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Biomechanik im Schneesport - Swiss Snowsports

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Nr. 6A CADEMY ist eine Beilage zur Zeitschrift SWISS SNOWSPORTS➞➞➞G➞R➞F2➞➞➞G<strong>Schneesport</strong> – ein Spiel mit den Kräften.➞R➞F2InhaltsverzeichnisSeiteVorwort 1Einleitung 1Biomechanische Grundlagen 2– Definitionen 2– Begriffe 2– Innere und äussere Kräfte 3– Gleichgewichtsverhalten 3<strong>Biomechanik</strong> <strong>im</strong> <strong>Schneesport</strong> 3– Kräfte in einer Falllinienfahrt 3– Kräfte in einem Schwung 4Gerätespezifische Erläuterungen 5– Ski 5– Snowboard 6Übungen für den Unterricht 8Bibliographie 8Impressum 8<strong>Biomechanik</strong> <strong>im</strong> <strong>Schneesport</strong>Vorwortvon Riet R. Campell (Director SWISS SNOWSPORTS)Einleitungvon Andri Poo, Renato Semadeni (SWISS SNOW DEMO TEAM)•Welche Kräfte kann ich mit einem gut präparierten Belag reduzieren?•Warum ist eine gute Hocke <strong>im</strong> Rennen sehr wichtig?• Wieso fliege ich aus der Bindung, wenn ich zu schnell von derpräparierten Piste in den Tiefschnee fahre?•Welche Kräfte wirken, wenn ich über eine Welle fahre?• Wie kann ich die Unterstützungsfläche be<strong>im</strong> Skifahren vergrössernum eine bessere Stabilität zu erreichen?Diese und noch viele andere Fragen, die <strong>im</strong> Unterricht täglich vorkommen,sollen nach dem Studium der vorliegenden Academy aufeinfache Weise beantwortet werden können. Biomechanisch lassensich die Antworten gut begründen, da sie klar definierten biomechanischenRegeln unterliegen, über die es kein Wenn und Aber gibt.Ich wünsche Euch viel Spass bei der praktischen Umsetzung derkomplizierten Formeln und bei der biomechanischen Begründung,warum der Gast aus dem Gleichgewicht gekommen ist!Im Lehrmittel <strong>Schneesport</strong> Schweiz dient das PädamotorischeHandlungsmodell als Grundlage jeglichen Lernens und Lehrens. Zielist, ein möglichst umfassendes Wissen und das Verständnis fürganzheitliches Handeln <strong>im</strong> <strong>Schneesport</strong> zu vermitteln. Dabei ist die<strong>Biomechanik</strong> lediglich ein Teil dieses Mosaiks.Ein <strong>Schneesport</strong>lehrer braucht gewisse Grundkenntnisse der <strong>Biomechanik</strong>,um seinen Gästen möglichst lernrelevante Beratungen gebenzu können. Das biomechanische Verständnis ist ein wichtigerTeil zur Anwendung des technischen Konzeptes in den Lehrmittelnvon <strong>Schneesport</strong> Schweiz. Die vorliegende Academy soll eineGrundlage und ein Arbeitspapier <strong>im</strong> Bereich <strong>Biomechanik</strong> für AusundWeiterbildungskurse sein. Es war nicht unser Ziel, ein wissenschaftlichesLehrmittel zu schreiben. Vielmehr sollen die wichtigstenGrundlagen der Physik <strong>im</strong> <strong>Schneesport</strong> möglichst verständlicherklärt werden. Die behandelten Themen sind nicht abschliessendund aus wissenschaftlicher Sicht zum Teil vereinfacht dargestellt.Dabei werden die materialspezifischen Einflüsse nicht behandelt.


