4. Soziale Zusammensetzung der Studierenden - Sozialerhebung
4. Soziale Zusammensetzung der Studierenden - Sozialerhebung
4. Soziale Zusammensetzung der Studierenden - Sozialerhebung
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<strong>4.</strong> <strong>Soziale</strong> <strong>Zusammensetzung</strong><br />
<strong>der</strong> <strong>Studierenden</strong><br />
105
<strong>Soziale</strong> <strong>Zusammensetzung</strong><br />
Ausgewählte Ergebnisse im Überblick<br />
Studierende in %<br />
<strong>Soziale</strong> Herkunft <strong>der</strong> <strong>Studierenden</strong> 1997 2000<br />
<strong>Soziale</strong> Herkunft 2000 nach Hochschulart<br />
niedrig<br />
mittel<br />
gehoben<br />
hoch<br />
niedrig<br />
mittel<br />
gehoben<br />
hoch<br />
14<br />
29<br />
27<br />
31<br />
Univ.<br />
11<br />
25<br />
25<br />
39<br />
13<br />
28<br />
26<br />
33<br />
FH<br />
17<br />
34<br />
27<br />
21<br />
Höchster Schulabschluss <strong>der</strong> Eltern<br />
Hauptschule<br />
Realschule<br />
Abitur, Fachabitur<br />
1997 2000<br />
27<br />
27<br />
20<br />
27<br />
45 52<br />
Höchster Ausbildungsabschluss <strong>der</strong> Eltern<br />
keine Berufsausbildung/keine Angabe<br />
Lehre<br />
Meisterprüfung<br />
Fach-/Ingenieurschule<br />
Hochschulabschluss<br />
Berufliche Stellung <strong>der</strong> Väter 2000<br />
Arbeiter<br />
Angestellte<br />
Beamte<br />
Selbständige<br />
1997<br />
2<br />
31<br />
10<br />
18<br />
39<br />
Univ.<br />
16<br />
42<br />
22<br />
21<br />
2000<br />
2<br />
28<br />
8<br />
18<br />
44<br />
FH<br />
25<br />
42<br />
14<br />
19<br />
106
<strong>Soziale</strong> <strong>Zusammensetzung</strong><br />
Technische Hinweise<br />
Definitionen:<br />
<strong>Soziale</strong> Herkunft: Es werden vier soziale Herkunftsgruppen unterschieden,<br />
die mit hoch, gehoben, mittel und niedrig bezeichnet werden.<br />
Dabei wird sowohl die berufliche Stellung <strong>der</strong> Eltern als auch<br />
<strong>der</strong> Bildungshintergrund des Elternhauses berücksichtigt (vgl. Anhang<br />
B.2 „Zur Bildung sozialer Herkunftsgruppen“).<br />
Berufliche Stellung: Die berufliche Stellung des Vaters bzw. <strong>der</strong><br />
Mutter wird nach den vier sozialversicherungsrechtlichen Kategorien:<br />
Arbeiter, Beamte, Angestellte und Selbständige differenziert.<br />
Zur feineren Differenzierung werden diese vier Kategorien jeweils<br />
in einer nach Qualifikationsanfor<strong>der</strong>ungen drei- o<strong>der</strong> vierfach gestuften<br />
Hierarchie weiter unterteilt.<br />
Einkommen <strong>der</strong> Eltern: Als Grundlage dienen die Angaben <strong>der</strong> <strong>Studierenden</strong><br />
zum monatlichen Nettoeinkommen <strong>der</strong> Eltern.<br />
Bezugsgruppe:<br />
Alle deutschen <strong>Studierenden</strong><br />
Datenquellen:<br />
Daten <strong>der</strong> <strong>Soziale</strong>rhebungen<br />
16. <strong>Soziale</strong>rhebung (Fragen 54 bis 58)<br />
107
<strong>Soziale</strong> <strong>Zusammensetzung</strong><br />
<strong>4.</strong> <strong>Soziale</strong> <strong>Zusammensetzung</strong><br />
Mit den Daten zur sozialen <strong>Zusammensetzung</strong> und zur Bildungsherkunft<br />
soll <strong>der</strong> soziale Hintergrund <strong>der</strong> <strong>Studierenden</strong> vermittelt werden.<br />
Aufschlussreich sind solche Daten insbeson<strong>der</strong>e für Vergleiche,<br />
wie z.B. zwischen den verschiedenen Hochschularten o<strong>der</strong> nach regionalen<br />
Aspekten. Im Einzelnen wird die soziale <strong>Zusammensetzung</strong><br />
<strong>der</strong> <strong>Studierenden</strong> mit Hilfe <strong>der</strong> Indikatoren: soziale Herkunftsgruppen,<br />
Schul- und Ausbildungsabschlüsse <strong>der</strong> Eltern, <strong>der</strong>en berufliche<br />
Stellung sowie <strong>der</strong>en Einkommen, dargestellt.<br />
Es ist darauf hinzuweisen, dass aus Verän<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> sozialen <strong>Zusammensetzung</strong><br />
keine direkten Rückschlüsse auf Verän<strong>der</strong>ungen in<br />
<strong>der</strong> herkunftsspezifischen Bildungsbeteiligung <strong>der</strong> <strong>Studierenden</strong> abgeleitet<br />
werden können. Auswirkungen von herkunftsspezifischen Effekten<br />
auf die Bildungsbeteiligung werden immer auch durch den Anteil<br />
<strong>der</strong> einzelnen sozialen Gruppen an <strong>der</strong> Gesamtbevölkerung bestimmt:<br />
Bei einer hypothetisch exakt gleichbleibenden Bildungsbeteiligungsquote<br />
könnte z.B. <strong>der</strong> Anteil einer sozialen Gruppe <strong>der</strong> <strong>Studierenden</strong><br />
steigen o<strong>der</strong> fallen, je nach dem ob <strong>der</strong> Anteil dieser sozialen<br />
Gruppe in <strong>der</strong> Gesamtbevölkerung steigt o<strong>der</strong> fällt. Aussagen zur herkunftsspezifischen<br />
Bildungsbeteiligung sind Kap. 3 zu entnehmen,<br />
dieses Kapitel beschreibt lediglich die soziodemografische Struktur<br />
<strong>der</strong> <strong>Studierenden</strong> an bundesdeutschen Hochschulen.<br />
<strong>4.</strong>1 <strong>Soziale</strong> Herkunft - Versuch einer Abbildung<br />
Seit 1982 wird im Rahmen <strong>der</strong> <strong>Soziale</strong>rhebungen mit dem Konstrukt<br />
<strong>der</strong> „sozialen Herkunftsgruppen“ ein Indikator angeboten, <strong>der</strong> es ermöglicht,<br />
