Die Entwicklung des Bsh-Controllings zum integrierten Performance
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624 CONTROLLING-CASE STUDY<br />
Dr. Wolfgang Colberg<br />
war bis <strong>zum</strong> 31. März<br />
2009 Mitglied der<br />
Geschäftsführung der<br />
BSH Bosch und Siemens<br />
Siemens Hausgeräte<br />
GmbH. Seit 1. April<br />
2009 ist er Finanzvorstand<br />
der Evonik Industries<br />
AG in Essen.<br />
Matthias Ginthum ist<br />
Leiter <strong>des</strong> ZentralbereichsUnternehmensentwicklung<br />
und<br />
Controlling der BSH<br />
Bosch und Siemens<br />
Hausgeräte GmbH,<br />
München.<br />
Dr. Arne Jenßen ist Leiter<br />
Konzerncontrolling,<br />
Methoden und Risikomanagement<br />
der BSH<br />
Bosch und Siemens<br />
Hausgeräte GmbH,<br />
München.<br />
Stichwörter<br />
� Benchmarking<br />
� Integriertes <strong>Controllings</strong>ystem<br />
� Maturity Model<br />
� Mehrdimensionale Ergebnisrechnung<br />
� Top-down Planung<br />
<strong>Die</strong> <strong>Entwicklung</strong> <strong>des</strong> BSH-<strong>Controllings</strong><br />
<strong>zum</strong> <strong>integrierten</strong> <strong>Performance</strong>-<br />
Netzwerk<br />
Wolfgang Colberg, Matthias Ginthum und Arne Jenßen<br />
Das Controlling der BSH Bosch und Siemens Hausgeräte GmbHistinden<br />
letzten Jahren gemäß der Vision, seinen Kunden Planung, Reporting und<br />
Beratungsdienstleistungen auf Benchmark-Niveau zu bieten, zu einem<br />
<strong>Performance</strong>-Netzwerk entwickelt worden. Dabei wurde ausgehend von<br />
einer eher herkömmlichen Controlling-Landschaft schrittweise über einen<br />
effizienten Planungsprozess, eine mehrdimensionale Ergebnisrechnung,<br />
eine weltweite Controller-Community und zahlreiche andere Elemente ein<br />
integriertes System aufgebaut. <strong>Die</strong>se <strong>Entwicklung</strong> mit ihren wesentlichen<br />
Fortschritten wird im folgenden Artikel dargestellt. Auch für andere Unternehmen<br />
lassen sich daraus Empfehlungen ableiten für eine systematische<br />
Positionsbestimmung <strong>des</strong> Controlling, und auf dieser Basis für eine Roadmap<br />
zur weiteren <strong>Entwicklung</strong> von Prozessen, Inhalten, Tools und Organisation.<br />
........................................................<br />
1. Startpunkt der <strong>Entwicklung</strong><br />
........................................................<br />
<strong>Die</strong> BSH Bosch und Siemens Hausgeräte<br />
GmbH ist der drittgrößte Hersteller von<br />
Hausgeräten weltweit – gleichzeitig die<br />
Nummer eins in Deutschland und Europa.<br />
In den gut 40 Jahren ihres Bestehens<br />
ist sie vom rein deutschen Unternehmen<br />
mit 0,5 Mrd. Euro Umsatz <strong>zum</strong> globalen<br />
Player mit einem Umsatz von rund 8,8<br />
Mrd. Euro gewachsen. Mit zwei Hauptmarken<br />
sowie mehreren Spezial- und Regionalmarken,<br />
einem weltweiten Vertriebs-<br />
und Kundendienstnetz, insgesamt<br />
45 Fabriken in Europa, den USA, Lateinamerika<br />
und Asien unterstreicht die BSH<br />
ihre internationale Ausrichtung. Etwa<br />
39.000 Mitarbeiter tragen heute in mehr<br />
als 40 Ländern <strong>zum</strong> Unternehmenserfolg<br />
bei.<strong>Die</strong>indenvergangenenJahrenkonsequent<br />
fortgeführte Expansion dient dabei<br />
der Realisierung unserer Vision: „Wir<br />
wollen Benchmark unserer Branche sein“<br />
– und damit für Kunden und Gesellschafter<br />
einen Mehrwert schaffen.<br />
In diesem ambitionierten Expansionsprozess<br />
konnte jedoch die Profitabilität<br />
nicht immer schritthalten, da der Umsatz<br />
teilweise etwas zu einseitig im Blickpunkt<br />
stand. Das lag unter anderem auch daran,<br />
dass das bestehende Controlling-System<br />
seiner Rolle der Unternehmenssteuerung<br />
im neuen, globalen Netzwerk nicht mehr<br />
voll gerecht werden konnte und selbst<br />
einer Weiterentwicklung bedurfte. Für<br />
diese <strong>Entwicklung</strong> sah der Startpunkt zu<br />
Beginn dieses Jahrzehnts bei der BSH<br />
ähnlichauswieauchinvielenanderen<br />
Unternehmen:<br />
� Im Fokus standen primär Umsätze,<br />
Kosten, Ergebnisse, es fehlte jedoch<br />
eine umfassende wertorientierte Spitzenkennzahl.<br />
� <strong>Die</strong> Steuerung erfolgte wesentlich über<br />
die Legal- statt Managementeinheiten,<br />
da hier die Zahlen erhoben wurden.<br />
Verhandlungen über Transferpreise<br />
zur individuellen Optimierung – aber<br />
ohne Konzernwirkung – banden Management-Ressourcen.<br />
� <strong>Die</strong> Ergebnisrechnung konnte die<br />
Wertschöpfungskette nicht komplett<br />
abbilden.<br />
� <strong>Die</strong> Harmonisierung von internem<br />
und externem Rechnungswesen war<br />
nicht im Fokus.<br />
� Das Controlling wurde wesentlich<br />
durch historisch gewachsene anstatt<br />
durch systematisch optimierte Strukturen<br />
bestimmt; damit ging eine unzureichende<br />
Systemlandschaft einher.<br />
� Der Planungsprozess startete als typisches,<br />
