EIN BUCH MIT SIEBEN SIEGELN? DIE VDH-PRÃœFUNGSORDNUNG

SV-ZEITUNG
SV-AKTUELL
HEIKO CHR. GRUBE
EIN BUCH MIT SIEBEN SIEGELN?
DIE VDH-PRÜFUNGSORDNUNG
Fortsetzung:
Die Resonanz aus der Mitgliedschaft und
den Ortsgruppen zur neuen Rubrik „100
Fragen und 100 Antworten“ (siehe SV-
Zeitung 9/2008, S. 586 ff.) rund um die
Prüfungsordnung war überwiegend sehr
positiv. Wir setzen deshalb heute die Serie
mit aktuellen Antworten des SV-Vereinsausbildungswartes,
Günther Diegel,
fort.
Übrigens… ist es vielleicht interessant,
einige statistische Zahlen des Jahres 2007
zum Prüfungswesen im Schutzhundebereich
aus der AZG zu wissen:
Von 7723 Prüfungen (SchH 1-3) wurden
allein im SV 4119 (über 53 %) durchgeführt.
An allen SchH-Prüfungen nahmen
25470 Teilnehmerinnen und Teilnehmer
teil. Hier stellte der SV mit 17567 Hundesportlern
über 68 % der Teilnehmer. Heute
eine Auswahl neuer Fragen, die hoffentlich
wieder für die Praxis in unseren
Ortsgruppen hilfreich ist.
Brandaktuell: Infos zum geänderten
Ansatzverhalten bei der FH2-Prüfung ab
2009!!
Wir freuen uns natürlich über weitere
Fragen von Ihnen. Ganz einfach eine E-
Mail an: svpresse@schaeferhunde.de
Vielen Dank und viel Spaß beim Lesen
und diskutieren im Vereinsheim.
Heiko Chr. Grube
SV-Pressesprecher
106 SV-ZEITUNG FEBRUAR 09
BH-Hund:
Frage:
Mein Hund ist gechipt, wer ist für das
Vorhandensein eines Lesegerätes zuständig?
Ist das die Ortsgruppe oder der Leistungsrichter?
Günther Diegel:
Die PO sagt aus, dass Eigentümer von
gechipten Hunden dafür sorgen müssen,
dass eine Identifizierungsmöglichkeit
vorhanden ist. Die Identifizierung erfolgt
über ein Chip–Lesegerät.
Frage:
Wir hatten erfreulich viele Hunde bei unserer
letzten Prüfung und kamen auf 31
Punkte, darf der Leistungsrichter in einem
solchen Fall eine Ausnahme machen?
Wir wollen doch viele Teilnehmer.
Günther Diegel:
Natürlich freuen wir uns auf viele Teilnehmer
bei unseren Prüfungen. Wir
(Leistungsrichter, Hundeführer, u.s.w.)
haben uns aber an die Vorgaben der PO
zu halten. Dort steht ganz klar, dass von
einem Leistungsrichter maximal 30 Einzelabteilungen
pro Tag gerichtet werden
dürfen.
Frage:
Meine Hündin ist während der Ablage in
der BH-Prüfung aufgestanden und hat
sich selbstständig wieder gelegt. Wie ist
das zu bewerten?
Günther Diegel:
Um diese Frage korrekt beantworten zu
können müsste man wissen zu welchem
Zeitpunkt die Hündin aufgestanden ist
und wie lang sie z. B. gestanden hat, bevor
sie sich wieder selbstständig legte.
Auf jeden Fall muss es in die Bewertung
einfließen, Prädikat Vorzüglich für diese
Übung ist ausgeschlossen.
Frage:
Wie alt muss man sein, um an einer BH-
Prüfung teilzunehmen?
Günther Diegel:
Die PO gibt hier keine klaren Vorgaben.
Ein Mindestalter von sechs Jahren (Einsetzen
der Schulpflicht) halte ich für angebracht.
Das Kind muss auf jeden Fall
von der körperlichen und geistigen Entwicklung
in der Lage sein, einen Hund
ordnungsgemäß (bei der BH-Prüfung
auch im Straßenverkehr) zu führen.
