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Holographie, Bild und Museum, in. Dieter Jung, Bilder - Zeichnungen

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Michoel FehrHologrophie, <strong>Bild</strong> <strong>und</strong> <strong>Museum</strong>E<strong>in</strong>e epistemologisthe Boustelle zum Konzept ,, Roumbild "Vorbemerkunglm folgenden errichte ich mit Theorien, Moteriolien<strong>und</strong> Erfohrungen ous unterschiedlichen Wissensbereichene<strong>in</strong>e provisorische Konstruktion. Dos heißt, wosich im folgenden herstelle, ist e<strong>in</strong>e Ari BougerÜst, e<strong>in</strong>eHil{skonstruktion, die nur soweit ousgefÜhrt ist, wie eszur Herstellung des Geböudes notwendig ersche<strong>in</strong>t,<strong>und</strong> die zu e<strong>in</strong>em bestimmten Zeitpunkt ihren Zweckerfullt hoben wird <strong>und</strong> wegfollen konn.Mit Hilfskonstruktionen beim Bou hot me<strong>in</strong> Unternehmengeme<strong>in</strong>som, doß es nicht ouf Schönheit oder Elegonzh<strong>in</strong> ongelegt ist - dos, so hoffe ich, werden Eigenschoftendes fertigen Geböudes se<strong>in</strong> - <strong>und</strong> doßüh doher sowohl unterschiedliche Moteriolien wieKonstruktionsmethoden heronziehen konn: Monchel\4oteriolien hoben Spuren ous früheren Verwendungen,ondere s<strong>in</strong>d neu oder wirken womöglich zu wertvoll,um zum Beispiel nur ols Verscholung zu dienen;ouch mögen monche me<strong>in</strong>er Hilfskonstruktionen Überousoufwendig sche<strong>in</strong>en, ondere dcgegen koum geeignel,etwos zu hclten oder zu trogen - hier erloubeich mir prophyloktisch dcrouf zu verweisen, doß monnicht nur <strong>in</strong> Beton bouen, sondern ouch Baulechnikenoktivieren konn, die heute nohezu vergessen s<strong>in</strong>d.Von Hilfskonstruktionen beim Bou unterscheidet sichme<strong>in</strong> Unternehmen ollerd<strong>in</strong>gs dodurch, doß ich ke<strong>in</strong>efeste Vorstellung vom Aussehen des fertigen Geböudeshobe, sondern e<strong>in</strong>en funktionolen Zusommenhongzu reolisieren versuche, der ie noch Kontext verschiädeneGestolt onnehmen konn. Und onders olsbei erdgeb<strong>und</strong>enen Bouten, schwebt mir e<strong>in</strong>e freie,selbsttrogende Konstruktion vor - konn sich olso dos,wos ich zunöchst ols F<strong>und</strong>oment benutze, <strong>in</strong> e<strong>in</strong>erspöteren Phose ols Element erweisen, dos gehclienwird.l. ,,So wöre dcnn menschliches Wissen {Wissenschoft)nichts onderes, ols die D<strong>in</strong>ge <strong>in</strong> schöne Beziehungzue<strong>in</strong>onder zu br<strong>in</strong>gen. "Mit diesem Soiz brochte Giombottisio Vico, der itolienischePhilosoph <strong>und</strong> Epistemologe, schon l710 se<strong>in</strong>eE<strong>in</strong>sicht oul den Begriff, doß, weil verum lmpsum {octum,olso dcsWohre dcsselbe seiwie dos Gemochle,der Mensch gr<strong>und</strong>sötzlich nur dos erkennen könne,wos er selber herstelle.Vico nohm domit <strong>in</strong> wesenilichen Momenten vorweg,wos heute unter dem Etikett Rodikoler Konstruktivis-mus reflektieri wird: Doß nicht entschieden werdenkonn, ob dos, wos wir wohrnehmen, der oblektivenWirklichkeii entspricht, io, doß wir nicht e<strong>in</strong>mol sicherse<strong>in</strong> können, doß dos, wos wir ols e<strong>in</strong>en Gegenstonderkennen, <strong>in</strong> der Tot etwos ist, dos sich wirklich vomRest der Welt obhebt.Weil diese Frogen nicht beontworfet werden können,geht der Rodikole Konslrukiivist konsequenterweisedovon ous, dcß ,, Erkennen <strong>und</strong> Wissen nicht der Niederschloge<strong>in</strong>es possiven Empfongens se<strong>in</strong> können,sondern ols Ergebnis