aufwändiges Gegenstromverfahren<br />
mit der Ermittlung von detaillier-<br />
CONTROLLING – ZEITSCHRIFT FÜR ERFOLGSORIENTIERTE UNTERNEHMENSSTEUERUNG
<strong>Die</strong> <strong>Entwicklung</strong> <strong>des</strong> BSH-<strong>Controllings</strong> <strong>zum</strong> <strong>integrierten</strong> <strong>Performance</strong>-Netzwerk 625<br />
ten Bottom-up-Werten, die aber aggregiert<br />
nicht den Ansprüchen der Geschäftsleitung<br />
genügten und durch<br />
Top-down-AuflageninmehrerenIterationen<br />
unter Zeitdruck angepasst<br />
werden mussten.<br />
Dabei stand die BSH einer Reihe von Herausforderungen<br />
gegenüber, die zu ihrer<br />
Bewältigung auch einer Neuausrichtung<br />
<strong>des</strong><strong>Controllings</strong>bedurften:<br />
� <strong>Die</strong> großen Märkte zeigten zunehmende<br />
Sättigung.<br />
� Neue Wettbewerber aus low-costcountries<br />
drangen aggressiv in die<br />
Märkte ein.<br />
� BeisteigendenKostenherrschteinder<br />
Branche gleichzeitig ein kontinuierlicher<br />
Preisverfall.<br />
� Trotz <strong>des</strong> Preisverfalls musste die BSH<br />
einen kompromisslosen Fokus auf<br />
Qualität, Innovation und Design aufrechterhalten,<br />
um ihr Markenpremium<br />
zu sichern.<br />
� In der Konsequenz konnten die Kapitalkosten<br />
nicht immer verdient werden.<br />
� Um dies künftig sicherzustellen und<br />
damit langfristig den Erfolg zu gewährleisten,<br />
waren deutliche Effizienzsteigerungen<br />
erforderlich.<br />
Ausbau <strong>des</strong> BSH-Controlling <strong>zum</strong> globalen <strong>Performance</strong>- und Compliance Netzwerk<br />
Controlling -<br />
Effektivität<br />
Ausrichtung<br />
1<br />
Ausrichtung<br />
festlegen<br />
5<br />
2<br />
� Das Hausgeräte-Geschäftsmodell erfordert<br />
eine Matrixorganisation, was<br />
sowohl für das Management wie auch<br />
das Controlling die Beherrschung<br />
einer hohen Komplexität erfordert.<br />
In diesem Beitrag wird die <strong>Entwicklung</strong><br />
<strong>des</strong> BSH-Controlling in ihren wesentlichen<br />
Phasen von 2001 bis heute vorgestellt.<br />
Enthalten sind ein Ausblick auf die<br />
nächsten Schritte der Weiterentwicklung<br />
sowie mögliche Implikationen für andere<br />
Unternehmen.<br />
........................................................<br />
2. <strong>Die</strong> Phasen der <strong>Entwicklung</strong><br />
<strong>des</strong> BSH-Controlling auf dem Weg<br />
<strong>zum</strong> <strong>integrierten</strong> <strong>Performance</strong>-<br />
Netzwerk<br />
........................................................<br />
<strong>Die</strong> identifizierten VerbesserungspotenzialeunddieexternenHerausforderungen<br />
hat die BSH in den vergangenen Jahren<br />
addressiert und ihr Controlling in<br />
zahlreichen Schritten immer weiter entwickelt.<br />
<strong>Die</strong>se Schritte lassen sich zu fünf<br />
wesentlichen Phasen zusammenfassen,<br />
die in der Abb. 1 dargestellt sind:<br />
Phase 1: <strong>Die</strong> Ausrichtung <strong>des</strong> <strong>Controllings</strong><br />
auf wertorientiertes Wachstum festlegen<br />
Ausgangspunkt für die Neuausrichtung<br />
<strong>des</strong> <strong>Controllings</strong> war die Neuausrichtung<br />
3<br />
Internationales<br />
Netzwerk schaffen<br />
Transparenz<br />
erhöhen<br />
Risikomanagement Compliance Management<br />
Netzwerkpotentiale<br />
nutzen<br />
2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008<br />
Abb. 1: <strong>Die</strong> <strong>Entwicklung</strong>sphasen <strong>des</strong> BSH-Controlling <strong>zum</strong> globalen <strong>Performance</strong>-Netzwerk<br />
21. Jahrgang 2009, Heft 11<br />
der BSH als Ganzes. Verbreitet fand sich<br />
die Meinung, dass man sich jeweils entweder<br />
auf starkes Wachstum oder auf hohe<br />
Profitabilität konzentrieren müsse.<br />
Für den langfristigen Unternehmenserfolg<br />
im globalen Wettbewerb ist jedoch<br />
ständiges profitables Wachstum erforderlich.<br />
Um dies zu erreichen, wurde ein<br />
zweiteiliges Programm aufgesetzt: Der<br />
erste Schritt konzentrierte sich auf die<br />
operative Exzellenz in sämtlichen Bereichen,<br />
um in der Profitabilität ein Benchmark-Niveau<br />
zu erreichen und nachhaltig<br />
zu sichern. Auf dieser Basis wurde im<br />
zweiten Schritt ein Programm für langfristig<br />
wertorientiertes Wachstum gestartet<br />
(vgl. Abb. 2).<br />
Ein wesentlicher Faktor für die erfolgreiche<br />
Umsetzung dieses unternehmensweiten<br />
Programms war die entsprechende<br />
Ausrichtung <strong>des</strong> Controlling. Von besonderer<br />
Bedeutung waren hierfür zwei<br />
Schritte:<br />
� Einführung der wertorientierten<br />
Steuerung, mit dem EVA i 1 als Basis.<br />
� Rollieren<strong>des</strong> Benchmarking als permanente<br />
Pflicht für alle Bereiche.<br />
Mit dem EVA i wurde die Steuerung <strong>des</strong><br />
Konzerns auf eine umfassende Basis ge-<br />
4<br />
1 EVA i ist eine eingetragene Marke von<br />
Stern, Steward & Co.