Grundvoraussetzung ist die schriftliche
Einverständniserklärung der Eltern.
Ausdauerprüfung:
Frage:
Mein Rüde ist sieben Jahre alt, wir machen
häufig Radtouren und er ist topfit.
Man hat mir gesagt, ich darf mit ihm
keine Ausdauerprüfung mehr machen.
Stimmt das wirklich?
Günther Diegel:
Es ist sehr erfreulich, dass viele unserer
Lieblinge bis ins hohe Alter topfit sind.
Die Ausführungsbestimmungen zu unserer
AD–Prüfung sagen jedoch, dass das
Höchstzulassungsalter von sechs Jahren
nicht überschritten werden darf. Daran
müssen wir uns halten.
Unterordnung:
Frage:
Was bedeutet es, wenn ich beim Abrufen
meines Hundes leicht die Grundstellung
verändere?

Günther Diegel:
Volle Punktzahl (10 = Vorzüglich) wäre
ausgeschlossen. Entscheidend ist zudem,
ist die leichte Grundstellungsänderung
als bewusste Hilfestellung vorgenommen
worden oder ist sie unbewusst geschehen.
Das Gesamtbild der Übung
(Team – Beurteilung) ist entscheidend.
Frage:
Wie soll mich mein Hund in der Freifolge
begleiten, um die volle Punktzahl zu erreichen?
Günther Diegel:
Der Hund muss aus einer geraden, aufmerksamen
Grundstellung dem Hundeführer
in allen Gangarten und Wendungen
freudig, offen, konzentriert und dabei
gerade zum Führer gehend folgen. Er
muss sich gerade und schnell absetzen.
In der Gruppe muss er sich sicher verhalten
und neutral gegenüber den Schüssen
sein.
Frage:
Was passiert eigentlich, wenn man dreimal
das Bringholz an die Kletterwand
wirft?
Günther Diegel:
Zunächst wird das Publikum lachen.
Spaß beiseite, die PO hat hier noch keine
klare Vorgabe. In der nächsten PO wird
diese Vorgabe kommen. Auf einer OG-
Prüfung mit in der Regel nicht so erfahrenen
Hundeführern sollte man noch weitere
Versuche gestatten. Auf den höherwertigen
Prüfungen sollte nach dem
3. misslungenen Wurf die Einzelübung
abgebrochen werden.
Frage:
Was passiert, wenn der Hund beim Apportieren
über die 1m Hürde, diese beim
Hinsprung umwirft, aber trotzdem das
Holz aufnimmt und über die liegende
Hürde sicher zurückspringt und den Abschluss
ohne Fehler zeigt?
Günther Diegel:
Zu einem solchen Fall gibt es einen
klaren Beschluss des Ausbildungsausschusses
(AA). Da der Hund keinen ordnungsgemäßen
Rücksprung über die liegende
Hürde zeigen kann, wird diese
Übung wiederholt. Der Hinsprung, der
bei der ersten Übung mangelhaft gezeigt
wurde, wird auch in der Wiederholungsübung
mit einem unteren Mangelhaft
bewertet.
Schutzdienst:
Frage:
Wie oft dürfen die Schutzdiensthelfer in
den Prüfungsstufen gewechselt werden?
Günther Diegel:
Wenn auf einer Prüfung die Prüfungsstufen
SchH/VPG/IPO 1,2,3 geschützt sind,
darf in jeder Prüfungsstufe jeweils ein
Schutzdiensthelfer tätig werden. Ausnahme:
Der Schutzdiensthelfer startet selbst
in einer Stufe, dann darf natürlich noch
einmal gewechselt werden.
Frage:
Man hört immer vom vollen Griff, aber
ist das wirklich das Wichtigste?
Günther Diegel:
Die PO beschreibt das Griffverhalten in
der Reihenfolge mit den Begriffen „voll,
ruhig und fest“. Das Wichtigste beim
Griffverhalten ist aber zunächst die Griffwirksamkeit
(energischer, fester und
sicherer Griff bei allen Verteidigungsübungen).