von Hondlungen e<strong>in</strong>es oklivenSub!ekts enlsiehen" (Ernst von Glosersfeld). DieseHondlungen seien, so v. Glosersfeld weiter, iedochnicht ols proktischer Umgong mit Gegenstönden oufzufossen,die unobhöngig vom Hondelnden bestehen.Vielmehr sei Hondeln, dos zu Wissen führt, e<strong>in</strong>,,Operieren" iener kogniiiven lnslonz, von der Piogetsogt, doß sie die Welt orgonisiere, <strong>in</strong>dem sie sichselbst orgonisiere Epistemologie im S<strong>in</strong>ne des RodikolenKonstruktivismus wird domit zu e<strong>in</strong>er UntersuchungderWohrnehmung <strong>und</strong> ihrer Bed<strong>in</strong>gungen <strong>und</strong>zieli im Kern dorouf a6, zu besiimmen, wie es dem Erkennendengel<strong>in</strong>gt, ,,ous dem Fluß der Erfohrung e<strong>in</strong>ee<strong>in</strong>igermoßen douerhofte, regelmößige Welt zu konstruieren" (v. Glosersfeld).,,E<strong>in</strong>e unerwortet hormonische Beziehung zwischenNervenzellen beschöftigt derzeit Hirnforscher ous ollerWelt. Keimzelle der ,,Unruhe" ist dos Mox-Ploncklnstiiut<strong>in</strong> Fronkfurt. Dort, im Loborotorium von WolfS<strong>in</strong>ger, ist mcn vor e<strong>in</strong>iger Zeit cuf e<strong>in</strong> überroschendesPhönomen gestoßen: Die Wissenschoftler woren gerodedobei, die Reoktionen ouf optische Reize - verschiedene bewegte M uster - bei d e r Katze zu u ntersu -chen. Plötzlich erschienen ouf dem <strong>Bild</strong>schirm, derelektrische lmpulse ous der Sehr<strong>in</strong>de sichlbor mocht,gleichförmig verlcufende Kurven. Sie zeigten on, doßverschiedene Nervenzellen <strong>in</strong> perfekler Ubere<strong>in</strong>stimmungouf dos dem Auge dorgebotene Obiekt reogierien.Die Nervenzellen feuerten im Gleichtokt -r<strong>und</strong> 40mol ie Sek<strong>und</strong>e.Verblufft woren die Wissenschoftler vor ollem dorüber;doß die lmpulse für kurze Zeit gencu oufe<strong>in</strong>onder obgestimmtworen, sich olso ouf dem <strong>Bild</strong>schirm synchron dcr rboten. Die Wellen berge u nd Wellentöler derKurven siimmten <strong>in</strong> ihrer zeitlichen Ab{olge <strong>und</strong> ihrerPhose übere<strong>in</strong>.. .E<strong>in</strong>e synchrone elektrische Antwort geben nicht nurdie Zellen e<strong>in</strong>er e<strong>in</strong>zelnen Kolumne (funktionelle E<strong>in</strong>heitvon co. 0,1 Millimeter Durchmesser), sondernouch solche <strong>in</strong> verschiedenen, mehr oder weniger24


weii entfernten Kolumnen. . . Aber ouch Kolumnen mitweit ouse<strong>in</strong>onderliegenden rezeptiven Feldern könnenihre Antworten synch ronisieren. . . Vor zwei Joh renberichtete Re<strong>in</strong>hcrd Eckhorn, doß e<strong>in</strong>e solche neuronoleKoppelung ouch zwischen zwei verschiedenenHirnoreolen ouftreten konn. .. Schließlich hot mon <strong>in</strong>Fronkfurt hercusgef<strong>und</strong>en, doß es {nicht nur) zwischenprimörer Sehr<strong>in</strong>de <strong>und</strong> den zur Auswertung von Bewegungenbefohigten höheren Sehr<strong>in</strong>den-Areolen zusolchen hormonischen Schw<strong>in</strong>gungen (kommenkonn, sondern ouch) zwischen Nervenverböndender beiden Hemisphören" (R. Wcndtner <strong>in</strong> fAZ,3l. ]0. 