die soziale <strong>Zusammensetzung</strong> <strong>der</strong> <strong>Studierenden</strong> unter Berücksichtigung<br />
<strong>der</strong> ökonomischen Situation und <strong>der</strong> Bildungstradition<br />
grob abzubilden.<br />
Bei <strong>der</strong> Bildung <strong>der</strong> vier Herkunftsgruppen (niedrig, mittel, gehoben,<br />
hoch) wird die berufliche Stellung <strong>der</strong> Eltern sowie <strong>der</strong>en Bildungsstand<br />
und mittelbar <strong>der</strong>en Einkommenssituation berücksichtigt. Eine<br />
detaillierte Übersicht zur Bildung <strong>der</strong> Herkunftsgruppen findet sich<br />
im Anhang „Methodische Anmerkungen“.<br />
108
<strong>Soziale</strong> <strong>Zusammensetzung</strong><br />
<strong>4.</strong>1.1 Entwicklungstendenzen<br />
Die jüngste Entwicklung <strong>der</strong> <strong>Zusammensetzung</strong> <strong>der</strong> <strong>Studierenden</strong><br />
nach dem Indikator „soziale Herkunftsgruppen“ zeigt einen leichten<br />
Anstieg <strong>der</strong> höchsten Herkunftsgruppe von 1997 nach 2000, während<br />
die drei an<strong>der</strong>en Herkunftsgruppen in diesem Zeitraum in <strong>der</strong> Tendenz<br />
rückläufig sind (Bild <strong>4.</strong>1).<br />
Längerfristig gesehen - hier den Zeitraum 1982-2000 - hat sich die<br />
<strong>Zusammensetzung</strong> <strong>der</strong> <strong>Studierenden</strong> erheblich verän<strong>der</strong>t: Der Anteil<br />
<strong>der</strong> höchsten Herkunftsgruppe hat sich in diesem Zeitraum verdoppelt,<br />
während sich die Anteile <strong>der</strong> <strong>Studierenden</strong> aus den beiden unteren<br />
Herkunftsgruppen, insbeson<strong>der</strong>e <strong>der</strong> untersten Herkunftsgruppe,<br />
deutlich verringert haben.<br />
Die skizzierten Verän<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> sozialen <strong>Zusammensetzung</strong> <strong>der</strong><br />
<strong>Studierenden</strong> sind die Folge von Verän<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> sozialen <strong>Zusammensetzung</strong><br />
<strong>der</strong> Bevölkerung und einer sich verän<strong>der</strong>nden Bildungsbeteiligung<br />
<strong>der</strong> einzelnen sozialen Gruppen (vgl. Kap. 3).<br />
Bild <strong>4.</strong>1<br />
<strong>Soziale</strong> <strong>Zusammensetzung</strong> <strong>der</strong> <strong>Studierenden</strong> - Entwicklung<br />
seit 1982*<br />
in %<br />
Herkunft<br />
17 22 23 26 27 31 33<br />
26<br />
26 26<br />
31 31 27 26<br />
34<br />
32 33<br />
28 28 29 28<br />
23 21 18 15 14 14 13<br />
hoch<br />
gehoben<br />
mittel<br />
niedrig<br />
1982 1985 1988 1991 1994 1997 2000<br />
DSW/HIS 16. <strong>Soziale</strong>rhebung<br />
* ab 1991 einschließlich neue Län<strong>der</strong><br />
109
<strong>Soziale</strong> <strong>Zusammensetzung</strong><br />
<strong>4.</strong>1.2 <strong>Soziale</strong> Herkunft und Hochschulart<br />
Die soziodemografische Struktur <strong>der</strong> <strong>Studierenden</strong> <strong>der</strong> verschiedenen<br />
Hochschularten ist nicht einheitlich. Studierende aus bildungsferneren<br />
Schichten finden sich häufiger an den Fachhochschulen und Gesamthochschulen<br />
als an den Universitäten o<strong>der</strong> an den Musik- und Kunsthochschulen<br />
(Bild <strong>4.</strong>2; vgl auch Kap <strong>4.</strong>1.3). So ist <strong>der</strong> relative Anteil<br />
<strong>der</strong> <strong>Studierenden</strong> aus <strong>der</strong> unteren Herkunftsgruppe an den Fachhochschulen<br />
im Jahre 2000 um 6 %-Punkte höher als an den Universitäten.<br />
Studierende aus <strong>der</strong> höchsten sozialen Herkunftsgruppe sind hingegen<br />
an Universitäten mit einem fast doppelt so hohen Anteil vertreten<br />
als an Fachhochschulen.<br />
Im Vergleich mit 1997 bleibt <strong>der</strong> Anteil <strong>der</strong> <strong>Studierenden</strong> aus <strong>der</strong> untersten<br />
Herkunftsgruppe an den Universitäten unverän<strong>der</strong>t. An den<br />
Fachhochschulen ist <strong>der</strong> Anteil dieser Gruppe zurückgegangen, während<br />
<strong>der</strong> Anteil Studieren<strong>der</strong> aus den beiden oberen Herkunftsgruppen<br />
entsprechend gestiegen ist. In <strong>der</strong> Tendenz hat sich auch die soziale<br />
<strong>Zusammensetzung</strong> <strong>der</strong> <strong>Studierenden</strong> an Gesamt- und Kunsthochschu-<br />
Bild <strong>4.</strong>2<br />
<strong>Soziale</strong> Herkunft <strong>der</strong> <strong>Studierenden</strong> je Hochschulart<br />
in %<br />
Fachhochschule<br />
Gesamthochschule<br />
Universität<br />
Musik-,<br />
Kunsthoch.<br />
19 21 17 22<br />
Herkunft<br />
26<br />
27 30 24<br />
36 38 43 47<br />
hoch<br />
35<br />
34 34 33<br />
20 17 19 21<br />
27 26<br />
28 23<br />
26 25<br />
20 20<br />
11 11 9 10<br />
gehoben<br />
mittel<br />
niedrig<br />
1997 2000 1997 2000 1997 2000 1997 2000<br />
DSW/HIS 16. <strong>Soziale</strong>rhebung<br />
110
<strong>Soziale</strong> <strong>Zusammensetzung</strong><br />
len von 1997 auf 2000 verän<strong>der</strong>t, statistisch signifikant sind die Unterschiede<br />
aber nicht.<br />
<strong>4.</strong>1.3 <strong>Soziale</strong> Herkunft und Geschlecht<br />
Wird das Geschlecht als demografische Variable berücksichtigt, findet<br />
sich fast eine Gleichverteilung <strong>der</strong> sozialen Struktur zwischen<br />
Studenten und Studentinnen an den Universitäten. Bei den <strong>Studierenden</strong><br />
