Mercedes Actros 1860 LS
Mercedes Actros 1860 LS
Mercedes Actros 1860 LS
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FERNFAHRER<br />
FERNF<br />
DAS INTERNATIONALE TRUCK MAGAZIN D CH A<br />
TEST<br />
<strong>Actros</strong><br />
<strong>1860</strong><br />
FERNFAHRER 11/2007<br />
Fahrspaß mit<br />
gutem Gewissen<br />
SONDERDRUCK
TEST <strong>Mercedes</strong> <strong>Actros</strong> <strong>1860</strong> <strong>LS</strong><br />
Nur vom Feinsten<br />
Sonderdruck aus FERNFAHRER 3/2008
Top-Ausstattung, hohe Leistung und niedrigen Verbrauch unter einen<br />
Hut zu bringen, scheint ein Widerspruch in sich. Doch es geht auch anders:<br />
Der <strong>Actros</strong> 860 schafft im Test das eigentlich Unmögliche.<br />
Von Ralf Becker (Text) und Karl-Heinz Augustin (Fotos)<br />
Sonderdruck aus FERNFAHRER 3/2008
Technische Daten<br />
▶ Motor<br />
Wassergekühlter V8-Zylinder<br />
(OM 502 LA) mit Turbolader und<br />
Ladeluftkühlung, elektronisch<br />
gesteuerte Einspritzung mit acht<br />
Steckeinspritzpumpen, Pumpe-<br />
Leitung-Düse, vier Ventile pro<br />
Zylinder, Einzelzylinderköpfe<br />
Bohrung/Hub: 130/150 mm<br />
Hubraum: 15.928 cm 3<br />
Leistung: 440 kW/598 PS<br />
bei 1.800 U/min<br />
Max. Drehmoment: 2.800 Nm<br />
bei 1.080 U/min<br />
Motorbremsleistung:<br />
360 kW/490 PS bei 2.500 U/min<br />
Motorgewicht (befüllt): 1.260 kg<br />
Umweltklasse: Euro 5<br />
▶ Getriebe<br />
MB G281-12 Powershift, klauengeschaltetesDreigang-Grundgetriebe<br />
mit synchronisierter<br />
Range- und Splitgruppe (zwölf<br />
Vorwärtsgänge),<br />
Übersetzung 1,0 bis 14,93,<br />
automatisierte Schaltung<br />
▶ Hinterachse<br />
Einfach übersetzte Hypoidachse<br />
(HL8) mit Differenzialsperre,<br />
Übersetzung: 2,733:1 (= 1.255<br />
U/min bei 85 km/h und Bereifung<br />
315/70 R 22,5)<br />
▶ Fahrerhaus<br />
<strong>Actros</strong> Megaspace, Fernverkehrs-Fahrerhaus<br />
mit durchgehend<br />
ebenem Boden, Komfortlagerung<br />
(luftgefedert), zwei<br />
Liegen<br />
▶ Fahrgestell<br />
U-Profil-Leiterrahmen, angeschraubter<br />
vorderer Rahmenkopf<br />
(mit Frontunterfahrschutz), Integralheck<br />
mit Geräteträger<br />
für Batterien und Luftkessel,<br />
Federung vorn/hinten: Zwei-<br />
Blatt-Parabel/Zwei-Balg-Luft,<br />
elektronisch geregelte Scheibenbremsen<br />
rundum, Radstand<br />
3.600 mm, 450-Liter-Alu-Tank,<br />
95-Liter-Tank AdBlue, Bereifung:<br />
315/70 R 22,5, Lenkung MB <strong>LS</strong> 8,<br />
450 mm Lenkraddurchmesser,<br />
5,75 Umdrehungen von Anschlag<br />
zu Anschlag, 14.900 mm<br />
Wendekreis<br />
▶ Gewichte<br />
Testfahrzeug (inkl. Fahrer, vollen<br />
Tanks, o. Reserverad): 8.115 kg,<br />
zul. Achslast vorn/hinten:<br />
7.500/11.500 kg<br />
▶ Preis<br />
Grundpreis laut Verkaufsunterlagen<br />
(ohne Extras):<br />
123.880 Euro<br />
Angepasst: Mit der Powershift-Schaltautomatik folgt nun auch<br />
<strong>Mercedes</strong> dem Trend zum Zwölfganggetriebe.<br />
Souverän: Mit dem starken Motor geht es mit wenigen Schaltungen<br />
und relativ sparsam über die Berge.<br />
Wachsam: Die Kamera behält den toten Winkel im Auge.<br />
