Interkulturelle Kommunikation und Zusammenarbeit - FCT Akademie
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Praxis der virtuellen Teamarbeit<br />
Auszug aus dem<br />
Originalskript<br />
DMVT07<br />
Autor: Konrad Fassnacht<br />
<strong>Interkulturelle</strong> <strong>Kommunikation</strong><br />
<strong>und</strong> <strong>Zusammenarbeit</strong><br />
Internationale Teams, wie sie in der globalisierten Welt häufig anzutreffen<br />
sind, sind meist auch virtuelle Teams. Dies bedeutet einen<br />
zusätzlichen Komplexitätsgrad für die virtuellen Teams. Die <strong>Kommunikation</strong><br />
<strong>und</strong> <strong>Zusammenarbeit</strong> wird durch zahlreiche interkulturelle<br />
Faktoren bestimmt. Diese stehen meist im Mittelpunkt internationaler<br />
Teamarbeit. Aber auch andere kulturelle Aspekte spielen<br />
in internationalen virtuellen Teams eine Rolle <strong>und</strong> dürfen nicht zu<br />
kurz kommen. In diesem Lernskript werden Sie sich im Schwerpunkt<br />
mit interkulturellen Themen, zum Schluss aber auch mit anderen<br />
Faktoren befassen.<br />
.
<strong>Interkulturelle</strong> <strong>Kommunikation</strong> <strong>und</strong> <strong>Zusammenarbeit</strong><br />
Der einfacheren Lesbarkeit halber beschränken wir uns in unseren Skripten auf die<br />
männliche Form der Anrede. Selbstverständlich sind damit auch weibliche Personen<br />
gemeint, die wir durch diese Vereinfachung auf keinen Fall diskriminieren wollen.<br />
In einigen unserer Skripte verweisen wir auf Webseiten im Internet. Wir haben diese<br />
nach sorgfältiger Begutachtung ausgewählt. Da wir jedoch auf den Inhalt <strong>und</strong> die Gestaltung<br />
dieser Webseiten keinen Einfluss haben, distanzieren wir uns ausdrücklich von<br />
diesen Seiten, falls sie jugendgefährdende, rechtsradikale, verfassungsfeindliche oder<br />
anderweitig rechtswidrige Inhalte enthalten.<br />
Copyright © 2012, <strong>FCT</strong> <strong>Akademie</strong> GmbH – Die Weitergabe des Dokuments in elektronischer<br />
oder gedruckter Form ist nicht zulässig. Ausdrucke sind nur in dem Umfang erlaubt,<br />
wie sie ein Teilnehmer unserer Lehrgänge für seinen persönlichen Bedarf benötigt.<br />
2<br />
DMVT07
<strong>Interkulturelle</strong> <strong>Kommunikation</strong> <strong>und</strong> <strong>Zusammenarbeit</strong><br />
<strong>Interkulturelle</strong> <strong>Kommunikation</strong><br />
<strong>und</strong> <strong>Zusammenarbeit</strong><br />
Inhaltsverzeichnis<br />
Einführung .................................................................................................................5<br />
Lektion 1....................................................................................................................6<br />
1. Die Bedeutung kultureller Unterschiede ...............................................................6<br />
1.1 Was ist Kultur?..............................................................................................................7<br />
1.2 Kultur <strong>und</strong> internationaler Teamleiter........................................................................10<br />
1.3 Allgemeine länderspezifische Merkmale....................................................................12<br />
1.4 Ausprägungen der Kultur............................................................................................13<br />
Zusammenfassung....................................................................................................16<br />
Wiederholungsaufgaben ..........................................................................................17<br />
Lektion 2..................................................................................................................18<br />
2. Ausprägungen der Kultur....................................................................................19<br />
2.1 Werte, Normen <strong>und</strong> Symbole.....................................................................................19<br />
2.1.1 Werte <strong>und</strong> Normen am Arbeitsplatz – Unterschiede im Zeitempfinden................21<br />
