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max liebt frida

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Charlotte habersaCk<br />

<strong>max</strong> <strong>liebt</strong><br />

<strong>frida</strong>


Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek<br />

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation<br />

in der Deutschen Nationalbibliografie;<br />

detaillierte bibliografische Daten sind im Internet<br />

über http://dnb.d-nb.de abrufbar.<br />

5 4 3 2 1 14 13 12 11<br />

© 2011 arsEdition GmbH, München<br />

Alle Rechte vorbehalten<br />

Text: Charlotte Habersack<br />

Layout und Illustrationen: Ingrid Bräuer<br />

Bildnachweis Cover: Eduard Titov/fotolia<br />

ISBN 978-3-7607-4053-9<br />

www.arsedition.de


Für Franzi


Mein Vorsatz für dieses Schuljahr:<br />

Lieber sterben als weiterhin ungeküsst bleiben.<br />

Problem: Ich bin unsterblich ...<br />

Neujahr<br />

... UNSTERBLICH VERLIEBT!<br />

Kennengelernt habe ich IHN unter Wasser. Beim städtischen<br />

Schwimmwettbewerb Anfang Dezember. Wir schwammen<br />

beide für unseren Verein – den SC Delfi n.<br />

Ich war wirklich nur für einen klitzekleinen Moment<br />

unaufmerksam, weil ich nicht glauben konnte, dass Diana<br />

schon lackierte Fußnägel hat und diese auch noch farblich<br />

auf ihren Badeanzug abgestimmt waren.<br />

Mit halbem Ohr hörte ich gerade noch,<br />

wie mein Jahrgang aufgerufen wurde.<br />

Ich also – in allerletzter Sekunde – rauf FUNNY FLIEDER!<br />

auf den Startblock und neben die anderen.<br />

Da knallte bereits der Startschuss<br />

durch die Halle.<br />

Erst im Becken bemerkte ich, dass die Mädchen noch gar<br />

nicht dran waren, weil seltsamerweise ein Junge neben mir<br />

schwamm. Dieser JUNGE war MAX!<br />

5<br />

CDIE FARBE HEISST


6<br />

Elegant wie zwei ver<strong>liebt</strong>e Delfi ne glitten wir durchs Wasser.<br />

Und obwohl Max mich, wie die Schlange Kaa den kleinen<br />

Mogli, mit großen verständnislosen Augen anglotzte,<br />

war mir gleich klar: Das ist der<br />

SCHÖNSTE und BEGEH-<br />

RENSWERTESTE Junge, den<br />

ich in meinem kurzen Leben je<br />

gesehen hatte.<br />

Blöderweise blamierte ich<br />

mich gleich bei unserer ersten<br />

Begegnung bis auf die Knochen:<br />

ACHTUNG, . . ACHTUNG!<br />

DAS MADCHEN AUF BAHN 4<br />

BITTE UMGEHEND DAS<br />

BECKEN VERLASSEN!<br />

Kaum war ich draußen, kamen die Mädchen meines Jahrgangs<br />

TATSÄCHLICH dran. Ich also wieder rauf auf den<br />

Startblock und das Ganze noch mal von vorne. Das Dumme<br />

war nur, dass ich mich schon TOTAL verausgabt hatte und<br />

völlig ausgelaugt war.<br />

Ergo: Ich wurde LETZTE. Max ERSTER.<br />

Als er oben auf dem Siegertreppchen stand, war es endgültig<br />

um mich geschehen – und um hundert andere Mädchen<br />

ebenfalls:<br />

T<br />

ICH LIEBE<br />

T<br />

IHN! t<br />

ICH LIEBE<br />

ICH LIEBE<br />

IHN!<br />

IHN!<br />

ICH LIEBE<br />

IHN!<br />

Á<br />

Á<br />

Zu allem Übel wurde meine Blamage auch noch auf Film<br />

festgehalten. Von meiner eigenen Mutter! Eigentlich hatte<br />

Mutsch nur den Auftrag, Schnappschüsse für den Verein<br />

zu schießen, aber bei mir musste sie natürlich gleich auf<br />

ICH LIEBE<br />

IHN!