A CADEMYA C A D E M YBiomechanische GrundlagenDefinitionenKraftKraft = Masse (Körpergewicht in kg) x Beschleunigung,➞➞F=mxa [N]Krafteinheit: Newton [N], 1N =1kg x1m/s 2Kräfte sind gerichtete Grössen, best<strong>im</strong>mt durch Betrag und Richtung.➞F=Kraft mit best<strong>im</strong>mter Richtung und BetragF=Kraft nur mit Betrag (Kraftgrösse in z. B. kN)BeschleunigungEine Beschleunigung kann positiv (Geschwindigkeit zunehmend)oder negativ (Geschwindigkeit abnehmend/bremsend) sein. Bei Beschleunigung= 0 verändert sich unsere Geschwindigkeit nicht.TrägheitsprinzipEin Körper ändert seinen Bewegungszustand erst, wenn er durcheine Kraft dazu gezwungen wird. Das heisst, er will seiner Fahrlinie/Flugbahn mit konstanter Geschwindigkeit folgen.Aktions-/Reaktionsprinzip➞Wirkt ein Körper mit einer Kraft F1 auf einen zweiten Körper (Aktion),wirkt der zweite Körper mit entgegengesetzter, gleich grosserKraft F2 auf den ersten Körper zurück➞(Reaktion).Zusammensetzung und Zerlegung von Kräften➞Oft wird die resultierende Kraft R (Resultierende) als Zusammensetzungvon zwei oder mehreren Kräften gesucht. Dies kann mitHilfe eines Kräfteparallelogrammsgrafisch dargestelltR ➞werden. Das Zerlegen einer➞Kraft R in zwei Komponentenerfolgt nach gleichemPrinzip.F2➞➞F1BegriffeKörperschwerpunkt KSP Kräftemittelpunkt aller Teilgewichteeines Körpers➞Gewicht GGewichtskraft, welche <strong>im</strong> KSP angreift➞Normalkraft N senkrecht zur Unterlage wirkende➞Reaktionskraft infolge des Gewichts G➞➞ ➞Hangabtriebskraft H resultierende Kraft aus G + N;➞wenn Unterlage horizontal: H = 0➞Reibungskraft Fr werden Körper gegeneinanderverschoben, beobachtet maneine hemmende Kraft, die Reibungskraft➞ ➞ ➞Fr, Fr = xN ( = Reibungskoeffizient)➞Trägheitskräfte Ftr Trägheitskräfte werden spürbar,wenn der Körper eine Beschleunigungerfährt (positiv oder negativ)➞Zentrifugalkraft FzFliehkraftZentripetalkraftUnterstützungsflächeradiale Trägheitskraft, welche den Fahrerinfolge Richtungsänderung nachder Schwungaussenseite drückt/zieht= ZentrifugalkraftReaktionskraft der ZentrifugalkraftWird die Fläche genannt, welchevon den Auflageflächen der zwei Skieingerahmt wird. Die Unterstützungsflächedes Snowboards ist jener Bereich,welcher effektiv mit dem Schnee inKontakt ist.Unterstützungsfläche UKSP2 | A CADEMYUnterstützungsfläche U


A C A D E M YA CADEMYInnere und äussere KräfteInnere Kräfte wirken zwischen Körperteilen und werden durchMuskelkräfte hervorgerufen. Diese Kräfte allein können den Bewegungszustanddes Körperschwerpunktes nicht verändern. Da sichder Fahrer meistens in Kontakt mit der Unterlage befindet, rufeninnere Kräfte (Veränderung der Position verschiedener Körperteile)äussere Reaktionskräfte hervor.