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Mainleite - Historischer Verein Schweinfurt

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<strong>Schweinfurt</strong>er<br />

<strong>Mainleite</strong><br />

Nummer II . Juni 2006 . IZ9457 F


_________________________________________________________<br />

Anschrift<br />

der Redaktion<br />

Ernst Petersen, Tel. (0 97 21) 2 85 43,<br />

email: petersen-schweinfurt@t-online.de<br />

<strong>Historischer</strong> <strong>Verein</strong> <strong>Schweinfurt</strong> e.V.<br />

Petersgasse 3 („Schrotturm“), 97421 <strong>Schweinfurt</strong><br />

Geschäftszeiten: Mo.+ Do. 15-17 Uhr, Tel. (09721) 18 66 28<br />

_________________________________________________________<br />

Inhalt<br />

Geleitwort ................................................................................. 1<br />

Suchbild ..................................................................................... 2<br />

Aufsätze<br />

Ernst Petersen<br />

Graf Montgelas – ein Segen für Franken<br />

Kurzvortrag anläßlich der Mitgliederversammlung ........................ 4<br />

Hans Graetz<br />

Georg Carl Gottlieb Sattler ........................................................... 19<br />

Hans-Dieter Schorn<br />

Kgl. Post Bayern.<br />

Es war einmal … ......................................................................... 24<br />

Studienfahrten ....................................................................... 28<br />

Personalia ............................................................................... 29<br />

________________________________________________________<br />

Impressum <strong>Schweinfurt</strong>er <strong>Mainleite</strong><br />

Herausgeber: <strong>Historischer</strong> <strong>Verein</strong> <strong>Schweinfurt</strong> e.V.<br />

Redaktion: Ernst Petersen, Dr. Uwe Müller, Dr. Erich Schneider<br />

Umschlaggestaltung: Isi Huber<br />

Druck: Weppert Print & Media GmbH, <strong>Schweinfurt</strong><br />

Der Verkaufspreis ist durch den Mitgliedsbeitrag abgegolten.<br />

Gefördert von der Stadt <strong>Schweinfurt</strong> und dem Bezirk Unterfranken<br />

_________________________________________________________


_________________________________________________________<br />

Geleitwort<br />

Franken –<br />

ein substantiell<br />

konstitutiver Bestandteil<br />

Bayerns<br />

der Historische<br />

<strong>Verein</strong> führt<br />

zusammen<br />

Die diesjährige Landesausstellung in Nürnberg trägt den Titel<br />

„200 Jahre Franken in Bayern“. Dabei wird vor allem der Beitrag<br />

Frankens zur politischen, gesellschaftlich-kulturellen und<br />

wirtschaftlichen Einheit Bayerns gewürdigt.<br />

Das vorliegende Heft stellt drei Beiträge aus der Epoche der<br />

bayerischen Königszeit vor.<br />

Der erste, umfangreichere Aufsatz, der das Konzept meines<br />

Kurzvortrages bei der Mitgliederversammlung des Historischen<br />

<strong>Verein</strong>s <strong>Schweinfurt</strong> bildete, und hier unverändert gedruckt wird,<br />

zeichnet den Werdegang des Grafen Montgelas nach, der für die<br />

Staatsgründung Bayerns von entscheidender Bedeutung war.<br />

Meine These verläuft entgegen der weitverbreiteten Meinung,<br />

dass Montgelas und der Kurfürst Max Joseph IV. (der spätere<br />

König Max I. Joseph) Franken ins bayerische Kurfürstentum<br />

einverleibt hätten und Franken ein Opfer der bayerisch-französischen<br />

Machtpolitik geworden wäre, in eine andere Richtung: Ich<br />

denke, dass es sachlich richtiger ist, davon zu sprechen, dass<br />

Bayern damals völlig neu entsteht und insgesamt eine völlig neue<br />

Ordnung durch den König und seinem engsten Mitarbeiter<br />

Montgelas erhält. Im Gegensatz zur Wiedervereinigung 1989<br />

wird nicht eine bestehende Ordnung den neu dazukommenden<br />

Gebieten wie Franken übergestülpt. Damit hatte Franken auch<br />

die Chance, sein eigenes Gepräge in das Land Bayern einzubringen.<br />

Der Redakteur muss sich an dieser Stelle entschuldigen, dass im<br />

letzten „<strong>Mainleite</strong>“ 2006-I der Name der Verfasserin des Leserbriefs<br />

zu dem Aufsatz von Kurt Petzold über die Ermordung der<br />

polnischen Fremdarbeiterin Sophie Malcik, versehentlich<br />

unterschlagen wurde. Dies wird hier nachgeholt: Frau Elisabeth<br />

Böhrer ist vielen als ausgewiesene Kennerin von Einzelheiten der<br />

damaligen Verhältnisse bekannt. Mein Versehen hatte allerdings<br />

auch einen positiven, nicht vermuteten Nebeneffekt: Eine weitere<br />

Anfrage und Vermutung zum Grab Sofie Malciks – von Herrn<br />

Scholz an den <strong>Verein</strong> gesandt – konnte auf diesem Wege Frau<br />

Böhrer gleich ein Stück weit erhellen und aufklären.<br />

Ernst Petersen<br />

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1


_________________________________________________________<br />

Suchbild<br />

Suchbild<br />

Ein Wappen ziert dieses stattliche Haus. Der versierte Geschichtskenner<br />

wird sofort erkennen, um welches Wappen es<br />

sich handelt. Welches<br />

Gebäude ziert es?<br />

Nur soviel sei hier<br />

verraten: Es wurde<br />

über dem Portal einer<br />

Institution angebracht,<br />

deren Bürogebäude<br />

heute gerne als<br />

„moderne Paläste“<br />

bezeichnet werden.<br />

Viele dieser Gebäude<br />

überragen an Höhe<br />

Kirchen und an Geldaufwand<br />

Schlösser.<br />

Auflösung des Suchbildes der Nummer 2006 - I<br />

Zum Suchbild der letzten Nummer erreichten uns wieder einige<br />

richtige Lösungen. (rechts oben z.B. Herr Lauerbach, Herr<br />

Reusch Herr W. Küntzel), unten Frau Natascha Nowack-<br />

Göttinger).<br />

Herr Küntzel weist darauf hin, dass die Figur aus grünem<br />

Sandstein aus dem Bruch bei Obersteinach/Ebrach gefertigt<br />

wurde. Herr Lauerbach weiß noch: „... eine spontane Spendenaktion<br />

der Bürgerschaft ermöglichte es, daß von 10 unterfränkischen<br />

Bildhauern die neuen Giebelfiguren geschaffen wurden.“<br />

_________________________________________________________<br />

2


_________________________________________________________<br />

Leserbrief zur Auflösung des Suchbildes der Nummer 2005 - IV<br />

Herr Reinhold Jordan sandte uns einen Leserbrief zur Auflösung<br />

des letzten Suchbildes. Er schreibt:<br />

„Diese Darstellung ist so nicht richtig. Das „Kuratorium Unteilbares<br />

Deutschland“ stellte 1964 ein ganz anderes Denkmal auf. Es<br />

handelte sich um einen rechteckigen Stein, auf dem eine<br />

Deutschlandkarte in den Grenzen von 1937 abgebildet war.<br />

Dieser Stein war Mitte der 80er Jahre angeblich reparaturbedürftig.<br />

Er wurde aber nicht repariert (wohl,<br />

weil die Deutschlandkarte politisch nicht<br />

mehr opportun erschien), sondern durch<br />

die jetzt dort stehende Skulptur ersetzt.<br />

Wer kennt den Künstler des alten Denkmals?<br />

Was ist aus diesem Denkmal<br />

geworden? Wer kennt den Künstler des<br />

neuen Denkmals? Wer hat das neue<br />

Denkmal aufstellen lassen?“<br />

_________________________________________________________<br />

3


_________________________________________________________<br />

Aufsätze<br />

Ernst Petersen<br />

Graf Montgelas – ein Segen für Franken<br />

Kurzvortrag anläßlich der Mitgliederversammlung des Historischen <strong>Verein</strong>s <strong>Schweinfurt</strong> 1<br />