an Fachhochschulen sind hingegen noch stärkere Unterschiede zu<br />
finden: Insbeson<strong>der</strong>e fällt auf, dass von den Studentinnen ein deutlich<br />
höherer Anteil <strong>der</strong> oberen Herkunftsgruppe entstammt als von den<br />
Studenten (Bild <strong>4.</strong>3).<br />
Insgesamt hat sich <strong>der</strong> Anteil <strong>der</strong> Männer aus den beiden oberen Herkunftsgruppen<br />
von 1997 auf 2000 um 3 %-Punkte erhöht, bei den<br />
Frauen hingegen ist dieser Anteil konstant geblieben. Der entsprechende<br />
Rückgang bei den Männern <strong>der</strong> beiden unteren Herkunftsgruppen<br />
geht vor allem zu Lasten des Anteils <strong>der</strong> Herkunftsgruppe<br />
Bild <strong>4.</strong>3<br />
<strong>Soziale</strong> Herkunft <strong>der</strong> <strong>Studierenden</strong> nach Geschlecht<br />
und Hochschulart<br />
in %<br />
Universität Fachhochschule Insgesamt<br />
Herkunft<br />
37 38<br />
19 24<br />
32 35<br />
hoch<br />
26 25<br />
28<br />
27<br />
27 25<br />
gehoben<br />
26 26<br />
35<br />
33<br />
28 27<br />
mittel<br />
11 12<br />
18 16 13 13<br />
niedrig<br />
m w m w m w<br />
Geschlecht<br />
DSW/HIS 16. <strong>Soziale</strong>rhebung<br />
111
<strong>Soziale</strong> <strong>Zusammensetzung</strong><br />
„niedrig“, so dass <strong>der</strong> Anteil von Männern und Frauen aus <strong>der</strong> unteren<br />
Herkunftsgruppe, an<strong>der</strong>s als noch 1997 (Männer: 15%, Frauen: 12%),<br />
nunmehr gleich groß ist.<br />
<strong>4.</strong>1.4 <strong>Soziale</strong> Herkunft und Fächerwahl<br />
Die soziale Situation im Elternhaus beeinflusst die Fachwahl <strong>der</strong> Studieninteressierten.<br />
Vor allem in den Ingenieur- und Sozialwissenschaften<br />
sind Studierende aus bildungsfernen und finanziell schwächergestellten<br />
Elternhäusern überrepräsentiert. Dagegen entscheiden<br />
sich die <strong>Studierenden</strong> aus bildungsnahen Elternhäusern überdurchschnittlich<br />
häufig für ein Studium <strong>der</strong> Rechts- und Wirtschaftswissenschaften<br />
sowie <strong>der</strong> Medizin.<br />
Bild <strong>4.</strong>4 Fächerstruktur Uni<br />
<strong>der</strong> <strong>Studierenden</strong> FHnach sozialer<br />
Herkunft niedrig mittel gehobe hoch niedrig mittel ge<br />
IngenieurwisStudierende 9 im 10 Erststudium, 9 in % 9<br />
46 40<br />
Sprach-/Kultu 28 28 26 25<br />
5 5<br />
Mathematik, Universitäten 20 21 20 20 Fachhochschulen 15 13<br />
Medizin 6 6 6 11 - - -<br />
9 10 9 9<br />
Rechts-, Wirt 18 17 23 21<br />
21 27<br />
40<br />
35<br />
Soz./Päd./Psy 28 19 18 16 14 46<br />
41<br />
28 26 25<br />
13 15<br />
100 100 100 100 100 100<br />
20 21<br />
20 20<br />
5<br />
6 6<br />
6 11<br />
15<br />
18 17 23<br />
21 21<br />
5 5<br />
13 11<br />
7<br />
12<br />
27 31 33<br />
19 18 16 14 13 15 12 13<br />
niedrig mittel gehoben hoch niedrig mittel gehoben hoch<br />
Ingenieurwissenschaften<br />
Sprach-/Kulturwissenschaften<br />
Mathematik, Naturwissenschaften<br />
Medizin<br />
Rechts-, Wirtschaftswissenschaften<br />
Soz./Päd./Psy.<br />
DSW/HIS 16. <strong>Soziale</strong>rhebung<br />
112
<strong>Soziale</strong> <strong>Zusammensetzung</strong><br />
Diese Zusammenhänge gelten aber nicht für alle Hochschularten gleichermaßen.<br />
An den Universitäten lässt sich die Überrepräsentanz bildungsferner<br />
Schichten in den Ingenieurwissenschaften nicht feststellen,<br />
son<strong>der</strong>n nur in den Sozialwissenschaften. Auch zeigt sich dort<br />
weniger deutlich ein überdurchschnittliches Interesse <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> von<br />
akademisch gebildeten Eltern an einem Studium <strong>der</strong> Rechts- und<br />
Wirtschaftswissenschaften. Diese allgemein zu beobachtenden Effekte<br />
ergeben sich vor allem durch die entsprechende Situation an Fachhochschulen.<br />
Sie weisen dafür keine stärker vom Durchschnitt abweichende<br />
soziale Differenzierung in den sozialwissenschaftlichen Studiengängen<br />
auf (Bild <strong>4.</strong>4).<br />
Offensichtlich stellt die Fachhochschule mit ihren praxisbezogenen,<br />
kurzen Studiengängen für einen Bildungsaufstieg über ein ingenieurwissenschaftliches<br />
Studium nach wie vor die wichtigste Instanz dar.<br />
Interessant ist die Situation in den Sozialwissenschaften. Hier wird<br />
eine solche Funktion tendenziell von den Universitäten und Gesamthochschulen<br />
wahrgenommen.<br />
<strong>4.</strong>1.5 <strong>Soziale</strong> Herkunft und absolvierte Semester<br />
Wird die soziale Herkunft <strong>der</strong> <strong>Studierenden</strong> im Erststudium in Abhängigkeit<br />
von <strong>der</strong> Verteilung nach Hochschulsemestern betrachtet, ist<br />
festzustellen, dass in den höheren Semestern (13 und mehr Semester)<br />
Studierende aus den beiden unteren Herkunftsgruppen überproportional<br />
vertreten sind - insbeson<strong>der</strong>e an Universitäten (Bild <strong>4.</strong>5).<br />
Da in höheren Semestern <strong>der</strong> Anteil <strong>der</strong> <strong>Studierenden</strong> aus den beiden<br />
unteren Herkunftsgruppen größer ist als in den unteren Semestern,<br />
obwohl im Zeitverlauf diese beiden Gruppen insgesamt gesehen an<br />
den Hochschulen rückläufig sind (vgl. Bild <strong>4.</strong>1), muss davon ausgegangen<br />
werden, dass Studierende <strong>der</strong> beiden unteren Herkunftsgruppen<br />
