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"Warum muss ein Pferd erst lernen, sich auf einer Kreislinien zu bewegen?"<br />
Um zu verstehen, warum wir einem Pferd erst systematisch beibringen müssen, wie es eine<br />
Kreislinie bewältigen kann, brauchen wir nur einen Blick auf freilaufende Pferde zu werfen.<br />
Ein Pferd, welches unmanipuliert durch menschliche Hilfengebung eine Kreislinie oder eine<br />
Kurve läuft, macht das in naturgegebener Manier: Es legt sich, vergleichbar wie ein<br />
Motorrad, in die Kurve hinein.<br />
Das sieht dann so aus:<br />
Dabei können Pferde erheblich in Schieflage geraten, wie Sie auf dem folgenden Bild gut<br />
sehen können:<br />
In der Natur muss ein Pferd nicht gymnastizieren wertvoll auf einer Kurve gehen, sondern<br />
da ist entscheidend, einem möglichen Raubtier möglichst schnell zu entkommen und es<br />
dabei auch noch im Auge zu behalten. Das Pferd benutzt seinen Hals als Balancierstange,<br />
um gegen die Bewegungsrichtung zu steuern, stellt sich also mehr oder weniger stark gegen<br />
die Bewegungsrichtung.
Da ein Pferd in der Natur keine Endloseres läuft und auch kein Reitergewicht seinen<br />
Rücken belastet, bedeutet dieses natürliche, aber nicht gerade gelenkschonende<br />
Bewegungsmuster kein Problem für die Gesundheit des Pferdes. Wollen wir aber ein Pferd<br />
in einem Dressurviereck über das Reiten von Zirkeln und Volten gymnastizieren oder soll es<br />
an der Longe Kraft, Kondition und Muskulatur antrainieren, muss es uns gelingen, dem<br />
Pferd eine bessere, schonendere und gesündere Laufmanier auf dem Kreis zu vermitteln.<br />
Ohne Hilfe laufen Pferde Kreise ohne sich zu biegen und in Schräglage<br />
Lassen wir ein Pferd nur am Halfter um uns herum Kreise laufen, können wir die<br />
Bewegungsmuster nicht beeinflussen und das Pferd läuft, wie es das auch auf der Wiese tun<br />
würde. Die Anglo-Araberstute Inka zeigt deutlich wie schief sie die Kreislinie zu meistern<br />
versucht:<br />
Auch Hilfszügel verändern nichts an dieser Schieflage und der damit einhergehenden<br />
schlechten Laufmanier, wie Sie es <strong>hier</strong> auf dem Bild von Honduras sehen können:
Die Bilder von Inka und Honduras zeigen Folgendes:<br />
- Beide Pferde kippen schräg in den Kreis und fallen damit auf die innere Schulter.<br />
- Sie biegen sich nicht.<br />
- Sie laufen stark auf der Vorhand und gefährden damit ihre Gesundheit.<br />
Ein Pferd in Schieflage und ohne Biegung auf einer Kreislinie läuft auf der Vorhand<br />
Ein Pferd, welches, wie auf den Fotos zu sehen ist, auf die innere Schulter fällt und sich auf<br />
einer Kreislinie nicht biegt, läuft auf der Vorhand, da die Hinterhand des Pferdes nicht nach<br />
vorne unter den Schwerpunkt treten kann und die Hinterhand nicht spurig der Kreislinie<br />
entsprechend unter den Körper tritt. Die Hinterhand tritt am Pferdekörper vorbei und kann<br />
somit nicht zur Lastaufnahme kommen. Die Folge daraus ist, dass der Rücken des Pferdes<br />
nicht aufgewölbt wird.<br />
Das Ergebnis dieser Laufmanier eines Kreises ist ein Pferd, welches mit nach unten<br />
hängendem Rücken sehr stark auf der Vorhand läuft:
Eine Kreisbahn in schlechter Bewegungsmanier ist schädlich für das Pferd!<br />
Während das Auf-der-Vorhand-gehen allein schon schädlich genug ist, so wirken auf der<br />
Kreislinie zusätzlich schädliche Kräfte, vor allem in höherem Tempo (Zentrifugalkraft,<br />
Fliehkräfte und Scherkräfte).<br />
Schauen wir uns die natürliche Laufmanier auf einer Kreislinie noch etwas genauer an:<br />
• Der blaue Pfeil zeigt, dass Inka nach außen guckt. Damit ein Pferd sich korrekt biegen<br />
kann, muss es eine Innenstellung im Genick einnehmen. Solange ein Pferd in<br />
Außenstellung läuft, ist eine Innenbiegung nicht zu erreichen (Sie kennen sicherlich den<br />
Spruch „Ohne Stellung, keine Biegung“).<br />
• Der rote Pfeil zeigt, dass Inka stark nach innen kippt. Die innere Schulter kommt viel<br />
tiefer als die äußere. Ein Pferd, welches so auf die innere Schulter fällt, kann mit dieser<br />
nicht raumgreifend vortreten, da das ganze Gewicht auf ihr lastet. Es läuft deshalb mit<br />
einer verkürzten Vorhandbewegung. Durch diese verkürzte Vorhandbewegung wird auch<br />
die Hinterhand am Untertreten gehemmt. Die Folge sind verkürzte und harte (gebundene)<br />
Gänge. Nur ein Pferd, welches sich auf der Kreislinie in der Schulter aufrichtet, gewinnt<br />
Schulterfreiheit, wodurch dann überhaupt erst die Hinterhand aktiv werden kann und die<br />
Gänge raumgreifend und weich (ungebunden) werden können.<br />
• Der grüne Pfeil zeigt die Lotlinie an. Wie Sie sehen können, verlaufen die Beine von Inka<br />
stark schräg zur Lotlinie. Läuft ein Pferd in dieser Schräglage, können die Hufe nicht plan<br />
und gleichmäßig auffußen. Inka wird als nächstes mit dem rechten Vorderbein auffußen.<br />
Dabei wird erst die Außenkante des Hufes auftreten um dann auf den Huf zu kippen.<br />
Damit ein Pferd „gesund“ laufen kann und es nicht zur Überlastung von Gelenken, Sehnen<br />
und Bändern kommt, muss es aber möglichst plan auffußen.
