.3). Darunter folgt eine dünne Seekreideschicht<br />

(Bef. 3).<br />

Profil 4 Q /107 Nordprofil<br />

Die Schichtenfolge gleicht in wesentlichen Zügen derjenigen<br />

von Profil 2.<br />

Die hangende Seekreide (Bef. 1) ist nur noch in minimalen<br />

Resten vorhan<strong>den</strong>. Im östlichen Profilabschnitt liegt<br />

unter dem Schlicksand ein bis zu 10 cm starkes Band <strong>aus</strong><br />

homogenem Lehm (Bef. 2.1). Dieser scheint nach Westen<br />

hin völlig <strong>aus</strong>zudünnen. Bei x=605 liegt pflanzlicher Detritus<br />

(Bef. 2.2) unter der hangen<strong>den</strong> Seekreide.<br />

Die organische Schicht ist in <strong>den</strong> nicht erodierten Abschnitten<br />

meist durchgehend vorhan<strong>den</strong>. Zur Schichtbasis<br />

hin ist sie in zunehmendem Maße mit Holzkohlen durchsetzt.<br />

Der Übergang zur Brandschicht ist meist fließend.<br />

Die Brandschicht (Bef. 2.4) ist zum östlichen <strong>und</strong> westlichen<br />

Profilende hin stark mit verziegelten <strong>und</strong> unverziegelten<br />

Lehmen durchsetzt. Verkohltes Getreide <strong>und</strong> Holzkohlen<br />

sind weitere prägende Komponenten der Brandschicht<br />

in diesen Abschnitten (Abb. #10). Im mittleren<br />

Bereich zeigen sich dagegen höhere Anteile pflanzlicher<br />

Beimengungen. Unter der Brandschicht folgt wiederum<br />

Bef<strong>und</strong> 2.5, der hier <strong>aus</strong> grobem Detritus besteht <strong>und</strong> des-<br />

sen organische Anteile nach unten abnehmen. Darunter<br />

liegt Seekreide (Bef. 3), die nach Osten hin leicht abzufallen<br />

scheint.<br />

Profil 6 (Q 607/ Westprofil)<br />

Abb. 9 Lage der Profilstrecken.<br />

Der Seegr<strong>und</strong> fällt hier zur Halde hin leicht ab. Leicht<br />

lehmhaltige Seekrei<strong>den</strong> (Bef. 1.1) im Hangen<strong>den</strong> sind nur<br />

noch im landwärtigen Profilbereich fassbar. Die Pflanzendetrituslage<br />

Bef<strong>und</strong> 2.2 ist erosionsbedingt erst ab Profilmitte<br />

vorhan<strong>den</strong>. Die Brandschicht Bef<strong>und</strong> 2.4 ist dagegen<br />

im gesamten Profil belegt (Abb. #11) wobei auch Bef<strong>und</strong><br />

2.4 im südlichen Abschnitt des Profils mehr oder<br />

minder stark <strong>aus</strong>gespült ist. Während auf Höhe der Koordinaten<br />

y=100–104 überwiegend teil-, ganz oder unverziegelte<br />

Lehme sowie Holzkohlelagen als Schichtbestandteil<br />

dominieren, dünnen diese Elemente nördlich von y=104<br />

deutlich <strong>aus</strong>. Hier liegen organisch durchsetzte Schichten<br />

vor, in die aber zahlreiche Brandschichtbestandteile eingebettet<br />

sind. Die darunter liegende Pflanzenschicht (Bef.<br />

2.5) ist überwiegend ungegliedert. Am südlichen Profilabschluss<br />

ist Bef<strong>und</strong> 2.5 durch eine Linse <strong>aus</strong> unverziegeltem<br />

Lehm gegliedert. Im Bereich um y105 befindet sich überdies<br />

nestartig in die Detrituisschichten eingelagert verkohltes<br />

Getreide. 2 Unter dem Basisbef<strong>und</strong> der Kultur-<br />

2 Obwohl vom Niveau eine Zugehörigkeit zu Bef<strong>und</strong> 2.5 anzunehmen<br />

ist, wirft dieser Bef<strong>und</strong> die Frage auf, ob er nicht noch zu Bef<strong>und</strong> 2.4<br />

gehört. Derartige verkohlte Getreidekonzentrationen in Detritushorizonten<br />

sind ohne Verbindung zu einer Brandschicht zwar vorstellbar,<br />

aber bisher kaum belegt.<br />

15


16<br />

Abb. 10 Sipplingen-Osthafen. Q 605/107 Nordprofil.<br />

Abb. 11 Sipplingen-Osthafen. Brandschicht Bef<strong>und</strong> 2.4 <strong>und</strong><br />

Basisdetritus Bef<strong>und</strong> 2.2 im Westprofil von Q 607/102.<br />

Abb. 12 Sipplingen-Osthafen. Q 605/109 Westprofil.<br />

schicht folgt eine dünne Seekreidelage, die einen zwar unregelmäßigen,<br />

aber in etwa horizontalen Verlauf aufweist.<br />

Sie trennt Schicht 9 von der darunterliegen<strong>den</strong> Schicht 8,<br />

deren Oberkante (Bef<strong>und</strong> 4.1) in Profil 6 vereinzelt erfasst<br />

wird.<br />

Profil 7 (Q 605/ Westprofil)<br />

Seekreideflecken über Bef<strong>und</strong> 9 (Bef<strong>und</strong> 1.1), wie sie vereinzelt<br />

in <strong>den</strong> übrigen Profilabschnitten erfasst wur<strong>den</strong>,<br />

fehlen in Profil 7 erosionsbedingt. In letzten Resten ist im<br />

südlichen Profilabschnitt die Pflanzendetrituslage (Bef.<br />

2.2) erhalten geblieben. Der Bef<strong>und</strong> ist hier teilweise mit<br />

Holzkohle durchsetzt. Offenbar sind Teilbereiche der Der-<br />

titusschicht in die lockeren Holzkohlelagen der darunterliegen<strong>den</strong><br />

Brandschicht Bef<strong>und</strong> 2.4 eingeflossen <strong>und</strong> die<br />

Bef<strong>und</strong>e 2.2 <strong>und</strong> 2.4 somit gewissermaßen ineinander verzahnt.<br />

Ebenfalls rudimentär erhalten ist eine Lehmlinse des Bef<strong>und</strong>es<br />

2.1.<br />

Die Brandschicht (Bef. 2.4) ist im gesamten Profil in unterschiedlicher<br />

Ausprägung vorhan<strong>den</strong>. Im südlichen <strong>und</strong><br />

im nördlichen Abschnitt sind überwiegend angeziegelte<br />

oder unverziegelte Lehmriegel <strong>und</strong> einzelne verziegelte<br />

Hüttenlehmbrocken sowie Holzkohlelagen von erheblicher<br />

Mächtigkeit anzutreffen. Im mittleren Profilabschnitt<br />

fehlen dagegen Wandlehme völlig. Die Brandschicht besteht<br />

hier <strong>aus</strong> einem dünnen, mit Getreide durchsetzten<br />

Holzkohleband. Darüber liegen organisch durchsetzte<br />

Schichten, in die zahlreiche Brandschichtbestandteile eingebettet<br />

sind. Die Straten wur<strong>den</strong> ebenfalls Bef<strong>und</strong> 2.4<br />

zugeschlagen.<br />

Der pflanzliche Detritus an der Schichtbasis ist durchschnittlich<br />

10 cm mächtig. Im südlichen Profilabschnitt<br />

wird er teilweise durch dünne Lehmbänder (Bef. 2.5.2) in<br />

eine obere (Bef<strong>und</strong> 2.5.1) <strong>und</strong> eine untere Detrituslage<br />

(Bef<strong>und</strong> 2.5.3) gegliedert. Unter dem Basisbef<strong>und</strong> der<br />

Kulturschicht folgt eine durchschnittlich 3 cm starke Seekreidelage,<br />

die einen etwas gewellten Verlauf hat <strong>und</strong> deswegen<br />

kaum erkennen lässt, ob ein generelles Schichtgefälle<br />

vorliegt. Sie stellt zugleich die Trennschicht zur nächsten<br />

Kulturschicht, Schicht 8, dar, deren Oberkante (Bef. 4.1)<br />

bei der Profilaufnahme vereinzelt erfasst wurde.<br />

Die unter Schicht 9 bzw. unter Bef. 2.1–2.5 liegende<br />

Schichtsequenz wurde in zwei Quadratmetern erfasst. Sie<br />

enthält die Schichten 7 <strong>und</strong> 8, die hier ohne trennende<br />

Seekreideschicht direkt aufeinanderliegen.<br />

Schicht 8 umfaßt die Feinstraten 4.1 bis 4.3.4, Schicht 7<br />

sind die Bef<strong>und</strong>e 4.3.5 bis 4.4.6/5 zuzurechnen.<br />

Die oberste Strate von Schicht 8 (Bef. 4.1) besteht hauptsächlich<br />

<strong>aus</strong> kompaktem blauem Lehm, in <strong>den</strong> vereinzelt<br />

organische Bestandteile <strong>und</strong> detritushaltige Bänder eingelagert<br />

sind. An der Oberkante ist der lehmig sandige Bef<strong>und</strong><br />

inhomogen <strong>und</strong> mit Detritusanteilen durchsetzt.<br />

Ferner fin<strong>den</strong> sich hier verkohlte Hölzer <strong>und</strong> Holzkohlen.<br />

Darunter folgt mit Bef<strong>und</strong> 4.2 wenig zersetzter Grobdetritus,<br />

gefolgt von dünnen Lehmlagen <strong>und</strong> organischen Bändern<br />

in Wechsellage (Bef. 4.3). Teilweise handelt es sich<br />

um linsenförmige lokale begrenzte Straten. Die zuoberst<br />

liegende Feinstrate (Bef. 4.3.1) besteht <strong>aus</strong> sandigen,<br />

Steinchen durchsetzten <strong>und</strong> locker gefügten Lehmen. Der<br />

darunterliegende Grobdetritus (Bef. 4.3.2) beinhaltet<br />

zahlreiche Halme <strong>und</strong> Stengel, möglicherweise handelt es<br />

sich um Leinstengel. Das darunter folgende lehmige Band<br />

(Bef. 4.3.3) gleicht weitgehend Bef<strong>und</strong> 4.3.1. Der unterlagernde<br />

Bef<strong>und</strong> 4.3.4 wird von einem Detritus mit grober<br />

Matrix gebildet.<br />

An der Oberkante von Schicht 7 befindet sich Bef<strong>und</strong><br />

4.3.5. Die Konsistenz des Lehmpaketes gleicht <strong>den</strong>jenigen<br />

der Bef<strong>und</strong>e 4.3.1 <strong>und</strong> 4.4.3. Vereinzelte Mollusken <strong>und</strong><br />

dünne sandige Bändchen an der Schichtoberkante von<br />

Bef. 4.3.5 nehmen die stratigraphische Position der unweit<br />

von Profil 7 angetroffenen Seekreideschicht zwischen <strong>den</strong><br />

bei<strong>den</strong> Kulturschichten 7 <strong>und</strong> 8 ein.


Unter Bef. 4.3.5 liegt eine mächtige Sequenz von Lehmlinsen<br />

<strong>und</strong> Detritusbändern (Bef. 4.4). Auch hier handelt<br />

es sich teilweise um lokal begrenzte Straten. An der Oberkante<br />

von 4. 4 liegt mit Bef<strong>und</strong> 4.4.1 ein grober, kompakter<br />

Detritus mit Zweigen <strong>und</strong> Spänen. Der darunter liegende<br />

blaue Lehm (Bef. 4.4.2) ist tonig, kompakt <strong>und</strong> bis<br />

zu 10 cm mächtig. Darunter liegt mit Bef<strong>und</strong> 4.4.3 ein 5<br />

bis 10 cm dickes Grobdetrituspaket, gefolgt von einem<br />

etwa 5 cm mächtigen Band <strong>aus</strong> grauem leicht sandigem<br />

Lehm (Bef. 4.4.4), der von Detritus- <strong>und</strong> Holzkohleflittern<br />

durchsetzt ist. Die Schichtbasis wird durch die Bef<strong>und</strong>e<br />

4.4.5 <strong>und</strong> 4.4.6 gebildet. Während der obere Detritus<br />

(4.4.5) eine grobe Matrix aufweist <strong>und</strong> mit Zweigen<br />

durchsetzt ist, wird die Schichtmatrix nach unten hin zunehmend<br />

feiner (Bef. 4.4.6). Beide Detritusbänder sind<br />

mit Holzkohlen durchsetzt. An der Schichtgrenze zur Seekreide<br />

sind Feindetritus (Bef. 4.6) <strong>und</strong> liegende Seekreide<br />

(Bef. 5) miteinender vermengt. Die Strate an der Unterkante<br />

der Kulturschicht wird deshalb als Bef<strong>und</strong> 4.4.6/5<br />

geführt.<br />

Aus der liegen<strong>den</strong> Seekreide (Bef. 5) wurde ein 1,5 m langer<br />

Bohrkern entnommen. Das Seekreidepaket weist bis in<br />

diese Tiefe keine weiteren Hinweise auf anthropogene Ablagerungen<br />

auf.<br />

4.3 Zusammenfassende Darstellung der Profilaufnahmen<br />

Im südlichen Bereich des Grabungsschnittes scheint die<br />

Flächenersion offenbar am weitesten fortgeschritten zu<br />

sein. Das Hangende über der Brandschicht (2.4) fehlt hier<br />

erosionsbedingt bereits weitgehend. Im nördlichen Bereich<br />

des Grabunsschnittes sind dagegen Reste der hangen<strong>den</strong><br />

Seekreide über Schicht 9 fleckenweise noch vorhan<strong>den</strong>.<br />

Die bemerkenswerte Bef<strong>und</strong>situation deutet möglicherweise<br />

auf eine ehemals vorhan<strong>den</strong>e oder durch die Auflast<br />

der Kulturschichten verursachte Geländedepression hin,<br />

wie sie in der Sipplinger Bucht auch unmittelbar östlich<br />

des Hafenbeckens vorzuliegen scheint.<br />

Je<strong>den</strong>falls liegt im landseitig gelegenen Profil 8 (Abb. #12)<br />

die Basis von Schicht 9 tiefer als in der weiter seewärts gelegenen<br />

Grabungsfläche. Die fleckenweise Erhaltung der<br />

darüberliegen<strong>den</strong> Kulturschicht (17) dürfte ebenfalls auf<br />

diese mul<strong>den</strong>artige Situation im Liegen<strong>den</strong> zurückzuführen<br />

sein. Ob sich der Geländeabfall landseitig fortsetzt, ist<br />

ungewiß. Die Ergebnisse <strong>aus</strong> <strong>den</strong> Sondagen im Jahre 2000<br />

sprechen eher für eine örtlich begrenzte Geländemulde<br />

(MAINBERGER/MÜLLER 2002) .<br />

Der in Profil 6 festgestellten erosiven Schichtreduktion<br />

scheinen, nach Maßgabe der horizontal verlaufen<strong>den</strong> Basis<br />

von Schicht 9, abweichende Ursachen zugr<strong>und</strong>e zu liegen.<br />

Vermutlich ist hierfür die in der gesamten Sipplinger<br />

Bucht zu beobachtende Flächenerosion verantwortlich zu<br />

machen.<br />

Die unterschiedliche Ausprägung der Brandschicht (2.4)<br />

dürfte auf <strong>den</strong> ursprünglich in unterschiedlicher Mächtigkeit<br />

abgelagerten Brandschutt selber zurückzuführen sein,<br />

der eine Reliefierung der Oberfläche <strong>und</strong> damit mul<strong>den</strong>artige<br />

Situationen verursachte. In der Folge dürften diese<br />

Mul<strong>den</strong> durch die danach abgelagerte Deritusstraten <strong>und</strong><br />

eher locker gefügten Bestandteile der Brandschichthaufen<br />

verfüllt wor<strong>den</strong> sein.<br />

Der Detritus an der Basis von Schicht 9 ist im Bereich eines<br />

mit Lehm durchsetzten Abfallhaufens örtlich begrenzt<br />

gegliedert (siehe Kapitel 4.4.3). Die dünnen Lehmstraten<br />

in <strong>den</strong> Profilen 1, 3 <strong>und</strong> 7 sind Ausläufer dieser lokalen<br />

Lehmkonzentration.<br />

Bereits durch die Anzahl der angeschnittenen <strong>und</strong> durch<br />

Seekreidebänder getrennten Kulturschichten, lässt sich<br />

eine mehrfache Belegung des Siedlungsareals erschließen.<br />

Ob jedoch jede Seekreidelage auch ein Transgressionsereignis<br />

markiert, das mit einer Auflassung der Siedlung einherging,<br />

muss offen bleiben. Hinweise auf Erosionsphasen<br />

lassen sich <strong>aus</strong> <strong>den</strong> Seekreidebef<strong>und</strong>en über <strong>den</strong> Schichten<br />

8 <strong>und</strong> 9 erschließen. So liegen etwa <strong>aus</strong> der Seekreide über<br />

Schicht 8 (Bef. 3) verrollte, aber auch kantenscharfe Scherben<br />

vor. Die vermutlich ehemals in Schicht 8 eingebettete<br />

Keramik dürfte im Zuge einer eher kurzfristigen transgressionsbedingten<br />

Reduktion von Schicht 8 in die darüberliegende<br />

Seekreide eingelagert wor<strong>den</strong> sein.<br />

Der F<strong>und</strong>niederschlag <strong>aus</strong> der Seekreide über Schicht 9 ist<br />

demgegenüber wesentlich höher, wobei die Masse der von<br />

dort stammen<strong>den</strong> Scherben entschie<strong>den</strong> stärker verr<strong>und</strong>et<br />

ist. Letzterem dürften auch kräftigere, möglicherweise länger<br />

anhaltende Erosionsprozesse zugr<strong>und</strong>e liegen, die mit<br />

der Seekreidebildung einhergingen <strong>und</strong> durch welche ehemals<br />

hangende Abschnitte der darunter liegen<strong>den</strong> Kultur-<br />

Abb. 13 Verziegelter Hüttenlehm (Erfassung durch<br />

Zeichnung <strong>und</strong> Einzelf<strong>und</strong>einmessung).<br />

17


18<br />

Abb. 14<br />

Gewichtsverteilung<br />

des<br />

verziegelten<br />

Hüttenlehms.<br />

Abb. 15<br />

Gewichtsverteilung<br />

des<br />

verziegelten<br />

Hüttenlehms.<br />

Verteilung<br />

von Haselnüssen<br />

<strong>und</strong><br />

Wildäpfeln.<br />

schicht reduziert wur<strong>den</strong>. Die in der Seekreidebasis einlagerten<br />

Steine <strong>und</strong> Keramikf<strong>und</strong>e bil<strong>den</strong> dabei gewissermaßen<br />

das Kon<strong>den</strong>sat des ehemaligen Schichtinhaltes, bestehend<br />

<strong>aus</strong> <strong>den</strong> erosionsresistenteren Schichtbestandteilen.<br />

Die Seekrei<strong>den</strong> (Bef. 1 <strong>und</strong> 3) scheinen demnach Transgressionsereignisse<br />

anzuzeigen, wobei unklar bleibt inwiefern<br />

damit verb<strong>und</strong>en auch tatsächlich Siedlungunterbrechungen<br />

anzunehmen sind.<br />

Unwahrscheinlich scheint dies im Falle der Schichten 7<br />

<strong>und</strong> 8 zu sein. Im Gegensatz zu <strong>den</strong> oben besprochenen<br />

Seekrei<strong>den</strong> (Bef. 1 <strong>und</strong> 3), fehlen in der Seekreide zwischen<br />

<strong>den</strong> Schichten 7 <strong>und</strong> 8 Bestandteile wie Keramik<br />

oder Steine, die auf eine Reduktion im Liegen<strong>den</strong> schließen<br />

ließen. Eine rasche Wasserüberdeckung <strong>und</strong> Seekreideablagerung<br />

über Schicht 7 ist dadurch eher wahrscheinlich.<br />

Überdies lassen die nahezu i<strong>den</strong>tischen feinstratigraphischen<br />

Abfolgen der Schichten 7 <strong>und</strong> 8 ebenfalls eher an<br />

kontinuierliche Ablagerungsvorgänge <strong>den</strong>ken. Zumindest<br />

dürften vergleichbare Ablagerungsverhältnisse vorgelegen<br />

haben. Je<strong>den</strong>falls setzt sich die wechsellagige Bef<strong>und</strong>folge<br />

von Lehm- <strong>und</strong> Detritusstraten <strong>aus</strong> Schicht 7 in Schicht 8<br />

fort. Vergleichbare feinstratigraphische Abfolgen fin<strong>den</strong><br />

sich im AH3 von Hornstaad Hörnle I (DIECKMANN 1990<br />

102–104). Der großflächig egrabene Bef<strong>und</strong> dürfte mit<br />

großer Wahrscheinlickeit <strong>aus</strong> einer kontinuierlichen Siedlungstätigkeit<br />

vor Ort resultieren.<br />

Das Siedlungsgeschehen welches in Schicht 9 seinen Niederschlag<br />

gef<strong>und</strong>en hat, kann aufgr<strong>und</strong> der Profile grob in<br />

drei Abschnitte unterteilt wer<strong>den</strong>:<br />

Bau der Siedlung / Besiedlung – Brandereignis – Wiederaufbau<br />

/ Weiterbesiedlung.<br />

Der Detritus an der Basis der Kultuschicht (Bef. 2.5) dürfte<br />

<strong>den</strong> Siedlungsbau <strong>und</strong> eine erste Siedlungsphase wiedergeben.<br />

Letztere wird durch <strong>den</strong> Abfallhaufen (Bef. 2.5.2)<br />

angezeigt. Der darauf folgende Brandschichthorizont markiert<br />

die Zerstörung der im Grabungsareal angeschnittenen<br />

Häuser.<br />

Die Deutung der darüberliegen<strong>den</strong> Ablagerungen ist ungleich<br />

schwieriger. Hier sind sowohl Lehmlagen (Bef. 2.1<br />

<strong>und</strong> 2.3) wie auch organische Ablagerungen vorhan<strong>den</strong>.<br />

Während die organische Abfallproduktion auf einen Fortbestand<br />

der Siedlung hinweist, können die Lehmlagen von<br />

<strong>den</strong> Wän<strong>den</strong> der verbliebenen Brandruinen stammen oder<br />

aber sie belegen eine neuerliche Bautätigkeit im untersuchten<br />

Areal. Für Letzteres sprechen fleckenweise erhaltene<br />

Straten, die über Bef<strong>und</strong> 2.1 liegen <strong>und</strong> in der Folge<br />

weitere Siedlungsaktivitäten anzeigen. Hierfür sprechen<br />

ebenso die in die hangende Seekreide eingelagerten Scherben.<br />

Es ist deswegen von einer länger anhalten<strong>den</strong> Besiedlung<br />

nach dem Brandereignis <strong>aus</strong>zugehen.<br />

4.4 Die Flächenbef<strong>und</strong>e <strong>und</strong> F<strong>und</strong>verteilungen<br />

4.4.1 Strukturen der Oberflächenaufnahme<br />

Zum detaillierten Verständnis einzelner Bef<strong>und</strong>horizonte<br />

sind Oberflächenaufnahmen in der Regel kaum brauch-


ar, da die an der Oberfläche liegen<strong>den</strong> Feinstraten lediglich<br />

<strong>den</strong> rezenten Erosionszustand abbil<strong>den</strong>. Zum Verständnis<br />

der Siedlungstopographie, dem weiträumigeren<br />

Verlauf von Schichtenfolgen <strong>und</strong> zum sedimentären Geschehen<br />

können aber durch diese Dokumentationsmethode<br />

wertvolle Informationen gewonnen wer<strong>den</strong>. Auch zur<br />

Analyse des Oberflächenf<strong>und</strong>materials ist ein Blick auf die<br />

Bef<strong>und</strong>situation an der Oberkante des Seegr<strong>und</strong>s hilfreich.<br />

