Die Riemannsche Vermutung - Seeland Gymnasium Biel
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<strong>Seeland</strong> <strong>Gymnasium</strong> <strong>Biel</strong>, Abteilung Deutsches <strong>Gymnasium</strong><br />
Maturajahrgang 2010<br />
<strong>Die</strong> <strong>Riemannsche</strong> <strong>Vermutung</strong><br />
Ein Erklärungsversuch über eines der<br />
hartnäckigsten Probleme der Zahlentheorie<br />
Eine Maturaarbeit von Ingrid Kurz, Klasse 1c, Betreut von J. Oesch
<strong>Die</strong> <strong>Riemannsche</strong> <strong>Vermutung</strong> – Ein Erklärungsversuch über eines der hartnäckigsten Probleme der Zahlentheorie<br />
Inhaltsverzeichnis<br />
1. VORWORT................................................................................................................................................. 3<br />
2. EINLEITUNG ............................................................................................................................................. 4<br />
3. VERWENDETE TERMEN UND ABKÜRZUNGEN ................................................................................ 4<br />
4. DEFINITION PRIMZAHLEN .................................................................................................................... 4<br />
5. FINDEN VON WEITEREN PRIMZAHLEN..............................................................................................5<br />
6. DAS SIEB VON ERATOSTHENES.......................................................................................................... 6<br />
7. WEITERE VERMUTUNGEN ZU DEN PRIMZAHLEN .......................................................................... 7<br />
8. DIE VERTEILUNG DER PRIMZAHLEN ................................................................................................. 7<br />
9. DIE KOMPLEXEN ZAHLEN .................................................................................................................... 8<br />
9.1 DIE IMAGINÄREN ZAHLEN........................................................................................................................8<br />
9.2 DIE KOMPLEXEN ZAHLEN ........................................................................................................................9<br />
10. ZETAFUNKTION ..................................................................................................................................12<br />
11. ZETALANDSCHAFT.............................................................................................................................13<br />
12. DIE RIEMANNSCHE VERMUTUNG ..................................................................................................14<br />
13. VON DER RIEMANNSCHEN VERMUTUNG ZU DER EXAKTEN ANZAHL PRIMZAHLEN........15<br />
14. WAS WENN DIE RIEMANNSCHE VERMUTUNG BEWIESEN WIRD?..........................................17<br />
15. ZUSAMMENFASSUNG .......................................................................................................................18<br />
16. SCHLUSSWORT ..................................................................................................................................18<br />
16. QUELLENANGABEN ...........................................................................................................................19<br />
2
<strong>Die</strong> <strong>Riemannsche</strong> <strong>Vermutung</strong> – Ein Erklärungsversuch über eines der hartnäckigsten Probleme der Zahlentheorie<br />
1. Vorwort<br />
Als in der Grundschule die Primzahlen angesprochen wurden, war ich<br />
von Beginn weg fasziniert von diesen Zahlen, die sich nicht teilen<br />
lassen. Da ihnen im Unterricht nicht besonders viel Beachtung<br />