Sinnvoll: Der Monitor sitzt in Blickrichtung an der A-Säule.<br />
Wer hätte noch vor fünf<br />
Jahren daran geglaubt,<br />
dass im Fernverkehr<br />
einmal von der „600-PS-Klasse“<br />
die Rede sein würde. Doch<br />
ob 680 PS im MAN, 660 PS im<br />
Volvo, 620 PS im Scania oder<br />
600 PS im <strong>Actros</strong>: Die starken<br />
Maschinen sind längst nicht<br />
mehr nur dem Schwertransport<br />
vorbehalten. Großen Anteil an<br />
dieser Entwicklung haben die<br />
Getriebespezialisten. Ist es doch<br />
verhältnismäßig einfach, hohe<br />
Motorleistungen und Drehmomente<br />
zu erzielen – die Übertragung<br />
der gewaltigen Kräfte<br />
dafür ungleich schwieriger.<br />
Wenn es darum geht, die<br />
Kraft effektiv auf die Straße<br />
zu bringen, ist die Faustformel<br />
im Grunde simpel: Je weniger<br />
Zahnräder ineinandergreifen,<br />
desto besser. Die geringsten<br />
Reibungsverluste verspricht<br />
die Kombination aus Direktganggetriebe<br />
und einfach<br />
übersetzter Achse. Genau<br />
diesen Weg hat <strong>Mercedes</strong> bei<br />
der jüngsten Generation des<br />
<strong>Actros</strong> <strong>1860</strong> eingeschlagen.<br />
Das Zwölfgang-Powershift-<br />
Getriebe G281-12 in seiner<br />
stärksten Variante zählt zur<br />
Serienausstattung, ebenso die<br />
einstufige Gussachse HL8 (die<br />
Sonderdruck aus FERNFAHRER 3/2008
Ausgedient: Der <strong>Actros</strong> bekommt<br />
bald neue Spiegel.<br />
Vierfach: Links und rechts gibt<br />
es je zwei Außenstaufächer.<br />
Bequem: Zur Kippelektrik gehört<br />
auch eine Fernbedienung.<br />
Sonderdruck aus FERNFAHRER 3/2008<br />
rund 90 Kilogramm leichtere<br />
Stahlblechachse HL6 kommt<br />
beim V8 nicht in Frage).<br />
Zudem kann Daimler den<br />
V8, der seit der jüngsten Überarbeitung<br />
nur noch mit einem<br />
großen Turbolader für beide<br />
Zylinderbänke arbeitet, auch<br />
in einer Euro-5-Ausführung<br />
liefern: Gegenüber der Euro-4-<br />
Variante ist lediglich ein größerer<br />
SCR-Katalysator und eine<br />
erhöhte AdBlue-Einspritzung<br />
erforderlich. Der Listenaufpreis<br />
für die Maut sparende Technik<br />
(pro Autobahnkilometer in<br />
Deutschland zwei Cent weniger)<br />
liegt bei 2900 Euro.<br />
Beim Testfahrzeug, einem<br />
<strong>1860</strong> Euro 5 mit Megaspace-<br />
Fahrerhaus, beläuft sich der<br />
AdBlue-Verbrauch auf rund<br />
1,9 Liter pro 100 Kilometer. Im<br />
Gegenzug liegt der Dieselverbrauch<br />
mit durchschnittlich<br />
35,4 Litern für einen derart starken<br />
Motor erstaunlich niedrig.<br />
Ein 1857 Euro 3 mit Dreifach-<br />
Schnellgang-Getriebe und Außenplanetenachse<br />
genehmigte<br />
sich im Test anno 2001 ganze<br />
drei Liter mehr. Selbst mit dem<br />
zusätzlichen AdBlue bleibt im<br />
Euro-5-Zeitalter eine satte Ersparnis.<br />
Der Preis für AdBlue<br />
schwankt nach wie vor stark<br />
und ist an Gebindegröße und<br />
Liefermenge gekoppelt. Wer im<br />
Jahr rund zehn 1000-Liter-Container<br />
abnimmt, kann mit 30 bis<br />
35 Cent pro Liter rechnen.<br />