Am Südrand der Oberflächenaufnahme <strong>und</strong> der Grabung<br />

ist Schicht 9 schon in erheblichem Maße abgetragen, meist<br />

liegen die Brandschicht (Bef. 2.4) oder der daüber liegende<br />

Detritus (Bef. 2.2) an der Oberfläche. Am Nordrand <strong>und</strong><br />

im Nordwesten des Schnittsystems ist die Schicht 9 dagegen<br />

noch vollständig von Seekreide bedeckt. Fleckenweise<br />

wird die Seekreide noch von Schicht 17 überlagert.<br />

Hinweise auf weitere, zum Ufer hin nach unten ziehende<br />

Schichten sind im Bereich von Q 610–613/109 vorhan<strong>den</strong>.<br />

An der Oberkante von Schicht 9 liegen hier Straten,<br />

die in der Grabungsfläche nur noch in Spuren vorhan<strong>den</strong><br />

waren oder gänzlich fehlen. Hierzu gehören mächtige<br />

Lehmlagen oder auch ein Brandschichtfleck. Die Bef<strong>und</strong>e<br />

dürften mit <strong>den</strong> Schichten 2.01 <strong>und</strong> 2.02 zu korrelieren<br />

sein (vgl. Kapitel 4.1.1).<br />

Aufgr<strong>und</strong> der Oberflächenaufnahme ist anzunehmen, daß<br />

das freigespülte F<strong>und</strong>material <strong>aus</strong> <strong>den</strong> Schicht 9 <strong>und</strong> 17<br />

<strong>und</strong> der darüber liegen<strong>den</strong> Seekreide stammt. Die Schichten<br />

7 <strong>und</strong> 8 treten je<strong>den</strong>falls auch im weiteren Umfeld der<br />

Sondierschnitte an die Oberfläche des Seegr<strong>und</strong>es.<br />

Aus Schicht 17 stammen möglicherweise die Horgener<br />

Streuf<strong>und</strong>e, wobei zwingende Hinweise hierfür fehlen.<br />

4.4.2 Der Brandschichthorizont Bef<strong>und</strong> 2.4<br />

in der Grabungsfläche Schnitt 40<br />

In vielfacher Hinsicht aufschlussreich sind die Flächenbef<strong>und</strong>e<br />

<strong>und</strong> F<strong>und</strong>verteilungen der Brandschicht (Bef. 2.4)<br />

sind. 3 Wie bereits an <strong>den</strong> Profilen zu erkennen war, besitzt<br />

die Brandschicht unterschiedliche Ausprägungen. Während<br />

in Teilbereichen Brandschuttriegel mit teils unverziegelten<br />

wie auch verziegelten Wand- oder Bo<strong>den</strong>lehmen<br />

(Abb. #13; #14) abgebrannter Häuser sowie Holzkohle<strong>und</strong><br />

Getreidelagen anstehen, fehlen im mittleren Abschnitt<br />

bis hin zum Westprofil der Grabungsfläche verziegelte<br />

<strong>und</strong> unverziegelte Lehme. Die Brandschicht besteht<br />

hier im Wesentlichen <strong>aus</strong> einer organischen Schicht, in<br />

welche Holzkohlen <strong>und</strong> verkohltes Getreide eingelagert ist<br />

(zur Entstehung der Schicht s. o.).<br />

3 Die Analyse der Flächenbef<strong>und</strong>e berücksichtigt meist nur die zusammenhängende<br />

4x7 qm große Schnittfläche, die westlich der Sondageschnitte<br />

Q401–Q408 liegt. Die Ergebnisse der Sondagen 1982–1987<br />

wur<strong>den</strong> nur partiell miteinbezogen. Aufgr<strong>und</strong> der Störung durch die<br />

Raubgrabung sind hier Dokumentationslücken entstan<strong>den</strong>. Bei <strong>den</strong><br />

anschließen<strong>den</strong> Sondagen erfolgte die Einzeleinmessung nur bei<br />

<strong>aus</strong>gewählten <strong>F<strong>und</strong>e</strong>n <strong>und</strong> in einem gröberen Bef<strong>und</strong>system. Bestimmte<br />

Teilbereiche der Sondageschnitte 1982–1987 beinhalten<br />

deswegen im Vergleich <strong>den</strong> Grabungen 1998/1999 eine unzureichende<br />

Datenbasis <strong>und</strong> lassen sich deswegen nur unter Schwierigkeiten in<br />

bestimmte Auswertungsschritte integrieren.<br />

Im Gegensatz zu <strong>den</strong> Lehmen <strong>und</strong> Hüttenlehmbrocken ist<br />

das verkohlte Getreide gleichmäßig über die Fläche verteilt.<br />

Dies je<strong>den</strong>falls ergeben die Abschätzungen der Voluminaanteile,<br />

die beim Schlämmen der Brandschicht vor-<br />

Abb. 16 Steinplatten, Bruch- <strong>und</strong> Geröllsteine.<br />

(Erfassung durch Zeichnung <strong>und</strong> Einzelf<strong>und</strong>einmessung).<br />

Abb. 17 Lage von Gefäßen <strong>und</strong> Gefäßfragmenten.<br />

(Erfassung durch Zeichnung <strong>und</strong><br />

Einzelf<strong>und</strong>einmessung).<br />

19


20<br />

Abb. 18 Sipplingen-Osthafen. Keramiklagen an<br />

der Brandschichtoberkante in Q 608/106.<br />

genommen wur<strong>den</strong>. (Auf ein aufwendiges quantitatives<br />

Auslesen der Getreidekörner wurde verzichtet). Der halbquantitativ<br />

ermittelte Bef<strong>und</strong> wird duch die Untersuchung<br />

der Makroreste unterstützt (vgl. Beitrag Riehl, Abb. 1,3,5,<br />

7), die übereinstimmend mit diesen Beobachtungen eine<br />

Streuung des Getreides über die gesamte Fläche <strong>aus</strong>weist. 4<br />

Möglicherweise unmittelbar nach dem Brandereignis vorhan<strong>den</strong>e<br />

Verteilungsschwerpunkte an verkohltem Getreides<br />

wur<strong>den</strong> demnach durch nachfolgende Umlagerungsprozesse<br />

beseitigt.<br />

Entsprechende Sortiereffekte machen sich in der Verteilung<br />

ganzer Haselnüsse 5 <strong>und</strong> verkohlter Wildapfelhälften<br />

nicht bemerkbar (Abb. #15). Zonen mit Hüttenlehmriegeln<br />

beinhalten eine erhöhte Frequenz von Haselnüssen 6<br />

während die Verteilung der Wildapfelhälften wenig signifikant<br />

zu sein scheint.<br />

Von besonderem Interesse sind die in der Brandschicht<br />

einsedimentierten Steinplatten, Bruch- <strong>und</strong> Geröllsteine.<br />

Eine markante Häufung dieser Objekte findet sich im südlichen<br />

Abschnitt der Grabungsfläche (Abb. #16). Sie dürften<br />

dort <strong>den</strong> Innenbereich eines H<strong>aus</strong>es markieren.<br />

Zahlreiche Steine sind beidseitig durch Feuereinwirkung<br />

geschwärzt. Dies <strong>und</strong> vor allem die Art ihrer Einbettung in<br />

die Brandschicht – so zum Beispiel ein mit seiner Schmalseite<br />

vertikal im Brandschutt steckender Unterlieger (Tafel<br />

16 Nr. 158) – deutet darauf hin, daß die Brandschicht versturzartig<br />

abgelagert wurde.<br />

Neben Hüttenlehmen, Nahrungsvorräten <strong>und</strong> Steinen ist<br />

die Lage der Keramik ein wesentliches Element zum Verständnis<br />

des angeschnittenen Flächenbef<strong>und</strong>es (Abb.<br />

#17). Eine sehr starke Konzentration von Gefäßen <strong>und</strong><br />

Gefäßbruchstücken im südlichen Abschnitt der Grabungsfläche<br />

ist weitgehend deckungsgleich mit der Verteilung<br />

der Steine. Mit Ausnahme der nordöstlichen Schnittecke,<br />

in der zwei annähernd vollständige Gefäße im<br />

Brandschutt lagen (Abb. #18), fan<strong>den</strong> sich im mittleren<br />

<strong>und</strong> im nordwestlichen Abschnitt nur wenige Scherben.<br />

Weitere Kartierungen zeigen die Verteilung von Feuersteingeräten<br />

<strong>und</strong> unmodifizierten Silices, von Knochenartefakten,<br />

von verkohlten Textilfragmenten <strong>und</strong> von verkohlten,<br />

liegen<strong>den</strong> Hölzern (Abb. #19–22). Die Verteilung<br />

der Textilien stimmt weitgehend mit der des<br />

verziegelten Hüttenlehms <strong>und</strong> der Keramik überein, während<br />

die Silices <strong>und</strong> die verkohlten, liegen<strong>den</strong> Hölzer diffus<br />

in der Fläche streuen.<br />

4.4.3 Flächenbef<strong>und</strong>e im Basisdetritus Bef<strong>und</strong> 2.5<br />

Der Basisdetritus erwies sich bis auf <strong>den</strong> südöstlichen Bereich<br />

des Grabungsareales als f<strong>und</strong>arm, wo sich neben unbearbeiteten<br />

Steinen <strong>und</strong> Knochen zahlreiche Scherben<br />

fan<strong>den</strong>. In diesem f<strong>und</strong>reichen Abschnitten wird die Detritusschicht<br />

durch sandige, organisch durchsetzte Lehmlinsen<br />

gegliedert (vgl Kap. 4.4.2 Profil 2, 6, 7). Ähnlich<br />

strukturierte Bef<strong>und</strong>e liegen auch <strong>aus</strong> Hornstaad Hörnle I<br />

A <strong>und</strong> <strong>aus</strong> Sipplingen Schicht 8 vor (DIECKMANN 1990, 89<br />

f.; MAINBERGER/MÜLLER 2002), die dort aufgr<strong>und</strong> ihrer<br />

F<strong>und</strong>häufungen als Abfallhaufen gedeutet wer<strong>den</strong>.<br />

Die Kartierung zeigt (vergleiche Abb. #23) einen klaren<br />

räumlichen Zusammenhang von Keramikf<strong>und</strong>en <strong>und</strong> lehmigen<br />

Sedimenten. 7 Die Deutung des Bef<strong>und</strong>es als Abfallstelle<br />

wird weiter durch Kartierung anpassender Scherben<br />

unterstrichen. Sie streuen eng umgrenzt nur über wenige<br />

Quadrate hinweg (vergleiche Abb. #24). Die meisten anpassen<strong>den</strong><br />

Scherben gehören überdies zu 7 größeren<br />

Scherbeneinheiten, die wiederum 75 % des Gesamtgewichts<br />

der in Bef<strong>und</strong> 2.5.2 gef<strong>und</strong>enen 7,5 kg Keramik<br />

<strong>aus</strong>machen. Ferner fällt auf, dass die F<strong>und</strong>häufung in Bef<strong>und</strong><br />

2.5.2 deckungsgleich mit der Keramikhäufung in der<br />

Brandschicht von Schicht 9 ist (Abb. #17). Es ist jedoch<br />

ungewiß, ob zwischen <strong>den</strong> bei<strong>den</strong> Keramikhäufungen ein<br />

Zusammenhang herzustellen ist.<br />

4 Auch in Hornstaad Hörnle 1A sind die Getreidekonzentrationen eher<br />

flächig vertreten, gewisse Häufungen scheinen aber im Bereich von<br />

Hüttenlehmriegeln zu existieren DIECKMANN/MAIER/Vogt 2001, 35<br />

Abb. 6.<br />

5 Auffällige Häufungen von Haselnüssen wur<strong>den</strong> anhand der<br />

Schlämmreste festgestellt.<br />

6 Ähnliche Verteilungen von Haselnüssen konnte auch bei der botanischen<br />

Bearbeitung festgestellt wer<strong>den</strong> (vgl. Beitrag RIEHL Abb.9) Die<br />

bei Riehl abgebildeten Verteilungen von Nachweisen von Äpfeln<br />

(vgl. Beitrag RIEHL Abb. 17; 18) beruhen auf unverkohlten Fruchtblättern<br />

<strong>und</strong> Kernen <strong>und</strong> sind deswegen nicht vergleichbar.<br />

7 Berücksichtigt wur<strong>den</strong> einzeln eingemessene Keramikf<strong>und</strong>e. Die<br />

Grenze der lehmig sandigen Linse ist schematisiert, da nicht in allen<br />

Quadranten Bef<strong>und</strong> 2.5.2 zeichnerisch dokumentiert wurde. Zur<br />

schematischen Ergänzung wur<strong>den</strong> Profilaufnahmen <strong>und</strong> die schriftliche<br />

Bef<strong>und</strong>dokumentation zu Rate gezogen.<br />

8 Dargestellt wur<strong>den</strong> Zonen mit Grammgewichten pro Quadrat > 2 kg,<br />

sowie Zonen zwischen 0,1–2 kg, sowie Zonen mit keinem oder<br />

minimalen Niederschlag 0–100g/qm. Streuungen, die teilweise<br />

vorhan<strong>den</strong> sind, blieben unberücksichtigt. Bei der Erstellung der<br />

Gefäßkartierung wurde jeweils die F<strong>und</strong>lage des größten zusammenhängen<strong>den</strong><br />

Gefäßfragmentes als Fixpunkt gewählt.


4.5 Interpretation der Flächenbef<strong>und</strong>e <strong>und</strong><br />

F<strong>und</strong>verteilungen in der Brandschicht Bef<strong>und</strong> 2.4<br />

In Analogie zu bekannten Bef<strong>und</strong>en ist davon <strong>aus</strong>zugehen,<br />

dass die Brandschicht 2.4 versturzartig abgelagert wurde<br />

<strong>und</strong> dass darin die Reste von ein oder zwei abgebrannten<br />

Gebäu<strong>den</strong> enthalten sind. Darüberhin<strong>aus</strong> dürfte von standardisierten<br />

Gerätesätzen pro Wohneinheit <strong>aus</strong>zugehen<br />

sein. Dazu gehören Mahlsteine <strong>und</strong> Läufer, Geschirr <strong>aus</strong><br />

Keramik <strong>und</strong> vermutlich Ackerbau-, Jagd- <strong>und</strong> Fischereigeräte.<br />

Ähnliche H<strong>aus</strong>inventare sind <strong>aus</strong> zahlreichen<br />

Brandschichten jungneolithischer Pfahlb<strong>aus</strong>iedlungen bekannt<br />

(SCHLICHTHERLE 1990a; DIECKMANN 1990; SCHLEN-<br />

Abb. 19 Streuung von modifizierten Silices.<br />

(Gesamtbestand inkl. Schlämmf<strong>und</strong>e).<br />

Abb. 20 Streuung von Textilf<strong>und</strong>en.<br />

KER 1994). Gut vergleichbar ist die Keramikverteilung im<br />

Brandschichthorizont AH 2 der frühjungneolithischen<br />

Siedlungen Hornstaad Hörnle 1A, wo die Masse der Keramikscherben<br />

einschließlich vollständiger Gefäße ebenfalls<br />

in <strong>den</strong> Riegeln mit verziegelten Wandlehmen (DIECKMANN<br />

1990 Abb. 11,99) zu fin<strong>den</strong> ist.<br />

Die Verteilung weiterer F<strong>und</strong>gattungen ergänzt das festgestellte<br />

Verteilungsmuster <strong>und</strong> deutet darauf hin, daß in der<br />

Grabungsfläche die Inventare zweier H<strong>aus</strong>standorte erfasst<br />

wur<strong>den</strong> (Abb. #25; #27).<br />

Im südlichen Schnittbereich zeichnen sich zunächst deutlich<br />

Überschneidungen der Gefäßverteilung 8 mit <strong>den</strong> festgestellten<br />

Hüttenlehm- <strong>und</strong> Steinkonzentrationen ab<br />

Abb. 21 Streuung von Knochenartefakten.<br />

Abb. 22 Kartierung verkohlter liegender Hölzer.<br />

21


22<br />

Abb. 23 Basidetritus Bef. 2.5 Lehmlinse <strong>und</strong><br />

Keramikstreuung (Einzeleinmessung).<br />

(Abb. #27). Letztere dürften wohl als Versturzmasse einer<br />

im H<strong>aus</strong> befindlichen Pflasterung oder Feuerstelle aufzufassen<br />

sein. In dieser Zone befin<strong>den</strong> sich ein Mahlstein<br />

<strong>und</strong> zwei Läufer, zahlreiche Klopfsteine sowie die Reste<br />

von mindestens 14 Gefäßen. Eine weitere Gefäßkonzentration<br />

befindet sich im Nordostteil der Grabungsfläche.<br />

Im Formenspektrum sind u. a. eine Knickwandschüssel<br />

(Taf. 8,36) <strong>und</strong> ein Trichtertopf mit getupfter Randlippe<br />

vertreten (Taf. 4,11), zwei Gefäßformen, die der Geschirrsatz<br />

im südlichen Schnittbereich in weitgehend i<strong>den</strong>tischer<br />

Ausführung enthält. Dies gilt vielleicht auch für ein<br />

flaschenartiges Gefäßfragment (Tafel 7 Nr. 30), falls es<br />

sich um ein Henkelkrugfragment handelt. Die Doppelung<br />

einzelner Geschirrbestandteile könnte dafür sprechen, dass<br />

mit der Keramikkonzentration im Nordostteil der Grabungsfläche<br />

das Inventar eines weiteren H<strong>aus</strong>es erfaßt<br />

wurde. Inwiefern die Bruchstücke einer zweiten großen<br />

9 Eine Apfelhälfte wies eine Perforierung auf. Diese könnte aber auch<br />

durch sek<strong>und</strong>äre Faktoren wie Durchwurzelung entstan<strong>den</strong> sein.<br />

Möglich wäre jedoch auch eine ehemalige Aufreihung auf Schnüren,<br />

wie sie heute noch zur Erzeugung von Dörrobst üblich ist. Für diesen<br />

Hinweis danke ich M. Kinsky, Freiburg.<br />

10 Hierbei ist jedoch zu beachten, dass die Gr<strong>und</strong>risse hauptsächlich die<br />

frühe Schlagdatenphasen von 3711–3708 v. Chr. beinhalten, die<br />

nicht mit Schicht 9 korreliert wer<strong>den</strong> konnte (vgl. Kap. 8.1). Im<br />

nördlichen H<strong>aus</strong> ließ sich aber feststellen, dass sich die Neubau-/<br />

Reparaturphase um 3689 v. Chr. exakt diese Bauflucht nachzeichnet.<br />

Abb. 24 Verteilung von zusammengehörigen<br />

Gefässen <strong>und</strong> Gefäßfragmenten (Einzelf<strong>und</strong>einmessung).<br />

Getreidemühle (Taf. 16,157) hierher gehören, ist jedoch<br />

fraglich. Sie liegen bereits außerhalb der festgestellten Gefäßkonzentration<br />

im Nor<strong>den</strong>.<br />

Die Kartierung der Textilien (Abb. #26) zeigt ebenfalls signifikante<br />

Überschneidungen mit <strong>den</strong> Kernzonen der Keramikverteilung,<br />

während die Verteilung von Feuersteingeräten<br />

<strong>und</strong> von verkohlten Wildapfelhälften nur geringe<br />

Übereinstimmungen aufweisen. Die Haselnusskonzentrationen<br />

überschnei<strong>den</strong> sich wiederum deutlich mit <strong>den</strong><br />

Randbereichen der Scherbenlagen, was darauf hinweisen<br />

könnte, dass Haselnüsse in Keramiktöpfen aufbewahrt<br />

wur<strong>den</strong>. Möglicherweise trifft dies auch für das Dörrobst 9<br />

zu.<br />

Die H<strong>aus</strong>standorte, die durch die bei<strong>den</strong> F<strong>und</strong>konzentrationen<br />

zu vermuten waren, konnten schließlich durch<br />

<strong>den</strong>drochronologisch datierte Eichenpfosten lokalisiert<br />

<strong>und</strong> klar voneinander abgegrenzt wer<strong>den</strong> (vgl. Billamboz<br />

##). Ohne <strong>den</strong>drochronologische Untersuchungen, allein<br />

anhand der F<strong>und</strong>verteilungen, wäre dies kaum zu leisten<br />

gewesen. Selbst bei großflächig durchgeführten <strong>Ausgrabungen</strong>,<br />

wie etwa in Hornstaad Hörnle 1A, erweist sich<br />

die Dendrochronologie zur Festlegung der genauen H<strong>aus</strong>-


gr<strong>und</strong>risse als unverzichtbar (DIECKMANN 1990, 93; Abb.<br />

6).<br />

Die bei<strong>den</strong> Kernzonen der F<strong>und</strong>häufungen sind offenbar<br />

südlich bis südwestlich zu <strong>den</strong> <strong>den</strong>drochronologisch ermittelten<br />

H<strong>aus</strong>gr<strong>und</strong>rissen versetzt <strong>und</strong> liegen nur teilweise<br />

in Bereichen der H<strong>aus</strong>standorte (Abb. #28). 10 Die festgestellte<br />

Streuung der <strong>F<strong>und</strong>e</strong> <strong>und</strong> H<strong>aus</strong>reste <strong>aus</strong>serhalb der<br />

H<strong>aus</strong>standorte dürfte auf Sedimentationsvorgänge zurückzuführen<br />

sein <strong>und</strong> kaum die Zusammengehörigkeit<br />

von F<strong>und</strong>material, Baubef<strong>und</strong> <strong>und</strong> <strong>den</strong>drochronologisch<br />

ermitteltem H<strong>aus</strong>gr<strong>und</strong>riss in Frage stellen. Konstruktionsteile<br />

<strong>und</strong> H<strong>aus</strong>rat von Pfahlhäusern mit abgehoben<br />

konstruierten Bö<strong>den</strong> dürften beim Versturz leicht <strong>aus</strong>serhalb<br />

der durch die Pfähle markierten H<strong>aus</strong>standorte<br />

Abb. 25 Brandschichthorizont 2.4 Verteilung von Hüttenlehm, Steinplatten <strong>und</strong> Geröllen <strong>und</strong><br />

von Gefäßsätzen.<br />

23


24<br />

Abb. 26 Lage der Kernzonen der Keramikverteilung im Verhältnis<br />

zu Silexgeräten, Textilf<strong>und</strong>en <strong>und</strong> Nahrungsvorräten.<br />

geraten. 11 Die Auswertung des Brandschichthorizonts<br />

AH2 von Hornstaad-Hörnle IA macht deutlich, wie verschie<strong>den</strong>artig<br />

die Bef<strong>und</strong>situationen <strong>aus</strong>fallen können.<br />

Eine Zuordnung von Geräteinventaren zu H<strong>aus</strong>gr<strong>und</strong>rissen<br />

ist auch dort nur unter Vorbehalten möglich. Es zeichnet<br />

sich jedoch ab, dass die durch Lehmriegel umgrenzten<br />

H<strong>aus</strong>innenbereiche in Hornstaad-Hörnle IA überwiegend<br />

fast f<strong>und</strong>leer sind (DIECKMANN 1990, 93; Abb. 6,8–12).<br />

Obwohl keine letzte Gewissheit darüber bestehen kann,<br />

spricht im Fall von Sipplingen einiges dafür, dass die bei<strong>den</strong><br />

abgrenzbaren F<strong>und</strong>konzentrationen Inventarbestandteile<br />

zweier Häuser repräsentieren, die <strong>den</strong> <strong>den</strong>drochronologisch<br />

ermittelten H<strong>aus</strong>gr<strong>und</strong>rissen zuzuordnen sein wer<strong>den</strong>.<br />

5. Die <strong>F<strong>und</strong>e</strong><br />

Das im Folgen<strong>den</strong> behandelte F<strong>und</strong>material stammt <strong>aus</strong><br />

<strong>den</strong> Schnitten 40 <strong>und</strong> 140, welches im Zuge der Tauchsondagen<br />

1982, 1983, 1987, 1998 <strong>und</strong> 1999 <strong>aus</strong> Grabungensschnitten<br />

