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im Gespräch mit Dirk Glogau - Yogapur!

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Deutsches Yoga-Forum | Heft 06 | 12/2013 | Titelthema | 19INTERVIEW MIT FRIEDRICH SCHULZ-RAFFELTBegegnungen<strong>mit</strong> Swami VenkatesanandaSwami Venkatesananda verkörperte den Vedanta und Yoga, indem er ihn als Wandermönchlebte und lehrte. Er hat den BDY in den Anfangsjahren des Verbandes spirituellbegleitet.Interview: Dr. Barbara FranzAshrams am Ufer des Ganges, RishikeshQuelle: commons.wik<strong>im</strong>edia.orgFranz: Swami Venkatesananda war Dein direkter Lehrer. Wiehast Du ihn kennengelernt?Schulz-Raffelt: Swami Venkatesananda lernte ich 1971 kennen,als er – wie in den folgenden acht Jahren – auf Einladungdes BDY – damals: Berufsverband deutscher Yogalehrer – zueinem zweiwöchigen Weiterbildungsseminar nach Deutsch-land kam. Die Seminare <strong>mit</strong> ihm waren <strong>mit</strong>reißend und, wieSwamiji selbst, von besonderem Charme. Weil ich zu dieserZeit geschäftsführender Vorstand des BDY war, hatte ich dasGlück, Swami Venkatesananda bis zu seinem mahâsamâdhi1982 regelmäßig zu begegnen, wenn er in Deutschland oderin erreichbarer Nähe war, zum Beispiel in Paris. 1974 hat er dieRäume meiner Yoga-Schule eröffnet und ihr 1980 den Namen»Sivananda-Yoga-Vedanta-Schule« verliehen.


20 | Titelthema | Deutsches Yoga-Forum | Heft 06 | 12/2013Wie kam Swami Venkatesananda zum BDY?Wie kam Annelise Schulz dazu, Swami VenkatesanandasSchriften zu übersetzen?Der BDY wurde am 1. Mai 1967 gegründet. Die Idee dazuging von meiner Yogalehrerin Ingeborg Kurig-Kroeker aus,die gemeinsam <strong>mit</strong> ihrer Schwester Dr. Gertrud Schmidt seit1952 die Yoga-Schule Hannover leitete. Über Dr. Isbert, derdamals die Zeitschrift »Yoga für den Westen« herausgab,bekamen wir Adressen von den damals noch wenigen Yogalehrendenin Deutschland. Wir waren 14 Gründungs<strong>mit</strong>glieder.Damals gab es noch kaum Informationen über Yoga.Wir organisierten Seminare, die <strong>im</strong> Frühjahr bei Gerda Rahlffauf Fehmarn und <strong>im</strong> Herbst bei Isolde Hopfner in Riederauam Ammersee stattfanden. Im Sommer gab es ein zweiwöchigesHauptseminar in Bad Sachsa <strong>im</strong> Harz. Ingeborg Kurig-Kroeker wollte, dass authentische Lehrer zu uns kamen. Siehatte von Swami Venkatesananda gehört und lud ihn ein.Viele waren sehr von ihm angetan und so kam er jedes Jahrwieder, solange ich geschäftsführender Vorstand war und esdiese Seminare gab.Worum ging es bei diesen Hauptseminaren, was hat SwamiVenkatesananda gelehrt?Swami Venkatesananda war als Hauptreferent und Gastlehrereingeladen. Unter Yoga wurde damals volkstümlich Hatha-Yogaund Entspannungstechnik verstanden. Er hingegen sprach überdie spirituellen Aspekte des Yoga, die weit über den Hatha-Yogahinausgehen. Wie Swami Satchidananda, der ebenfalls meinLehrer war und viele Jahre aus den USA zu den Treffen der EuropäischenYoga-Union nach Zinal kam, lehrte Swami Venkatesanandaden Integralen Yoga nach Swami Sivananda. Der IntegraleYoga verbindet die praktische Übungen – âsana, prâòâyâmaund Meditation – <strong>mit</strong> den Yoga-Wegen der Bhagavad-Gîtâ. Auchin seinen Vorträgen bei uns sprach Swami Venkatesananda vorallem über die Gîtâ, die Upanishaden und Pataôjali.Er war ein begnadeter Ver<strong>mit</strong>tler der klassischen Philosophie desVedanta, weil er <strong>mit</strong> der indischen und der westlichen Kultur sehrvertraut war. Er hat die wichtigsten Schriften des Vedanta – denYoga Vâsièùha, die Bhagavad-Gîtâ, die Yoga-Sutras des Pataôjali– ins Englische übersetzt, zum Teil in gekürzten Fassungen, diediese Texte auch westlichen Lesern leicht zugänglich machen. EinTeil dieser Schriften wurde von meiner Schwester Annelise Schulzins Deutsche übersetzt und veröffentlicht. Natürlich hat SwamiVenkatesananda auch den Hatha-Yoga präzise gelehrt. Auffallendwar, wie frei und humorvoll er über seinen Guru sprach.Manchmal <strong>im</strong>itierte er ihn sogar. Swami Sivananda muss sehrmenschlich und umgänglich gewesen sein.Mit meiner älteren Schwester Annelise, die leider schon 1999starb, habe ich 1952 an Ingeborg Kurig-Kroekers Schule begonnen,Yoga zu üben. Annelise wurde ebenfalls Yogalehrerinund hat an der Yogaschule Hannover unterrichtet. Sie standvon Anfang an in engem Kontakt <strong>mit</strong> Swami Venkatesananda.Sie organisierte seine Aufenthalte hier und dolmetschte ihnauch. Annelise hatte eine Schreibmaschine gekauft, <strong>mit</strong> dersie Manuskripte druckfertig tippen konnte. Auf dieser Maschine,die heute noch bei mir steht, hat sie auch englischsprachigeTyposkripte angefertigt, die sie nach Johannisburg zurVerlagsstiftung Chiltern Yoga Trust geschickt hat. Ihre Übersetzungensind zum Teil in einem Verlag erschienen, zum Teilhat sie sie <strong>im</strong> Eigenverlag herausgegeben. Zeitweise half unserVater be<strong>im</strong> Verpacken und Versenden der vielen Bücher. Späternahm Swami Venkatesananda sie <strong>mit</strong> nach Rishikesh, wosie von Swami Krishnananda selbst zum Swami geweiht wurdeund den Ordensnamen Swami Krishnananda bekam. Ihre letzteÜbersetzung, das Yoga Vâsièùha, konnte sie aufgrund einerErkrankung nicht mehr vollenden.Inwiefern war Swami Venkatesananda prägend für den geradeentstandenen BDY?Das Ziel des BDY war und ist es, Yogalehrende unterschiedlicherRichtungen in einem Berufsverband zusammenzuführen. 1970habe ich eine Satzung entworfen, die Qualitätsmaßstäbe für dieYogalehrausbildung formuliert und gemeinsam <strong>mit</strong> Helga PetersRichtlinien ausgearbeitet. Als Swami Venkatesananda zu unskam, war ich da<strong>mit</strong> befasst, ein Curriculum und ein Programmzu entwickeln, dem dieser Qualitätsstandard zugrunde liegt, außerdemeine Ausbildung, die dies beispielhaft umsetzt. Natürlichhabe ich die Rahmenrichtlinien <strong>mit</strong> Swami Venkatesananda besprochen.Er hat den BDY in den Anfangsjahren spirituell begleitet.Es war klar, dass das Curriculum ein systematisches Studiumdes Meditationsweges und der Quellentexte beinhalten muss,auch der Hatha-Yoga-Schriften.Swami Venkatesananda war hinduistischer Mönch, Du bistaktives Mitglied Deiner Kirchengemeinde. Ist das kein Widerspruch?Nein. Ich bin in der Kirchenmusik aktiv und war fast zehn JahrePresbyter, also Gemeindeverantwortlicher. Dabei ging es mir vorallem um die ökumenische Zusammenarbeit, um die gemeinsameBasis der Konfessionen. Das hat etwas <strong>mit</strong> der spirituellen