Franken – ein Opfer<br />

Napoleons?<br />

Zwei eher zufällige Gründe haben mich bewogen, dieses Thema<br />

für den heutigen Abend zu wählen, als ich um den Kurzvortrag<br />

anlässlich der Mitgliederversammlung gebeten wurde.<br />

Zum einen jährt sich in diesem Jahr 2006 zum 200hundersten<br />

Mal die Erhebung Bayerns zum Königreich. Dazu zähle ich auch<br />

die Schaffung des modernen Bayerns, die sich bekanntlich von<br />

1802, noch vor dem endgültigen Hauptschluss der Reichsdeputation,<br />

bis 1816/17 hinzieht, als auch 1814 wieder das Großherzogtum<br />

Würzburg und schließlich noch kleinere Gebiete wie Alzenau<br />

oder Bad Brückenau in das Königreich integriert wurden.<br />

Zum anderen erschien im vergangenen Jahr der zweite Band der<br />

umfangreichen Biographie Graf Montgelas’. 2 35 Jahre nach der<br />

Veröffentlichung des ersten Teils seiner Habilitationsschrift<br />

konnte nun Eberhard Weis, mittlerweile emeritiert, den 2. Band<br />

folgen lassen. Dort werden akribisch und minutiös die Handlungen<br />

und Überlegungen des „allmächtigen Staatsministers“ auf<br />

Grundlage einer schier unübersehbaren Quellenmasse für den<br />

Zeitraum von 1799 bis 1817 beschrieben.<br />

Es ist ganz gewiß ein Vorurteil von mir als gebürtigen Münchner<br />

gewesen, diesen Montgelas auch gleich als Segen für die fränkischen<br />

Lande zu mutmaßen, wie ich es in meiner Naivität formuliert<br />

hatte. Nichts ahnend, dass allein die Ankündigung dieses<br />

Vortrages mir einen Brief ins Haus flattern ließ, der zum Inhalt<br />

hatte, dass dieser Montgelas keinesfalls ein Segen für Franken<br />

gewesen sei. Denn merkwürdigerweise wird von Franken gerne<br />

der Beginn des 19. Jahrhunderts als Ende des Römischen<br />

Reichs Deutscher Nation betrauert, 3 es wird der Verlust der<br />

Reichsunmittelbarkeit beklagt, es wird vor allem in der älteren<br />

römisch-katholischen Kirchengeschichtsschreibung die Säkularisierung<br />

als Katastrophe oder zumindest großes Unglück bzw.<br />

Unrecht angeprangert und nicht zuletzt die Inbesitznahme<br />

Frankens durch den bayerischen Herzog als Konfiszierung oder<br />

Annexion der fränkischen Lande verstanden. Die Franken, so<br />

meine ich gele-gentlich zu hören, sind zum Opfer einer nicht<br />

durch das Recht getragenen Machtpolitik Frankreichs und<br />

_________________________________________________________<br />

4


_________________________________________________________<br />

Veränderung des<br />

Blickwinkels<br />

Bayerns geworden und es bis heute geblieben. Manche Annektoden<br />

wie die Groteske um die Rückforderung des Fränkischen<br />

Schwertes ins Mainfränkische Museum nach Würzburg oder die<br />

angebliche Benachteiligung fränkischer Gebiete durch Politik<br />

oder Wirtschaft scheinen solchen Vorstellungen Nahrung zu<br />

geben. Auch wenn die Option nach einem eigenen Bundesland<br />

Franken selbst in unseren Ge-bieten kaum ernsthafte Befürworter<br />

findet, es scheint doch ein merkwürdiges latentes „Minderwertigkeitsgefühl“<br />

gegenüber den Altbayern vorhanden zu sein,<br />

als ob eine Niederlage nicht ver-schmerzt sei.<br />

Aber wer sollte der Sieger sein? Gibt es den überhaupt? Etwa<br />

der Kurfürst in München oder das Herzogtum Altbayern?<br />

Ein Blick auf die Entstehung des modernen Bayerns in den ersten<br />

20 Jahren des 19. Jahrhunderts lehrt uns etwas Besseres.<br />

Vor allem führt er uns dazu, den oft unreflektiert althergebrachten<br />

Blickwinkel zu ändern. Ein interessantes Thema, das ich aber<br />

heute übergehen möchte, wäre durchaus die Frage, wer denn ein<br />

Interesse daran gehabt haben könnte, dieses alte Bild des Anschlusses<br />

Frankens an Bayerns zu vertreten.<br />

In der Berufsschule nehme ich zur Zeit den Streit um die Thesen<br />

Galileo Galileis durch. Galileo ist bekanntermaßen der Auffassung<br />

Kopernikus’ gefolgt, dass sich entgegen dem Augenschein<br />

die Sonne nicht um die Erde drehe, sondern es sich andersherum<br />

verhält. Mit anderen Worten: Kann man die Integration<br />

Frankens in das Kurfürstentum Bayern nicht als Gewinn oder als<br />

eine gewisse Befreiung verstehen? Als evangelischer Münchner<br />

würde ich übrigens sofort hinzufügen, müssen nicht in gleicher<br />

Weise die Altbayern oder die Pfälzer das Entstehen des neuen<br />

Bayerns ihrerseits als große Befreiung begreifen, die vielleicht<br />

ohne die fränkischen und pfälzischen Gebietserweiterungen so<br />

nicht möglich gewesen wären?<br />

Noch einmal anders ausgedrückt: „Der Herzog ohne Land“ aus<br />

dem kleinen, nicht einmal 100.000 Bewohner zählenden Herzogtum<br />

Zweibrücken, als zweitgeborener Sohn ohne Regentschaftsanspruch,<br />

dieser Maximilian IV. Joseph konstruiert, nachdem<br />

er urpötzlich zum Kurfürsten hinaufgespült wurde, zusammen<br />

mit seinem Vertrauten und seinem Staatsminister Montgelas,<br />

auch dieser zunächst ein kleiner Adeliger ohne Land und<br />

Macht, aus dem Nichts heraus einen Staat, der schon bald weit<br />

und breit als einer der modernsten gerühmt wird.<br />

_________________________________________________________<br />

5


_________________________________________________________<br />

Die Áufklärung als<br />

geistiger Motor<br />

Erziehung Montgelas’<br />

Taufeintrag Montgelas`<br />

(Münchener<br />

Liebfrauenkirche)<br />

Der Übernahmekandidat, ich denke es ist nicht zu überspitzt<br />

formuliert, der Übernahmekandidat Alt-Bayern – Österreich sah<br />

sich schon mehrmals auf dem Siegertreppchen – wird tatsächlich<br />

übernommen: nicht von Österreich, nicht von Frankreich,<br />

auch nicht von Preussen, das eher ein Auge auf die nördlich der<br />

Donau liegenden fränkischen Lande geworfen hatte, aber auch<br />

nicht vom Kurfürsten Maximilian IV. Joseph und späteren König<br />

Max I. oder dem allmächtigen Staatsminister Montgelas, sondern,<br />

halten Sie sich fest, verehrte Hörer, sondern vom Staat<br />

Bayern als neu entstehender Größe. Es ist eine Revolution von<br />

oben, die gewiß nicht ohne den König möglich gewesen wäre.<br />

Eine Revolution, mit der sich letztlich der König selbst entmachtet.<br />

Er wird den Staat nicht als seinen Besitz begreifen, sondern<br />

als Aufgabe, ihn zu lenken und zu führen. Aus einem absoluten<br />

Fürstentum von Gottes Gnaden wird eine konstitutionelle<br />

Monarchie, die an einer wirklichen Blüte des Landes ihr Interesse<br />

hat. (Die heftigsten Widerstände gegen die Neuordnung Bayerns<br />

kamen übrigens nicht von ungefähr aus Altbayern. Dort wurde<br />

um Privilegien gefürchtet.)<br />

Wie kommt es zu dieser Entwicklung?<br />

Zu allererst ist natürlich die geistige Grundströmung des ausgehenden<br />

18. Jahrhunderts zu nennen, in die hinein Montgelas<br />

hineingeboren wurde: die Aufklärung. So sind verwandte Entwicklungen<br />

der Staatsgestaltung auch in Frankreich, Österreich,<br />

Preussen, besonders aber auch in den süddeutschen Staaten<br />

Baden und Württemberg verlaufen. Eine markante Note erhält<br />

die bayerische Ausgestaltung durch jene beiden Persönlichkeiten,<br />

Max I. und Montgelas.<br />

Letzterer wurde 1759 als Sohn des aus Savoyen stammenden<br />

und in bayerische Dienste übergetretenen Offiziers und Diplomaten<br />

Janus Montgelas und einer Münchner Gräfin geboren. Kur-<br />

_________________________________________________________<br />

6


_________________________________________________________<br />

Staatsdienst<br />

fürst Max III. war übrigens Taufpate, ließ sich aber durch einen<br />

Kammerherrn bei der Taufe vertreten. Die Mutter starb bereits<br />

ein halbes Jahr nach Montgelas Geburt, sein Vater 7 Jahre später.<br />

Die 2 Jahre ältere Schwester wurde in Klöstern erzogen, um<br />

Maximilan Joseph kümmerte sich neben dem Freisinger Kardinal<br />

auch sein Taufpate. Schon mit 5 Jahren wurde der Junge an<br />

einem Kolleg der Universität Nancy erzogen. Er erlebte dort die<br />

Aufhebung des Jesuitenkollegs, an dem er lernte, die Jesuiten<br />

sah er durch neue Lehrkräfte ersetzt, neuere Geschichte und<br />

Naturwissenschaften traten im Lehrplan in den Vordergrund.<br />

Von 1770 (11jährig) bis 76 studiert er dann in Straßburg Jura.<br />

Straßburg – protestantisch geprägt – war in dieser Zeit nicht nur<br />

eine der bedeutendsten Universitäten Frankreichs, sondern auch<br />

Deutschlands. Diese Überschneidung der beiden Kulturkreise, ist<br />

ganz besonders für Montgelas prägend. Er wird sich flüssiger<br />

und gewandter auf französisch ausdrücken können als in seiner<br />

Heimatsprache Deutsch. In Straßburg hört er nicht nur Jurisprudenz<br />

sondern erhielt auch eine auf höchstem Niveau stehende<br />

Ausbildung in den Geschichtswissenschaften. Führende Kräfte<br />

seiner Zeit studierten in Straßburg. <strong>Verein</strong>igt wurden dort deutsche<br />