<strong>und</strong> Oberflächenaufnahmen geborgen wurde.<br />

Im F<strong>und</strong>stoff überwiegen Keramik <strong>und</strong> Silexgeräte. Artefakte<br />

<strong>aus</strong> Felsgestein, Knochen, Geweih <strong>und</strong> Holz sind in<br />

geringerem Umfang repräsentiert. Das Gros der stratifizierten<br />

<strong>F<strong>und</strong>e</strong> stammt <strong>aus</strong> Schicht 9.<br />

Aus <strong>den</strong> darunter liegen<strong>den</strong>, nur in kleinen Ausschnitten<br />

untersuchten Schichten 7 <strong>und</strong> 8 kommen nur wenige <strong>F<strong>und</strong>e</strong>.<br />

Das F<strong>und</strong>material <strong>aus</strong> der Oberfläche dürfte ebenfalls<br />

überwiegend Schicht 9 zuzuordnen sein, da die Schichten<br />

7 <strong>und</strong> 8 im untersuchten Areal <strong>und</strong> in dessen weiterer<br />

Umgebung nirgendwo an der Oberfläche liegen.<br />

Die Zuordnung einiger Streuf<strong>und</strong>e zu Schicht 17 ist ungewiß.<br />

5.1 Das F<strong>und</strong>material von Schicht 9<br />

5.1.1 Die Keramik von Schicht 9<br />

Aus <strong>den</strong> Sondierschnitten stammen insgesamt über 80 kg<br />

Keramik. Davon kommen 67,7 kg <strong>aus</strong> der Grabungsfläche<br />

in Schnitt 40, weitere 13–15 kg Keramik liegen <strong>aus</strong> der 1,5<br />

qm großen Grabungsfläche in Schnitt 140 vor. 12 Darin<br />

enthalten sind sowohl stratifizierte <strong>F<strong>und</strong>e</strong>, als auch <strong>F<strong>und</strong>e</strong><br />

<strong>aus</strong> der Oberfläche der Grabungsschnitte. Das Keramikgewicht<br />

<strong>aus</strong> <strong>den</strong> Oberflächenaufnahmen ist darin nicht berücksichtigt.<br />

Eine grammgenaue, exakte Ermittlung der ehemals in<br />

Schicht 9 einsedimentierten Keramikmenge ist <strong>aus</strong> verschie<strong>den</strong>en<br />

Grün<strong>den</strong> nicht möglich. Da diese Strate partiell<br />

oberflächlich erodiert war, ist schon dadurch eine gewisse<br />

Menge des keramischen F<strong>und</strong>materials <strong>aus</strong>gespült<br />

wor<strong>den</strong> <strong>und</strong> lag in Form eines Schleiers von noch kantenscharfen<br />

bis schon stark verrollten Scherben im Schlicksand.<br />

Obwohl diese <strong>aus</strong> der ergrabenen Fläche kommen<strong>den</strong><br />

Oberflächenf<strong>und</strong>e überwiegend <strong>aus</strong> Schicht 9 stammen<br />

dürften (vgl. Kap. 4.4.1 <strong>und</strong> 5.5), ist es methodisch<br />

nicht zulässig, sie als zur Schicht gehörig einzuberechnen.<br />

Weitere unzuweisbare Streuf<strong>und</strong>e, wie etwa die durch<br />

Pfahlverzug verschleppte Keramik, fallen hingegen kaum<br />

ins Gewicht. Die größten Unwägbarkeiten ergeben sich<br />

durch die bei <strong>den</strong> Sondagen 1982 <strong>und</strong> 1983 geborgenen<br />

Oberflächenf<strong>und</strong>e, die im Umkreis des durch Raubgrabungsaktivitäten<br />

freigewühlten Störungstrichters lagen sowie<br />

<strong>aus</strong> dem konfiszierten Raubgrabungsmaterial. Hier ist<br />

die Zugehörigkeit zu Schicht 9 zwar ebenfalls anzunehmen,<br />

letztlich aber nur noch durch Anpassungen der<br />

Scherben eindeutig zu belegen.<br />

Berücksichtigt man nur Keramikmaterial <strong>aus</strong> stratifiziertem<br />

Kontext sowie Stücke, bei <strong>den</strong>en Anpassungen an stratifiziertes<br />

Material gelangen, reduziert sich das Gewicht<br />

stratifizierter Keramik um etwa 15 %.<br />

Abb. 27 Sipplingen-Osthafen. Brandschichthorizont Bef<strong>und</strong> 2.4 in<br />

Q606/100 mit Stein- <strong>und</strong> Keramiklagen.


Generell wur<strong>den</strong> bei <strong>den</strong> folgen<strong>den</strong> Angaben zum Keramikgewicht<br />

pro Quadrat <strong>und</strong> Volumeneinheit sowohl direkte<br />

Anpassungen als auch Scherbenmaterial, das aufgr<strong>und</strong><br />

spezifischer Materialmerkmale mit hoher Sicherheit<br />

bestimmten Gefäßen zuor<strong>den</strong>bar erschien, berücksichtigt.<br />

Pro Kubikmeter Kulturschicht ließen sich auf diese Weise<br />

etwa 6 kg Keramik ermitteln. 13 In der Grabungsfläche<br />

liegt der Durchschnittswert bei 1,8 kg/m 2 . Das durchschnittliche<br />

Keramikgewicht pro Scherbe beträgt unter<br />

Berücksichtigung der meist winzigen Siebf<strong>und</strong>e etwa 11 g<br />

pro Scherbe, ohne Siebf<strong>und</strong>e liegt der Durchschnittswert<br />

bei 26 g pro Scherbe.<br />

Vergleichswerte liegen etwa <strong>aus</strong> der jungneolithischen<br />

Siedlung Ö<strong>den</strong>ahlen <strong>und</strong> Hornstaad-Hörnle 1A vor. Mit<br />

1,406 kg Keramik/m 3 Kulturschicht liegt der Wert von<br />

Ö<strong>den</strong>ahlen (SCHLICHTHERLE 1995, 46) wesentlich unter<br />

demjenigen von Sipplingen Schicht 9. Dies könnte unter<br />

anderem auf die abweichende Ablagerungsverhältnisse in<br />

Moorsiedlungen zurückzuführen sein. Mit 2,434 kg/m 3<br />

fassen wir in der jungneolithischen Seeuferrandsiedlung<br />

Hornstaad-Hörnle 1A (SCHLICHTHERLE 1990a, 73 Tab.<br />

1) ein gleichfalls wesentlich niedrigeres Keramikgewicht<br />

pro Volumeneinheit, obwohl dort ebenfalls ein <strong>aus</strong>geprägter<br />

Brandschichthorizont vorliegt. Das Keramikaufkommen<br />

in Sipplingen Schicht 9 ist demnach vergleichsweise<br />

hoch.<br />

Das Gesamtgewicht der gezeichneten <strong>und</strong> im Katalog aufgenommenen<br />

Keramik ist mit 54 kg verhältnismäßig<br />

hoch. Ein außeror<strong>den</strong>tlich hoher Anteil von Wandscherben,<br />

die an Ränder oder Bö<strong>den</strong> angepasst wer<strong>den</strong> <strong>und</strong><br />

zahlreie Gefäße, die weitgehend r<strong>und</strong>ergänzt wer<strong>den</strong><br />

konnten, dürften dies bewirken. Erheblichen Anteil hat an<br />

diesen Gewichtsverhältnissen mit 45 kg die verhältnismäßig<br />

stark zerscherbte, aber weitgehend zu vollständigen<br />

Gefäßen ergänzbare Keramik <strong>aus</strong> der Brandschicht (Bef.<br />

2.4).<br />

Optische <strong>und</strong> metrische Erfassung von Keramikmerkmalen<br />

Die Untersuchung der Keramik erfolgte nach optischen<br />

<strong>und</strong> metrischen Merkmalen. Systematisch wur<strong>den</strong> Wandstärken,<br />

Gewicht, Oberflächenbehandlung, Magerung des<br />

Tones, Gebrauchsspuren <strong>und</strong> Zustand der Scherben systematisch<br />

erfasst.<br />

11 Experimentalarchäologische Studien wären ein Mittel zum detaillierteren<br />

Verständnis von Brandschichtbef<strong>und</strong>en in prähistorischen<br />

Feuchtbo<strong>den</strong>siedlungen.<br />

12 Leider wurde versäumt, das Gewicht des Gefäßes Taf. 1 Nr.1 vor der<br />

Restaurierung zu ermitteln.<br />

13 Die Angabe bezieht sich <strong>aus</strong>schließlich auf die Grabungsfläche in<br />

Schnitt 40, die eine Größe von 37 m 2 aufweist. Als durchschnittliche<br />

Schichtdicke wurde mit 28 cm gerechnet.<br />

14 Bei offensichtlich zusammengehörigen Wandfragmenten wurde nur<br />

einmal <strong>aus</strong>gezählt. Die Auswahl von nur jenen Wandscherben mit<br />

über 15 g, dürfte zu einer Überrepräsentanz der Schlickrauhung<br />

führen, da hier im Vergleich zur glattwandigen Ware stärkere Wanddicken<br />

<strong>und</strong> damit ein höheres Gewicht vorhan<strong>den</strong> sind. Zudem weist<br />

die Ware einen geringeren Zerscherbungsgrad auf..<br />

Obwohl das Gesamtgewicht der Keramik <strong>aus</strong> <strong>den</strong> Grabungsflächen<br />

mit über 80 kg einen erheblichen Wert erreicht,<br />

ist die Zahl der in <strong>den</strong> Katalog eingegangenen, stratifizierten<br />

Schnittf<strong>und</strong>e mit 86 Stücken unterhalb der<br />

Grenze statistischer Signifikanz. Die Katalogisierten<br />

Rand-, verzierte Wand- <strong>und</strong> Bo<strong>den</strong>scherben wur<strong>den</strong> deshalb<br />

um Wandscherben ergänzt, die mehr als 15 g wiegen.<br />

Dickwandige Ware dürfte durch dieses Verfahren in der<br />

Keramikstatistik aufgr<strong>und</strong> ihres höheren spezifischen Gewichtes<br />

überrepräsentiert sein.<br />

In Tabelle 1 wer<strong>den</strong> anhand der vorhan<strong>den</strong>en Gefäßteile 3<br />

Kategorien unterschie<strong>den</strong>:<br />

Randscherben <strong>und</strong> Gefäßprofile, Randscherben <strong>und</strong> Gefäßprofile<br />

<strong>und</strong> Bö<strong>den</strong> (Gefäßindividuen) sowie letztlich<br />

die Gefäßindividuen zuzüglich aller Wandscherben über<br />

15 g 14 . Die Gliederung orientiert sich an gebräuchlichen<br />

Auswertungsverfahren für Keramik <strong>aus</strong> Ufersiedlungen<br />

des Zürichsees (BLEUER/HARDMEYER 1993 234 ff.).<br />

Die Oberflächenbehandlung der Keramik wurde anhand<br />

der katalogisierten Scherben untersucht. Nicht einbezogen<br />

Abb. 28 Brandschichthorizont 2.4 Verteilung von Hüttenlehm,<br />

Steinplatten <strong>und</strong> Geröllen <strong>und</strong> von Gefäßsätzen im Verhältnis zu<br />

<strong>den</strong> H<strong>aus</strong>gr<strong>und</strong>rissen.<br />

25


26<br />

Abb. #a Sipplingen-Osthafen, Schicht 9.<br />

Becher mit „Kerbrand“ <strong>und</strong> verstrichener<br />

Oberfläche (Kat. Nr. 33).<br />

g v s a gesamt<br />

Cr, Cp (%) 44,64 32,14 19,64 3,57<br />

>10 g (Stck.) 25 18 11 2 56<br />

Cr, Cb, (%) 47,37 26,31 23,68 3,95<br />

Cp >10 g (Stck.) 36 20 18 3 76<br />

Cr, Cb, Cp (%) 36,00 28,67 33,33 2,67<br />

Cw >15 g (Stck.) 54 43 50 4 150<br />

Tab. 2 Sipplingen Osthafen Schicht 9, Oberflächenbehandlung der<br />

Keramik. Cr Randscherbe, Cb Bo<strong>den</strong>scherbe, Cw Wandscherbe, Cp<br />

Gefäßprofil; g glatt, v verstrichen, s Schlickgerauht, a abweichende<br />

Oberflächenbehandlung.<br />

wur<strong>den</strong> Bo<strong>den</strong>- <strong>und</strong> Randscherben mit Grammgewichten<br />

unter 10 g, da bei kleineren Bruchstücken die Art der<br />

Oberflächenbehandlung kaum sicher zu beurteilen ist.<br />

Neben geglätteten, verstrichenen oder schlickgerauhten<br />

Oberflächen fin<strong>den</strong> sich auch Formen der Oberflächenbehandlung<br />

auf die hier besonders hinzuweisen ist. Es handelt<br />

sich um Scherben mit Strich- oder Spatelrauhung sowie<br />

ein Gefäß, das flächig mit Fingernagel- <strong>und</strong> Fingertupfeneindrücken<br />

bedeckt ist. Einige Gefäße weisen feine,<br />

engobiert wirkende Oberflächen auf (Taf. 7,31.32; 8,37;<br />

9,47). Bei der Masse dieser Stücke war jedoch der Überzug<br />

bereits in Teilen abgeblättert, eine erosive Einwirkung<br />

kann aber <strong>aus</strong>geschlossen wer<strong>den</strong>. Da alle Stücke <strong>aus</strong> dem<br />

Brandschichthorizont stammen, ist es kaum zu klären, ob<br />

die Stücke tatsächlich eine besondere Oberflächenbehandlung<br />

erfuhren. Es ist sowohl <strong>den</strong>kbar, dass die engobeartige<br />

Struktur durch thermische Einwirkung auf die Gefäßoberfläche<br />

infolge des Brandereignisses entstan<strong>den</strong> ist als<br />

auch, dass die Engobestruktur erst durch die nachträglichen<br />

thermischen Einflüsse wieder deutlich hervortritt<br />

(SCHLICHTHERLE 1990a, 92).<br />

Die schlickgerauhte Ware variiert nach Dicke <strong>und</strong> der<br />

Körnigkeit des Bewurfs sowie nach verschie<strong>den</strong>en Techniken<br />

des Auftrags. Aufgegriffen wird eine auffällige Variante,<br />

bei der ein wenig körniger, weicher Schlick Verwendung<br />

fand <strong>und</strong> die Oberfläche durch horizontale oder vertikale<br />

Verstrichspuren gekennzeichnet ist. Diese Variante<br />

wird als fingergeriefter Schlick bezeichnet (Taf. 5,14;<br />

6,19.20; 11,70).<br />

Die Bestimmung der Magerung erfolgte makroskopisch<br />

unter Zuhilfenahme einer Handlupe. Bei der Hauptmasse<br />

der Keramik zeigten sich an <strong>den</strong> Bruchkanten stark verbackene<br />

Strukturen, <strong>aus</strong> <strong>den</strong>en die Magerungsbeimengungen<br />

kaum hervortraten. Als Magerungskomponenten<br />

konnte rein quarzitische Magerung, Magerung mit Gesteinsgrus<br />

metamorphen <strong>und</strong> kristallinen Ursprungs mit<br />

oder ohne Glimmeranteile <strong>und</strong> Schamottmagerung unterschie<strong>den</strong><br />

wer<strong>den</strong>. Insbesondere letztere ist – abhängig von<br />

der Dichte der Beimengung – oft schwer erkennbar. Kalksteinmagerung<br />

ist nur an einer Scherbe belegt. Dünnwandige<br />

Feinkeramik, wie etwa Schüsseln oder Henkelkrüge<br />

weist, zumeist fein zerstoßenes, quarzitisches Gesteinsmaterial<br />

auf. Die Magerung der schlickgerauhten Ware <strong>und</strong><br />

der Trichtertöpfe bestand, wie dies zu erwarten ist, <strong>aus</strong> gröberem<br />

Gesteinsgrus.<br />

Abb. #a Sipplingen-Osthafen,<br />

Schicht 9. Polierte Oberfläche<br />

mit Glättspuren (Kat. Nr. 40).<br />

Abb. #a Sipplingen-Osthafen,<br />

Schicht 9. Schwach schlickgerauhte<br />

Oberfläche mit Verstrichriefen<br />

(Kat. Nr. 19).<br />

Abb. # Sipplingen-Osthafen, Schicht 9.<br />

Mit pastosem Schlickauftrag bedeckte<br />

Oberfläche einer Wandscherbe (Kat.Nr.<br />

67). Der Tonschlicker ist stellenweise<br />

abgeplatzt <strong>und</strong> die verstrichene Oberfläche<br />

des Scherbens unter dem Tonschlicker<br />

ist sichtbar.


Abb. #a Sipplingen-Osthafen, Schicht 9.<br />

Lochrand mit von innen nach außen gestochenen<br />

Löchern. Aussenansicht (o) <strong>und</strong> Innenansicht<br />

(u). Die schlickgerauhte Oberfläche ist fingergerieft<br />

(Kat.Nr. 14).<br />

Die Messung der Wandstärke aller Randstücke erfolgte<br />

etwa 5 cm unter dem Rand <strong>und</strong> erbrachte einen Durchschnittswert<br />

von 8,07 mm (n=51). Die Spanne der Messwerte<br />

liegt zwischen 3,8 mm <strong>und</strong> 18 mm. Bezieht man<br />

Wandscherben von Gefäßunterteilen <strong>und</strong> kleine Randstücke<br />

in die Aufnahme ein, so steigt der Durchschnittswert<br />

auf 8,46 mm (n=145). Die mittlere Bo<strong>den</strong>stärke beträgt<br />

9,81 mm (n=44).<br />

Gr<strong>und</strong>formen <strong>und</strong> Verzierungsweisen<br />

Im Formenspektrum dominieren die Gr<strong>und</strong>formen Trichtertöpfe,<br />

Henkelkrüge <strong>und</strong> Schüsseln.<br />

Die Trichtertöpfe sind zumeist schlickgerauht oder weisen<br />

rauhe, schlecht geglättete Oberflächen auf. Gut geglättete<br />

Trichtertöpfe sind nicht eindeutig zu i<strong>den</strong>tifizieren. Sie<br />

sind überwiegend im Randbereich verziert. Im einzelnen<br />

sind es Tupfen unter dem Rand, getupfte Randleisten, Arka<strong>den</strong>leisten<br />

oder Tupfen auf der Randlippe. Lochränder<br />

sind selten.<br />

Die Henkelkrüge variieren in ihrer Größe beträchtlich,<br />

sind aber ansonsten sehr ähnlich geformt <strong>und</strong> <strong>aus</strong>gestattet.<br />

Sie besitzen randständige Bandhenkel <strong>und</strong> sind unverziert.<br />

Schüsseln sind auffallend häufig.<br />

Darüber hin<strong>aus</strong> sind verschie<strong>den</strong>e becherartige Gefäße,<br />

Flaschen <strong>und</strong> weitere Formen von Töpfen belegt, die nicht<br />

<strong>den</strong> gängigen Gr<strong>und</strong>typen zuzurechnen sind. Insbesondere<br />

sei hier auf einige annähernd r<strong>und</strong>bodige Formen (Taf.<br />

6,20.21) <strong>und</strong> auf eine Tonscheibe, einen sogenannten<br />

„Michelsberger Backteller“ (Taf. 10,66) hingewiesen.<br />

Bei <strong>den</strong> Zierweisen dominieren die oben aufgeführten<br />

Randverzierungen. Bezogen auf 60 Randscherben sind<br />

Randverzierungen wie Arka<strong>den</strong>leisten, getupfte <strong>und</strong> gekerbte<br />

Randleisten sowie Tupfen unter dem Rand an 11<br />

Exemplaren die mit Abstand häufigste Zierweise.<br />

Ein glatter umgelegter Rand ist hingegen die Ausnahme.<br />

Viermal belegt <strong>und</strong> damit prozentual relativ häufig vetreten<br />

sind Gefäße mit getupfter Randlippe (Taf. 3,10;<br />

4,11.12; 5,13). Fünf Gefäßprofile <strong>und</strong> Randscherben besitzen<br />

Lochränder. Einige der Lochränder von Trichtertöpfen<br />

sind (Taf. 5,14–16) von innen nach außen gelocht.<br />

Knubben <strong>und</strong> Ösen sind selten.<br />

Flächig <strong>aus</strong>geführte Modifikationen der Gefäßoberfläche,<br />

wie Fingernageleindrücke, Strich- oder Spatelrauhung,<br />

wer<strong>den</strong> hier nicht als Zierweise aufgeführt, sondern als<br />

Varianten der Oberflächenbehandlung betrachtet (s. o.).<br />

Sonderformen<br />

Völlig <strong>aus</strong> dem Rahmen fällt ein Tonobjekt unbekannter<br />

Funktion <strong>aus</strong> der Brandschicht (Abb. #29). Möglicherweise<br />

wurde das Objekt erst durch <strong>den</strong> Siedlungsbrand verziegelt<br />

<strong>und</strong> war ursprünglich luftgetrocknet. Es wirkt wie<br />

ein Tonklumpen, <strong>aus</strong> dem durch Modellieren ein Objekt<br />

gefertigt wurde; eine Spielerei durch Kinder scheint nicht<br />

Abb. #a Sipplingen-Osthafen, Schicht 9.<br />

Profilscherben eines Trichtertopfes mit<br />

flächigen angebrachten Fingerkuppen- <strong>und</strong><br />

Fingernageleindrücken (Kat.Nr. 27).<br />

Abb. #a Sipplingen-Osthafen, Schicht 9. Randscherbe<br />

eines Trichtertopfes mit Fingertupfen auf<br />

der Randlippe (Kat.Nr. 12).<br />

27


28<br />

<strong>aus</strong>geschlossen.<br />

Abb. 29 Tonobjekt unbekannter<br />

Funktion.<br />

Der funktionale Kontext eines r<strong>und</strong>stabigen Keramikfragmentes<br />

(Taf. 9,54) ist ebenfalls unklar. Dass es sich bei<br />

dem dünnen <strong>und</strong> wenig gekrümmten Objekt um ein Henkelfragment<br />

handelt, scheint eher unwahrscheinlich zu<br />

sein. Henkel mit r<strong>und</strong>em Querschnitt kommen überdies<br />

bereits in F<strong>und</strong>komplexen der frühen Pfyner Kultur nur<br />

selten vor. In der Regel sind sie jedoch im Querschnitt nierenförmig<br />

bis langoval. Lediglich F<strong>und</strong>komplexe der<br />

Schussenrieder Kultur weisen Krüge mit r<strong>und</strong>stabigen<br />

Henkeln in größerer Menge auf (STROBEL 2000, z. B. Taf.<br />

1,98–101).<br />

Besser vergleichbar sind gewiß Griffe von Schöpfern oder<br />

Löffeln, wie sie in F<strong>und</strong>komplexen der Schussenrieder<br />

Kultur mehrfach belegt sind (STROBEL 2000, Taf. 67,814–<br />

815.817.1971).<br />

5.1.2. Die Silexartefakte <strong>aus</strong> Schicht 9<br />

Die Silexartefakte <strong>aus</strong> Schicht 9 wer<strong>den</strong> <strong>aus</strong>führlich durch<br />

Petra Kieselbach in einem eigenen Beitrag in diesem Band<br />

behandelt.<br />

15 Obwohl im Westteil der Sipplinger Bucht hervorragende Erhaltungsbedingungen<br />

für Knochen- <strong>und</strong> Geweihartefakte gegeben sind, trifft<br />

dies für die im Ostteil liegen<strong>den</strong> Schnitte offenbar nicht zu. Offenbar<br />

liegt hier ein stärker saures Milieu vor, möglicherweise spielt auch die<br />

starke Durchwurzelung durch Schilfrhizome eine Rolle. Die Knochen-<br />

<strong>und</strong> Geweihf<strong>und</strong>e waren meist sehr brüchig <strong>und</strong> aufgeweicht,<br />