Neben dem deutlich verbesserten<br />
Antriebsstrang zeigt<br />
sich beim niedrigen Dieselver-<br />
Steil: Vier Stufen führen auf<br />
fast ,60 Meter Höhe.<br />
Abmessungen Fahrerhaus *<br />
A Kojenlänge u./o. 2.070/2.000<br />
B Kojenbreite u./o. 580–710/800<br />
C Kojenhöhe u./o. 560/660<br />
D Innenhöhe Mitte 1.960<br />
E Breite Motortunnel -<br />
F Innenhöhe rechts 1.960<br />
G ab Frontscheibe 2.110<br />
Einstieg:<br />
Höhe 1. Stufe 290<br />
Höhe 2. Stufe 610<br />
Höhe 3./4. Stufe 930/1.250<br />
Kabinenbodenhöhe 1.575<br />
Flach: Eine Motorkiste ist im<br />
Megaspace Fehlanzeige.<br />
* Alle Maße in Millimeter, Einstiegshöhe aufgesattelt und mit Reifen 315/70 R 22,5<br />
Mögliche Ausstattungen und Preise<br />
▶ Ausstattung Fahrzeug *<br />
Mehrpreis Euro 5 (gegenüber Euro 4) 2.904<br />
Dach- und Seitenspoiler (verstellbar) 2.259<br />
Seitenverkleidungen 1.122<br />
Alu-Felgen (7-fach, Alcoa poliert) 3.308<br />
Powershift-Schaltautomatik G 281-12 S**<br />
Top Safety Package *** 11.343<br />
Voith-Retarder R 115 HV 1) 6.692<br />
Telligent-Stabilitätsregelung 2) 1.890<br />
Telligent-Abstandsregelung 3) 4.485<br />
Telligent-Spurassistent 4) 1.938<br />
Notbremsassistent (Active Brake Assist) **** 5) 514<br />
Xenon-Scheinwerfer mit Reinigungsanlage 1.419<br />
Sicherungsautomaten (statt Schmelzsicherungen) 228<br />
Komfort-Fahrerhauslagerung, luftgefedert 770<br />
Elektrohydraulische Kippeinrichtung 633<br />
▶ Ausstattung Kabine *<br />
Zusatzheizung Webasto Warmluft/Warmwasser S/1.425<br />
Klimaanlage Taktmatik/Klimaautomatik S/749<br />
Standklimaanlage 2.308<br />
Getönte Scheiben mit Bandfilter 120<br />
Schiebe-/Hebedach el., Glasausführung 367<br />
Airbag Fahrer 6) 810<br />
Radio Truckline mit CD-Laufwerk S<br />
Komfort-Schließanlage mit Fernbedienung 186<br />
Zweites Bett oben S<br />
Lederlenkrad 520<br />
Fahrer-Klimasitz Isringhausen 1.188<br />
Elektrische Rollos vorne, zweiteilig 510<br />
Drucklufthorn auf Fahrerhausdach 444<br />
Kühlbox 25 Liter 1.277<br />
Innenbeleuchtung Ambiente (blau, dimmbar) 346<br />
Navigationssystem Sound 30 APS 1.196<br />
* Alle Preise sind Listenpreise in Euro, Angaben des Herstellers, S = Serie; ** i. V. mit Straßen-Szm mit<br />
598 PS, Sonst 2.507 Euro *** inklusive 1) bis 6); **** nur i. V. mit Telligent-Abstandsregelung<br />
Fazit<br />
Tester<br />
Ralf<br />
Becker<br />
<strong>Mercedes</strong> <strong>Actros</strong> <strong>1860</strong> <strong>LS</strong> TEST<br />
Freude an der Leistung<br />
Die Diskussion um den Königsweg bei der Abgasreinigung<br />
– SCR oder Abgasrückführung (AGR) – hält an<br />
und wurde mit den neuen Euro-5-Motoren von Scania<br />
noch angeheizt. Tatsache ist, dass ein derart niedriger<br />
Verbrauch, wie ihn der <strong>Actros</strong> <strong>1860</strong> im Test einfährt, bei<br />
einem so starken Motor mit AGR nie und nimmer möglich<br />
wäre. Wer mit dem Gewicht der SCR-Anlage leben<br />
kann und einen günstigen AdBlue-Lieferanten an der<br />
Hand hat, kann sich mit dem <strong>1860</strong> auf hohe Fahrleistungen<br />
bei vertretbaren Betriebskosten freuen.
