Vortrag Kassel Studebaker - FELIX FORRER GmbH
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Der <strong>Studebaker</strong> Champion 1953 vonLiselotte PulverDie Konservierung und Restaurierung einesAutolacksDiplomvortrag, November 2007, Hochschule der Künste Bern
Übersicht zum <strong>Vortrag</strong>• Einleitung: Firma <strong>Studebaker</strong>, Design der LoewyCoupés, Auszeichnungen, der „Studi“ von Lilo Pulver• Schäden am Lack• Untersuchungen: Schichtdickenmessungen, GlanzundFarbmessungen, UV-VIS, Mikroskopie mit FTIR,REM und RAMAN-Spektrometrie, Thermographie• Lackgeschichte: Rekonstruktion und Datierung• Restaurierung: Festigung, Freilegungen, Farbfindung,Beilackierung, Retuschierungen, Sonstiges• Konservierung: Politur und Versiegelung• Beispiele aus der Praxis: Eisenplastiken Paul Suter• Partielle Neulackierung: Fazit und Diskussion
Einleitung - Firma <strong>Studebaker</strong>, Kutschenbau• Auswanderer aus Solingen• Erste Wagen ab 1830• 1868 Gründung der „<strong>Studebaker</strong>Brothers Manufacturing Company“mit 190 Angestellten• 1890 grösster Wagenbauer weltweit• 1896 Elektromotoren• 1904 VerbrennungsmotorenConestoga von 1830Buggy von 1857Garford 1904Runabout 1902
Einleitung - Firma <strong>Studebaker</strong>, Niedergang• 1958 Verkauf der Fabriken in Detroitund Los Angeles• 1963 Schliessung der Fabriken inSouth Bend• 1966 letzte <strong>Studebaker</strong> in Kanada mitGM-Motoren produziert1962 KompaktwagenUrsachen des Niedergangs:- Regelmässiger Wechsel zwischenRüstungs und ziviler Produktion (CivilWar 1870, Erster Weltkrieg 1915,Zweiter Weltkrieg 1941, Korea-Krieg 1952)- Konkurrenzdruck (General Motors und Ford)- Missmanagement (Aufwändige Produktion)Avanti 1963 bis 1981
Einleitung - Design der Loewy Coupés• Modell zum 100-jährigenFirmenjubiläum• Chefdesigner Raymond Loewy(Coca-Cola Flasche)• Design von Robert Bourke1951 1:1 Tonmodell1952 Prototyp aus Holz1953 Verkaufsstand in ParisLoewy und „sein“ Coupé
Einleitung - Der „Studi“ von Lilo Pulver• Marke und Typ: <strong>Studebaker</strong> 14 G Champion Starliner(Bodystyle K – Hardtop Convertible 5 Pass.)• Baujahr: 1953• Motor: 2.8 Liter, 6 Zylinder (Reihe)• Hubraum: 2778 cm 3• Leistung: 86 PS bei 4'000 U/min.• Geschwindigkeit: 145 Km/h• Gewicht: 1'370 Kg• Getriebe: 3 Gang Schaltung mit Overdrive• Preis 1953: CHF 16'000 (Heute rund: CHF 70‘000)• Käuferin 1953: Liselotte Pulver• Verkäufer 1953: Binelli und Ehrsam, Zürich(<strong>Studebaker</strong> Vertretung Schweiz)• Besitzer heute: Georg Pulver• Fahrzeugtyp gemäss FIVA: 3A, Post WarLilo Pulver 1957mit 28 Jahren
Schäden am Lack - Kartierung Front
Schäden am Lack - Kartierung Heck
Schäden am Lack - Kartierung Seiten
Schäden am Lack - Fotos SeitenCraquelierte BeilackierungRetouchierte - freigelegte SteinschlägeAbplatzung retuschiertKratzer retuschiertUnterrostete Abdeckleiste
Andere SchädenUnterrostung des ChromsPartieller Verlust einer BeschichtungKorrosionDegradierte Gummiabdichtung
Untersuchungen - Schichtdickenmessungen• Messung der gesamtenLackschicht von Substrat(Karosserieblech) bisOberfläche im Magnetresonanzverfahren• Schichtdicken am Fahrzeug:50 bis 2000+ !m (Mikrometer)– also 0,050 bis 2 mm(Millimeter)• Durchschnittliche Schichtdickeam Fahrzeug: um 400 !m(Schätzung)• Schichtdicke einerSerienlackierung heute: 90und 125 !mSchichtdickenmessung der Werkslackierung
Untersuchungen - Schichtdickenmessungen, HeckLegende in !m