geschenkt wurde, verblasste auch allmählich mein Interesse an ihnen.<br />
Dass es aber immer noch vorhanden ist, merkte ich, als Herr Oesch kurz<br />
von ihnen erzählte und auch die Primzahlzwillinge (zwei Primzahlen mit<br />
dem Abstand zwei, z.B. 17 und 19 oder 3 und 5) erwähnte. So<br />
entschloss ich mich, meine Maturaarbeit über Primzahlen zu schreiben.<br />
Deshalb empfahl mir mein Betreuer ein Buch von Marcus du Sautoy –<br />
"<strong>Die</strong> Musik der Primzahlen".<br />
Da die Primzahlen ein sehr grosses Gebiet umfassen, musste ich mich<br />
auf einen kleinen Bereich beschränken. Ich entfernte mich von den<br />
Primzahlzwillingen, weil ich bemerkte, dass sie zu wenig hergeben. Also<br />
suchte ich mir ein neues Thema innerhalb des riesigen<br />
Primzahlgebietes. Ich landete ziemlich schnell bei der <strong>Riemannsche</strong>n<br />
<strong>Vermutung</strong>. <strong>Die</strong>se Aussage Riemanns, die seit genau 150 Jahren<br />
sämtlichen Beweisversuchen berühmter und begabter Mathematiker<br />
trotzt, faszinierte mich einfach.<br />
Danken möchte ich ganz speziell meinem Betreuer, Herr Oesch, der<br />
mich immer wieder mit spannenden und nützlichen Quellen versorgte,<br />
die er irgendwo ausgrub oder denen er per Zufall begegnete.<br />
3
<strong>Die</strong> <strong>Riemannsche</strong> <strong>Vermutung</strong> – Ein Erklärungsversuch über eines der hartnäckigsten Probleme der Zahlentheorie<br />
2. Einleitung<br />
In meiner Arbeit gehe ich nicht nur auf die <strong>Riemannsche</strong> <strong>Vermutung</strong> ein,<br />
ich möchte viel mehr einen Weg aufzeigen die <strong>Vermutung</strong> zu verstehen,<br />
auch wenn keine grossen mathematischen Vorkenntnisse vorhanden<br />
sind. Zuerst müssen wir uns anderen Themen, wie den Primzahlen und<br />
komplexen Zahlen zuwenden um die <strong>Riemannsche</strong> <strong>Vermutung</strong> zu<br />
verstehen. Ich beschränke mich dabei auf die allernötigsten Formeln<br />
und Operationen.<br />
Ich möchte den Lesern aber auch die Welt der Mathematik zeigen, in<br />
der es nicht in erster Linie ums Rechnen geht, sondern viel mehr um<br />
Zusammenhänge. Das, was in der Schule gelehrt wird, ist nur ein kleiner<br />
Teil des riesigen Gebietes der Mathematik.<br />
3. Verwendete Termen und Abkürzungen<br />
ℝ Raum der reellen Zahlen<br />
P Primzahl<br />
N Natürliche Zahl<br />
F Fermatsche Zahl<br />
M Mersennsche Zahl<br />
4. Definition Primzahlen<br />
2, 3, 5, 7, 11, 13, 17, 19,... Das ist die Folge der Primzahlen. Sie ist sehr<br />
unregelmässig und so stellt sich schnell die Frage, wie erkenne ich eine<br />
Primzahl? Was ist eine Primzahl genau?<br />
Jede natürliche Zahl, mit Ausnahme der 1, hat mindestens zwei<br />
ganzzahlige Teiler, die 1 und sich selbst. <strong>Die</strong> meisten Zahlen haben<br />
mehr als zwei Teiler, so ist z.B. die 12 nicht nur durch 1 und 12 teilbar,<br />
sondern auch noch durch 2, 3, 4 und 6, sie hat insgesamt also 6 Teiler.<br />
Aber gewisse Zahlen haben nur genau zwei Teiler, eben die 1 und sich<br />
selbst, und das sind die Primzahlen.<br />
Jede andere natürliche Zahl ist eindeutig in Primfaktoren zerlegbar.<br />
Z.B. 18 = 3 • 3 • 2<br />
Daran sieht man, dass die Primzahlen die Grundlage aller Zahlen sind.<br />
Weil man so jede beliebige ganze Zahl aus Primzahlen bilden kann,<br />
werden sie oft auch die Bausteine aller natürlichen Zahlen genannt.<br />
4
!<br />
!<br />
<strong>Die</strong> <strong>Riemannsche</strong> <strong>Vermutung</strong> – Ein Erklärungsversuch über eines der hartnäckigsten Probleme der Zahlentheorie<br />
5. Finden von weiteren Primzahlen<br />
Schon seit langer Zeit sucht man immer wieder nach noch grösseren<br />