überwiegend war die Außenhaut bereits stark abgeblättert. Schliffflächen<br />

<strong>und</strong> Bearbeitungsspuren sind deswegen häufig nicht mehr<br />

erhalten.<br />

16 Diese Stücke konnten bei der osteologischen Bearbeitung des Knochenf<strong>und</strong>materials<br />

durch Karl Heinz Steppan <strong>aus</strong>selektiert wer<strong>den</strong>.<br />

17 Durch<strong>aus</strong> in Betracht zu ziehen ist, dass die Politur im Schaftbereich,<br />

der gleichzeitig auch die Handhabe darstellt, auch durch manuelle<br />

Abnutzung bedingt.<br />

18 Wie weit diese Ten<strong>den</strong>z auf <strong>den</strong> Bo<strong>den</strong>seeraum zu übertragen ist, sei<br />

dahingestellt, da im Raum des Zürichseegebiets ein engerer Kulturkontakt<br />

mit der Cortaillodkultur feststellbar ist. Hinweise für das<br />

Aufkommen anderer Fassungsformen ergeben sich im Bo<strong>den</strong>seegebiet<br />

<strong>und</strong> im Thurgau durch <strong>F<strong>und</strong>e</strong> von Steckborn Schanz (WINIGER/<br />

Hasenfratz 1981 Taf. 33, 2), ein Exemplar <strong>aus</strong> Niederwil (Waterbolk/<br />

Zeist 1991 Band III, Fig. 65) <strong>und</strong> vorbehaltlich der problematischen<br />

Zuordnung dieser F<strong>und</strong>stücke <strong>aus</strong> dem Nussbaumersee (Hasenfratz/<br />

Schnyder 1998, Abb.138).<br />

5.1.3 Die Felsgesteinartefakte <strong>aus</strong> Schicht 9<br />

Unter <strong>den</strong> Felsgesteinartefakten überwiegen Reibsteine,<br />

Schleifplatten <strong>und</strong> Klopfsteine, überschliffene Geräte sind<br />

selten. Ein flächig überschliffenes Walzenbeil (Tafel 15 Nr.<br />

147) dürfte in einem Stangenholm direkt geschäftet gewesen<br />

sein. Für eine kleine Grünschieferklinge (Tafel 15 Nr.<br />

148) dürfte eine indirekte Schäftung per Zwischenfutter<br />

vor<strong>aus</strong>zusetzen sein.<br />

Ein besonderes F<strong>und</strong>stück, da sonst selten stratifiziert,<br />

stellt eine „Flache Hammeraxt“ mit gera<strong>den</strong> Lochseiten<br />

<strong>aus</strong> Serpentinit dar (Tafel 15 Nr. 149). Das Stück stammt<br />

ebenfalls <strong>aus</strong> Schicht 9 <strong>und</strong> hat eine stark eingekürzte,<br />

leicht nach unten gezogene Schneide.<br />

5.1.4 Die Knochen- <strong>und</strong> Geweihartefakte <strong>aus</strong> Schicht 9<br />

Gut erhaltene Knochen- <strong>und</strong> Geweihgeräte sind selten.<br />

Die geringe Anzahl von nur 7 Knochenartefakten <strong>und</strong> Gerätefragmenten<br />

<strong>aus</strong> organischen Schichten dürfte auf die<br />

schlechten Erhaltungsbedingungen zurückzuführen<br />

sein. 15<br />

Der überwiegende Teil der Knochengeräte stammt <strong>aus</strong> der<br />

Brandschicht <strong>und</strong> ist deswegen häufig kalziniert <strong>und</strong> stark<br />

fragmentiert. Bei einigen Stücken waren jedoch noch Zusammensetzungen<br />

möglich. Neben <strong>den</strong> gezeichneten<br />

Stücken liegen noch weitere 18 katalogisierte – teils auch<br />

<strong>aus</strong> mehreren Teilen bestehende – Objektfragmente vor. 16<br />

Letztere dürften einige wenige, völlig durch Hitzeeinwirkung<br />

zersplitterte Artefakte repräsentieren.<br />

Das kleine Spektrum, das <strong>aus</strong> Schicht 9 vorliegt, ist wenig<br />

repräsentativ. Neben einigen Knochenspitzen ist ein Gerät<br />

mit querstehender Arbeitskante vorhan<strong>den</strong>. Es handelt<br />

sich um einen Spatel mit Gelenkkopf <strong>und</strong> ger<strong>und</strong>eter Arbeitskante<br />

(Taf. 17,164). Das Stück besitzt eine stark glänzende<br />

Politur auf der Arbeitskante <strong>und</strong> im gesamten vorder-<br />

<strong>und</strong> rückseitigen Schaftbereich. Vergleichbare <strong>F<strong>und</strong>e</strong><br />

liegen <strong>aus</strong> Wangen-Hinterhorn, Kulturschicht 2 (SCHLEN-<br />

KER 1994, 150), Thayngen Weier (WINIGER 1971, 45) <strong>und</strong><br />

<strong>aus</strong> Twann US (SCHIBLER 1981, 64 Abb. 26) vor. Ihre<br />

Funktion ist im Gr<strong>und</strong>e unklar, meist wer<strong>den</strong> sie für Glättwerkzeuge<br />

gehalten oder für Werkzeuge zur Bearbeitung<br />

von weichen Materialien wie Textilien oder Leder. Einige<br />

Keramikschüsseln <strong>aus</strong> dem F<strong>und</strong>bestand von Schicht 9<br />

lassen zwar deutliche Glättspuren erkennen, da der vorliegende<br />

Spatel jedoch auch eine durchgehende Politur im<br />

Schaftbereich aufweist, ist eine Deutung als Keramikglätter<br />

nicht zwingend. 17 Im Typenspektrum der neolithischen<br />

Knochenartefakte sind vergleichbare Objekte meist nur in<br />

äußerst geringen Stückzahlen vertreten oder fehlen gänzlich<br />

(SCHIBLER 1981, Tab. 59–61).<br />

An Geweihgeräten ist ein Tüllenzwischenfutter (Taf.<br />

17,189) vorhan<strong>den</strong>. Zwischenfutter dieses Typs sind in<br />

Stationen der Pfyner Kultur vielfach belegt, aber auch <strong>aus</strong><br />

Munzinger <strong>und</strong> Michelsberger F<strong>und</strong>zusammenhängen bekannt.<br />

In Oberschwaben setzten sie bereits in der Schussenrieder<br />

Kultur ein <strong>und</strong> sind in Stationen der Pfyn-Alt-


Abb. # Sipplingen-Osthafen, Schicht 9. Axtschneide <strong>aus</strong><br />

Grüngestein (Kat.Nr. 149).<br />

heimer Gruppe Oberschwabens ebenfalls vertreten<br />

(BILLAMBOZ/SCHLICHTHERLE 1999 Abb. 7; 57; 58). In Rahmen<br />

der jüngeren Pfyner Kultur scheinen Tüllenzwischenfutter<br />

nicht mehr in Gebrauch zu sein. Hierauf verweisen<br />

sowohl das Fehlen dieser Schäftungen am Übergang der<br />

Pfyner zur Horgener Kultur (KOLB 1993, 309; LEUZINGER<br />

1999, 11), wie auch der Umstand, dass im F<strong>und</strong>bestand<br />

von Zürich Mozartstrasse Schicht 4 Zwischenfutter des<br />

Typus Bb/BC zunehmend geläufig wer<strong>den</strong> (Zürich Mozartstrasse<br />

1992, Taf. 169; 170.–Zürich-Mozartstrasse<br />

1987, 157; 158 Abb. 193). 18<br />

Ein weiteres Geweihartefakt <strong>aus</strong> Sipplingen dürfte aufgr<strong>und</strong><br />

seiner Maße als Fragment einer kleinen Handfassung<br />

bzw. als kleine <strong>aus</strong> einer Geweihsprosse gefertigte<br />

Tüllenfassung anzusprechen sein (Taf. 17,187), die wohl<br />

eher zur Aufnahme eines Knochenartefaktes diente.<br />

5.1.5 Die Holzgeräte <strong>aus</strong> Schicht 9<br />

Der Bestand an Holzartefakten ist mit nur fünf Objekten<br />

relativ klein. Da bei <strong>den</strong> Grabungen nur Detritusschichten<br />

geringer Mächtigkeit angeschnitten wur<strong>den</strong> <strong>und</strong> das<br />

Brandereignis zur vollständigen Zerstörung zahlreicher<br />

Holzgeräte geführt haben dürfte, überrascht diese geringe<br />

Zahl aber nicht.<br />

Aus der Brandschicht liegen vier mehr oder weniger fragmentarisch<br />

erhaltene Artefakte vor, <strong>aus</strong> dem Basisdetritus<br />

stammen Bruchstücke eines kleinen Knieholms <strong>aus</strong> Eichenholz<br />

(Taf. 18,197). Da das eigentliche Schäftungsstück<br />

fehlt, ist unklar, ob eine Schäftungsgabel oder ein -<br />

zapfen zu rekonstruieren ist (WINIGER 1981 46 f.). Vergleichbare<br />

Knieholme sind <strong>aus</strong> Pfyner Kontext häufig<br />

belegt <strong>und</strong> <strong>aus</strong> Thayngen-Weier (WINIGER 1971, Taf. 43),<br />

Gachnang-Niederwil (WINIGER 1981, Abb. 9–10), Feldmeilen-Vorderfeld<br />

(WINIGER 1981, Taf. 7), dem Nussbaumer<br />

See (HASENFRATZ/SCHNYDER 1998, Abb. 141) <strong>und</strong> Zürich<br />

Mozartstrasse Schicht 4 (Zürich Mozartstrasse 1992,<br />

Taf. 207) bekannt. Am Bo<strong>den</strong>see ist die Materialbasis –<br />

sieht man von dem kleinen F<strong>und</strong>bestand <strong>aus</strong> <strong>den</strong> Pfyner<br />

Schichten von Steckborn Schanz ab (WINIGER/HASEN-<br />

FRATZ 1985, Taf. 35) – bislang spärlich. Aus der oberschwäbischen<br />

Moorsiedlung Reute der Pfyn/Altheimer<br />

Gruppe Oberschwabens liegen zwei weitere Knieholme<br />

vor (BILLAMBOZ/SCHLICHTHERLE 1999, Abb. 5). Ein zweites<br />

Holmfragment <strong>aus</strong> Sipplingen Schicht 9 ist ebenfalls<br />

<strong>aus</strong> Eichenholz gefertigt <strong>und</strong> bestätigt einmal mehr die besonders<br />

häufige Verwendung dieser Holzart zur Fertigung<br />

von Holmen. Da nur das Holmende erhalten ist, lässt sich<br />

auch hier der Holmtyp nicht bestimmen.<br />

Aus dem Brandschichthorizont von Sipplingen Schicht 9<br />

stammt auch ein <strong>aus</strong> der Astverzweigung einer Eiche gefertigtes<br />

Winkelholz (Taf. 18,196). Weitgehend i<strong>den</strong>tische<br />

Stücke kamen in Siedlungen der Pfyner Kultur wie Thayngen<br />

Weier (WINIGER 1971, Taf. 48,8) <strong>und</strong> Wangen-Hinterhorn,<br />

Kulturschicht 2 (SCHLENKER 1994, Taf.<br />

51,592.593) zum Vorschein. Die für Dreschsparren gehaltenen<br />

Objekte tauchen in unterschiedlichen kulturellen<br />

Zusammenhängen auf, wie dies die zahlreichen F<strong>und</strong>stükke<br />

der Horgener Kultur <strong>aus</strong> Feldmeilen Vorderfeld zeigen<br />

(WINIGER 1981, Taf. 29,4.5).<br />

Die Fragmente zweier <strong>aus</strong> Ahorn <strong>und</strong> Esche gefertigter<br />

Holzobjekte (Taf. 18,199.200) dürften aufgr<strong>und</strong> ihrer<br />

Profilierung <strong>und</strong> sorgfältigen Glättung wohl von großen<br />

Holzschalen stammen. Wie man sich diese vorzustellen<br />

hat, zeigen <strong>aus</strong> eben diesen Holzarten gefertigte Objekte<br />

<strong>aus</strong> <strong>den</strong> Pfyner Schichten von Feldmeilen Vorderfeld (WI-<br />

NIGER 1981, Taf. 7). Auch von weiteren F<strong>und</strong>stellen des<br />

Jungneolithikums wie Wangen-Hinterhorn (SCHLENKER<br />

1994, Taf. 51,592.593), Thayngen Weier (WINIGER 1971,<br />

Taf. 30,6), dem Nussbaumer See (HASENFRATZ/SCHNYDER<br />

1998, Abb. 143) <strong>und</strong> Zürich Mozartstrasse Schicht 4 (Zürich<br />

Mozartstrasse 1992, Taf. 208) sind gut vergleichbare<br />

Schalen <strong>und</strong> Schalenfragmente bekannt.<br />

5.1.6 Die Textilien <strong>aus</strong> Schicht 9<br />

Bedingt durch <strong>den</strong> <strong>aus</strong>geprägten Brandschichthorizont<br />

konnte bei <strong>den</strong> Grabungen 1998 <strong>und</strong> 1999 eine ganze Reihe<br />

von Geflechten <strong>und</strong> anderen Textilresten geborgen wer<strong>den</strong><br />

(Taf. 19). Bis auf ein Stück sind sie verkohlt. Die Restaurierung<br />

erfolgte durch Frau Brückel-Keefer, die Bestimmung<br />

<strong>und</strong> Katalogisierung durch Frau Feldtkeller.<br />

Gewebe sind im vorliegen<strong>den</strong> Bestand keine vorhan<strong>den</strong>.<br />

Abb. # Sipplingen-Osthafen, Schicht 9. Rin<strong>den</strong>streifen<br />

über Kreuz verknotet (Kat.Nr. 205).<br />

29


30<br />

Abb. 30 Sipplingen-Osthafen, Schicht 9. Rekonstruktionsversuch<br />

des Spiralwulstgeflechtes #Abb. unvollständig#<br />

Als Objekte liegen Schnüre, verknotete Rin<strong>den</strong>streifen,<br />

verschie<strong>den</strong>e Geflechte – darunter auch ein fragliches<br />

Vliesgeflecht – <strong>und</strong> zahlreiche Bruchstücke eines in Spiralwulsttechnik<br />

gefertigten Korbgeflechtes vor. Als Ausgangsmaterial<br />

diente <strong>aus</strong>schließlich Gehölzbast. Jedoch sei auf<br />

die hohe F<strong>und</strong>dichte von Lein im botanischen Spektrum<br />

hingewiesen (vgl. Riehl 2003).<br />

Die Verteilung der Textilien deckt sich weitgehend mit der<br />

Lage der zerscherbten Gefäße <strong>aus</strong> bei<strong>den</strong> Häusern. Ob dies<br />

auf eine mit der Keramik übereinstimmende Platzierung<br />

im H<strong>aus</strong> zurückzuführen ist, ist unklar. Hier muss auch<br />

bedacht wer<strong>den</strong>, dass fragile verkohlte Textilien nur dann<br />

gute Erhaltungchancen haben, wenn sie mit verziegelten<br />

oder oder teilverziegelten Wandlehmen abgedeckt wur<strong>den</strong>.<br />

Jedoch kann bei dem Korbgeflecht, das in bruchstückhafter<br />

Erhaltung im Südteil der Grabungsfläche streut, ein<br />

Zusammenhang mit der Keramik gesehen wer<strong>den</strong>. Da am<br />

vorliegen<strong>den</strong> F<strong>und</strong>bestand eine kulturspezifische Zuordnung<br />

von textilen <strong>F<strong>und</strong>e</strong>n <strong>und</strong> Techniken kaum durchführbar<br />

ist, sei auf weiterführende Literatur verwiesen<br />

(RAST-EICHER 1997, 300 ff.; FELDTKELLER/SCHLICHTHERLE<br />

1998, 22 ff.).<br />

5.1.7 Das F<strong>und</strong>material <strong>aus</strong> der Seekreide über Schicht 9<br />

Ein kleines Ensemble von überwiegend mehr oder minder<br />

stark verrollter Keramik stammt <strong>aus</strong> der auf Schicht 9 aufliegen<strong>den</strong><br />

Seekreide (Bef. 1.1). Die geringe F<strong>und</strong>menge<br />

lässt sich im Wesentlichen auf die teilweise oder auch totale<br />

Erosion dieses Horizontes im Bereich des Grabungsschnittes<br />

zurückführen. In <strong>den</strong> noch verbliebenen, intakten<br />

Zonen erwies sich der Bef<strong>und</strong> als recht f<strong>und</strong>reich, wobei<br />

das Gros der Keramik <strong>aus</strong> der Seekreide knapp über der<br />

Oberkante von Schicht 9 stammt. Wie bereits in Kapitel<br />

4.3 <strong>aus</strong>geführt, dürfte der in Seekreide eingebettete F<strong>und</strong>schleier<br />

einen Reduktionshorizont von erodierten Bef<strong>und</strong>en<br />

der Schicht 9 darstellen.<br />

Die auf der Tafel 20 abgebildeten F<strong>und</strong>stücke stammen<br />

sowohl <strong>aus</strong> der Grabungsfläche Schnitt 40 als auch <strong>aus</strong> <strong>den</strong><br />

im Umfeld durchgeführten Oberflächenaufnahmen. Bei<br />

letzteren handelt es sich nicht um Streuf<strong>und</strong>e, sondern um<br />

einzelne Stücke, die zwar bereits an der Oberfläche lagen,<br />

aber noch teilweise einsedimentiert waren.<br />

Der kleine Keramikf<strong>und</strong>bestand enthält im wesentlichen<br />

Formen <strong>und</strong> Merkmale, wie sie schon im Inventar <strong>aus</strong><br />

Schicht 9 vorhan<strong>den</strong> sind. Hierzu gehören etwa das häufige<br />

Vorkommen von Randstücken mit verschie<strong>den</strong>en Formen<br />

von Fingertupfen- oder Fingereindruckzier sowie<br />

auch schlickgerauhte Gefäßoberflächen.<br />

5.2 Das F<strong>und</strong>material <strong>aus</strong> <strong>den</strong> Schichten 8 <strong>und</strong> 7<br />

Das F<strong>und</strong>aufkommen <strong>aus</strong> <strong>den</strong> Schichten 7 <strong>und</strong> 8 ist spärlich.<br />

Aus diesem Gr<strong>und</strong> wer<strong>den</strong> die <strong>F<strong>und</strong>e</strong> dieser Horizonte<br />

summarisch behandelt. Berücksichtigt wur<strong>den</strong> auch<br />

Stücke, die <strong>aus</strong> der über Schicht 8 liegen<strong>den</strong> Seekreideschicht<br />

stammen. Bei diesen ist davon <strong>aus</strong>zugehen, dass sie<br />

– bevor ihre Einbettung in die Seekreide erfolgte – ehedem<br />

Bestandteile von Schicht 8 waren.<br />

Unter Einbeziehung dieser Objekte liegen insgesamt sechs<br />

Gefäßfragmente <strong>und</strong> zwei weitere Kleinf<strong>und</strong>e <strong>aus</strong> Schicht<br />

8 sowie fünf Randscherben, ein Gefäßbo<strong>den</strong> <strong>und</strong> ein Geweihartefakt<br />

<strong>aus</strong> Schicht 7 vor. Sowohl schichtbezogen wie<br />

auch summarisch betrachtet, ist eine Charakterisierung<br />

des F<strong>und</strong>inventars kaum möglich. Es fin<strong>den</strong> sich relativ<br />

häufig Bruchstücke von Henkelkrügen, auch Schlickrauhung<br />

ist vertreten, Arka<strong>den</strong>leisten oder fingergetupfte<br />

Ränder fehlen. Ein etwas auffälligeres F<strong>und</strong>stück ist ein<br />

Bohrkern <strong>aus</strong> Grüngestein <strong>aus</strong> Schicht 8, der <strong>aus</strong> zwei zusammenhängen<strong>den</strong>,<br />

gegeneinander versetzten konischen<br />

Hälften besteht (Taf. 23,245). Das Objekt ist ein Beleg für<br />

die Fertigung von Äxten in der Siedlung. Weitgehend<br />

i<strong>den</strong>tische Stücke sind <strong>aus</strong> Thayngen-Weier (WINIGER<br />

1971, Taf. 36,5) <strong>und</strong> Steckborn-Schanz (WINIGER 1971,<br />

Taf. 70,15) bekannt.<br />

5.3 Das F<strong>und</strong>material <strong>aus</strong> der Oberfläche<br />

Die Mehrzahl der Oberflächenf<strong>und</strong>e ist der Pfyner Kultur<br />

zuzurechnen. F<strong>und</strong>stücke der Horgener Kultur <strong>und</strong> auch<br />

Streuf<strong>und</strong>e der Urnenfelderkultur sind selten.<br />

Das F<strong>und</strong>spektrum ist in seiner Zusammensetzung mit jenem<br />

vergleichbar, das <strong>aus</strong> dem unweit westlich <strong>und</strong> etwas<br />

seewärts der Schnitte 40 <strong>und</strong> 140 gelegenen Schnitt 126<br />

(x578–585/y82–89) vorliegt (Kolb 1999, 124). Dort<br />

konnte an der Oberfläche eine sandige Kulturschicht der<br />

spätbronzezeitlichen Urnenfelderkultur erfasst wer<strong>den</strong>.<br />

Die Pfyner Kulturschichten liegen in Schnitt 126 unter<br />

Seekreidebedeckung <strong>und</strong> wur<strong>den</strong> durch die landwärts davon<br />

eingreifende Flächenerosion noch nicht erfasst. Die<br />

dreischichtige Pfyner Stratigraphie wurde in einem Gra-


ungsschnitt aufgeschlossen, sie wird von einer Strate der<br />

Horgener Kultur überlagert. Unmittelbar auf die Oberkante<br />

der Horgener Kulturschicht folgend, fand sich ein in<br />

Sand eingelagerter Reduktionshorizont der Spätbronzezeit.<br />

Die Bef<strong>und</strong>situation in Schnitt 126 läßt auf ehemals<br />

vergleichbare Schichtverhältnisse in <strong>den</strong> Schnitten 40 <strong>und</strong><br />

140 schließen, wo die stratigraphisch höher gelegenen<br />

Schichten teilweise oder bereits vollständig durch Flächenerosion<br />

<strong>aus</strong>geräumt wur<strong>den</strong>.<br />

Eindeutige Belege eines F<strong>und</strong>niederschlages der späten<br />

schnurkeramischen Kultur ließen sich in <strong>den</strong> 1998 <strong>und</strong><br />

1999 untersuchten Siedlungsflächen nicht nachweisen,<br />

obwohl entsprechende Dendrodaten von Pfählen <strong>aus</strong> diesem<br />

Areal vorliegen (s. u.).<br />

5.3.1 Die Oberflächenf<strong>und</strong>e der Pfyner Kultur<br />

Der Pfyner F<strong>und</strong>niederschlag dürfte hauptsächlich durch<br />

erosiven Abtrag von Schicht 9 <strong>und</strong> der darüberliegen<strong>den</strong><br />

Seekreide entstan<strong>den</strong> sein (vgl. Kapitel 4.4.1). Ein kleiner<br />

Bruchteil der Oberflächenf<strong>und</strong>e konnte eindeutig stratifiziert<br />

wer<strong>den</strong>. Es handelt sich um <strong>F<strong>und</strong>e</strong>, die noch teilweise<br />

in der Kulturschicht steckten (Taf. 19). Das stratifizierte<br />

F<strong>und</strong>material <strong>aus</strong> der Oberflächenaufnahme fand Eingang<br />

in die statistische Auswertung der Keramik <strong>aus</strong> Schicht 9<br />

(vgl. Kapitel 6.1.1–6.1.3).<br />

Die unstratifizierten Scherben sind der Keramik <strong>aus</strong><br />

Schicht 9 gut vergleichbar <strong>und</strong> ebenfalls der Pfyner Kultur<br />

zuzuordnen. Häufig im Zierspektrum sind wiederum verschie<strong>den</strong>e<br />

