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Vergebung im Neuen und Alten Testament<br />

3. Mose 24, 20: "Schaden um Schaden, Auge um Auge, Zahn um Zahn; wie er einen Menschen<br />

verletzt hat, so soll man ihm auch tun."<br />

Epheser 4, 32: "Seid aber untereinander freundlich und herzlich und vergebt einer dem andern,<br />

wie auch Gott euch vergeben hat in Christus."<br />

Vergleicht man diese beiden Aussagen aus dem Alten und Neuen Testament, wird berechtigterweise<br />

die Frage aufgeworfen: Weshalb steht im Neuen Testament das Gegenteil von dem, was im Alten<br />

Testament steht?<br />

Auf diese Frage soll im folgenden eingegangen werden.<br />

1. Drei Tatsachen<br />

Um dieser Frage auf den Grund gehen zu können, müssen als erstes drei Tatsachen genannt werden.<br />

Die darauf folgenden Überlegungen basieren auf diesen drei Tatsachen.<br />

a) Jeder Mensch ist sündig.<br />

(1. Mose 8, 21)<br />

b) Gott kann nicht mit Sündern Gemeinschaft haben.<br />

(3. Mose 21, 23; 2. Mose 40, 35)<br />

c) Jede Sünde muss bestraft werden.<br />

(Hesekiel 33, 18+19)<br />

a) Jeder Mensch ist sündig<br />

Vor dem Sündenfall lebte die Menschen, Adam und Eva, in der Gemeinschaft mit Gott (1. Mose 3, 8).<br />

Doch nachdem sie von der verbotenen Frucht gegessen hatten, d.h. das Gebot Gottes missachtet hatten,<br />

wurden sie bestraft und aus dem Garten vertrieben. Mühsal sollte den Menschen sein ganzes Leben<br />

lang begleiten, bis er schliesslich sterben würde. Die Sünde bestimmte im Folgenden das Leben der<br />

Menschen, was sich schon kurz darauf im Brudermord von Kain an Abel offenbarte.<br />

In 1. Mose 8, 21 lesen wir: " ..denn das Dichten und Trachten des menschlichen Herzens ist böse von<br />

Jugend auf. "<br />

b) Gott kann nicht mit Sündern Gemeinschaft haben<br />

Aufgrund seiner Heiligkeit kann Gott nicht mit Sündern Gemeinschaft haben.<br />

In 3. Mose 21, 23 lesen wir: " Aber zum Vorhang [des Allerheiligsten, sog. Wohnung des HERRN] soll<br />

er nicht kommen noch zum Altar nahen, weil ein Fehler an ihm ist, damit er nicht entheilige mein<br />

Heiligtum. "<br />

Oder in 2. Mose 40,35: " Und Mose konnte nicht in die Stiftshütte hineingehen, weil die Wolke darauf<br />

ruhte und die Herrlichkeit des HERRN die Wohnung erfüllte. "<br />

c) Jede Sünde muss bestraft werden<br />

In Hesekiel 33, 18+19 lesen wir: " Wenn der Gerechte sich abkehrt von seiner Gerechtigkeit und


Unrecht tut, so muss er deshalb sterben. Und wenn sich der Gottlose von seiner Gottlosigkeit bekehrt<br />

und tut, was recht und gut ist, so soll er deshalb am Leben bleiben. "<br />

In diesen Versen kommt ein grundlegendes Wesensmerkmal Gottes zum Ausdruck: " Denn der HERR<br />

ist gerecht und hat Gerechtigkeit lieb. " (Psalm 11, 7)<br />

Da Gott gerecht ist, behandelt er auch die Menschen gerecht. Recht wird belohnt, Unrecht wird<br />

bestraft.<br />

2. Vergebung im Neuen Testament<br />

Aufgrund der Sündhaftigkeit des Menschen (a) und der Heiligkeit Gottes (b), leben die Menschen seit<br />

dem Sündenfall in Mühsal und von Gott getrennt. Dies war aber nicht die ursprüngliche Absicht<br />

Gottes, denn alles, was er gemacht hatte, war sehr gut (1. Mose 1, 31).<br />

Gott hatte Erbarmen mit den Menschen, was sich schon in einem interessanten Detail zeigt, das von<br />

vielen übersehen wird: In 1. Mose 3, 21 lesen wir, dass Gott für Adam und Eva "Röcke von Fellen"<br />

machte, bevor er sie aus dem Garten vertrieb. Das hebräische Wort für "Fell", das an dieser Stelle<br />

benutzt wird, zeigt eindeutig, dass es sich um ein Tierfell handelt. Gott war also in seiner<br />