626 CONTROLLING-CASE STUDY<br />
BSH-weites Programm zur Steigerung von Effizienz und Wachstum als<br />
Rahmen für die Neuausrichtung <strong>des</strong> Controlling<br />
Abb. 2: Der Weg zu langfristig profitablem Wachstum<br />
stellt und der bisherige Umsatz- und<br />
Kostenfokus um ein aktives Working Capital-<br />
und Investitionsmanagement –<br />
entsprechend unserem Leitbild „Mehrwert<br />
schaffen für Kunden und Gesellschafter“<br />
– ergänzt. Der EVA i wurde dabei<br />
als Spitzenkennzahl für den Konzern<br />
sowie für die Produktbereiche eingeführt.<br />
Kernelemente der erfolgreichen Einfüh-<br />
Pflicht für alle Bereiche: Rollieren<strong>des</strong> Benchmarking in Wellen<br />
Benchmarking Kalender<br />
PK<br />
EDS<br />
PG<br />
PH<br />
PW<br />
CP<br />
Logistics<br />
Overhead<br />
Sales<br />
Purchase<br />
After-Sales<br />
Abb. 3: Benchmarking Kalender<br />
2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 � Benchmarking 2009 2010 als ständiger,<br />
sich wiederholender Prozess<br />
für alle Bereiche<br />
Welle 1 Welle 2 Welle 3<br />
rung waren die schnelle und umfassende<br />
Umstellung und die zügige Nutzung für<br />
die Incentivierung <strong>des</strong> Managements.<br />
Dadurch konnte auch die strategische<br />
Bedeutung <strong>des</strong> EVA i als Spitzenkennzahl<br />
bis heute erhalten werden.<br />
Mit dem rollierenden Benchmarking werden<br />
alle Bereiche verpflichtet, sich immer<br />
wieder dem internen, vor allem aber auch<br />
dem externen Vergleich zu stellen, um immerneueRationalisierungs-undWachstumspotentiale<br />
zu identifizieren. Das bedeutet,<br />
dass sich nach einer erfolgreichen<br />
Rundedienächstenahtlosanschließt(vgl.<br />
Abb. 3). In den folgenden Runden ist dabei<br />
zunehmend ein kreatives „out-of-thebox“-Denken<br />
erforderlich, um noch weitere<br />
Potenziale identifizieren zu können. <strong>Die</strong><br />
resultierende permanente Rationalisierung<br />
ist die Basis für profitables Wachstum und<br />
die Wertschaffung – entgegen dem Marktpreisverfall<br />
einerseits und den steigenden<br />
Rohstoffkosten andererseits.<br />
Phase 2: <strong>Die</strong> Transparenz über die<br />
tatsächliche Wertschöpfung und ihre<br />
Treiber erhöhen<br />
Im täglichen Geschäft muß das Management<br />
den EVA i über seine Treibergrößen<br />
steuern, je nach individueller Verantwortung.<br />
Als Voraussetzung dafür lag der Fokus<br />
in der nächsten Phase der Controlling-<strong>Entwicklung</strong><br />
auf dem Schaffen von<br />
Transparenz auf Detailebene. Vier SchrittewarenindieserPhaseentscheidend:<br />
� Mehrdimensionale Konzern-Ergebnisrechnung<br />
(KER)<br />
� Durchschnitts-Erlös-Reporting (DER)<br />
� <strong>Performance</strong> Improvement Controlling<br />
(PIC)<br />
� Harmonisierung <strong>des</strong> internen und externen<br />
Rechnungswesens<br />
� Zunehmend kreatives „out-ofthe-box“-Denken<br />
erforderlich<br />
� Resultierende permanente<br />
Rationalisierung als Basis für<br />
profitables Wachstum<br />
CONTROLLING – ZEITSCHRIFT FÜR ERFOLGSORIENTIERTE UNTERNEHMENSSTEUERUNG
<strong>Die</strong> <strong>Entwicklung</strong> <strong>des</strong> BSH-<strong>Controllings</strong> <strong>zum</strong> <strong>integrierten</strong> <strong>Performance</strong>-Netzwerk 627<br />
<strong>Die</strong> Konzern-Ergebnisrechnung (KER):<br />
Transparentes Ergebnis durchgerechnet in verschiedenen Dimensionen<br />
Marken<br />
(separates Tool)<br />
Kunden<br />
(separates Tool)<br />
Legaleinheiten<br />
KER<br />
Fabriken<br />
Abb. 4: <strong>Die</strong> Berichtsdimensionen der BSH Konzern-Ergebnisrechnung KER<br />
<strong>Die</strong> zentrale Position innerhalb <strong>des</strong> BSH-<br />
Controlling nimmt dabei die KER ein. Es<br />
handelt sich dabei um eine Ergebnisrechnung<br />
entlang der Wertschöpfungskette,<br />
die für alle Management-Einheiten weltweit<br />
ihr individuelles Ergebnis errechnet.<br />
Aufbauend auf der Datenerfassung entlang<br />
der Gesellschaften (Legaleinheiten),<br />
können die Ergebnisse in verschiedenen<br />
Dimensionen betrachtet werden: Vertriebsregionen,<br />
Produktbereiche, Fabriken<br />
sowie Kunden und Marken über eigene<br />
Tools, die auf der KER aufsetzen<br />
(vgl. Abb. 4).<br />
<strong>Die</strong>ser Darstellung liegt die Herausforderung<br />
zugrunde, die sich aus der weltweiten<br />
Matrix-Organisation der BSH ergibt:<br />
da jeweils derselbe Vertrieb im Land denselben<br />