Äussere Kräfte entstehen infolge der Erdanziehungskraft oder sindReaktionskräfte auf den Fahrer.GleichgewichtsverhaltenWährend der Fahrt muss die Wirkung aller angreifenden Kräfte vomFahrer so geregelt, aufgefangen oder umgeleitet werden, dass die➞Resultierende R durch die Unterstützungsfläche U verläuft. Solangedies der Fall ist, befindet sich der Fahrer in einem dynamischenGleichgewicht und stürzt nicht.Was wir <strong>im</strong> <strong>Schneesport</strong> als Kernbewegung Orientieren-Drehenbezeichnen, sind innere Kräfte, erzeugt durch Bewegungen vonKörperteilen. Diese Bewegungen bewirken Dreh<strong>im</strong>pulse, welche zurDrehung des Körpers oder Teile davon führen. Da wir – ausser in derLuft – <strong>im</strong>mer mit dem Schnee in Kontakt sind, best<strong>im</strong>mt schlussendlichder Schneewiderstand (äussere Kraft), wie gross die Drehungdes Gerätes infolge des Dreh<strong>im</strong>pulses ist.Die Kernbewegungen Beugen-Strecken und Kippen-Knicken werdennormalerweise auch durch innere Kräfte erzeugt. Sie dienen derVeränderung der Körperposition.➞➞➞G➞R➞F2U<strong>Biomechanik</strong> <strong>im</strong> <strong>Schneesport</strong>Kräfte in einer FalllinienfahrtWährend der Falllinienfahrt wirken weniger Kräfte als während einesSchwunges, da die horizontale Zentrifugalkraft infolge einerRichtungsänderung nicht vorhanden ist. Je nach Neigung und Beschaffenheitder Unterlage wirken die Kräfte mit unterschiedlicherGrösse. Bei einer Falllinienfahrt auf einer ebenen Unterlage wirkenunterstehende Kräfte.Während der Falllinienfahrt auf unebenem Untergrund entstehenvertikale Zentrifugalkräfte, welche den Fahrer in die Senkungdrücken oder ihn auf der Kuppe abheben.Die Trägheitslinien a-d zeigen den jeweiligen Verlauf des Körperschwerpunktes(KSP), wenn er ohne Einflüsse infolge innerer oderäusserer Kräfte mit konstanter Geschwindigkeit «weiterfahren» würde.aabb➞➞FzccddGewichts-/Normalkraft Gewichts-/Normal-/Hangabtriebskraft Reibungskräfte/LuftwiderstandKSP➞➞G➞KSP➞H➞➞G➞ FL➞➞N➞N➞ FR➞| 3


A CADEMYA C A D E M Y➞➞➞➞➞➞Kräfte in einem SchwungDie auftretenden Kräfte und deren Zusammenhänge in einemSchwung sind etwas komplexer. Infolge einer Richtungsänderung(Abweichung von der Falllinie) und Geschwindigkeitsveränderungeninnerhalb des Schwunges verändern sich die Kräfte ständig. Dienächsten zwei Grafiken zeigen die Kräfte <strong>im</strong> Bereich Schwungauslösung/Steuerphase1 und in der Steuerphase 2 in schematischer Form.R’➞F2➞➞G➞H➞➞R ➞➞➞F2R’➞➞➞➞G➞H➞R ➞Im Verlaufe des Schwunges (Kippvariante/Caroschwung) verändernsich die <strong>im</strong> KSP angreifenden Kräfte folgendermassen:➞➞➞H➞➞➞➞FZ➞➞➞➞➞➞➞➞➞➞➞➞➞➞➞➞Feststellungen– Fliehkraft: Veränderung (Zunahme) mit höherer Geschwindigkeitoder engerem Radius– Hangabtriebskraft: Veränderung infolge Hangneigung und/oderGewichtskraft– Gewichtskraft: Zunahme bewirkt höhere Hangabtriebskraft– Resultierende Kraft: verlangt Reaktionskraft, welchewir als «Druck» empfinden.Grundsätzliche Zusammenhänge– Je höher die Geschwindigkeit, desto grösser die➞Zentrifugalkraft Fz➞– Je steiler das Gelände, desto grösser die Hangabtriebskraft H➞– Je grösser die resultierende Kraft R, desto grösser der benötigteSchneewiderstand (Aufkantwinkel durch Knick- und Kippbewegung)➞R4 | A CADEMY