und franz. Kultur, Gotik und Rokoko, protestantisches und<br />

Katholisches, absolute Monarchie und ehemals freie Reichsstadt<br />

mit Selbstverwaltung, Aristrokratie und selbstbewusste Bürgertum,<br />

Kunst und Wissenschaft. 4<br />

Das letzte Studienjahr verbrachte er dann an der bayerischen<br />

Universität in Ingolstadt. 1777 erwarb er mit außerordentlichem<br />

Lob das Diplom, im gleichen Jahr bestand er in München vor der<br />

Hofratskommission die Proberelation.<br />

Im Alter von 18 Jahren tritt er in den Staatsdienst ein. Drei Monate<br />

vor dem Tod seines Taufpaten wird er zum wirklichen Hofrat<br />

ernannt, allerdings vorläufig ohne Gehalt. Kurfürst Karl Theodor,<br />

der Nachfolger Max III. Josef, strich sogar eine Waisenpension,<br />

so dass Montgelas 10 Jahre nach Dienstantritt ein erneutes Gesuch<br />

nach einer Bezahlung für seine vielfältigen Dienste einreichte.<br />

(Ob sich der heutige Staat auch nach solchen Beamten<br />

sehnt?)<br />

Zuständig war er für Straf- und Zivilsachen. Er wurde mit Finanzangelegenheiten<br />