»Video« umstellen und einen abendfüllenden Spielfi lm drehen.<br />

Jetzt hat die Nachwelt jedenfalls was zu lachen.<br />

Das Problem ist nur, dass ich nicht einmal meiner besten<br />

Freundin von meiner Liebe zu Max erzählen kann, ohne zum<br />

GESPÖTT der ganzen Welt zu werden!<br />

Nicht, dass Frida über mich lachen würde: Sie ist nett und<br />

süß und ich liebe sie wirklich ÜBER ALLES – aber sie kann<br />

einfach ihre hübsche Klappe nicht halten.<br />

Willst du eine Geschichte in Windeseile<br />

verbreiten? Verschicke keine Sammelmail,<br />

sondern erzähle sie Frida! Vertraut man ihr<br />

ein Geheimnis an, kann man davon ausgehen,<br />

dass es morgen schon in der »Bild«-Zeitung<br />

steht. Und zwar als SCHLAGZEILE!<br />

Witz des Tages:<br />

Ida <strong>liebt</strong> Max!<br />

Die ganze Welt<br />

lacht sich kaputt.<br />

Haha!<br />

Und weiß erst einmal die ganze Welt von<br />

meiner Liebe zu Max, lacht mich GARAN-<br />

TIERT jeder aus. Das ist so sicher, wie Joghurt keine Gräten<br />

hat. Denn dass MAX sich in MICH ver<strong>liebt</strong>, ist ungefähr so<br />

wahrscheinlich wie eine Beziehung zwischen Angela Merkel<br />

und Brad Pitt. Und damit meine ich NICHT, dass ich zu<br />

intelligent für ihn bin.<br />

Nicht, dass ich hässlich wäre ... Frida meint sogar, ich hätte<br />

eine gewisse Ähnlichkeit mit AUDREY HEPBURN. Nur<br />

eben etwas kleiner, stämmiger und blond.<br />

Trotzdem habe ich nicht den HAUCH einer Chance bei<br />

ihm. Ich meine, Max könnte wirklich JEDE haben. Warum<br />

sollte er sich AUSGERECHNET IN MICH verlieben? Man<br />

isst ja schließlich auch keinen Brokkoli, wenn man stattdessen<br />

Pizza haben kann.<br />

7


8<br />

Wenn ich aber nicht bald loswerde, wie es in meinem klei- klei- klei- klei- kleiklei nen, reinen Herzchen aussieht, platze ich noch wie ein zu<br />