Kunden (Küchenhersteller, Händler,<br />
etc.) die Produkte der unterschiedlichen<br />
Produktbereiche (Kühlschränke,<br />
Herde, etc.) verkauft, ist der Vertrieb<br />
nicht jedem Produktbereich untergeordnet,<br />
vielmehr existieren beide als echte<br />
Matrix weitgehend gleichberechtigt nebeneinander<br />
– mit einer klaren Aufgabenteilung.<br />
Über die KER wird nun jeweils<br />
der Anteil am Konzern-EBIT für jede<br />
Vertriebsregion, jeden Produktbereich,<br />
sowie jeden Schnittpunkt der beiden ermittelt.<br />
Damit erst kann den verantwortlichen<br />
Managern an diesem Schnittpunkt<br />
unmittelbar das Ergebnis ihrer Arbeit wi-<br />
21. Jahrgang 2009, Heft 11<br />
dergespiegelt werden. Das gezeigte EBIT<br />
enthält dabei eine Vollkostenrechnung,<br />
ermöglicht aber über den separaten Ausweis<br />
variabler Kosten und über drei Deckungsbeitragsstufen<br />
auch Teilkostenanalysen<br />
(vgl. Abb. 5).<br />
Zusätzlichen zu den beiden Dimensionen<br />
der Management Matrix werden noch die<br />
Dimensionen Fabrik, Kunde, Marke angeboten,<br />
die die Transparenz weiter erhöhen<br />
und so das erfolgreiche Zusammenspiel<br />
im internationalen <strong>Performance</strong>-<br />
Netzwerk ermöglichen.<br />
Mit dem Durchschnitts-Erlös-Reporting<br />
wird für mehr als 10.000 unterschiedliche<br />
Produkte weltweit die Verfolgung der<br />
Preisentwicklung gewährleistet, vor dem<br />
Hintergrund <strong>des</strong> Preisdrucks am Markt<br />
einerseits und der Bedeutung der Preisgestaltung<br />
als wirkungsvollster EVA i -Hebel<br />
andererseits. Eine Berücksichtigung all<br />
dieser einzelnen Artikel in der KER als jeweils<br />
eigenes Ergebnisobjekt würde dort<br />
jeden Rahmen sprengen. <strong>Die</strong> Preisinformation<br />
jedoch muss auf diesem Detaillevel<br />
berücksichtigt werden.<br />
Das <strong>Performance</strong> Improvement Controlling<br />
baut auf dem rollierenden Benchmarking<br />
auf: es ist die Umsetzungskontrolle<br />
der dort identifizierten Rationalisierungsmaßnahmen<br />
über eine Härtegrad-Systematik.<br />
Im Lauf eines Berichts-<br />
Vertriebsbereiche<br />
/<br />
Regionen<br />
Produktbereiche<br />
/<br />
Geschäftsfelder<br />
jahres müssen mehr und mehr Maßnahmen<br />
vom Härtegrad „Idee“ bis <strong>zum</strong> Grad<br />
„realisiert und ergebniswirksam“ reifen,<br />
um die finanziellen Konzernziele zu erreichen.<br />
<strong>Die</strong> Harmonisierung von internem und<br />
externem Rechnungswesen schließlich ist<br />
in ihrer Bedeutung für die Aussagekraft<br />
beider Systeme allgemein anerkannt. <strong>Die</strong><br />
Besonderheit in der Harmonisierung bei<br />
der BSH liegt darin, dass Identität bewusst<br />
vermieden wurde. Intern ist für die<br />
Geschäftssteuerung das monatliche vieldimensionale<br />
Reporting aus der KER<br />
(Basis: SAP-BW) erforderlich, extern<br />
wird für die IFRS-Quartalsabschlüsse<br />
SAP-BCS verwendet, das für die internen<br />
Steuerungsanforderungen aber nicht ausreichend<br />
differenziert ist. Eine Überleitbarkeit<br />
der mehrdimensionalen internen<br />
Ergebnisse zu den externen Werten ist<br />
aber selbstverständlich sichergestellt.<br />
Phase 3: Ein internationales Netzwerk der<br />
Controlling Community schaffen<br />
Mit den bis dato neu geschaffenen Datenstrukturen<br />
ergaben sich auch in erheblichem<br />
Maße neue Herausforderungen<br />
für Analyse, Plausibilisierung und Interpretation.<br />
<strong>Die</strong>sen wurde mit dem Ausbau<br />
<strong>des</strong> <strong>Controllings</strong> zu einem internationalen<br />
<strong>Performance</strong>-Netzwerk begeg-
628 CONTROLLING-CASE STUDY<br />
Ein konsistentes EBIT für jeden Schnittpunkt in der Management Matrix<br />
Management<br />
Matrix<br />
…<br />
……<br />
VB 2<br />
……<br />
Germany<br />
Russia<br />
VB 1<br />
Poland<br />
Free-<br />
PK-Cooling<br />
Refrigeration<br />
Built-in<br />
standing 2-door 2-door …<br />
Table top Bottom Bottom fr.<br />
…<br />
Freezers Freezers<br />
PW<br />
… …<br />
� Vollkostenrechnung bis <strong>zum</strong> EBIT<br />
� Variable Kosten separierbar (Teilkostenanalyse)<br />
� Drei Deckungsbeitragsstufen<br />
Abb. 5: Ergebnisse für jeden Schnittpunkt in der Management Matrix<br />
net. Dabei kamen Kommunikation, gemeinsamen<br />
Verständnis und Kooperation<br />
entsprechend hohe Bedeutung zu,<br />
um die neue Transparenz zur wirksamen<br />
Geschäftssteuerung zu nutzen. Das Netzwerk<br />
wird insbesondere gestützt durch:<br />