und Staatskirchenrecht betraut.<br />

Schon in dieser frühen Beamtenzeit wird Montgelas von auswär-<br />

tigen Gesandten sehr positiv beurteilt. Man zählt ihn zu den zwei<br />

_________________________________________________________<br />

7


_________________________________________________________<br />

einzigen wirklich fähigen Hofbeamten. Der franz. Gesandte<br />

Montezan schreibt: „Der Freiherr von Montgelas, ein junger<br />

Mann, der von Natur aus sehr viel Scharfsinn, Gedächtnis und<br />

Kaltblütigkeit besitzt. Er hat sich ausgedehnte Kenntnisse<br />

erworben und sie gut verarbeitet. Er steckt voller Eifer und<br />

Arbeitslust, aber er ist bisher beschränkt auf den einfachen<br />

Posten eines Hofrates unter Herrn Geyer. Er ist hier niemals<br />

gern gesehen gewesen, weil er von Anfang an das Missfallen der<br />

Teutonique erregt hat. Indessen war man bereit im letzten Jahr<br />

etwas für ihn zu tun, als die elende Affäre der Illuminaten<br />

dazwischenkam…“ 5<br />

Ab 1780 war er auch Mitglied des Bücherzensurkollegiums. Freilich<br />

war dies eine sehr merkwürdige Behörde. Sie begünstigte<br />

nämlich das Erscheinen derjenigen Bücher, die sie eigentlich<br />

bekämpfen sollte. Nicht aufgeklärtes Schrifttum, sondernPolemiken<br />

gegen die Aufklärung behinderte dieses Amt. Das hatte<br />

seinen Grund darin, dass fast sämtliche Mitarbeiter dieses<br />

Gremiums Mitglieder des geheimen Illuminatenordens waren.<br />

Diesem Orden, streng hierarchisch aufgebaut, trat auch Montgelas<br />

1779 bei. Als Nummer 35, mit dem Ordensnamen, Museus,<br />

wurde er bis zur Aufdeckung dieser<br />

geheimen Gesellschaft geführt. Wenn<br />

auch freimaurerisch in den Äußerlichkeiten<br />

organisiert, war es ein Zusammenschluß<br />

von Adeligen (35 %) und gut<br />

Bürgerlichen, die sich wohl in lockerer<br />

Runde trafen, diskutierten und zusammen<br />

aufklärerische Ideale vertraten.<br />

Obwohl Montgelas nach der Aufdeckung<br />

seiner Illuminatenzugehörigkeit nicht<br />

politisch verfolgt wurde, sogar seine<br />

Ämter behielt, das Vertrauen des eh<br />

sehr misstrauisch veranlagten Karl<br />

Theodor hatte er verloren. Montgelas<br />

sah keine Zukunft mehr in München.<br />

Der Gesandte schreibt weiter: „… Es ist<br />

wahrhaft schade, dass er mit 27 Jahren<br />

ausgeschaltet ist mit ebensoviel<br />

Verdiensten wie Fähigkeiten.“ 6<br />

Mitgliederverzeichnis<br />

des Illuminatenordens.<br />

Montgelas wurde<br />

unter Nr. 35 mit dem<br />

Namen „Museus“<br />

geführt.<br />

_________________________________________________________<br />

8


_________________________________________________________<br />

Wechsel nach<br />

Zweibrücken<br />

Ansbacher<br />

Memoire<br />

Doch Montegelas bleibt den Wittelsbachern treu.<br />

In Zweibrücken, am Hofe des voraussichtlichen Erben Pfalzbayerns,<br />

Herzog Karl II., wird er 1787 außenpolitischer Berater.<br />

Nach der Eroberung Zweibrückens 1793 durch die Franzosen<br />

und der Flucht des Herzogs nach Mannheim, bleibt Montgelas<br />

allein in Zweibrücken zurück, wohl um wichtige Dokumente zu<br />

sichern und eventuell Verhandlungen mit den Besatzungsoffizieren<br />

zu führen. Schließlich muss er sich jedoch nach Mannheim<br />

zu seinem Herzog durchschlagen. Er wird verdächtig mit den<br />

Jakobinern zusammengearbeitet zu haben, und verliert daraufhin<br />

jeglichen Einfluss. Auch sein Gehalt wird ihm entzogen. Bis zum<br />

überraschenden Tode des Herzogs am 1.4.1795 wird er keine<br />

öffentliche Wirkung erzielen können.<br />

Nun ist Max IV. Joseph Regent der Zweibrücker Linie und, da<br />

Karl Theodor kinderlos blieb, auch der künftige Erbe der gesamten<br />

Wittelsbachischen Linien.<br />

Dieser ernennt Montgelas 1795 erneut zum wirklichen Regierungsrat<br />

mit Sitz und Stimme im Herzoglichen Regierungskollegio.<br />

Das Vertrauen des neuen Herzogs erwarb sich Montgelas<br />

aber wohl erst in Ansbach, in das der Herzog vor den weiter an<br />

Mannheim heranrückenden französischen Heer zurückwich. Dort<br />

lernte Max IV. seine zweite Frau Caroline von Baden kennen,<br />

eine Protestantin, die sich im Ehevertrag die weitere Ausübung<br />

ihrer Religion sicherte.<br />

Montgelas nutze die Zeit im Ansbachischen Exil, um für die<br />

kommende Regierungszeit Max IV. ein Programm auszuarbeiten.<br />

Das sogenannte Ansbachische Memoire beschreibt bereits all die<br />

Ziele, die Montgelas zusammen mit Max Josef später in Angriff<br />

nehmen sollte.<br />

Ähnlich wie Hardenberg und Stein für Preussen oder Reitzenstein<br />

für Baden, entwarf Montgelas ein Konzept zur Anpassung<br />

der Bayerischen Verfassungs- und Verwaltungsverhältnisse an<br />

die Gegebenheiten einer neuen Zeit. Anders als die übrigen Reformer<br />

verfasste Montgelas jedoch seine Vorstellungen für einen<br />

Herzog ohne Land. Das Memoire ist keine theoretische Schrift,<br />

vielmehr ein Leitfaden für künftiges Verwaltungshandeln. Auf sieben<br />

eigenhändig beschriebenen Doppelblättern erörtert der spätere<br />

Minister die herrschenden Verhältnisse in Bayern und<br />

schlägt Maßnahmen vor, die seiner Meinung nach für eine<br />

_________________________________________________________<br />

9


_________________________________________________________<br />

Das von Montgelas<br />

verfasste und eigenhändig<br />

geschriebene<br />

sog. „Ansbacher<br />

Memoire“ von 1796<br />

effektive und nach den Gesichtspunkten der Aufklärung geführte<br />

Staatsverwaltung notwendig seien.<br />

1799 wurde Herzog Maximilan IV. Joseph Kurfürst von Bayern.<br />

Einen Tag nach der Ankunft Max in München wurde Montgelas<br />

sein Minister. Er sollte mit ihm zusammen den neuen Staat<br />

bauen.<br />

_________________________________________________________<br />

10


_________________________________________________________<br />

Das politische<br />

Programm Montgelas’<br />

Das Memoire, französisch abgefasst, stellt zuerst die gröbsten<br />

Missstände der Regierung Karl Theodors dar, die Montgelas<br />

noch aus eigener Anschauung kannte. Ein französischer Gesandter,<br />

nimmt im selben Jahr in einem internen Schreiben kein<br />

Blatt vor den Mund: „der sicherste Beweis dafür, dass Bayern<br />

das irdische Paradies Deutschlands ist, liegt in der Tatsache,<br />

dass diese Provinz … bisher imstande gewesen ist, eine<br />

Regierung zu ertragen, die allgemein als die schlechteste aller<br />

schlechten Regierungen Europas anerkannt ist.“<br />

Gravierendste Mängel sind laut Montgelas eine fehlende klare<br />

Geschäftsverteilung auf höchster Behördenebene, mangelnde<br />

Absprachen sowie vor allem eine schlecht ausgebildete und<br />

obendrein korrupte Beamtenschaft.<br />

So zielen die ersten Vorschläge auf die Erneuerung der Beamtenschaft,<br />

dann werden die einzelnen fünf Geschäftsbereiche, die<br />

ich später nennen werde, im einzelnen vorgestellt:<br />

Ich zitiere: „Man könnte diesem vorrangigen Problem leicht<br />

abhelfen, wenn man sich dazu entschließen würde, die Departements<br />

nach rationalen Gesichtspunkten aufzuteilen, …, indem<br />

man die Platzhirsche, die bisher an der Spitze der Büros standen<br />

durch kompetente Leute ersetzt; sie sollten fähig sein, Untergebene<br />

zu beaufsichtigen, gegebenenfalls deren Vorstellungen zu<br />

berichtigen, und in jeder Hinsicht dem Vertrauen entsprechen,<br />

mit dem der Fürst sie ehrt. Ein Haken, den man auf jeden Fall<br />

vermeiden sollte, wäre die zu große Bescheidenheit bei den<br />

Bezügen. Jedes Individuum das seine Zeit dem Staat verschreibt,<br />

hat einen berechtigten Anspruch auf angemessene<br />

Entlohnung, entsprechend dem gesellschaftlichen Rang, den es<br />

einnimmt, und nach seinem Tod auf angemessene Entschädigung<br />

für seine Frau und seine Kinder.“ 7 Falsche Sparsamkeit in<br />

der Vergangenheit hätte notwendigerweise zu der ausufernden<br />

Bestechungspraxis geführt.<br />

In der Regierungszeit wurden dann einheitliche Ausbildungswege<br />

und Prüfungsordnungen verabschiedet, so dass in der Auswahl<br />

der Beamten ganz nach dem Leistungsprinzip vorgegangen<br />

werden konnte. Nicht mehr die Herkunft entschied, sondern die<br />

Platzziffer bei der Prüfung. Die Beamten wurden finanziell<br />

abgesichert, sie waren praktisch nicht mehr entlassbar. Der Staat<br />

vergab jetzt alle Ämter, es gab keine Privilegien mehr. Die<br />

Besoldung wurde zweigeteilt, zum Grundgehalt, das mit Fort-<br />

_________________________________________________________<br />

11


_________________________________________________________<br />

Der König und sein<br />

Minister.<br />

Max I. Joseph (links)<br />

und Montgelas<br />

(rechts).<br />

Der König am<br />

Schreibtisch. Damit<br />

kommt bildhaft zum<br />

Ausdruck, dass Max I.<br />

unermüdlich arbeitete.<br />

(J. Stieler, 1814)<br />

1804 malte J. Hauber<br />

Montgelas in der<br />

Tracht des<br />

Hubertusordens.<br />

schreiten der Dienstjahre 90% betrug, kam das Dienstgehalt<br />

dazu, das nur aktive Beamte erhielten (+ 10%).<br />

Noch heute folgt das Beamtenrecht im wesentlichen den Montgelas’schen<br />

Reformen. Wichtig war der Geist, der dahinterstand:<br />

Der Beamte ist nicht mehr der Diener des Fürsten, sondern er ist<br />

zum Staatsdiener geworden, der dem Fürsten in gewisser Weise<br />

gegenübersteht. Bis heute wird darauf peinlichst geachtet, dass<br />

der Beamte nicht durch eine Regierungspartei „missbraucht“<br />

wird.<br />

Montglas teilt das Gesamtministerium in 5 Departements: „die<br />

auswärtigen Angelegenheiten, die Finanzen, die Justiz, die<br />

geistlichen Angelegenheiten, der Krieg“. 8 Personelle Ausstattung<br />

und die Höhe der Gehälter werden vorgeschlagen.<br />

Im Bereich der Finanzen wird die Aufhebung finanzieller Vorrechte<br />

der privilegierten Stände gefordert, die Erstellung eines Katasters,<br />

das eine gerechtere Erhebung der Steuern ermöglicht, die<br />

Abschaffung von Abgaben, die das Volk zu sehr belasteten, die<br />

Aufhebung des „katastrophalen bayerischen Zollsystems“. 9 Kein<br />

Wunder, dass die Adeligen und auch die Patrizier der Reichsstädte<br />

gegen diesen Verlust von Vergünstigungen sturmliefen.<br />

Hatten doch nicht sie, sondern die Bevölkerung die enormen<br />

Kriegslasten dieser Jahre zu tragen.<br />

Im Bereich des Justiz- und Verwaltungswesens ging es im<br />

wesentlich um eine vernünftige und klare Neuorganisation der<br />

Gerichte und Verwaltungsstrukturen. Als Resultate können wir<br />

heute noch die Kreiseinteilung Bayerns erkennen. 1808 waren es<br />

15 Kreise, 1810 neun. Die Kreise wurden nach Flüssen benannt.<br />

Später korrigiert wurde die Manie Montgelas, bis in die Gemein-<br />

_________________________________________________________<br />

12


_________________________________________________________<br />

den hinein alles zentral zu entscheiden. Eine gewisse Selbständigkeit<br />

wurde auch <strong>Schweinfurt</strong> später wieder zugestanden.<br />

Eine wichtige Maßnahme, die noch nicht im Memoire vermerkt<br />

ist, wird die schrittweise Trennung von Verwaltung und Justiz<br />

sein. Wohl aus Kostengründen wurde sie auf ländlicher Ebene<br />

zunächst nicht durchgeführt. Außerdem setzte er nicht die in<br />

seinem Denkansatz liegende Entmachtung der Patrimonialgerichte<br />

durch. Der Adel konnte hier nach wie vor seine starke<br />

Stellung halten. Es muss allerdings auch betont werden, dass<br />

Montgelas an der Erhaltung des Adelsstandes interessiert war,<br />

wohl nicht nur weil er selbst in den Grafenstand erhoben wurde,<br />

sondern vor allem, weil er darin einen wesentlichen Rückhalt für<br />

das Königreich sah.<br />

Am bekanntesten wurde Montelas aber durch die besonders<br />

konsequente Erneuerung des Staates auf geistlichem Gebiet, vor<br />

allem durch die Säkularisation.<br />

Der Staatskirchenrechtler schärft er ein: „Alle Welt weiß heute,<br />

dass die Zuständigkeit der Kirche sich auf die Glaubenslehre<br />

beschränkt, und dass alles, was man ihr darüber hinaus zugesteht,<br />

auf Bewilligung basiert, die, um rechtmäßig zu sein, eines<br />

formellen Rechttitels bedürfen.“ 10 Die Kirche, so meint er, hat<br />

allein Einfluss auf die Glaubenslehre, alle andern Lebensäußerungen<br />

einer Kirche fallen in die Zuständigkeit des Landesherrn.<br />

Vermögensverwaltung, zivil-, straf- und disziplinarrechtliche<br />

Vorgänge waren nun Staatsache, die Abhaltung von Feiertagen<br />

oder Prozessionen wurden zum weltlichen Bereich gerechnet,<br />

Priester und Pfarrer wurden Staatsbeamte und als „Volkserzieher“<br />

bezeichnet. Es wurde eine staatliche Prüfungsordnung für<br />

Priester erarbeitet, die Einteilung von Pfarrsprengeln oder die<br />

Besetzung von Pfarreien beanspruchte der Staat. Die evangelische<br />

Kirche konnte dies leicht annehmen, da seit der Reformation<br />

die Standesherrn, Fürsten oder der Stadtrat der freien<br />

Reichsstadt <strong>Schweinfurt</strong> gleichsam das Bischofsamt als „Notbischöfe“<br />

ausfüllten. Die Katholische Kirche tat und tut sich mit<br />

solchen Vorstellungen bis heute sehr viel schwerer.<br />

Ein Ergebnis und ein Erfordernis der Neuordnung Bayerns war<br />

die Gewährung der Toleranz, die sich zunächst im wesentlichen<br />

auf die drei christlichen Konfessionen römisch-katholisch,<br />

evangelisch-lutherisch und reformiert (Pfalz) erstreckte. Alle nicht<br />

aufgeklärten Bürger taten sich auf diesem Gebiet in gleicher<br />

Weise schwer, die Katholiken in Altbayern ebenso wie die Luthe-<br />

_________________________________________________________<br />

13


_________________________________________________________<br />

Säkularisation<br />

Visitenkarte<br />

Montgelas’<br />

raner in <strong>Schweinfurt</strong>. Uwe Müller hat gezeigt, dass evangelischen<br />

Bürger <strong>Schweinfurt</strong>s, die in einer Ermahnung der Regierung als<br />

