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Der Spötter darf zurück

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LÖHNE: <strong>Der</strong> <strong>Spötter</strong> <strong>darf</strong> <strong>zurück</strong> | Neue Westfälische, Nachrichten aus Ostwestfalen-...<br />

LÖHNE<br />

<strong>Der</strong> <strong>Spötter</strong> <strong>darf</strong> <strong>zurück</strong><br />

Arbeitsgericht entscheidet: Jürgen Bückers Roman ist kein Kündigungsgrund / Bauformat geht in<br />

Berufung<br />

VON ULF HANKE<br />

Und nun? | FOTO: ULF HANKE<br />

gemacht werden können".<br />

Löhne. Jürgen Bücker <strong>darf</strong> <strong>zurück</strong> ins Büro. Das Herforder Arbeitsgericht hat<br />

die Kündigung des Roman-Autors und Bauformat-Angestellten für<br />

unwirksam erklärt. <strong>Der</strong> Geschäftsführer des Küchenherstellers Carl-Helmuth<br />

Wegener äußerte im Gespräch mit der NW sein Unverständnis über die<br />

Entscheidung und kündigte an: "Wir gehen auf jeden Fall in Berufung."<br />

Jürgen Bücker (50) sagte gestern: "Das ist ein schönes Gefühl!" Sein<br />

Rechtsempfinden spiegele sich in dem Urteil wider. <strong>Der</strong> kaufmännische<br />

Angestellte hat zwar inzwischen eine neue Stelle angetreten. Doch die ist<br />

schlechter bezahlt als die Arbeit bei Bauformat. "Ich will <strong>zurück</strong>. Das ist<br />

mein Ziel."<br />

Richter Burkhard Fleer begründete die Entscheidung des Gerichts mit einem<br />

Verweis auf die künstlerische Freiheit des Autors. Das Buch sei "so weit von<br />

der Wirklichkeit entfernt, dass Persönlichkeitsrechte nicht ernsthaft geltend<br />

Dabei nahm Fleer ausdrücklich Bezug auf die nach Darstellung der Bauformat-Geschäftsleitung betroffenen<br />

Mitarbeiter. Diese hätten bisher keine rechtlichen Schritte gegen das Buch veranlasst. Allerdings waren bei dem<br />

Kammertermin am Mittwoch keine Zeugen geladen. Fleer bedauerte, dass es nicht zu einem Vergleich gekommen<br />

sei: "Unter Umständen ist jetzt der schlimmste Fall eingetreten."<br />

Das Gericht musste zwischen Kunstfreiheit und Persönlichkeitsrechten abwägen. <strong>Der</strong> Richter verwies auf den<br />

Roman "Esra" von Maxim Biller. <strong>Der</strong> Roman wurde mit Hinweis auf die Persönlichkeitsrechte von Billers Ex-<br />

Freundin verboten, doch das Bundesverfassungsgericht hatte in seinem Urteil Kriterien des Abwägens aufgestellt.<br />

Diese Argumentation kann Bauformat nicht nachvollziehen. Rechtsvertreter der Firma ist der Verbandsanwalt der<br />

Holz- und Möbelindustrie in Herford, Ralf Fischer. Er sagte: "Fehlurteile kommen immer vor." Die Entscheidung sei<br />

nicht zu erwarten gewesen. Jedes Grundrecht habe Schranken. In dem Roman seien mehrere Mitarbeiter eindeutig<br />

zu erkennen. Fischer: "Er hat nicht den Geschäftsführern auf den Schlips getreten, sondern Mitarbeiter beleidigt<br />

und diffamiert."<br />

Bauformat-Geschäftsführer Carl-Helmuth Wegener kritisierte das Gericht: "Ich kann nicht verstehen, warum nicht<br />

detailliert auf die Geschehnisse in unserem Haus eingegangen wurde." Passagen aus dem Buch gingen zum Teil<br />

unter die Gürtellinie und seien weit davon entfernt als Satire durchzugehen.<br />

<strong>Der</strong> Vergleich ist offenbar am Geld gescheitert. Vor Gericht hatte Bücker 50.000 Euro Abfindung verlangt. Die<br />

wollte Bauformat nicht zahlen. Fischer: "Hier geht es um das Fehlverhalten von Herrn Bücker." Dies habe nicht nur<br />

die Geschäftsleitung, sondern auch der Betriebsrat so gesehen.<br />

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19.02.2011<br />

<strong>Der</strong> Vorsitzende des Betriebsrats, Michael Peschmann, sagte zu dem Urteil: "Die Richter haben entschieden. Dafür<br />

sind sie da." Er habe sich noch keine Gedanken über die Konsequenzen des Urteils gemacht. Montag werde der<br />

neunköpfige Betriebsrat darüber diskutieren. "Abwarten, was passiert und wie der Kollege Jürgen damit umgeht."<br />

<strong>Der</strong> ehemalige Kollege setzt alles daran wieder <strong>zurück</strong> in die Firma zu kommen. Die Mehrheit der Kollegen stünde<br />

hinter ihm. Viele hätten ihm bereits zum Urteil gratuliert. Seine neue Stelle wolle er noch nicht kündigen. "Ball<br />

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03.01.2012


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flach halten", sagte Bücker und zog Bilanz: "Ich wollte einfach nur ein lustiges Buch schreiben. Mehr nicht."<br />

Dokumenten Information<br />

Copyright © Neue Westfälische 2012<br />

Dokument erstellt am 18.02.2011 um 21:05:12 Uhr<br />

Letzte Änderung am 18.02.2011 um 21:05:57 Uhr<br />

URL: http://www.nw-news.de/lokale_news/loehne/loehne/?em_cnt=4258069&em_loc=162<br />

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