1990, Seite N I ).Folgt mon diesem Bericht, so konnten die Forscher dieelektrischen lmpulse offenbor nur <strong>in</strong> dem Mcße cls bedeutsomwohrnehmen, wie sie ihre Spuren ouf dem<strong>Bild</strong>schirm zue<strong>in</strong>onder <strong>in</strong> Beziehung selzen konnten:ihren synchronen Verlouf erkcnnten. Auf der Suchenoch der Ursoche für dieses zu{öllig gef<strong>und</strong>ene <strong>Bild</strong>fonden die Forscher im zweiten Schritt herous, doß siees immer donn erzeugen konnten, wenn ,,dos dcrgeboteneMuster optisch wie e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>ziges Obiekt erschien,elwo <strong>in</strong>folge e<strong>in</strong>er gleichgerichteten Bewegungder Komponenien" (FAZI. Mit onderen Worten:um hormonische Schw<strong>in</strong>gungen, mith<strong>in</strong> e<strong>in</strong> <strong>Bild</strong> bestimmterHirnströme bei der Katze erzeugen zu können,entwickelten die Forscher e<strong>in</strong>e gleichförmige,e<strong>in</strong>e <strong>in</strong> bestimmien Komponenten synchrone Bewegungvor deren wie vor den eigenen Augen <strong>und</strong> gewonnenso, über die Rückkoppelung der eigenenWohrnehmung mii der der Kctze, e<strong>in</strong> <strong>Bild</strong> vom Verhöltniszwischen dem wos die Kotze soh, <strong>und</strong> ihrer entsprechendenmeniolen Reoktion. Dorous folgt crberzw<strong>in</strong>gend <strong>und</strong> unobhöngig dcvon, ob es sich empirisclrüberprüfen lößt, doß dcs Verhöltnis zwischendem, wos wir wohrnehmen, <strong>und</strong> der entsprechendenmentolen Reoktion <strong>in</strong> unseren Gehirnen nichi gönziichonders strukturiert se<strong>in</strong> konn cls dos Verhöltnis entsprechenderFcktoren bei der Kofze. Denn <strong>in</strong> die genonntenVersuche g<strong>in</strong>g die menschliche Wohrnehmung<strong>und</strong> unsere Föhigkeit, ous Doten <strong>Bild</strong>er herstellenzu können, ols conditio s<strong>in</strong>e quo non e<strong>in</strong>: ,,So wöredenn Wissenschoft (menschliches Wissen) nichis onderes,ols die D<strong>in</strong>ge <strong>in</strong> schöne Beziehung mite<strong>in</strong>onderzu br<strong>in</strong>gen" - olso nichts onderes, ols die Fahigkeit,<strong>Bild</strong>er zu erkennen oder zu erzeugen.ll. Dos <strong>in</strong>nere <strong>Bild</strong><strong>Bild</strong>er erkennen oder erzeugen zu können ist e<strong>in</strong>ewichtige, womöglich die wichtigste Föhigkeit oller Lebewesen.Sie ist auf leden Foll wichtiger cls die Föhigkeitsprechen zu können. Denn nuI wenn e<strong>in</strong> Lebewesene<strong>in</strong> <strong>Bild</strong> von sich <strong>in</strong> der Welt hot, vermog es sich zuorientieren. Dieses <strong>Bild</strong>, ich nenne es im folgenden <strong>in</strong>neres<strong>Bild</strong>, ist e<strong>in</strong> <strong>in</strong>neres Konsirukt, dos ie noch Ar4 derlntelligenz der Lebewesen verschieden differenzierl,entwickelt <strong>und</strong> umfossend ist. Es ist e<strong>in</strong>e Struktur, dieverschiedene Spezies geme<strong>in</strong>som hoben bzw. durchdie sie sich spezifisch unterscheiden, e<strong>in</strong> <strong>Bild</strong>, <strong>in</strong> lndividuen<strong>und</strong> Kollektiven veronkerl <strong>und</strong> fixiert, nur mühscmverönderbor, <strong>in</strong> iedem Foll ober der direkten Kommunikoiionentzogen.Weil dos <strong>in</strong>nere <strong>Bild</strong> nicht direkt mitgeteilt oder ousgetouschtwerden kcnn, s<strong>in</strong>d wir - wie olle cnderen Lebewesen- gezwungen, es über Medien, <strong>in</strong> denen wiruns direkt verstöndigen können, zu vergegenstöndlichen.Dies ist die wichtigsie Ursoche dc{ür, doß dos <strong>in</strong>nere<strong>Bild</strong> - seit Ploton - immer wieder ols <strong>in</strong>ferior bezeichnet<strong>und</strong> vor cllem der Sproche dos Primoi zuerkonntwurde. Weil ober olle uns zurVerfügung stehendenMedien immer nur e<strong>in</strong>zelne, wenn ouch verschiedeneAspekie des <strong>in</strong>neren <strong>Bild</strong>es vergegenstondlichenkönnen, <strong>und</strong> iede Vergegenstöndlichung immerouch Eigenscho{ten des Mediums selbst mitvergegenwörtigt,bleibt dos <strong>in</strong>nere <strong>Bild</strong> dem