Danach kommt die Griffruhe
und die Völle des Griffes. Griff ist bei der
Beurteilung des Schutzdienstes zweifellos
nicht „alles“, hat aber in der Gesamtbeurteilung
eine entscheidende Bedeutung
für die Qualität des Hundes abhängig
natürlich auch von der jeweiligen
Ausbildungsqualität.
Frage:
Darf mein Hund beim Herantreten an
den Helfer kurz Blickkontakt zu mir aufnehmen?
In der Unterordnung wurde
dies positiv gewertet, im Schutzdienst
aber negativ. Das verstehe ich nicht.
Günther Diegel:
Der Focus des Hundes muss beim
Herantreten des Hundeführers an den
Helfer voll auf den Helfer gerichtet sein.
Das Herantreten soll störungsfrei geschehen.
Natürlich kann der Hund beim Abstellen
mit dem Hörzeichen „Sitz“ kurz
Blickkontakt zum Hundeführer aufnehmen.
Er wechselt in diesem Fall aus der
Bewachungsphase in eine Unterordnungsphase.
Frage:
Darf ich beim Beginn des Rückentransportes
bei SchH2/3 das Hörzeichen
„Transport“ benutzen? Wie ist das beim
Seitentransport?
Günther Diegel:
Die jetzt gültigen Prüfungsordnungen
geben als Hörzeichen zum Rücken- und
Seitentransport noch „Fuß“ vor. Dies wird
sich nach der Überarbeitung der Prüfungsordnungen
ändern. Das neu einzuführende
Hörzeichen „Transport“ soll
dem Hund klar vermitteln, ich habe
Kontakt mit Schulterblatt auf Kniehöhe
meines Hundeführers zu halten und
Blickkontakt zum Schutzdiensthelfer zu
haben.
Frage:
Gibt es eigentlich einen inhaltlichen
Unterschied zwischen IPO und SchH?
Günther Diegel:
Es gibt im Interesse der Hundeführer
Gott sei Dank nur noch ganz wenige
Unterschiede in den Inhalten von VDH-
PO und IPO z. B. nach dem Stellen und
Verbellen kann ich bei SchH1 meinen
Hund alternativ zum Abrufen auch
abholen. Bei der IPO1 muss ich ihn zwingend
abrufen. Oder: In der IPO kann ich
von einer zur nächsthöheren Stufe bereits
mit 70 Punkten im Schutzdienst, bei
der SchH/VPG erst mit 80 Punkten. Alle
noch vorhandenen kleineren Unterschiede
werden in unmittelbarer Zukunft
durch die in der Zwischenzeit sehr gute
Zusammenarbeit zwischen der FCI und
der WUSV weiter minimiert bzw. abgeschafft
werden.
Fährte:
Frage:
Ich ziehe meinem Hund beim Fährten die
Leinen zwischen den Läufen durch. Wie
weit muss dies vor dem Ansatz erfolgen.
Günther Diegel:
Der Hund kann bis ca. 2 – 3 m vor dem
Ansatz noch einmal ohne Zwangseinwirkung
in eine Ruheposition gebracht werden
und die Fährtenleine in die
entsprechende körperliche Position
gebracht werden.
FEBRUAR 09 SV-ZEITUNG 107

SV-ZEITUNG
SV-AKTUELL
Frage:
Darf ich meinen Hund nach dem
Verweisen des Gegenstandes anfassen,
wenn er sich beim Fährten in der Leine
verfangen hat und deshalb nicht richtig
laufen kann?
Günther Diegel:
Natürlich darf der Hundeführer den
Hund in der geschilderten Situation aus
der verwickelten Fährtenleine befreien.
Frage:
Darf für einen gehbehinderten Prüfungsteilnehmer
bei der SchH1 eine Fremdfährte
gelegt werden?
Günther Diegel:
Bei den entsprechenden körperlichen Behinderungen
kann dies nach vorheriger
Rücksprache mit dem Leistungsrichter
selbstverständlich erfolgen. Der Hundeführer
muss den Hund allerdings selbst
auf der Fährte führen können.
