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botanigramme von andrea gysling und elisabeth eberle - barbarian-art

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Einladung zur<br />

Vernissage im<br />

Kloster Schönthal<br />

am 5.10.2013<br />

um 16.00 Uhr<br />

Andrea Gysling, Elisabeth Eberle, Gemeinschaftsarbeit 2013<br />

Botanigramme <strong>von</strong><br />

Andrea Gysling <strong>und</strong><br />

Elisabeth Eberle


Wenn eine Ausstellung unter einem solch mysteriösen Titel läuft, dazu im Kloster<br />

Schönthal <strong>und</strong> <strong>von</strong> zwei Künstlerinnen an- <strong>und</strong> eingerichtet, die sich noch nicht<br />

lange in, oder gar ganz ausserhalb der Kunstszene bewegt haben, besteht schon<br />

Erklärungsbedarf. Die eine, Andrea Gysling, war jahrzehntelang als Psychoanalytikerin in<br />

Basel <strong>und</strong> Zürich engagiert <strong>und</strong> wohl auch enragiert gewesen, wenn man auf die Heftigkeit<br />

ihrer jetzigen Kunstproduktion abstellt. Elisabeth Eberle hat indessen an der ETH Zürich<br />

ein Pharmazie-Studium abgeschlossen, bevor sie sich professionell der Kunst zuwandte.<br />

Beide hatten sie aber schon früh «Kunst im Sinn», so st<strong>art</strong>et die Ausstellung denn auch<br />

mit ein paar frühen skulpturalen Arbeiten <strong>von</strong> Andrea Gysling, welche der Zerstörung entgangen<br />

sind. Nun haben also zwei zusammengef<strong>und</strong>en, deren künstlerische Inkubationszeit<br />

sich unzeitgemäss lang hinzog.<br />

Zudem treten sie mit einem gemeinsamen Thema, einem eigentlichen gemeinsamen<br />

Anspruch in Erscheinung. Im Verborgenen , ja im Versteck, sind wahlverwandtschaftliche<br />

Konzepte <strong>und</strong> Ausdrucksmittel gereift, die demselben urkünstlerischen Impetus entstammen:<br />

der inneren Notwendigkeit. Bloss die Mittel sind verschieden. Wobei das Vehikel<br />

der Maschine, oder ist es vielmehr ein Verhängnis, im Schaffen <strong>von</strong> beiden eine zentrale Rolle<br />

einnimmt. Beide sind sie Zeichnerinnen, kaprizieren sich auf Schwarz-Weiss, bevorzugen<br />

Tusche. Andrea Gysling arbeitet mit Federn, Pinsel <strong>und</strong> Pflanzenbüscheln in Händen <strong>und</strong><br />

zeichnet Maschinenteile, Elisabeth Eberle lässt digital zeichnen, <strong>von</strong> einer <strong>von</strong> ihr raffiniert<br />

modifizierten Maschine, die Plotter heisst. Für beide sind «ihre» Maschinen Werkzeuge,<br />

aber auch Instrumente für ihre Erk<strong>und</strong>ung im botanischen <strong>und</strong> biologischen Raum.<br />

Andrea Gysling: No. 1 – 2013<br />

130v100 cm<br />

Tusche auf Japanpapier, Feder, Pinsel<br />

Für beide besetzt die Maschine so nicht allein die Welt der technischen Innovationen<br />

<strong>und</strong> ihrer Verfügungsgewalt, ihrer scheinbar rationalen Ordnung <strong>und</strong> Kontrolle, der<br />

Verselbständigung <strong>und</strong> der Übermacht. Sie ist ein ambivalentes Gefährt auf der Reise<br />

ins Ungewisse des Lebendigen. Was Vertrauen schafft, «gebiert gleichsam Ungeheuer».<br />

Oder Ungeheures. So noch nicht Gesehenes.<br />

Elisabeth Eberle: Zerfall 2011<br />

56v76 cm, Tusche auf Bütten<br />

Maschinen machen Metamorphosen möglich.<br />

Der Betrachter wird den Eindruck nicht los, in ein<br />

Reich des Abstrusen, Bizarren, des gleichfalls entf<br />

e s s e l t e n N a t u r g e s c h e h e n s e i n z u t r e t e n , d e m i n j e d e m<br />

Fall etwas Visionäres anhaftet. Was sich in Biographien,<br />

in Schicksalen, an Grenzerfahrungen verbirgt,<br />

findet als «Graphie», als Zeichnung ihren sublimierten<br />

wie direkten Niederschlag.<br />

Andrea Gysling: No. 18 – 2011<br />

70v90 cm, Tusche auf Japanpapier<br />

Tuschestift, Pinsel, Feder, Handsprayer, Bärengras<br />

Hier stossen zwei Künstlerinnen in ein biologisches<br />

Neuland vor, wo keine Botanisierbüchse mehr ausreicht.<br />

Sie sind dem Geheimnishaften der Natur auf<br />

der Spur.<br />

Auch der des Menschen. Nur so können die Metamorphosen <strong>von</strong> Magnolienfrüchten als<br />

« g e p l o t t e r t e » , g e f r ä s t e , m i t G r a p h i t e i n g e r i e b e n e S k u l p t u r e n w i e « v e r b o t e n e F r ü c h t e » a u s<br />

dem Schlaraffenland der Wünsche winken, nur so kann sich eine vergessene Latex-Skulptur<br />

in das Nervengeäst eines Kopfes verwandeln, der wie ein Piranesi-Kerker vom Unheil der<br />

Existenz berichtet. Überall lauert Gefahr, sind Entwicklungen, Krankheiten <strong>und</strong> Segnungen<br />

vorstellbar, Teufelszeug, das früher auf dem Feuerhaufen geendet hätte.<br />

Elisabeth Eberle: Zerfall 2012<br />

135,5v110 cm, Tusche auf Bütten<br />

Zwar eignet diesen Vorstössen ins Dickicht der gefühlten Natur (auch der eigenen) etwas<br />

Zwanghaftes, aber sie spekulieren auf Befreiung. Ohne Dogma, ohne Kafkas Gesetze <strong>und</strong><br />

b i b l i s c h e G e b o t e , o h n e g e s e l l s c h a f t l i c h e V e r b o t e . A u c h b e w e g e n sich diese Zeichnungen<br />

<strong>und</strong> Skulpturen in enttabuisierten Zonen. In den Psychogrammen des Botanischen darf<br />

geliebt <strong>und</strong> gehasst werden, gepa<strong>art</strong> <strong>und</strong> vereinsamt, es öffnet sich ein Bildraum, der einen<br />

Zustand <strong>von</strong> Welt offeriert, wo das Undenkbare Gestalt wird.<br />

Guido Magnaguagno<br />

Kloster Schönthal<br />

4438 Langenbruck<br />

+41 61 706 76 76<br />

mail@schoenthal.ch<br />

www.schoenthal.ch<br />

Öffnungszeiten:<br />

Freitag 14 – 17 Uhr<br />

Samstag/Sonntag<br />

11–18 Uhr

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