E<strong>in</strong>fluß der Lebewesen,die sich ncch ihm orientieren, weitgehend entzogen.Von doher ist zu verstehen, welch hohe Bedeutungcllen verb<strong>in</strong>dlichen Vergegenstöndlichungen des<strong>in</strong>neren <strong>Bild</strong>es zugemessen wird. Und deutlich wirdhier ouch, doß dos Erkennen <strong>und</strong> Erzeugen von <strong>Bild</strong>erneihen besonderen Stellenwert hot. Denn <strong>Bild</strong>erhoben im Unierschied zu Sprcchen e<strong>in</strong>e slrukturelleAff<strong>in</strong>itot mit dem <strong>in</strong>neren <strong>Bild</strong> -teilen mit ihm ollerd<strong>in</strong>gsouch die Eigenschofl, nicht direkt kommunizierbor zuse<strong>in</strong>.Dos <strong>in</strong>nere <strong>Bild</strong> stelle ich mir <strong>in</strong> derTot ols nur e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>ziges,ollerd<strong>in</strong>gs mehrdimensionoles <strong>und</strong> überous komplexesGebilde vor. Se<strong>in</strong>e Gr<strong>und</strong>strukturen s<strong>in</strong>d füriede Spezies vorgegeben, können cbervon den Lebewesenim Loufe ihres Lebens <strong>in</strong>dividuellentwickelt <strong>und</strong>differenzierl werden. Diesen ProzelJ konn mon sich olse<strong>in</strong> <strong>in</strong> Beziehung-setzen verschiedener Doten, olso olsdie Erzeugung von Mustern vorstellen, die sich mii zunehmenderErfohrung überlogern <strong>und</strong> Superstrukturenbilden, die sich wiederum überlogern <strong>und</strong> ondereFormen von Superstrukturen hervorbr<strong>in</strong>gen. So ist dos<strong>in</strong>nere <strong>Bild</strong> ke<strong>in</strong> zweidimensionoles Konstrukt, sonderne<strong>in</strong> röumliches Gebilde mit e<strong>in</strong>er hochgrodig differenziedenB<strong>in</strong>nenstruktur, <strong>in</strong> der e<strong>in</strong>zelne Doten <strong>in</strong> komplexeBeziehung gebrocht s<strong>in</strong>d. Do die e<strong>in</strong>zelnen Dotenüber verschiedene Strukturen mite<strong>in</strong>onder verknüpfbcrs<strong>in</strong>d, können sie im <strong>in</strong>neren <strong>Bild</strong> verschiedeneFunkiionen e<strong>in</strong>nehmen, mochen olso e<strong>in</strong>e Artwechselseitiges Verrechnen der e<strong>in</strong>zelnen Strukturenmoglich. Und doher muß mon sich dos <strong>in</strong>nere <strong>Bild</strong>nicht cls e<strong>in</strong> stoiisches, sondern vielmehr ols e<strong>in</strong> <strong>in</strong> sichdyncmisches Gebilde, ols e<strong>in</strong>e plcstische Mosse vorstellen.Dos <strong>in</strong>nere <strong>Bild</strong> konn nicht direkt mitgeteilt, sondernnur,gelesen'<strong>und</strong> nur <strong>in</strong> e<strong>in</strong>zelnen Aspekten vergegenstöndlichtwerden. So entsteht e<strong>in</strong>e Vielzohl unterschiedlichster<strong>Bild</strong>er, Texte <strong>und</strong> Hervorbr<strong>in</strong>gungen <strong>in</strong>L-)


anderen Medien, über die oder mit denen e<strong>in</strong> Austouschüber dcs <strong>in</strong>nere <strong>Bild</strong> ge{uhrt <strong>und</strong> es weiter differenzierlwerden konn. ln diesem Zusommenhongkonn mon cllgeme<strong>in</strong> drei kotegoriolverschiedene Artenvon meäiolen Vergegenstöndlichungen unterscheiden:Die erste Koiegorie themotisierl Strukturenim <strong>in</strong>neren <strong>Bild</strong>, die der Orientierung e<strong>in</strong>es Lebewesensdienen, die zweite solche, die die Bed<strong>in</strong>gungendes Sich-Orieniieren-Konnens explizit zu formulierenversuchen. ln der dritten Kctegorie schließlich werdenStrukiuren zu fcssen versucht, die die Bed<strong>in</strong>gungendes Sich-Orientieren-Könnens ouf e<strong>in</strong> Sublekt beziehen,dos sich