2.1.2 Religiöse Werte <strong>und</strong> Normen ..................................................................................23<br />
2.2 Stereotypen <strong>und</strong> Vorurteile........................................................................................24<br />
Zusammenfassung....................................................................................................28<br />
Wiederholungsaufgaben ..........................................................................................29<br />
Lektion 3..................................................................................................................31<br />
3. Kulturdimensionen.............................................................................................31<br />
3.1 Was sind Kulturdimensionen? ....................................................................................31<br />
3.1.1 Machtdistanz ...........................................................................................................34<br />
3.1.2 Kollektivismus <strong>und</strong> Individualismus.........................................................................35<br />
3.1.3 Feminine <strong>und</strong> maskuline Kulturen...........................................................................36<br />
3.1.4 Unsicherheitsvermeidung .......................................................................................37<br />
3<br />
DMVT07
<strong>Interkulturelle</strong> <strong>Kommunikation</strong> <strong>und</strong> <strong>Zusammenarbeit</strong><br />
3.2 Kulturdimensionen nach Lewis...................................................................................38<br />
Zusammenfassung....................................................................................................40<br />
Wiederholungsaufgaben ..........................................................................................41<br />
Lektion 4..................................................................................................................42<br />
4. Unternehmenskulturen <strong>und</strong> Rahmenbedingungen ..............................................43<br />
4.1 Kulturen in Unternehmen <strong>und</strong> Projekten...................................................................43<br />
4.2 Rahmenbedingungen für internationale Projektteams..............................................48<br />
4.2.1 Politische Rahmenbedingungen ..............................................................................49<br />
4.2.2 Rechtliche Rahmenbedingungen.............................................................................49<br />
Zusammenfassung....................................................................................................51<br />
Wiederholungsaufgaben ..........................................................................................51<br />
Anhang ....................................................................................................................52<br />
A. Lösungen zu den Aufgaben im Text............................................................................53<br />
B. Lösungen zu den Wiederholungsaufgaben ................................................................56<br />
C. Sachwortverzeichnis ...................................................................................................57<br />
D. Literaturverzeichnis ....................................................................................................58<br />
E. Einsendeaufgaben ......................................................................................................60<br />
4<br />
DMVT07
<strong>Interkulturelle</strong> <strong>Kommunikation</strong> <strong>und</strong> <strong>Zusammenarbeit</strong><br />
Einführung<br />
Internationale Teams sind in der Regel virtuelle Teams, bei denen interkulturelle Aspekte<br />
eine wichtige Rolle spielen. Teamleiter, aber auch Mitglieder von internationalen<br />