• Die pinkfarbigen Pfeile zeigen, dass die Hufspitzen von Inka nach vorne, sogar leicht nach<br />
außen zeigen. Da Inka aber nach dem Auffußen nach rechts abwenden muss, muss sie auf<br />
dem Bein rotieren. Dafür sind die Gelenke des Beines aber nicht ausgelegt. Diese <strong>hier</strong><br />
einwirkenden Rotationskräfte überlasten die Gelenke, Sehnen und Bänder stark und<br />
können diese schädigen.<br />
Auch wenn Inka ihren Hals entspannt aus dem Widerrist heraus fallen lässt, sieht es mit der<br />
Laufmanier nicht viel besser aus:<br />
Ebenso wenig wie <strong>hier</strong> bei Honduras mit Hilfszügeln:<br />
Gute Longenarbeit zeigt dem Pferd, wie es die Kreislinie gesunderhaltend bewältigen<br />
kann<br />
Um einem Pferd aus der Schräglage herauszuhelfen und seine Haltung und<br />
Bewegungsmanier zu verbessern, müssen Sie dem Pferd beibringen, sich in der Schulter<br />
aufzurichten und sich der Kreisbahn entsprechend zu biegen. Dann kann Ihr Pferd<br />
raumgreifende, federnde Gänge entwickeln und den Rücken aufwölben. Ein Weg, Ihrem<br />
Pferd genau das zu vermitteln, beschreibt der Longenkurs.
Auf dem folgenden Bild sehen Sie ein Pferd, welches sich in guter Manier an der Longe<br />
bewegt:<br />
Die innere Schulter ist angehoben, die Hinterhand ist aktiv, der Rücken aufgewölbt.<br />
Wenn Sie bei einem Pferd, welches sich aufgerichtet und gebogen auf einer Kreisbahn<br />
bewegt die obigen Linien in ein Foto einzeichnet, sollten die Linie so verlaufen:<br />
• Die blaue Linie zeigt, dass der Spanier Pepe auf die Kreislinie vor sich schaut. Er stellt<br />
sich korrekt in die Bewegungsrichtung.
• Die rote Linie fällt kaum nach innen/unten ab. Er befindet sich in einer guten<br />
Schulterbalance.<br />
• Die Beine laufen annähernd parallel zur grünen Lotlinie. Pepe kommt dadurch zum planen<br />
Auffußen und muss nicht um das innere Bein rotieren, um um die Kurve zu kommen.<br />
• Die Hufe sind in die Bewegungsrichtung ausgerichtet, da er seinen Brustkorb in die<br />
Bewegungsrichtung nimmt.<br />
• Man sieht an der gelben gestrichelten Linie, dass Pepe sich im Körper biegt. Das<br />
Hinterbein kann gut zum Schwerpunkt treten und Last aufnehmen.<br />
Schauen Sie sich zum Vergleich noch die folgenden Bilder an, wie sich die Haltung der<br />
Pferde verändert, sobald sie sich mehr aufrichten und biegen lassen. Links sehen Sie jeweils<br />
das Pferd ohne Biegung, rechts in deutlich besserer Haltung:
Sie sehen, dass die Bewältigung der Kreislinie für das Pferd ein fundamentaler<br />
Basisbaustein in der Ausbildung ist: Es muss lernen, aufgerichtet, gebogen, in einer guten<br />
Balance und Selbsthaltung und mit aktiver Hinterhand auf einer Kreislinie zu laufen. Dem<br />
Pferd das zunächst ohne Reitergewicht und ohne Zwang kleinschrittig zu erklären, ist die<br />
Aufgabe verantwortungsvoller Pferdebesitzer und Trainer und dieses Vorgehen wirkt sich<br />
sehr positiv für den weiteren Ausbildungsweg zum verlässlichen, gesunden Reitpferd aus.