orienlieren will. Sie hoben die Differenzvon Wollen <strong>und</strong> Hondeln zum Themo.Strukturen der ersten Kotegorie konn mon sich olsmehrdimensionole <strong>und</strong> mehr oder weniger di{ferenziertePlöne vorstellen, die e<strong>in</strong>em lndividuum <strong>in</strong> zumBeispiel röumlichen, zeitlichen oder soziolen KontextenMuster zu ongemessenem Verholten geben <strong>und</strong>se<strong>in</strong>e Er{ohrungen stcbilisieren, <strong>in</strong>dem sie sie ouf e<strong>in</strong>eGr<strong>und</strong>strukturLeziehen lossen. ln den Soziolwissenschoften,,Deutungsmuster" <strong>und</strong> <strong>in</strong> der Psychotheropiezum Beispiel ,,icript" genonnt, hoben diese Strukiurenmit denen, dle die Orienlierung <strong>in</strong> Roum <strong>und</strong> Zeitgewöhrleisten, geme<strong>in</strong>scm, dcß sie zu e<strong>in</strong>em ,,set"ion nicht h<strong>in</strong>terf-rogboren Axiomen gehören, dos hisiorisch,kulturell <strong>und</strong> <strong>in</strong>dividuell differenzied werdenkonn. Typischerweise ist die Orientierung on solchenAspektän des <strong>in</strong>neren <strong>Bild</strong>es mehr oderweniger unbewu{Jt<strong>und</strong> nur zum Teil kontrollierbor. Wird sie explizitgemocht, so wird sie meistens nicht ols <strong>in</strong>ternolisierteördnrng erfchren, sondern noch cußen proiiziert <strong>und</strong>ols Ord<strong>Jung</strong> e<strong>in</strong>er Umwelt beschrieben' Dies giltcuchfür die Strukiuren der zweiten Kotegorie. Sie s<strong>in</strong>d Explikotionender Axiome, die den Strukluren der erstenKotegorie zugr<strong>und</strong>e liegen. Zu diesen verholten siesich irie die Crote zum Fisch' sie s<strong>in</strong>d obstrokt <strong>und</strong> formulierenollgeme<strong>in</strong>e Pr<strong>in</strong>zipien des Wohrnehmensoder des Wohrgenommenen, die sie ebenfolls <strong>in</strong> e<strong>in</strong>eUmwelt proiizieren. Vergegenstondlichungen dieserbeiden Aspekte des <strong>in</strong>neren <strong>Bild</strong>es dienen der proktischenOrientierung <strong>in</strong> derWelt <strong>und</strong> etcblieren entsprechendeNormen Jnd Werte, die fÜr verschiedene soziole<strong>und</strong> kulturelle Geme<strong>in</strong>schoften verb<strong>in</strong>dlich s<strong>in</strong>d'Demgegenüber themotisieren Vergegenstöndlichung"nJ"idritten Typus die Fahigkeii des Subiekts, se<strong>in</strong><strong>in</strong>n"r"u <strong>Bild</strong>, olsosich selbstzu reflektieren. Die Föhigkeitzur Selbstreflexion schlleßt ober die Möglichkeitder Fiktion <strong>in</strong> sich e<strong>in</strong>. <strong>Bild</strong>er, die diese Aspekte des <strong>in</strong>neren<strong>Bild</strong>es zur Anschouung br<strong>in</strong>gen können, bezeichnenwir ols Kunst.lll. <strong>Bild</strong>er <strong>und</strong> <strong>Bild</strong>herstellungstechniken,,Welches ist denn nun die Wirklichkeit: Der wohrgeno**"n"Ansche<strong>in</strong> oder dos, wos wir ols die physiko-lische Anordnung kennen, die den Ansche<strong>in</strong> enistehenlößt?" Diese von Korl H. Pribrom im Zusommenhongmit der Diskussion des hologrophischen PorodigÄosoufgeworfene Froge berÜhrt e<strong>in</strong> Gr<strong>und</strong>problämdes künstlerischen Arbeitens <strong>und</strong> ist <strong>in</strong>soweitnicht neu. Denn <strong>in</strong> iedem hondwerklich hergestellten<strong>Bild</strong> besteht e<strong>in</strong>e Diolektik zwischen <strong>Bild</strong> <strong>und</strong> <strong>Bild</strong>stoi{:lmmer konn ich e<strong>in</strong>e moterielle Fbene beschreiben,ouf der ich nur Forben, Le<strong>in</strong>wond <strong>und</strong> bestimmteTechniken,doch