WEST KICK - Zur geomix
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FRAUENFUSSBALL / 1. BUNDESLIGA<br />
FCR Duisburg hat finanzielle Schwierigkeiten überwunden<br />
Der FCR 2001 Duisburg hat<br />
eine der schwersten Zeiten<br />
seiner nun elfjährigen, sehr<br />
erfolgreichen Geschichte<br />
hinter sich: Nur mit dem unermüdlichen,monatelangem<br />
Einsatz aller Verantwortlichen<br />
und der Hilfe der<br />
treuen Sponsoren konnte<br />
die akut drohende Insolvenz<br />
jetzt endgültig abgewendet<br />
werden. Ein Hauptgrund für<br />
die sehr schwierige finanzielle<br />
Situation waren Altlasten<br />
aus der Zeit vor Amtsantritt<br />
des aktuellen Vorstandes.<br />
Vorsitzender Thomas<br />
Hückels (Foto) atmet<br />
merklich durch: „Wir haben<br />
zehn Jahre in der absoluten<br />
deutschen und teilweise<br />
auch in der europäischen<br />
Spitze mitgespielt, haben<br />
begeisternden Fußball geboten<br />
und überragende Erfolge<br />
gehabt. Das alles war<br />
u.a. nur mit der Hilfe unserer<br />
vielen Sponsoren möglich,<br />
die uns auch jetzt wieder<br />
geholfen haben - und<br />
nur so war die Rettung des<br />
Vereines möglich. Dafür<br />
dankt der gesamte Verein<br />
seinen Unterstützern recht<br />
herzlich. Darüber hinaus<br />
danken wir auch allen Lö-<br />
winnen, allen Übungsleitern<br />
und Mitarbeitern, die es in<br />
den vergangenen Monaten<br />
ebenfalls nicht leicht hatten.“<br />
Wie schon Aufsichtsratsvorsitzender<br />
Ferdi Seidelt<br />
nach seiner Wahl vor einigen<br />
Wochen erläuterte,<br />
sieht auch Hückels die weiteren<br />
Gründe für die finanziellen<br />
Probleme in der zu-<br />
nehmendenProfessionalisierung und damit auch<br />
Kommerzialisierung des<br />
Frauen-Fußballs.<br />
Finanzvorstand Dirk Broska<br />
erläutert: „Leider macht<br />
sich diese Weiterentwicklung<br />
derzeit nur auf der<br />
Ausgabenseite bemerkbar<br />
(steigende Gehaltsforderungen,Berufsgenossenschaftsbeiträge<br />
etc.) und<br />
nicht auf der Einnahmenseite.<br />
In der Vergangenheit wurde<br />
der Erfolg leider auf Pump<br />
gekauft. Die Situation war<br />
vergleichsweise mit der von<br />
Borussia Dortmund im Jahr<br />
2005. Zukünftig gelten nunmehr<br />
kaufmännische Gepflogenheiten<br />
eines Unternehmens,<br />
bei dem nur noch<br />
das ausgegeben wird, was<br />
auch finanziell machbar ist“,<br />
erklärt Broska die aktuelle<br />
Vereinspolitik: „Steigende<br />
nennenswerte Einnahmen<br />
durch Sponsoring sind derzeit<br />
in Deutschland - wie<br />
auch der Rückzug des HSV<br />
aus der Bundesliga zeigt -<br />
im bezahlten Frauenfußball<br />
im Liga-Bereich anscheinend<br />
nicht realisierbar. Die<br />
WM 2011 hat für die Bundesliga<br />
im Bereich des<br />
Sponsoring keinen Beitrag<br />
geleistet.“ Etwas sarkastisch<br />
bemerkt Dirk Broska -<br />
und nimmt dabei selbstverständlich<br />
die Sponsoren<br />
und Gönner des FCR ausdrücklich<br />
aus: „Frauenfußball<br />
ist vergleichbar mit den<br />
Potential der Mannschaft noch längst nicht ausgereizt<br />
Umbruch? Nein danke!<br />
Trotz einer verkorksten Saison<br />
2011/2012, und dem<br />
letztlich glücklichen Klassenerhalt<br />
made by HSV<br />
(zog sein Team aus der<br />
Bundesliga zurück) sieht<br />
