syndrome - Rheuma-Kinderklinik Garmisch-Partenkirchen
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Ihr den Aufenthalt hier nutzt, die Rückkehr in Euren Alltag<br />
zu planen, vorzubereiten und zu erproben, z.B. durch den<br />
regelmäßigen Schulbesuch in der Klinikschule, die Teilnahme<br />
an den hier angebotenen Therapien, Überlegungen,<br />
ob Euer Alltagspensum zu Hause realistisch ist oder beispielsweise<br />
mehr Ruhephasen eingeplant werden sollten.<br />
Auch das Wiederaufnehmen von Hobbies, Sport und die<br />
Kontaktpflege zu Freunden gehört zu diesem Thema.<br />
Alle Berufsgruppen arbeiten mit Euch individuell daran,<br />
die Bedingungen für Euren Alltag zu verbessern und ganz<br />
allgemein, wieder Lebensfreude zu wecken.<br />
Zur Therapie gehören - individuell abgestimmt - Gespräche,<br />
Physiotherapie, Ergotherapie, physikalische Therapie,<br />
Reittherapie, kreatives Gestalten, gemeinsame Unternehmungen,<br />
sportliche Erlebnisse und Übungen zum Entspannen<br />
sowie ausführliche Informationen zum Krankheitsbild<br />
(einzeln oder in der Gruppe). Viele Bereiche in<br />
der Behandlung sind darauf ausgerichtet, die Körperwahrnehmung<br />
zu verbessern. Gemeinsam gilt es, für Euch<br />
genau die Bereiche zu entdecken, die den Schmerz geringer<br />
werden lassen und in denen Ihr Freude, Lebenslust<br />
und Selbstwertgefühl erfahrt. Die Schmerzen sollen nicht<br />
mehr Euer Lebensmittelpunkt sein.<br />
Liebe Patienten,<br />
Ihr leidet an chronischen Schmerzen, die Eure Ärztin/Euer Arzt<br />
als Schmerzverstärkungssyndrom bezeichnet hat; vielleicht hat<br />
sie/er aber auch von chronischer Schmerzstörung oder juvenilem<br />
Fibromyalgiesyndrom gesprochen (damit ist dasselbe<br />
gemeint). Wahrscheinlich könnt Ihr mit der Diagnose wenig<br />
anfangen; deshalb möchten wir Euch informieren, was ein<br />
Schmerzverstärkungssyndrom ist und wie die Behandlung in<br />
unserer Klinik aussieht. Je mehr Ihr selbst und Euer Umfeld<br />
über die Krankheit Bescheid wissen, umso besser könnt Ihr<br />
gemeinsam damit umgehen.<br />
Gerne könnt Ihr dieses Infoblatt an Eure Eltern, Freunde, Lehrer<br />
und andere Menschen, die Euch nahe stehen, weitergeben.<br />
Wo kann ich mich informieren?<br />
Deutsches Zentrum für Kinder- und Jugendrheumatologie<br />
Station für Schmerztherapie<br />
Gehfeldstr. 24<br />
82467 <strong>Garmisch</strong>-<strong>Partenkirchen</strong><br />
Tel. 08821 / 701-0<br />
www.rheuma-kinderklinik.de<br />
Text: Dr. R. Häfner, S. Flessa, M. Spamer, Dr. E. Schnöbel<br />
Stand: 01.07.2011<br />
- dieses Informationsblatt erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit -<br />
Stand Juli 2011 • Layout und Druck: www.osterchrist.de<br />
<strong>Kinderklinik</strong> <strong>Garmisch</strong>-<strong>Partenkirchen</strong> gGmbH<br />
Deutsches Zentrum für Kinder- und Jugendrheumatologie<br />
Sozialpädiatrisches Zentrum<br />
Schmerzverstärkungs<strong>syndrome</strong><br />
im Kindes- und Jugendalter<br />
Information für Patienten, Eltern, Angehörige, Freunde, Lehrer<br />