tendenziell länger an den Hochschulen verbleiben als Studierende<br />
<strong>der</strong> beiden oberen Herkunftsgruppen. Ein Grund für die längere Verweilzeit<br />
ist u.a. in <strong>der</strong> vergleichsweise hohen Erwerbstätigkeit, insbeson<strong>der</strong>e<br />
zur Sicherung des Lebensunterhaltes, zu sehen. Hierbei handelt<br />
es sich zum größten Teil um ehemalige BAföG-Bezieher, die<br />
überwiegend aufgrund <strong>der</strong> Überschreitung <strong>der</strong> För<strong>der</strong>ungshöchstdauer<br />
o<strong>der</strong> eines Fachwechsels den BAföG-Anspruch verwirkt haben.<br />
113
<strong>Soziale</strong> <strong>Zusammensetzung</strong><br />
Bild <strong>4.</strong>5<br />
<strong>Soziale</strong> Herkunft <strong>der</strong> <strong>Studierenden</strong> nach Hochschulsemestern<br />
und Hochschulart<br />
Studierende im Erststudium, in %<br />
Herkunftsgruppe<br />
- Hochschulart<br />
bis 6<br />
Hochschulsemester<br />
7 bis 12<br />
13 u. mehr<br />
insgesamt<br />
niedrig<br />
- Universität<br />
- Fachhochschule<br />
mittel<br />
- Universität<br />
- Fachhochschule<br />
gehoben<br />
- Universität<br />
- Fachhochschule<br />
hoch<br />
- Universität<br />
12<br />
10<br />
15<br />
28<br />
24<br />
35<br />
27<br />
26<br />
29<br />
34<br />
39<br />
13<br />
10<br />
20<br />
27<br />
25<br />
34<br />
26<br />
26<br />
26<br />
34<br />
39<br />
17<br />
16<br />
21<br />
30<br />
30<br />
34<br />
24<br />
24<br />
26<br />
29<br />
30<br />
13<br />
11<br />
17<br />
28<br />
25<br />
35<br />
26<br />
26<br />
28<br />
33<br />
38<br />
- Fachhochschule<br />
21<br />
20<br />
20<br />
21<br />
insgesamt<br />
- Universität<br />
- Fachhochschule<br />
100<br />
100<br />
100<br />
100<br />
100<br />
100<br />
100<br />
100<br />
100<br />
100<br />
100<br />
100<br />
DSW/HIS 16. <strong>Soziale</strong>rhebung<br />
Bei einem Vergleich <strong>der</strong> <strong>Studierenden</strong> <strong>der</strong> unteren und <strong>der</strong> oberen<br />
Herkunftsgruppe mit 13 und mehr Hochschulsemestern ist außer dem<br />
naheliegenden Unterschied beim Anteil <strong>der</strong> ehemaligen BAföG-Bezieher<br />
(74% vs. 26%) folgen<strong>der</strong> Unterschied bemerkenswert: Weit<br />
mehr Studierende <strong>der</strong> unteren als <strong>der</strong> oberen Herkunftsgruppe hatten<br />
ihr Studium zwischenzeitlich unterbrochen (61% vs. 43%) und gaben<br />
dafür als häufigsten Grund finanzielle Probleme an (51% vs. 19%).<br />
<strong>4.</strong>1.6 <strong>Soziale</strong> Herkunft nach regionalen Aspekten<br />
Alte und neue Län<strong>der</strong><br />
Studierende in den neuen Län<strong>der</strong>n kommen weit häufiger als in den<br />
alten Län<strong>der</strong>n aus Elternhäusern <strong>der</strong> oberen sozialen Herkunftsgruppe<br />
(Bild <strong>4.</strong>6). Dies ist u. a. auf eine in den neuen Län<strong>der</strong>n noch immer<br />
114
<strong>Soziale</strong> <strong>Zusammensetzung</strong><br />
Bild <strong>4.</strong>6<br />
Studierende nach <strong>der</strong> sozialen Herkunft in den alten<br />
und neuen Län<strong>der</strong>n<br />
in %<br />
Herkunftsgruppe<br />
1997<br />
alte Län<strong>der</strong><br />
2000<br />
neue Län<strong>der</strong><br />
1997<br />
2000<br />
niedrig<br />
mittel<br />
gehoben<br />
hoch<br />
14<br />
29<br />
27<br />
29<br />
14<br />
29<br />
26<br />
32<br />
10<br />
24<br />
24<br />
42<br />
9<br />
23<br />
26<br />
42<br />
insgesamt<br />
100<br />
100<br />
100<br />
100<br />
DSW/HIS 16. <strong>Soziale</strong>rhebung<br />
stärkere Tendenz zur Selbstreproduktion bildungsnaher und sozial höher<br />
gestellter Schichten zurückzuführen. Allerdings wäre <strong>der</strong> Anteilswert<br />
<strong>der</strong> <strong>Studierenden</strong> aus <strong>der</strong> oberen Herkunftsgruppe in den neuen<br />
Län<strong>der</strong>n im Jahre 2000 etwas niedriger ausgefallen, wenn es keine<br />
Zuwan<strong>der</strong>ung von <strong>Studierenden</strong> aus den alten Län<strong>der</strong>n gegeben hätte:<br />
Die Zuwan<strong>der</strong>er stammen zu 45% aus <strong>der</strong> oberen Herkunftsgruppe<br />
und erhöhen den Gesamtanteil <strong>der</strong> oberen Herkunftsgruppe um knapp<br />
einen Prozentpunkt. Von den Studierende in den neuen Län<strong>der</strong>n, die<br />
dort auch ihre Hochschulreife erworben haben, kommen 40% (ohne<br />
Berlin) aus <strong>der</strong> oberen Herkunftsgruppe. Studierende in den neuen<br />
Län<strong>der</strong>n, die in Berlin die Hochschulreife erworben haben und an einer<br />
Hochschule in den neuen Län<strong>der</strong>n eingeschrieben sind, stammen<br />
zu 52% aus <strong>der</strong> oberen Herkunftsgruppe.<br />
In den alten Län<strong>der</strong>n hat allein <strong>der</strong> Anteil <strong>der</strong> <strong>Studierenden</strong> <strong>der</strong> oberen<br />
Herkunftsgruppe zugenommen. Die Anteilswerte <strong>der</strong> übrigen Herkunftsgruppen<br />
sind in <strong>der</strong> Tendenz leicht rückläufig - zwischen 0,6<br />
bis 0,8 %-Punkten.<br />
Län<strong>der</strong>vergleich<br />
Den mit Abstand höchsten Anteil Studieren<strong>der</strong> aus <strong>der</strong> unteren Herkunftsgruppe<br />
weist mit 20% <strong>der</strong> Stadtstaat Bremen auf (Bild <strong>4.</strong>7).<br />
Diese regionale Beson<strong>der</strong>heit lässt sich nicht allein durch den „Stadtstaat-Status“<br />