� Networking Conferences, um die Controlling-Communityzusammenzuschweißen<br />
und auf die neuen Steuerungsanforderungen<br />
auszurichten.<br />
� Ein Tracking Tool, um einen effizienten<br />
Berichtsprozess und hohe Datenqualität<br />
zu sichern.<br />
� Ein Auswertenetzwerk, um ständige<br />
Kommunikation in Plausibilisierung<br />
und Interpretation zu ermöglichen<br />
und sicherzustellen.<br />
Bei den Networking Conferences handelt<br />
es sich um internationale Arbeitstreffen<br />
aller kaufmännischen Leiter und aller<br />
Controller: <strong>Die</strong> Matrixorganisation und<br />
die durchgerechneten Ergebnisse erfordern<br />
effektive Aufgabenteilung sowie effiziente<br />
Zusammenarbeit zwischen dem<br />
dezentralen Controlling der Produktund<br />
Vertriebsbereiche und der Zentrale.<br />
<strong>Die</strong> jährlichen Arbeitstreffen dienen dieser<br />
Zusammenarbeit, bauen den Teamgeist<br />
der Finance-Community auf (<strong>zum</strong>al<br />
die dezentralen Controller disziplinarisch<br />
vor Ort und nicht an das zentrale Controlling<br />
angebunden sind) und fördern<br />
nicht zuletzt die langfristige Personalentwicklung<br />
mit Aspekten wie Stellenbesetzungen<br />
oder Anbindung und rechtzeitige<br />
Rückkehr der Expats.<br />
Mit der Einführung <strong>des</strong> Tracking Tools<br />
wurde die Datenqualität maßgeblich verbessert:<br />
Der monatliche Berichterstattungsprozess<br />
erfordert die weltweite Koordination<br />
von ca. 500 Anwendern und<br />
ihren lokalen Systemen aus allen Zeitzonen,<br />
in allen Gesellschaften, Fabriken<br />
und der Zentrale der BSH. DasTracking<br />
Tool ist eine wesentliche Voraussetzung,<br />
um die Berichterstattung termingerecht<br />
sicherstellen zu können, indem es diesen<br />
globalen Prozess transparent definiert<br />
und steuert. Über eine Ampeldarstellung<br />
wird jeder einzelne Arbeitsschritt freigeschaltet,<br />
überwacht und abgeschlossen.<br />
Es dient damit sowohl der Steuerung <strong>des</strong><br />
Prozesses durch die Zentrale als auch der<br />
Information sämtlicher Anwender über<br />
ihre aktuellen Aufgaben und deren Status.<br />
Hinter dem Begriff „Auswertenetzwerk“<br />
schließlich verbirgt sich eine Informationsplattform,<br />
die interaktiv und weltweit<br />
den Austausch und die Kommentierung<br />
von Informationen und Analyseer-<br />
Sales Quantity<br />
Turnover net external<br />
Factory cost variable<br />
Sales cost local variable<br />
Contribution Margin I<br />
Sales cost local fixed<br />
Contribution Margin II<br />
Factory cost fixed<br />
Contribution Margin III<br />
Development cost<br />
Overhead cost<br />
-Product areas<br />
-Sales areas<br />
Corporate headquarters<br />
Corporate positions<br />
EBIT<br />
P&L<br />
gebnissen in „real time“ ermöglicht. Dem<br />
kommt eine besondere Bedeutung wiederum<br />
aufgrund der Matrixorganisation<br />
zu: da am Ergebnis eines jeden Matrix-<br />
Schnittpunkts verschiedene Management-Einheiten<br />
beteiligt sind, müssen<br />
deren Controller bei der Interpretation<br />
und Steuerung auch entsprechend eng<br />
zusammenarbeiten, insbesondere in Sachen<br />
Informationsfluss.<br />
Phase 4: <strong>Die</strong> Netzwerkpotenziale für<br />
weitere Verbesserungen nutzen<br />
Aus dem bis dahin aufgebauten, leistungsfähigen<br />
Netzwerk ergaben sich Potentiale,<br />
die in der folgenden Phase für<br />
weitere anspruchsvolle <strong>Entwicklung</strong>en<br />
genutzt werden konnten. Effektivität und<br />
Effizienz wurden u. a. durch folgende<br />
Schritte weiter gesteigert:<br />
� <strong>Die</strong> Verkürzung der Business Planung<br />
durch Umstellung auf den Top-down<br />
Ansatz.<br />
� <strong>Die</strong> Erweiterung der wertorientierten<br />
Steuerung auf den Vertrieb mittels<br />
eines Sales EVA i .<br />
Mit der Business Planung (BP) 2008 ff.<br />
wurde die aufwändige Gegenstromplanung<br />
abgeschafft. <strong>Die</strong> Planung beginnt<br />
jetzt mit der Zielsetzung <strong>des</strong> Top-Ma-<br />
CONTROLLING – ZEITSCHRIFT FÜR ERFOLGSORIENTIERTE UNTERNEHMENSSTEUERUNG
<strong>Die</strong> <strong>Entwicklung</strong> <strong>des</strong> BSH-<strong>Controllings</strong> <strong>zum</strong> <strong>integrierten</strong> <strong>Performance</strong>-Netzwerk 629<br />
Verkürzung <strong>des</strong> Planungsprozesses durch einen konsequenten Top-down-Ansatz<br />
GF<br />
Px<br />
Fxx/Vx<br />
BP 2007 ff. 6 Monate<br />
BP 2008 ff.<br />
Zielsetzung<br />
