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Der schwarze Falke / The Searchers - Filmwelten

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FILMWELTENVolkshochschule Aachenim Apollo Kino, Pontstraße 141-149Man muss sie gesehen haben ...Montag, 10. September 2007, 20 Uhr<strong>Der</strong> <strong>schwarze</strong> <strong>Falke</strong> / <strong>The</strong> <strong>Searchers</strong>USA 1956119 Minuten, DFRegie:John FordProduktion: Merian C. Cooper, C.V. WhitneyProduktionsfirma: C.V. Whitney Pictures, Warner BrothersStudiosBuch:Frank S. Nugent (nach dem Roman <strong>The</strong><strong>Searchers</strong> von Alan LeMay)Kamera:Winton C. HochSchnitt:Jack MurrayMusik:Max SteinerDarsteller/innen: John Wayne (Ethan Edwards), JeffreyHunter (Martin Pawley), Vera Miles(Laura Jorgenson), Ward Bond (ReverendSamuel Clayton), Natalie Wood (Debbie),Hank Worden (Mose Harper)Peterstraße 21-25Telefon: 0241/ 4 79 20Telefax: 0241/ 40 60 23www.vhs-aachen.de„Ford besaß ein Auge für das Wunder des Kinos. Er hatte denFilm vor seinem geistigen Auge und konnte die fertige Szenesehen. Und wenn er einmal die Schauspieler am Set hatte,konnte er erkennen, ob eine Szene unrealistisch oder gestelltwirken würde. Er mochte es ehrlich, und er mochte es spontan.“William Wellman Jr.Ethan Edwards (John Wayne) kehrt drei Jahre nach dem Endedes Bürgerkriegs nach Texas auf die Ranch seines BrudersAaron (Walter Coy) zurück. Die Ranch wird von Komantschenüberfallen und die Familie ermordet, die jüngste TochterDebbie (Lana Wood) von den Komantschen verschleppt.Ethan und Martin Pawley (Jeffrey Hunter) begeben sich aufdie Suche nach dem Komantschenstamm, in der zunehmendschwindenden Hoffnung, Debbie noch retten zu können. Alssie nach fünf Jahren den Stamm unter Häuptling Scar (in derdeutschen Fassung: Schwarzer <strong>Falke</strong>, Henry Brandon) finden,sieht der Indianerhasser Ethan in der erwachsenen Debbie(Natalie Wood) nur noch eine „Komantschenbraut“ und willsie erschießen (...).(Steffen Pohlen, Filmzentrale, Internetzeitschrift)Sieht man heute einen Film wie John Fords <strong>Der</strong> <strong>schwarze</strong><strong>Falke</strong> (USA, 1956) wieder, bemerkt man schnell, wiewunderbar altmodisch dieser Western inszeniert ist. Fordlöst seine Szenen ganz anders auf, als es moderne Regisseuretun würden. <strong>Der</strong> <strong>schwarze</strong> <strong>Falke</strong> besteht in der Hauptsacheaus Weitwinkel- und Halbnaheinstellungen und aus ganzwenigen Großaufnahmen; Kamerafahrten und Schwenksgibt es nur bei Verfolgungen, und Gewalt kommt bloßin Andeutungen vor. Schon der Beginn des Films ist einkleines Meisterwerk erzählerischer Kunst - und Ökonomie.Jeder Westernfan kennt ihn: Eine Tür geht auf, und über dieSchultern einer Frau erfasst die Kamera den aus der Tiefe desRaumes kommenden Reiter. Innerhalb weniger Minuten hatFord sein relativ komplexes Personengeflecht eingeführt.<strong>The</strong> <strong>Searchers</strong> beschreibt die Suche nach dem von denIndianern entführten Mädchen Debbie und ist eine Reise insHerz der Finsternis. John Wayne verkörpert in diesem Filmgewissermaßen die Abgründe der amerikanischen Seele:ein offener Rassist, skrupellos, sozial nicht sonderlich kompatibel.Wahrscheinlich ist <strong>Der</strong> <strong>schwarze</strong> <strong>Falke</strong> die beste Rolle,die Wayne jemals hatte.(Rudolf Worschech, in epd Film 1. August 2007)Volkshochschule AachenDas WeiterbildungszentrumLebens Langes Lernen