Deutsches Yoga-Forum | Heft 06 | 12/2013 | Titelthema | 21Tradition der Menschheit zu tun: Es gibt nur eine zeitlose Wahrheit,die alle Kenner der Natur Gottes verbindet. Diese Wahrheitverändert sich nicht durch die Konfessionen oder Religionen, diesie ausgestalten. Deshalb beantwortet Jesus die Frage nicht, dieihm Pilatus stellt: »Was ist Wahrheit?« (Ev. Joh. 18,37-38). DieAntwort lässt sich nicht in Worte oder Lehrsätze fassen.Swamis sind Mönche, die sich ganz dem spirituellen Leben widmen.Sie haben zwar in Ashrams gelebt und sind dort einemMeister begegnet. Aber das waren persönliche Lehrer. SpirituelleLehrer lehren durch ihr persönlich gelebtes Leben, währendReligionslehrer auch dogmatisch sein müssen. Die Swamis sinddeshalb sehr individuell. Das gilt besonders für Vedanta, dasEnde – anta – des Wissens – veda. Vedanta hat nichts <strong>mit</strong> Hinduismusoder Neo-Hinduismus zu tun, sondern ist ein Wissen,das in der Meditation erfahren wird. Es ist die Erfahrung derzeitlosen Natur.Du hast bei vielen großen Yogalehrerinnen und -lehrern geübt.Was war das Besondere an Swami Venkatesananda?Er war ganz zugänglich, ansprechbar und natürlich. Weil ich<strong>im</strong> Hauptberuf Stahlbrückenbau-Ingenieur war, schätzte ichbesonders das naturwissenschaftliche Verständnis, das seinemUnterricht zugrunde lag. Als Wandermönch war SwamiVenkatesananda vollkommen frei. Obwohl viele Menschen ihnsehr liebten, duldete er keine Verehrung und Vereinnahmung.Bei keinem anderen Lehrer als bei ihm und Swami Satchidanandahabe ich erfahren, was Vedanta bedeutet. Swami Venkatesanandaverkörperte das, was er lehrte: Er war die Inkarnationdes gelebten Brahman-Wissens.Swami Venkatesananda 1982Quelle: SwamiVenkatesananda.org

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