A CADEMYA C A D E M YGerätespezifische ErläuterungenSkiPflugdrehenKSPKurzschwingenKSPIn eher flachem Geländegefahren, entsteht eine relativkleine Hangabtriebskraft.Deshalb braucht eswenig Kraft, um von derFalllinie wegzufahren.Durch die tiefe Geschwindigkeitist die Zentrifugalkraftebenfalls klein. AusAbb. S. 4 ist ersichtlich, dass➞die resultierende Kraft Rsomit auch klein wird.In der Praxis bedeutet dies:– wenig KSP-Verlagerungnötig– kleine Aufkantwinkelmöglich– kleine innere Kräfte nötigDas Kurzschwingen auf einer steilen Piste verlangt einen relativgrossen Schneewiderstand (grosse Reaktionskraft), damit wir auchwirklich schwingen und nicht nur seitlich rutschen. Dieser Widerstandwird durch entsprechendes Aufkanten erzielt. Da die Fahrtgeschwindigkeiteher klein ist, können wir uns keine grossen Kippbewegungenleisten, ansonsten verlagert sich unsere resultierende➞Kraft R in Richtung des Innenski oder kommt sogar ausserhalb derUnterstützungsfläche zu liegen. Der Unterschied zwischen Kurzschwingenund Parallelschwung ist in den folgenden Bildern ersichtlich.Der Abstand des KSP zur Unterstützungsfläche (=a) ist je nachKernbewegungen (Kippen oder Knicken) unterschiedlich.➞Um R also gegen den äusseren Rand der U-Fläche zu verlagern(stärkere Belastung des Aussenskis), müssen wir mit der KernbewegungKnicken arbeiten.In der Auslösephase kommen die inneren Kräfte <strong>im</strong> Sinne der KernbewegungenOrientieren-Drehen und Beugen-Strecken stark zurGeltung. Die Oberkörperdrehung bewirkt eine Vorspannung zwischenOberkörper und Beinen. Sobald der Widerstand verringertwird, drehen sich die flachgelegten Ski und können in den nächstenSchwung gesteuert werden.Im Verlauf der Steuerphase 1 baut sich die Spannung zwischenOberkörper und Beinen ab. Um in der Steuerphase 2 den nötigenWiderstand zu erlangen, beginnen nun die Knickbewegungen inHüft- und Kniegelenken. Ein Weiterdrehen des Oberkörpers über dieFahrtrichtung hinaus würde den KSP gegen innen verlagern und dieKnickbewegung verhindern. Deshalb bleibt der Oberkörper ab demBereich der Falllinie eher talwärts gerichtet.Schwingen <strong>im</strong> TiefschneeDas Fahren <strong>im</strong> Tiefschnee ist insofern ein Spezialfall, als dass dieUnterlage – die Schneebeschaffenheit – anders ist. Der weicheSchnee bietet uns einen grossen Widerstand, weil wir durch die Gewichtskrafteinsinken. Ein schwererer Fahrer hat somit mehr Widerstandals ein leichter. Um den Widerstand zu verringern, müssen wirdie Auflagefläche (Gerät) und die Geschwindigkeit vergrössern.Die Auswirkungen von Bewegungen sind <strong>im</strong> Tiefschnee anders alsauf der Piste.Hier wird die Auslösphase betrachtet: Das Entlasten des Geräteskann <strong>im</strong> Tiefschnee nur mühsam über ein Strecken bewirkt werden.Ein Grossteil der Kraft geht verloren, um den Schnee zusammenzupressen– wir sinken noch tiefer ein. Deshalb wird ein Schwung <strong>im</strong>Tiefschnee über das Prinzip Beugen-Kippen-Drehen ausgelöst.Da die Unterlage weich ist, kann der Widerstand in einem Schwungnicht durch die Funktion kanten verändert werden. Im Tiefschneebeeinflussen – nebst der Geschwindigkeit und der Auflagefläche –unsere aktive Streck-/Beugebewegung den Widerstand. Ein aktivesStrecken bewirkt ein tieferes Einsinken und somit mehr Widerstand.aaaaaa