see angelangt, sehen wir nochmals eine Familie – dieJorgensens und deren Freunde –, die auf einer Verandastehend die Heimkehrer in Empfang nimmt. Fords Kamerafährt nun spiegelverkehrt zum Anfang rückwärts in dasdunkle Innere des Hauses, und in dem Augenblick, in demDebbie mit den beiden Ersatzeltern über die Schwelle tritt,sind alle drei wie einst Martha nur noch als <strong>schwarze</strong> Silhouettensichtbar. Ethan ist auch auf die Veranda getreten. Miteiner Geste, die einen kanonischen Platz im BildrepertoireHollywoods eingenommen hat, zögert John Wayne einigeMomente auf der Schwelle, dreht sich dann schüchtern umund läuft zurück in jene Landschaft, aus der er so plötzlichaufgetaucht war.(Elisabeth Bronfen, in ‚Filmgenres Western’, Hrsg. Bern Kiefer und NorbertGrob, Stuttgart 2003)Die Schlussszene drehte Ford am späten Nachmittag. Ethanbringt Debbie und Martin nach Hause. Sie steigen vomPferd und gehen durch die Tür, während Ethan draußenzurückbleibt. „Da war einfach diese Tür“, erinnert sich JohnWayne. „Ich war draußen, und die kamen herein und gingenan der Kamera vorbei und drehten sich um (...). Es war einemotionsgeladener Augenblick, und als sie durch die Tür inder Dunkelheit verschwanden und nur ich da stand und derWind pfiff, da dachte ich an Harry Carey. <strong>Der</strong> stand oft so da,die linke Hand am rechten Oberarm. Er machte das dauernd.Na ja, und als sie das kleine Mädchen an der Kameravorbeibrachten, da drehte sich Ollie Carey zu mir um, undich nahm genau diese Pose ein. Die Tränen schossen ihr indie Augen. Es war ein wunderbarer Augenblick in meinemLeben – und ich glaube auch in ihrem.“ Die Tür schließt sichund verdammt Ethan Edwards, für alle Zeiten „zwischen denWinden“ zu wandeln. <strong>Der</strong> Tragödie dieses Helden kann mankaum noch etwas hinzufügen.(aus Scott Eyman / Paul Duncan, John Ford Sämtliche Filme, Köln 2004)<strong>The</strong> Searcher ist kein Western, den man im Kinderprogrammaufführen könnte. Ford bringt hier ohne Beschönigung dierassistischen Vorurteile und den abgrundtiefen Hass auf dieLeinwand, von denen sich Weiße und Indianer in ihremVernichtungskrieg gleichermaßen leiten und auffressenlassen.Im Unterschied zu den damals festgelegten Rollenklischeesspielt John Wayne, und das ist ihm nicht hoch genug anzurechnen,einmal nicht den guten und zuverlässigen Überhelden,sondern einen komplexen, extrem zwiespältigenCharakter, in dem Bürgerkrieg, Indianerkämpfe und Trauerum seine Toten ihre Spuren hinterlassen haben. Dass er eineKarriere im Dienst der siegreichen Nordstaaten ablehnt, weiler der Meinung ist, ein Fahneneid im Leben sei genug, dassnicht klar ist, woher er sich nach dem Krieg die frischgeprägtenYankee-Dollars beschafft hat, ist an dieser Figur nocheine harmlose Marotte.Ethan ist dem brutalen Indianerhäuptling Scar viel ähnlicherals dem jungen Martin Pawley, den er nur widerwillig aufdie jahrelange Suche mitnimmt. Er beurteilt die Menschennicht nach ihrem Verhalten, sondern nach ihrer Hautfarbeund sogar danach, ob sie Anteile von nichtweißem Blut insich tragen: Martin wurde selber als Kind von Ethan gerettet,nachdem seine eigenen Eltern von Indianern getötetworden waren, wuchs auf Aarons Ranch auf und betrachtetdie Edwards als seine Familie und Debbie als seine kleineSchwester, die er auf keinen Fall aufgeben wird. Aber Martinist ‚ein Achtel Cherokee, und daher für Ethan nicht hundertprozentigvertrauenswürdig (...). Debbie hat das umgekehrteSchicksal hinter sich: Als Elfjährige von den Komantschenentführt, sieht sie fünf Jahre später in diesen ihre Familie,„ihr Volk“. Für den von Hass und Vorurteilen geblendetenEthan ist das Grund genug, sie lieber erschießen zu wollen,als sie so – als „Rote“ – weiterleben zu lassen, und damitgibt er ziemlich genau die Sichtweise der „christlichen“Siedler dieser Epoche wieder. Die übrigen Weißen stehenihm darin in nichts nach; die in Martin verliebte Laurie(Vera Miles) wirft ihm vor, sein und ihr Leben sinnlos mit derSuche nach „einer Komantschenbraut, die sicher schon anden Meistbietenden versteigert wurde“ zu verschwenden:„Ethan würde ihr eine Kugel in den Kopf jagen, und Martha(Debbies tote Mutter) würde ihm recht geben.