Neu-Trainer Thomas Obliers<br />
keinerlei Veranlassung<br />
für eine „Entrümpelung“ in<br />
den eigenen Reihen. „Das<br />
Potential dieser Mannschaft<br />
ist noch längst nicht<br />
ausgereizt. Deshalb wollte<br />
ich so viele Spielerinnen<br />
wie möglich halten“, erklärt<br />
Obliers. Lediglich Johanna<br />
Elsig, Teresa Tüllmann,<br />
Stephanie Mpalaskas und<br />
Shelley Thompson werden<br />
den Club verlassen. „Vor<br />
allem Teresa hätte ich gerne<br />
behalten. Sie wird je-<br />
doch eine Pause einlegen.<br />
Aus privaten Gründen.“<br />
Einen adäquaten Ersatz für<br />
die Abwehrspielerin hat der<br />
Coach jedoch bereits intern<br />
ausgemacht. U 17 Nationalspielerin,<br />
und frisch gebackene<br />
Europameisterin<br />
Laura Leluschko soll zukünftig<br />
die Lücke im Defensivverbund<br />
schließen.<br />
Sinnvoll ergänzt wird der<br />
bestehende Kader durch<br />
die Neuverpflichtungen<br />
Isabel Kerschowski (Turbine<br />
Potsdam), Marisa<br />
Ewers (Hamburger SV) und<br />
Ramona Petzelberger (SC<br />
07 Bad Neuenahr). „Alle<br />
drei werden sicherlich Verstärkungen<br />
sein und uns<br />
von Beginn an weiterbringen“,<br />
lobt Obliers seine<br />
Neuzugänge schon vorab.<br />
Mit dem in dieser Woche<br />
gestarteten Vorbereitungsprogramm,<br />
wurde für die<br />
Werkself eine ungewöhnlich<br />
intensive Trainingsphase<br />
eingeläutet. Die Dauer<br />
von acht Wochen mit<br />
allseits beliebten Eiern von<br />
frei laufenden Hühnern: alle<br />
finden sie toll, nur bezahlen<br />
will sie niemand“.<br />
Erfreulich sind dagegen die<br />
deutlich verbesserten Zuschauerzahlen<br />
(im Schnitt<br />
der Saison 2011/12 kamen<br />
1.655 Zuschauer zu den<br />
Heimspielen des FCR, was<br />
einem Plus von 44 Prozent<br />
entspricht) sowie die steigendenMerchandising-Einnahmen<br />
und die moderat<br />
gestiegene Fernsehpräsenz.<br />
Daher sei es schade,<br />
dass die Unternehmen die<br />
Entwicklung noch nicht aufgegriffen<br />
haben.<br />
„Natürlich gönnen wir allen<br />
Spielerinnen die Möglichkeit,<br />
für ihre Leistungen<br />
auch mehr verdienen zu<br />
können“, stellt Hückels klar,<br />
„andererseits wird es für<br />
viele Vereine - und für uns<br />
ganz besonders - immer<br />
schwieriger, die dafür notwenigen<br />
Gelder zu akquirieren.<br />
Jetzt werden wir zunächst<br />
einmal den Weg der<br />
Konsolidierung gehen müssen,<br />
um den Verein wieder<br />
in sichere finanzielle Fahrwasser<br />
zu manövrieren.“<br />
insgesamt elf Testspielen,<br />
darunter auch hochkarätige<br />
Gegner wie der 1. FFC<br />
Frankfurt und die SG Essen-Schönebeck,<br />
sowie die<br />
internationalen Konkurrenten<br />
RSC Anderlecht und<br />
PSV Eindhoven, sprechen<br />
eine eindeutige Sprache.<br />
„Ich will mit der Mannschaft<br />
einige taktische Dinge<br />
neu erarbeiten. Dazu<br />
brauchen wir viele Tests“,<br />
erläutert der 44-jährige und<br />
erhofft sich daraus wichtige<br />
Erkenntnisse für die<br />
erste DFB-Pokal-Runde am<br />
26. August. „Die Umsetzung<br />
muss nicht nur im<br />
Training, sondern vor allem<br />
unter Wettkampfbedingungen<br />
überprüft werden.“<br />
SANDRA ALBERTZ<br />
Westkick - Die ePaper-Fußballzeitung 35<br />
5. Juli 2012