A CADEMYA C A D E M Y➞➞➞➞➞➞➞➞SnowboardKippvariante geschnitten (gecarvt)Auslösephase: Während der Auslösung eines Schwunges wandertder Körperschwerpunkt (KSP) talwärts (Kippbewegung), dazubraucht es eine innere Kraft, welche <strong>im</strong> KSP angreift. Wie <strong>im</strong> Bildersichtlich, wird diese Kraft vorwiegend durch eine leichte Knickbewegung<strong>im</strong> Hüftbereich und ein dadurch verstärktes Aufkantendes Boardes injiziert (analog Kurveneinleitung be<strong>im</strong> Radfahren).Somit verliert der Fahrer sein «dynamisches Gleichgewicht» undmuss das Board ab- und schlussendlich umkanten.Steuerphase 1: In der Steuerphase 1 wird das Board kontinuierlich➞aufgekantet, bis die resultierende Kraft R wieder durch die Unterstützungsflächeführt und das «dynamische Gleichgewicht» somitwieder realisiert ist.Steuerphase 2: In der Steuerphase 2 gilt es, das «dynamischeGleichgewicht» bei stetig grösser werdenden und unvorhersehbarveränderlichen Kräften beizubehalten.Übungen für das Bewegungslernen:– Kurze Traversen schaffen Zeit und erleichtern somit das Differenzierender Bewegungen.–provozieren des «dynamischen Gleichgewichtsverlustes» zu Beginnder Auslösephase durch bewusstes Knicken vor-bergwärtsund/oder kurzes, verstärktes Aufkanten des Boardes – direktesKippen vor-talwärts – und/oder bewusstes Abkanten des Boardes.➞➞➞Fz➞R➞➞G➞➞Streckvariante (gerutscht)Auslösephase: Durch das Abstoppen der Streckbewegung am Endeder Auslösephase wird das Board entlastet (Trägheitskraft entgegengesetztzur Gewichtskraft). Zugleich wird es über innere Kräfteder Kernbewegung Orientieren-Drehen in eine Drehung gebracht.Durch ein opt<strong>im</strong>ales T<strong>im</strong>ing dieser Bewegungen wird die Phase desinstabilen «dynamischen Gleichgewichtes» verkürzt und somit dieKurveneinleitung erleichtert.Steuerphase 1+2: Ergänzend zum beschriebenen Verhalten in derSteuerphase 1+2 der Kippvariante, sucht der Fahrer Stabilität durcheine zunehmend gebeugtere Körperhaltung (tiefe Position).➞➞➞➞FtrÜbungen für das Bewegungslernen:– Schnelles Strecken mit Orientieren/Drehen erleichtert die Auslösephase.– Tiefe Position hilft dem dynamischen Gleichgewicht während derSteuerphase.➞Fz➞R➞GKickerFlugbahn: Die Flugbahn wird best<strong>im</strong>mt durch den Schanzenwinkel,die Absprunggeschwindigkeit, die Olliebewegung (Winkelvergrösserung)und den Luftwiderstand FL. Die Sprunghöhe und –weite➞kann über die Energieerhaltung berechnet werden.Kräfte während der Landung: Hauptsächlich wirkende Kräfte sind➞➞einerseits die Gewichtskraft G und die Trägheitskraft Ftr. Der Ridermuss Muskelkraft aufbringen, die verhindert, dass seine Knie sowieHüfte «einklappen» und er stürzt.A CADEMY6 |


A CADEMYA C A D E M Y➞ ➞➞Ftr➞G➞R➞Flacher Absprung/flache Landung: Die resultierende Kraft R setzt➞ ➞sich zusammen aus Ftr und G. Die Höhe der Belastung, die auf denRider während der Landung wirkt, hängt vom Winkel zwischen der➞Resultierenden R und der Unterlage ab. In diesem Fall ist der Ridereiner mittleren Belastung und einer schmalen Variationsbreite ausgesetzt.Flacher Absprung/steile Landung: Zwar ist die Belastung währenddes Landens bei dieser Variante niedrig, aber die schmale Variationsbreiteerhöht die Gefahr über die Landung «hinauszusegeln».Steiler Absprung/steile Landung: Bei der Landung hat die resultierendeKraft R einen flachen Winkel zur Unterlage, was eine tiefe➞Belastung bedeutet. Zusätzlich ermöglicht die steilere Landung eingrösseres Spektrum an Sprunghöhen resp. Weiten, d. h. es kann aufweniger Platz mehr variiert werden.Steiler Absprung/flache Landung: Da hier die Winkelverhältnissenicht zueinanderpassen, erhöht sich die Belastung während derLandung für den Rider drastisch. Der Winkel zwischen ResultierendenR und Landefläche ist in diesem Fall am➞grössten.