Kindlers Literatur Lexikon - Buchkatalog
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<strong>Kindlers</strong> <strong>Literatur</strong> <strong>Lexikon</strong> ist die vielleicht bedeutendste und sicher umfangreichste deutschsprachige Darstellung der<br />
internationalen <strong>Literatur</strong> aller Zeiten. Am 4. September 2009 ist die dritte Auflage erschienen. Sie umfasst rund 13.000<br />
Werke, die die Kulturgeschichte nachhaltig geprägt haben: von den ersten schriftlichen Zeugnissen der Menschheit<br />
bis zur Gegenwart, von der Belletristik bis zur Sachliteratur - aus allen <strong>Literatur</strong>sprachen der Welt. Auf dieser Seite<br />
präsentieren wir Ihnen regelmäßig Auszüge aus dem neuen Kindler zu berühmten Autorinnen und Autoren sowie<br />
eine Auswahl ihrer Werke.<br />
Hier finden Sie die Druckansicht (pdf)<br />
12. November 2009: 80ster Geburtstag von Michael Ende<br />
Michael Ende<br />
geb. 12.11.1929 Garmisch-Partenkirchen (Deutschland)<br />
gest. 28.8.1995 Stuttgart (Deutschland)<br />
Sohn eines Malers; ab 1931 in München; 1936 Volksschule; 1940-1943<br />
Gymnasium; 1945 Einzug zur Wehrmacht, Desertion, Kontakt mit der<br />
>Freiheitsaktion Bayern
Wahnsinniger, die ebenfalls alle einmal Phantásiens Herrschaft angestrebt haben. Bastian erkennt, auf<br />
welchem Weg er sich befindet, und nutzt seine letzten Wünsche, um zu sich selbst und in seine Welt<br />
zurückzufinden. Nachdem er seinen »Wahren Willen«, die Liebe zu seinem Vater, gefunden hat, gelingt ihm die<br />
Rückkehr in die Menschenwelt.<br />
Der Text weist einige formale Besonderheiten auf: Er ist in roter und grüner Schrift gedruckt; die (grüne)<br />
Binnenerzählung besteht aus 26 Kapiteln, die jeweils mit ganzseitigen Initialen beginnen - durchlaufend von A<br />
bis Z. Die Geschichte entsteht somit buchstäblich aus dem Alphabet heraus. Die Bedeutung von Sprache zeigt<br />
sich auch in der wirklichkeitsschaffenden Funktion des >BenennensRealität< erzeugen, so lautet ein wesentliches Postulat des Autors.<br />
Die Frage nach dem Realitätsstatus fiktiver Welten wird nochmals durch die Verschachtelung von Rahmenund<br />
Binnenerzählung aufgeworfen: Der Rahmen bricht in die Binnengeschichte ein: Der Leser eines Buches<br />
(Bastian) betritt handelnd in die dort dargestellte Welt, indem er sie durch eigene (innere) Vorstellungen<br />
erweitert; dieses Ereignis manifestiert sich wieder in einem Buch, der Unendlichen Geschichte; ihr Leser könnte<br />
seinerseits phantasiehandelnd die Geschichte weiterspinnen; es könnte ein Buch daraus entstehen etc., ad<br />
infinitum. Die rote Schrift steht für Bastians äußere, die grüne für seine innere Realität, also für das lesend und<br />
>phantasiehandelnd< Erlebte. Am Ende kann Bastian das gestohlene Buch nicht wiederfinden, und im<br />
Antiquariat wird kein solches Buch vermisst. Das paradoxe Verhältnis von Realität und Fiktion, von dargestellter<br />
Wirklichkeit innerhalb imaginärer Texte wird hier deutlich.<br />
Zentrales Thema ist die Rolle der Phantasie: Durch sie werden fiktive Welten erst erzeugt; ohne sie fehlt ein<br />
Teilbereich der realen, >kranken< Welt. Phantasie macht beide Welten gesund. Sie bereichert die reale Welt,<br />
wenn den Phantasiewelten als solchen Existenzberechtigung zugestanden wird. Phantasie kann aber auch zur<br />
Gefahr werden, wenn Vorstellungswelten auf dieselbe Realitätsebene gehoben werden wie die reale Welt,<br />
wenn also Phantasie und Wirklichkeit verwechselt werden: Bastian verliert sich in seiner Wunschwelt und<br />
möchte nicht mehr in die Realität zurück. Wohin das führt, zeigt die Bevölkerung der Alten-Kaiser-Stadt:<br />
Sinnlosigkeit, Isolation, Kommunikationslosigkeit. Bastian wird vor dieser Gefahr durch einen<br />
Selbstfindungsprozess bewahrt, der deutlich von psychoanalytischen Verfahren inspiriert ist: Er findet<br />
Gemeinschaft bei den Yskálnari, die nicht zwischen Ich und Nicht-Ich unterscheiden. Er regrediert in die<br />
Kindheit und findet mütterliche Liebe bei Dame Aiuóla. Er schürft in Yors Bergwerk nach seinen Träumen und<br />
findet die Sehnsucht nach seinem Vater, die ihn in die Realität zurückbringt. Bastian kann das Eis<br />
durchbrechen, das seinen um die Mutter trauernden Vater umgibt, und erlangt durch die Erlebnisse in<br />
Phantásien eine neue Auseinandersetzungs- und Kommunikationsfähigkeit mit seiner Welt.<br />
Lit.: W. Müller/J. G. Pankau: Symbolik in Michael Endes >Unendlicher GeschichteWinnetouDie unendliche Geschichte< von M. E., 2004. • H.<br />
Stoyan: Die phantastischen Kinderbücher von M. E., 2004.<br />
Katharina Holzinger<br />
Die Unendliche<br />
Geschichte<br />
Jim Knopf und die<br />
Wilde 13<br />
>> Hier alle Titel des Autors sehen<br />
Das große Michael Ende<br />
Lesebuch<br />
Momo