Teams, benötigen daher ein hohes Maß an interkultureller Kompetenz.<br />
In der ersten Lektion werden Sie sich zunächst mit dem Begriff „Kultur“ befassen. Was<br />
ist Kultur überhaupt <strong>und</strong> wie lässt sie sich abgrenzen? Welchen Einfluss hat sie auf den<br />
internationalen Teamleiter? Weiterhin werden Sie sich mit allgemeinen länderspezifischen<br />
Merkmalen <strong>und</strong> mit bestimmten Ausprägungen der Kultur befassen.<br />
In der zweiten Lektion werden Sie Ihr Wissen über Werte, Normen <strong>und</strong> Symbole aus der<br />
ersten Lektion vertiefen. Sie werden die Wirkung von Werten <strong>und</strong> Normen auf die <strong>Zusammenarbeit</strong><br />
in internationalen Teams betrachten sowie die orientierungsgebende<br />
Wirkung von Stereotypen <strong>und</strong> die kontraproduktive Wirkung von Vorurteilen kennen<br />
lernen.<br />
In der dritten Lektion befassen Sie sich mit Kulturdimensionen. Diese sind ein gutes Mittel,<br />
um Kulturen vergleichen zu können. Sie werden sich mit den Kulturdimensionen von<br />
Hofstede <strong>und</strong> Lewis ausführlicher beschäftigen, während Sie weitere Kulturdimensionen<br />
im Überblick kennen lernen.<br />
In der vierten <strong>und</strong> letzten Lektion werden Sie erfahren, dass neben den kulturellen Aspekten<br />
noch sehr viele weitere Faktoren in internationalen Teams zu beachten sind.<br />
Speziell werden Sie sich mit dem Einfluss der Unternehmenskultur auf virtuelle Teams<br />
befassen <strong>und</strong> gewisse Rahmenbedingungen kennen lernen, die auf internationale<br />
Teams einwirken.<br />
Ich wünsche Ihnen viel Spaß <strong>und</strong> viel Erfolg bei der Bearbeitung dieses Lernskripts.<br />
5<br />
DMVT07
<strong>Interkulturelle</strong> <strong>Kommunikation</strong> <strong>und</strong> <strong>Zusammenarbeit</strong><br />
Lektion 1<br />
1. Die Bedeutung kultureller Unterschiede<br />
Virtuelle Teams sind geprägt von einem hohen Maß an Heterogenität. Dies gilt vor allem<br />
für internationale Teams, die meist virtuell agieren <strong>und</strong> in denen die kulturellen Unterschiede<br />
einen hohen Anteil an der Heterogenität haben. Teamleiter, aber auch Mitglieder<br />
von internationalen Teams benötigen daher ein hohes Maß an interkultureller Kompetenz.<br />
Nach der erfolgreichen Bearbeitung dieser Lektion<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
können Sie den Begriff „Kultur“ erklären <strong>und</strong> gegen die Begriffe „Individuum“ <strong>und</strong><br />
„Natur“ abgrenzen<br />
wissen Sie, worauf ein internationaler Teamleiter ganz besonders achten muss<br />
können Sie allgemeine länderspezifische Merkmale benennen<br />
können Sie bestimmte Ausprägungen der Kultur nennen<br />
Kulturelle Unterschiede treten in vielfältigster Weise auf. So gibt es zum Beispiel<br />
unterschiedliche Unternehmenskulturen, Berufskulturen, Abteilungskulturen <strong>und</strong> Teamkulturen.<br />
Auch die regionalen Kulturen in einem Land sind mehr oder weniger unterschiedlich.<br />
So unterscheidet sich die bayerische Kultur sicherlich von der<br />
sächsischen Kultur.<br />
In virtuellen Teams sind häufig verschiedene Ebenen an kulturellen Unterschieden zu beobachten.<br />
Die signifikantesten Unterschiede finden sich zwischen den Kulturen der in einem<br />
internationalen Team vertretenen Nationen. Dies hat Auswirkungen auf die Art der <strong>Zusammenarbeit</strong>,<br />
auf die <strong>Kommunikation</strong>, auf die Art der Projektdurchführung, auf die Art der<br />
Teamführung <strong>und</strong> auf vieles mehr.<br />
Bitte beachten Sie<br />
Die Beschreibung von Kulturen erfolgt immer auf der Basis eines kulturellen Durchschnitts.<br />
Einzelne Personen können bei bestimmten Merkmalen mehr oder weniger<br />
weit von ihrer eigenen Kultur abweichen. Je besser man also einen Menschen aus einem<br />
anderen Kulturkreis kennt, umso stärker werden seine<br />
individuellen Merkmale in den Vordergr<strong>und</strong> treten.<br />
Es gibt natürlich auch traditionelle internationale Teams, in denen die kulturellen Besonderheiten<br />
