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Doris Marten<br />
<strong>THE</strong> <strong>PINK</strong> <strong>PAINTINGS</strong><br />
14. September bis 26. Oktober 2014<br />
Galerie Münsterland, Emsdetten
<strong>PINK</strong> <strong>PAINTINGS</strong> (Building N° 1, N° 2, N° 3) — 2007, Öl auf Baumwolle, 200 cm × 150 cm
Folgende Doppelseite: <strong>PINK</strong> PAINTING (Building N° 3) — Detail
<strong>PINK</strong> PAINTING (Figure N° 2) — 2014, Öl auf Baumwolle, 150 cm × 110 cm
<strong>PINK</strong> PAINTING (Building N° 4) — 2007/14, Öl auf Baumwolle, 150 cm × 110 cm
<strong>PINK</strong> PAINTING (Figure N° 1) — 2014, Öl auf Baumwolle, 150 cm × 110 cm
<strong>PINK</strong> PAINTING (Figure N° 3) — 2014, Öl auf Baumwolle, 150 cm × 110 cm
Whole Lotta Rosa<br />
von Stephan Trescher<br />
Mit der Serie ihrer Pink Paintings hat Doris Marten einen einzigartigen Zyklus geschaffen.<br />
Auch innerhalb ihres eigenen Œuvres. Er ist nämlich ebenso zufallsgeneriert wie<br />
genau geplant, schon vor dem ersten Pinselstrich fertig konzipiert und zu Ende gedacht.<br />
Die Künstlerin verwendet eine kleine Auswahl an Mitteln und Materialien<br />
– oberflächlich betrachtet sind es zwei Farben, zwei Formate und ein festgelegtes<br />
strukturales Element – und stellt doch eine erstaunliche Vielfalt von kunsthistorischen<br />
und werkimmanenten Bezügen her. Wie das?<br />
Die Serie besteht aus 18 Gemälden in den Formaten 150 × 200 cm (bzw. dem entsprechenden<br />
Hochformat) und 150 × 110 cm. Sie gliedert sich in vier Gruppen:<br />
Landschafts bilder (Landscapes), Figuren (Figures), Gebäude (Buildings) und reine<br />
Streifenbilder (Stripes).<br />
Zwar ist die motivische Einteilung unmittelbar einleuchtend, wenn man die Bilder<br />
betrachtet, dennoch sind die Übergänge zwischen den einzelnen Unterkategorien<br />
fließend.<br />
Betrachten wir daher also zunächst einmal die Gemeinsamkeiten, bevor wir uns in die<br />
feinen Unterschiede vertiefen.<br />
Think Pink<br />
Ganz klar: Die Pink Paintings sind zunächst und vor allem rosa. Genauer gesagt: rosa<br />
und schwarz. Das sind die eingangs erwähnten zwei Farben. Aber selbst einem flüchtigen<br />
Betrachter wird auffallen, dass das so einfach und reduziert nicht der Wahrheit<br />
entspricht, denn Rosa ist nicht gleich Rosa. Auch wenn man »Pink« mit »Grellrosa«<br />
übersetzt, hat man nichts gewonnen. Denn tatsächlich taucht in Martens Pink<br />
Paintings eine große Anzahl von Farbnuancen auf, die sich sämtlich im Spektrum einer<br />
Mischung aus Blau, Weiß und Rot bewegen. Es gibt alle Farben zwischen Burgunderrot,<br />
Veilchenblau, Schweinchenrosa, tiefem Purpur und augenreizendem Neonpink,<br />
in unterschiedlichen Hell- und Dunkelschattierungen. An manchen Stellen existieren<br />
auch reines Blau, Weiß oder Rot, die sich erst aus der Distanz im Auge des Betrachters<br />
zu einem rosarotvioletten Gesamteindruck zusammenschließen.<br />
<strong>PINK</strong> PAINTING (Figure N° 1) — Detail
Aber auch Schwarz ist nicht gleich Schwarz. Es kann ein mattes, ein sattes, ein farbdurchwirktes<br />
sein. Abhängig von den farblichen Nachbarschaften, aber auch abhängig<br />
davon, ob die Künstlerin eisenoxidschwarzes oder elfenbeinschwarzes Pigment<br />
verwendet hat<br />
Polar Lights<br />
Gerade die vielen dunklen Partien, der hohe Schwarzanteil in den Gemälden verstärkt<br />
einen Eindruck, der wohl der vorherrschendste der gesamten Serie ist: Die Pink<br />
Paintings strotzen nur so vor Licht. Sie strahlen, schimmern, blenden, glühen, glimmen,<br />