“Ford lässt wenige Gelegenheiten aus, Ethans an Wahnsinngrenzenden Hass auf die Indianer zu illustrieren: Er schießteinem toten Komantschen in die Augen, weil der danndem indianischen Glauben zufolge nicht seinen Frieden imNachleben finden kann. Als Martin und er im Winter aufBüffeljagd gehen, schießt Ethan die Tiere gleich reihenweiseab, damit sie keinem Komantschen mehr als Nahrung dienenkönnen. Nachdem Martin den Häuptling in Notwehr erschossenhat, skalpiert Ethan den Toten – die einzige Skalpierung,die der Film zeigt.(Steffen Pohlen, Filmzentrale, Internetzeitung)


<strong>Der</strong> <strong>schwarze</strong> <strong>Falke</strong> ist ein großartiger Film, gleichwohl nichtohne Schwächen. Er enthält eine merkwürdige, abstoßendeSzene mit „Look“, Martins von Beulah Archuletta gespielterIndianerbraut, die von Anfang an eine Witzfigur ist, hauptsächlichaufgrund ihrer Leibesfülle und ihrer mangelndenerotischen Ausstrahlung. (...) Wie Ford die Indianerin inSzene setzt, wirkt brutal und keineswegs komisch, insbesonderewenn man in Betracht zieht, dass die Szenen höchstwahrscheinlichals komische Auflockerung gedacht waren.Möglicherweise hatte Ford bei den Dreharbeiten das Gefühl,<strong>Der</strong> <strong>schwarze</strong> <strong>Falke</strong> sei zu gewagt, zu sehr mit dem <strong>The</strong>mades Rassismus beschäftigt – und dem gelte es durch die„komischen“ Zwischenspiele entgegenzuwirken. Wie auchimmer: die Figuren der Look und des von Ken Curtis gespieltenCharlie McCorry sind allzu holzschnittartig ausgefallen.(Anmerkung VHS-Aachen: In einer späteren Szene findetEthan die Leiche, der von Soldaten getöteten „Look“ und erzeigt zum erstenmal eine menschliche Reaktion, die überseinen Hass hinausweist. Durch diesen kleinen Einschuberhält dieses „komische Zwischenspiel“ wiederum eine ganzandere Bedeutung.)<strong>Der</strong> <strong>schwarze</strong> <strong>Falke</strong> stellt Fords überzeugendste Aussage zumKonflikt zwischen Zivilisation und Wildnis dar, insbesondereaufgrund der atemberaubenden Bilder, deren ungewöhnlicheKlarheit übrigens eindeutig Vistavision zu verdanken ist,dem fortschrittlichsten Breitwandverfahren der Zeit. Es trifftzu, was Stuart Byron 1979 in der New York Times schrieb:„Wenn der Film den Status eines Epos erreicht, dann deshalb,weil er mit ... qualvoller Inbrunst darlegt, dass die Überzeugungender Konservativen wie der Liberalen gleichermaßenzutreffen: <strong>Der</strong> amerikanische Traum ist wahr und echt, unddoch ist Amerika ein Land, das auf Gewalt gegründet ist.“(aus Scott Eyman / Paul Duncan, John Ford Sämtliche Filme, Köln 2004)Bewegende Bilder – Beiträge zur FilmgeschichteDonnerstag, 11. Oktober 2007, 19.30 Uhr„Die Mörder sind unter uns“ –der deutsche Film der NachkriegszeitVortragmit Uwe AppelbeIn Kooperation mitFilmraum WestDie nächsten VHS-Filme:17. September 2007Das FräuleinBRD / Schweiz 2006Regie: Andrea StakaDF90 MinutenVolkshochschule AachenDas WeiterbildungszentrumLebens Langes Lernen8. Oktober 2007La vita che vorrei / Das Leben, das ich immer wollteItalien / BRD 2004OmdURegie: Giuseppe Piccioni131 Minutenjeweils montags 20 Uhr im Apollo Kino, Pontstraße 141-149Information: www.filmwelten.netoder Volkshochschule Aachen, Telefon 0241 4792-150Peterstraße 21-25Telefon: 0241 47920Telefax: 0241 406023www.vhs-aachen.deVolkshochschule AachenDas WeiterbildungszentrumLebens Langes Lernen

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