zutage treten. Viele Ergebnisse dieses Lernskripts lassen sich<br />
daher auch auf ortsgeb<strong>und</strong>ene interkulturelle Teams übertragen. Allerdings gibt es für<br />
internationale virtuelle Teams auch einige Unterschiede zu ortsgeb<strong>und</strong>enen Teams,<br />
mit denen wir uns befassen müssen.<br />
6<br />
DMVT07
<strong>Interkulturelle</strong> <strong>Kommunikation</strong> <strong>und</strong> <strong>Zusammenarbeit</strong><br />
Aufgabe 1.1<br />
Schreiben Sie einen Beitrag in das Diskussionsforum Ihrer Lernplattform, in der Sie die<br />
Kulturen / Nationen nennen, mit denen Sie schon zusammengearbeitet haben <strong>und</strong><br />
entsprechende Erfahrung vorweisen können.<br />
_____________________________________________________________________<br />
_____________________________________________________________________<br />
_____________________________________________________________________<br />
1.1 Was ist Kultur?<br />
Ein internationaler Teamleiter muss sich unbedingt mit den Kulturen der Personen beschäftigen,<br />
die in seinem Team mitarbeiten. Doch was ist das eigentlich – Kultur?<br />
Aufgabe 1.2<br />
Überlegen Sie für sich, was Sie unter Kultur verstehen. Suchen Sie auch im<br />
Internet nach Definitionen für Kultur. Stellen Sie die Ihrer Meinung nach treffendste<br />
Definition im Forum Ihrer Lernplattform zur Diskussion.<br />
_____________________________________________________________________<br />
_____________________________________________________________________<br />
_____________________________________________________________________<br />
Eine moderne Definition von Kultur lautet:<br />
„Kultur ist die mentale Programmierung des Geistes.“<br />
Diese mentale Programmierung erlebt jedes Mitglied einer gegebenen Gemeinschaft,<br />
Organisation oder Gruppe. Sie entscheidet typischerweise, wie ein Mitglied der Gruppe<br />
in einer Situation wahrscheinlich handelt. Dieses Handeln wird innerhalb der Gruppe in<br />
der Regel als richtig angesehen. In anderen Gruppen kann die gleiche Handlungsweise<br />
als falsch angesehen werden.<br />
Kultur ist also ein Orientierungssystem, das allen Mitgliedern der Gemeinschaft vertraut<br />
ist.<br />
7<br />
DMVT07
<strong>Interkulturelle</strong> <strong>Kommunikation</strong> <strong>und</strong> <strong>Zusammenarbeit</strong><br />
Beispiel 1.1<br />
Südeuropäer oder Südamerikaner sind so „programmiert“, dass sie im persönlichen<br />
Gespräch eine geringere Körperdistanz zeigen als Nordeuropäer.<br />
Europäer essen in der Regel mit Messer <strong>und</strong> Gabel, während Japaner Stäbchen<br />
bevorzugen. Inder essen hingegen nicht selten mit der Hand. Die mentale Programmierung<br />
des Merkmals „Essen“ unterscheidet sich signifikant.<br />
Inder schmatzen beim Essen, wenn es ihnen gut schmeckt. Die mentale Programmierung<br />
der Europäer verbietet das Schmatzen am Tisch. Kennt man diesen Unterschied<br />
im Essverhalten nicht, wird ein Europäer einen Inder beim Essen vermutlich<br />
als unerzogen einschätzen.<br />
Sie sehen anhand dieser Beispiele, wie es zu kulturellen Konflikten bis hin zum Kulturschock<br />
kommen kann – als mentale Reaktion auf eine fremde „Software“.<br />
In internationalen Teams können sich die kulturellen Unterschiede in vielfältiger Weise<br />
negativ auf die Teamarbeit <strong>und</strong> das Teamergebnis auswirken. Ein Beispiel soll dies verdeutlichen.<br />
Beispiel 1.2<br />
Ein deutscher Projektleiter mit Standort Köln wird mit der Leitung eines Projekts<br />
betraut, an dem auch Italiener mitarbeiten werden. Um seine italienischen Projektmitarbeiter<br />
persönlich kennen zu lernen, reist er vor dem Projektstart nach<br />
Italien. Die Italiener haben einen kleinen Stehimbiss zum Empfang vorbereitet.<br />
Während des Stehimbiss erfährt der Projektleiter sehr viel über die persönlichen<br />
Verhältnisse der Mitarbeiter.<br />
Obwohl die Stimmung locker <strong>und</strong> familiär ist, fühlt sich der Projektleiter zunehmend<br />