Barmherzigkeit bereit, ein Tier seiner fehlerlosen Schöpfung für die ungehorsamen Menschen zu<br />

opfern.<br />

Der Höhepunkt der Barmherzigkeit Gottes zeigt sich im Opfertod Jesu am Kreuz.<br />

Auch im Neuen Testament gilt die Tatsache, dass jede Sünde bestraft werden muss (c). Jeder einzelne<br />

Mensch muss für seine Sünde bestraft werden. Aber Gott sah die Ohnmacht der Menschen und schickte<br />

seinen Sohn Jesus Christus, dass er die Strafe für die Sünden der Menschen auf sich nehme. " Siehe,<br />

das ist Gottes Lamm, das der Welt Sünde trägt! " (Johannes 1, 29). Somit kann der Mensch durch Jesus<br />

Christus Vergebung seiner Sünden erlangen.<br />

Diejenigen Menschen, die dieses Angebot angenommen haben, denen ihre Sünde vergeben ist, sollen<br />

nun auch ihren Mitmenschen vergeben, um damit die Vergebung Christi zu verkündigen. (Gleichnis<br />

vom unbarmherzigen Knecht: Matth. 18, 23-35; Joh. 13, 35)<br />

Darin wurzelt die Aussage:<br />

" Seid aber untereinander freundlich und herzlich und vergebt einer dem andern, wie auch Gott euch<br />

vergeben hat in Christus. "<br />

Epheser 4, 32<br />

3. Vergebung im Alten Testament<br />

Auch im Alten Testaments gelten die drei Tatsachen, die weiter oben behandelt wurden. Da zur Zeit<br />

des Alten Testaments Jesus noch nicht die Strafe für die Sünden der Menschen auf sich genommen hat,<br />

muss jemand anders bestraft werden (c).<br />

Logische Folgerung: Der Täter wird bestraft, und zwar genau nach Mass, nicht mehr und nicht<br />

weniger. Dass es nicht mehr sein darf, weist auf die Barmherzigkeit Gottes hin. Weniger ist nicht<br />

möglich, weil die ganze Tat gesühnt werden muss.<br />

Hier wird wieder berechtigterweise eine Frage aufgeworfen: Gab es zur Zeit des Alten Testaments<br />

keine Vergebung?<br />

Als erstes müssen wir zwischen zwei Arten des Sündigens unterscheiden: vorsätzliches und


versehentliches Sündigen.<br />

3.1. Vorsätzliches Sündigen<br />

" Und zu den Söhnen Israels sollst du reden: Wenn irgend jemand seinen Gott verflucht, dann soll er<br />

seine Sünde tragen. Und wer den Namen des Herrn lästert, muss getötet werden [..] Wenn jemand<br />

irgendeinen Menschen totschlägt, muss er getötet werden. Wer ein Stück Vieh totschlägt, soll es<br />

erstatten: Leben um Leben. Wenn jemand seinem Nächsten einen Schaden zufügt: wie er getan hat, so<br />

soll ihm getan werden: Bruch um Bruch, Auge um Auge, Zahn um Zahn; wie er einem Menschen einen<br />

Schaden zufügt, so soll ihm zugefügt werden. "<br />

3. Mose 24, 15-20<br />

Weitere Textstellen: 3. Mose 20; 3. Mose 26<br />

Beim "Verfluchen Lästern, Totschlagen, Schaden zufügen" handelt es sich um das vorsätzliche<br />

Handeln gegen Gottes Gebote. Der Mensch kennt die Gesetze, handelt aber bewusst gegen sie. Hier gilt<br />

"Schaden um Schaden, Auge um Auge, Zahn um Zahn"<br />

3.2. Versehentliches Sündigen<br />

Mit versehentlichem Sündigen ist das unbeabsichtigte Verstossen gegen Gottes Gebote gemeint.<br />

" Und wenn jemand vom Volk des Landes aus Versehen sündigt, indem er eines von dem tut, was der<br />

Herr zu tun verboten hat, und schuldig wird, und seine Sünde, die er begangen hat, wird ihm zu<br />