ke<strong>in</strong> <strong>Bild</strong> sehe, <strong>und</strong> immer bleibt im Kernnichi beschreibbor; worum <strong>und</strong> wie ich diesen moteriellenBestond doch ouch cls e<strong>in</strong> <strong>Bild</strong> ou{nehmenkonn; so ist die Wchrnehmung von <strong>Bild</strong>ern <strong>in</strong> der Tote<strong>in</strong> produktiver Prozeß, e<strong>in</strong>e Reproduktion im Worts<strong>in</strong>ne,die reziproke Tötigkeii im Verhöltnis zum Molen,bei dem e<strong>in</strong> geschoutes oder vorgestelltes <strong>Bild</strong> <strong>in</strong> bestimmterTechnik <strong>und</strong> <strong>in</strong> bestimmlem Moteriol oufe<strong>in</strong>en <strong>Bild</strong>tröger umgesetzt wird.Do im hondwerklich hergestellten <strong>Bild</strong> die Diolektikzwischen <strong>Bild</strong>stoff <strong>und</strong> <strong>Bild</strong> elne ieweils <strong>in</strong>dividuelleSynthese f<strong>in</strong>det, verlongen solche <strong>Bild</strong>er e<strong>in</strong>e Betrochtung,die ihnen ieweils ongemessen ist: Ebenso wiedie-Herstellung solcher <strong>Bild</strong>er bestimmte Fertigkeitenvorousseizt, s<strong>in</strong>d ouch beslimmte Fer'rigkeiten zu ihrerongemessenen Reproduktion notwendig - Fertigkeiten]die mon nicht immer schon beherrscht - <strong>und</strong> <strong>in</strong>soweitkonn nicht iedes <strong>Bild</strong> von iedem umstondsloscdöquot wchrgenommen werden.Diesäs,,Dilemho" der <strong>in</strong>dividuellen <strong>Bild</strong>produktionwurde im letzten Johrh<strong>und</strong>ert durch die Photogrophieqelöst. ln der Photogrophie ist die ieweils eigene Autoiomie,die iür hondwerklich hergestellte <strong>Bild</strong>er bestimmendist, obgeschofft. An ihre Stelle tritt die Autonomiee<strong>in</strong>es BilJherstellungssystems. ln ihm s<strong>in</strong>d die <strong>in</strong>dividuellenkünstlerischen Techniken cu{gehoben <strong>in</strong>e<strong>in</strong>em e<strong>in</strong>heitlichen technischen Verfohren, dos, <strong>in</strong> se<strong>in</strong>enwesentlichen Ablöufen unbee<strong>in</strong>flußbcr vom Menschen,lediglich <strong>in</strong>dividuell ongewondt werden konn'So, wie olle Fotoopporote noch dem gleichen Pr<strong>in</strong>zipnur <strong>in</strong> Nu-gebout s<strong>in</strong>d <strong>und</strong> sich - wie die <strong>Bild</strong>troger -än.un unterscheiden, s<strong>in</strong>d ouch olle Produkte dieses<strong>Bild</strong>herstellungssystems pr<strong>in</strong>zipiell gleich; sie unterscheidensichlediglich lm H<strong>in</strong>blick ouf die unterschiedlichenMotive, orf di" dos Verfohren ongewondtwurde,Mit dieser Obiektivierung der hondwerklichen Technikenim e<strong>in</strong>heitlichen technischen Verfohren ist e<strong>in</strong>e rodikoieVerönderung <strong>in</strong> der Herstellungsweise von <strong>Bild</strong>ernvollzogen: Diä Erkenntnisleistung des <strong>Bild</strong>produzentenwirJ obgötrennt von der <strong>Bild</strong>produktion' E<strong>in</strong><strong>Bild</strong> mochen heßt nicht lönger: e<strong>in</strong>e geschouie odervorgestellte ReolltAt mii bestimmten Techniken <strong>in</strong> bestimmienMoieriolien zu vermitteln, sondern nur: e<strong>in</strong><strong>Bild</strong> cufnehmen. Aus dem kreoliven Akt des Mochenswird so e<strong>in</strong> bürokrotischer Akt des Registrierens - <strong>und</strong>ous dem Hondwerker derArbeiter cn e<strong>in</strong>er Mosch<strong>in</strong>e'Entsprechend bewirkt die Photogrophie e<strong>in</strong>e Verön-26