und andere Interessierte
Was ist ein Schmerzverstärkungssyndrom?<br />
Als Schmerzverstärkungssyndrom bezeichnet man<br />
Schmerzen im Bereich der Gelenke, an Muskeln, auch im<br />
Rücken, die über Monate oder gar Jahre anhalten. Bei<br />
ausführlichen Untersuchungen können Entzündungen<br />
oder andere Erkrankungen an den schmerzhaften Bereichen<br />
ausgeschlossen werden; dennoch werden die<br />
Schmerzen oft heftiger und beeinträchtigen den Alltag<br />
erheblich. Der Schmerz ist da, auch wenn keine körperlichen<br />
Ursachen gefunden werden können. Neben den<br />
Schmerzen am Bewegungsapparat können auch Kopf-<br />
und Bauchschmerzen sowie Schlafprobleme auftreten.<br />
Manchmal betreffen die Schmerzen nur einzelne Stellen,<br />
z.B. ein Gelenk, Hand oder Fuß, Arm oder Bein. Man<br />
spricht dann von einem lokalisierten Schmerzverstärkungssyndrom.<br />
Oft breitet sich der Schmerz jedoch über<br />
weite Teile des Körpers aus oder zeigt sich an wechselnden<br />
Stellen. Man bezeichnet dies als generalisiertes<br />
Schmerzverstärkungssyndrom.<br />
Welche Auswirkungen können die<br />
Schmerzen auf den Alltag haben?<br />
Schmerzen, die über längere Zeit bestehen, beeinträchtigen<br />
Euren Alltag erheblich. Viele Kinder und Jugendliche<br />
geben deshalb Freizeit- und Schulsport auf, auch wenn<br />
sie dabei früher viel Freude hatten. Eventuell wird der<br />
Kontakt zu Freunden seltener und immer schwieriger, da<br />
Ihr das Gefühl habt, bei Unternehmungen nicht mehr<br />
mithalten zu können. Schließlich nehmen die Schmerzen<br />
so viel Raum ein, dass Euch auch der Schulbesuch nicht<br />
mehr in vollem Umfang möglich ist. Dadurch ist nicht<br />
nur die Ausbildung gefährdet, sondern es gehen auch<br />
wichtige soziale Begegnungen verloren. Möglicherweise<br />
kennt Ihr einige dieser Auswirkungen aus Eurem Leben.<br />
Wie entstehen Schmerzen und was<br />
passiert dabei im Körper?<br />
Akuter Schmerz ist ein wichtiges Signal, das unseren<br />
Körper vor Gefahren schützt.<br />
Bei einer Schädigung unseres Körpers wie z.B. einer Verletzung<br />
oder Verbrennung, wird von der geschädigten<br />
Stelle ein Signal über die Nervenbahnen an das Gehirn<br />
geleitet, dort komplex verarbeitet und uns als Schmerz bestimmter<br />
Lokalisation und Qualität bewusst. Unser Schmerzempfinden<br />
entsteht also im Gehirn.<br />
Auf dem Weg ins Gehirn gelangen die Signale auch ins Rückenmark.<br />
Bereits dort werden auf die Schädigung bezogene Reaktionen<br />
ausgelöst, die automatisch ablaufen und uns nicht bewusst<br />
sind. Von dort erhalten z.B. die Muskeln und Gelenke<br />
„Befehle“, so dass die Hand sofort von der heißen Herdplatte<br />
weggezogen wird oder Blutgefäße eng gestellt werden, damit<br />
wir durch eine Wunde weniger Blut verlieren.<br />
Warum spüren wir Schmerzen, auch wenn<br />
keine Schädigung vorliegt?<br />
In jedem Augenblick verarbeitet unser Gehirn eine Fülle von<br />
Informationen, angenehmen und unangenehmen. Häufige und<br />
intensive Informationen wie z.B. Schmerzen prägen sich dem<br />