Formen von Fingertupfenzier unter dem Rand<br />

(Taf. 24,257–266). Umgelegte Ränder sind zweifach belegt.<br />

Ware mit fingergerieftem Schlick ist ebenfalls mit<br />

zwei Stücken vertreten (Taf. 26,278–279). Unter <strong>den</strong> drei<br />

Bandhenkelfragmenten befindet sich ein rillenverziertes<br />

Bruchstück. Rillenverzierte Bandhenkel <strong>und</strong> getupfte<br />

Randlippen fehlen im stratifizierten F<strong>und</strong>material vollständig.<br />

Stark profilierte Schüsseln sind unter <strong>den</strong> Oberflächenaufnahmen<br />

lediglich nur einfach vertreten (Taf.<br />

25,269).<br />

Lochränder stammen <strong>aus</strong>schließlich <strong>aus</strong> dem meist unstratifizierten<br />

F<strong>und</strong>bestand der Sondage von 1982 (A 40), fehlen<br />

aber im F<strong>und</strong>material der großflächigen Oberflächenaufnahmen<br />

der Jahre 1998 <strong>und</strong> 1999.<br />

5.3.2 Oberflächenf<strong>und</strong>e der Horgener Kultur<br />

F<strong>und</strong>material, welches mit Sicherheit der Horgener Kultur<br />

zugewiesen wer<strong>den</strong> kann, ist mit vier Objekten nur spärlich<br />

vorhan<strong>den</strong>. Es sind dies drei kannellierte bzw. Lochrand-verzierte<br />

Scherben Horgener Profilierung <strong>und</strong> Machart.<br />

Die fein <strong>aus</strong>geführten Randlochungen lassen an eine<br />

Datierung der Keramik im Rahmen der mittleren bis späten<br />

Horgener Kultur <strong>den</strong>ken (KOLB 1993, 211; Tab. 2).<br />

Eine Flügelperle mit keilförmigem Querschnitt <strong>und</strong> spitz<br />

zulaufen<strong>den</strong> Flügeln ( Abb. #31) dürfte typologisch <strong>den</strong><br />

Formen 3 <strong>und</strong> 4 nach H. Barge angehören (BARGE 1982,<br />

Fig. 14). Sie unterscheidet sich je<strong>den</strong>falls deutlich von der<br />

tropfenförmigen Formvariante (Form 1 nach Barge). Stra-<br />

Abb. 31 Sipplingen-Osthafen, Oberfläche.<br />

Flügelperle der Horgener Kultur.<br />

tifizierte <strong>und</strong> weitgehend formi<strong>den</strong>tische Flügelperlen <strong>aus</strong><br />

Süddeutschland <strong>und</strong> der Ostschweiz liegen <strong>aus</strong>schließlich<br />

<strong>aus</strong> dem Kontext der mittleren Horgener Kultur wie <strong>aus</strong><br />

Sipplingen Schicht 14 <strong>und</strong> Feldmeilen-Vorderfeld Schicht<br />

1 y vor.<br />

Unter <strong>den</strong> Felsgesteinartefakten sind aufgr<strong>und</strong> der verwendeten<br />

Gesteinsarten kleine, wohl als Dechsel verwendete<br />

Beilklingen <strong>aus</strong> schiefrigem Serpentinit – hauptsächlich<br />

wohl Edelserpentine (KÖNINGER/SCHLICHTHERLE<br />

2002) ebenfalls der Horgener Kultur zuzuweisen. Edelserpentinbeile<br />

sind am Bo<strong>den</strong>see im Pfyner Kontext unbekannt,<br />

in Horgener F<strong>und</strong>zusammenhängen ab dem 32. Jh.<br />

v. Chr. häufig vorhan<strong>den</strong> (KOLB 1993; Köninger 1999,<br />

24). Auch unter <strong>den</strong> Silices liegen einige Stücke vor, deren<br />

Einstufung in die Horgener Kultur naheliegend erscheint<br />

(vgl. Beitr. KIESELBACH ).<br />

5.3.3 Die Oberflächenf<strong>und</strong>e der Spätbronzezeit<br />

Drei Scherben (Tafel 27 Nr. 289–291 ) <strong>und</strong> eine Glasperle<br />

(Abb. #32) gehören in die Spätbronzezeit. Es handelt sich<br />

um zwei Schrägränder <strong>und</strong> die Wandscherbe eines doppelkonischen<br />

Gefäßes mit abgesetztem Hals (vgl. SEIFERT<br />

1997, Abb. 20). Die Glasperle mit spiralförmig umlaufender<br />

Rille ist bestens mit <strong>den</strong> sogenannten Pfahlbautönnchen<br />

vergleichbar (vgl. SCHÖBEL 1996, 106), jedoch ist<br />

eine wohl ehemals in der Rille vorhan<strong>den</strong>e Fa<strong>den</strong>einlage<br />

bei dem Sipplinger Stück verlorengegangen. Ein ähnliches<br />

Stück <strong>aus</strong> Haltnau-Burg ist <strong>aus</strong> Gagat hergestellt (SCHÖBEL<br />

1996, 106). Eine genauere relative Datierung der Streuf<strong>und</strong>e<br />

innerhalb der spätbronzezeitlichen Stufengliederung<br />

wird nur unter zu Hilfenahme der stratifizierten spätbronzezeitlichen<br />

<strong>F<strong>und</strong>e</strong> <strong>aus</strong> dem nahegelegenen Schnitt<br />

126 (Abb. ##) ermöglicht, deren Zusammengehörigkeit<br />

zum F<strong>und</strong>bestand <strong>aus</strong> <strong>den</strong> Schnitten 40 <strong>und</strong> 140 wahrscheinlich<br />

erscheint (vgl. Kap. 5.5).<br />

Abb. # Sipplingen-Osthafen. Stratifizierte Keramik der spätbronzezeitlichen<br />

Urnenfelderkultur <strong>aus</strong> Schnitt 126 (n. Kolb 1998/99,<br />

124 Abb. 2).<br />

31


32<br />

Abb. 32 Sipplingen-Osthafen, Oberfläche. Spätbronzezeitliche<br />

Glasperle Länge ca. 2,6 cm.<br />

Abb. 33 Sipplingen-Osthafen, Oberfläche. Kalksteinanhänger.<br />

Der kleine dort geborgene Scherbenbestand (KOLB 1998/<br />

99, 124 Abb. 2) ist durch verzierte Schalen <strong>und</strong> scharf profilierte<br />

Zylinderhalsgefäße der Keramik <strong>aus</strong> der älteren<br />

Schicht von Zug-Sumpf vergleichbar (SEIFERT 1997, 31).<br />

Es sind dies Zier <strong>und</strong> Formen, die in der jüngeren Schicht<br />

von Zug-Sumpf weitgehend <strong>aus</strong>fallen (SEIFERT 1997 48,<br />

Abb. 49). Eine konische Schale mit gerilltem Rand <strong>aus</strong><br />

Sipplingen Schnitt 126 findet gute Entsprechungen im<br />

F<strong>und</strong>material von Konstanz-Rauenegg (SCHÖBEL 1996,<br />

Taf. 7,4) <strong>und</strong> der älteren Schicht von Zug-Sumpf (SEIFERT<br />

1997, Taf. 23,383).<br />

Dies deckt sich auch mit <strong>den</strong> Ergebnissen von G. Schöbel,<br />

der ein Fehlen scharf profilierter Zylinderhalsgefäße seiner<br />

Belegzeit C nach 900 v. Chr. feststellt (SCHÖBEL 1996, 97).<br />

Relativchronologisch gehören demnach die <strong>F<strong>und</strong>e</strong> von<br />

Sipplingen nach Ha B1, also etwa in <strong>den</strong> Zeitraum zwischen<br />

1050–950 v. Chr. (SEIFERT 1997, 124 f).<br />

Inwiefern einzelne Daten von Eichenpfählen <strong>aus</strong> Schnitt<br />

126 um 934 <strong>und</strong> 933 v. Chr. mit dem F<strong>und</strong>material zu<br />

verknüpfen sind ist unklar. Bef<strong>und</strong>e oder auch datierte liegende<br />

Hölzer, die hierfür sprächen, fehlen.<br />

Gleichzeitige Schlagdaten liegen <strong>aus</strong> der Ufersiedlung<br />

Wollmatingen-Langenrain am Nordufer des Untersees vor<br />

(BILLAMBOZ/SCHÖBEL 1996, 213).<br />

Ob eine weitere im Umkreis des Bahndammes gelegene<br />

spätbronzezeitliche F<strong>und</strong>stelle in der Sipplinger Bucht<br />

(vgl. SCHÖBEL 1996, 156) im Kontext der <strong>F<strong>und</strong>e</strong> <strong>aus</strong> <strong>den</strong><br />

Schnitten 40, 126 <strong>und</strong> 140 zu sehen ist, ist ungewiss.<br />

5.3.4 Oberflächenf<strong>und</strong>e unbekannter Zeitstellung<br />

Im Gegensatz zu <strong>den</strong> meisten <strong>F<strong>und</strong>e</strong>n <strong>aus</strong> der Oberfläche<br />

ist die Zeitstellung eines rosettenförmigen flachen Kalksteines<br />

(Abb. #33) unklar. Das Objekt ist 5 mm dick, maximal<br />

27,5 mm breit <strong>und</strong> 29,5 mm lang. In der Mitte befindet<br />

sich eine länglich ovale Bohrung, die glatt <strong>und</strong> sauber<br />

<strong>aus</strong>gearbeitet ist. An der Oberfläche des bereits<br />

erodierten F<strong>und</strong>stückes sind keine Schliffspuren erkennbar.<br />

Die ursprüngliche Beschaffenheit der jetzt rauhen<br />

Oberfläche ist nicht mehr zu rekonstruieren.<br />

6. Das F<strong>und</strong>material <strong>aus</strong> Schicht 9<br />

im kulturellen Vergleich<br />

Die Keramik <strong>aus</strong> Schicht 9 zeigt mehrfach gute Übereinstimmungen<br />

mit Keramikinventaren der klassischen bzw.<br />

mittleren Pfyner Kultur. Die durchschnittliche Wandstärke<br />

um 8 mm <strong>und</strong> 20 % schlickgerauhte Oberflächen passen<br />

gut zu Keramikinventaren der Ostschweiz, die zwischen<br />

3750–3700 v. Chr. datieren (BLEUER/HARDMEYER<br />

1993, Abb. 342). In F<strong>und</strong>komplexen des Bo<strong>den</strong>seeraum<br />

es<strong>aus</strong> dem 39. Jahrh<strong>und</strong>ert v. Chr. ist der Anteil schlickgerauhter<br />

Ware demgegenüber weit<strong>aus</strong> geringer.<br />

Die sehr häufig in Schicht 9 gef<strong>und</strong>enen, mit Arka<strong>den</strong><strong>und</strong><br />

Fingertupfenleisten verzierten Gefäßränder treten in<br />

der frühen Pfyner Kultur des Bo<strong>den</strong>sees nur sehr sporadisch<br />

auf (SCHLICHTHERLE 1998, Abb. 2; SCHLICHTHERLE<br />

1990a, Taf. 13–15). In F<strong>und</strong>komplexen der mittleren Pfyner<br />

Kultur am Zürichsee (BLEUER/HARDMEYER 1993, Abb.<br />

341) <strong>und</strong> in Feldmeilen-Vorderfeld (WINIGER 1981, Taf.<br />

23; 24 u. 26) sind sie recht häufig vorhan<strong>den</strong>, während in<br />

der Spätphase ein markanter Rückgang zu beobachten ist<br />

(BLEUER/HARDMEYER 1993, 172). Gute Parallelen ergeben<br />

sich auch zu <strong>den</strong> Pfyn-Altheimer Stationen Oberschwabens,<br />

wie Ö<strong>den</strong>ahlen <strong>und</strong> Reute-Schorrenried. In diesen<br />

<strong>F<strong>und</strong>e</strong>nsembles ist diese Zierweise gleichfalls geläufig. Beide<br />

Stationen datieren in die zweite Hälfte des 38. Jahrh<strong>und</strong>erts<br />

v. Chr. <strong>und</strong> damit in <strong>den</strong> Zeitraum der beginnen<strong>den</strong><br />

mittleren Pfyner Kultur.<br />

Henkelkrüge sind im Bo<strong>den</strong>seeraum ein typisches Element<br />

der Pfyner Kultur <strong>und</strong> in der älteren <strong>und</strong> mittleren<br />

Phase regelmäßig vertreten. Wie weit sie noch im späten<br />

Pfyn gängig waren, ist bislang ungeklärt. In <strong>den</strong> Inventaren<br />

der Pfyner Siedlungen des Zürichseegebietes weisen sie<br />

generell einen signifikant geringeren Anteil auf. Auch der<br />

F<strong>und</strong> einer flachen Hammeraxt mit flachen Lochseiten<br />

fügt sich gut in das bisher erarbeitete Bild (SCHLICHTHERLE<br />

1990c, Abb. 18; ders. 1995, 83 Anm. 212 u. 213). Vergleichbare<br />

Äxte fin<strong>den</strong> sich in Inventaren <strong>aus</strong> Siedlungen<br />

der Pfyn-Altheimer Gruppe Oberschwabens, so in Reute-<br />

Schorrenried (MAINBERGER 1998, 202 f.) <strong>und</strong> Musbach-<br />

Seewiesen (KÖNINGER/SCHLICHTHERLE 2000, 323 Abb.<br />

20).<br />

Im Keramikinventar von Sipplingen Schicht 9 fin<strong>den</strong> sich<br />

aber auch Formen <strong>und</strong> Zier, die Keramikinventaren der<br />

Pfyner Kultur fremd sind. Hierher gehört eine Tonscheibe<br />

(Taf. 10,66), ein sogenannter Backteller der Michelsberger<br />

Kultur. Backteller fin<strong>den</strong> sich am Bo<strong>den</strong>see über<strong>aus</strong> selten,<br />

stratifizierte Stücke fehlten bisher gänzlich. Zum Formenbestand<br />

Michelsberger Keramik können auch Knickwandschüsseln<br />

gezählt wer<strong>den</strong> (LÜNING 1968, 50 f.). Sie sind in<br />

Sipplingen, Schicht 9, in außeror<strong>den</strong>tlich hoher Anzahl<br />

vertreten (Taf. 8,36–42). Es handelt sich um hohe <strong>und</strong><br />

niedrige Formen mit <strong>aus</strong>la<strong>den</strong>dem Rand, die Lüning als<br />

Typen 2.1a <strong>und</strong> 4.1 führt (LÜNING 1968). Es ist zwar problematisch,<br />

jede <strong>aus</strong> Pfyner Zusammenhängen geborgene<br />

Schüssel mit geknicktem Profil der Michelsberger Kultur<br />

zuzuschreiben. Ähnliche, allerdings mehr s-förmig profilierte<br />

Schüsseln sind genuiner Bestandteil Pfyner Keramik.<br />

Vielleicht spiegeln sich aber in <strong>den</strong> flacheren <strong>und</strong> s- profilierten<br />

Pfyner Schüsseln ebenfalls Michelsberger Einflüsse


wider. Die deutliche Häufung von derartig profilierten<br />

Schüsseln, die sich in Sipplingen Schicht 9 – zudem in<br />

Kombination mit Leitformen der Michelsberger Kultur –<br />

fassen lassen, fehlt je<strong>den</strong>falls in zeitgleichen Inventaren des<br />

Zürichsees.<br />

Annähernd r<strong>und</strong>bodige oder r<strong>und</strong>bodige Gefäße (Taf.<br />

6,20.21; 12,86) im Keramikinventar <strong>aus</strong> Schicht 9 zeigen<br />

weitere Einflüsse der Michelsberger Kultur, will man hierfür<br />

nicht eine Ableitung <strong>aus</strong> der Cortaillodkultur in Betracht<br />

ziehen. Das Fragment eines R<strong>und</strong>bo<strong>den</strong>s (Taf.<br />

12,86) stammt möglicherweise von einem Tulpenbecher.<br />

Auch die Oberflächenbehandlung durch fingergerieften<br />

Schlick könnte auf Michelsberger Einflüsse zurückzuführen<br />

sein. Keramik mit vergleichbarer Oberflächenbehandlung<br />

ist vom Michelsberg bei Untergrombach in großer<br />

Zahl vorhan<strong>den</strong> <strong>und</strong> dort geradezu typisch (LÜNING 1968,<br />

z. B. Taf. 68,15; 69,12; 70,8; 72,2; 76,1.8).<br />

Analogien sind auch zu Keramikinventaren der Munzinger<br />

Gruppe zu verzeichnen (LÜNING 1968, Taf. 48–52; KIM-<br />

MIG 1947; MAIER 1958). Das becherartige Gefäß mit fingergerieftem<br />

Schlick <strong>und</strong> Randknubbe (Taf. 6,20) <strong>aus</strong><br />

Sipplingen zeigt in verschie<strong>den</strong>er Hinsicht gute Übereinstimmungen<br />

mit Ware <strong>aus</strong> Michelsberger <strong>und</strong> Munzinger<br />

Zusammenhängen (MAIER 1958, Taf. 13,1; 15,14,– formale<br />

Ähnlichkeit auch mit Gefäßen <strong>aus</strong> Untergrombach,<br />

vgl. LÜNING 1968). Ähnliches Material ist bereits <strong>aus</strong> Lesef<strong>und</strong>komplexen<br />

des Bo<strong>den</strong>seeraums bekannt (LÜNING<br />

1968, Taf. 62,7). Ein weiteres Gefäß mit fingergerieften<br />

Schlickrauhung (Taf. 6,19) <strong>und</strong> ein kleines becherartiges<br />

Gefäß <strong>aus</strong> Sipplingen (Taf. 6,21) sind ebenso im Zierspektrum<br />

der Munzinger Gruppe geläufig wie auf der<br />

Randlippe angebrachte Zier (Taf. 3,10; 4,11.12; 5,13).<br />

Zylindrische Formen <strong>und</strong> eine ähnliche Oberflächenbehandlung<br />

sind aber auch in der Pfyn-Altheimer Gruppe<br />

Oberschwabens zu fin<strong>den</strong> (SCHLICHTHERLE 1995, Taf.<br />

4,45; 8,61).<br />

In Munzingen selber liegen mehrere Gefäße mit vergleichbarem<br />

Randlippendekor vor (KIMMIG 1947, Taf. 33,7 Taf.<br />

33,12; MAIER 1958 Taf. 6,15; 12,5. – Weitere Stücke <strong>aus</strong><br />

Michelsberg/Munzinger Zusammenhang vgl. DIECKMANN<br />

1991 Taf. 73,8; 75,12; 76,1; 79,3a; 81,2 1), hier sind die<br />

Ränder allerdings eher gekerbt. Die Profilierung der Gefäße<br />

zeigt aber keine Gemeinsamkeiten. Weitere Parallelen<br />

sind ebenfalls in der Pfyn-Altheimer Gruppe Oberschwabens<br />

faßbar (MAINBERGER 1998, Taf. 1,3; SCHLICHTHERLE<br />

1995, Taf. 3,18).<br />

Denkbar sind sogar Verbindungen zu <strong>den</strong> jungneolithischen<br />

Seeuferrandsiedlungen des Mondsees (LOCHNER<br />

1997, z. B. Taf. 22,11–16; 39,17–19).<br />

Fremdartig wirken auch die in Sipplingen Schicht 9 vorkommen<strong>den</strong><br />

Gefäße mit Randlochungen. Aus stratifiziertem<br />

Kontext liegen fünf Exemplare vor (Taf. 5,14–18). Im<br />

Lesef<strong>und</strong>material sind zudem weitere Fragmente von<br />

Trichtertopfrändern mit Lochreihen vorhan<strong>den</strong> (Tafel 24<br />

Nr.254–256) (SCHLICHTHERLE 1990 b, Abb. 22). Sie<br />

stammen <strong>aus</strong> dem unmittelbaren Umfeld des lochrandverzierten<br />

Trichtertopfes (Tafel 5 Nr.14), gehören aber mit<br />

Sicherheit nicht zu diesem Gefäß. Parallelen <strong>aus</strong> jungneolithischem<br />

Zusammenhang sind dünn gesät. Aus dem<br />

Cortaillodkontext sind <strong>aus</strong> zwei Feuchtbo<strong>den</strong>siedlungen<br />

Randlochungen nachgewiesen (HAFNER/SUTER 2000, 174<br />

Anm. 422): Twann Ensemble E5a (STÖCKLI 1981, Taf.<br />

20,3.4) <strong>und</strong> Egolzwil 4 (BILL 1983, Abb.133,1–19). In<br />

Egolzwil 4 ist eine größere Stückzahl vorhan<strong>den</strong>, die<br />

Durchstiche sind sehr dünn <strong>und</strong> durchgehend. Nicht<br />

durchgehende Einstiche oder Stäbcheneindrücke unter<br />

dem Rand fin<strong>den</strong> sich vereinzelt im Michelsberger Zusammenhang<br />

(LÜNING 1968, Taf. 3,1.7; Wilms 1982, Taf. 19f;<br />

257d). Da die Durchstiche der Sipplinger Stücke von innen<br />

nach außen <strong>aus</strong>geführt wur<strong>den</strong>, besteht keine exakte<br />

Merkmali<strong>den</strong>tität zu <strong>den</strong> vorgelegten Vergleichsstücken.<br />

Aus Pfyner Zusammenhang liegt <strong>aus</strong> einem erodierten<br />

Horizont der Kanalisationssanierungen in Zürich ein Gefäßfragment<br />

mit Lochreihen vor, das die Bearbeiterinnen<br />

anhand <strong>den</strong>drochronologischer Daten um 3400 v. Chr.<br />

datieren (GERBER/HAENICKE/HARDMEYER 1994, 159; Taf.<br />

26,10). Als momentaner Stand lässt sich aber vorläufig<br />

formulieren, dass weder in der Pfyner Kultur eine Entwicklungslinie<br />

dieser Zierweise sichtbar ist, noch in zeitgleichen<br />

benachbarten Kulturen überzeugende Parallelen<br />

vorliegen. Basierend auf der vorliegen<strong>den</strong> Quellenlage<br />

handelt es sich um ein erratisches Auftreten innerhalb der<br />

Pfyner Kultur, dessen Hintergr<strong>und</strong> im folgen<strong>den</strong> untersucht<br />

wird.<br />

6.1 „H<strong>aus</strong>stile“ – Betrachtungen zur Verteilung einzelner<br />

Keramikformen in Schicht 9<br />

Bemerkenswerterweise verteilen sich die keramischen<br />

Fremdformen nicht gleichförmig auf die bei<strong>den</strong> festgestellten<br />

F<strong>und</strong>konzentrationen soweit, sich dies anhand der<br />

unvollständig erfassten F<strong>und</strong>zonen beurteilen lässt.<br />

Die Lochränder <strong>aus</strong> <strong>den</strong> Tauchsondagen (Taf. 5,14–16.18;<br />

24,254–256) bleiben, mit Ausnahme einer kleinen, möglicherweise<br />

sek<strong>und</strong>är verlagerten Scherbe (Taf. 5,17), klar<br />

auf ein kleines Terrain von etwa 8–10 m 2 begrenzt. Zwei<br />

weitere Lochränder <strong>aus</strong> dem F<strong>und</strong>us sichergestellter Scherben,<br />

die mutmaßlich <strong>aus</strong> dem „wil<strong>den</strong>“ Grabungstrichter<br />