heiß gekochtes Wiener Würstchen.<br />

Deshalb beichte ich in Zukunft ALLES diesem Tagebuch<br />

hier (das ich übrigens von Omi zu Weihnachten bekommen<br />

habe).<br />

So, nun muss ich aber Schluss machen. Mutsch war schon<br />

dreimal in meinem Zimmer und hat mich gebeten, das Licht<br />

auszumachen. WIE LANGE will sie noch aufbleiben, um<br />

mich zu überwachen?<br />

Es verbleibt freundlichst, schutzsuchend und Zärtlichkeit<br />

brauchend<br />

Eure Ida<br />

PS:<br />

Ich bin WIRKLICH froh, dass ich mir endlich alles von der<br />

Seele schreiben kann. Mir geht es nun schon viiiiiiiiiel besser!<br />

Sonntag, 2. Januar<br />

Moin, moin (obwohl es eigentlich schon Mittag ist)!<br />

Ich liege in meinem neuen Flauschi-Bademantel auf dem<br />

Bett und schlage mit meinem großen Sudoku-Rätselspaß-<br />

Heft, das mir Mutsch zu Weihnachten geschenkt hat, die<br />

Zeit tot. Dazu mampfe ich Müsli und höre Musik. Das<br />

Leben kann so schön sein!<br />

Frida ist im Skiurlaub, und ich habe ein schlechtes Gewissen,<br />

weil ich gestern so unfaire Dinge über sie geschrieben habe.<br />

Bis auf ihr exorbitantes Mitteilungsbedürfnis ist Frida näm-


lich die beste »beste Freundin«, die ein Mensch überhaupt<br />

haben kann.<br />

Moment, ich muss mal eben die Musik lauter machen, um<br />

Mamas Geschrei von unten zu übertönen.<br />

So! Bin wieder da. Also, Frida und ich<br />

kennen uns schon seit Jahrhunderten.<br />

Damals gingen wir in den gleichen IDA! MACH DIE<br />

Kindergarten, und Frida hat mich MUSIK LEISER!<br />

aus der bisher PEINLICHSTEN<br />

Situation meines Lebens gerettet,<br />

wofür ich ihr wohl ewig und drei Tage dankbar sein werde!<br />

Das kam so:<br />

Als ich noch klein war, hat Mutsch mir jeden Morgen<br />

meine Klamotten in den Flur rausgelegt. Sie hat damit eine<br />

lange »Straße« gebildet, damit ich bequem der Reihe nach<br />

in alle Kleider schlüpfen konnte: Unterhose, Socken, Rock,<br />

T-Shirt und so weiter.<br />

Unter dem letzten Kleidungsstück hat sie manchmal ein<br />

Gummibärchen versteckt. Das war cool, hat Spaß gemacht<br />

und hatte für Mutsch den angenehmen Nebeneff ekt, dass ich<br />

mich schnell und superselbstständig angezogen habe. Doch<br />

eines Tages lief etwas schief!<br />

Mutsch hatte vergessen, mir eine Unterhose rauszulegen,<br />

weil die am Abend alle noch in der Wäsche waren. Ich aber,<br />

brav wie ich war, habe genau das angezogen, was Mutsch mir<br />

rausgelegt hatte: Kniestrümpfe, Röckchen, T-Shirt und Pulli,<br />

und ab – OHNE Unterhose – in den Kindergarten. Wie<br />

mega-ober-peinlich!<br />

9


10<br />

Und es kam, wie es kommen musste: Als<br />

ich mich im Kindergarten streckte, um<br />

mein rotes Pausentäschchen an den<br />

Eichhörnchen-Haken zu hängen, hörte<br />

ich auch schon hinter mir so ein fi eses<br />

Lachen.<br />

Ganz klar, das gemeine Gelächter gehörte zu Merlin Meyer!<br />

Wobei ich zu seiner Ehrenrettung sagen muss, dass ich mich<br />

wahrscheinlich auch halb totgelacht hätte, wenn ER plötzlich<br />

ohne Unterhose und mit nacktem Hintern dagestanden<br />

wäre.<br />

Was ICH nicht verstehe, ist, wie mir das überhaupt passieren<br />

konnte. Ich meine: Es muss einem doch auff allen, wenn<br />

man ohne Unterhose das Haus verlässt, oder etwa nicht?<br />

Die Geschichte zeigt jedenfalls<br />

in ERSCHRECKENDEM<br />

Ausmaß, wie sehr man in<br />

jungen Jahren auf die Eltern<br />

hört und ganz off ensichtlich<br />

der Meinung ist: Die werden<br />

schon alles richtig machen.<br />

Ein FATALER Irrtum!<br />

HIHI - ICH SEH<br />

IDAS POPO!<br />

WENN MAMA KEINE<br />

UNTERHOSE RAUSLEGT,<br />

WIRD SIE SCHON . .<br />

EINEN<br />

GRUND DAFUR HABEN.<br />

Gut, dass sich diese Einstellung in der Pubertät gewaltig ändert<br />

und man endlich erkennt: Auch Eltern sind FEHLBAR!<br />

Jedenfalls hat Frida, die das Ganze beobachtet hatte, mir<br />

ihre Turnhose für den Tag geliehen. Dank Frida hat also,<br />

bis auf Merlin, niemand etwas von dieser Peinlichkeit mitbekommen.