Frage:
Müssen im Prüfungsablauf alle Hörzeichen
deutschsprachig gegeben werden
oder kann ich einige z.B. auch auf Französisch
geben.
Günther Diegel:
Es können sprachlich unterschiedliche
Hörzeichen gegeben werden. Für eine
gleiche Übungsausführung aber nur jeweils
in der gleichen Sprache. Wird z. B.
für Sitzen das französische Wort „assis“
verwendet, kann man für das nächste
Sitzen nicht das deutsche Wort „Sitz“
nehmen.
Frage:
Wie ist die korrekte Abfolge bei der Abholung
des Bringholzes und dessen
Zurückbringung zum Bringholzständer?
Günther Diegel:
Der Hundeführer geht mit seinem freifolgenden
Hund in Richtung Bringholzständer
und bringt ihn mit dem HZ „Sitz“ ca.
1 m vor dem Ständer in eine Sitzposition.
Er kann sich dann das entsprechende
Holz nehmen und zur Ausgangsgrundstellung
der Bringübung gehen. Nach allen
Bringübungen ist die Rückbringung
des Holzes zum Ständer in gleicher Form
wie beim Abholen durchzuführen.
108 SV-ZEITUNG FEBRUAR 09
Einige Fragen zur Wachhundeprüfung:
Frage:
Ist ein Verkehrsteil bei der Wachhundeprüfung
erforderlich? Mein Hund hat bereits
die BH-Prüfung.
Günther Diegel:
Ein weiterer Verkehrsteil ist in der Wachhundeprüfung
nicht vorgesehen.
Frage:
Beim „Ablegen unter Ablenkung“ soll der
Hund nach der Übung 5 des anderen vorgeführten
Hundes vom Hundeführer abgeholt
werden. Ist mit dieser Aussage
gemeint, wenn der andere Hund die
Übung 5 absolviert?
Günther Diegel:
Nein, der Hund muss nach der beendeten
Übung 5 abgeholt werden.
Frage:
Bei der Übung „Besitzwahrung“ muss der
Hundeführer seinen Hund an einer freien,
vom Leistungsrichter zu bestimmenden
Stelle an einer Kette, die nicht gestrafft
sein darf, fest machen. Kann man
anstelle einer Kette auch eine längere
Leine verwenden?
Wird der Hund daran (Kette oder Leine)
festgebunden oder liegt er frei?
Wird der vor dem Hund abgelegte Gegenstand
liegengelassen oder vom Helfer
aufgenommen?
Günther Diegel:
Bei dieser Übung kann anstelle einer Kette
auch eine längere Leine verwendet
werden. An ihr wird der Hund festgebunden.
Der abgelegte Gegenstand wird
nicht vom Helfer aufgenommen.
Frage:
Muss der Hund bei der Übung „Aufmerksamkeit
am Laufdraht“ an einer Kette
festgemacht sein oder kann auch eine
längere Leine verwendet werden?
Günther Diegel:
Es kann auch hier eine längere Leine am
Laufdraht mit entsprechender Vorrichtung
verwendet werden.
Frage:
Kann jeder Leistungsrichter diese Prüfung
abnehmen?
Günther Diegel:
Im SV-Bereich darf jeder ausgebildete
und zugelassene SV-Leistungsrichter
diese Prüfung abnehmen.
FH2:
In der Zwischenzeit sind noch einige
Fragen bezüglich des korrekten
Ansatzverhaltens bei der FH2-Prüfung an
der sogenannten Startlinie gestellt worden.
Hierzu ist zu sagen, dass es ab dem
Jahr 2009 keine Startlinie mehr gibt. Der
Ansatz befindet sich, wie bei allen anderen
Fährtenarbeiten, in den einzelnen
Prüfungsstufen unmittelbar rechts neben
dem Abgangsschild. Dort ist der
Hund wie gewohnt anzusetzen.
Vielen Dank Günther für diese
Antworten.
Wir setzen die Serie in der SV-Zeitung
fort…!