Abb. # Sipplingen-Osthafen, Schicht 9.<br />

Fragmente eines Backtellers. Der rekonstruierte<br />

Durchmesser der Tonscheibe ist grau gerastert.<br />

33


34<br />

Abb. # Sipplingen-Osthafen, Schicht 9.<br />

Profilscherbe eines Bechers mit schlickgerauhter<br />

Oberfläche <strong>und</strong> vertikalen Verstrichriefen<br />

(Kat.Nr. 20).<br />

von 1982 (vgl. Kap. 3.1) stammen <strong>und</strong> <strong>aus</strong> Sammlungsbestän<strong>den</strong>,<br />

dürften ebenfalls <strong>aus</strong> diesem eng umgrenzbaren<br />

Bereich kommen. Ihre Herkunft ist allerdings nicht mehr<br />

exakt zu rekonstruieren.<br />

Neben der typologischen Sonderstellung deutet alles darauf<br />

hin, dass Lochränder auch eine Sonderstellung im Inventar<br />

des Dorfes innehatten. Weder in der 38,5 m 2 ergrabenen<br />

Schnittfläche noch <strong>aus</strong> der Oberflächenaufnahme 19 ,<br />

fan<strong>den</strong> sich außerhalb der erwähnten Häufung weitere<br />

Lochränder. Dies trifft auch auf die Oberflächenaufnahme<br />

<strong>und</strong> die Sondage <strong>aus</strong> dem Jahre 2000 zu (MAINBERGER/<br />

MÜLLER 2002). Überdies stammen die Scherben, ihrer<br />

Machart <strong>und</strong> Profilierung nach zu urteilen, von mindestens<br />

vier Gefäßen. Es handelt sich also nicht um die<br />

Scherben eines einzelnen Lochrandgefäßes, die hier in der<br />

Fläche streuen.<br />

Die stratifizierten Scherben kommen einheitlich <strong>aus</strong> dem<br />

Brandschichthorizont oder dem darunterliegen<strong>den</strong> Detritus.<br />

Die Häufung der stratifizierten <strong>und</strong> der an der Kulturschichtoberfläche<br />

aufgesammelten Lochränder fällt passgenau<br />

in die Zone der nördlichen Keramikkonzentration<br />

des Brandschichthorizontes (vgl. Abb. #34). Diese zeigt<br />

zwar in ihrem sonstigen Inventar vielerlei Überschneidungen<br />

mit dem Bestand der Keramikhäufung im Sü<strong>den</strong> des<br />

Grabungsschnittes, jedoch fin<strong>den</strong> sich dort keine Lochränder.<br />

Ein nahezu entgegengesetztes Bild ergibt sich <strong>aus</strong> der Kartierung<br />

Michelsberger oder Munzinger Keramikformen.<br />

Ihre eng umrissene Häufung auf wenigen Quadratmetern<br />

fällt mit der Keramikkonzentration im südlichen Schnittbereich<br />

zusammen. Ausnahmen bil<strong>den</strong> zwei Knickwandschüsseln.<br />

Die eine befindet sich in der nördlichen F<strong>und</strong>häufung,<br />

eine weitere – hier handelt es sich um einen<br />

Abb. # Sipplingen-Osthafen, Schicht 9. Schüssel mit<br />

engobeartigem Schlicküberzug (Kat.Nr. 36).<br />

Oberflächenf<strong>und</strong> – liegt <strong>aus</strong>serhalb der bei<strong>den</strong> F<strong>und</strong>ansammlungen.<br />

Bemerkenswerterweise fin<strong>den</strong> sich Michelsberger/Munzinger<br />

Keramikformen auch räumlich deckungsgleich in<br />

dem darunter liegen<strong>den</strong> Detritus. Die bei<strong>den</strong> übereinanderliegen<strong>den</strong><br />

F<strong>und</strong>häufungen dürften demnach derselben<br />

H<strong>aus</strong>gemeinschaft zuzuordnen sein. Ebenso wie im Falle<br />

der Lochränder fan<strong>den</strong> sich trotz weiterer Sondagetätigkeit<br />

keine Michelsberger Scherben außerhalb der skizzierten<br />

F<strong>und</strong>häufungen. Im übrigen Inventar zeigen die wohl zu<br />

verschie<strong>den</strong>en H<strong>aus</strong>standorten gehören<strong>den</strong> Geschirrsätze<br />

gute Übereinstimmungen (vgl. Abb. #34).<br />

Bei Randlochungen <strong>und</strong> Michelsberger/Munzinger Formen<br />

trifft jedoch, wie bereits aufgezeigt wurde, das Gegenteil<br />

zu. Eine Normierung der Geschirrsätze ist am Beispiel<br />

von Sipplingen Schicht 9 demnach nur für die Standardformen<br />

belegbar. Bezüglich der Sonderformen besitzen<br />

beide H<strong>aus</strong>-Inventare deutliche Unterschiede. Mit hoher<br />

Wahrscheinlichkeit handelt es sich bei der lochrandverzierten<br />

jungneolithischen Ware um einen Zierstil, der<br />

möglicherweise nur in einer der H<strong>aus</strong>einheiten in der<br />

Siedlung Verwendung fand. Ob dies in dieser Form auch<br />

bei <strong>den</strong> Michelsberger/Munzinger Formen zutrifft, ist eher<br />

fraglich. Die Kartierung zeigt hier ein weniger fest umrissenes<br />

Bild.<br />

Der sich in Sipplingen abzeichnende Nachweis unterschiedlicher<br />

H<strong>aus</strong>-Inventare innerhalb derselben Siedlung<br />

ist jedoch nicht gr<strong>und</strong>sätzlich neu, sondern bereits mehrfach<br />

belegt. Ihr vermehrter Nachweis geht einher mit der<br />

Zunahme großflächig angelegter, oft durch Großbauvorhaben<br />

verursachter Untersuchungen in Ufersiedlungen,<br />

die vermehrt unter Berücksichtigung der Feinstratigraphie<br />

durchgeführt wur<strong>den</strong>.<br />

So belegte etwa E. Bleuer anhand der Pfyner Keramikinventare<br />

von Zürich-Mozartstrasse (BLEUER/HARDMEYER<br />

1993) zum Teil beträchtliche formale Unterschiede zwischen<br />

einzelnen Grabungssektoren. Spatelgerauhte Gefäße<br />

19 Hier handelt es sich um eine Fläche von etwa 40 m 2 , in <strong>den</strong> Restflächen<br />

fan<strong>den</strong> sich Horgener Schichtreste oder Seekrei<strong>den</strong> an der<br />

Oberfläche.


waren beispielsweise nur in bestimmten Siedlungsabschnitten<br />

bzw. H<strong>aus</strong>bereichen vorhan<strong>den</strong>. Die Keramikinventare<br />

einzelner Häuser nannte Bleuer in der Folge<br />

„H<strong>aus</strong>stile“ (BLEUER/HARDMEYER 1993, 190–210).<br />

Ähnliche Beobachtungen liegen auch <strong>aus</strong> der oberschwäbischen<br />

Siedlung Reute-Schorrenried der Pfyn-Altheimer<br />

Gruppe Oberschwabens vor (MAINBERGER 1998, 287,288<br />

sowie Abb. 263). H<strong>aus</strong> I am Südrand der Siedlung enthielt<br />

<strong>aus</strong>schließlich F<strong>und</strong>gegenstände der Altheimer Kultur.<br />

Die übrigen Gebäudeinventare von Reute besaßen demgegenüber<br />

sowohl Pfyner wie auch Altheimer Formen.<br />

Weitere Belege individueller „H<strong>aus</strong>stile“ existieren auch in<br />

der jungneolithischen Siedlung Hornstaad-Hörnle 1 A.<br />

Dort ließen sich durch Kleinf<strong>und</strong>e <strong>und</strong> importierte Sammelpflanzen<br />

Wirtschafts- bzw. H<strong>aus</strong>einheiten abgrenzen,<br />

die Importf<strong>und</strong>e <strong>aus</strong> entgegengesetzten Himmelsrichtungen<br />

enthielten (HOFFSTADT/MAIER 1999, 26 f.).<br />

Dies verdeutlicht, dass bestimmte individuelle Objekte<br />

<strong>und</strong> Güter innerhalb einer Siedlung nicht zwangsläufig<br />

Rückschlüsse auf die gesamte Dorfgemeinschaft erlauben,<br />

sondern in einigen Fällen auf einzelne Wirtschaftsgemeinschaften<br />

innerhalb einer Siedlung beschränkt bleiben.<br />

Eine normierte Gleichverteilung gewisser Objekte <strong>und</strong><br />

Güter in der gesamten Dorfgemeinschaft scheint also<br />

nicht generell gegeben zu sein. Möglicherweise war also<br />

die Einbringung bestimmter Objekte bzw. das<br />

Handels(<strong>aus</strong>t<strong>aus</strong>ch)system weniger Sache der gesamten<br />

Siedlungsgemeinschaft, sondern eher durch Kontakte <strong>und</strong><br />

Vorlieben einzelner Individuen geprägt.<br />

Im Vorkommen besonderer Waren <strong>und</strong> der Zuor<strong>den</strong>barkeit<br />

dieser Güter zu einzelnen H<strong>aus</strong>inventaren ist aber<br />

nicht zwangsläufig ein Hinweis auf eine hierarchische<br />

Struktur der Gemeinschaft zu sehen. Aussagen zum sozialen<br />

Prestige der Besitzer derartiger Güter sind nur schwer<br />

abzuleiten <strong>und</strong> meist rein hypothetischer Natur. Wenngleich<br />

diese Betrachtung fast ein Bild vermittelt, in dem<br />

sich „persönliche Ausstattungskomponenten“ einzelner<br />

H<strong>aus</strong>halte abzeichnen, dominiert die Normierung sowohl<br />

innerhalb der Siedlung, wie auch beim Vergleich mit benachbarten<br />

zeitgleichen Siedlungen. Dies dürfte auch für<br />

„besondere“ F<strong>und</strong>stücke gelten, bei <strong>den</strong>en Import anzunehmen<br />

oder nachgewiesen ist. Jenseits der Besonderheiten,<br />

die sich in einzelnen H<strong>aus</strong>inventaren abzeichnenen,<br />

scheinen Fremdformen zeitgleicher Dorfanlagen durch<br />

eine ähnliche geographische Lage oder kulturelle Ausrichtung<br />

bestimmt zu sein.<br />

7. Zur Chronologie der F<strong>und</strong>inventare<br />

<strong>aus</strong> <strong>den</strong> Schichten 7 <strong>und</strong> 8<br />

Aus der Überlagerung durch Schicht 9 ergibt sich ein Terminus<br />

ante quem für die Schichten 7 <strong>und</strong> 8 im Rahmen<br />

der Pfyner Kultur. Die Materialbasis für eine weitere Eingrenzung<br />

der relativen Datierung der Schichten 8 <strong>und</strong> 7 ist<br />

dürftig. Einige schlickgerauhte Scherben sprechen für eine<br />

Datierung im Kontext der mittleren Pfyner Kultur. Im<br />

Rahmen der älteren Pfyner Kultur fehlt schlickgerauhte<br />

Ware am Bo<strong>den</strong>see je<strong>den</strong>falls weitgehend, so beispielsweise<br />

in <strong>den</strong> Inventaren von Kulturschicht 1 in Wangen, die um<br />

3825 v. Chr. datiert (SCHLENKER 1994, 90; 99) oder in einer<br />

Siedlung der älteren Pfyner Kultur im Westen der<br />

Sipplinger Bucht, die mit Schlagdaten von 3857–3817 v.<br />

Chr. verknüpft wer<strong>den</strong> kann (vgl. KINSKY/KOLB 1995;<br />

KOLB 1999, 123). Die Inventare <strong>aus</strong> <strong>den</strong> Schichten 7 <strong>und</strong><br />

8 dürften demnach frühestens in <strong>den</strong> Zeitraum eines <strong>aus</strong>gehen<strong>den</strong><br />

frühen bis beginnen<strong>den</strong> mittleren Pfyn im 38.<br />

Jahrh<strong>und</strong>ert v. Chr. zu datieren sein.<br />

Wesentliche Aspekte zur Datierung der Schichten 7 <strong>und</strong> 8<br />

lieferten weitere Sondierschnitte im Jahre 2000, in <strong>den</strong>en<br />

stellenweise recht f<strong>und</strong>reiche Schichtreste von Schicht 7<br />

<strong>und</strong> Schicht 8 erfasst wur<strong>den</strong> (MAINBERGER/MÜLLER<br />

2002). Schlickgerauhte Ware erwies sich auch quantitativ<br />

als regelhafter Bestandteil im Keramikinventar der bei<strong>den</strong><br />

älteren Pfyner Kulturschichten. Fingergetupfte Leisten<br />

<strong>und</strong> Fingertupfen unter dem Rand scheinen im Gegensatz<br />

zur Keramik <strong>aus</strong> Schicht 9 aber ebenso zu fehlen wie Spatel-<br />

<strong>und</strong> Strichrauhung. Zumindest teilweise vergleichbar<br />

ist die Keramik <strong>aus</strong> Schicht 2 von Wangen-Hinterhorn,<br />

von Thayngen-Weier II <strong>und</strong> <strong>aus</strong> Schicht 7 von Zürich-<br />

Abb. 34 Verteilung von Michelsberg / Munzingen<br />

Keramikelementen <strong>und</strong> lochrandverzierter Ware.<br />

35


36<br />

Tab. 3 Sipplingen Schicht 9, Bef. 2.4 Radiokarbondaten<br />

<strong>aus</strong> Getreideproben kalibriert mit INTCAL 98 <strong>und</strong><br />

CALIB 4, nach Stuiver, Reimer & Braziuans, Radiocarbon<br />

40, 1998, 1127–1151. (Messung: Heidelberger<br />

Akademie der Wissenschaften, Radiometrische Altersbestimmung<br />

von Wasser <strong>und</strong> Sedimenten, c/o Institut für<br />

Umweltphysik der Universität, Dr. Bernd Kromer).<br />

KanSan (Kanalisationssanierung) wobei in Zürich-Kan-<br />

San Schicht 7, für die eine Datierung zwischen 3717–<br />

3680 v. Chr. in Erwägung gezogen wird, schlickgerauhte<br />

Ware nur in geringen Anteilen belegt ist. 20 Spatel- <strong>und</strong><br />

Strichrauhung sind selten; Fingertupfenverzierungen am<br />

Rand kommen aber, wie auch in Sipplingen Schicht 9,<br />

häufig vor.<br />

In Wangen Schicht 2 ist der Anteil mit Arka<strong>den</strong>leisten<br />

oder fingergetupften Randleisten bzw. Rändern gering.<br />

Strichrauhung <strong>und</strong> flächige Fingernagelzier fehlen,<br />

Schlickrauhung ist hingegen vertreten. Da Wangen<br />

Schicht 2 ebenfalls <strong>den</strong>drochronologisch <strong>und</strong>atiert ist,<br />

lässt sich bis auf gewisse formale Ähnlichkeiten kein weiterer<br />

Anhaltspunkt zum absolutzeitlichen Ansatz der Sipplinger<br />

Schichten 7 <strong>und</strong> 8 gewinnen. Leider ist auch der<br />

Vergleich mit dem zwischen 3722–3715 v. Chr. datierten<br />

F<strong>und</strong>komplex von Thayngen-Weier II nur eingeschränkt<br />

möglich. 21 Hier sind Schlickrauhung, Arka<strong>den</strong>leisten <strong>und</strong><br />

andere Formen von Fingertupfenzier unter dem Rand nur<br />

in geringen Anteilen vorhan<strong>den</strong>. Die Strichrauhung fehlt<br />

gänzlich.<br />

Der Vergleich mit <strong>den</strong>drochronologisch datierten<br />

Stationen der Pfyn-Altheimer Gruppe Oberschwabens<br />

kann nur vorbehaltlich lokaler Traditionen erfolgen <strong>und</strong><br />

ist deshalb zur Frage der Datierung der Schichten 7 <strong>und</strong> 8<br />

wenig ergiebig.<br />

Auch der Vergleich mit <strong>den</strong> übrigen jungneolithischen Inventaren<br />

lieferte kaum weitere Anhaltspunkte. Eine Datierung<br />

der Schichten 7 <strong>und</strong> 8 ins zweite bis dritte Viertel des<br />

38. Jh. v. Chr. im Kontext der mittleren Pfyner Kultur<br />

scheint am wahrscheinlichsten zu sein.<br />

Die chronologische Folge der Schichten 7 <strong>und</strong> 8 in absoluten<br />

Zahlen muß offen bleiben.<br />

8. Dendrochronologische Daten <strong>und</strong> C 14-Daten<br />

Aus der Grabungsfläche <strong>und</strong> der Oberflächenaufnahme in<br />

<strong>den</strong> Schnitten 40 <strong>und</strong> 140 liegen <strong>den</strong>drochronologische<br />

Daten von zahlreichen Eichenpfählen vor. Hinzu kommen<br />

wenige Dendrodaten von liegen<strong>den</strong> Hölzern.<br />

Das <strong>den</strong>drochronologische Labor in Hemmenhofen ermittelte<br />

zwei Datenserien, die in <strong>den</strong> Zeitraum der Pfyner<br />

Kultur <strong>und</strong> der späten Schnurkeramik fallen. Innerhalb<br />

des Pfyner Schlagdatenspektrums liegen Schlagphasen<br />

zwischen 3712–3706 v. Chr. (n=34) <strong>und</strong> um 3689 v. Chr.<br />

Die schnurkeramischen Schlagdaten liegen mit Waldkante<br />

um 2418 <strong>und</strong> 2417 v. Chr. (vgl. Beitrag BILLAMBOZ). Die<br />

zugehörigen Pfähle weisen regelhaft <strong>aus</strong>geprägte Verzüge<br />

in Schicht 9 <strong>und</strong> Bef<strong>und</strong> 3.0 auf. Eine schnurkeramische<br />

Kulturschicht konnte nicht belegt wer<strong>den</strong>.<br />

Labor Probe konv. C 14 kal. Alter 1 Sigma kal. Alter 2 Sigma<br />

Nr. Nr. Alter BP (Schnittpunkte, (Schnittpunkte,<br />

Methode A) Methode A)<br />

Hd Si 4959 + 32 cal BC 3773-3705 cal BC 3890-3985<br />

20677 Rc 1 cal BC 3800-3660<br />

Hd Si 4993 + 35 cal BC 3890-3885 cal BC 3940-3865<br />

20679 Rc 2 cal BC 3800-3710 cal BC 3810-3675<br />

Aus der Grabungsfläche ließ sich kein einziger Eichenpfahl<br />

<strong>aus</strong> der Pfyner Datenserie eindeutig – etwa anhand durchschlagener<br />

Scherben oder liegender Hölzer – einer der Pfyner<br />

Kulturschichten zuweisen. Die detailliert dokumentierten<br />

Pfahlverzüge lieferten widersprüchliche Resultate.<br />

Pfähle gleichen Datums zeigten teilweise völlig unterschiedliche<br />

Verzugsmuster. Verknüpfungsversuche von<br />

Schlagdaten mit Kulturschichten der jungneolithischen<br />

Stratigraphie blieben deswegen anhand der <strong>den</strong>drochronologisch<br />

datierten Pfähle erfolglos.<br />

8.1. Zur Datierung von Schicht 9<br />

Die Datierung von Schicht 9 basiert auf drei im Schichtverband<br />

liegen<strong>den</strong> Eichenhölzern (vgl. Beitrag BILLAM-<br />

BOZ). Darunter sind zwei verkohlte Bauhölzer <strong>aus</strong> dem<br />

Brandschichthorizont, die vermutlich dem Brandschutt<br />

eines H<strong>aus</strong>es zuzurechnen sind <strong>und</strong> somit zur Datierung<br />

von Schicht 9 gut geeignet sein dürften.<br />

Die Endjahre liegen im Kernholzbereich <strong>und</strong> fallen auf die<br />

Jahre 3717 <strong>und</strong> 3712 v. Chr. Die Hölzer könnten demnach<br />

der jüngeren Schlagphase um 3689 v. Chr angehören,<br />

vor<strong>aus</strong>gesetzt, es fehlen zwischen Splint <strong>und</strong> Endjahr<br />

nur wenige Jahrringe im Kernholzbereich.<br />

Ein weiteres datiertes liegendes Holz <strong>aus</strong> dem Bereich der<br />

Oberflächenaufnahme datiert mit Waldkante um 3689 v.<br />

Chr. Die Unterkante des bereits freierodierten Holzes lag<br />

in Bef<strong>und</strong> 2.1/2.2 im oberen Bereich von Schicht 9. Die<br />

Brandschicht ist somit sicher jünger als 3712 v. Chr.,<br />

wahrscheinlich entstand sie sogar erst um 3689 v. Chr.<br />

Eine Verbindung mit <strong>den</strong> älteren Pfyner Daten um 3710 v.<br />

Chr. ist kaum anzunehmen.<br />

Die gesamte Ablagerungsdauer von Schicht 9 ist unklar,<br />

zumal nicht sämtliche Bauten in Eiche <strong>aus</strong>geführt sind<br />

<strong>und</strong> zudem auch nicht alle Eichenhölzer datiert sind.<br />

Neben <strong>den</strong> Dendrodaten liegen <strong>aus</strong> der Brandschicht von<br />

zwei Getreideproben Radiokarbondaten vor. Ihre Medianwerte<br />

legen einen älteren Ansatz als die <strong>den</strong>drochronologische<br />

Datierung nahe. Im 1 <strong>und</strong> 2 Sigma Schwankungsbereich<br />

bestehen aber Überlappungen (vgl. Tab. 2).<br />

20 Möglicherweise ist das geringe Aufkommen der Schlickrauhung in<br />

Zürich Kanalisationssanierung Schicht 7 auf eine im Vergleich zum<br />

Bo<strong>den</strong>see regional unterschiedliche <strong>und</strong> zeitversetzte Entwicklung<br />

zurückzuführen.<br />

21 Leider liegt nur ein kleines stratifiziertes <strong>F<strong>und</strong>e</strong>nsemble vor, dessen<br />

Geschlossenheit auch fragwürdig ist. Vergleiche hierzu auch Kap. 9d.