Was ich an Frida mag: Was ich an Frida nicht mag:<br />

- hilfsbereit - plaudert Geheimnisse aus<br />

- kann gut zuhören - fi ndet sich zu dick,<br />

- ist für jeden Quatsch obwohl sie gar nicht dick ist<br />

zu haben<br />

Was ich an mir mag: Was ich nicht an mir mag:<br />

- die Sommersprossen auf - meine zu dünnen Haare<br />

meiner Nase - meine geringe Körpergröße<br />

- meinen Mund - meinen Hintern (zu dick!)<br />

- meine grünen Augen<br />

(könnten größer sein)<br />

Dienstag, 4. Januar<br />

Langsam STERBE ich vor Langeweile. Frida ist noch immer<br />

im Skiurlaub und Mutsch geht mir total auf die Nerven.<br />

Ständig muss ich ihr im Haushalt helfen oder sie will mir<br />

einen PICKEL ausdrücken. Wann fängt bloß die Schule<br />

wieder an?<br />

Höhepunkt des Tages: In einem Restaurant<br />

hat mich ein Ober GESIEZT. Bin<br />

ich jetzt erwachsen?<br />

Montag, 10. Januar<br />

. .<br />

UND FUR SIE EIN<br />

KINDERSCHNITZEL,<br />

KLEINE DAME!<br />

Die Schule hat wieder angefangen, und SCHON bereue ich,<br />

dass ich mich ÜBERHAUPT darauf gefreut habe. Die Leh-<br />

11


12<br />

rer nerven noch mehr als Mutsch! (Außer, dass sie mir keinen<br />

Pickel ausdrücken wollen.)<br />

Herr Wedel-Beck hat unsere Religionshefte zurückgegeben,<br />

die er vor den Ferien eingesammelt hat. Er will unsere »Heftführung«<br />

benoten. Dabei ist Herr Wedel-Beck KETTEN-<br />

RAUCHER. Seine Zähne sind schwarz und seine Finger<br />

ganz gelb. Nachdem unsere Hefte zwei Wochen lang bei ihm<br />

zu Hause rumlagen, stinken sie nun furchtbar nach Rauch!<br />

Wie eklig!<br />

Nur Geschichte bei Blümchen (Herr Klaus) war gut. Wenn<br />

er mit uns diskutiert, geht oft die ganze Stunde drauf. Leo<br />

Limmer hat ihn erfolgreich in ein Gespräch über Genmais<br />

verwickelt und wir hatten keinen Unterricht. Sehr lustig.<br />

Natürlich hatten Frida und ich uns nach den Ferien unheimlich<br />

viel zu erzählen, doch leider hatten die Lehrer überhaupt<br />

kein Verständnis dafür und haben uns ständig unterbrochen.<br />

Frida meinte, dass die Skipisten nur<br />

so von tollen Jungs wimmeln und<br />

dass ihr die Snowboarder besser<br />

gefallen als die Skifahrer.<br />

Kurz habe ich überlegt, ob ich ihr<br />

endlich von Max erzählen soll. Doch<br />

da hat sie mir »topsecret« ein »Geheimnis«<br />

verraten:<br />

MARIE-LOU<br />

STEHT AUF<br />

LEO LIMMER!<br />

Ich glaube, ich lasse es lieber bleiben! Sie plappert wirklich<br />

alles aus.