➞▼▼▼➞➞➞SpinauslösungGrundsätzlich: Währendder Flugphase kann nurdie Drehgeschwindigkeit,sowie die Körperpositionzur Drehachse verändertwerden.Dies kennt man bestensvon den Skiakrobatenoder Turmspringern, diedurch gezielte Armbewegungenund Zusammenklappenund Öffnen desOberkörpers und der Beinedie Figuren verändern.Auslösephase: Es ist entscheidend, dass man den Dreh<strong>im</strong>puls (ausgelöstdurch Kopf-, Arm-, sowie Oberkörperbewegungen) <strong>im</strong> letztenMoment des Schneekontaktes beendet – Abstoppen der BewegungOrientieren/Drehen mit anschliessendem Mitdrehen. Natürlichwird die Drehgeschwindigkeit <strong>im</strong> Auslösemoment wesentlichgeprägt, d. h. je mehr Dreh<strong>im</strong>puls eingeleitet wird, desto mehr Umdrehungenpro Zeit sind möglich. Das Abspreizen der Arme erleichtertdie AuslösungDer Rider muss darauf achten, dass das Board nicht zu früh beginntmitzudrehen. Dazu versucht der Rider das Board leicht aufgekantetzu halten und erst be<strong>im</strong> Absprung (Ollie/N’Ollie) vom Schnee zu lösen.Durch eine leichte S-Linie oder durch Verwindung des Bordeskann verhindert werden, dass das Board anfängt zu rutschen. Aufdem Bild dargestellt als Pfeile mit Stopp.Flugphase: Der entstandene Dreh<strong>im</strong>puls bleibt während der ganzenFlugphase konstant.–Drehgeschwindigkeit: Strecken der Arme und des Körpers verlangsamtdie Drehgeschwindigkeit, umgekehrt verhält es sich mitdem Anwinkeln der Arme.– Ändern der Rotationsachse: Asymmetrisches Abklappen derArme, z. B. ein Arm gestreckt über Kopf und der andere 90° vomKörper weg.Landephase: Der erfahrene Rider kann genau dosieren, wievielDruck<strong>im</strong>puls es für die gewünschte Drehung und Richtung braucht.Aber man kann auch durch Abklappen der Arme die Drehgeschwindigkeitverlangsamen und so den Trick sauber landen.Konsequenzen:Erhöhter Kanteneinsatz (leichte S-Linie auf Schanzentisch oderVerwindung des Boards (Torsion) erleichtert das Auslösen. Dadurchwird der Schneewiderstand erhöht und der Rider hat einen besserenAbdruck zur Auslösung. Ein erfahrener Rider benötigt jedochnur noch soviel Kanteneinsatz, wie sein Spin erfordert.S-LinieÜbungen für das Bewegungslernen:– Führe Walzer aus mit Armen nahe am Körper/weit weg vom Körper– Selbe Übung für einen Spin– Spinauslösung über S-Linie oder über Torsion