dieses Landes erklären. In den an<strong>der</strong>en Stadtstaaten fin-<br />
115
<strong>Soziale</strong> <strong>Zusammensetzung</strong><br />
Bild <strong>4.</strong>7<br />
Anteil Studieren<strong>der</strong> <strong>der</strong> Herkunftsgruppe „niedrig“<br />
und monatliches Nettoeinkommen <strong>der</strong> Eltern nach<br />
Län<strong>der</strong>n<br />
in %<br />
Nettoeinkommen <strong>der</strong> Eltern:<br />
Nettoeinkommen <strong>der</strong> Eltern:<br />
über<br />
6000 DM<br />
4001-<br />
29<br />
26<br />
Schleswig-Holstein<br />
6000 DM<br />
13<br />
Mecklenburg-Vorpommern<br />
über<br />
15<br />
20<br />
10<br />
35 38<br />
45<br />
Hamburg<br />
35<br />
20<br />
27<br />
Bremen<br />
Brandenburg<br />
10<br />
21<br />
10<br />
Nie<strong>der</strong>sachsen<br />
46<br />
14<br />
33<br />
Berlin<br />
11<br />
Nordrhein-Westfalen<br />
34 36 4001-<br />
Sachsen-Anhalt<br />
16<br />
31<br />
35 36<br />
28<br />
Rheinland-Pfalz<br />
12<br />
16 39<br />
Saarland<br />
31 38<br />
31<br />
bis<br />
4000 DM 37 34 39 35<br />
31<br />
30<br />
Hessen<br />
13<br />
12<br />
38 33<br />
30<br />
Baden-Württemberg<br />
40<br />
30<br />
30<br />
Thüringen<br />
13<br />
20<br />
29<br />
Bayern<br />
11<br />
51<br />
39<br />
32<br />
Sachsen<br />
28<br />
9<br />
26<br />
bis<br />
30<br />
36<br />
30<br />
32<br />
38<br />
28<br />
40<br />
40<br />
Anteil Studieren<strong>der</strong> aus<br />
<strong>der</strong> Herkunftsgruppe<br />
niedrig<br />
det sich dieses Phänomen nicht. So fallen die Anteile <strong>der</strong> unteren<br />
Herkunftsgruppe in Hamburg (15%) und Berlin (12%) deutlich geringer<br />
aus.<br />
116<br />
DSW/HIS 16. <strong>Soziale</strong>rhebung
<strong>Soziale</strong> <strong>Zusammensetzung</strong><br />
Eine weitere Differenzierung nach Hochschulstandorten ergibt, dass<br />
<strong>der</strong> Anteil <strong>der</strong> <strong>Studierenden</strong> aus <strong>der</strong> unteren Herkunftsgruppe in folgenden<br />
Hochschulorten relativ gering ist: Rostock (5%), Dresden<br />
(6%), Potsdam (6%) und Augsburg (7%). Die höchsten Anteile finden<br />
sich in Duisburg (26%), Dortmund (21%), Essen (22%) und Bremen<br />
(18%).<br />
Eine Darstellung <strong>der</strong> Hintergründe für die ausgewiesenen Befunde<br />
könnte nur aus genauer Kenntnis <strong>der</strong> regionalen Einzugsbereiche erfolgen.<br />
Zu berücksichtigen wären Unterschiede in <strong>der</strong> Bevölkerungsstruktur<br />
und den Fachschwerpunkten <strong>der</strong> Hochschulen in <strong>der</strong> Region,<br />
die mit <strong>der</strong> Fächerpräferenz bildungsferner Schichten korrelieren.<br />
<strong>4.</strong>2 Schul- und Ausbildungsabschlüsse <strong>der</strong> Eltern<br />
Mit den Indikatoren höchster Schul- bzw. Ausbildungsabschluss <strong>der</strong><br />
Eltern wird die Bildungsherkunft <strong>der</strong> <strong>Studierenden</strong> beschrieben. Dabei<br />
ist <strong>der</strong> jeweils höchste Abschluss des Vaters o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Mutter ausschlaggebend.<br />
Das bedeutet, mindestens ein Elternteil verfügt über<br />
den in den nachfolgenden Darstellungen ausgewiesenen Abschluss.<br />
Bild <strong>4.</strong>8 Höchster Schulabschluss <strong>der</strong> Eltern 1985-2000*<br />
in %<br />
36 39 43 44 47 52<br />
Abitur, Fachabitur<br />
27<br />
28<br />
29 27 27<br />
27<br />
Realschule<br />
Hauptschule<br />
37 33 29 28 25 20<br />
0 0 0 1 1 1<br />
1985 1988 1991 1994 1997 2000<br />
keinen Abschluss<br />
DSW/HIS 16. <strong>Soziale</strong>rhebung<br />
* ab 1991 einschließlich neue Län<strong>der</strong><br />
117
<strong>Soziale</strong> <strong>Zusammensetzung</strong><br />
Zunächst werden die so genannten allgemeinbildenden Abschlüsse<br />
betrachtet (Bild <strong>4.</strong>8). Von den <strong>der</strong>zeitigen <strong>Studierenden</strong> kommen<br />
mehr als die Hälfte aus Elternhäusern, wo zumindest ein Elternteil die<br />
Befähigung zum Hochschulstudium erworben hat. Mit deutlich geringeren<br />
Anteilen folgen Studierende aus Elternhäusern mit mittlerem<br />
Schulabschluss (Realschule) und Hauptschulabschluss.<br />
Der Trend, dass immer mehr Studierende aus Elternhäusern stammen,<br />
in denen zumindest ein Elternteil auch über eine Hochschulreife verfügt,<br />
ist bereits seit längerem zu beobachten. 1985 lag dieser Anteil<br />
noch bei gut einem Drittel. Umgekehrt ist die Entwicklung des Anteils<br />
<strong>der</strong> <strong>Studierenden</strong> verlaufen, die aus bildungsfernen Elternhäusern<br />
stammen. Der Anteil Studieren<strong>der</strong> aus Elternhäusern mit Hauptschulabschluss<br />
ist im Zeitraum 1985-2000 von fast zwei Fünfteln auf ein<br />
Fünftel zurückgegangen.<br />
Studentinnen stammen etwas häufiger als Studenten aus Elternhäusern<br />
mit Hochschulreife. Entsprechend geringer ist <strong>der</strong> Anteil <strong>der</strong> Studentinnen<br />
aus Elternhäusern mit Hauptschulabschluss (Bild <strong>4.</strong>9).<br />
Bild <strong>4.</strong>9<br />
Studierende nach Geschlecht, Hochschulart, Region<br />
und dem höchsten Schulabschluss <strong>der</strong> Eltern<br />
in %<br />
Geschlecht Hochschulart Region<br />
41<br />
50 54 55<br />
49<br />
64<br />
32<br />
27<br />
27<br />
27 26<br />
29<br />
22 26<br />
18 18<br />
23<br />
1 1 1 1 1 7<br />
0<br />
m w Uni FH aL nL<br />