Primzahlen. In der letzten Zeit war es eher ein Sport, wer die nächste<br />
bekannte “Grösste Primzahl“ finden konnte als wissenschaftliche Arbeit.<br />
Trotzdem profitierte die Wissenschaft davon und konnte die<br />
Verschlüsselung erweitern. Um die rechenintensive Suche nach<br />
weiteren Primzahlen zu beschleunigen, werden weltweit viele Computer<br />
zu einer riesigen Rechenmaschine zusammen verbunden. Jeder kann<br />
seinen Computer anmelden und so zur Primzahlfindung beitragen.<br />
Dadurch kennt man mittlerweile Primzahlen, die so lang sind, dass sie<br />
mehr Bücher füllen würden als bis jetzt gedruckt wurden.<br />
Doch wie findet man neue Primzahlen?<br />
Wenn man z.B. drei natürliche Zahlen a, b und c miteinander<br />
multipliziert und dann 1 addiert,<br />
a " b" c +1 = N<br />
so ist diese neue Zahl N weder durch a, noch durch b, noch durch c<br />
teilbar.<br />
Eine Möglichkeit ist es, dass wir so alle uns bekannten Primzahlen<br />
miteinander multiplizieren und 1 addieren. Dann sind all diese<br />
Primzahlen ausgeschlossen und es können nur neue herauskommen.<br />
Nehmen wir also an, P sei die grösste uns bekannte Primzahl.<br />
2 " 3" 5" 7"…" P +1 = N<br />
So ist N weder durch 2, 3, 5, … P teilbar.<br />
Dann gibt es zwei Möglichkeiten:<br />
1) N ist eine noch grössere, uns noch nicht bekannte Primzahl, die<br />
grösser als P ist (z.B. 2 " 3" 5 " 7 +1 = 211, eine Primzahl). N muss<br />
aber nicht unbedingt die nächst grössere Primzahl nach P sein.<br />
2) N ist zusammengesetzt (das heisst sie hat noch mehr Teiler als 1<br />
und sich selbst) und so würde auch mindestens eine neue,<br />
grössere Primzahl ! als Primfaktor herauskommen.<br />
(z.B. 2 " 3" 5 " 7"11"13 +1 = 30031 = 59" 509, beides Primzahlen)<br />
In beiden Fällen hat sich also unser Primzahlhorizont erweitert und es ist<br />
uns nun eine grössere “Grösste Primzahl“ bekannt. <strong>Die</strong>ses Verfahren<br />
kann man beliebig wiederholen und jedes Mal wird sich die Anzahl der<br />
uns ! bekannten Primzahlen vergrössern.<br />
<strong>Die</strong>se Methode ist aber nicht ganz so einfach wie es scheint, denn<br />
woher weiss man, ob eine Zahl prim ist oder zusammengesetzt? Bis<br />
heute ist keine Methode bekannt, die uns auf einem direkten Weg, zum<br />
Beispiel mit einer Formel zu der Antwort führt. <strong>Die</strong> einzige Möglichkeit ist<br />
probieren, ob sich die Zahl teilen lässt. Wenigstens wird das ein<br />
bisschen erleichtert, denn wir müssen nur mit Zahlen probieren, die<br />
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<strong>Die</strong> <strong>Riemannsche</strong> <strong>Vermutung</strong> – Ein Erklärungsversuch über eines der hartnäckigsten Probleme der Zahlentheorie<br />
kleiner als die Quadratwurzel der eventuellen Primzahl sind. Denn wenn<br />
wir mit grösseren Zahlen probieren, wäre ihr "Gegenstück" schon mal<br />
vorgekommen. Bei 16 ist die Quadratwurzel 4, so müssen wir nur mit<br />
den Zahlen 1 bis 4 probieren, denn wenn wir weitergehen und auch<br />
noch durch 8 teilen, so kommt 2 heraus, was wir ja schon als einen<br />
Teiler erkannt haben. Das ist eine sehr mühsame Arbeit und erklärt<br />
auch, weshalb es jeweils so langer dauert, bis sicher ist, ob eine Zahl<br />
nun prim ist oder nicht. Bei 16 müssen wir nur mit drei Zahlen probieren,<br />
wenn die Zahl aber die Millionengrenze übersteigt, sind das wesentlich<br />
mehr.<br />
6. Das Sieb von Eratosthenes<br />
Wenn man nicht nur von einer bestimmten Zahl wissen möchte, ob sie<br />
prim ist oder nicht, sondern alle Primzahlen bis z.B. 100 wissen möchte,<br />
gibt es auch noch eine andere Methode. Man schreibt alle natürlichen<br />