unwohl. Er erkennt nicht, dass ihm die körperliche Nähe der Italiener zu<br />
schaffen macht. Im Unterbewussten versucht er, sich der körperlichen Nähe durch<br />
Zurückweichen zu entziehen. Doch die Italiener rücken ihm immer wieder „auf die<br />
Pelle“.<br />
Der Projektleiter ist froh, als der Imbiss vorüber ist <strong>und</strong> man im Besprechungszimmer<br />
am Tisch Platz nehmen kann.<br />
Durch das Erlebnis beim Stehimbiss ist der Projektleiter verunsichert. Er hat keinen<br />
rechten Draht zu den Italienern gef<strong>und</strong>en <strong>und</strong> kann nicht einmal sagen, warum.<br />
Aber auch die Italiener haben keinen Zugang zu ihrem Projektleiter gef<strong>und</strong>en,<br />
den sie als zurückhaltend <strong>und</strong> kühl empfinden.<br />
8<br />
DMVT07
<strong>Interkulturelle</strong> <strong>Kommunikation</strong> <strong>und</strong> <strong>Zusammenarbeit</strong><br />
Praxistipp<br />
Wenn Sie im interkulturellen Umfeld tätig sind, sollten Sie sich im Vorfeld mit der<br />
Kultur ihrer Partner auseinandersetzen. Dies gilt nicht nur, wenn Sie Teamleiter<br />
oder Projektleiter sind, sondern auch dann, wenn Sie Mitarbeiter in einem internationalen<br />
Team sind. Denken Sie bei Projekten auch an andere Personen, die in<br />
das Projekt involviert sind, z.B. den Lenkungsausschuss, den Auftraggeber, Lieferanten,<br />
etc.<br />
Kommen wir zurück zu unserer Frage, was Kultur ist, <strong>und</strong> zu unserer Definition als der<br />
mentalen Programmierung des Geistes. Die mentale Programmierung eines Menschen<br />
bezieht sich nicht nur auf die Kultur, sondern unterteilt sich in insgesamt drei Bereiche:<br />
<br />
Individuum<br />
Dieser Bereich umfasst die persönliche Kombination individueller Eigenschaften, die<br />
den Menschen als Person von anderen Menschen unterscheidbar macht. Diese<br />
Kombination ist im Wesentlichen ererbt <strong>und</strong> eine Folge der genetischen Veranlagung.<br />
<br />
Kultur<br />
Kultur ist erlernt <strong>und</strong> leitet sich vom sozialen Umfeld ab. Sie ist also nicht ererbt <strong>und</strong><br />
kein Ergebnis unserer Gene.<br />
<br />
Natur<br />
Dieser Bereich umfasst alles, was allen Menschen gemeinsam ist. Er stellt die universelle<br />
Ebene unserer mentalen Software dar <strong>und</strong> ist zu allen Menschen kompatibel.<br />
Aufgabe 1.3<br />
Finden Sie zu jedem Bereich einige Beispiele.<br />
_____________________________________________________________________<br />
_____________________________________________________________________<br />
_____________________________________________________________________<br />
9<br />
DMVT07
<strong>Interkulturelle</strong> <strong>Kommunikation</strong> <strong>und</strong> <strong>Zusammenarbeit</strong><br />
Was war für Sie wichtig in diesem Unterkapitel? Was haben Sie gelernt?<br />
_____________________________________________________________<br />
_____________________________________________________________<br />
_____________________________________________________________<br />
_____________________________________________________________<br />
_____________________________________________________________<br />
1.2 Kultur <strong>und</strong> internationaler Teamleiter<br />
Sie haben inzwischen gelernt, was Kultur bedeutet <strong>und</strong> können sich somit denken, wie<br />
sie sich auf den Erfolg der Arbeit in einem virtuellen Team auswirken kann. Sicherlich<br />
können Sie sich auch denken, dass für einen internationalen Teamleiter die Durchsetzung<br />
seiner Ziele in einer fremden Kultur schwierig ist. Er stößt auf viele unbekannte<br />
Traditionen, die sich als Hindernisse bei der Zielerreichung erweisen können.<br />
Als internationaler Teamleiter sollten Sie sich fragen, wie Ihre Einstellung gegenüber<br />
anderen Kulturen ist. Sind Sie eher ein offener, neugieriger Mensch oder sind Sie ein<br />
Mensch, der Unsicherheiten fürchtet <strong>und</strong> lieber an Bekanntem <strong>und</strong> Bewährtem festhält?<br />
Hinterfragen Sie auch, welche Verfahren <strong>und</strong> Methoden Sie anwenden wollen, um<br />
