18.06.2015 Aufrufe

Auslandsfamulatur in Nepal Dhulikhel Hospital 29.8.2010 – 24.9 ...

Auslandsfamulatur in Nepal Dhulikhel Hospital 29.8.2010 – 24.9 ...

Auslandsfamulatur in Nepal Dhulikhel Hospital 29.8.2010 – 24.9 ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

<strong>Auslandsfamulatur</strong> <strong>in</strong> <strong>Nepal</strong><br />

E<strong>in</strong>e Famulatur am Dach der Welt.<br />

E<strong>in</strong>e Famulatur im drittärmsten Land der Welt.<br />

<strong>Dhulikhel</strong> <strong>Hospital</strong><br />

<strong>29.8.2010</strong> – <strong>24.9</strong>.2010<br />

Me<strong>in</strong>e Idee <strong>in</strong> <strong>Nepal</strong> zu famulieren stammt aus me<strong>in</strong>er ersten Reise vor e<strong>in</strong>igen Jahren ans Dach der<br />

Welt. Die Armut <strong>in</strong> den Straßen erweckte <strong>in</strong> mir den Wunsch e<strong>in</strong> weiteres Mal hierher zu kommen<br />

und zum<strong>in</strong>dest e<strong>in</strong>en kle<strong>in</strong>en Beitrag zur L<strong>in</strong>derung des Leids leisten zu können, aber vorallem auch<br />

Menschen kennenzulernen, die sich dies hier zur Lebensaufgabe gemacht haben.<br />

E<strong>in</strong>en ersten E<strong>in</strong>druck über das Leben <strong>in</strong> <strong>Nepal</strong> bekommt man bereits beim ersten Blick aus dem<br />

Flugzeug im Landeanflug auf Kathmandu. Es zeichnet sich e<strong>in</strong> Bild aus unfertigen Häusern und<br />

Blechhütten, dazwischen unfassbar viel Verkehr auf staubigen Straßen.<br />

Der kle<strong>in</strong>e Ort <strong>Dhulikhel</strong> liegt 30 km vom Stadtrand Kathmandus entfernt. Für europäische<br />

Verhältnisse sche<strong>in</strong>t dies ke<strong>in</strong>e wirkliche Distanz zu se<strong>in</strong>, anders jedoch <strong>in</strong> <strong>Nepal</strong>. Der sicherste Weg<br />

um nach <strong>Dhulikhel</strong> zu kommen ist mit e<strong>in</strong>em Taxi direkt vom International Airport weg. Es gibt am<br />

Ausgang des Flughafens e<strong>in</strong>en kle<strong>in</strong>en Schalter, wo man sogenannte „pre-paid“-Taxis bestellen<br />

kann. Ich würde dies jedem raten, der e<strong>in</strong>e weitere Strecke zurücklegen muss, da man sich die<br />

Verhandlungen mit dem Taxifahrer später ersparen kann. Die Fahrten auf <strong>Nepal</strong>s Straßen s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>


Abenteuer für sich und für Europäer sehr gewöhnungsbedürftig. Die Autos s<strong>in</strong>d meist ohne Gurte<br />

ausgestattet, die Straßen von Schlaglöchern übersät und man bekommt den E<strong>in</strong>druck als gäbe es<br />

schlicht ke<strong>in</strong>e Straßenregeln. Natürlich f<strong>in</strong>det sich auch die e<strong>in</strong>e oder andere Kuh auf der Straße, der<br />

meist großräumig ausgewichen wird, nachdem diese im H<strong>in</strong>duimus heilig ist. Um auf sich<br />

aufmerksam zu machen, wird fast durchgehend gehupt und es sche<strong>in</strong>t als ob der stärkere und<br />

schnellere e<strong>in</strong>fach Vorrang hat. Selbst Auto zu fahren ist hier absolut nicht ratsam!<br />