Bottom-up-Planung<br />
Lücken,<br />
Top-down-<br />
Anpassungen<br />
Detaillierung<br />
GF<br />
Px/VBx<br />
Fxx/Vx<br />
3 Monate<br />
Zielsetzung<br />
Detaillierung<br />
6 7 8 9 10 11 12<br />
6 7 8 9 10 11 12<br />
Abb. 6: Der verkürzte Planungsprozess<br />
nagements für das gesamte Unternehmen<br />
(vgl. Abb. 6). Aufgabe der Bereiche ist es<br />
vor allem auszuarbeiten, wie diese Ziele<br />
zu erreichen sind. Mit diesem Top-down<br />
Ansatz ist das weit verbreitete Element<br />
<strong>des</strong> Bargaining mit seinen Ineffizienzen<br />
weitgehend ausgeschlossen.<br />
Im ersten Schritt wird die Zielsetzung für<br />
den Konzern auf die Management-Matrix<br />
verteilt; im zweiten Schritt finden für<br />
jeden Matrix-Punkt Break-down-Gespräche<br />
statt, um sich zwischen Produktverantwortung<br />
und Vertrieb auf die Art<br />
der Zielerreichung zu einigen; es folgt die<br />
weitere Ausdetaillierung. <strong>Die</strong> Dauer der<br />
kompletten Planung konnte damit um<br />
etwa die Hälfte auf rund drei Monate<br />
verkürzt werden. Daraus folgen Vorteile<br />
in Form von vermindertem Ressourceneinsatz<br />
sowie aussagekräftigeren Ist-Zahlen<br />
als Planungsbasis durch den späteren<br />
Start. Voraussetzung für die erfolgreiche<br />
Umstellung bereits im ersten Anlauf war<br />
vor allem das Commitment <strong>des</strong> Top-Managements,<br />
die Top-down Ziele tatsächlich<br />
durchzusetzen, daneben aber auch<br />
das Festlegen eines ambitionierten, aber<br />
nicht unrealistisch-überzogenen Gesamtziels.<br />
Nicht zuletzt waren die zuvor geschaffene<br />
Transparenz und das effiziente<br />
Controlling-Netzwerk Voraussetzungen<br />
für diesen Schritt nach vorn.<br />
Mit der Einführung <strong>des</strong> EVA i im Jahr<br />
2000 war eine konsequente Wertorientierung<br />
verbunden. <strong>Die</strong>se wurde durch die<br />
21. Jahrgang 2009, Heft 11<br />
Einführung <strong>des</strong> Sales-EVA i ab 2008 auch<br />
auf die Dimension „Vertriebsregion“ ausgeweitet.<br />
Damit steht der EVA i nicht<br />
mehr nur auf Konzern- und Produktbereichsebene<br />
zur Verfügung, sondern in<br />
der gesamten Matrix, analog zur Darstellung<br />
<strong>des</strong> EBIT in der KER. Der Vertrieb<br />
erhält dadurch ein starkes Instrument für<br />
die wertorientierte Steuerung: Erfolge im<br />
Bestands- und Forderungsmanagement<br />
werden sofort sichtbar, wesentlich erleichtert<br />
werden Entscheidungen vor Ort<br />
zur Optimierung von Produktsortiment<br />
und Marge.<br />
Phase 5: Das Risk und Compliance<br />
Management aufbauen<br />
Parallel zu den dargestellten Phasen in<br />
der Weiterentwicklung der Unternehmenssteuerung<br />
fand als Basis dafür eine<br />
ständige Weiterentwicklung von Risk und<br />
Compliance Management statt. Das Risk<br />
Management der BSH ist schon seit 2001<br />
organisatorisch in das Controlling integriert.<br />
Es deckt alle nicht-operativen Risiken<br />
(wie IT-Ausfälle, Naturkatastrophen<br />
etc.) ab und ergänzt damit das <strong>Performance</strong><br />
Management der operativen Risiken<br />
(wie Markteinbrüche, Rohstoffpreis-<br />
Steigerungen etc.) Damit kommen alle<br />
relevanten Informationen zu solchen<br />
<strong>Entwicklung</strong>en aus einer Hand.<br />
Im folgenden Schritt wurde das Risk Management<br />
noch um ein systematisches<br />
Krisen- und Business Continuity Ma-<br />
� Top-down-Philosophy<br />
� Start am 1. September, Reduzierung<br />
der Planungsdauer um 3 Monate<br />
� Eliminierung redundanter Aktivitäten<br />
nagement ergänzt, um im Ernstfall adäquat<br />
reagieren sowie kritische Prozesse<br />
aufrechterhalten bzw. möglichst schnell<br />
wieder herstellen zu können.<br />
Das Compliance Management wird seit<br />
2008 von einer eigenen Organisation<br />
durchgeführt. Es liegt im Wesentlichen in<br />
der Hand <strong>des</strong> Corporate Compliance<br />
Committee (CCC), das regelmäßig tagt.<br />
Vertreten sind hier neben dem Risk Management<br />
und dem Prozessmanagement<br />
dieBereicheRecht,PersonalundInterne<br />
Revision. Das CCC ist verantwortlich für<br />
die gesamte Compliance Organisation<br />
sowie <strong>Entwicklung</strong> und ImplementierungvonspezifischenTrainingsprogrammen.<br />
Unterstützt wird es durch das ständige<br />
Office <strong>des</strong> Compliance Committee,<br />
durch Regional Compliance Officers sowie<br />
einen externen Rechtsanwalt als Ombudsmann<br />
(vgl. Abb. 7).<br />
........................................................<br />