A CADEMYA C A D E M YÜbungen für den UnterrichtZiel: Die <strong>Biomechanik</strong> soll anhand von Bewegungsaufgaben auf dem Schnee erlebt werden. Zu den nachfolgend aufgelisteten Kräften oderKraftkombinationen sind Beispiele aufgelistet, um diese Kräfte deutlicher und bewusster zu spüren oder sie überhaupt verständlicher zumachen.Hangabtriebskraft– Einen grossen (Schnee)ball die Piste hinunterrollen lassen.=> Weshalb rollt er?– Falllinienfahrt in verschiedenen Geländesteilheiten.=> Wie verhält sich das Tempo?– Partnerübungen mit Stöcken/Stangen: der Vorderefährt in der Falllinie geradeaus, der Hintere muss mitSeitrutschen/Pflug/Kurzschwingen etc. bremsen.– Steuerphase 1 mit langer Falllinienfahrt. = > Tempo?– Während der Schrägfahrt das Gerät flach stellen. = > Weshalbrutschen wir talwärts?– 360° fahren. = > Was passiert <strong>im</strong> letzen Viertel?➞Luftwiderstand FL– Während der Fahrt Jacke auf und zu machen.– Zu zweit nebeneinander in gebeugter/gestreckterKörperhaltung fahren. = > Wer ist schneller?– Windschatten fahren.➞Trägheitskraft Ftr– Von der Piste in den Tiefschnee fahren.– Mit einem losen Gegenstand auf dem Kopf von der Piste inden Tiefschnee fahren. = > Was passiert mit dem Gegenstand?– Blind von der Piste in den Tiefschnee fahren.– In steifer Position über Wellen-Mulden fahren. = > Was passiert?– Sprung = > Flugbahn besprechen. = > siehe Abschnitt SprüngeBibliographieSki Schweiz ‘85/Teil IV, Biomechanische Grundlagen der Skitechnik➞Fliehkraft Fz (=Zentrifugalkraft)– Aus der Falllinienfahrt einen Schwung bergwärts einleiten.=> Was spüre ich in den Beinen?– Aus der Falllinienfahrt mit einem losen Seil an der Hüfte einenSchwung bergwärts einleiten. = > Was passiert mit dem Seil?– Be<strong>im</strong> Kurzschwingen oder grossen Schwüngen Stöcke baumelnlassen. = > Wie schlagen sie aus?– Partnerübungen Carving: – Hand in Hand– mit Gummiband– mit einer Stange=> Wie verhalten sich die Kräfte?– Hand in Hand fahren und während der Steuerphase 2loslassen. = > Wie setzt der kurveninnere Fahrer seine Fahrtfort? Wie der äussere?– Pipe/Quarterpipe als Steilwandkurve benutzen.=> Was spüre ich an der Fusssohle?– Topografie des Geländes nutzen. = > Wie wirkt sich die Fliehkraftaus?– Walzer zu zweit.IMPRESSUM Praxis <strong>im</strong> <strong>Schneesport</strong>ACADEMY ist eine Praxisbeilagezur Zeitschrift SWISS SNOWSPORTS(1/2006), welche ein Organdes gleichnamigen Verbandes ist.Redaktion: Matthias Plüss,Marlene DäppAutoren und Bilderauswahl:Andri Poo, Renato SemadeniReferenzpersonen: Alex Stacoff(Laboratorium für <strong>Biomechanik</strong>,ETH Zürich), <strong>Swiss</strong> Snow Education PoolArbeitsgruppe AcademyMatthias Plüss, Mauro TerribiliniÜbersetzung: Agata MarkovicLektorat: Pierre PfefferléFotos: Mario CurtiBildbearbeitung:Südostschweiz Print AGAdresse der RedaktionRedaktion SWISS SNOWSPORTSHühnerhubelstr. 95, 3123 BelpE-Mail: redac@snowsports.chGestaltung und DruckSüdostschweiz Print AGKasernenstr. 1, 7000 Churwww.suedostschweiz.chAdressänderungenDirekt an SWISS SNOWSPORTSHühnerhubelstr. 95, 3123 BelpE-Mail: info@snowsports.chBezugspreiseFür Mitglieder des Verbandes SWISSSNOWSPORTS <strong>im</strong> Jahresbeitraginbegriffen.NachdruckDie in ACADEMY publizierten Artikel undFotos sind urheberrechtlich geschützt.Nachdrucke oder Kopien sind mit der Redaktionzu vereinbaren. Die Redaktionlehnt jede Haftung für unverlangt eingeschickteTexte und Fotos ab.Auflage14 000 Exemplaredavon 10700 deutschund 3300 französisch8 | A CADEMY

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