Gehirn nachdrücklich ein. So entwickelt sich das so genannte<br />
Schmerzgedächtnis. Belastungen aller Art können dieses<br />
Schmerzgedächtnis aktivieren und überschießende chronische<br />
Schmerzreaktionen auch ohne aktuelle körperliche Ursache auslösen.<br />
Belastungen können köperliche Verletzungen, Entzündungen,<br />
ein anstregendes Fußballspiel, Kummer, Angst, Überforderung,<br />
Ärger mit Freunden und einfach alles sein, was<br />
Stress bei uns auslöst. An Entstehung, Aufrechterhaltung und<br />
Verlauf eines Schmerzverstärkungs<strong>syndrome</strong>s sind also biologisch-körperliche,<br />
seelische und soziale Faktoren beteiligt. Die<br />
Schmerzen sind heftig und trotz fehlender aktueller körperlicher<br />
Ursache ernstzunehmen; die Schmerzen an sich sind zu einer<br />
Erkrankung geworden, dem Schmerzverstärkungssyndrom.<br />
Warum helfen Schmerzmedikamente<br />
nicht?<br />
Die meisten Medikamente, die man gegen Gelenkschmerzen<br />
einsetzt, wirken am Ort der Schädigung, z.B.<br />
an einem entzündeten oder verletzten Gelenk. Da beim<br />
Schmerzverstärkungssyndrom keine körperliche Schädigung<br />
vorliegt, könnt Ihr Euch leicht vorstellen, dass<br />
die Medikamente nicht wirklich helfen können. Aber<br />
auch Schmerzmedikamente, die in den Gehirnstoffwechsel<br />
eingreifen, sind bei Kindern und Jugendlichen<br />
wenig hilfreich. Sie zeigen außerdem häufig Nebenwirkungen<br />
wie Müdigkeit, Übelkeit, Schwindel, Kopfschmerzen,<br />
und verstärken somit die bereits bestehenden<br />
Beschwerden. Die Einnahme von Schmerzmedikamenten<br />
als uns allen gewohnte Schmerz maßnahme ist<br />
verständlich, aber nicht hilfreich.<br />
Was passiert auf unserer<br />
Station für Schmerztherapie?<br />
Ihr werdet bei uns von einem Team aus Ärzten, Pflegekräften,<br />
Psychologen, Sozial- und Heilpädagogen,<br />
Physiotherapeuten, Masseuren und Ergotherapeuten im<br />
Rahmen unserer multimodalen Schmerztherapie betreut,<br />
in der auf die verschiedenen Faktoren der Entstehung<br />
und Aufrechterhaltung eines Schmerzverstärkungs<strong>syndrome</strong>s<br />
eingegangen wird.<br />
Die Schmerzen „wegmachen“ können wir nicht. Aber<br />
Ihr könnt mit unserer Unterstützung lernen, anders mit<br />
den Schmerzen umzugehen, sodass sie sich vermindern<br />
und langfristig auch verschwinden. Hierzu gehört ein<br />
aktives Verändern des Denkens, z.B. „es tut zwar weh,<br />
aber es geht nichts kaputt“, des Fühlens, z.B. „ich leide<br />
nicht unter einer gefährlichen Krankheit, also brauchen<br />
mir die Schmerzen keine Angst mehr einzujagen“ und<br />
des Verhaltens, z.B. „sich ins Bett verziehen bringt<br />
nichts, stattdessen aktiv zu werden hat mich schon<br />
manchmal die Schmerzen vergessen lassen“.<br />
Als sehr bedeutsam hat sich eine Rückkehr zum Alltag<br />
herausgestellt. Die oben beschriebenen Reaktionen wie<br />
Rückzug, Schonung, Schulfehlzeiten führen zu einer<br />
Verschlimmerung der Situation, zu verstärkter Aufmerksamkeit<br />
auf den Schmerz und zunehmender Hilf-<br />
und Hoffnungslosigkeit. Es ist daher entscheidend, dass