8.2. Zur Datierung der Schichten 7 <strong>und</strong> 8<br />

Da hier keine <strong>den</strong>drochronologischen Daten liegender<br />

Hölzer vorliegen, stehen nur einige Indizien zur Datierung<br />

der Schichten 7 <strong>und</strong> 8 zur Verfügung. Sollte die oben aufgeführte<br />

Korrelation von Schicht 9 zutreffen, kann nicht<br />

<strong>aus</strong>geschlossen wer<strong>den</strong>, dass der erste Datenblock der<br />

pfynzeitlichen Pfähle von 3712–3706 v. Chr. (n=34) mit<br />

Schicht 7 oder 8 in Verbindung steht. Sicher ist aber letztlich<br />

nur der bereits besprochene Terminus ante quem für<br />

die Schichten 7 <strong>und</strong> 8 um 3689 v. Chr.<br />

8.3 Zur Datierung von Schicht 17<br />

Wenige Scherben <strong>aus</strong> der Oberfläche im unmittelbaren<br />

Umfeld der Schichtflecken der f<strong>und</strong>leeren Schicht 17 datieren<br />

möglicherweise diese im Rahmen der Horgener<br />

Kultur. Sie ist vielleicht mit einer Horgener Strate zu verknüpfen,<br />

die etwa 25 m südwestlich von Schnitt 40 in <strong>den</strong><br />

Schnitten 126 <strong>und</strong> 128 ebenfalls über drei Schichten der<br />

Pfyner Kultur liegt.<br />

Inwiefern die Horgener Schlagdaten <strong>aus</strong> Schnitt 126 um<br />

3033–3022 v. Chr. datierend für Schicht 17 in Frage kommen,<br />

ist ungewiß.<br />

9. Das F<strong>und</strong>inventar Schicht 9 im Vergleich mit jungneolithischen<br />

Inventaren des Bo<strong>den</strong>sees <strong>und</strong> der Ostschweiz<br />

9.1 Wangen-Hinterhorn Kulturschicht 2<br />

Dendrochronologische Daten für Schicht 2 von Wangen-<br />

Hinterhorn liegen nicht vor (SCHLENKER 1994;<br />

SCHLICHTHERLE 1988 – dort als Kulturschicht B bezeichnet).<br />

Die mittlere Wandstärke bei geglätteter Ware beträgt 0,72<br />

cm (n=918) bei gerauhter Ware 0,78 cm (n=168). Der<br />

Anteil der Schlickrauhung im Gesamtmaterial von Schicht<br />

2 (Gefäße <strong>und</strong> Scherbenmaterial, n=164) beträgt 15%.<br />

Bezogen auf <strong>den</strong> Gefäßbestand konnte ein Anteil von 26,7<br />

% ermittelt wer<strong>den</strong> (SCHLENKER 1994, 99). In Wangen treten<br />

noch Henkelkrüge mit schulterständigen Knubben<br />

auf, randständige Knubben auf schlickgerauhten Gefäßen<br />

fehlen gänzlich. Der Anteil mit Arka<strong>den</strong>leisten oder fingergetupften<br />

Randleisten oder Rändern ist gering – Strichrauhung<br />

<strong>und</strong> flächige Fingernagelzier fehlen. Weitere Unterschiede<br />

gegenüber Sipplingen Schicht 9 bestehen in der<br />

etwas höheren Anzahl umgelegter glatter Ränder (GERBER/<br />

HAENICKE/HARDMEYER 1994, 33 Abb. 37) <strong>und</strong> im häufigen<br />

Vorkommen geglätteter Töpfe <strong>und</strong> Gefäße mit tiefsitzendem<br />

Schulter/Bauchumbruch (BLEUER/HARDMEYER<br />

1993, 232 Kap. 12). Parallelen zeigen sich unter anderem<br />

durch s-förmig profilierte Schüsseln (SCHLENKER 1994 Taf.<br />

13, 188; 271) <strong>und</strong> Scherben mit Verstreichriefen (SCHLEN-<br />

KER 1994 Taf. 3,111; 4,32). Der zeitliche Ansatz der Kulturschicht<br />

2 in Wangen dürfte aufgr<strong>und</strong> der vorliegen<strong>den</strong><br />

Keramikelemente vor 3700 v. Chr. liegen.<br />

9.2 Steckborn-Schanz, Schichten 55–20<br />

Die Ufersiedlungen von Steckborn-Schanz (WINIGER/HA-<br />

SENFRATZ 1985) beinhalten neben Bodman-Weiler I eine<br />

der umfangreichsten Schichtabfolgen der Pfyner Kultur<br />

am Bo<strong>den</strong>see. Keine der Schichten ist <strong>den</strong>drochronologisch<br />

datiert, die vorhan<strong>den</strong>en Dendrodaten stammen von<br />

Pfählen <strong>und</strong> liegen zwischen 3614 <strong>und</strong> 3552 v. Chr. (BEK-<br />

KER et al. 1985, 33). Sie geben aber mit großer Wahrscheinlichkeit<br />

die chronologische Tiefe der Pfyner Besiedlung<br />

nur <strong>aus</strong>schnittsweise wieder.<br />

Die Abgrenzung der Feinstraten untereinander erwies sich<br />

teilweise als schwierig. Eine Grobgliederung in eine untere,<br />

mittlere <strong>und</strong> obere Schicht (US, MS, OS) umfasst die<br />

Abb. # Steckborn-Schanz.<br />

Keramik <strong>aus</strong> <strong>den</strong> Schichten<br />

25–30 <strong>und</strong> 20 (n. WINIGER/<br />

HASENFRATZ 1985, 131 f.<br />

Taf. 42; 43).<br />

37


38<br />

Abb. # Nußbaumersee. Keramik von ...<br />

Straten 55–50, 48–38 <strong>und</strong> 30–20 (WINIGER/HASENFRATZ<br />

1985, Abb. 12; 86 u. 87). Typologische Erwägungen sprechen<br />

für eine Einordnung der unteren <strong>und</strong> mittleren<br />

Schicht von der späteren älteren bis zur mittleren Pfyner<br />

Kultur. Die Keramik der oberen Schicht gehört vermutlich<br />

mit hohen Anteilen Schlickrauhung, häufiges Vorkommen<br />

von Randknubben an schlickgerauhten Töpfen, bauchigen<br />

Formen <strong>und</strong> Töpfen mit stark sich verjüngendem<br />

Schulter-/Halsbereich in einen späten Abschnitt der Pfyner<br />

Kultur. Möglicherweise sind die Dendrodaten mit diesem<br />

Schichtinventar zu verknüpfen.<br />

Die durchschnittliche Wandstärke der Keramik <strong>aus</strong> dem<br />

US Bereich liegt bei 8,7 mm, bereits in <strong>den</strong> Teilschichten<br />

der MS pendelt die Wandstärke um 9,5 mm. Bei der<br />

Oberflächenbehandlung der Töpfe zeigt sich eine merkliche<br />

Abnahme geglätteter Oberflächen (WINIGER/HASEN-<br />

FRATZ 1985, Tab. 2 – andere Formen sind offenbar nicht<br />

miteingerechnet). In der US ist der Anteil der Henkelkrüge<br />

hoch, <strong>aus</strong> dem MS Paket liegt lediglich ein Exemplar<br />

vor. Profilierte Schüsseln sind in bei<strong>den</strong> Abschnitten vertreten,<br />

Strichrauhung <strong>und</strong> Randknubben fehlen jedoch in<br />

bei<strong>den</strong> Komplexen. Da die jeweiligen F<strong>und</strong>inventare klein<br />

sind, ist der Vergleich mit Sipplingen Schicht 9 problematisch.<br />

Die Wandstärkeindizes <strong>und</strong> die hohe Anzahl am<br />

Henkelkrügen sprechen für eine Zeitgleichheit von Sipplingen<br />

Schicht 9 mit dem US Komplex von Steckborn. Die<br />

häufig vorkommen<strong>den</strong>, geglätteten Trichtertöpfe der US<br />

sind in Sipplingen hingegen nicht vertreten. In der MS<br />

sind diese glattwandigen Töpfe ebenfalls selten, Ähnlichkeiten<br />

zu Sipplingen bestehen hier auch im hohen Schüsselanteil.<br />

Der Häufigkeit der Schlickrauhung nach zu urteilen,<br />

scheint sich die MS – bei Auszählung des Gesamtbestandes<br />

– stärker an Sipplingen Schicht 9 anzuschließen.<br />

9.3 Zürich-Seefeld (Kanalisationssanierung), Schicht 7<br />

Schicht 7 vom Zürcher Seefeld (KanSan) wird um 3717–<br />

3680 v. Chr. datiert (GERBER/HAENICKE/HARDMEYER<br />

1994). Die mittlere Wandstärke aller Scherben beträgt 8,4<br />

mm (n=637), die der Randscherben liegt bei 8,3 mm<br />

(n=144). Der Anteil schlickgerauhter Gefäßscherben beträgt<br />

etwa 8%, Fingerzwicken <strong>und</strong> Spatelrauhungen sind<br />

nur in geringem Umfang vertreten. Als Verzierungen sind<br />

meist Fingertupfen am Rand belegt, umgelegte Ränder<br />

sind mit einem Wert von 0,3% selten. Der Anteil der<br />

Knubben liegt bei 4,3%.<br />

Schlickgerauhte Ware ist damit wesentlich seltener als in<br />

Sipplingen Schicht 9, die Werte der Wandstärken lassen<br />

sich in etwa vergleichen. Henkelkrüge <strong>und</strong> vergleichbare<br />

Knickwandschüsseln sind selten (GERBER/HAENICKE/<br />

HARDMEYER 1994, Taf. 20,7). Bei<strong>den</strong> Stationen gemeinsam<br />

sind geringe Anteile an Spatel-/Strichrauhungen <strong>und</strong><br />

flächigen Fingerzwicken. Einige geglättete Gefäße des Züricher<br />

Inventars weisen randliche Knubben auf, in Sipplingen<br />

Schicht 9 ist dieses Merkmal lediglich einfach an einem<br />

schlickgerauhten Gefäß belegt. Die abweichende Inventarzusammensetzung<br />

dürfte auf am Zürichsee<br />

fortwirkende Traditionen der Cortaillodkultur zurückzuführen<br />

sein. Michelsberger oder Munzinger Formen sind –<br />

abgesehen von einer Knickwandschüssel – dort nicht <strong>aus</strong>zumachen.<br />

9.4 Thayngen-Weier II<br />

Die Dendrodaten von Thayngen-Weier II (WINIGER<br />

1971) liegen zwischen 3722–3715 v. Chr. (SUTER/SCHIF-<br />

FERDECKER 1986, 133). Nur ein geringer Teil des F<strong>und</strong>materials<br />

ist stratifiziert (WINIGER 1971, Taf. 59–62). Seine<br />

Geschlossenheit scheint unsicher zu sein (GERBER/<br />

HAENICKE/HARDMEYER 1994, 48). Im Keramikspektrum<br />

dominiert glattwandige Ware, Schlickrauhung ist nur in<br />

geringen Anteilen vorhan<strong>den</strong>. Henkelkrüge sind häufig.<br />

Umgelegte Randleisten sind belegt, während Strichrauhung<br />

<strong>und</strong> flächige Fingernagelzier fehlen. Randverzierungen<br />

wie getupfte Ränder <strong>und</strong> Arka<strong>den</strong>leisten liegen in geringem<br />

Umfang vor. D ies gilt auch für Knubben. Michelsberger<br />

Formen sind häufig belegt, darunter befindet<br />

sich ein Tulpenbecher (WINIGER 1971, Taf. 60,9 ) sowie<br />

Knickwandschüsseln mit horizontal durchbohrten Ösen<br />

(WINIGER 1971, Taf. 61,19–20). Zahlreiche weitere<br />

Knickwandschüsseln sind ösenlos (WINIGER 1971, Taf.<br />

61,27–36).<br />

Gemeinsamkeiten zu Sipplingen Schicht 9 bestehen im<br />

Vorkommen von Michelsberger Formen <strong>und</strong> der Häufigkeit<br />

von Henkelkrügen. Unterschiede sind aber bei der<br />

Behandlung der Oberflächen zu erkennen. In Thayngen-<br />

Weier II ist das häufigere Vorkommen umgelegter Ränder,<br />

das eher spärliche Auftreten von Arka<strong>den</strong>rändern sowie<br />

das Fehlen von Strichrauhungen möglicherweise chronologisch<br />

zu interpretieren.<br />

9.5 Nussbaumer See<br />

Die mehrphasige Pfyner Belegung der Siedlungsplatzes<br />

kommt durch Schlagdaten um 3840, 3732, 3727 <strong>und</strong><br />

3726–3704 v. Chr. zum Ausdruck. Ein weiteres, <strong>den</strong>drochronologisch<br />

aber noch nicht abgesichertes Fälldatum<br />

liegt bei 3582 v. Chr.


Der umfangreiche jungneolithische F<strong>und</strong>komplex ist<br />

chronologisch kaum <strong>aus</strong>wertbar, da die Stratigraphie<br />

durch Sackungen <strong>und</strong> Rutschungen stark überprägt wurde<br />

(HASENFRATZ/SCHNYDER 1998, 60). Es ist insofern fraglich,<br />

inwiefern das stratifizierte F<strong>und</strong>material homogenen<br />

Charakter besitzt. Zweifel sind offenbar angebracht (HA-<br />

SENFRATZ/SCHNYDER 1998, 67). Merkwürdig erscheinen<br />

Spinnwirtel im Pfyner Inventar <strong>aus</strong> Schicht 10 oder auch<br />

die Entwicklung der Wandstärkenindizes (HASENFRATZ/<br />

SCHNYDER 1988, 68 f.).<br />

Das F<strong>und</strong>material gehört offenbar hauptsächlich in die ältere<br />

bis mittlere Phase der Pfyner Kultur. Randknubben<br />

<strong>und</strong> schwach profilierte Gefäße mit schlickgerauhten<br />

Oberflächen sind nur spärlich vorhan<strong>den</strong>. Dies deutet darauf<br />

hin, dass <strong>F<strong>und</strong>e</strong> <strong>aus</strong> der Spätphase der Pfyner Kultur<br />

nur in geringem Umfang enthalten sind. Dafür sprechen<br />

auch die seltenen Strichrauhungen sowie die durchschnittlichen<br />

Wandstärkenindices (HASENFRATZ/SCHNYDER 1998,<br />

Abb. 75.<br />

Michelsbergher Einflüsse sind durch einen Tulpenbecher<br />

(HASENFRATZ/SCHNYDER 1998 Abb. 103,146) <strong>und</strong> zwei<br />

Tonscheiben (HASENFRATZ/SCHNYDER 1998 Abb.102,133–<br />

135) belegt. Der Anteil von Schüsseln liegt bei etwa 10 %.<br />

Allerdings ist unklar, in welchen Abschnitt der Pfyner Kultur<br />

die Michelsberger Keramik hier zu datieren ist.<br />

10. Michelsberg, Munzingen, Pfyn <strong>und</strong><br />

die Pfyn-Altheimer Gruppe Oberschwabens<br />

Die Phase der mittleren Pfyner Kultur war am Bo<strong>den</strong>see<br />

bisher nur wenig erschlossen. Nur das <strong>den</strong>drochronologisch<br />

<strong>und</strong>atierte F<strong>und</strong>inventar der mittleren Schicht von<br />

Wangen-Hinterhorn <strong>und</strong> Teile der Stratigraphie von<br />

Steckborn-Schanz waren diesem Zeitabschnitt zuzuordnen.<br />

Die Untersuchungen in der Pfyner Schichtenfolge im Ostteil<br />

der Sipplinger Bucht lieferten nun einen <strong>den</strong>drodatierten<br />

F<strong>und</strong>komplex der mittleren Pfyner Kultur, der insbesondere<br />

durch Michelsberger <strong>und</strong> Munzinger Elemente<br />

zum Verständnis der Kulturentwicklung am Bo<strong>den</strong>see um<br />

3700 v. Chr. einen wesentlichen Beitrag zu leisten vermag.<br />

In <strong>den</strong> Altf<strong>und</strong>komplexen der Pfahlb<strong>aus</strong>iedlungen des Bo<strong>den</strong>sees<br />

sind Michelsberger Formen häufig belegt (vgl.<br />

LÜNING 1968; SCHLICHTHERLE 1998, Abb. 1). Eindeutig<br />

stratifizierte Nachweise liegen aber bisher nur für <strong>den</strong> Abschnitt<br />

der älteren Pfyner Kultur im 39. Jahrh<strong>und</strong>ert vor<br />

Chr. vor (SCHLENKER 1994). <strong>F<strong>und</strong>e</strong> <strong>aus</strong> <strong>den</strong> angrenzen<strong>den</strong><br />

Regionen im Westen <strong>und</strong> Nor<strong>den</strong> des Bo<strong>den</strong>sees ließen jedoch<br />

darauf schließen, dass Michelsberger Einflüsse auch<br />

in dem darauffolgen<strong>den</strong> mittleren Abschnitt der Pfyner<br />

Kultur am Bo<strong>den</strong>see noch nicht völlig erloschen waren.<br />

Belege dafür stammen <strong>aus</strong> Thayngen-Weier II <strong>und</strong> <strong>aus</strong> <strong>den</strong><br />

F<strong>und</strong>stellen der Pfyn-Altheimer Gruppe Oberschwabens<br />

am Schreckensee (SCHLICHTHERLE 1998, 170) <strong>und</strong> im<br />

Steeger See bei Aulendorf (KÖNINGER 1998, 198). Am Bo<strong>den</strong>see<br />

fehlten allerdings bisher stratifizierte Michelsberger<br />

<strong>F<strong>und</strong>e</strong> im Kontext der mittleren Pfyner Kultur. Zwar enthalten<br />

unstratifizierte Altf<strong>und</strong>komplexe <strong>aus</strong> Sipplingen<br />

alle wesentlichen Leitformen beider Kulturen – Schlichtherle<br />

(1998 Abb. 1) konnte bereits anhand des Altf<strong>und</strong>materials<br />

die besondere Schlüsselstellung der Station aufzeigen<br />

– jedoch schließt erst jetzt das vorliegende, stratifizierte<br />

Ensemble <strong>aus</strong> Schicht 9 diese Forschungslücke. Dabei<br />

wer<strong>den</strong> aber nicht nur Verbindungen zur Michelsberger<br />

Kultur sichtbar, sondern gleichermaßen auch zur Munzinger<br />

Gruppe des Oberrheingebietes.<br />

Vergleichbares findet sich auch im geographisch näher gelegenen<br />

Oberschwaben. Wie in Sipplingen Schicht 9 sind<br />

in der dortigen Pfyn-Altheimer Gruppe häufig Trichtertöpfe,<br />

arka<strong>den</strong>leistenverzierte Ränder, Fingereindrücke<br />

unter dem Rand <strong>und</strong> flächige Fingernagelzier vorhan<strong>den</strong>.<br />

Seltene Henkelkrüge <strong>und</strong> dem Gefäßkörper aufgesetzte<br />

Leisten sowie zahlreiche Ösen belegen aber auch ein stark<br />

eigenständiges Gepräge der oberschwäbischen F<strong>und</strong>stellen.<br />

Bei der Vermittlung von Michelsberger Formen an <strong>den</strong><br />

Bo<strong>den</strong>see kommt <strong>den</strong> oberschwäbischen Stationen kaum<br />

eine bedeutende Rolle zu. Die wenigen Keramikformen<br />

<strong>und</strong> Stilelemente der Michelsberger Kultur, die das entwickelte<br />

Jungneolithikum hier aufweist, lassen Oberschwaben<br />

selber als Randgebiet Michelsberger Einflüsse<br />

erscheinen.<br />

Der F<strong>und</strong>ort Thayngen-Weier beinhaltet demgegenüber<br />

einen außeror<strong>den</strong>tlich hohen Anteil an Michelsberger Elementen<br />

(WINIGER 1971, vgl. Taf. 23; 24 u. 28). Geht man<br />

von einer weitgehen<strong>den</strong> Stimmigkeit des stratifizierten<br />

Materials <strong>aus</strong>, fin<strong>den</strong> sich sowohl in Siedlung I wie auch<br />

Siedlung II Michelsberger Elemente. Interessant scheint,<br />

dass der Mischkomplex der Siedlungen I–III Merkmale<br />

enthält, die auch <strong>aus</strong> Schicht 9 in Sipplingen belegt sind,<br />

nämlich fingergeriefter Schlick (WINIGER 1971, vgl. Taf.<br />

b<br />

a<br />

Abb. # Sipplingen-Osthafen. Keramik <strong>aus</strong> Schicht 9 (a.c) <strong>und</strong> <strong>aus</strong><br />

der Seekreide über Schicht 8 (b) (Kat.Nrn. 1, 28 u. 239).<br />

c<br />

39


40<br />

Abb. ## Keramikspektren der Pfyn-Altheimer Gruppe Oberschwabens <strong>und</strong> der Pfyner Kultur von <strong>den</strong> F<strong>und</strong>orten Steckborn-Schanz (A),<br />

Ö<strong>den</strong>ahlen, Reute-Schorrenried, Musbach-Seewiesen <strong>und</strong> Aulendorf-Steeger See (B), Sipplingen-Osthafen Schicht 9 (C), Wangen-Hinterhorn<br />

(D) <strong>und</strong> Thayngen-Weier (E). Die Typen<strong>aus</strong>wahl umfaßt mit Ausnahme von Knickwandschüsseln die typisch in <strong>den</strong> Siedlungen<br />

vorkomende Keramik. Typische Michelsberger Formen wie Tulpenbecher, Schöpfer <strong>und</strong> Ösenleistenflaschen sind nicht abgebildet.


42<br />

9–13), getupfte oder gekerbte Ränder (WINIGER 1971, Taf.<br />

14) <strong>und</strong> becherartige Gefäße mit ger<strong>und</strong>eten Bö<strong>den</strong> (WI-<br />

NIGER 1971, Taf. 10 u. 11. Das Gefäß Taf. 10,2 ist weitgehend<br />

formi<strong>den</strong>tisch mit Sipplingen Schicht 9 Taf. 6,20).<br />

Diese Merkmalsübereinstimmungen sind sicher nicht zufällig,<br />

sondern wohl eher als Indiz für einen Zeithorizont<br />

zu werten, der sich in Thayngen-Weier grabungsbedingt<br />

aber nur noch als Gemengelage abzeichnet.<br />

Obwohl in dieser Diskussion immer wieder die Bezüge zur<br />

Michelsberger Kultur dargestellt wer<strong>den</strong>, sei noch einmal<br />

darauf hingewiesen, dass Michelsberger Formengut gleichfalls<br />

in der Munzinger Gruppe vorliegt <strong>und</strong> der Vergleich<br />

somit nicht nur auf die Michelsberger Kultur selbst abzielt.<br />

Am etwa 20 km entfernten, jedoch südlich des Rheins gelegenen<br />

Nussbaumer See sind weitere – allerdings schon<br />

stark abgeschwächte – Parallelen zu Sipplingen Schicht 9<br />

zu fassen. Dendrochronologisch sind hier unter anderem<br />

Schlagphasen belegt, die um 3700 v. Chr. liegen. Auch <strong>aus</strong><br />

dem Nussbaumer See liegen ein Tulpenbecher <strong>und</strong> zwei<br />

Tonscheiben vor. So ist der Anteil Michelsberger Formen<br />

in diesem F<strong>und</strong>komplex, der wohl überwiegend der älteren<br />

bis mittleren Pfyner Kultur angehört, schon deutlich<br />

geringer als in Thayngen-Weier. Knickwandschüsseln<br />

ohne Ösen sind aber noch in größerer Zahl belegt. Fingergeriefte,<br />

schlickgerauhte Gefäße fehlen, Kerbränder sind<br />

hingegen in zwei Exemplaren vertreten. Dadurch deutet<br />

sich ein eher geringer Michelsberger Einfluss im westlichen<br />

Thurgau an. In welchen chronologischen Abschnitten<br />

dieser im einzelnen wirksam wurde, ist weitgehend<br />

ungeklärt. Gewisse Hinweise ergeben sich durch <strong>den</strong> Vermerk<br />

Winigers (WINIGER 1971, 79) der das Vorkommen<br />

eines Backtellerfragments im unpublizierten F<strong>und</strong>bestand<br />

der Grabungen 1962/63 von Niederwil erwähnt, von wo<br />

Schlagdaten von ca. 3660–3585 v. Chr. vorliegen (WATER-<br />

BOLK/ZEIST 1991, 27; HASENFRATZ 1995, 316 f.).<br />

Die Verhältnisse im Abschnitt der mittleren Pfyner Kultur<br />

am nahegelegenen Untersee sind beim gegenwärtigen Forschungsstand<br />

nur ansatzweise erkennbar. Das große F<strong>und</strong>inventar<br />

der Kulturschicht 2 in Wangen weist keine Michelsberger<br />

Leitformen auf. Ähnliche Schüsseln wie in<br />

Sipplingen sind hingegen sporadisch vorhan<strong>den</strong>. In <strong>den</strong><br />

Siedlungen von Steckborn-Schanz am gegenüberliegen<strong>den</strong><br />

Ufer des Untersees gelegen, sind ähnliche Verhältnisse belegt.<br />

Lediglich in einer untypischen sehr kleinen Tonscheibe<br />

<strong>aus</strong> Schicht 44/48 ist vielleicht noch eine Michelsberger<br />

Form zu erkennen (WINIGER/HASENFRATZ 1985, Taf.<br />

53,16). Aus Schicht 55 liegt überdies ein Kerbrand vor<br />

(WINIGER/HASENFRATZ 1985, Taf. 53,5).<br />

Aus Altf<strong>und</strong>bestän<strong>den</strong> <strong>aus</strong> einer der Steckborner Ufersiedlungen<br />

stammt eine Michelsberger Ösenkranzflasche (WI-<br />

NIGER 1971, Taf. 71,6).<br />

Michelsberger Formengut scheint also im Zeitraum um<br />

3750–3700 v. Chr. an der Peripherie des Heg<strong>aus</strong> in<br />

Thayngen-Weier gut vertreten zu sein, während <strong>aus</strong> <strong>den</strong><br />

Ufersiedlungen am Untersee kaum entsprechendes F<strong>und</strong>material<br />

vorhan<strong>den</strong> ist.<br />

In <strong>den</strong> Ufersiedlungen am westlichen Überlingersee sind<br />

dagegen von Bodman <strong>und</strong> Sipplingen zahlreiche <strong>F<strong>und</strong>e</strong><br />

der Michelsberger Kultur zu verzeichnen, während der<br />

Michelsberger F<strong>und</strong>niederschlag in <strong>den</strong> weiter östlich gelegenen<br />