3. Erzielte Erfolge und zukünftige<br />
<strong>Entwicklung</strong><br />
........................................................<br />
Für den Erfolg der BSH insgesamt war<br />
diedargestellte<strong>Entwicklung</strong><strong>des</strong><strong>Controllings</strong><br />
eine unabdingbare Voraussetzung.<br />
Transparenz über die Situation in allen<br />
Geschäftseinheiten weltweit, klare Ansprache<br />
und hartnäckige Verfolgung von<br />
Handlungsfeldern und <strong>Entwicklung</strong>schancen<br />
haben ohne Zweifel wesentlich<br />
dazu beigetragen, dass die BSH sowohl<br />
beim Wachstum als auch bei der Profita-
630 CONTROLLING-CASE STUDY<br />
BSH Compliance Management Organisation<br />
mit Compliance Committee aus allen relevanten Bereichen und unterstützendem Office<br />
Ombudsman/<br />
Hotline<br />
Risk Mgmt.<br />
Controlling<br />
Geschäftsführung<br />
Recht Personal<br />
Corporate Compliance Committee (CCC) 1<br />
Office of the Compliance Committee (OCC)<br />
Regional Compliance Officers (RCO)<br />
RCO1 RCO2 RCO3 . . .<br />
Interne<br />
Revision<br />
1) Verantwortlich für die gesamte Compliance Organisation; <strong>Entwicklung</strong> und Implementierung von spezifischen Trainingsprogrammen,<br />
Unterstützung <strong>des</strong> CCC durch Office <strong>des</strong> Compliance Committee (OCC)<br />
Abb. 7: Compliance Management in der BSH<br />
bilität in den letzten Jahren führend in<br />
der Branche war: So liegt das durchschnittliche<br />
Umsatzwachstum der BSH<br />
2005 – 2007 mit 8,9 % weit über dem<br />
Branchenschnitt von 3,8 %, und die<br />
durchschnittliche EBIT-Rendite mit 7,0 %<br />
ebenfalls weit über den Branchenschnitt<br />
von 4,7 %.<br />
<strong>Die</strong> Weiterentwicklung <strong>des</strong> <strong>Controllings</strong><br />
ist jedoch eine ständige Aufgabe und die<br />
nächsten Schritte sind bereits in Arbeit.<br />
Um die bisher erreichte Qualität im gesamten<br />
BSH-Controlling systematisch<br />
beurteilen zu können, wurde zunächst<br />
ein Maturity Model erstellt, um den erreichten<br />
Status systematisch bewerten<br />
und noch erforderliche Schritte identifizieren<br />
zu können. Betrachtet wurden hier<br />
neben Prozessen insbesondere auch Inhalte,<br />
Systeme und Qualifikationen:<br />
� Zunächst wurde ein hierarchisches<br />
Modell aufgestellt, das auf dem obersten<br />
Level alle Elemente <strong>des</strong> <strong>Controllings</strong><br />
abdeckt, wie Planung, Forecast,<br />
Reporting, und auf dem nächsten Level<br />
deren Eigenschaften wie z. B. Forecasting-Häufigkeit,<br />
-Horizont, -Aufwand<br />
und -Genauigkeit.<br />
� Es folgte die Bewertung <strong>des</strong> Status Quo<br />
aller Elemente mit einem Scoring-Modell,<br />
indem die Analyseergebnisse innerhalb<br />
einer vorab definierten Spannbreite<br />
zwischen Basic- und Best-Prac-<br />
tice eingeordnet und entsprechend mit<br />
Punkten benotet werden.<br />
� Anschließend wurde unter Kosten-/<br />
Nutzen-Gesichtspunkten festgelegt, wo<br />
auf der Skala je<strong>des</strong> einzelne Element<br />
<strong>des</strong> BSH-Controlling mittelfristig ankommen<br />
sollte.<br />
� Daraus folgte unmittelbar die Gap-<br />
Analyse und schließlich die mittelfristige<br />
Roadmap mit den nächsten <strong>Entwicklung</strong>sschritten.<br />
Als erste Konsequenz daraus wird derzeit<br />
der bislang recht detaillierte – und damit<br />
aufwändige – Forecastprozess in Inhalt,<br />
Ablauf und Systemnutzung deutlich vereinfacht,<br />
so dass (gerade auch in Zeiten<br />
krisenhafter Wirtschaftsentwicklung) ab<br />
sofort häufiger und schneller eine bottom-up<br />
Einschätzung der Lage als Basis<br />
für flexible Gegensteuerung zur Verfügung<br />
gestellt werden kann.<br />
........................................................<br />
4. Lessons learned und<br />
Implikationen für andere<br />
Unternehmen<br />
........................................................<br />
Als Lessons learned lassen sich für den<br />
Leser folgende wesentliche Stichpunkte<br />
zusammenfassen:<br />
� Empfehlenswert ist nach unserer Erfahrung<br />
ein integriertes Programm für<br />
eine systematische Weiterentwicklung<br />
<strong>des</strong> eigenen Controlling – in angemessenem<br />
Umfang und gezielt dort, wo<br />
Bedarf besteht. Basis dafür ist ein Maturity<br />
Model mit Stärken-/ Schwächenprofil<br />
und Bedarfsanalyse.<br />
� Der EVA i als übergeordnete, wertorientierte<br />