Ihre Vorstellungen <strong>und</strong> die Teamziele auch auf dem schwierigen interkulturellen Terrain<br />
zu verwirklichen.<br />
Um einen Einstieg in die Auseinandersetzung mit Kulturen zu schaffen, sollten Sie kulturelle<br />
Elemente definieren, anhand derer Sie Kulturen vergleichen wollen. Zu diesen<br />
Elementen gehören unter anderem Erziehung, Verhaltensweisen <strong>und</strong> das Verhältnis von<br />
untergeordneten zu übergeordneten Personen.<br />
10<br />
DMVT07
<strong>Interkulturelle</strong> <strong>Kommunikation</strong> <strong>und</strong> <strong>Zusammenarbeit</strong><br />
Aufgabe 1.4<br />
Finden Sie weitere kulturelle Elemente, die Sie für kulturelle Vergleiche heranziehen<br />
können.<br />
_____________________________________________________________________<br />
_____________________________________________________________________<br />
_____________________________________________________________________<br />
Bitte beachten Sie:<br />
Ziehen Sie diese kulturellen Elemente immer nur heran, um zu beobachten <strong>und</strong> zu<br />
vergleichen, niemals um zu werten. Es gibt keine bessere oder schlechter Kultur,<br />
sondern nur andere Kulturen.<br />
Was war für Sie wichtig in diesem Unterkapitel? Was haben Sie gelernt?<br />
____________________________________________________________<br />
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____________________________________________________________<br />
____________________________________________________________<br />
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11<br />
DMVT07
<strong>Interkulturelle</strong> <strong>Kommunikation</strong> <strong>und</strong> <strong>Zusammenarbeit</strong><br />
1.3 Allgemeine länderspezifische Merkmale<br />
Sicherlich haben Sie erkannt, dass Kultur ein abstrakter Begriff ist, dem man auf die unterschiedlichste<br />
Weise nähern kann. Bevor wir tiefer in das Thema einsteigen, wollen<br />
wir bestimmte mehr oder weniger kulturell beeinflusste Merkmale ansehen. Diese sogenannten<br />
länderspezifischen Merkmale sind beobachtbar <strong>und</strong> am einfachsten zu benennen.<br />
Es handelt sich um Attribute, die ein bestimmtes Land charakterisieren. Zahlreiche<br />
Institutionen wie die UNO oder die Weltbank fassen diese Attribute <strong>und</strong> ihre<br />
jeweiligen Ausprägungen zu so genannten Länderprofilen zusammen. Derartige Länderprofile<br />
können die in Tabelle 1.1 beschriebenen Informationen enthalten.<br />
Überblick über das Land<br />
Landesflagge<br />
Fläche <strong>und</strong> Regionen<br />
Geographie <strong>und</strong> Klima<br />
Bevölkerung<br />
Sprachen<br />
Nationalfeiertage<br />
geschichtlicher Überblick<br />
Gesellschaft <strong>und</strong> Kultur<br />
Religion<br />
Kunst<br />
Bildungssystem<br />
Umgangsformen<br />
Lebensstil<br />
Essensgewohnheiten<br />
Feiertage<br />
Ges<strong>und</strong>heitswesen<br />
Staat <strong>und</strong> Gesellschaft<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
Staatsform<br />
Staats- <strong>und</strong> Regierungsoberhaupt<br />
Parteiensystem <strong>und</strong> Gewerkschaften<br />
Militär<br />
Mitgliedschaften in internationalen<br />
Organisationen<br />
Wirtschaft <strong>und</strong> Entwicklung<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
Wirtschaftsstruktur<br />
bedeutende Wirtschaftszweige<br />
wirtschaftliche Kenndaten<br />
Währung<br />
Außenhandel<br />
Tabelle 1.1: Mögliche Informationen eines Länderprofils<br />
Bitte beachten Sie, dass die Liste in Tabelle 1.1 nicht vollständig ist. Je nach Interessenslage<br />
können Sie zahlreiche weitere Merkmale identifizieren.<br />
12<br />
DMVT07
<strong>Interkulturelle</strong> <strong>Kommunikation</strong> <strong>und</strong> <strong>Zusammenarbeit</strong><br />
Aufgabe 1.5<br />
Wählen Sie ein Land Ihrer Wahl <strong>und</strong> erstellen Sie ein Länderprofil. Veröffentlichen<br />
Sie das Länderprofil im Forum.<br />
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Was war für Sie wichtig in diesem Unterkapitel? Was haben Sie gelernt?<br />