„intolerant“ bezeichnet werden, keineswegs die Heilig-Geist-Kirche<br />

gerne den Katholiken überließen bzw. alles dagegen mögliche<br />

unternahmen. 11<br />

Die jüdischen Mitbürger erhielten die volle Toleranz bzw. Gleichberechtigung<br />

zunächst nicht, auch wenn ihre Lage sichtbar gebessert<br />

wurde.<br />

Doch nun zur Säkularisation.<br />

Die Aufhebung der bayerischen Klöster 1802/03 war eingebettet<br />

in große Entwicklungen in Europa und im Reich. Nach der Reformation,<br />

im 18. Jhd. in Frankreich und anderen kath. Ländern<br />

im Zeichen der Aufklärung und nach der dritten Welle unter dem<br />

österreichischen Kaiser Joseph II. war die süddeutsche Säkularisation<br />

der 4. Akt. Im Memoire wurde sie wie folgt begründet: „Die<br />

Abteien und Klöster brauchen eine Reform, die sie für die Gesellschaft<br />

nützlicher macht, als sie in der Vergangenheit gewesen<br />

sind. Die Bettelorden sollen vollständig aufgehoben werden. Sie<br />

fallen der Gesellschaft zur Last, in dem sie auf ihre Kosten leben<br />

und in ihr Unwissenheit und Aberglauben erhalten. Die anderen<br />

Ordensgemeinschaften könnten auf die Anzahl ihrer Gründungsmitglieder<br />

reduziert werden. Die verbleibenden Mitglieder würden<br />

die Verwaltung ihrer Güter in der bestehenden Form behalten,<br />

aber es wäre ihn nur gestattet, den für ihren Unterhalt notwendigen<br />

Teil der Einkünfte zu verwenden,… den Rest müssten<br />

sie an die Kirchenkasse abführen, um ihn zugunsten des Staates<br />

zu verwenden.“ 12<br />

Diese Linie liegt exakt im staatskirchenrechtlichen Grundverständnis<br />

Montgelas. Das Vermögen der Klöster und ihre Erträgnisse<br />

haben dem Saat, dem Allgemeinwohl zu dienen. Im Kern<br />

waren sie immer Besitz und Eigentum des Staates. Die Prälaten<br />

hätten für sich und ihre Klöster ein Eigentumsrecht widerrechtlich<br />

behauptet.<br />

Man mag dazu stehen wie man will. Aber volkswirtschaftlich,<br />

über die zwei Jahrhunderte bis heute<br />

gedacht, wird man den Sinn der Säkularisation kaum<br />

bestreiten können. Auch wenn angesichts des fast<br />

bankrotten bayerischen Staates die Regierung<br />

Montgelas nicht den erhofften finanziellen Gewinn<br />

daraus zog, so wurde doch der langfristige Prozess<br />

_________________________________________________________<br />

14


_________________________________________________________<br />

Das Königreich<br />

Bayern entsteht<br />

Proklamation des<br />

Königs (und der<br />

Königin) 1806 im<br />

<strong>Schweinfurt</strong>er<br />

Wochenblatt<br />

eingeleitet, dass die Bauern ehemaliger Klosterbesitzungen<br />

selbst Grund und Boden erwerben konnten.<br />

Selbst das ausschließlich römisch-katholisch orientierte Bayerische<br />

Handbuch der Kirchengeschichte, äußert sich eher<br />

zustimmend, wenn es auch einzelne Unsinnigkeiten der Durch-<br />

führung anprangert.<br />

13, 14<br />

Es ist aber sicher dem Urteil Winfried Müllers im eben erwähnten<br />

Handbuch der KG zuzustimmen, der betont, dass ohne die<br />

Säkularisierung im 19. Jahrhundert die Katholische Kirche sich<br />

wohl nicht zu einer geistlichen Neuorientierung aufgemacht hätte.<br />

Eine erst durch den Reichsdeputationhauptschluss und dann<br />

durch die Abdankung des deutschen Kaisers Franz II. rechtliche<br />

Möglichkeit war die Mediatisierung der deutschen Lande. Das<br />

heißt, viele kleine ehemals selbständige Fürsten und Städte<br />

verloren ihre Unmittelbarkeit und Selbständigkeit. Die große<br />

„Flurbereingung“ Deutschlands, wie man sich öfters vergleichend<br />

ausdrückt, konnte beginnen: Zuerst verloren die geistlichen<br />

Fürstentümer und Freien Reichsstädte ihre Souveränität , dann<br />

folgte auch die Reichsritterschaft, die ja in unseren Gebieten ein<br />

wichtiger Faktor war. Ich muss hier nicht die verschiedenen<br />

Runden, die um die Entschädigungen der deutschen Staaten<br />

geführt wurden, nachzeichnen. Ein hier den meisten bekannter<br />

_________________________________________________________<br />

15


_________________________________________________________<br />

Punkt ist, dass auch <strong>Schweinfurt</strong> für vier Jahre zum Großherzogtum<br />

Würzburg gehörte, das der Toskanafürst und Bruder des<br />

Österreichischen Kaisers innehatte. Es genügt das Ergebnis,<br />

dass Bayern unter Montgelas, er war seine ganze Amtszeit bis zu<br />

seinem Sturz 1817 Außenminister, durch geschickte Bündnispolitik<br />

ein ansehnlicher Flächenstaat wurde, der auch verwaltungsmäßig<br />

in den Griff zu bekommen war.<br />

Auschlaggebend für das Gelingen des Projekts war sicher nicht<br />

das Geld. Bayern war bettelarm. Auschlaggebend war auch nicht<br />

eine besondere Integrationspolitik, wie sie in unseren Tagen mit<br />

Ostdeutschland erprobt wird. Auschlaggebend war m.E., dass in<br />

einem Zuge ganz Bayern aus einem Guss von den Alpen bis ins<br />

entfernte Hof oder Aschaffenburg neu entworfen wurde. Auschlaggebend<br />

war, dass sich kaum Partikularinteressen Einzelner<br />

durchsetzen konnten. Zentralistisch wurde alles geordnet.<br />

Montgelas, sein König Max I. und seine vielen aufgeklärten Mitstreiter<br />

waren innenpolitisch unbestechlich. Nur Finanznöte<br />

konnten sie an der Umsetzung der ein oder andere Reform hindern.<br />

Sie handelten wirklich auf Rechnung des Staates und nicht<br />

auf eigene oder Freunde-Rechnung.<br />

Montgelas fühlte sich durch und durch für das Gelingen seines<br />

Reformwerkes verantwortlich. Immer mehr Aufgaben und Entscheidungen<br />

sollten durch seine Hand gehen. Er hatte zeitweise<br />

drei Ministerien auf einmal inne. Stoiber würde vor Neid erblassen,<br />

wenn er wüsste wieviele Akten durch die Hand Montgelas<br />

täglich gingen. Ruhte er, ruhten die Regierungsgeschäfte. Er war<br />

Kronprinz Ludwig wirklich der 1. Beamte.<br />

von Bayern<br />

(J. Stieler, vor 1817).<br />

Demonstrativ ließ sich<br />

Ludwig in der in<br />

Bayern verbotenen<br />

altdeutschen Tracht<br />

malen. Der schwarze<br />

Rock mit offenem<br />

Kragen war ein<br />

deutliches politsches<br />

Bekenntnis seiner<br />

deutsch-nationalen<br />

und antifranzösischen<br />

Gesinnung.<br />

_________________________________________________________<br />

16


_________________________________________________________<br />

Sturz Montgelas’<br />

Nicht das schlechteste<br />

Los für Franken<br />

Ein einziger Gegner erwuchs Montgelas wirklich. Es war der<br />

Kronprinz Ludwig, der nicht mehr der Aufklärergeneration<br />

angehörte. Wollten die Aufklärer alles zentralistisch, bürokratisch,<br />

von oben herab absolutistisch lösen, waren die Aufklärer<br />

mißtrauisch gegenüber dem einfachen Volk und dessen Sitte und<br />

Religion, so fand sich in Ludwig ein Gegenpart, der liberale<br />

Ansichten in die Waagschale warf, der eine Volksvertretung und<br />

Verfassung wünschte, der durchaus romantische Kunstideale im<br />

Herzen trug.<br />

Dieser seit langem schwelende Generationenkonflikt führte<br />

schließlich in eine überraschende Nacht- und Nebelaktion.<br />

Montgelas wurde ohne Anhörung auf massives Drängen des<br />

Kronprinzen Ludwig hin von König Max I. entlassen und in den<br />

Ruhestand geschickt. Ausdrücklich würdigte Max die Verdienste<br />

des großen Staatsministers und sicherte ihm eine großzügige<br />

Rente zu.<br />

Als Anerkennung für seine Leistungen war sie Montgelas<br />

eigentlich zu gering, das Beamtenrecht hätte ihm auch eine<br />

höhere Pension zubilligen können. Verarmt musste er jedoch<br />

nicht die 21 Jahre bis zu seinem Tod leben. Er hatte sich doch<br />

reichlich Grundbesitz in Teilen des heutigen Niederbayerns<br />

erworben. In seinem Palais am Münchner Karolinenplatz starb<br />

er, in Aham, Landkreis Landshut, wurde er beerdigt.<br />

Montgelas – ein Segen für Franken, so fragte ich.<br />

Als jedenfalls die Geschicke Mitteleuropas im Sturmwind<br />

Napoleons, des 1. Konsuls Frankreichs, gehörig durcheinandergewirbelt<br />

wurden, und die Zukunft der fränkischen Gebiete völlig<br />

offen zeigte, da übermittelt der <strong>Schweinfurt</strong>er Gesandte Boesner<br />

ein Trostwort in unsere Heimatstadt: „Dass unter vielen Loosen<br />

es doch noch eines der wünschenswerthesten ist, ein Bestandtheil<br />

des von einer der aufgeklärtesten Regierungen geleiteten<br />

Kurpfälzischen Staats zu werden.“ 15<br />

Denn dort regierte ein Montgelas.<br />

Und unter dem Eindruck der Abdankung Ludwigs I. konnte man<br />

1849 im Bayerischen Landboten lesen:<br />

„Wenn früher der Herold bei der Deutschen Kaiserkrönung zu<br />

Frankfurt ausrief: „Ist kein Dahlberg da?, so möchte es jetzt für<br />

Bayerns König an der Zeit sein auszurufen: „Ist kein Montgelas<br />

da?“ – Doch vergeblich dürfte der Ruf sein, denn er, der einzige<br />

_________________________________________________________<br />

17


_________________________________________________________<br />

Montgelas, 1836, mit<br />

der markanten Nase<br />

Halbrelief, Kupfer,<br />

getrieben, ø 21 cm<br />

(Franz Woltreck)<br />

Anmerkungen<br />

wirkliche große Staatsmann, den Bayern je besaß, der es auf die<br />

jetzige Stufe der Größe hob, ist todt, und kein ihm ebenbürtiger<br />

Geist, keine ebenso kühne wie starke Hand ist zu finden, die<br />

dem Staatsschiffe jenen Cours zu geben verstände, welchen die<br />

herannahenden Sturmwolken erfordern. Doch klar liegt seine<br />

Politik und Handlungsweise vor den Augen unserer Regierung.<br />

Möge sie seinen Geist erfassen, in seine Fußstapfen treten, und<br />

sie wird und kann nicht irren.“ 16<br />

1 Der Aufsatz wurde als Vortrag konzipiert und der Charakter der Rede nicht<br />

verändert.<br />

2 Weis, Eberhard: Montgelas; 1. Band: Zwischen Revolution und Reform 1759-<br />

1799, München 19882 ; 2. Band: Der Architekt des modernen bayerischen<br />

Staates 1799-1838, München 2005<br />

3 „... und manche hatten geweint.“ <strong>Schweinfurt</strong> wird bayerisch, hg. von Uwe<br />