Dienstag, 11. Januar<br />

Hallo, meine Süßen!<br />

Habe heute beschlossen, das Tagebuch an meine ZU-<br />

KÜNFTIGEN Kinder zu richten. Dann ist das Ganze nicht<br />

so anonym. Wie ich aus zuverlässiger Quelle weiß, bekomme<br />

ich mindestens zwei Kinder (hoff entlich von Max!).<br />

Frida hat mir nämlich in Englisch eins meiner langen Haare<br />

ausgerissen, es durch ihren Ring gefädelt und das Ganze<br />

über meiner Handfl äche AUSGEPENDELT.<br />

Das Pendel baumelte einmal hin und her und einmal im<br />

Kreis – was bedeutet, dass ich zuerst einen Jungen und dann<br />

ein Mädchen bekomme.<br />

(Ob ich noch mehr Kinder bekomme, GIVE ME THIS, GIRLS!<br />

war leider nicht in Erfahrung zu bringen,<br />

weil uns Frau Bock das Pendel vorher<br />

abgenommen hat – die blöde Kuh!)<br />

Mittwoch, 12. Januar<br />

Habe Frida immer noch nicht erzählt, wie es um mich und<br />

mein Liebesleben steht. Dabei weiß Frida sonst SO ZIEM-<br />

LICH ALLES über mich. Sogar, dass ich diesen bescheuerten<br />

Zahlentick habe.<br />

Ich muss einfach ALLES zählen, was mir über den Weg<br />

läuft: Treppenstufen, vorbeifahrende Autos und diese kleinen<br />

Löcher in den Deckenplatten unseres Klassenzimmers. Allerdings<br />

bekomme ich immer einen ganz steifen Nacken davon.<br />

Neulich erst bin ich beim Zählen der Deckenlöcher mit dem<br />

13


14<br />

Stuhl umgekippt und habe mir dabei die linke Hand verstaucht.<br />

Aber anstatt mich zu trösten, hat mir Herr Bunsen-<br />

brenner (Musik) einen VERWEIS gegeben!<br />

Wie HERZLOS ist das denn?<br />

Zur Strafe habe ich ihm nach der Stunde<br />

sein kleines Notizheft geklaut, in das er immer<br />

die Noten einträgt, und einen Bauarbeiter<br />

auf der Straße um einen Gefallen gebeten:<br />

Der Bauarbeiter fand das sehr lustig und hat es unter die<br />

Teerwalze geworfen. Jetzt liegt es vor dem Lehrerparkplatz<br />

unter der neuen Auff ahrt!<br />

20 Uhr<br />

Neuer Rekord: War heute vier Stunden und 32 Minuten mit<br />

Frida telefonisch verbunden! Aber nur, weil ich vergessen<br />

hatte aufzulegen, als Herr Schmidt zum Klavierunterricht<br />

kam. Als ich nach der Klavierstunde wieder an den Hörer<br />

ging, war Frida immer noch dran!<br />

Freitag, 14. Januar<br />

. .<br />

KONNTEN SIE<br />

DAS BITTE MIT<br />

EINTEEREN?<br />

Eine Katastrophe!<br />

Saß heute Nachmittag NICHTS AHNEND beim Kieferorthopäden<br />

im Wartezimmer, als plötzlich Max aus dem<br />

Behandlungszimmer kam!<br />

Als ich mich gerade hinter meiner Zeitschrift verstecken<br />

wollte, fi el mir ein, dass ich die WENDY las, und ließ es<br />

lieber bleiben.<br />

Dabei hatte ich völlig vergessen, dass ich meine AUSSEN-


SPANGE trug! Ich sah aus wie Hannibal<br />

Lecter aus dem Film Das Schweigen der<br />

Lämmer.<br />

Doch Max hat mich trotz Drahtgestell im<br />

Gesicht erkannt und mich sogar gegrüßt!<br />

HI! BIST DU<br />

NICHT . . DAS<br />

MADCHEN<br />

VON BAHN 4?<br />

Ich habe mich SO geschämt, dass ich nur noch verzweifelt<br />

den Kopf schütteln konnte. Im Nachhinein frage ich mich,<br />