funkeln, manche blinken, einige scheinen förmlich zu explodieren.<br />
Die größte Dynamik entwickeln dabei die Figures- und Building-Bilder. Dadurch, dass<br />
die farbigen Streifen stets ganz eindeutig eine Startseite haben, an der sie beginnen,<br />
und eine Zielseite, die sie anstreben, aber nie ganz erreichen, entstehen unterschiedlich<br />
stark ausgeprägte Bewegungsimpulse. So erinnern die Gemälde mal an einen<br />
leuchtenden Perlenvorhang (Building N° 4), mal an emporschießende Lichtgarben<br />
(Building N° 1) oder sanft herabschwebende Nordlichter (Figures N° 2).<br />
Während die Dynamik der horizontal gelagerten Streifen in den Landscapes eher verhalten<br />
und ruhig wirkt, kommt sie in den Stripes gänzlich zur Ruhe. Die rosafarbenen<br />
Linien besitzen hier keine Richtung mehr, sie durchqueren kontinuierlich und ohne<br />
Unterbrechung den Bildraum von oben nach unten – oder eben umgekehrt.<br />
So dass sich bei den reinen Streifenbildern die Dynamik erstaunlicherweise in horizontaler<br />
Richtung einstellt, als ein Rhythmus unterschiedlicher Helligkeiten, der<br />
manchmal beinahe den optischen Eindruck eines Flimmerns oder Blinkens hervorruft.<br />
Nur gestreift<br />
Was wir bisher ausgeklammert haben, aber für die Pink Paintings genauso wesentlich<br />
ist wie ihre Lichthaltigkeit, ist das bildkonstituierende strukturale Element, sind die<br />
Streifen. In regelmäßigen Parallelen überzieht die Künstlerin die gesamte Leinwand<br />
(die in Wirklichkeit ein Baumwollgewebe ist, das weniger Oberflächenstruktur besitzt)<br />
mit Linien. Den Vorlagen entsprechend, entstehen dabei Zonen von einiger Regelmäßigkeit,<br />
in denen sich zwei oder drei Farben kontinuierlich abwechseln (mal fortlaufend,<br />
mal in umgekehrter Reihenfolge gespiegelt) oder aber Zonen in freien Rhythmen,<br />
in denen es geradezu anarchisch zugeht, jeder Streifen eine eigene Farbe und eine<br />
andere Länge besitzt. Bei den großen Formaten von 150 × 200 cm sind die Streifen<br />
jeweils drei Millimeter breit, bei den kleinen proportional entsprechend dünner.
Vor dem quergestellten Bild arbeitet Marten sich so systematisch von oben nach unten.<br />
Das klingt nicht nur mühselig, das ist es auch. Aber eben auch notwendig für den<br />
besonderen Reiz, den die Pink Paintings haben. Denn selbst wenn man um den Entstehungsprozeß<br />
weiß, bleibt das Ergebnis in allererster Linie ein malerisches Ereignis,<br />
wirkt zwar strukturiert, aber nicht konstruiert, viel eher organisch. Das liegt an den<br />
weichen Übergängen von einer Linie zur nächsten, die Doris Marten durch das geschickte<br />
Vermalen der Parallelen erzielt, und an den nahtlosen farblichen Über gängen<br />
innerhalb eines Streifens oder deren Auslaufen ins Schwarz, das oft ein Versickern<br />
oder Wegdämmern scheint.<br />
So dass im Endeffekt vor dem fertigen Gemälde nicht immer auszumachen ist, ob die<br />
streifige Struktur nun das Bild konstituiert oder sich nicht doch als dünner Schleier,<br />
wie ein gemalter Gazevorhang vor das eigentliche Motiv schiebt; eine schemenhafte<br />
Zwischenebene, die uns den Bildgegenstand im wahrsten Sinne des Wortes schleierhaft<br />
erscheinen läßt.<br />
It’s all in the mind<br />
Eigentlich ziemlich erstaunlich ist die Tatsache, dass wir überhaupt von »Bildgegenstand«<br />
sprechen, dass wir in den meisten Fällen auch ohne die Anregung durch die<br />
Werktitel unserem Drang, im Abstrakten, Vagen und Ungeformten Gegenständliches<br />