Zahlen auf bis 100. <strong>Die</strong> 1 lässt man aus. Sie ist ein Spezialfall, denn sie<br />
hat nur einen Teiler da 1 und sich selbst dieselbe Zahl ist und<br />
Primzahlen laut Definition genau zwei Teiler haben. Also beginnt man<br />
mit der 2, umkreist sie und streicht dann jede zweite Zahl durch, in<br />
diesem Fall alle geraden Zahlen.<br />
Dann fährt man fort mit der nächsten Zahl, der 3, umkreist sie und<br />
streicht dann jede dritte Zahl durch.<br />
Da die 4 schon durchgestrichen ist, geht’s weiter mit der 5 und so fort.<br />
6
<strong>Die</strong> <strong>Riemannsche</strong> <strong>Vermutung</strong> – Ein Erklärungsversuch über eines der hartnäckigsten Probleme der Zahlentheorie<br />
Wenn man das mit jeder Zahl macht, die nicht schon durchgestrichen<br />
ist, hat man am Schluss alle Primzahlen bis 100, nämlich die<br />
umkreisten.<br />
<strong>Die</strong>ses Verfahren ist ein Ausschlussverfahren, es geht also nicht direkt<br />
auf Primzahlsuche, sondern schliesst, wie der Name sagt, einfach alle<br />
anderen Zahlen, die nicht prim sind, aus. <strong>Die</strong>se Siebart wird<br />
Eratosthenes, einem frühen griechischen Mathematiker, der etwa von<br />
282 bis 202 v. Chr. lebte, zugeschrieben, weshalb die Methode das Sieb<br />
von Eratosthenes genannt wird.<br />
7. Weitere <strong>Vermutung</strong>en zu den Primzahlen<br />
Da die Primzahlen ein riesiges Gebiet umfassen, wurden dem<br />
entsprechend auch viele <strong>Vermutung</strong>en aufgestellt. Manche wurden im<br />
Verlauf der Zeit bewiesen oder als falsch entlarvt und manche bestehen<br />
noch bis heute. <strong>Die</strong> Goldbachsche <strong>Vermutung</strong> zum Beispiel. Goldbach<br />
(1690 – 1764) äusserte 1742 die heute als Goldbachsche <strong>Vermutung</strong><br />
bekannte Behauptung in einem Brief an Leonhard Euler (1707 - 1783).<br />
Er meinte, jede gerade Zahl, die grösser als Zwei ist, lasse sich als<br />
Summe zweier Primzahlen schreiben. So lässt sich z. B. 12 als 5 + 7,<br />
beides Primzahlen, ausdrücken.<br />
Später kam Polignac (1817 - 1890), der 1848 behauptete, jede<br />
ungerade Zahl grösser 1 lässt sich als Summe einer Primzahl und einer<br />
Zweierpotenz schreiben. Z. B. 21 = 2<br />
!<br />
2 +17.<br />
Beide <strong>Vermutung</strong>en sind bis heute unbewiesen. So gibt es viele<br />
verschiedene <strong>Vermutung</strong>en im Bereich der Primzahlen. Manche bauen<br />
auch auf einer bereits bestehenden <strong>Vermutung</strong> auf.<br />
8. <strong>Die</strong> Verteilung der Primzahlen<br />
Wenn man weiss, wie man bestimmen kann, ob eine Zahl prim ist oder<br />
nicht, nimmt es einem schnell mal wunder, ob es eine bestimmte<br />
Ordnung dahinter gibt oder ob die Primzahlen zufällig verteilt sind. Dazu<br />
wurden schon viele Formeln aufgestellt, die aber nicht alle genau sind,<br />
also stark von der wirklichen Verteilung der Primzahlen abweichen.<br />
7
!<br />
!<br />
!<br />
<strong>Die</strong> <strong>Riemannsche</strong> <strong>Vermutung</strong> – Ein Erklärungsversuch über eines der hartnäckigsten Probleme der Zahlentheorie<br />
Manche eignen sich eher für den kleineren Zahlenbereich und andere<br />
eher wenn es um die ganz grossen Zahlen geht. Manche Formeln<br />
werden immer genauer, je grösser die Zahlen sind und weichen so<br />
immer weniger vom eigentlichen Wert ab.<br />
Hier eine Auflistung der bekanntesten:<br />
- Fermat (1607 – 1665) suchte Primzahlen nach der Formel<br />
F = 2 (2n )<br />
+1. <strong>Die</strong>se Formel liefert Primzahlen bis n = 4. <strong>Die</strong><br />
Fermatschen Zahlen werden sehr schnell sehr gross, doch schon<br />
!<br />
bei<br />
F 5 weiss man, dass sie zusammengesetzt ist.<br />