Einfach: Der 860 braucht<br />
keine Planetenachse mehr.<br />
brauch der grundlegende Vorteil<br />
des SCR-Verfahrens: Im<br />
Vergleich zu Euro 3 kann der<br />
Motor den Diesel bei optimalen<br />
Temperaturen verbrennen. Das<br />
Problem der Stickoxid-Emissionen,<br />
die mit der Verbrennungstemperatur<br />
zunehmen,<br />
ist in den SCR-Katalysator im<br />
Auspufftopf verlagert. Das zusätzliche<br />
Gewicht der SCR-Anlage<br />
(mit 95 Liter AdBlue rund<br />
230 Kilogramm) lässt sich aber<br />
ebenso wenig wegdiskutieren<br />
wie die notwendige „Doppel-<br />
Das Geheimnis<br />
des günstigen Verbrauchs<br />
liegt in der<br />
heißen, effektiven<br />
Verbrennung<br />
betankung“ mit Diesel und<br />
AdBlue. Dass auch wirklich Ad-<br />
Blue im Tank ist und die Abgase<br />
Euro 5 entsprechen, überwacht<br />
bei Neufahrzeugen ab Produktionsdatum<br />
1. Okober 2007<br />
ein sogenannter NOx-Sensor.<br />
Werden die Abgasgrenzwerte<br />
längere Zeit überschritten, reduziert<br />
die Motorsteuerung automatisch<br />
das Drehmoment.<br />
Auch das elektronische<br />
„Gehirn“ der Powershift-Schaltautomatik<br />
trägt seinen Teil zum<br />
niedrigen Verbrauch bei. Der<br />
Rechner lässt die Fuhre auf der<br />
flachen Landstraße mit weniger<br />
als 1000 Umdrehungen im<br />
TEST <strong>Mercedes</strong> <strong>Actros</strong> <strong>1860</strong> <strong>LS</strong><br />
Konsequent: <strong>Mercedes</strong> kann<br />
den V8 auch in der leistungsstärksten<br />
Version in einer Euro-<br />
-Ausführung liefern.<br />
Ausgereizt: Megaspace<br />
und 98 PS – „mehr<br />
<strong>Actros</strong>“ geht nicht.<br />
Ausgelagert: Batterien und Luftkessel sitzen am Heck. Umgebaut: Nur noch ein großer Lader für beide Zylinderbänke.<br />
6 Sonderdruck aus FERNFAHRER 3/2008
Vertraut: Die Schaltwippe<br />
gibt‘s auch bei Powershift.<br />
zwölften Gang rollen und nutzt<br />
mit der Freilauffunktion „Ecoroll“<br />
geschickt den Schwung<br />
nach Gefällstrecken. In Verbindung<br />
mit dem starken Voith-<br />
Retarder und dem flexibel einstellbaren<br />
Bremstempomaten<br />
(das „Schwungfenster“ reicht<br />
von 2 bis 15 km/h) geht es entspannt<br />
über die Autobahn. Eingriffe<br />
in das Schaltgeschehen<br />
sind so gut wie nie nötig.<br />
Allenfalls den eingelegten<br />
Gang zu halten, macht hin und<br />
wieder Sinn, etwa um ohne<br />
weitere Schaltung über die<br />
nahe Bergkuppe zu ziehen.<br />
Manuelle Schaltungen sind<br />
wie bei der Telligent-Automatik<br />
über die Wippe an der Armlehne<br />
jederzeit bequem möglich.<br />
Die Power-Funktion (für jeweils<br />
zehn Minuten auf Knopfdruck<br />
aktivierbar) und den Kickdown,<br />
dessen Druckpunkt gut spürbar<br />
ist, kann man sich beim 600er<br />
getrost sparen. Da Powershift<br />
beim Ausrollen gangweise runterschaltet,<br />
kommt man beim<br />
erneuten Gasgeben auch so<br />