M<strong>in</strong>destens 2 Wochen vor der Abreise sollte man mit den Vorbereitungen für e<strong>in</strong>e Reise nach <strong>Nepal</strong><br />

beg<strong>in</strong>nen, vorallem um sich e<strong>in</strong>e umfassende Reiseapotheke zusammenstellen zu können. Man<br />

sollte se<strong>in</strong>en Impfstatus kontrollieren, um u.a. Diphterie/Tetanus/Polio und Hepatitis A und B<br />

aufzufrischen. Unbed<strong>in</strong>gt empfohlen s<strong>in</strong>d Impfungen von Typhus und Cholera, zu überlegen s<strong>in</strong>d<br />

weiters Men<strong>in</strong>gokokken-Men<strong>in</strong>gitis, Japan-B-Enzephalitis, sowie Tollwut. E<strong>in</strong>e Malaria-Prophylaxe<br />

wird nur bei Reisen <strong>in</strong> die südlichen Gegenden <strong>Nepal</strong>s empfohlen.<br />

Die Sicherheitslage <strong>in</strong> <strong>Nepal</strong> kann sehr schnell wechseln, weshalb es dr<strong>in</strong>gend notwendig ist sich<br />

immer über die aktuelle Lage <strong>in</strong>formiert zu halten. Die besten Informationen erhält man über die<br />

Homepage des österreichischen Außenm<strong>in</strong>isteriums, sowie der Deutschen Botschaft und der<br />

American Embassy <strong>in</strong> Kathmandu. Im Falle e<strong>in</strong>es Notfalls ist es wichtig zu wissen, dass Österreich<br />

ke<strong>in</strong>e Botschaft <strong>in</strong> Kathmandu hat, es gibt jedoch e<strong>in</strong> Konsulat. Die zuständige Botschaft für <strong>Nepal</strong><br />

ist die österreichische Botschaft <strong>in</strong> Delhi/Indien. Massenansammlungen, sowie auch etwaige (teils<br />

lokal und kurzfristig ausgerufene) Streiks sollten gemieden werden. Landesweit ausgerufene<br />

Ausgangssperren s<strong>in</strong>d zu beachten und man sollte sich stets vor Ort <strong>in</strong>formiert halten.<br />

Für e<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>reise nach <strong>Nepal</strong> ist e<strong>in</strong> Visum notwendig, welches man entweder beim nepalesischen<br />

Konsulat <strong>in</strong> Wien vorab beantragen kann oder direkt am Flughafen <strong>in</strong> Kathmandu mit US$ und 2<br />

Passfotos am Schalter erhält.<br />

Es darf ke<strong>in</strong>e nepalesische Währung <strong>in</strong>s Land e<strong>in</strong>- oder ausgeführt werden, weswegen man am<br />

besten direkt am Flughafen Kathmandu e<strong>in</strong>en ersten Teil <strong>in</strong> nepalesische Rupies wechselt.<br />

Die Reisezeit nach <strong>Nepal</strong> sollte vorab gut überlegt werden, da der Monsun <strong>in</strong> den Sommermonaten<br />

nicht nur die Sicht auf den Himalaya e<strong>in</strong>schränkt, sondern durch die hohe Luftfeuchtigkeit auch<br />

Kleidungsstücke schwer trocknen und der Schimmel <strong>in</strong> den Wohnräumen se<strong>in</strong>e Blütezeit hat.<br />

Lebensmitteltechnisch sollte nur gekauftes, gefiltertes Wasser getrunken werden, wobei es ratsam<br />

ist auf den Verschluss der Flasche gut zu achten, um zu überprüfen ob sie orig<strong>in</strong>al-versiegelt<br />

geblieben ist. Das Wasser aus der Leitung ist nicht tr<strong>in</strong>kbar, zum Duschen allerd<strong>in</strong>gs gerade zur<br />

Regenzeit gut geeignet. Wenn man sich auf der ganz sicheren Seite bewegen will, ist me<strong>in</strong> Tipp sich<br />

e<strong>in</strong>en Keramik-Aktivkohlefilter mitzunehmen und das Wasser abzukochen.<br />