F 5 = 4'294'967'297 = 641" 6'700'417<br />
Auch von n = 5 bis n = 12 weiss man, dass sie ebenfalls<br />
zusammengesetzt sind.<br />
- Mersenne (1588 - 1648) stellte 1644 die Formel<br />
M = 2 k -1 auf und versuchte so Primzahlen durch einen Term zu<br />
gewinnen. Jedoch wurde festgestellt dass M höchstens eine<br />
Primzahl ist wenn k eine ist und noch dann ist es nicht immer<br />
sicher. So liefern zum Beispiel<br />
k = 2, 3, 5, 7 eine Primzahl, aber z. B. k = 67 wiederum<br />
nicht.<br />
9. <strong>Die</strong> komplexen Zahlen<br />
<strong>Die</strong> komplexen Zahlen spielen bei der <strong>Riemannsche</strong>n <strong>Vermutung</strong> eine<br />
grosse Rolle. Durch sie entsteht aus der Zetafunktion die eigenartige<br />
Zetalandschaft. Um das zu verstehen, müssen wir zuerst etwas Zeit den<br />
komplexen Zahlen widmen.<br />
9.1 <strong>Die</strong> imaginären Zahlen<br />
<strong>Die</strong> imaginäre Zahl i existiert nicht wirklich im herkömmlichen Sinne. Sie<br />
ist nicht eine Zahl wie z. B. die natürlichen Zahlen, wir bilden sie uns nur<br />
ein. Sie ist ein Werkzeug, das uns hilft zum Beispiel Gleichungen zu<br />
lösen, die in der Menge der reellen Zahlen ℝ keine Lösung besitzen.<br />
i wird definiert als Lösung der Gleichung i 2 = -1. In der Schule lernten<br />
wir, dass wir keine Wurzeln aus negativen Zahlen ziehen dürfen, da es<br />
keine sinnvolle Lösung gibt. Mit der Hilfe von i aber können wir das nun<br />
wie folgt. <strong>Die</strong> Lösung z. B. von der Quadratwurzel aus (-4) wäre dann 2i,<br />
da sich (-4) auch als 4 • (-1) schreiben lässt. <strong>Die</strong> Quadratwurzel aus 4 ist<br />
2 und die aus (-1) ist, wie wir jetzt wissen, i.<br />
8
<strong>Die</strong> <strong>Riemannsche</strong> <strong>Vermutung</strong> – Ein Erklärungsversuch über eines der hartnäckigsten Probleme der Zahlentheorie<br />
9.2 <strong>Die</strong> komplexen Zahlen<br />
<strong>Die</strong> komplexen Zahlen sind Zahlen der Form z = x + iy. x und y sind<br />
jeweils reelle Zahlen wobei x der Realteil und y der Imaginärteil genannt<br />
wird. Komplexe Zahlen sind also Zahlen die “kombiniert“ sind aus<br />
reellen und imaginären Zahlen. Beispiele für solche Zahlen sind 5+6i, 7-<br />
0.5i, 2i,…<br />
<strong>Die</strong>se komplexen Zahlen werden in einem kartesischen<br />
Koordinatensystem dargestellt. Im selben also wie wir zum Beispiel<br />
Grafen zeichnen oder welches wir benützen für die Vektorgeometrie.<br />
Nur nennt man jetzt die x-Achse die Achse der reellen Zahlen und die y-<br />
Achse die Achse der imaginären Zahlen. Komplexe Zahlen addiert und<br />
subtrahiert man genau gleich wie Vektoren.<br />
Will man z.B. die beiden komplexen Zahlen a = (6+2i) und b = (1+4i)<br />
addieren, ergibt das (7+6i). Graphisch dargestellt sieht das so aus:<br />
-2<br />
i<br />
7<br />
6<br />
5<br />
4<br />
3<br />
2<br />
1<br />
b<br />
-1<br />
-1<br />
0 1 2 3 4 5 6 7 8<br />
-2<br />
Abb. 1 Addition komplexer Zahlen mit Vektoren dargestellt<br />
<strong>Die</strong> beiden Pfeile wurden aneinander gehängt und das Ergebnis ist dann<br />
der direkte Pfeil vom Nullpunkt nach (7/6i).<br />
9<br />
a<br />
c<br />
b’<br />
X
!<br />
!<br />
!<br />
!<br />
<strong>Die</strong> <strong>Riemannsche</strong> <strong>Vermutung</strong> – Ein Erklärungsversuch über eines der hartnäckigsten Probleme der Zahlentheorie<br />
Entsprechendes gilt für die Subtraktion. Subtrahiert man b = (1+4i) von a<br />
= (6+2i) ergibt das c = (5 – 2i). Grafisch dargestellt:<br />
-2<br />
-1<br />
i<br />
5<br />
4<br />
3<br />
2<br />
1<br />
0 1 2 3 4 5 6 7 8<br />
-1<br />
-2<br />
-3<br />
b<br />
Abb. 2 Subtraktion komplexer Zahlen mit Vektoren dargestellt<br />