WARUM ich nicht einfach ein paar Witzchen gerissen habe?<br />

WARUM bin ich nicht schlagfertiger? WARUM bin ich nur<br />

so schüchtern?<br />

. .<br />

Ich habe mir<br />

DIE SPANGE FALLT MIR<br />

alles selbst zuzu-<br />

NACHTS IMMER AUS<br />

schreiben!Schließ- DEM MUND.<br />

lich muss ich dieses<br />

MONSTER von Spange<br />

nur tragen, weil ich den<br />

Kieferorthopäden angelogen habe.<br />

Dabei lege ich sie ABSICHTLICH unter das Kopfkissen,<br />

weil sie nachts immer so wehtut.<br />

Am Abend habe ich mich auch noch mit Mutsch gezoff t.<br />

Nicht, dass es einen Grund gegeben hätte ... aber es kann<br />

nie schaden, ein bisschen Schlagfertigkeit an seinen Eltern<br />

zu üben.<br />

PS: Apropos Das Schweigen der Lämmer. Ihr wundert euch<br />

sicher, dass ich einen Film über einen SERIENMÖRDER<br />

kenne, der eigentlich erst ab 16 ist, oder? Dabei habe ich ihn<br />

sogar in der SCHULE gesehen, in einer Vertretungsstunde.<br />

15


16<br />

Herr Bunsenbrenner, der eigentlich auf uns aufpassen sollte,<br />

hat uns den Film in der Schulbibliothek anschauen lassen,<br />

während er SEELENRUHIG in einem Nebenzimmer saß<br />

und Schulaufgaben korrigiert hat. Und das Beste war, dass<br />

Herr Bunsenbrenner den Film SELBST ausgesucht hatte!<br />

Wir haben uns natürlich auch gewundert, warum er uns SO<br />

einen Film anschauen lässt. Aber die meisten waren einfach<br />

nur SCHOCKIERT. Adele zum Beispiel hat am ganzen Leib<br />

gezittert und Gülay hat furchtbar geheult.<br />

Den Jungs hat man das nicht so angemerkt – die verstecken<br />

ja ihre Angst immer hinter Übersprungshandlungen.<br />

Das heißt, sie machen die komischsten Sachen, nur um vom<br />

Eigentlichen abzulenken.<br />

Konstantin hat aus einem Kissen kleine Schaumstoff fl ocken<br />

gepult und über Marie-Lou schneien lassen. Johannes hat<br />

Frida Zöpfchen gefl ochten und Paul hat an den gruseligsten<br />

Stellen ganz seltsam gelacht. Als ob er eine Komödie anschauen<br />

würde und keinen Horrorfi lm.<br />

Aber erst als Lea wie am Spieß geschrien hat, weil Philippe,<br />

unser Halb-Franzose, ihr seine Pranke auf die Schulter gelegt<br />

hat, ist Herr Bunsenbrenner zu uns ins Zimmer gestürzt und<br />

hat gemerkt, was er mit diesem Horrorfi lm bei uns angerichtet<br />

hat.<br />

Klar, dass das einen MORDS-Aufstand gegeben hat, das<br />

könnt ihr euch ja denken. Die Eltern hatten überhaupt kein<br />

Verständnis dafür, dass uns ein Lehrer Das Schweigen der<br />

Lämmer zeigt und wir alle die darauff olgende Nacht Albträume<br />

hatten. Nachdem sie sich beim Direktor beschwert


hatten, musste sich Herr Bunsenbrenner tausendmal bei uns<br />

und bei den Eltern entschuldigen.<br />

ICH DACHTE,<br />

Samstag, 15. Januar<br />

DAS SEI<br />

EIN TIERFILM.<br />

Habe von Max geträumt.<br />

Ich denke an ihn, wenn ich aufwache, ins Bett<br />

gehe, dusche, liege, auf dem Klo oder in der Schule sitze,<br />

allein bin oder im Kino. Er ist der schönste, tollste, schlauste,<br />

liebste, netteste, lustigste, intelligenteste, witzigste, bestaussehendste,<br />