sehen zu wollen, so ungehemmt und so erfolgreich nachgeben können. (Die Stripes<br />
sind hiervon natürlich ausgenommen).<br />
Bei einigen Buildings lassen sich leicht die Silhouetten gotischer Kathedralen vor<br />
gewittrig buntem oder polarlichtdurchwebtem Himmel assoziieren. In anderen Fällen<br />
ist es umgekehrt, die Streifen formieren sich zu strahlenden Gebäuden aus Licht vor<br />
schwarzem Horizont, manchmal eher in Formen phantastischer Architektur, manchmal<br />
gar nicht so weit entfernt von der Erscheinung einer erleuchteten Wolkenkratzerskyline<br />
bei Nacht.<br />
Bei den Figures haben wir es da schon etwas schwerer und fast mit einer Form des<br />
Geistersehens zu tun, wenn sich Kopf und Körperumrisse nur schemenhaft von ihrer<br />
leuchtenden Aura abheben.<br />
In den Landscapes dagegen drängen sich Begriffe wie »Höhenzug«, »Bucht«, »Strand«,<br />
»Horizont«, »See«, »Meer« und, ja, sogar »Sonnenuntergang« förmlich auf.<br />
Wie erstaunlich das ist, beweist folgender Versuch: Stünden Sie jetzt vor den Originalen,<br />
müßten Sie sich ziemlich verrenken – hier, wo Sie leicht zu handhabende Reproduktionen<br />
vor Augen haben bzw. in Händen halten, können Sie das Experiment ohne<br />
Gefahr für Bandscheiben und Leben wagen: Drehen Sie einfach das Bild Building N° 1<br />
um 90° gegen den Uhrzeigersinn – und verblüfft werden Sie feststellen, dass das,
was uns eben noch mit einiger Plausibilität an Architektonisches gemahnte, ganz und<br />
gar eindeutig an eine im Dämmerlicht liegende Landschaft am Wasser erinnert (noch<br />
dazu eine, die Landscape N° 1 sehr ähnlich ist).<br />
Darüber ließe sich von Leuten die, wie ich, keine Wahrnehmungspsychologen sind,<br />
trefflich spekulieren: wieso wir überhaupt solch konkrete Dinge in zufälligen Streifenmustern<br />
erkennen. Was macht den Wunsch zur Wirklichkeit? Und wie sehr sind wir<br />
dabei von anderen Bildmustern und deren Rezeption geprägt?<br />
Pinsel gegen Pixel<br />
Damit berühren wir den grenzgängerischen Aspekt der Pink Paintings, die nicht nur<br />
zwischen gegenständlichem Bild und freier Abstraktion schweben, sondern ebenso<br />
eine Mittlerrolle einnehmen zwischen maschinell erzeugtem und handwerklich präzise<br />
gemaltem Bild.<br />
Was dem zeitgenössischen Betrachter nämlich ganz bestimmt als erstes einfällt, wenn<br />
er die Linien der horizontalen Pink Paintings betrachtet, ist ihre Ähnlichkeit mit den<br />
Zeilen eines Bildschirms. Das kommt nicht von ungefähr: Die Anregung zu dieser Bildserie<br />
bescherte Doris Marten nämlich in der Tat eine Fehlfunktion ihrer Digital kamera,<br />
die eine zeitlang nur streifige Bilder in Magenta und Schwarz produzierte. Und zwar<br />
gänzlich unabhängig von dem, was vor der Linse zu sehen war, unabhängig auch von<br />
Lichtverhältnissen oder anderen photographisch sonst relevanten Bedingungen.<br />
Anstatt sie einfach zu löschen, entdeckte die Künstlerin das Potential, das in diesen<br />
Bildern steckte und erkor sie zu Vorlagen für ihre Gemälde.<br />
Bei der Umsetzung läßt sie sich zwar genug malerische Freiheit, um mit Tonwerten<br />
und Helligkeiten zu experimentieren, auch mal ein Detail wegzulassen. Aber frei dazuerfunden<br />
wird nichts. So erklärt sich auch, dass die Serie mit der Reparatur der Kamera<br />
schon abgeschlossen war – bevor Marten überhaupt zu malen begonnen hatte.<br />
Aber auch gestalterische Entscheidungen werden von den Vorlagen diktiert, wie z. B.<br />
die Tatsache, dass die schwarzen Flächen wirkliche Leerstellen sind, denen die sonst<br />