Untersuchungen - GlanzmessungenMessp.:Glanzwert:01234567891011121361.370.677.327.429.558.544.273.070.231.539.762.565.967.3Hochglanz gemäss DINab 70 EinheitenFazit: höherer Glanzan vertikalenStellenMittelwerte aus7 Messungen
Untersuchungen - FarbmessungenAbsolute Farbdifferenzen:___________________"E = ! ("L*) 2 + ("a*) 2 + ("b*) 2!E-Wert Bewertung0.0 bis 0.2 nicht wahrnehmbar0.2 bis 0.5 sehr gering0.5 bis 1.5 gering1.5 bis 3.0 mittel3.0 bis 6.0 deutlichüber 6.0 starkToleranzen für Unilackierte Autolacke:0.3 bis 1.8 bei Grenze Originallack /Reparaturlack1.2 bis 3.6 bei Trennung der Lacke durch Zierelementeoder Ähnliches
Untersuchungen - FarbmessungenGemessene Farbwerte im Vergleich zu den ähnlichsten RAL-FarbenCM-2002 RAL-Farbe + Spectrolino RAL-Farbe +Probe RAL !E a*b*-Wert RAL !E a*b*-Wert0 (Kofferraum) Rubinrot 1.441 (Seite rechts) Signalrot 2.85 Signalrot 3.132 (Seite rechts) Signalrot 1.85 Signalrot 2.463 (Motorhaube) Rubinrot 1.5 Rubinrot 2.224 (Motorhaube) Rubinrot 2.0 Signalrot 2.865 (Seite links) Rubinrot 2.4 Signalrot 3.076 (Seite links) Rubinrot 1.56 Rubinrot 2.427 (Seite links) Signalrot 2.51 Signalrot 2.988 (Seite links) Oxidrot 2.79 (Kofferraum) Rubinrot 0.83 Rubinrot 1.010 (Kofferraum) Rubinrot 0.74 Rubinrot 0.4511 (Seite rechts) Rubinrot 0.31 Rubinrot 0.9812 (Seite rechts) Rubinrot 2.83 Signalrot 3.2313 (Dach) Perlweiss 1.27 Perlweiss 0.4314 (Dach) Perlweiss 1.28 Perlweiss 0.4515 (Originallack) Braunrot 2.2716 (Originallack) Braunrot 2.34Coralred Oxidrot 1.22Montereybeige Kieselgrau 4.28!Ea*b*-Werte zuRAL:Minolta CM-2002:Durchschnitt aus15 Messungen:1.74Spectrolino:Durchschnitt aus16 Messungen:2.16Fazit: Differenzen sindmittel (1.5 bis 3.0),Toleranzen für UnilackierteFormteileüberschritten (0.3 bis1.8)
Untersuchungen - FarbmessungenIst-Zustand gemäss Farbmesspunkte P1 und P13Ist-Zustand FotografieHypothetische Werkslackierung gemässP15 (Originallack) und MontereybeigeIst-Zustand FotografieWerkslackierung
Untersuchungen - UV-VIS
Untersuchungen - Mikroskopie, FTIR, REM und RAMAN• Ziel: Kenntnisse überden Lackaufbau undseine chemischenBestandteile• Methoden:Probenahmen andiversen Stellen undggf. Herstellung vonQuerschliffen und derenAnalyseWerks- und Reparaturlackierung
Untersuchungen - Mikroskopie, FTIR, REM und RAMANReparaturlackierung von Probe Motorhaube: REM BSEQuerschliff PPL bei 5x
Untersuchungen - Mikroskopie, FTIR, REM und RAMANReparaturlackierung von Probe Motorhaube: REM BSEREM BSE bei 150x
Untersuchungen - Mikroskopie, FTIR, REM und RAMANReparaturlackierung von P06: REM BSEREM BSE bei 1500x
Untersuchungen - Mikroskopie, FTIR, REM und RAMANReparaturlackierung: Stützung einiger Resultate durchRAMAN-Spektrometrie:P07aFüllerRef:Talkum
Untersuchungen - Mikroskopie, FTIR, REM und RAMANTheorie zur Blasenbildung auf der Motorhaube:• Dampfdiffusion durch den Decklack in den Füller• Speicherung von Feuchtigkeit im Talkum(Schichtsilikat)• Bildung einer höher molekularen Lösung, die nichtwieder hinaus diffundieren kann• Bildung von osmotischen Blasen unter Dampfdruck
Restaurierungskonzept• Partielle Retuschierung / Restaurierung• Konzentration auf die Schäden am Lack• Berücksichtigung der Infrastruktur HKB• Konzentration auf Phase 3, dh. Freilegung derBeilackierungen• Entfernung der Nagellackretuschen• Retuschierung / Neulackierung mit modernenLacksystemen (Witterungsbeständigkeit aufgrundder zukünftigen Nutzung - keine musealenBedingungen, keine Experimente)• Konservierung des Lackes durch Politur undWachsversiegelung