Steuerungsgröße ist nach wie<br />
vor sinnvoll, auch wenn er sich in der<br />
täglichen Management-Diskussion<br />
mitunter als zu abstrakt erweist und<br />
hier Umsatz, EBIT, Working Capital<br />
und Investitionen vorherrschen. Aber<br />
gerade um sicherzustellen, dass die Kapitalseite<br />
(Working Capital, Investitionen)<br />
nicht z. B. gegenüber Umsatzzahlenzukurzkommt,sollteerBasisfür<br />
die Incentivierung sein.<br />
� <strong>Die</strong> Idee <strong>des</strong> ständigen rollierenden<br />
Benchmarking ist als Effizienztreiber<br />
und Mittel für ständige Verbesserungen<br />
auf viele Branchen übertragbar.<br />
� Transparenz ist das entscheidende<br />
Stichwort für Controller. Eine mehrdimensionale<br />
Ergebnisrechnung, die für<br />
jeden Schnittpunkt der Berichtsdimensionen<br />
ein Ergebnis (DB/EBIT)<br />
ausweist, ist sehr aufwändig in der<br />
Konzeption und mehr noch in der Implementierung.<br />
Wir halten sie jedoch<br />
für Matrixorganisationen für höchst<br />
empfehlenswert, um erfolgreiche Zusammenarbeit<br />
mit fundierten Diskussionen<br />
zu ermöglichen. Und auch für<br />
CONTROLLING – ZEITSCHRIFT FÜR ERFOLGSORIENTIERTE UNTERNEHMENSSTEUERUNG
<strong>Die</strong> <strong>Entwicklung</strong> <strong>des</strong> BSH-<strong>Controllings</strong> <strong>zum</strong> <strong>integrierten</strong> <strong>Performance</strong>-Netzwerk 631<br />
viele andere Unternehmen mit komplexeren<br />
Geschäftsmodellen wird dieser<br />
Aufwand sich lohnen.<br />
� <strong>Die</strong> Frage nach Teil- oder Vollkostenrechnung<br />
stellt sich unseres Erachtens<br />
dabei nicht: eine Vollkostenrechnung,<br />
dievariableundfixeElementesepariert<br />
und Deckungsbeitragsstufen anbietet,<br />
deckt alles ab: sowohl die Diskussion<br />
über die jeweils unmittelbar<br />
beeinflussbaren Kostengrößen eines<br />
Verantwortungsbereichs, als auch die<br />
Diskussion über die – am Ende relevante<br />
– bottom-line, inkl. der enthaltenen<br />
Schlüsselproblematik. Beide Seiten<br />
lassen sich dabei klar separieren, ohne<br />
jedoch eine zu vernachlässigen.<br />
� Allgemein stellt sich bei der Ausgestaltung<br />
<strong>des</strong> <strong>Controllings</strong> die Frage nach<br />
dem optimalen Komplexitätsgrad: angemessen<br />
hoch, um der Realität gerecht<br />
zu werden, aber im Alltag noch<br />
allgemein verständlich und handhabbar.<br />
Hier sollte man nicht von Anfang<br />
an zu wenig ambitioniert planen.<br />
� Controller neigen naturgemäß zur Fokussierung<br />
auf Hard Facts, sprich Zahlen<br />
– Kommunikation, Zusammenhalt<br />
und Networking etc. sind jedoch gleichermaßen<br />
wichtig und sollten systematisch<br />
gestärkt werden.<br />
� <strong>Die</strong> Wahl <strong>des</strong> besten Planungsprozesses<br />
kann nur in Abhängigkeit vom individuellen<br />
Unternehmen und seiner<br />
Führungskultur (wesentlich auch <strong>des</strong><br />
CEO als „letzter Instanz“ für die Zielsetzung)<br />
getroffen werden. Grundsätzlich<br />
aber halten wir den Top-down<br />
21. Jahrgang 2009, Heft 11<br />
Ansatz für den besten Vorschlag: Mit<br />
der Planung setzt die Unternehmensleitung<br />
ambitionierte, aber realistische<br />
Ziele, die ihre Mitarbeiter erreichen sollen<br />
– dafür ist Top-down der natürliche<br />
Weg. Das Bottom-up Element zur Information<br />
der Unternehmensleitung<br />
(und zur Sicherstellung der ErreichbarkeitderZiele)sollteeherüberdenregelmäßigen<br />
Forecast abgedeckt werden.<br />
Keywords<br />
� Benchmarking<br />
� Integrated Controlling<br />
� Maturity Model<br />
� Multidimensional profitability<br />
analysis<br />
� Top-down planning process<br />
Summary<br />
The controlling function of the BSH<br />
Bosch und Siemens Hausgeräte GmbH<br />
has been developed into a performance<br />
network over the past few<br />
years, based on its vision to deliver<br />
planning, reporting and consulting<br />
services on benchmark level to its customers.<br />
Starting from a rather common<br />
landscape of controlling tools,<br />
this stepwise development comprised<br />
the introduction of an efficient budgeting<br />
process, a multidimensional profitability<br />
statement, a worldwide controller<br />
community as well as numerous<br />
further elements, all linked into an<br />
integrated system. The article <strong>des</strong>cribesthisdevelopmentwithitsnew<br />
controlling elements and gives indications<br />
of lessons learned and implications<br />
for other companies.