so dominante Streifenstruktur gänzlich fehlt.<br />
Aber der elektronische Störfall war letztlich doch nur die Initialzündung. Die Übertragung<br />
in malerische Feinarbeit verwandelt das pseudophotographische Bild dann<br />
doch in etwas ganz anderes, eben in Malerei und ein Kunstwerk sui generis. Verstärkt<br />
durch die Veränderung der Größenverhältnisse, die intendierte gegenständliche Umdeutung<br />
und das Denken und Arbeiten in Serien, das Doris Marten zu eigen ist. Denn<br />
nur so erhellen sich die Gemälde gegenseitig, kommentieren einander und machen<br />
die fließenden Übergänge zwischen Abstraktion und Konkretion überhaupt erst sinnlich<br />
nachvollziehbar.<br />
<strong>PINK</strong> PAINTING (Building N° 4) — Detail
Panorama<br />
<strong>PINK</strong> PAINTING (Landscape N° 5) — Detail<br />
Man könnte es auch eine Gratwanderung zwischen diesen beiden Bereichen nennen<br />
(eigentlich eher eine über diesen begrifflichen Niederungen). Sie bringt uns an den<br />
Aussichtspunkt, von dem aus wir den Blick ein wenig schweifen lassen können auf das<br />
Werk der Malerin Marten einerseits und die Kunstgeschichte andererseits.<br />
Die Serie der Pink Paintings ist, wie wir gesehen haben, eine Folge von Variationen, die<br />
ein Thema in beinahe musikalischer Manier durchspielen. Sie tut das erstaunlicherweise<br />
in Anlehnung an den klassischen Formenkanon, genauer: die malereigeschichtlichen<br />
Gattungen von Figurenbild, Landschaftsmalerei und ungegenständlicher Abstraktion.<br />
Ein Stilleben fehlt leider. Aber das war in den verunglückten Kamera bildern<br />
einfach nicht zu finden.<br />
Bei aller selbstauferlegten Regelhaftigkeit und Strenge, ergibt sich jedoch insgesamt<br />
eher der Eindruck eines lockeren, fast spielerischen Umgangs mit dem Material.<br />
Doch Marten kann auch anders: In der Serie ihrer GRIDS beispielsweise werden rechtwinklige<br />
Gittermuster in sehr großer Zahl und mit oft nur minimalen Verschiebungen<br />
immer wieder gemalt, wobei die einzelnen kleinformatigen Bilder auch zur großen<br />
Gesamtform kombiniert werden können. Die Erkenntnis, dass auch hier, in diesen<br />
repetitiven Rasterbildern, die Systematik so streng nicht ist, wie sie auf den ersten<br />
Blick scheint, bedarf schon eingehender Betrachtung. Und tatsächlich kommt es der<br />
Künstlerin ja auch darauf an, das Verschiedene aus dem Ähnlichen zu gewinnen, das<br />
einmal gewählte formale Prinzip in letzter Konsequenz bis zum Ende durchzuspielen.<br />
Das verschafft ihr die Freiheit, nach Fertigstellung einer Serie sich manchmal verblüffend<br />
anderen Bildformen zuzuwenden.<br />
Immer bleibt Doris Marten dabei an der Malerei als einem Forschungsgegenstand<br />
interessiert. Sie bewegt sich in diesem Erfahrungs- und Spannungsfeld, um für sich zu<br />
ergründen, was mit Farbe und Pinsel noch erreicht werden kann.<br />
Was auch bedeutet, dass sie sich nicht scheut, auf Bekanntes und von ihr Erprobtes<br />
wieder zurückzugreifen, wenn ihr ein neuer Seitenweg gangbar erscheint. Nicht als<br />
singulärer Nachklapp, sondern, wenn schon – denn schon, mit dem Beginn einer<br />
neuen Serie.<br />
So existieren mittlerweile die Bilder der Borderlines-Serie, die auf der Grenze zwischen<br />
Malerei und Zeichnung zu verorten sind, große Formate, in Tusche auf Aludibond<br />
gezeichnet. Auch hier bestimmen dicht an dicht verlaufende parallele Linien<br />
eines a priori festgelegten, aber von Bild zu Bild neu bestimmten Spektrums von<br />
