Panel I: Die Entwicklung der Kulturlandschaft in Iran und in der Diaspora Panel II: Geschlechterrollen und Geschlechterbeziehungen Panel III: Der Generationenkonflikt im Spiegel der Kunst
Grußwort des DIWAN-Vorstands Sehr geehrte Damen und Herren, liebe DIWAN-Freunde, liebe DIWAN-Mitglieder, vor einigen Jahren reiste ich in <strong>den</strong> Iran, und begleitete mit der Fernsehkamera einige Iraner auf ihrer Pilgerfahrt von Teheran nach Kerbela. Je<strong>den</strong> Tag faszinierten mich die Lebensgeschichten meiner Protagonisten, und ihre Gespräche im Bus und im Hotel. Besonders über zwei Frauen musste ich immerzu nach<strong>den</strong>ken. Eine Mutter, 39 Jahre alt, die ihren Mann an der Front verloren hatte, während des Iran-Irak-Kriegs, und nun für die Märtyrerstiftung arbeitete, tief verhüllt im schwarzem Tschador, nur der Saum ihres Kopftuchs und der große Ring an ihrem Mittelfinger wechselten je<strong>den</strong> Tag die Farben. Ihr Gesicht war blass, die einzige Kosmetik, die sie sich gönnte, waren ihre sorgsam gezupften Augenbrauen. Sie las je<strong>den</strong> Tag <strong>den</strong> Koran und Hafez, und glaubte zutiefst an <strong>den</strong> schiitischen Mythos des Märtyrertums für eine gerechte Sache. Ihre Tochter, 21, studierte Wirtschaft, sie war groß gewachsen, trug einen engen schwarzen Mantel, der ihren Oberkörper betonte, und in einem kurzen Plissée-Rock endete, an ihren Knien, die in Jeans steckten. Sie hatte ihre großen Augen mit Kajal umrandet, ihr fast zu kleines Sei<strong>den</strong>-Kopftuch umspielte sanft ihr Gesicht und zeigte vor allem ihre auffällig rot gefärbten Haare. Eine hübsche Frau, die sich oft selbst fotografierte, und ihre Fotos kunstvoll nachbearbeitete - für ihre facebook-Seite. Die Aufnahmen wären eines Kulturmagazins oder einer teuren Modezeitschrift würdig gewesen. Die Tochter las nicht <strong>den</strong> Koran, sie las – auf der Pilgerfahrt – <strong>den</strong> Roman „Brida“ von Paulo Coelho, wo es um eine spirituelle Form der Sexualität geht. Sie flirtete auf der Reise oft mit einem jungen Mann, der ein roséfarbenes Armani-T-Shirt trug, und eine feine Silberkette um <strong>den</strong> Hals. Sie lieh sich gerne meinen I-Pod aus, und hörte Mahsa und Marjan Vahdat, zwei Sängerinnen, die in Iran nicht auftreten dürfen. Mutter und Tochter stritten sich je<strong>den</strong> Tag. Die Mutter kontrollierte ihre Tochter wenn nicht jede Minute, so doch jede Stunde: „Trag nicht soviel Make-Up“, „zieh dein Kopftuch nach vorne“, „Leg die Kopfhörer weg. Wir sind ein schiitisches Land. Da sollte es keinen Gesang von Frauen geben!“ - Mahnungen, die mir noch gut in Erinnerung sind. Je<strong>den</strong> Tag dachte ich darüber nach, wie – in einem streng konservativen Haus – eine Tochter so offensichtlich anders wer<strong>den</strong> kann als ihre Mutter. Es sind diese und andere widersprüchliche Erfahrungen, die in die Vorbereitungen dieser Konferenz mit eingeflossen sind. „<strong>Iranisch</strong>-<strong>Sein</strong>“, so lautet der Untertitel unserer Veranstaltung. Für je<strong>den</strong> von uns DIWAN-Aktiven bedeutet