Bewusstsein gebracht, dann soll er seine Opfergabe bringen [..]. So erwirke der Priester Sühnung für<br />

ihn wegen seiner Sünde, die er begangen hat, und es wird ihm vergeben werden. "<br />

3. Mose 4, 27-28 +35b<br />

Auch bei versehentlichem Sündigen wird die Strafe nicht aufgehoben, aber stellvertretend für den<br />

Sünder kann ein Tier (ohne Fehler!) die Strafe tragen, bzw. geopfert werden. Durch das Opfer wird<br />

dem Sünder vergeben.<br />

Weitere Beispiele für die Vergebung und Barmherzigkeit Gottes im Alten Testament: Freistädte zum<br />

Schutz von Mördern, die versehentlich gehandelt haben, Umkehr zu Gott.<br />

4. Wie steht es um diejenigen Menschen, die zur Zeit des Alten<br />

Testaments lebten, aber nicht zum Volk Gottes gehörten?<br />

Gott gab jedem aus seinem Volk die Möglichkeit zur Vergebung. Mit Jesus gilt die Vergebung der<br />

ganzen Welt. Was ist aber mit den Menschen, die nicht zu Gottes Volk gehörten und vor der Zeit Jesu<br />

lebten? Hatten sie auch eine Chance auf Vergebung oder waren sie automatisch dem Untergang<br />

geweiht?<br />

Dies ist eine heikle Frage und kann, wenn überhaupt, nur sehr schwer beantwortet werden.<br />

In der Bibel gibt es zwei Stellen, die Auskunft geben können.


Im 1. Petrusbrief finden wir:<br />

" Denn dazu ist auch den Toten das Evangelium verkündigt, dass sie zwar nach Menschenweise<br />

gerichtet werden im Fleisch, aber nach Gottes Weise das Leben haben im Geist. "<br />

1. Petrus 4, 6<br />

" Denn auch Christus hat einmal für die Sünden gelitten, der Gerechte für die Ungerechten, damit er<br />

euch zu Gott führte, und ist getötet nach dem Fleisch aber lebendig gemacht nach dem Geist. In ihm ist<br />

er auch hingegangen und hat gepredigt den Geistern im Gefängnis, die einst ungehorsam waren, als<br />

Gott harrte und Geduld hatte zur Zeit Noahs, als man die Arche baute, in der wenige, nämlich acht<br />

Seelen, gerettet wurden durchs Wasser hindurch. "<br />

1. Petrus 3, 18-20<br />

Da diese beiden Textstellen meines Wissens die einzigen sind, die dieses Thema behandeln, möchte ich<br />

dazu keine weiteren Ausführungen machen. Denn sobald menschliche Aussagen nicht mehr mit<br />

Bibelstellen belegt werden können, besteht die Gefahr, dass eigene Gedanken einfliessen, die nicht<br />

mehr der Wahrheit entsprechen.<br />

Doch in diesem Zusammenhang möchte ich wieder auf den Bibelvers aufmerksam machen, dem wir<br />

schon früher begegnet sind:<br />

" Denn der HERR ist gerecht und hat Gerechtigkeit lieb. "<br />

(Psalm 11, 7)<br />

5. Weitere Bibelstellen zu diesem Thema<br />

Altes Testament:<br />

3. Mose 19,9-18 (liebender Umgang mit dem Nächsten)<br />

Jeremia 31,3 (Gottes Liebe zu Israel)<br />

1.Mose 18,32 (Sodom und Gomorra wären wegen 10 Gerechten gerettet worden)<br />

Neues Testament:<br />

Hebr. 10.31 (Schrecklich ist's, in die Hände des lebendigen Gottes zu fallen)<br />

Matth. 7,12+13 (der schmale und der breite Weg)<br />

Apg. 5,1-11 (Hananias und Saphira)<br />

Kommentar zu 5. Mose 19, 21: lex talionis<br />

"Das Gesetz der Vergeltung, im Lateinischen als das lex talionis bekannt, wurde bereits in 2. Mose 21,<br />

23-25 und 3. Mose 24, 17-22 gegeben. Dieses Gesetz war gegeben worden, um die dem Fall<br />

entsprechende Bestrafung eines Verbrechers in Fällen, wo vielleicht eine Tendenz aufkommen konnte,<br />

entweder zu mild oder zu streng zu urteilen, zu betonen. Die Gesetzessammlungen des Alten Orients<br />

sahen eine Verstümmelung des Verbrechers vor (z.B. ein Auge herausschneiden, eine Lippe<br />

abschneiden usw.). Mit einer Ausnahme (5. Mose 25, 11-12) erlaubte das israelitische Gesetz solche<br />