Abitur, Fachabitur<br />
Realschule<br />
Hauptschule<br />
keinen Abschluss<br />
DSW/HIS 16. <strong>Soziale</strong>rhebung<br />
118
<strong>Soziale</strong> <strong>Zusammensetzung</strong><br />
Nach dem Maßstab Bildungsherkunft besteht ein deutlicher Unterschied<br />
zwischen <strong>Studierenden</strong> an Universitäten und Fachhochschulen:<br />
An den Universitäten liegt <strong>der</strong> Anteil Studieren<strong>der</strong> aus bildungsnahen<br />
Elternhäusern wesentlich höher als an Fachhochschulen. Das Fachhochschulstudium<br />
ist nach wie vor <strong>der</strong> präferierte Ort für so genannte<br />
Bildungsaufsteiger (Bild <strong>4.</strong>9).<br />
Studierende in den neuen Län<strong>der</strong>n stammen weit häufiger als Studierende<br />
in den alten Län<strong>der</strong>n aus Elternhäusern mit Hochschulreife.<br />
Hingegen liegt <strong>der</strong> Anteil Studieren<strong>der</strong> aus Elternhäusern mit Hauptschulabschluss<br />
in den alten Län<strong>der</strong>n mehr als drei Mal so hoch als in<br />
den neuen Län<strong>der</strong>n (Bild <strong>4.</strong>9). Dieser Unterschied begründet sich vor<br />
allem damit, dass in <strong>der</strong> DDR seit den 60er Jahren eine zehnjährige<br />
Schulausbildung die Regel war.<br />
Werden für den Zeitraum 1985-2000 die <strong>Studierenden</strong> nach dem<br />
höchsten beruflichen Ausbildungsabschluss <strong>der</strong> Eltern unterschieden,<br />
ist festzustellen: Der Anteil Studieren<strong>der</strong> mit Eltern, von denen zumindest<br />
ein Elternteil über einen Hochschulabschluss verfügt, hat im<br />
Bild <strong>4.</strong>10<br />
Höchster beruflicher Ausbildungsabschluss <strong>der</strong> Eltern<br />
1985-2000*<br />
in %<br />
29<br />
35 37 36 39 44<br />
26<br />
41<br />
27 19 18 18<br />
18<br />
11 11<br />
10<br />
8<br />
36<br />
31 33 31 28<br />
4 2 2 2 2 2<br />
Hochschulabschluss<br />
Fachschule o.ä.<br />
Meisterprüfung<br />
Lehre/Facharbeiterab.<br />
keine Berufsausbildung<br />
1985 1988 1991 1994 1997 2000<br />
DSW/HIS 16. <strong>Soziale</strong>rhebung<br />
* 1985 und 1988 Meisterprüfung, einschließlich Fach-/Ingenieurschule, ab 1991 einschließlich neue Län<strong>der</strong><br />
119
<strong>Soziale</strong> <strong>Zusammensetzung</strong><br />
Jahre 2000 den Höchststand erreicht. Hingegen fällt <strong>der</strong> Anteil Studieren<strong>der</strong>,<br />
<strong>der</strong>en Eltern eine Lehre bzw. einen Facharbeiterabschluss<br />
vorweisen, im Jahre 2000 deutlich geringer aus als in den Vorjahren<br />
(Bild <strong>4.</strong>10).<br />
Die Verän<strong>der</strong>ungen spiegeln die Auswirkungen eines allgemeinen Anstiegs<br />
des Bildungsniveaus <strong>der</strong> Bevölkerung wi<strong>der</strong>, wobei dieser Anstieg<br />
schichtspezifisch unterschiedlich verläuft (vgl. Kap. 3).<br />
<strong>4.</strong>3 Berufliche Stellung <strong>der</strong> Eltern<br />
Die berufliche Stellung <strong>der</strong> Eltern ist ein weiterer Indikator zur Darstellung<br />
<strong>der</strong> sozialen Herkunft <strong>der</strong> <strong>Studierenden</strong>. Der Indikator ist<br />
nach den Kategorien Arbeiter, Beamte, Angestellte und Selbständige<br />
geglie<strong>der</strong>t und nach spezifischen Qualifikationsanfor<strong>der</strong>ungen weiter<br />
unterteilt. Bei Eltern, die nicht mehr im Erwerbsleben stehen, wurde<br />
<strong>der</strong> früher ausgeübte Beruf zugrunde gelegt.<br />
Unterschiede zwischen Müttern und Vätern<br />
Bundesweit sind über die Hälfte <strong>der</strong> Mütter <strong>der</strong> <strong>Studierenden</strong> Angestellte.<br />
Hier ist <strong>der</strong> überwiegende Teil den Bereichen qualifizierte<br />
bzw. ausführende Tätigkeiten zuzuordnen. Es handelt sich hierbei oftmals<br />
um Positionen im Einzelhandel - Verkäuferin, im übrigen<br />
Dienstleistungsgewerbe und in <strong>der</strong> Industrie - Sachbearbeiterinnen/<br />
Sekretärinnen. Im Vergleich zu 1997 haben sich die Anteile für diese<br />
Positionen kaum verän<strong>der</strong>t (Bild <strong>4.</strong>11).<br />
Auffallend sind die deutlichen Unterschiede in den beruflichen Positionen<br />
zwischen Männern und Frauen. In <strong>der</strong> jeweiligen Hierarchie <strong>der</strong><br />
vier beruflichen Stellungen sind jeweils die Väter in den oberen Positionen<br />
und die Mütter in den unteren Positionen überrepräsentiert<br />
(Bild <strong>4.</strong>11 und Bild <strong>4.</strong>12).<br />
Unterschiede nach Regionen und Län<strong>der</strong>n<br />
Einige Unterschiede sind im Vergleich zwischen den alten und neuen<br />
Län<strong>der</strong>n zu konstatieren, die sich überwiegend aus den unterschiedlichen<br />
Berufsbiografien <strong>der</strong> Elterngenerationen in den alten und neuen<br />
120
<strong>Soziale</strong> <strong>Zusammensetzung</strong><br />
Bild <strong>4.</strong>11<br />
Studierende nach <strong>der</strong> beruflichen Stellung <strong>der</strong> Mutter<br />
in %<br />
Berufliche Stellung<br />
Meisterin/Polierin<br />
Fachbearbeiterin<br />
un-/angelernte Arbeiterin<br />
Arbeiterinnen insgesamt<br />
leitende Angestellte<br />
Angestellte, gehobene Position<br />
qualifizierte Angestellte<br />
ausführende Angestellte<br />
Angestellte insgesamt<br />
Beamtin, höherer Dienst<br />
Beamtin, gehobener Dienst<br />
Beamtin, mittl./einf. Dienst<br />
Beamtinnen insgesamt<br />