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1.4 Ausprägungen der Kultur<br />
Wenn wir geboren werden, sind wir hilflose Wesen. Wir wissen nicht, was die<br />
angemessene Bekleidung ist, wie man sich richtig begrüßt, welches Rollenverhalten wir<br />
an den Tag legen müssen <strong>und</strong> was der Gegensatz von Gut <strong>und</strong> Böse ist. Diese Fakten<br />
müssen wir im Laufe unserer Sozialisation erst erlernen, um uns in der Welt zurechtzufinden.<br />
Wie verinnerlichen diese „Weltdefinitionen“ <strong>und</strong> geben sie an unsere Kinder<br />
weiter. Die erlernten Eigenschaften, Handlungsweisen <strong>und</strong> Anschauungen bilden die<br />
Standards einer Kultur. Die kulturellen Standards lassen sich in vier Kategorien einteilen:<br />
13<br />
DMVT07
<strong>Interkulturelle</strong> <strong>Kommunikation</strong> <strong>und</strong> <strong>Zusammenarbeit</strong><br />
<br />
<br />
<br />
Symbole wie z.B. Kleidung, Haartracht, Statussymbole, Flaggen, aber auch<br />
Worte oder Gesten; Symbole haben eine bestimmte Bedeutung, die oft nur von den<br />
Angehörigen der Kultur verstanden werden.<br />
Helden wie z.B. der Fußballer des Jahres; es handelt sich hierbei um Personen, die<br />
Eigenschaften haben, welche in der jeweiligen Kultur sehr hoch angesehen werden,<br />
<strong>und</strong> die dadurch Vorbildcharakter haben.<br />
Rituale wie z.B. Formen des Grüßens, soziale Zeremonien, etc.; bei Ritualen handelt<br />
es sich um kollektive Tätigkeiten, die innerhalb einer Kultur als sozial notwendig angesehen<br />
werden, zum Erreichen von angestrebten Zielen jedoch nicht notwendig<br />
sind.<br />
Während diese drei Kategorien auch von kulturfremden Leuten zumindest<br />
beobachtbar sind, ist die vierte Kategorie schwieriger zu durchschauen. Bei dieser Kategorie<br />
handelt es sich um Werte, also um Ideen, Orientierungen oder<br />
Verhaltensweisen, die von dem Einzelnen, einer Gruppe, einer Gemeinschaft oder<br />
allgemein innerhalb eines sozialen Systems als wichtig, gut <strong>und</strong> erstrebenswert<br />
angesehen <strong>und</strong> entsprechend geschätzt, respektiert <strong>und</strong> gelebt werden. Werte<br />
beeinflussen Handlungen <strong>und</strong> Urteile, die nicht im Zusammenhang mit den unmittelbaren<br />
Zielen oder der konkreten Situation stehen müssen.<br />
Bei den Werten unterscheidet man<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
materielle Werte, die als Mittel zur Erreichung übergeordneter Ziele gesehen werden<br />
<strong>und</strong> ihre Qualität nur durch den Bezug auf höhere Werte haben<br />
ideelle Werte, die um ihrer selbst Willen erstrebt oder zumindest respektiert werden<br />
ethische Werte als Maßstab für die Konkretisierung ethischer Prinzipien,<br />
Normen <strong>und</strong> Regeln<br />
soziale Werte als Maßstab für die Stellung in der Gesellschaft<br />
Aufgabe 1.6<br />
Finden Sie zu jeder der Wertekategorien einige Beispiele.<br />
_____________________________________________________________________<br />
_____________________________________________________________________<br />
_____________________________________________________________________<br />
14<br />
DMVT07
<strong>Interkulturelle</strong> <strong>Kommunikation</strong> <strong>und</strong> <strong>Zusammenarbeit</strong><br />
Das Kritische an der interkulturellen <strong>Kommunikation</strong> <strong>und</strong> <strong>Zusammenarbeit</strong> ist die Unsichtbarkeit<br />
der in einer Kultur enthaltenen Werte <strong>und</strong> Normen. Geert Hofstede (siehe z.B.<br />
Körber, Claudia: <strong>Interkulturelle</strong> Unterschiede basierend auf den Studien von Geert Hofstede),<br />
ein niederländischer Kulturexperte, hat diese Situation mit einer Zwiebel verglichen<br />
(siehe Abbildung 1.1). Danach befinden sich im Inneren einer Zwiebel die Annahmen, die ein<br />
Angehöriger einer Kultur von der Welt macht. Diese werden von den Werten <strong>und</strong> Normen<br />