Reis-Liebhaber werden sich freuen – es ist das Hauptnahrungsmittel <strong>in</strong> <strong>Nepal</strong>! Dazu gibt es meist<br />

„Dal“ (= e<strong>in</strong>e Art L<strong>in</strong>sensauce) und scharfes Gemüse. Aufgrund der Lagerung sollte – wenn


möglich – auf den Konsum von Fleisch während des Aufenthalts <strong>in</strong> <strong>Nepal</strong> eher verzichtet werden.<br />

Wer nach <strong>Nepal</strong> reisen will, sollte sich dr<strong>in</strong>gend über e<strong>in</strong>e Reise- und Rückholversicherung vorab<br />

<strong>in</strong>formieren, sowie sich – wie bei fast allen <strong>Auslandsfamulatur</strong>en - e<strong>in</strong>e Versicherungsbestätigung<br />

der Allianz für die Famulaturzeit von der ÖH zusenden lassen.<br />

Das <strong>Dhulikhel</strong> <strong>Hospital</strong> wurde 1996 von Dr. Ram Shrestha gegründet und umfasst e<strong>in</strong><br />

Patientenkont<strong>in</strong>gent von ca. 1,9 Millionen Menschen aus 50-60 Regionen <strong>Nepal</strong>s.<br />

<strong>Dhulikhel</strong> selbst ist e<strong>in</strong> typisch nepalesischer Ort 30 km nordöstlich von Kathmandu auf 1650 m<br />

Seehöhe. Zu erreichen ist die Ortschaft durch den „Arniko-Highway“, welcher die wichtigste<br />

Landverb<strong>in</strong>dung nach Ch<strong>in</strong>a (ehem. Tibet) darstellt.<br />

Unsere Famulaturzeit haben wir 2 Wochen auf der Radiologie und 2 Wochen auf der Pädiatrie<br />

verbracht. Auf der Radiologie gibt es e<strong>in</strong>en Ultraschallraum, wo die Ultraschall-Untersuchungen für<br />

alle Abteilungen des Krankenhauses erfolgen. Es ist e<strong>in</strong> permanentes Kommen und Gehen von<br />

Patienten, was sich für uns als besonders <strong>in</strong>teressant zeigte, da von Vorsorgeuntersuchungen bei<br />

Schwangeren, über Schilddrüsenuntersuchungen und Untersuchungen des Abdomens alles dabei<br />

war. Weiters besitzt die Radiologie e<strong>in</strong> X-Ray und e<strong>in</strong> CT, wo man natürlich jederzeit zusehen kann<br />

und alle Befunde erklärt bekommt.<br />

Der Tagesablauf beg<strong>in</strong>nt pünktlich um 8.00 Uhr mit der Morgenbesprechung aller Ärzte des<br />

Krankenhauses im „Conference-Room“, gefolgt von manch anschließender Fachpräsentation.<br />

Nach dieser ersten Besprechung f<strong>in</strong>det sich das Personal <strong>in</strong> der Krankenhauskant<strong>in</strong>e wieder zum<br />

geme<strong>in</strong>samen Frühstück. Die Essensausteilung erfolgt anhand von e<strong>in</strong>em Coupon-System, die man<br />

sich e<strong>in</strong>fach <strong>in</strong> der Verwaltung holen kann. Um 5 Rupies (= 0.05 €) bekommt man e<strong>in</strong>en leckeren<br />

nepalesischen Masala-Tee (=Schwarztee mit Milch), um 40 Rupies (=0,40 €) e<strong>in</strong> Mittagessen.<br />

Die Krankenhauskant<strong>in</strong>e ist durchaus hygienisch geführt und man kann beruhigt das Essen<br />

genießen.<br />

An das Frühstück anschließend beg<strong>in</strong>nen die Morgenvisiten und die Stationsarbeit bis ca. 13.00<br />