Müller; Veröffentlichungen des Satdtarchivs <strong>Schweinfurt</strong>, Nr. 3, <strong>Schweinfurt</strong><br />

1989<br />

4 Weis I, S. 13f.<br />

5 Weis I, S. 51. Übrigens wird Montgelas auch durch österreichische Gesandte<br />

sehr positiv beurteilt, so dass die französische Stellungnahme nicht als<br />

einseitige Parteinahme für ihn zu werten ist.<br />

6 ebenda<br />

7 Zitiert nach der Übersetzung in: Das „Ansbacher Memoire“, in : Bayern<br />

entsteht. Montgelas und sein Ansbacher Memoire von 1796, Ausstellungskatalog.<br />

(Veröffentlichungen zur Bayerischen Geschichte und Kultur 32/96),<br />

Augsburg 1996, S. 23<br />

8 a.a.O. S. 24<br />

9 a.a.O. S. 26<br />

10 a.a.O. S. 29<br />

11 „... und manche hatten geweint“: a.a.O. S. 47<br />

12 Ansbacher Memoire, a.a.O. S. 30<br />

13 Handbuch der bayerischen Kirchengeschichte, Band III<br />

14 Wittstadt, Klaus und Wolfgang Weiß,: Von der Schönbornzeit zur Säkularistion;<br />

Bd. 4 der Reihe: Das Bistum Würzburg. Leben und Auftrag einer<br />

Ortskirche im Wandel der Zeit, Straßburg 2000, S. 44ff. Im Unterton wird in<br />

dieser Darstellung jedoch die Säkularisation und das Ende des Fürstbistums<br />

beklagt.<br />

15 „... und manche hatten geweint“, a.a.O. S. 21<br />

16 zitiert nach Weis, II, S. XXIV<br />

_________________________________________________________<br />

18


_________________________________________________________<br />

Hans Graetz<br />

Georg Carl Gottlieb Sattler<br />

Vor einiger Zeit – 2003 – wurde die Gedenktafel am Eingang zu<br />

den Wehranlagen (neben der Treppe) aufgefrischt, da die Schrift<br />

kaum mehr zu lesen war. Die Renovierung erfolgte durch unser<br />

ehemaliges, leider inzwischen verstorbenes, Mitglied Fa. Christian<br />

Kämpf.<br />

Die Kosten für die Erneuerung betrugen 580.- Euro, die durch<br />

Sponsoren dankenswerterweise übernommen wurden.<br />

Unser Ehrenmitglied Dr. Hans Graetz stellt uns Carl Sattler und<br />

dessen Familie im folgenden Aufsatz näher vor.<br />

_________________________________________________________<br />

19


_________________________________________________________<br />

Hans Graetz<br />

Georg Carl Gottlieb Sattler<br />

genannt Carl, wurde am 17. Mai 1818 in <strong>Schweinfurt</strong> geboren.<br />

Als Taufpaten wurden ein Schwager seines Vaters, Carl Carvachi<br />

in Kassel, und der technische Leiter der Farbenfabrik in Schonungen,<br />

Georg Gerlach in <strong>Schweinfurt</strong> eingesetzt. Nach dem<br />

Ende seiner kaufmännischen Lehrzeit im väterlichen Geschäft<br />

kam er schon in jungen Jahren zu seiner weiteren Kaufmanns-<br />

Ausbildung zu Verwandten nach Bremen (Bindernagel) und St.<br />

Petersburg (Eck). Auf der Heimfahrt bereiste er Finnland.<br />

Später finden wir ihn in Staffordshire/England, wo sich die<br />

bekannte Wedgwood-Fabrik „Etruria“ befand, um dort für die<br />

väterliche Steingutfabrik in Aschach die Fabrikation von Steingutund<br />

Tonwaren zu erlernen.<br />

Nach seiner Rückkehr leitete Carl sieben Jahre lang diese<br />

Steingutfabrik in Aschach (Fa. Wilhelm Sattler & Söhne), die<br />

vorher von seinem Bruder Jens betreut wurde. (Siehe Katalog<br />

der Steingut-Fabrik Aschach-Ausstellung von 1993)<br />

Nebenher beschäftigte sich Carl mit chemischen, botanischen<br />

und mineralogischen Studien. Er war 1862 Mitbegründer des<br />

Naturwissenschaftlichen <strong>Verein</strong>s in <strong>Schweinfurt</strong>. Eine besondere<br />

Liebhaberei war für ihn die Kultur von Weinreben, die er aus<br />

allen Weingegenden Europas kommen ließ und prüfte, ob sie<br />

sich für den fränkischen Weinbau eigneten. Die Weinberge an<br />

der Peterstirn, in der Lethleite (= Lettenleite ?, die nach Westen<br />

geneigten Hängen des Höllental-Eingangs) und die Mainberger<br />

Schloß-Weinberge konnten damals als Musteranlagen betrachtet<br />

werden. 1862 zog sich Carl bereits in das Privatleben zurück, da<br />

er keine volle Befriedigung im kaufmännischen Beruf fand. Er<br />

hatte sich zwei Jahre vorher (1860) in der Nähe des Stadtbahnhofs<br />

im sog. Tannengarten ein schönes Wohnhaus von Baumeister<br />

J. W. Dauber erbauen lassen. Vorher war das alte Schmidt’<br />

sche Haus in der Kirchgasse (Nr. 27) sein Domizil.<br />

Am 7. Januar 1855 wurde Carl Sattler Mitglied der „Leopoldina“,<br />

der ältesten naturwissenschaftlichen Akademie der Welt, nachdem<br />

er dem damaligen Präsidenten der Akademie, Dr. Nees von<br />

Esenbeck, seine Arbeit über das „<strong>Schweinfurt</strong>er Grün“ mit der<br />

Erörterung der Frage: „Ist der angemessene und gewöhnliche<br />

Gebrauch des genannten Grüns der Gesundheit nachtheilig?“<br />

vorgelegt hatte. Er nahm den Cognomen „Göttling I“ an. Er be-<br />

_________________________________________________________<br />

20


_________________________________________________________<br />

trachtete diese Ernennung als Mitglied als eine besonders hoch<br />

einzuschätzende Ehrung.<br />

Von 1870 - 1883 war er Mitglied des Magistrats von <strong>Schweinfurt</strong>.<br />

Er tat in dieser Zeit sehr viel für die Einrichtung und Verschönerung<br />

der Wehranlagen, in denen er viele ausländische Bäume<br />

anpflanzen ließ. Eine Gedenktafel am Eingang dieser Anlage ehrt<br />

ihn auch noch heute. In den Jahren 1872/73 erwarb er, zusammen<br />

mit dem Magistratsrat Herding, das Gebiet der Peterstirn<br />

und legte dort wieder Weinberge an. Zur Erinnerung an diesen<br />

geschichtsträchtigen Ort, an dem einst die Burg der <strong>Schweinfurt</strong>er<br />