dieser Kultur beeinflusst. Tief im Inneren der Zwiebel bleiben sie für andere Kulturen verborgen.<br />
Sichtbar ist nur das Verhalten <strong>und</strong> in der nächst tieferen Zwiebelschicht die Helden,<br />
Symbole <strong>und</strong> Rituale. Will man eine Kultur verstehen, muss man die Schalen einer Zwiebel<br />
Stück für Stück abtragen, um so weit wie möglich zu den Werten, Normen <strong>und</strong> Annahmen<br />
vorzustoßen.<br />
Abb. 1.1: Zwiebeldiagramm nach Hofstede<br />
15<br />
DMVT07
<strong>Interkulturelle</strong> <strong>Kommunikation</strong> <strong>und</strong> <strong>Zusammenarbeit</strong><br />
Was war für Sie wichtig in diesem Unterkapitel? Was haben Sie gelernt?<br />
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Zusammenfassung<br />
Kulturelle Unterschiede treten in Form von unterschiedlichen Unternehmenskulturen, Berufskulturen,<br />
Abteilungskulturen, Teamkulturen, regionalen <strong>und</strong> nationalen Kulturen auf.<br />
Dies zeigt sich vor allem in virtuellen Teams. Nationale Kulturen sind in internationalen<br />
Teams von Bedeutung, bei denen es sich zumeist um virtuelle Teams handelt.<br />
Kultur kann dabei unter anderem definiert werden als „mentale Programmierung des Geistes“<br />
<strong>und</strong> gibt den Mitgliedern einer Gemeinschaft ein Orientierungssystem. Dabei ist Kultur<br />
immer im Spannungsfeld zwischen den individuellen Eigenschaften eines Einzelnen <strong>und</strong> den<br />
natürlichen Eigenschaften der gesamten Menschheit zu sehen.<br />
Unterschiedliche nationale Kulturen sind besonders für den Leiter internationaler Teams<br />
eine Herausforderung. Er muss die kulturellen Besonderheiten kennen <strong>und</strong> in sein Führungsverhalten<br />
integrieren. Aber auch die Mitarbeiter internationaler Teams benötigen ein<br />
hohes Maß an interkultureller Kompetenz.<br />
Bewegt man sich im internationalen Umfeld, sind neben den allgemeinen länderspezifischen<br />
Merkmalen vor allem die kulturellen Ausprägungen von Bedeutung. Gemäß dem Zwiebelmodell<br />
von Hofstede kann man nur die Verhaltensweisen sowie Symbole, Helden <strong>und</strong> Rituale<br />
einer Kultur auf einfache Art <strong>und</strong> Weise beobachten. Werte, Normen <strong>und</strong> Annahmen sind<br />
tief verborgen <strong>und</strong> können nur langsam <strong>und</strong> unvollständig erschlossen werden.<br />
16<br />
DMVT07
<strong>Interkulturelle</strong> <strong>Kommunikation</strong> <strong>und</strong> <strong>Zusammenarbeit</strong><br />
Wiederholungsaufgaben<br />
1.1 Welche drei Bereiche der „mentalen Programmierung des Geistes“ haben Sie<br />
kennen gelernt?<br />
1.2 Nennen Sie die vier Kategorien an sozialen Standards, die Sie kennen gelernt haben.<br />
1.3 Welche vier Werteklassen haben Sie kennen gelernt?<br />
17<br />
DMVT07
<strong>Interkulturelle</strong> <strong>Kommunikation</strong> <strong>und</strong> <strong>Zusammenarbeit</strong><br />
Was war für Sie wichtig in dieser Lektion? Was haben Sie gelernt?<br />
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18<br />
DMVT07
<strong>Interkulturelle</strong> <strong>Kommunikation</strong> <strong>und</strong> <strong>Zusammenarbeit</strong><br />
Lektion 2<br />
2. Ausprägungen der Kultur<br />
In der ersten Lektion haben Sie sich bereits mit Werten, Normen <strong>und</strong> Symbolen beschäftigt.<br />
Nun werden wir uns mit diesen wichtigen Themen vertiefend beschäftigen. Sie sind<br />
Gr<strong>und</strong>lage des interkulturellen Verständnisses <strong>und</strong> der interkulturellen Kompetenz.<br />
Nach der erfolgreichen Bearbeitung dieser Lektion<br />
<br />
<br />
können Sie die Wirkung von Werten <strong>und</strong> Normen auf die <strong>Zusammenarbeit</strong> in internationalen<br />
Teams einschätzen<br />
kennen Sie die orientierungsgebende Wirkung von Stereotypen <strong>und</strong> die kontraproduktive<br />
Wirkung von Vorurteilen<br />
2.1 Werte, Normen <strong>und</strong> Symbole<br />
Kultur ist nicht statisch, sondern hat sich ……………………………………<br />
ENDE DES AUSZUGS<br />
19<br />
DMVT07