Selbständige/freiberuflich Tätige mit hohem Einkommen<br />
Selbständige/freiberuflich Tätige mit mittlerem Einkommen<br />
Selbständige/freiberuflich Tätige mit geringem Einkommen<br />
Selbständige/freiberuflich Tätige<br />
nicht berufstätig/Hausfrau<br />
Insgesamt<br />
Uni<br />
0<br />
2<br />
4<br />
6<br />
1<br />
10<br />
29<br />
14<br />
54<br />
5<br />
5<br />
1<br />
11<br />
1<br />
3<br />
5<br />
9<br />
20<br />
100<br />
2000<br />
1997<br />
FH insg. insg.<br />
0 0 0<br />
4 3 3<br />
6 4 5<br />
10 7 8<br />
1 1 1<br />
9 10 8<br />
31 30 28<br />
17 14 15<br />
58 55 52<br />
2 4 3<br />
2 4 4<br />
1 1 1<br />
5 10 8<br />
0 0 0<br />
2 3 3<br />
5 5 6<br />
8 9 9<br />
19 20 23<br />
100 100 100<br />
DSW/HIS 16. <strong>Soziale</strong>rhebung<br />
Län<strong>der</strong>n erklären: So sind auch im Jahre 2000 23% (1997: 24%) <strong>der</strong><br />
Mütter in den alten Bundeslän<strong>der</strong>n Hausfrauen, in den neuen Bundeslän<strong>der</strong>n<br />
beträgt dieser Anteil lediglich 7% (1997: 7%). Sowohl bei <strong>der</strong><br />
Kategorie Arbeiterinnen als auch bei den Angestellten gibt es in den<br />
neuen Län<strong>der</strong>n einen vergleichsweise hohen Anteil von Facharbeiterinnen.<br />
Dagegen ist in den alten Län<strong>der</strong>n <strong>der</strong> Anteil <strong>der</strong> un-/angelernten<br />
Arbeiterinnen höher.<br />
Unterschiede finden sich auch bei einem Vergleich <strong>der</strong> alten Län<strong>der</strong>n.<br />
121
<strong>Soziale</strong> <strong>Zusammensetzung</strong><br />
Bild <strong>4.</strong>12<br />
Studierende nach <strong>der</strong> beruflichen Stellung des Vaters<br />
in %<br />
Berufliche Stellung<br />
Meister/Polier<br />
Fachbearbeiter<br />
un-/angelernter Arbeiter<br />
Arbeiter insgesamt<br />
leiten<strong>der</strong> Angestellte<br />
Angestellter gehobene Position<br />
qualifizierter Angestellte<br />
ausführen<strong>der</strong> Angestellte<br />
Angestellte insgesamt<br />
Beamter höherer Dienst<br />
Beamter gehobener Dienst<br />
Beamter mittl./einf. Dienst<br />
Beamte insgesamt<br />
Selbständiger/freiberuflich Tätiger mit hohem Einkommen<br />
Selbständiger/freiberuflich Tätiger mit mittlerem Einkommen<br />
Selbständiger/freiberuflich Tätiger mit geringem Einkommen<br />
Selbständige/freiberuflich Tätige<br />
nicht berufstätig/Hausmann<br />
Insgesamt<br />
2000<br />
Uni FH insg.<br />
3 5 4<br />
10 16<br />
3 4<br />
16 25<br />
7 5<br />
20 19<br />
12 15<br />
2 3<br />
42 42<br />
12 5<br />
7 6<br />
3 3<br />
22 14<br />
4 2<br />
8 6<br />
8 11<br />
20 19<br />
1 1<br />
100 100<br />
11<br />
3<br />
18<br />
7<br />
20<br />
13<br />
2<br />
42<br />
10<br />
7<br />
3<br />
20<br />
3<br />
8<br />
9<br />
20<br />
1<br />
100<br />
1997<br />
insg.<br />
3<br />
11<br />
3<br />
17<br />
7<br />
20<br />
13<br />
2<br />
42<br />
11<br />
7<br />
3<br />
21<br />
3<br />
8<br />
9<br />
20<br />
1<br />
100<br />
DSW/HIS 16. <strong>Soziale</strong>rhebung<br />
So gibt es in Bremen und Nordrhein-Westfalen mit je 21% einen<br />
überdurchschnittlich hohen Anteil von Arbeiterkin<strong>der</strong>n unter den <strong>Studierenden</strong>.<br />
Dagegen liegt <strong>der</strong> Anteil in Hamburg bei 17 %, in Bayern<br />
bei 16 % und in Schleswig Holstein bei lediglich 14 %.<br />
Erwerbsstatus <strong>der</strong> Eltern<br />
Der Trend zur Erwerbstätigkeit <strong>der</strong> Mütter von <strong>Studierenden</strong> hat sich<br />
fortgesetzt. So sind im Jahre 2000 fast ein Drittel <strong>der</strong> Mütter von Stu-<br />
122
<strong>Soziale</strong> <strong>Zusammensetzung</strong><br />
dierenden voll erwerbstätig (Bild <strong>4.</strong>13). Etwa zwei Drittel aller Väter<br />
sind erwerbstätig, wobei in den letzten Jahren kaum eine größere Verän<strong>der</strong>ung<br />
bei <strong>der</strong> Erwerbsquote feststellbar ist. Im Gegensatz zu den<br />
Müttern spielt bei den Vätern Teilzeitbeschäftigung kaum eine Rolle.<br />
Bild <strong>4.</strong>13 Erwerbsstatus <strong>der</strong> Eltern 1991 - 2000<br />
in %<br />
Erwerbsstatus Mutter 1991 1994<br />
voll erwerbstätig<br />
teilzeitbeschäftigt<br />
24<br />
22<br />
25<br />
24<br />
Rentnerin/Pensionärin<br />
7 8<br />
arbeitslos/Kurzarbeit<br />
2 3<br />
nicht erwerbstätig/Hausfrau<br />
42 37<br />
verstorben<br />
3 3<br />
Erwerbsstatus Vater<br />
1991 1994<br />
voll erwerbstätig<br />
72 69<br />
teilzeitbeschäftigt<br />
1 1<br />
Rentnerin/Pensionärin<br />
17 19<br />
arbeitslos/Kurzarbeit<br />
3 3<br />
nicht erwerbstätig/Hausmann<br />
0 0<br />
verstorben<br />
8 8<br />
1997 2000<br />
27 31<br />
25 26<br />
10 10<br />
4 3<br />
31 27<br />
3 3<br />
1997 2000<br />
66 67<br />
1 1<br />
22 20<br />
4 3<br />
1 1<br />
7 8<br />
DSW/HIS 16. <strong>Soziale</strong>rhebung<br />
Unterschieden nach alten und neuen Län<strong>der</strong>n sind folgende Ergebnisse<br />
bemerkenswert: Arbeitslose Väter haben 7% <strong>der</strong> <strong>Studierenden</strong> in<br />
den neuen Län<strong>der</strong>n und lediglich 3% in den alten Län<strong>der</strong>n. Väter, die<br />
sich bereits im Ruhestand befinden haben 23% <strong>der</strong> <strong>Studierenden</strong> in<br />
den alten Län<strong>der</strong>n aber nur 13% <strong>der</strong> <strong>Studierenden</strong> in den neuen Län<strong>der</strong>n.<br />
<strong>4.</strong>4 Monatliches Nettoeinkommen <strong>der</strong> Eltern<br />