Markgrafen und ein Frauen-, später Deutschordenskloster<br />

standen, erbaute er bis zum Jahre 1874 die noch heute dort<br />

befindlichen burgähnlichen Gebäude, die seinerzeit auch als<br />

„Carlsburg“ bezeichnet wurden. Er gab auch den Anstoß dazu,<br />

daß in dem zinnenbekrönten Turm im oberen Geschoß, für den<br />

Gebrauch als Trinkstube, Malereien ausgeführt wurden. Dieser<br />

Auftrag wurde von seinem Neffen Johann Ernst Sattler mit<br />

dessen Freund Hans Thoma ausgeführt. Neben einem Puttenreigen<br />

an der Decke mit Windgöttern an den vier Ecken zeigten die<br />

Bilder die Obst- und die Weinernte, sowie das Fischen als die<br />

Ernte aus dem Fluß.<br />

Während des Krieges 1870/71 hatte Carl Sattler im „Löhlein“<br />

(Söldnerstr. 8) ein Lazarett eingerichtet. Für die Realschule errichtete<br />

er am 17.5.1868 ein Stipendium in Höhe von 1500.- Gulden,<br />

dem er später noch 300.- Mark hinzufügte. Die Zinsen wurden<br />

an jene Schüler verteilt, die im Abschluß die beste Chemie-<br />

Arbeit geliefert hatten. Carl war aber auch noch in anderen Bereichen<br />

sehr wohltätig.<br />

Am 17. Mai 1843 vermählte er sich in Kassel mit der am 9.10.<br />

1824 in Kassel geborenen Franziska Adolphine Wilhelmine<br />

Friedrike Schwarzenberg, der Tochter des Oberbergrates Ludwig<br />

Schwarzenberg. Sie war zeichnerisch begabt. Bekannt sind aus<br />

ihrer Hand eine Ansicht des früheren Rathauses und späteren<br />

Pfandhauses von <strong>Schweinfurt</strong>, im Zürch gelegen, und die Ansicht<br />

des Schmidt’schen Hauses in der Kirchgasse. Diese Ehe blieb<br />

leider kinderlos. Nach dem Tod seines Bruders Anton Sattler<br />

(† 21.6.1871) adoptierte er dessen einzig überlebendes Kind,<br />

Tochter Franziska Sattler (* 1.9.1859; † 22.4.1928). Diese<br />

heiratete am 18.10.1879 den Rechtsanwalt Friedrich Fischer<br />

(Sohn des <strong>Schweinfurt</strong>er Arztes Dr. Fischer), der vom<br />

19.10.1851 bis 30.4.1923 (Baden-Baden) lebte.<br />

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Carl und Franziska<br />

Sattler<br />

Diese Franziska Fischer war dann die Haupterbin des Ehepaares<br />

Carl und Franziska Sattler. Alle Kinder seiner Geschwister erbten<br />

je 16.000 Mark, ferner erhielt die Familie seines Bruders Jens<br />

Sattler den Carl’schen Anteil an dem wertvollen, väterlichen<br />

Grundstück und Haus in der Kurhausstraße in Bad Kissingen,<br />

das später für 100.000 Mark verkauft wurde. Das Anwesen im<br />

Löhlein (Söldnerstr. 8) erhielten je zur Hälfte Wilhelm III. und Johann<br />

Ernst Sattler, die Söhne seines Bruders Wilhelm Sattler II.<br />

Carls Haus in der Alten Bahnhofstraße wurde an den Seifenfabrikanten<br />

Carl Kraus verkauft, die von Carl Sattler in den Jahren<br />

1871/73 errichteten burgähnlichen Bauten an der Peterstirn mit<br />

den dazugehörenden Weinbergen gingen an die <strong>Schweinfurt</strong>er<br />

Weinhandlung Lebküchner.<br />

Zum 25-jährigen Hochzeitstag (17.5.1868) erhielt das Ehepaar<br />

Carl Sattler von allen Geschwistern einen Gedenkstein, der mit<br />

Putten in Medaillons und mit einer entsprechenden Widmung<br />

geschmückt ist. Er befindet sich heute im Besitz vom Ehepaar<br />

Dr. med. Manfred und Traudl Spall, Judithstr.. 24. Anläßlich der<br />

Feierlichkeiten zu der silbernen Hochzeit wurde von den Nichten<br />

Bertha Sattler (spätere verheiratete Metzger) und Franziska<br />

Sattler (spätere verheiratete Gademann) nachstehendes Gedicht,<br />

aus der Feder des befreundeten Magistratsrats Düsenberg,<br />

vorgetragen:<br />

Jahre saht Ihr rasch entschwinden,<br />

Unaufhaltsam flieht die Zeit;<br />

Doch verwandte Seelen binden<br />

Gern sich für die Ewigkeit.<br />

Sinnig mit vereintem Streben<br />

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Schuft Ihr Euch ein Paradies,<br />

Und es reichte Euch das Leben,<br />

Was sein schönster Traum verhieß.<br />

Frühlingslüfte säuseln milde,<br />

Brüder, Freunde, nah’n Euch heut’,<br />

Widmen scherzend Euch im Bilde<br />

Zeichen Eurer Thätigkeit.<br />

Wünschen: Was Ihr froh gegründet<br />

Mög kein rauher Sturm verweh’n,<br />

Und das Band, das Euch umwindet,<br />

Stark durch Liebe fortbesteh’n.<br />

Und daß Ihr in spätern Jahren<br />

Freudig auf vergang’ne blickt,<br />

Sollt Ihr nie ein Leid erfahren,<br />

das den Frieden niederdrückt.<br />

Möcht’ einst in der Freunde Mitte<br />

Sich das Jubelfest erneu’n,<br />

Und nach schöner alter Sitte<br />

Golden nochmals Euch erfreu’n.<br />

Carl Sattler starb nach längerem Leiden am 19.9.1883 in<br />

<strong>Schweinfurt</strong> an den Folgen eines Schlaganfalls. Er wurde am<br />

22.9. im Hauptfriedhof in <strong>Schweinfurt</strong> beerdigt. Sein Grab befand<br />

sich in der Reihe, in der auch sein Bruder Jens seine letzte Ruhe<br />

fand, und in der heute, in der Grabstätte von Wilhelm Sattler II.<br />

und dessen 2. Ehefrau Bertha Sattler-Scholl, auch das Grab<br />

meiner Familie (Dr. med. Gerhard Graetz) zu finden ist. Im<br />

Mainberger Sattler-Friedhof erfolgte nur eine Nennung seines<br />

Namens. Carls Ehefrau Franziska verstarb am 25.1.1895 in<br />

Baden-Baden, wo sie bei ihrer Adoptivtochter Franziska Fischer<br />

lebte. 1928 wurden ihre sterblichen Überreste nach <strong>Schweinfurt</strong><br />

überführt und neben denen ihres Mannes beigesetzt.<br />

Großneffen und -nichten durften im Kindesalter mit ihren Eltern<br />

zusammen ab und zu Onkel Carl und Tante Franziska besuchen.<br />

Besonders beliebt war dabei der Garten an der Mainbergerstr./<br />

Alte Bahnhofstr., in dem sich ein zahmer Rehbock befand. Ernst<br />

Sattler (genannt Onkel „Edel“) vermerkte: „Sonst erschienen uns<br />

Onkel und Tante immer sehr zurückhaltend, etwas fremd,<br />

gleichsam als Verkörperung einer längst vergangenen Zeit.“<br />

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23


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Hans-Dieter Schorn<br />

Kgl. Post Bayern<br />

Es war einmal …<br />

Groß gefeiert hat man nicht. Aber erinnert hat sich das offizielle<br />

Bayern im Januar dieses Jahres schon: Vor genau 200 Jahren,<br />

am 1. Januar 1806, wurde aus dem Kurfürstentum das Königreich<br />

Bayern. Aus dem Kurfürsten Maximilian IV. Joseph wurde der<br />

erste bayer. König Max I. Joseph.<br />

Nur 112 Jahre dauerte die Monarchie in Bayern.<br />

Nach dem Tod des tragisch-legendären Königs Ludwig II. hatte<br />

1886 Prinz Luitpold die königliche Macht übernommen. Als kluger,<br />

volkstümlicher „Prinzregent“ herrschte er bis 1912. Im folgenden<br />

Jahr bestieg ein Sohn Ludwigs II. als König Ludwig III. den<br />

bayerischen Thron. Er war zu der Zeit bereits 67 Jahre alt! Seine<br />

Regentschaft stand unter dem unglücklichen Stern des 1.<br />

Weltkriegs. Nach dessen Ende kam es auch in Bayern am 7.<br />

November 1918 – zwei Tage früher als in Berlin! – zur „roten“<br />

Revolution, die den Monarchen verjagte. Ihr gegenüber stand ein<br />

in sich gespaltenes Lager: Militaristisch, klerikal, liberal, anarchistisch,<br />

bürgerlich. Wohlklingende Parolen konnten nicht darüber<br />

hinweg täuschen, dass bei vielen in erster Linie nicht das Wohl<br />

des Landes, sondern der Eigennutz im Vordergrund stand. Das<br />

Versagen der preußischen Reichsführung, der gesamten politischen<br />

Klasse wie des deutschen Hochadels ( den man mit der<br />

militärischen Führung gleichsetzen konnte) hatte jedenfalls dazu<br />

geführt, dass eine Rückkehr zu den politischen Vorkriegsverhältnissen<br />

undenkbar geworden war. So war auch unter den letztlich<br />

siegreichen Gegnern der roten Revolution niemand, der ernsthaft<br />

für eine Wiederherstellung der Monarchie in Deutschland oder in<br />

Bayern kämpfte.<br />

Ein kleines Spiegelbild der revolutionären Wirren in Bayern vom<br />

November 1918 bis zum Sommer 1919 bietet auch die Bayer.<br />

Postverwaltung. So wie alle Ämter (auch die Pfarrämter beider<br />

Konfessionen!) waren natürlich staatliche Einrichtungen wie<br />

Justiz, Polizei, Eisenbahn und Post bis 1918 „Königlich Bayerisch“.<br />

Stolz hatte Bayern – wie auch Württemberg – im Jahr der<br />

Reichsgründung 1871 an einem eigenen Postwesen festgehalten.<br />

Im November 1918 war es damit zu Ende. Aber der König auf<br />

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24


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den Briefmarken war einstweilen noch nicht verschwunden!<br />