wieder schnell vom Fleck.<br />
Wird beim Retarder gespart,<br />
stehen mit der serienmäßigen<br />
Motorbremse maximal 490<br />
Brems-PS bei 2500 Umdre-<br />
Geruhsam: Der belüftete Klimasitz<br />
bietet hohen Komfort.<br />
FERNFAHRER 11/2007<br />
Hochwertig: Die Türverschalung mit praktischem<br />
Flaschenhalter wirkt wie aus einem Guss.<br />
hungen zur Verfügung. Mit dem<br />
gewählten Triebstrang lässt<br />
sich die volle Leistung zumindest<br />
auf der Autobahn kaum<br />
nutzen: Bei 90 km/h stehen im<br />
zehnten Gang rund 355 Brems-<br />
Messwerte<br />
Verbrauch<br />
in l/100 km<br />
Geschw.<br />
in km/h<br />
1. Etappe<br />
Leichte Autobahn<br />
Länge 76,8 km 25,3 85,0<br />
2. Etappe<br />
Schwere Autobahn<br />
Länge 68,5 km 39,4 83,1<br />
3. Etappe<br />
Schwere Landstraße<br />
Länge 36,9 km 51,1 59,8<br />
4. Etappe<br />
Mittelschwere Autobahn<br />
Länge 199,7 km 36,2 83,7<br />
5. Etappe<br />
Leichte Autobahn<br />
Länge 87,3 km 30,6 84,4<br />
Gesamt<br />
Länge 469,2 km<br />
Bergmessungen<br />
35,4 81,4<br />
Steigung Ø 5,0 % 96,3 75,9<br />
Steigung Ø 8,0 % 187,8 50,1<br />
PS bei 2130 Umdrehungen<br />
zur Verfügung. Ohne die Hilfe<br />
der sehr fein ansprechenden<br />
Scheibenbremsen reicht das<br />
für zirka vier Prozent Gefälle.<br />
Weiter runterschalten ist nicht<br />
Ausreichend: Das Bedienteil beinhaltet Schalter<br />
für Licht, Schiebedach, Radio und Standheizung.<br />
▶ Die Teststrecke<br />
Fünf Etappen gilt es auf<br />
der 469,2 Kilometer langen<br />
Rundstrecke zu bewältigen.<br />
Die erste führt von Speyer<br />
über die A 6 und A 67 bis<br />
zum Mönchhofdreieck, von<br />
dort geht‘s auf der A 3 Richtung<br />
Köln weiter. Von Montabaur<br />
bis Koblenz-Waldesch<br />
ist Landstraße<br />
angesagt. Das<br />
längste Stück,<br />
rund 200 Kilometer,<br />
führt<br />
von Koblenz<br />
über Trier bis<br />
zum Kreuz<br />
Landstuhl.<br />
Über die A 6<br />
und A 61<br />
verläuft<br />
die Route<br />
zurück<br />
nach<br />
Speyer.<br />
drin: Im neunten Gang ginge es<br />
bei weit über 2700 Touren tief<br />
in den roten Bereich.<br />
Sicherheitstechnisch ist im<br />
Test-Lkw das volle Programm<br />
geboten. Das „Top Safety Pa-<br />
▶ Motorbremse<br />
Bremsleistung 360 kW/490 PS<br />
bei 2.500 U/min; vier Prozent<br />
Gefälle: 90 km/h im 10. Gang<br />
und 2.130 U/min<br />
▶ Schalthäufigkeit<br />
Anzahl der steigungsbedingten<br />
Schaltungen 24<br />
▶ Innengeräusch<br />
Bei 85 km/h in dB(A) 64,0
ckage“ umfasst zum Listenpreis<br />
von rund 11 300 Euro den Voith-<br />
Retarder, einen Fahrer-Airbag,<br />
ESP, Spurwächter, Abstandsregeltempomat<br />
und Notbremsassistent<br />
(der vor einer dro-<br />
TEST <strong>Mercedes</strong> <strong>Actros</strong> <strong>1860</strong> <strong>LS</strong><br />
Frisch: Der Kühlschrank sitzt in der oberen der beiden Schubladen.<br />
Klar: Die Instrumente<br />