sieben Farben das Bildgeschehen. Kaum eine Linie durchmisst jemals das ganze<br />
Format und jeder Strich besitzt seine eigene individuelle Länge. Im Unterschied zu
den Pink Paintings enden die Linien aber nicht in einer schwarzen Fläche, sondern<br />
setzen sich, nur durch eine in unregelmäßigem Zickzack verlaufende weiße Grenzlinie<br />
getrennt, in mehr oder minder gleichgerichteten, aber andersfarbigen Strichen<br />
fort. Das passiert mehrmals pro Bild und versetzt die Strichbündel in heftige rhythmische<br />
Schwingungen, die den Borderlines, trotz ihrer strengen Regelhaftigkeit, eine<br />
ungebärdige, geradezu unkontrolliert wirkende Dynamik verleihen.<br />
Serienmaler<br />
Es wird daran erkennbar, dass Serialität und Systematik zwar ganz wesentlich zu<br />
Martens Œuvre gehören, dass sie sich jedoch sonst keinerlei Beschränkungen<br />
auferlegt. Und anders als beispielsweise Roman Opalka das Gesetz der Serie nicht<br />
zur Obsession erhebt. Andererseits aber auch nicht jener manchmal etwas beliebigen<br />
Reihung von Farbvarianten huldigt, wie sie Andy Warhol in seiner Bilder manufaktur<br />
perfektionierte. Eher drängt sich der Vergleich auf mit den impressionistischen<br />
Wieder holungstaten eines Claude Monet, seinen Heuhaufen, Seerosen und<br />
Kathedralen.<br />
Apropos Kathedralen: An diese lichtgeformten gotischen Architekturen erinnern<br />
einige der Building-Bilder; vielleicht sogar noch ein bißchen mehr an Monets verschiedene<br />
Houses of Parliament. Das ist schon schön. Noch schöner ist es, dass man<br />
in den Pink Paintings, bei manchen Stripes, unschwer Anklänge an die »Zips« eines<br />
Barnett Newman entdecken kann, aber vor allem, daß Doris Marten bei allem was<br />
sie tut, Malerin ist und bleibt. Das bedeutet, daß sie all die computergenerierten<br />
Streifenbilder und ornamentalen Pixelvermehrungen, auch die Digitaltapeten eines<br />
Gerhard Richter, weit hinter sich läßt und anders als dieser nicht vor der digitalen<br />
Bilderzeugungsmaschinerie kapituliert. Im Gegenteil: Doris Marten feiert mit ihren<br />
Pink Paintings einen Triumph der Malerei über das virtuelle Bild.<br />
So ist es sicherlich kein Zufall, dass sich in einigen Exemplaren der Pink Paintings (am<br />
deutlichsten vielleicht bei Figure N° 1) die Strichbündel stellenweise so dicht zusammenschließen,<br />
dass sie wie ein einziger breiter Pinselstrich erscheinen. Was wiederum<br />
an die riesenhafte Vergrößerung eines gestischen Pinselschwungs in einem<br />
der gerasterten Bilder Roy Lichtensteins erinnert – das Ad-absurdum-Führen eines<br />
subjektiv sich gebärdenden Pinselschwungs.<br />
So viel aus bewußter Reflexion und handwerklicher Präzision destillierter Assoziationsreichtum<br />
ist eine Seltenheit in der Kunst des frühen 21. Jahrhunderts – und ein<br />
außerordentliches Sehvergnügen.<br />
<strong>PINK</strong> PAINTING (Stripes N° 1) — Detail
<strong>PINK</strong> <strong>PAINTINGS</strong> (Stripes N° 1, N° 4, N° 2, N° 5) — 2012–2014, Öl auf Baumwolle, 200 cm × 150 cm
Folgende Doppelseiten: <strong>PINK</strong> PAINTING (Stripes N° 4), <strong>PINK</strong> PAINTING (Building N° 5) — Detail
<strong>PINK</strong> PAINTING (Stripes N° 3) — 2014, Öl auf Baumwolle, 200 cm × 150 cm
<strong>PINK</strong> PAINTING (Building N° 5) — 2014, Öl auf Baumwolle, 200 cm × 150 cm
<strong>PINK</strong> PAINTING (Landscape N° 4) — 2012, Öl auf Baumwolle, 150 cm × 200 cm
<strong>PINK</strong> PAINTING (Landscape N° 5) — 2011, Öl auf Baumwolle, 150 cm × 200 cm