Daten zur Einkommenssituation gelten in Deutschland als höchst sensibel.<br />
Sollen dann auch noch Kin<strong>der</strong> über die Einkommenssituation<br />
ihrer Eltern berichten, ist mit Antwortausfällen zu rechnen.<br />
123
<strong>Soziale</strong> <strong>Zusammensetzung</strong><br />
Auf die Frage nach dem Nettoeinkommen <strong>der</strong> Eltern gab knapp ein<br />
Viertel <strong>der</strong> <strong>Studierenden</strong> keine Antwort bzw. erklärte, dies auch nicht<br />
schätzen zu können. Verglichen mit den <strong>Studierenden</strong>, die das Elterneinkommen<br />
angeben konnten, sind in <strong>der</strong> Gruppe ohne entsprechende<br />
Angabe Studierende <strong>der</strong> beiden oberen sozialen Herkunftsgruppen<br />
und Frauen überproportional vertreten. Die in Bild <strong>4.</strong>14 dargestellte<br />
Verteilung <strong>der</strong> <strong>Studierenden</strong> nach <strong>der</strong> Höhe des Elterneinkommens<br />
steht folglich unter dem Vorbehalt, dass für einen nicht zu vernachlässigenden<br />
Anteil <strong>der</strong> <strong>Studierenden</strong>, die finanzielle Situation <strong>der</strong> Elternhäuser<br />
nicht geklärt werden konnte.<br />
Im Vergleich mit dem entsprechenden Ergebnis von 1997 ist <strong>der</strong> Anteil<br />
<strong>der</strong> <strong>Studierenden</strong>, <strong>der</strong>en Eltern über ein monatliches Nettoeinkommen<br />
bis zu 6.000 DM verfügen, <strong>der</strong> Tendenz nach rückläufig,<br />
während <strong>der</strong> Anteil mit einem Nettoeinkommen über 6.000 DM tendenziell<br />
steigend ist. Unter <strong>der</strong> Annahme, dass die <strong>Studierenden</strong> ohne<br />
Angabe des Elterneinkommens aus finanziell entsprechend ausgestatteten<br />
Elternhäusern kämen wie die <strong>Studierenden</strong>, die das Elterneinkommen<br />
benannten, läge <strong>der</strong> Anteil aus Elternhäusern über 6.000 DM<br />
bei gut 34%. Gegenüber 1997 ist dies eine Steigerung von 6 %-Punkten.<br />
Als Vergleichsmaßstab sei darauf verwiesen, dass nach den Ergebnissen<br />
des vom Statistischen Bundesamt durchgeführten Mikrozensus im<br />
April 1999 rund 19% <strong>der</strong> Familien (1997: rd. 17%) in <strong>der</strong> Bundesrepublik<br />
über ein Nettoeinkommen jenseits <strong>der</strong> 6.000 DM-Grenze verfügten<br />
(Statistisches Bundesamt, Fachserie 1, Reihe 3, Haushalte und<br />
Familien, 2001).<br />
Im regionalen Vergleich zwischen den alten und neuen Län<strong>der</strong>n hat<br />
sich die Einkommensverteilung <strong>der</strong> Eltern von <strong>Studierenden</strong> im Zeitraum<br />
1997-2000 kaum angenähert. Die Einkommen <strong>der</strong> Elternhaushalte<br />
<strong>der</strong> <strong>Studierenden</strong> in den neuen Län<strong>der</strong>n sind wesentlich niedriger<br />
als in den alten Län<strong>der</strong>n. Jedoch hat sich das Einkommen in etwa<br />
zu gleichen Prozentpunkten in beiden Regionen erhöht. So verfügen<br />
35% <strong>der</strong> Eltern von <strong>Studierenden</strong> in den neuen Län<strong>der</strong>n (1997: 38%)<br />
und 25% <strong>der</strong> Eltern von <strong>Studierenden</strong> in den alten Län<strong>der</strong>n (1997:<br />
31%) über ein monatliches Nettoeinkommen bis zu <strong>4.</strong>000 DM. Entsprechend<br />
sind die Anteile <strong>der</strong> Eltern mit einem Nettoeinkommen<br />
124
<strong>Soziale</strong> <strong>Zusammensetzung</strong><br />
über 6.000 DM unter <strong>Studierenden</strong> in den alten Län<strong>der</strong>n mit 28%<br />
deutlich höher als unter <strong>Studierenden</strong> in den neuen Län<strong>der</strong>n mit 19%.<br />
Werden die <strong>Studierenden</strong> danach differenziert, wo sie ihre Hochschulreife<br />
erworben haben, beläuft sich <strong>der</strong> Anteil mit Eltern, die über ein<br />
Nettoeinkommen von über 6.000 DM verfügen, bei den <strong>Studierenden</strong><br />
aus den alten Län<strong>der</strong>n auf 29% und bei den <strong>Studierenden</strong> aus den<br />
neuen Län<strong>der</strong>n auf 16%.<br />
Bild <strong>4.</strong>14<br />
Studierende nach dem monatlichen Nettoeinkommen<br />
<strong>der</strong> Eltern<br />
in %<br />
Insgesamt<br />
24<br />
21<br />
5<br />
4<br />
12 10<br />
15 13 13 12 11 11<br />
7 8<br />
5 6<br />
9<br />
13<br />
1997<br />
2000<br />
keine<br />
Angabe<br />
bis 2000<br />
DM<br />
2001 bis<br />
3000<br />
3001 bis<br />
4000<br />
4001 bis<br />
5000<br />
5001 bis<br />
6000<br />
6001 bis 7001 bis<br />
7000 8000<br />
über<br />
8000<br />
DM<br />
alte Län<strong>der</strong><br />
25<br />
22<br />
5<br />
4<br />
12 14 13<br />
9<br />
12 12 11 10<br />
7 8<br />
5 6<br />
14<br />
10<br />
1997<br />
2000<br />
keine<br />
Angabe<br />
bis 2000<br />
DM<br />
2001 bis<br />
3000<br />
3001 bis<br />
4000<br />
4001 bis<br />
5000<br />
5001 bis<br />
6000<br />
6001 bis 7001 bis<br />
7000 8000<br />
über<br />
8000<br />
DM<br />
neue Län<strong>der</strong><br />
20<br />
17<br />
5<br />
5<br />
15<br />
13<br />
18 17<br />
16 14<br />
11 12<br />
7<br />
6<br />
4 5<br />
7<br />
8<br />
1997<br />
2000<br />
keine<br />
Angabe<br />
bis 2000<br />
DM<br />
2001 bis<br />
3000<br />
3001 bis<br />
4000<br />
4001 bis<br />
5000<br />
5001 bis<br />
6000<br />
6001 bis 7001 bis<br />
7000 8000<br />
über<br />
8000<br />
DM<br />
DSW/HIS 16. <strong>Soziale</strong>rhebung<br />
125