Stationen <strong>aus</strong>zudünnen scheint (SCHLICHTHERLE<br />

1998, Abb. 1).<br />

Wenngleich sich die Situation im Zeitraum des mittleren<br />

Pfyn nur in Sipplingen erschlossen hat, so darf Gleiches in<br />

Bodman-Weiler vermutet wer<strong>den</strong> (KÖNINGER 1998, 199<br />

Anm. 49). Obwohl der Untersee geographisch näher zu<br />

Thayngen gelegen ist, deutet sich eher eine „Michelsberger<br />

Achse“ vom Hegau an <strong>den</strong> Westrand des Überlinger Sees<br />

an. Michelsberger <strong>F<strong>und</strong>e</strong> <strong>aus</strong> Mineralbo<strong>den</strong>siedlungen des<br />

Heg<strong>aus</strong> sind bisher jedoch kaum belegt. Wie durch<br />

Schlenker (1998, 181) <strong>und</strong> Schlichtherle (1998, Abb.<br />

3) bereits festgestellt, weisen Keramikdünnschliffe an Michelsberger<br />

Keramik <strong>und</strong> petrographische Untersuchungen<br />

an flachen Hammeräxten <strong>aus</strong> Bo<strong>den</strong>seeufersiedlungen<br />

auf Importe <strong>aus</strong> bis dato unbekannten Michelsberger Siedlungen<br />

im Hegau hin. Hegau <strong>und</strong> das Hochrheingebiet<br />

wären demnach als wesentliche Verbindungsglieder zwischen<br />

Kern- <strong>und</strong> Randgebieten der Michelsberger Kultur<br />

aufzufassen. Die nächsten bekannten F<strong>und</strong>stellen mit Materialien<br />

der Michelsberger Kultur oder der Munzinger<br />

Gruppe sind allerdings davon räumlich weit entfernt. Im<br />

einzelnen lassen sich aufgr<strong>und</strong> der Quellenlage deshalb<br />

weder über das Hochrheingebiet noch über das mittlere<br />

Neckarland <strong>und</strong> die anschließen<strong>den</strong> Gäulandschaften weitere<br />

Anknüpfungspunkte in die Kerngebiete der Michelsberger<br />

Kultur benennen.<br />

Offen bleibt auch, ob die Michelsberger-/Munzinger Einflüsse<br />

in <strong>den</strong> Stationen des westlichen Überlinger Sees, die<br />

sich nun auf einen Zeitraum zwischen 3850–3700 v. Chr.<br />

eingrenzen lassen, kontinuierlich waren, oder auch Unterbrechungen<br />

beinhaltete. Der kleine vorliegende Bestand<br />

der Sipplinger Schichten 7 <strong>und</strong> 8 lässt vorläufig keine<br />

Kontinuität erkennen. 22<br />

Im Rahmen der frühen Pfyner Kultur scheinen Michelsberg<br />

Formen eher einer Nord-Süd Achse zu folgen, in der<br />

sicherlich die späte Schussenrieder Kultur in Oberschwaben<br />

eine wesentliche Vermittlerrolle einnahm (STROBEL<br />

2000, 429). Für <strong>den</strong> Zeitraum um 3700 v. Chr. ist eine<br />

derartige räumliche Ausrichtung kaum mehr anzunehmen,<br />

vielmehr scheinen Munzinger Formen Beziehungen<br />

nach Westen ins Oberrheingebiet anzuzeigen.<br />

In einen größeren Rahmen eingebettet zeigt das Jungneolithikum<br />

des südwestdeutschen Raumes ein weiträumiges<br />

Beziehungsgeflecht mit Aust<strong>aus</strong>chsystemen in zahlreiche<br />

Richtungen. Verbindungen zur westlichen Cortaillodkultur<br />

sind im Kontext der mittleren Pfyner Kultur des Bo<strong>den</strong>seegebietes<br />

eher marginal. Altheimer Elemente lassen<br />

sich am besten durch die Plattensilexgeräte fassen.<br />

22 Hier sei jedoch auch nochmals auf Kapitel 6.1 verwiesen. Aufgr<strong>und</strong><br />

der insgesamt geringen Grabungsflächen kann der Eindruck <strong>den</strong><br />

einzelne Häuser oder Abfallhäufen vermitteln, nicht zwangsläufig<br />

<strong>den</strong> Charakter des gesamten Siedlungsinventars wiedergeben.


Neben <strong>den</strong> schon benannten Bezügen zur Michelsberger<br />

Kultur bzw. Munzinger Gruppe ist im mittleren Pfyn auch<br />

eine räumliche Expansion des Pfyner Verbreitungsgebietes<br />

festzustellen. Letztere führt zur Verdrängung der Cortaillodkultur<br />

<strong>aus</strong> dem Zürichseebecken <strong>und</strong> zu einem Ausgreifen<br />

der Pfyner Kultur nach Oberschwaben, wo unter<br />

<strong>den</strong> Einflüssen der Altheimer Kultur die Pfyn-Altheimer<br />

Gruppe Oberschwabens entsteht. In letzterer zeichnen<br />

sich durch die Verbreitung der Kupfermetallurgie (MATU-<br />

SCHIK 1998), dem Vorkommen bestimmter Keramikformen,<br />

von Pintaderas (##KÖNINGER/KOLB/SCHLICHTHERLE<br />

2000) <strong>und</strong> nierenförmigen Webgewichten (##MAINBER-<br />

GER 1998, 143; Taf. 14,268–271) weiträumige Kulturkontakte<br />

zu <strong>den</strong> Pfahlb<strong>aus</strong>tationen des Mondsees, in <strong>den</strong> donauländischen<br />

Raum <strong>und</strong> nach Oberitalien ab. Die unmittelbare<br />

Nähe zum Alpenrheintal einerseits <strong>und</strong> zum<br />

Donautal andererseits ist sicherlich einer der Gründe, warum<br />

in <strong>den</strong> F<strong>und</strong>inventaren Oberschwabens derartige Vernetzungen<br />

besonders deutlich hervortreten (## vgl.<br />

Köninger Fischerei / FBZ). Der westliche Bo<strong>den</strong>see<br />

scheint hiervon weniger betroffen zu sein. Je<strong>den</strong>falls sind<br />

in der entwickelten Pfyner Kultur die Belege für derart<br />

weit<strong>aus</strong>greifende Kulturkontakte seltener zu fassen als im<br />

benachbarten Oberschwaben.<br />

Zusammenfassung<br />

Bei Sondagen <strong>und</strong> Grabungen in der Sipplinger Bucht<br />

zwischen 1982–1999 konnte mit <strong>den</strong> Schichten 7, 8 <strong>und</strong> 9<br />

eine dreischichtige Stratigraphie der Pfyner Kultur untersucht<br />

wer<strong>den</strong>. Von insgesamt 112 m 2 Oberflächenaufnah-<br />

Abb. # Im Text erwähnte Siedlungen<br />

der Pfyner Kultur <strong>und</strong> der Pfyn-<br />

Altheimer Gruppe Oberschwabens<br />

in Südwestdeutschland <strong>und</strong> in der<br />

Schweiz:<br />

1 Sipplingen-Osthafen,<br />

2 Bodman-Weiler I,<br />

3 Wangen-Hinterhorn,<br />

4 Ö<strong>den</strong>ahlen,<br />

5 Musbach-Seewiesen,<br />

6 Aulendorf-Steeger See,<br />

7 Reute-Schorrenried,<br />

8 Steckborn-Schanz,<br />

9 Pfyn-Breitenloo,<br />

10 Nussbaumer See,<br />

11 Niederwil,<br />

12 Thayngen-Weier,<br />

13 Zürich-Seefeld.<br />

me wur<strong>den</strong> etwa 1/3 feinstratigraphisch in Grabungsschnitten<br />

untersucht, wobei überwiegend Schicht 9 ergraben<br />

wurde. Die Oberflächenaufnahmen dienten der Dokumentation<br />

der durch Erosion aufgeschlossenen Kulturschichten<br />

sowie des Pfahlfeldes. Eine weitere hierbei<br />

festgestellte Kulturschicht, Schicht 17, ist möglicherweise<br />

der Horgener Kultur zuzuordnen.<br />

Das F<strong>und</strong>material <strong>aus</strong> der Oberflächenaufnahme ist überwiegend<br />

der Pfyner Kultur zuzuweisen, einige wenige Objekte<br />

gehören der Horgener Kultur an oder sind spätbronzezeitlich<br />

zu datieren.<br />

Jahrringmessungen an Eichenhölzern, die durch das Dendrochronologische<br />

Labor des Landes<strong>den</strong>kmalamtes Ba<strong>den</strong>-Württemberg<br />

in Hemmenhofen durchgeführt wur<strong>den</strong>,<br />

ergaben neben spätschnurkeramischen Daten Schlagdaten<br />

zwischen 3712 bis 3689 v. Chr. Aufgr<strong>und</strong> der<br />

Korrelation mit liegen<strong>den</strong> Hölzern lassen sich nach 3700<br />

v. Chr. liegende Dendrodaten mit Schicht 9 in Verbindung<br />

bringen. In der Grabungsfläche sind <strong>den</strong>drochronologisch<br />

zwei langrechteckige <strong>aus</strong> zwei Wand- <strong>und</strong> einer Firstpfostenreihe<br />

bestehende H<strong>aus</strong>gr<strong>und</strong>risse erfasst wor<strong>den</strong>, die<br />

mit ihren Längsseiten in etwa uferparallel <strong>aus</strong>gerichtet<br />

sind. Ihre Mindestlänge beträgt etwa 5 m, ihre Breite liegt<br />

bei etwa 3,25 m.<br />

Schicht 9 besteht <strong>aus</strong> einer Abfolge von organischen Detritusschichten,<br />

Lehmlinsen <strong>und</strong> einer Brandschicht. Letztere<br />

bestehen <strong>aus</strong> Häufungen von verziegelten Wand- <strong>und</strong><br />

Bo<strong>den</strong>lehmen, Holzkohlelagen, verkohlten Getreidevorräten<br />

<strong>und</strong> Teilen des H<strong>aus</strong>rates. Aufgr<strong>und</strong> von Bef<strong>und</strong>beobachtungen<br />

ist davon <strong>aus</strong>zugehen, dass die H<strong>aus</strong>bö<strong>den</strong> vom<br />

Bo<strong>den</strong> abgehoben konstruiert waren.<br />

43


44<br />

Aus der knapp 40 m 2 großen Grabungsfläche liegt ein umfangreiches<br />

<strong>F<strong>und</strong>e</strong>nsemble vor. Insbesondere die Brandschicht<br />

erwies sich als außeror<strong>den</strong>tlich f<strong>und</strong>reich. Hier ließen<br />

sich räumlich getrennte F<strong>und</strong>häufungen fassen, die<br />

<strong>den</strong> bei<strong>den</strong> <strong>den</strong>drochronologisch belegten H<strong>aus</strong>standorten<br />

zuweisbar sind.<br />

Stellt man die bei<strong>den</strong> Keramikinventare gegenüber, lassen<br />

sich neben deutlichen Gemeinsamkeiten auch starke Unterschiede<br />

erkennen, die als „H<strong>aus</strong>stile“ angesprochen wer<strong>den</strong>.<br />

Eine Ausnahmeerscheinung stellen „lochrandverzierte“<br />

Scherben dar, die nicht nur im Jungneolithilkum singulär,<br />

sondern auch in der Siedlung selbst offenbar auf<br />

einen der bei<strong>den</strong> H<strong>aus</strong>standorte beschränkt sind.<br />

Neben geläufigen Keramikformen der Pfyner Kultur, wie<br />

etwa Trichtertöpfen <strong>und</strong> Henkelkrügen, sind im keramischen<br />

F<strong>und</strong>bestand <strong>aus</strong> Schicht 9 Gefäßformen verhältnismäßig<br />

häufig vertreten, die dem Formenbestand der Michelsberger<br />

Kultur oder der Munzinger Gruppe der Michelsberger<br />

Kultur zuzurechnen sind. Dies war insofern<br />

überraschend, da sich die Michelsberger „Einflüsse“ im<br />

Jungneolithikum des Bo<strong>den</strong>seeraums bisher in erster Line<br />

in der älteren Pfyner Kultur manifestierten.<br />

Ob der Zustrom Michelsberger Elemente sich nahtlos von<br />

der älteren- bis in die mittlere Pfyner Kultur fortsetzt,<br />

scheint eher fraglich zu sein. Es besteht der begründete<br />

Verdacht, dass Michelsberger Elemente im Kontext der<br />

mittleren Pfyner Kultur auf Einflüsse der am Oberrhein<br />

verbreiteten Munzinger Gruppe zurückzuführen sind.<br />

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Weitläufige kulturelle Beziehungen nach Osten ließen sich<br />

durch zwei Plattenhornsteinartefakte <strong>und</strong> einen mutmaßlichen<br />

Kerbdolch belegen.<br />

Dem F<strong>und</strong>inventar <strong>aus</strong> Schicht 9 lassen sich weitere jungneolithische<br />

F<strong>und</strong>materialien nur unter Vorbehalt anschließen.<br />

Am Bo<strong>den</strong>see <strong>und</strong> in dessen näherer Umgebung<br />

sind es vor allem die F<strong>und</strong>komplexe von Thayngen-Weier<br />

II, von Steckborn-Schanz <strong>und</strong> <strong>aus</strong> dem Nussbaumer See,<br />

zu <strong>den</strong>en gute Bezüge herstellbar sind. Ihre Einordnung<br />

beruht jedoch überwiegend auf typologischen Erwägungen.<br />

Die F<strong>und</strong>komplexe sind entweder <strong>den</strong>drochronologisch<br />

nicht datiert oder heterogen zusammengesetzt.<br />

Parallelen ließen sich überdies zu F<strong>und</strong>inventaren <strong>aus</strong><br />

Siedlungen der Pfyn-Altheimer Gruppe Oberschwabens<br />

aufzeigen.<br />

Die wenigen stratifizierten <strong>F<strong>und</strong>e</strong> <strong>aus</strong> <strong>den</strong> Schichten 7 <strong>und</strong><br />

8 sind ebenfalls der mittleren Pfyner Kultur zuzurechnen.<br />

Die <strong>Ausgrabungen</strong> in der Pfyner Stratigraphie im Osten<br />

der Sipplinger Bucht lieferte mit <strong>den</strong> <strong>F<strong>und</strong>e</strong>n <strong>aus</strong> Schicht 9<br />

ein wichtiges F<strong>und</strong>inventar der mittleren Pfyner Kultur<br />

am Bo<strong>den</strong>see, welches <strong>den</strong>drochronologisch in der Zeit<br />

um 3700 v. Chr. datiert wird. Aufschlussreich sind insbesondere<br />

Einflüsse der Munzinger Gruppe der Michelsberger<br />

Kultur, die sich im Keramikinventar bemerkbar machen.<br />

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Höhensiedlung bei Munzingen, Ldkr. Freiburg i. Brsg., Bad.<br />

F<strong>und</strong>ber. 21, 1958, 7 ff.<br />

MAINBERGER 1998: M. MAINBERGER, Das Moordorf von Reute.<br />

Archäologische Untersuchungen in der jungneolithischen Siedlung<br />

Reute-Schorrenried. (Staufen i. Br. 1998).<br />

MAINBERGER/MÜLLER im Druck: M. MAINBERGER/A. MÜLLER,<br />

Ein Abfallhaufen in einer jungneolithischen Schichtabfolge in<br />

Sipplingen/Bo<strong>den</strong>seekreis.<br />

MATUSCHIK 1998: I. MATUSCHIK, Kupferf<strong>und</strong>e <strong>und</strong> Metallurgiebelege,<br />

zugleich ein Beitrag zur Geschichte der kupferzeitlichen<br />

Dolche Mittel-, Ost- <strong>und</strong> Südeuropas. In: M. MAINBERGER<br />

(Hrsg.), Das Moordorf von Reute. Archäologische Untersuchungen<br />

in der jungneolithischen Siedlung Reute-Schorrenried (Staufen<br />

i. Br. 1998) 207–261.<br />

RAST-EICHER 1997: A. RAST-EICHER, Die Textilien. In: Ökonomie<br />

<strong>und</strong> Ökologie neolithischer <strong>und</strong> bronzezeitlicher Ufersiedlungen<br />

am Zürichsee. Monogr. Kantonsarch. Zürich 20 (Zürich1997)<br />

300–328.<br />

REINERTH 1932: H. REINERTH, Das Pfahldorf Sipplingen, Führer<br />

zur Urgeschichte 10 (Leipzig 1932).<br />

SCHIBLER 1981: J. SCHIBLER, Typologische Untersuchungen der<br />

cortaillodzeitlichen Knochenartefakte. Die neolithischen Ufersiedlungen<br />

von Twann 17 (Bern 1981).<br />

Schlenker 1994: B. SCHLENKER, Wangen-Hinterhorn. Jung- <strong>und</strong><br />

endneolithische Ufersiedlungen am westlichen Bo<strong>den</strong>see. Unveröff.<br />

Dissertation (Freiburg i. Br. 1994).<br />

SCHLENKER 1998: B. SCHLENKER, Michelsberger Keramik <strong>aus</strong> Kulturschichten<br />

der Pfyner Kultur des Bo<strong>den</strong>seegebietes. in: J. BIEL<br />

u. a. (Hrsg.): Die Michelsberger Kultur <strong>und</strong> ihre Randgebiete –<br />

Probleme der Entstehung, Chronologie <strong>und</strong> des Siedlungswesens.<br />

Kolloquium Hemmenhofen 21.–23.2.1997. Materialh.<br />

Arch. 43 (Stuttgart 1998) 177 ff.<br />

SCHLICHTHERLE 1988: H. SCHLICHTHERLE, Die Pfahlbauten von<br />

Wangen. Von der Ausgrabung Kaspar Löhles zur modernen Forschung.<br />

In: H. BERNER (Hrsg.), Öhningen 1988. Beiträge zur Geschichte<br />

von Öhningen, Schienen <strong>und</strong> Wangen. Hegau-Bibliothek<br />

Band 63 (Singen 1988) 21–46.<br />

SCHLICHTHERLE 1990a: H. SCHLICHTHERLE, Die Sondagen 1973–<br />

1978 in <strong>den</strong> Ufersiedlungen Hornstaad-Hörnle I: Bef<strong>und</strong>e <strong>und</strong><br />

<strong>F<strong>und</strong>e</strong> zum frühen Jungneolithikum am westlichen Bo<strong>den</strong>see.<br />

Siedlungsarchäologie im Alpenvorland I. Forsch. u. Ber. Vor- u.<br />

Frühgesch. Ba<strong>den</strong>-Württemberg 36 (Stuttgart 1990).<br />

SCHLICHTHERLE 1990b: H. SCHLICHTHERLE, Siedlungen <strong>und</strong> <strong>F<strong>und</strong>e</strong><br />

jungsteinzeitlicher Kulturgruppen zwischen Bo<strong>den</strong>see <strong>und</strong> Fe-<br />

45


46<br />

dersee. In: Die ersten Bauern 2. Pfahlbauf<strong>und</strong>e Europas. Forschungsberichte<br />

zur Ausstellung im Schweizerischen Landesmuseum<br />

(Zürich 1990) 135 ff.<br />

SCHLICHTHERLE 1990c: H. SCHLICHTHERLE, Aspekte der siedlungsarchäologischen<br />

Erforschung von Neolithikum <strong>und</strong> Bronzezeit<br />

im südwestdeutschen Alpenvorland. Ber. RGK 71, 1990,<br />

208 ff.<br />

SCHLICHTHERLE 1995: H. SCHLICHTHERLE, Ö<strong>den</strong>ahlen – Eine<br />

jungneolithische Siedlung der „Pfyn-Altheimer Gruppe Oberschwabens“<br />

im nördlichen Federseeried, Archäologische Untersuchungen<br />

1981–1986, Siedlungsarchäologie im Alpenvorland<br />

III. Forsch. u. Ber. Vor- u. Frühgesch. Ba<strong>den</strong>-Württemberg 46<br />

(Stuttgart 1995).<br />

SCHLICHTHERLE 1998: H. SCHLICHTHERLE, Was sucht Michelsberg<br />

in <strong>den</strong> Ufersiedlungen des Bo<strong>den</strong>sees? In: J. BIEL u. a.<br />

(Hrsg.), Die Michelsberger Kultur <strong>und</strong> ihre Randgebiete – Probleme<br />

der Entstehung, Chronologie <strong>und</strong> des Siedlungswesens.<br />

Kolloquium Hemmenhofen 21.–23.2.1997. Materialh. Arch. 43<br />

(Stuttgart 1998) 169 ff.<br />

SCHÖBEL 1996: G. SCHÖBEL, Die Spätbronzezeit am nordwestlichen<br />

Bo<strong>den</strong>see. Taucharchäologische Untersuchungen in Hagnau<br />

<strong>und</strong> Unteruhldingen 1982–1989. Siedlungsarchäologie im<br />

Alpenvorland IV. Forsch. u. Ber. Vor- u. Frühgesch. Ba<strong>den</strong>-Württemberg<br />

47 (Stuttgart 1996).<br />

SEIFERT 1997: M. SEIFERT, Zug Sumpf 2. Die <strong>F<strong>und</strong>e</strong> der Grabungen<br />

1952–54. Kantonales Museum für Urgeschichte (Zug 1997).<br />

STÖCKLI 1981: W. E. STÖCKLI, Die Cortaillodkeramik der Abschnitte<br />

6 <strong>und</strong> 7. Die neolithischen Ufersiedlungen von Twann,<br />

Band 10 (Bern 1981).<br />

STROBEL 2000: M. STROBEL, Die Schussenrieder Siedlung Taubried<br />

I (Bad Buchau, Kreis Biberach). Ein Beitrag zu <strong>den</strong> Siedlungsstrukturen<br />

<strong>und</strong> zur Chronologie des frühen <strong>und</strong> mittleren<br />

Jungneolithikums in Oberschwaben (Stuttgart 2000).<br />

SUTER/SCHIFFERDECKER 1986: P. SUTER/F. SCHIFFERDECKER, Das<br />

Neolithikum im schweizerischen Mittelland. In: Chronologie.<br />

Archäologische Daten der Schweiz. Antiqua 15 (Basel 1986) 31–<br />

43.<br />

WATERBOLK/ZEIST 1991: H. T. WATERBOLK/W. van ZEIST, Niederwil,<br />

eine Siedlung der Pfyner Kultur. Band III: Naturwissenschaftliche<br />

Untersuchungen (Bern/Stuttgart 1991).<br />

WINIGER 1971: J. WINIGER, Das F<strong>und</strong>material von Thayngen-<br />

Weier im Rahmen der Pfyner Kultur. Monogr. Ur- u. Frühgesch.<br />

Schweiz 18 (Basel 1971).<br />

WINIGER 1981: J. WINIGER, Feldmeilen-Vorderfeld. Der Übergang<br />

von Pfyner zur Horgener Kultur. Antiqua 8 (Frauenfeld<br />

1981).<br />

WINIGER/HASENFRATZ 1985: J. WINIGER/A. HASENFRATZ, Ufersiedlungen<br />

am Bo<strong>den</strong>see. Archäologische Untersuchungen im<br />

Kanton Thurgau 1981–1983. Antiqua 10 (Basel 1985).<br />

ZIMMERMANN 2000: A. ZIMMERMANN, Rezension Siedlungsarchäogie<br />

im Alpenvorland III. Germania 78/1, 2000, 203–206.<br />

Zürich Mozartstasse 1987: Zürich „Mozartstrasse“. Neolithische<br />

<strong>und</strong> bronzezeitliche Ufersiedlungen Band 1 (Zürich 1987).<br />

Zürich Mozartstrasse 1992: Zürich „Mozartstrasse“. Neolithische<br />

<strong>und</strong> bronzezeitliche Ufersiedlungen Band 2: Tafeln (Zürich<br />

1992).

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