Aus der Notzeit nach dem Kriegsende erklärt es sich, dass ganz<br />

sparsam bis auf weiteres in bayerischen Behörden noch Stempel,<br />

Vordrucke und auch die vorhandenen Briefmarken weiter<br />

verwendet werden konnten. 1 So findet sich auch die 1914 ausgegebene<br />

Markenserie mit dem Kopfbild des neuen Königs<br />

Ludwig III. als gültige Frankatur noch im Sommer 1920!<br />

Allerdings spiegelt sich auch hier das Bild der Revolution: Eben<br />

diese Serie erscheint anfangs 1919 nun mit dem Überdruck<br />

„Freistaat Bayern“ bzw. wenig später „Volksstaat Bayern“. Als<br />

„Aushilfsausgabe“ gibt es sogar „Germania-Marken“ des Deutschen<br />

Reiches mit dem Überdruck „Freistaat Bayern“.<br />

Inzwischen war im Februar 1920 in Bayern eine „monarchiefreie“<br />

Markenausgabe erschienen. Sie zeigt ganz unverdächtige<br />

Motive: Pflüger und Säemann, die Madonna ebenso wie eine<br />

„jugendstilisierte“ Göttin (auf den hohen Markenwerten).<br />

Aber auch dieser Abschiedsserie der eigenständigen bayerischen<br />

Post war noch ein philatelistisches Extra beschieden: die<br />

nunmehr in ganz Deutschland tätige Reichspost überdruckte im<br />

April 1920 diese Serie mit „Deutsches Reich“.<br />

Ein postalisches Schmankerl zeigt exemplarisch diese Zeit von<br />

Übergang und Ende der eigenständigen Bayer. Post:<br />

Der im Postamt Rothenburg ob der Tauber für Zeitungsbestellungen<br />

zuständige Postverwalter Wilhelm Kaiser klebte vorschriftsmäßig<br />

die Bestellgebühr in Form von Briefmarken auf einen<br />

Bestell-Vordruck. Die erforderlichen 75 Pfennige stellte er – noch<br />

am 18.3.1920, also 16 Monate nach dem Umsturz – zusammen<br />

in Gestalt einer wunderschönen „Mischfrankatur“:<br />

20 Pfg. Abschiedsserie Bayern; 30 Pfg. Ludwig III. mit „Freistaat<br />

Bayern“; 25 Pfg. Ludwig III. mit „Volksstaat Bayern“.<br />

Ebenso wie der eigentliche Zeitungsbesteller, das Bezirksamt<br />

Rothenburg, verwendet auch das Postamt bereits „bereinigte“<br />

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Anmerkungen<br />

Stempel und Vordrucke. Dagegen hat das bearbeitende Zeitungspostamt<br />

in München noch seinen gelben Gebührenzettel<br />

aufgeklebt, auf dem es heißt: „K.“ Postamt München 4. 2<br />

Auch der Inhalt dieser Zeitschriftenbestellung läßt noch ein wenig<br />

die turbulente Zeit erahnen:<br />

Sowohl Amtsblätter des Staatsministeriums für Unterricht und<br />

Kultus als auch Gesetz- und Verordnungsblätter der Regierung<br />

wurden im Revolutionsjahr 1919 offensichtlich nur lückenhaft<br />

zugestellt. Nun erfolgt die Bestellung der fehlenden Exemplare!<br />

Gegen eine Gebühr von 2 M 15 Pfg. wurden die noch lieferbaren<br />

Exemplare am 29. April 1920 dem Bezirksamt Rothenburg<br />

zugestellt. Der Einzahlungsabschnitt für diese 2 M 15 Pfg ist<br />

ebenfalls erhalten geblieben!<br />

Alles hatte in Rothenburg wieder seine Ordnung. Nur war es<br />

nicht mehr die königlich-bayerische.<br />

1 So verwendete der revolutionäre Ministerpräsident Kurt Eisner Briefpapier,<br />

auf dem der Vorbesitzer, „Der Staatsminister des Königl. Hauses u. des<br />

Äußeren“ durchgestrichen wurde. Darunter liest man nun den Aufdruck:<br />

„Volksstaat Bayern. Ministerium des Äußeren. Ministerpräsident.“<br />

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siehe Anmerkung 2:<br />

Der Beleg mit Vorderund<br />

Rückseite<br />

Auch das Postamt<br />

führt in seinem<br />

Stempel noch das<br />

königliche Wappen mit<br />

dem entsprechenden<br />

Text.<br />

Photographische Wiedergabe aus: Benno Merkle, Oberbürgermeister von<br />

<strong>Schweinfurt</strong> 1920 - 1933, S. 89. Bearb. von Kathi Petersen; Stadtarchiv<br />

<strong>Schweinfurt</strong>, 2003.<br />

2 Im Januar 1921 hat ein anderer Postbeamter in München auf solchen<br />

Klebzetteln sorgfältig mit roter Tinte das „K“ durchgestrichen. Man darf<br />

annehmen, dass auf diese Weise mancher Staatsdiener ohne Risiko seine<br />

persönliche Einstellung zum neuen „System“ dokumentieren konnte.<br />

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Studienfahrten<br />

Halbtagesfahrt<br />

KMD Gustav Gunsenheimer<br />

Fahrt zu historischen Orgeln<br />

Donnerstag,<br />

20. Juli 2006<br />

Abfahrt: 13.30<br />

Peter und Paul,<br />

13.40 Theater<br />

Die Orgelfahrten mit KMD Gustav Gunsenheimer sind eine<br />

liebgewordene Tradition geworden. In diesem Sommer geht die<br />

Fahrt ins Coburger Land. Der weit über die Grenzen Franken<br />

hinaus bekannte Künstler wird Konzerte auf der historischen<br />

Orgel in Fechheim und auf der größeren Hofmann-Orgel in<br />

Neustadt bei Coburg gestalten und die musikgeschichtlichen<br />

Zusammenhänge erläutern.<br />

Anmeldung:<br />

ab Montag, 10. Juli, im Schrotturm, 14.30 -17.00<br />

Halbtagesfahrt<br />

Otto Rau<br />

Rund um den Schwanberg - Schwarzenberg<br />

Samstag,<br />

Unsere Herbstfahrt geht wieder einmal in den Süden Schwein-<br />

7. Oktober 2006 furts. Ziel ist das Stammschloß des Fürstengeschlechts der<br />

Abfahrt:<br />

Schwarzenbergs in der Nähe von Scheinfeld. Dort wird das<br />

13.45 Uhr Peter und Schloß und die neue Ausstellung besucht.<br />

Paul<br />

14.00 Theater<br />

Nach einer Einkehr wird gegen 19 Uhr die Rückfahrt sein.<br />

Anmeldung:<br />

ab Montag 18. September, im Schrotturm, 14.30-17.00 Uhr<br />

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Neue Horizonte - ein kurzgefasster Eindruck von einer Studienfahrt<br />

Der Schiefer-Steinbruch<br />

in Lehesten<br />

Eine außerordentlich kurzweile Studienfahrt in den Frankenwald<br />

bei herrlichem Sommerwetter genosssen über 50 Mitglieder und<br />

Freunde des Historischen <strong>Verein</strong>s. Schloss Lauenstein, das vom<br />

bayerischen Staat gepflegt wird, und das im Thüringischen<br />

gelegene Lehesten waren Schwerpunkte dieses Tages. Der<br />

Fahrtenleiter StD Schöffl wußte fast über jeden Stein seiner<br />

Heimat eine amüsante Geschichte zu erzählen. Beieindruckend<br />

schließlich die Führung durch den ehemalligen Schieferabbau in<br />

Lehesten: Der ehemalige Leiter des Museums veranschaulichte<br />

eindrücklich den harten Alltag der Bergleute. Er demonstrierte<br />

auch sein handwerkliches Können: Schiefersteine spaltete und<br />

bearbeitete er bis ins Kleinste hinein. -pet<br />

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Personalia<br />

Der <strong>Verein</strong> begrüßt<br />

als neue Mitglieder:<br />

Der <strong>Verein</strong><br />

gratuliert<br />

zum Geburtstag:<br />

(April bis Juni)<br />

Der <strong>Verein</strong><br />

trauert um:<br />

Ingeborg Pfister (übernimmt die Mitgliedschaft<br />

ihres verst. Mannes)<br />

Dr. Herbert Wiener<br />

Hans Seidl<br />

Line Steinmann<br />

Dr. Udo Künzel<br />

90 Jahre Herrn Gottfried Klobe<br />

80 Jahre Frau Gertrud Keßler<br />

Herrn Wolfgang Vogel<br />

Dr. Hans Graetz<br />

Herrn Hilmar Gerschütz<br />

Frau Renate Friemer<br />

Frau Margot Schäfer<br />

75 Jahre Herrn Willi Sauer<br />

Frau Ruth Maria Masuch<br />

Herrn Karl Beck<br />

Frau Rosemarie Willmy<br />

Herrn Werner Kahnt<br />

70 Jahre Herrn Rolf Kuffer<br />

Frau Roswitha May<br />

Herrn Roland Keinholz<br />

Frau Herta Eberlein<br />

Herrn Elmar Weissenseel<br />

Frau Edeltraud Barthel<br />

Frau Sofie Schmidt<br />

Herrn Heribert Reusch<br />

Herrn Peter Schub<br />

65 Jahre Herrn Edgar Kolb<br />

Herrn Karl-Jörg Rumpel<br />

Herrn Andreas Pfister<br />

Herrn Karl Friedlein<br />

Herrn Horst Dietz<br />

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