Wenn man für jede Addition oder Subtraktion ein Koordinatensystem<br />
zeichnen muss, kann das sehr zeitaufwendend sein, deshalb gibt es<br />
auch einen algebraischen Weg. Für die Addition werden jeweils die<br />
Realteile x und die Imaginärteile y addiert.<br />
(x 1 +iy 1 ) +(x 2 +iy 2 ) = (x 1 + x 2 ) +i(y 1 + y 2 )<br />
Dementsprechend läuft es mit der Subtraktion, nur dass subtrahiert statt<br />
addiert wird.<br />
(x 1 +iy 1 ) - (x 2 +iy 2 ) = (x 1 - x 2 ) +i(y 1 - y 2 )<br />
<strong>Die</strong> Multiplikation und Division verlaufen aber anders als bei den<br />
Vektoren. Bei der Multiplikation gilt:<br />
(x 1 +iy 1) " (x 2 +iy 2) = (x 1x 2 - y 1y 2) +i(x 1y 2 + x 2y 1)<br />
So würde (3 – 4i) • (2 + 0.5i) = (3 • 2 – (-4) • 0.5) + i(3 • 0.5 + 2 • (-4)) =<br />
8 – 6.5i geben.<br />
<strong>Die</strong> Division geht so:<br />
x1 +iy1 x2 +iy2 = x1 +iy1 "<br />
x2 +iy2 x2 - iy2 x2 - iy2 = x 1x 2 + y 1y 2<br />
2 2<br />
x2 + y2<br />
10<br />
c<br />
a<br />
-b<br />
+i x 2y 1 - x 1y 2<br />
2 2<br />
x2 + y2<br />
X
!<br />
!<br />
!<br />
!<br />
<strong>Die</strong> <strong>Riemannsche</strong> <strong>Vermutung</strong> – Ein Erklärungsversuch über eines der hartnäckigsten Probleme der Zahlentheorie<br />
Dazu auch noch ein Beispiel:<br />
1+2i<br />
3 +i<br />
1+2i 3- i 1" 3 +2"1<br />
= " =<br />
3 +i 3- i 3 2 +1 2<br />
3" 2 -1"1<br />
+i<br />
3 2 5<br />
= 2<br />
+1 10<br />
11<br />
5 1 1<br />
+i = +<br />
10 2 2 i<br />
Für die Zetafunktion ist aber vor allem das Potenzieren der komplexen<br />
Zahlen wichtig. Dazu gibt es zwei verschiedene Methoden. <strong>Die</strong> eine<br />
heisst Polarform, oft auch cis-Formel genannt und die andere ist die<br />
Exponentialform. Ich werde nur die Polarform erklären, da ich sie<br />
nachvollziehbarer finde als die Exponentialform.<br />
Jede komplexe Zahl kann in der Gaussschen Zahlenebene, einem<br />
Koordinatensystem, als Punkt Z(x/y) dargestellt werden, der von x und y<br />
abhängig ist.<br />
Abb. 3 Komplexe Zahl Z in der Gaussschen Zahlenebene<br />
wobei y die imaginäre und x die reelle Achse darstellt<br />
<strong>Die</strong> Länge von r ist r = x<br />
!<br />
2 + y 2 und den Winkel ϕ finden wir mit<br />
tan" = y<br />
heraus, solange x nicht gleich 0 ist. Wenn wir jetzt x und y mit<br />
x<br />
Sinus und Kosinus definieren, erhalten wir folgendes: x = r cos " und<br />
y = r sin " . Mit einer Umformung erhält man dann die Polarform.<br />
z = x +iy = r cos " +i r sin " = r cis "<br />
Cis ist eine Abkürzung für cos + i sin, weshalb man die Polarform oft<br />
auch cis-Formel nennt.<br />
!<br />
Bei den Potenzen gilt dann z n = r n cis(n") wenn n eine ganze Zahl ist.<br />
<strong>Die</strong>se Formel ist von Abraham de Moivre (1667 – 1754), einem<br />
französischen Mathematiker.<br />
!
!<br />
!<br />
!<br />
<strong>Die</strong> <strong>Riemannsche</strong> <strong>Vermutung</strong> – Ein Erklärungsversuch über eines der hartnäckigsten Probleme der Zahlentheorie<br />
<strong>Die</strong> Lösungen beim Potenzieren komplexer Zahlen sind etwas speziell.<br />
<strong>Die</strong> Formel von Moivre liefert nämlich für eine Gleichung n-ten Grades<br />
genau n Lösungen, was je nach n recht viele sind. Ein Beispiel dazu mit<br />
der Gleichung z 4 = 1. Da n = 4 ist, gibt es auch 4 Lösungen: 1, -1, i und<br />
–i.<br />
10. Zetafunktion<br />
<strong>Die</strong> Zetafunktion, benannt nach dem griechischen Buchstaben ζ,<br />
tauchte zu Eulers Zeiten auf.<br />
"(x) = 1 1 1 1<br />
+ + + +K =<br />
x x x x<br />
1 2 3 4<br />
#<br />
1<br />
$ für Re(x) > 1<br />
n x<br />
n=1<br />
Zuerst musste man also x bestimmen, dann nx ausrechen und zum<br />
Schluss noch die Kehrwerte (der Kehrwert von 2 ist ½) dieser Zahlen<br />