derung der Wohrnehmung von <strong>Bild</strong>ern. An die Stelleder Reproduktion triti Rezepiion, dos bloße Empfongenvon <strong>Bild</strong>ern - <strong>und</strong> efoblierl sich e<strong>in</strong>e ,,Normolisierungder Erfohrung" {Corl E<strong>in</strong>ste<strong>in</strong>).Bestimmte <strong>Bild</strong>herstellungstechniken entsprechenimmer bestimmien Aspekfen der Wohrnehmungsföhigkeit.Porometer der hondwerklichen <strong>Bild</strong>herstellungstechnikens<strong>in</strong>d Gedöchtnisleislungen: <strong>in</strong> Werkzeugen,Ferligkeiten <strong>und</strong> Wissen gespeicherie Föhigkeiten,deren Anwendung ieweils <strong>in</strong>dividuell erlerntwerden muß. Die hondwerkliche <strong>Bild</strong>herstellung isidoher über Ausbildung <strong>und</strong> Auffrog kultureli kontrollierbor<strong>und</strong> immer e<strong>in</strong> bewußter Akt.Demgegenüber s<strong>in</strong>d <strong>Bild</strong>herstellungsverfohren Modellevon Orgon{unktionen <strong>und</strong>, liegen sie e<strong>in</strong>mol vor,im Kern so wenig wie diese kontrollierbcr. Porometerfür <strong>Bild</strong>herstellungsverfohren s<strong>in</strong>d die notürlichen Gesetze;ihre Anwendung ist pr<strong>in</strong>zipiell nur technisch begrenzt.Beispiele {ür e<strong>in</strong>foche <strong>Bild</strong>herstellungsverfohrens<strong>in</strong>d Schctten, Spiegel <strong>und</strong> Spur: typisch reduziedeVerdoppelungen physikolischer Gegebenheiten. Doserste komplexe <strong>Bild</strong>herstellungsverfohren wor diePhotogrcphie, durch sie wurde der Abbildungsvorgongim menschlichen Auge nochgeohmi. Mit derHologrophie liegt nunmehr e<strong>in</strong> <strong>Bild</strong>herstellungsverfohrenvor, dos die meniole <strong>Bild</strong>gew<strong>in</strong>nung, dieWchrnehmungsföhigkeitdes Gehirns technisch reproduzierbormccht.Technische Reproduktionen von Orgoniunktionenmochen die entsprechenden Orgone zum<strong>in</strong>dest pr<strong>in</strong>zipiellfrei <strong>und</strong> zw<strong>in</strong>gen zu e<strong>in</strong>er Reflexion ihrer Funktion.So führte die Entwicklung der Hologrcphie zwongs-;öufig zu e<strong>in</strong>er neuen Ause<strong>in</strong>cndersetzung mit derFunktionsweise des Gehirns, die <strong>in</strong> Dovid Bohms ldeeder ,,e<strong>in</strong>gefolteten Ordnung" e<strong>in</strong> neues, gr<strong>und</strong>legendesPorodigmo gef<strong>und</strong>en hot. Ncch Bohms Vorstellungstehen olle D<strong>in</strong>ge, die nohezu denselben Grodder E<strong>in</strong>foltung hoben, mite<strong>in</strong>onder <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Zusomnenhcng,wie weil sie ouch sonst <strong>in</strong> Roum <strong>und</strong> Zeitvone<strong>in</strong>onder entfernt se<strong>in</strong> mögen. ln der hologrophischenOrdnung zöhlt, wie Pribrom schreibt, ,,olle<strong>in</strong> dieDichte von Geschehnissen. Zeit <strong>und</strong> Roum s<strong>in</strong>d im Frequenzbereichleweils <strong>in</strong> sich zuscmmenge{ollen. Dienormolen Grenzen von Roum <strong>und</strong>Zeil, Ortungen imRcum <strong>und</strong> <strong>in</strong> der Zeit, (s<strong>in</strong>d) doher oufgehoben <strong>und</strong>:nüssen ,hercusgelesen'werden { ..) ln Abwesenheitier RaumlZeit-Koord<strong>in</strong>oten muß ouch die ubliche(cusclitöt, von der die meisten wissenschoftlichen Eraiörungenobhöngen, oufgehoben se<strong>in</strong>. Als Erklör.;rrgspr<strong>in</strong>zipienmüssen hier Kotegorien wie Komple-Synchronizitöt, Symmetrien <strong>und</strong> Zweiseiirgkeitherongezogen werden. " l=enlcritöt,Drese Kotegorien s<strong>in</strong>d ollerd<strong>in</strong>gs Kotegorien des <strong>in</strong>nerer<strong>Bild</strong>es ebenso wie der <strong>Bild</strong>enden Kunst, die <strong>in</strong> ihren',sichligen Werken e<strong>in</strong> Höchstmoß on E<strong>in</strong>foltung, e<strong>in</strong>ilöchstmoß