Verstümmelung nicht ausdrücklich. Abgesehen von diesem einen Fall sollte daher nur der erste Teil<br />

dieses Gesetzes, Leben um Leben, angewandt werden, um die Bestrafung, die für das Verbrechen<br />

verhängt werden sollte, anzugeben (Bestrafung mit gleicher Münze). So war ein Sklave, der sein Auge


verloren hatte, frei (2. Mose 21, 26). Das lex talionis diente auch in solchen Fällen als Bremse, in denen<br />

Strafende vielleicht dazu neigen könnten, eine übermässige Strafe zu verhängen. Jesus leugnete nicht<br />

die Gültigkeit dieses Prinzips für den Gerichtssaal, aber er bestritt seinen Gebrauch in persönlichen<br />

Beziehungen (Mt. 5, 38-42). Es sollte dort keine persönliche Vergeltung oder Rache geben."<br />

John F. Walvoord/ Roy B. Zuck. Das Alte Testament erklärt und ausgelegt. 32000, Hänssler Verlag,<br />

Holzgerlingen.<br />

Freistädte<br />

Bei der Einnahme Israels wurden dem Stamm der Leviten 6 Städte, sog. Freistädte, zugeteilt, die eine<br />

spezielle Funktion hatten:<br />

" Für die Söhne Israel und den Fremden und den Beisassen in ihrer Mitte sollen diese sechs Städte als<br />

Zuflucht dienen, damit dorthin jeder fliehen kann, der einen Menschen aus Versehen erschlagen hat. "<br />

4. Mose 35, 15.<br />

Damit wird auch hier ersichtlich, dass der Ausspruch "Auge um Auge, Zahn um Zahn" nur beim<br />

vorsätzlichen Sündigen gilt. Dabei muss der Täter die Strafe selbst tragen. Tat er es aber versehentlich,<br />

so kann er durch ein Tieropfer Vergebung erhalten. Zusätzlich stellt Gott in seiner Barmherzigkeit<br />

denjenigen, die aus Versehen jemanden umgebracht haben und die sich vor Rache fürchten müssen,<br />

sogar sechs Städte als Schutz zur Verfügung, in denen ihnen nichts angetan werden kann.<br />

Wir sehen, auch dies ist ein Beispiel für Vergebung im Alten Testament.<br />

Umkehr zu Gott<br />

In einer Verheissung für sein Volk können wir Gottes Gnade und Barmherzigkeit, die später durch<br />

Jesus für alle galt, schon im Alten Testament erkennen. Bereut das Volk Gottes seine Sünden und kehrt<br />

es wieder zu ihm um, so wird Gott ihm wieder seinen Segen schenken.<br />

" Und es wird geschehen, wenn all diese Worte über dich kommen, der Segen und der Fluch, die ich<br />

dir vorgelegt habe, und du es dir zu Herzen nimmst unter all den Nationen, wohin der Herr, dein Gott,<br />

dich verstossen hat, und du umkehrst zum Herrn, deinem Gott, und seiner Stimme gehorchst nach<br />

allem, was ich dir heute befehle, du und deine Kinder, mit deinem ganzen Herzen und mit deiner<br />

ganzen Seele, dann wird der Herr, dein Gott, dein Geschick wenden und sich über dich erbarmen. Und<br />

er wird dich wieder sammeln aus all den Völkern, wohin der Herr, dein Gott, dich zerstreut hat. Wenn<br />

deine Verstossenen am Ende des Himmels wären, selbst von dort wird der Herr, dein Gott, dich<br />

sammeln, und von dort wird er dich holen. Und der Herr, dein Gott, wird dich in das Land bringen,<br />

das deine Väter in Besitz genommen haben, und du wirst es in Besitz nehmen. Und er wird dir Gutes<br />

tun und dich zahlreicher werden lassen als deine Väter. Und der Herr, dein Gott, wird dir Überfluss<br />

geben bei allem Tun deiner Hand, an der Frucht deines Leibes und an der Frucht deines Viehs und an<br />

der Frucht deines Ackerlandes, für dich zum Guten. Denn der Herr wird sich wieder über dich freuen<br />

zum Guten, wie er sich über deine Väter gefreut hat. "<br />

5. Mose 30 1-5+9

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