<strong>PINK</strong> PAINTING (Landscape N° 1) — 2008, Öl auf Baumwolle, 150 cm × 200 cm
<strong>PINK</strong> PAINTING (Landscape N° 3) — 2010, Öl auf Baumwolle, 150 cm × 200 cm
Doris Marten<br />
1971 geboren in München<br />
1990 Abitur<br />
1990–1992 Ausbildung zur Trickfilmzeichnerin bei Curt Linda-Film, München<br />
1992–1998 Akademie der bildenden Künste Nürnberg<br />
Klasse Rolf-Gunther Dienst (Malerei, Grafik und Objektkunst)<br />
1997 Universität der Künste Berlin, Klasse Kuno Gonschior (Malerei)<br />
1998 Meisterschülerin von Rolf-Gunther Dienst<br />
Preise und Stipendien<br />
2008 Projektstipendium Käthe-Dorsch-und-Agnes-Straub-Stiftung<br />
2007 Goldrausch Kuenstlerinnenprojekt art IT<br />
2002 DAAD–Stipendium für Rom<br />
1. Preis des Kunst-am-Bau Wettbewerbs der Regierung Oberfranken<br />
2000 Debütantenpreis des Freistaates Bayern<br />
1996–1998 Stipendium der Studienstiftung des deutschen Volkes<br />
Vorherige Doppelseite: <strong>PINK</strong> PAINTING (Landscape N° 2) — Detail
<strong>PINK</strong> PAINTING (Landscape N° 2) — 2009, Öl auf Baumwolle, 150 cm × 200 cm
Einzelausstellungen<br />
2014 <strong>THE</strong> <strong>PINK</strong> <strong>PAINTINGS</strong>, Galerie Münsterland, Emsdetten<br />
2013 SOUND AND VISION, Cuba Cultur, Münster<br />
BORDERLINES, Galerie Funke, Berlin<br />
2011 grids’n’stacks, Galerie Funke, Berlin<br />
2010 <strong>PINK</strong> <strong>PAINTINGS</strong>, Positionen zeitgenössischer<br />
Kunst, Vattenfall-Lounge, Berlin<br />
<strong>PINK</strong> <strong>PAINTINGS</strong> (Landscapes and Skylines), Galerie der Berliner<br />
Wasserbetriebe, Berlin<br />
2008 Sequences, Zumikon, Nürnberg<br />
2007 ZOOM, Galerie Peter Pfertner, Hamburg<br />
Lines, terra architectura, Berlin<br />
2006 Pathos im Fokus I, Galerie Jonas Reuber, Berlin<br />
Pathos im Fokus II, sox36, Berlin<br />
2001 Das nächste Bild, Galerie Kohlenhof, Nürnberg<br />
Square 36, Projektraum Mitte, Berlin<br />
2000 »Wie Maria sich selbst als abstrakter Farbfleck erschien« Stadtmuseum<br />
Weilheim<br />
Gruppenausstellungen<br />
2014 UTA, Kunsthalle Weißensee, Berlin<br />
2013 Time is Now, Galerie Funke, Berlin<br />
2010 Energische Vorhersagen, Umweltbundesamt, Berlin<br />
Darf es wieder etwas weniger sein?, Galerie Peter Pfertner, Hamburg<br />
2009 Die unendliche Schleife, Zumikon, Nürnberg<br />
2008 Ende einer Dienstzeit, Galerie Oechsner, Nürnberg<br />
2007 Take me to the edge of heaven, Kunstraum Kreuzberg, Berlin<br />
2004 mad(e) in Berlin, Förderkoje Ralf Schmitt, Berlin<br />
2003 Abstraction Now, Künstlerhaus, Wien<br />
2001 Debütantenausstellung, Ausstellungshalle Akademie Nürnberg<br />
1999 WARENZEICHEN, Nürbanum, Nürnberg<br />
Folgende Doppelseite: <strong>PINK</strong> PAINTING (Figure N° 2) — Detail
Impressum<br />
Dieser Katalog erscheint anläßlich der Ausstellung<br />
<strong>THE</strong> <strong>PINK</strong> <strong>PAINTINGS</strong><br />
14. September bis 26. Oktober 2014 in der Galerie Münsterland, Emsdetten<br />
Text: Stephan Trescher<br />
Fotos: Roman Mensing<br />
Foto Seite 40/41: Martin Eberle<br />
Fotos Seiten 8/9, 23, 30/31, 32/33: Doris Marten<br />
Foto der Künstlerin: Doris Marten<br />
Kataloggestaltung: EBERLE & EISFELD, jp.huss mediadesign<br />
Gesamtherstellung: DruckVerlag Kettler GmbH, Bönen<br />
Erschienen bei: Verlag Kettler, Dortmund<br />
ISBN 978-3-86206-424-3<br />
www.verlag-kettler.de<br />
© 2014 galerie münsterland e. V. / Verlag Kettler<br />
Umschlagabbildung: <strong>PINK</strong> PAINTING (Landscape N° 3) — Detail<br />
Gefördert