on lmplikoiion zur Anschouung br<strong>in</strong>gt.lV <strong>Museum</strong> <strong>und</strong> RoumbildDos <strong>Museum</strong> ist, neben Archiv <strong>und</strong> Bibliothek, diedritte wichtige historische lnstitution, die ols Ort deskoilektiven Gedöch<strong>in</strong>isses fungiert. Allerd<strong>in</strong>gs gehen<strong>in</strong> dos <strong>Museum</strong> pr<strong>in</strong>zipiell nur solche D<strong>in</strong>ge e<strong>in</strong>, die fürieweils gegebene gesellschoftliche Zusommenhöngeihre spezifische Bedeutung verloren hcrben. Dor<strong>in</strong> unterscheidetsich dos <strong>Museum</strong> von den beiden onderenlnstitutionen, die cls Sommlungen ieweils relevonterDokumente vor ollem der Legiiimotion ieweiliger Gegenwortendienen.Als Archiv des Obsoleten fungierle dos <strong>Museum</strong> nichtschon immer, sondern erst mit dem E<strong>in</strong>setzen der Au{-klörung <strong>und</strong> seit dem <strong>in</strong> dem Moße mehr, wie sich dielndustriegesellscho{ten zu Wegwerfgesellschc{tenentwickelten. So ist es vor ollem die Archiv-Funktiondes <strong>Museum</strong>s, die die ungeheure Exponsion des <strong>Museum</strong>swesensbewirkt hot <strong>und</strong> unkontrollierbor zu werdendroht, seit dem sich die Vorstellung durchsetzt,doß dos <strong>Museum</strong> e<strong>in</strong>e brcuchbore Form sei, D<strong>in</strong>gevor dem Vergessen bewohren zu können. H<strong>in</strong>gegendurJte <strong>in</strong> dem Moße, wie die Museen weiter wochsenbzw. neue Sommlungen ongelegt <strong>und</strong> weitere Höusereröffnet werden, der Mechonismus versogen, der dieMuseen ols Gegenstück zu den Mullholden unserer<strong>in</strong>dustriolisierJen Wegwerfgesellschoft ersche<strong>in</strong>enlößt. Denn ie mehr dos <strong>Museum</strong>swesen expondied,desto wohrsche<strong>in</strong>licher wird, doß die Museen selbstzu Müllholden, olso zu unbrouchbcren Moteriolonhöufungenverkommen.Anders gesogt: Der Versuch, dem Vergessen durchAufbewohren <strong>und</strong> technische Reproduktion, durchdos Sommeln von Zeugnissen <strong>und</strong> Erzeugnissen unseresLebens zu entkommen, muß <strong>in</strong> dem Moße {ehlschlogen,wie er weiter durchgesetzt wird. Denn dieseVerdi n glich ung u nserer Gedöchtnisleistu n g go ro ntiertnicht, doß wir uns s<strong>in</strong>nvoll er<strong>in</strong>nern <strong>und</strong> domit orientierenkönnen. So muß on die Stelle der technischen Reproduktionvon Gedöchtnisleistungen <strong>und</strong> der moteriellenAufbewohrung von {ür unser Leben obsolet gewordenenGegenstönden e<strong>in</strong>e lebendige Form desGedöchtnisses treien, die die technischen Speicher<strong>und</strong> museolen Mogoz<strong>in</strong>e kontrollierf. lch holte dos<strong>Museum</strong>, verslonden ols ,,Ort des Vergessens", {üre<strong>in</strong>en dofür geeigneten Od.Dos,,<strong>Museum</strong> ols Ort desVergessens" oktiviert se<strong>in</strong>eclte, womöglich ursprüngliche Funktion ols Tonzplotzder Musen gegenüber se<strong>in</strong>er iüngeren ols Archrv. Esfungiert nicht lönger ols Entsorgungsonstolt der lndustriegesellschoftoder Tempel der zweiten Notur <strong>und</strong>weigert sich, sich gemöß deren Wcchstum zu vergrößern.Es beschoftigt sich vielmehr mit der Froge, wiewo immer gesommelte Oblekte <strong>und</strong> Doten ols Er{ohrungenfür uns brouchbor gemocht werden können.Dos ,,<strong>Museum</strong> ols Ort des Vergessens" tronsformierlOblekte <strong>in</strong> <strong>Bild</strong>er <strong>und</strong> br<strong>in</strong>gt e<strong>in</strong>foche <strong>in</strong> komplexeren27

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