addieren.<br />
<strong>Die</strong> Zetafunktion hat aber die unangenehme Eigenschaft, dass sie nur<br />
dann einen Grenzwert hat, d.h. eine Summe ergibt die nicht unendlich<br />
ist, wenn die Zahl, die wir für x einsetzen grösser als 1 ist. Bei 1 und<br />
kleineren Zahlen divergiert sie, also läuft ins Unendliche. Links dieser<br />
“Grenze“ gibt es aber auch Lösungen, nur sieht die Gleichung dann<br />
ganz anders aus<br />
Wenn man z. B. x=1 setzt, ergibt das die harmonische Reihe.<br />
Noch ein weiteres Beispiel:<br />
"(x) = 1<br />
2<br />
1 1 1 1 1 1 #<br />
+ + +… = + + + +… = 2 2 2<br />
1 2 3 1 4 9 16 6<br />
Euler experimentierte etwas mit dieser Funktion herum und bemerkte,<br />
dass man sie mit Hilfe der Primzahlzerlegung umformen kann und das<br />
ist auch der Punkt, wo die Primzahlen das erste Mal ins Spiel kommen.<br />
"(x) = (1+ 1 1 1 1 1<br />
1 1<br />
+ + …) # (1+ + +…) #…# (1+ + x x x x x x<br />
2 4 8 3 9 p (p 2 1<br />
+ x<br />
) (p 3 1<br />
…) = x<br />
)<br />
1$ 1 %<br />
p prim<br />
<strong>Die</strong>ser Schritt ist leichter zu verstehen, wenn wir versuchen von Eulers<br />
Umformung auf die ursprüngliche Zetafunktion zu schliessen. Wenn wir<br />
die Umformung ausmulitiplizieren, erhalten wir in den jeweiligen<br />
Nennern Produkte von Primzahlpotenzen,<br />
1<br />
1 1<br />
z.B.: =<br />
=<br />
x x x 3 2!<br />
x<br />
x<br />
8 ! 9 ! 5 ( 2 ! 3 ! 5)<br />
360<br />
Jedes dieser Produkte ergibt ausgerechnet eine natürliche Zahl, welche<br />
bekanntlich umgekehrt eindeutig in ein Produkt von Primzahlpotenzen<br />
zerlegbar ist.<br />
12<br />
p x
<strong>Die</strong> <strong>Riemannsche</strong> <strong>Vermutung</strong> – Ein Erklärungsversuch über eines der hartnäckigsten Probleme der Zahlentheorie<br />
1<br />
Somit erhalten wir die Summe aller Brüche der Form , also die<br />
x<br />
n<br />
Zetafunktion vor der Umformung.<br />
Euler gab selbst zu, dass er nicht genau wusste, was das bringt, doch<br />
100 Jahre später waren ihm Riemann und Dirichlet (1805 – 1859) sehr<br />
dankbar für diese Umformung.<br />
Riemann (1826 – 1866) hatte sich vor allem mit den komplexen Zahlen<br />
beschäftigt. Er versuchte immer mehr über ihre Eigenheiten<br />
herauszufinden indem er sie in ganz verschiedene Gleichungen und<br />
Funktionen einsetzte. Als er dann von der Zetafunktion erfuhr, war es<br />
nur noch eine Frage der Zeit bis er sie mit komplexen Zahlen fütterte.<br />
Heraus kam eine eigenartige Landschaft die aufgrund ihres Ursprungs,<br />
der Zetafunktion auch Zetalandschaft genannt wird.<br />
11. Zetalandschaft<br />
<strong>Die</strong> Zetalandschaft ist ein vierdimensionales Gebilde, da für die<br />
komplexen Zahlen, die man in die Funktion eingibt und für deren<br />
Ergebnisse je zwei Koordinaten benötigt werden. Da es aber für uns<br />
Menschen sehr schwierig ist, sich etwas Vierdimensionales vorzustellen<br />
wird oft ein Schatten dieser Zetalandschaft verwendet. So wie der<br />
Schatten von dreidimensionalen Wesen zweidimensional ist, hat auch<br />
dieser “Zetaschatten“ eine Dimension weniger und ist somit<br />
dreidimensional, also vorstellbar. Er enthält aber wie jeder andere<br />
Schatten auch, nur noch einen Teil der Informationen des Originals, das<br />
genügt aber um Riemanns Ideen nachzuvollziehen.<br />
Abb. 4 <strong>Die</strong> Zetalandschaft<br />
13<br />
[1]
<strong>Die</strong> <strong>Riemannsche</strong> <strong>Vermutung</strong> – Ein Erklärungsversuch über eines der hartnäckigsten Probleme der Zahlentheorie<br />
<strong>Die</strong>ser Schatten sieht aus wie eine sehr wellige Landschaft. Er besteht<br />
aus unendlich vielen Hügel und Tälern, die sich aneinanderreihen. Einzig<br />