Uhr. Die Mittagspause ist zwischen 13.00-14.00 Uhr, gefolgt von zwei weiteren Stunden<br />

Stationsarbeit bis 16.00 Uhr. Viele Ärzte und Krankenschwestern verlassen das Kl<strong>in</strong>ikgelände<br />

pünktlich um diese Uhrzeit, da der Kl<strong>in</strong>ikbus das Personal Richtung Kathmandu nachhause br<strong>in</strong>gt.<br />

Der e<strong>in</strong>zige freie Tag die Woche – auch für <strong>in</strong>ternationale Studenten – ist der Samstag.<br />

Das Krankenhausgelände selbst ist im Vergleich zu außerhalb sehr sauber und gepflegt, wenngleich<br />

der Hygienestatus dennoch nicht mit e<strong>in</strong>em europäischen Krankenhaus zu vergleichen ist. Die<br />

Arbeitskleidung wird nicht sehr streng gehandhabt, zum<strong>in</strong>dest e<strong>in</strong> weißer Mantel zeigt sich jedoch<br />

als sehr angenehm zu tragen.<br />

Es gibt <strong>in</strong> <strong>Nepal</strong> ke<strong>in</strong> Versicherungssystem, weshalb die Patienten selbst für ihre Behandlung<br />

aufkommen müssen. Man muss sich gerade auch deshalb darauf e<strong>in</strong>stellen, dass viele Patienten erst


im Term<strong>in</strong>alstadium e<strong>in</strong>en Arzt aufsuchen.<br />

Das <strong>Dhulikhel</strong> <strong>Hospital</strong> ist Teil der University of Kathmandu, weswegen direkt am<br />

Krankenhausgelände auch der Unterricht für die lokalen Studenten abgehalten wird.<br />

Des weiteren gibt es für <strong>in</strong>ternationale Studenten auch die Möglichkeit an den Outreach-<br />

Programmen teilzunehmen, wofür nur e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>fache Voranmeldung nötig ist.<br />

Gerade weil <strong>in</strong> <strong>Nepal</strong> weniger technische Möglichkeiten vorhanden s<strong>in</strong>d, zeigt es sich als umso<br />

<strong>in</strong>teressanter <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Kl<strong>in</strong>ik hier E<strong>in</strong>blick zu erlangen. Es ist wirklich fasz<strong>in</strong>ierend zu sehen wie mit<br />

teils wenig vorhandenen Ressourcen dennoch sehr gute Mediz<strong>in</strong> betrieben werden kann.<br />

Ohne Zweifel läuft <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em nepalesischen Krankenhaus e<strong>in</strong>iges sehr anders ab als <strong>in</strong> Europa und es<br />

braucht e<strong>in</strong>ige Zeit bis man sich daran gewöhnt hat, doch es dauert nicht lange bis man begreift,<br />

dass die ÄrztInnen hier ihr Bestes geben, um ihren PatientInnen zu helfen.<br />

Abschließend möchte ich an dieser Stelle betonen, dass ich es als sehr beachtlich empf<strong>in</strong>de e<strong>in</strong><br />

Krankenhaus dieses Standards <strong>in</strong> <strong>Nepal</strong> – e<strong>in</strong>em der ärmsten Länder der Welt – zu gründen und zu<br />

führen.<br />

Me<strong>in</strong>e Zeit am <strong>Dhulikhel</strong> <strong>Hospital</strong> wird mir noch lange <strong>in</strong> Er<strong>in</strong>nerung bleiben, zumal ich es als sehr<br />

bereichernd empfunden habe – sowohl im mediz<strong>in</strong>ischen als auch im persönlichen Kontext.<br />

Namasté, <strong>Nepal</strong>!<br />

Magdalena Köttl<br />

Kontakt <strong>Dhulikhel</strong> <strong>Hospital</strong>:<br />

Dr. Ram Shrestha, dhos@mail.com.np<br />

www.dhulikhelhospital.org

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!