Restaurierung - Festigung• FestigungsmittelParaloid B67 20 bis30%ig in Toluol(geeignet für Alkyd)• Applizierung mit Spritze• Kapillarkräfte• Mit gepolstertenSchraubzwingengefestigtRiss- und Schollenbildungam Heckunter Zierelementen
Restaurierung - FreilegungenBeilackierung Nitrolack• Entfernung des Nitrolackes mit„Silikonentferner“: 50 bis 100Gehalt-% Ethanol, 25 bis 50%Aceton und
• Nassschliff Körnung600Restaurierung - FreilegungBeilackierung Kotflügel und Motorhaube
NagellackretuschenRestaurierung - Freilegung• Punktuell mit Glasfaserstift• Zwangläufige partielleMattierung des Altlacks
Restaurierung - Farbfindung• R-M Autoreparaturlack vonBASF (2K-Acryl-Urethan-Lack mit Isocyanathärter)• Fisler AG, BümplizNCS- FarbkartenSortiment der GrundfarbenRechner und WaageColormaster Farbkarten
Restaurierung - Beilackierung• Spritzkabine Fisler AG• Fliessbecherpistole mit1,7 mm Düse• Füllerauftrag und Schliff• Decklack
Restaurierung - Partielle RetuschierungMit PinselAbschneiden von KantenPunktueller Auftrag mehrererSchichten von DecklackPunktueller Schliff gleiche Ebene
Restaurierung - Partielle RetuschierungMit Pinsel, Schaden bis auf KarosserieblechEntfernung vonKorrosionReinigung undEntfettung mit Aceton2K EpoxyRostschutzgrundierungAbkleben des Altlackszum SchutzSpachtelung mit2K-Polyester SpachtelSchliff der SpachtelungTiefer liegendegeschl. SpachtelungRetuschierungMit Decklack
Restaurierung - Partielle RetuschierungMit Pinsel, Schaden bis auf KarosserieblechFalsche RetuscheGeschliffene und polierteRetuscheFalsche Retusche nach Schliff
Restaurierung - Partielle RetuschierungMit Airbrush: spezifischer Farbabgleich
Restaurierung - Sonstige SchädenBeschichtung Kühlergrill• Partielle Pinselretusche• Lascaux AcrylfarbeAluminiumpigment• MattierungsmittelAbgeplatze BeschichtungRetuschierte BeschichtungBeschichtung Aluminium, PPL bei 5x
Restaurierung - Sonstige SchädenKofferraumgriff• Partielle Pinselretusche• Lascaux Acrylfarbe• Glanzmittel
FelgenRestaurierung - Sonstige SchädenRostschutzgrundierungRetusche mit Decklack• Entfernung der Korrosion (Schliff)• 2K Epoxy Rostschutzgrundierung• Retuschierung mit DecklackRestaurierung - SonstigeSchäden
Konservierung - Politur• Schliff bis auf 2000 Körnung• Poliermittel: Swizzöl Produkte(polierender Anteil: Marmormehl)• 1. Politur: Lammfell bis 2000 U/min• 2. Politur: Schaumstoff bis 2000 U/min• 3. Politur: Schaumstoff bis 1000 U/min• Verkanntung unbedingt vermeiden!• Zusätzliche Politur der Chromteile
Konservierung - Schutz und Versiegelung• Versiegelung derLackoberfläche mitWachs• SpeziellesCarnaubawachs fürVeteranenfahrzeuge• Produkt von Swizzöl Gummiring unter Zierelementezum Schutz vor Erschütterungen
Beispiele aus der Praxis - Eisenplastiken PaulSuter, 1972/73/74, Heuwaage Viadukt, Basel
Beispiele aus der Praxis - Eisenplastik PaulSuter, 1966, Psychiatrische Uniklinik, Basel
Partielle Neulackierungen -Fazit und Diskussion• Hoher Aufwand• Für Fahrzeuge bester Erhaltungsklassen• Schwierige Umsetzung• Unterschiedliche Degradation (Neu- undAltlack) - keine Garantie• Für museale Bedingungen (UV, Klima)• Im Freien unbeständig
Download der Diplomarbeit:www.felixforrer.com/downloadsRiehenring 191CH-4058 BaselPhone: 0041 61 312 40 60Fax: 0041 61 534 59 49Mobile: 0041 78 622 88 59Email: info@felixforrer.comWebsite: www.felixforrer.com