sind gut lesbar und<br />
spiegeln nicht. Schlau: Die rutschfeste Ablage<br />
auf der Armatur macht Sinn.<br />
henden Kollision notfalls eine<br />
Vollbremsung einleitet). Eine<br />
Rückrollsperre ist bei Powershift<br />
ohnehin Serie. Anstelle<br />
des weit hinausragenden Tote-<br />
Winkel-Spiegels, der beim Fah-<br />
Bewertung<br />
• schlecht, •••••• sehr gut<br />
rertest (FERNFAHRER 8/2007) nicht<br />
sonderlich gut ankam, ist der<br />
<strong>1860</strong> diesmal mit einem neuen<br />
Kamerasystem ausgestattet.<br />
Die Kamera sitzt an der Unterkante<br />
der Frontscheibe und<br />
Der Fahrer hat<br />
das Bild der Tote-<br />
Winkel-Kamera an<br />
der rechten A-Säule<br />
sehr gut im Blick<br />
schaltet sich bei zirka 30 km/h<br />
automatisch ein und aus. Der<br />
entsprechende Monitor ist an<br />
der A-Säule optimal montiert:<br />
Der suchende Blick wandert intuitiv<br />
in diese Ecke. Für die im<br />
Vergleich zu Volvo oder Scania<br />
etwas schmalen Hauptspiegel<br />
wird es bei der anstehenden<br />
<strong>Actros</strong>-Modellpflege wohl<br />
schon bald Ersatz geben.<br />
Ob der flache Kabinenboden<br />
einen steilen Aufstieg auf<br />
Solide: Die Schränke sind beleuchtet<br />
und gut verarbeitet.<br />
Doppelt: Zwei Dosenhalter hat<br />
der Fahrer nah zur Hand.<br />
Fahrerhausgröße • • • • • •<br />
Serienausstattung/Fahrerhaus • • • • • •<br />
Arbeitsplatz • • • • • •<br />
Schaltung/Bedienung • • • • • •<br />
Fahrkomfort • • • • • •<br />
Stauraum/Ablagen • • • • • •<br />
Liegen • • • • • •<br />
Ein-/Aufstieg (rundum) • • • • • •<br />
Fahrverhalten/Lenkung/Handling • • • • • •<br />
Triebstrang (Motor, Getriebe, HA) • • • • • •<br />
Verbrauch • • • • • •<br />
Bremsen • • • • • •<br />
Sicherheit • • • • • •<br />
rund 1,60 Meter Höhe rechtfertigt,<br />
ist letztlich ebenso Geschmackssache<br />
wie die relativ<br />
weiche Federung. Fakt ist, dass<br />
der Megaspace ausreichend<br />
Stehhöhe, gute serienmäßige<br />
Betten und ein cleveres Stauraumkonzept<br />
bietet: angefangen<br />
von den vier großzügigen<br />
Außenstaufächern bis hin zu<br />
den vielen Ablagen in Fahrerreichweite.<br />
Bei Materialauswahl<br />
und Verarbeitung braucht<br />
der <strong>Actros</strong> ohnehin keinen Vergleich<br />
zu scheuen. Mit dem ein<br />
oder anderen Griff in die Tasche<br />
lässt sich der Komfort weiter<br />
steigern. Das Testfahrzeug ist<br />
zum Beispiel mit einem belüfteten<br />
Klimasitz ausgestattet,<br />
dessen Ventilatoren die feuchte<br />
Luft praktisch vom Rücken<br />
absaugen – da bekommt man<br />
auch an tropischen Sommertagen<br />
kein nasses Kreuz. Auf<br />
den Tausender für den Luxussitz<br />
sollte es beim weit über<br />
100 000 Euro teuren <strong>1860</strong> nicht<br />
mehr ankommen: Wenn schon<br />
„600-PS-Klasse“, dann mit allen<br />
Schikanen. ◾<br />
8 Sonderdruck aus FERNFAHRER 3/2008