umwerfendste Junge der GESAMTEN GALAXIS!<br />

Zugegeben – ich habe noch nie mit ihm gesprochen. Aber<br />

manchmal weiß man eben etwas, OHNE zu wissen, woher.<br />

Wenn einem beim Anblick eines Essens das Wasser im<br />

Mund zusammenläuft, weiß man schließlich auch, dass es<br />

einem schmecken wird – oder etwa nicht?<br />

Okay, ihr denkt, ich bin fi xiert auf ihn? FALSCH. Ich bin<br />

besessen! Um ihn zu vergessen, brauche ich einen Exorzisten,<br />

der mir einen Holzpfl ock ins Herz treibt, mich mit einer<br />

geweihten Silberkugel erschießt und mich<br />

anschließend mit Knoblauch<br />

einreibt.<br />

WEICHE VON<br />

IHR, MAX!<br />

Oder einen Chirurgen,<br />

der mir das Gehirn aus dem<br />

Kopf schnippelt, die Festplatte<br />

löscht und ein neues Betriebssystem installiert.<br />

Das alte System ist jedenfalls 1000-PROZENTIG auf<br />

Max programmiert.<br />

17


18<br />

Ihr glaubt mir nicht? Dann hört euch das an: Ich habe heute<br />

Nachmittag die Speisekarte für unsere HOCHZEIT geschrieben.<br />

Drei Stunden lang saß ich<br />

in meinem Zimmer und<br />

habe daran herumgebastelt.<br />

Und es hat mir SO RIESIG<br />

SPASS gemacht, dass ich sogar<br />

meine Lieblingssendung verpasst<br />

habe.<br />

Na? Zu viel versprochen? Bekomme<br />

direkt Hunger. Werde mal nach unten<br />

gehen und sehen, was der Kühlschrank<br />

so hergibt ...<br />

Sonntag, 16. Januar<br />

Hi Leute! Was geht ab? Heute war mal wieder nichts Besonderes<br />

los! Außer, dass ich bei Frida war und wir unser eigenes<br />

PARFÜM kreiert haben. Frida hat einfach die besten Ideen!<br />

Es war ganz easy: Wir haben ein Marmeladenglas genommen<br />

und einfach mehrere Parfüms von Fridas Mutter hineingefüllt.<br />

Einmal kräftig geschüttelt – und fertig! Wir nennen<br />

es DEVIL – weil es ein bisschen unangenehm riecht.<br />

Montag, 17. Januar<br />

HOCHZEITSSUPPE<br />

❀<br />

ZANDERFILET IN WEISSWEINSAUCE<br />

ODER<br />

ENTE MIT KARTOFFELN AN<br />

ORANGEN-ZIMT-BLAUKRAUT<br />

❀<br />

TIRAMISU<br />

❀<br />

KASEAUSWAHL<br />

Heute hat Frida MOZARTKUGELN in die Schule mit-<br />

. .


gebracht. Die hatte sie noch vom Skiurlaub übrig, aber sie<br />

schmecken ihr nicht. Also hat sie die Mozartkugeln in Mathe<br />

verteilt.<br />

Ich wollte Diana, die vorm Pult sitzt, auch eine rüberschmeißen,<br />

aber das Depperl fängt nicht!<br />

Ich versteh das nicht: Da fängt Diana JAHRELANG problemlos<br />

jeden in Patronen und Kugelschreibern versteckten<br />

Spickzettel, nur die fette Mozartkugel verpasst<br />

sie. Die ist direkt am Kopf von Herrn<br />

Schwitters vorbeigesaust und volle Kanne<br />

an die Tafel geklatscht – wo Leo Limmer<br />

gerade an einem Term mit zwei Variablen<br />

verzweifelte.<br />

Herr Schwitters war natürlich stinksauer:<br />

DIR GEHT´S<br />

WOHL ZU GUT,<br />

IDA!<br />

Dabei hätte er mich gar nicht sehen können, wenn er wirklich<br />

auf Leo geachtet und sich auf Mathe konzentriert hätte!<br />

18 Uhr<br />

Seit zwei Wochen hängt über meinem Bett das Gruppenfoto<br />

von unserem Schwimmwettbewerb. Seitdem gebe ich Max<br />

jeden Abend einen GUTENACHTKUSS. Blöderweise hat<br />

das doofe Foto davon eine ganz wunde Stelle bekommen.<br />

Genau in Max’ Gesicht!<br />

Weil ich aber nicht will, dass irgendwer mitbekommt, dass<br />

ich Max küsse, habe ich einfach noch andere Stellen auf dem<br />

Foto abgeknutscht. Die Glatze vom Trainer, das Sprungbrett<br />

im Hintergrund und Dianas dicken Bauch. Mittlerweile gibt<br />

es EINE GANZE MENGE wunder Stellen auf dem Foto<br />

und das Bild hat einen seltsamen Ausschlag.<br />

19

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