bei 1 steht ein riesiger Berg, der den Himmel durchschlägt. Das ist dort<br />
wo die Zetafunktion ins Unendliche läuft, weil man sie mit dem Wert 1<br />
für x gefüttert hat.<br />
<strong>Die</strong> Zetalandschaft zählt zu den starren Landschaften, das heisst, dass<br />
man nur sehr wenige Informationen benötigt um die ganze Landschaft<br />
zu rekonstruieren. Zum Beispiel reicht es, wenn man nur die Punkte, bei<br />
denen die Zetafunktion 0 liefert auf einer Karte der komplexen Zahlen<br />
abträgt. Von da aus kann man dann alle Hügel und Täler ausrechnen.<br />
Ein Beispiel dazu im reellen Raum: Wir suchen eine Polynomfunktion<br />
dritten Grades mit den Nullstellen -1, 2 und 4. Dann können wir von den<br />
Nullstellen aus die Funktionsgleichung bestimmen indem wir die<br />
Nullstellen miteinander multiplizieren und das dann ausrechnen.<br />
f(x) = (x+1)(x-2)(x-4) = x 3 - 5x 2 - 2x + 8<br />
12. <strong>Die</strong> <strong>Riemannsche</strong> <strong>Vermutung</strong><br />
Riemann vermutete, dass alle Punkte der Zetalandschaft, die auf<br />
Meereshöhe sind, also als Ergebnis der Zetafunktion 0 liefern, auf der<br />
gleichen Gerade beim reellen Wert ½ liegen. Er spricht hier von den<br />
nichttrivialen Nullstellen, das heisst, er meint nicht die Punkte, die null<br />
geben wie z. B. -2, -4, -6. Lange hatte man keine Ahnung wie Riemann<br />
auch nur eine dieser nichttrivialen Nullstellen berechnete. Irgendeinmal<br />
wurde aber dieses Rätsel gelöst. Danach ist eine Welle ausgebrochen,<br />
die der ähnlich ist, als alle auf Primzahlsuche gingen. Heute weiss man<br />
deshalb, dass die ersten 300 Millionen Nullstellen auf der kritischen<br />
Gerade liegen. Eine riesige Zahl, bei der jeder sagen würde, dass man<br />
doch diese Aussage als bewiesen erklären könnte. Nicht aber so in der<br />
Mathematik. Hier muss einen fehlerlosen Beweis her.<br />
Für viele Mathematiker aber ist es schon längst eine Glaubenssache ob<br />
die <strong>Riemannsche</strong> <strong>Vermutung</strong> wahr oder falsch ist. Es gibt aber auch<br />
einige mathematische Argumente. So entdeckte André Weil (1906 –<br />
1998), dass in ähnlichen Landschaften die Nullstellen bevorzugt auf<br />
einer Linie liegen. Oder Hardy (1877 – 1947) konnte beweisen, dass<br />
unendlich viele Punkte auf Meereshöhe auf der kritischen Gerade liegen.<br />
Jedoch stellt sich dann die Frage, wie gross dieser Prozentsatz von<br />
allen Punkten auf Meereshöhe ist. Es kann unendlich viele Nullstellen<br />
auf der kritischen Gerade geben und gleichzeitig unendlich viele, die<br />
ausserhalb der Gerade liegen.<br />
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<strong>Die</strong> <strong>Riemannsche</strong> <strong>Vermutung</strong> – Ein Erklärungsversuch über eines der hartnäckigsten Probleme der Zahlentheorie<br />
Abb. 5 Betrag von ζ(x) entlang der kritischen Gerade bei ½<br />
13. Von der <strong>Riemannsche</strong>n <strong>Vermutung</strong> zu der exakten Anzahl<br />
Primzahlen<br />
Euler fand heraus, dass e ix = cos x + i sin x gilt und so die imaginären<br />
Zahlen in Exponentialfunktionen Sinuswellen ergeben. So ist jede<br />
Nullstelle eine Welle. Riemann stellte eine neue Funktion R(N) zur<br />
Verteilung auf, die einen glatten Graphen ergibt, der bereits ziemlich<br />
nahe an die exakte Anzahl der Primzahlen kommt. Dann berücksichtigte<br />
er die Wellen, die er durch die Nullstellen erhielt. Er stellte fest, dass<br />
dieser Graph dem treppenstufigen Primzahlgraph immer wie ähnlicher<br />
sieht. Wenn man dann die Wellen aller Nullstellen berücksichtigt, ist der<br />
Fehler korrigiert und man erhält den exakten Primzahlgraphen bis zur<br />
Zahl N.<br />
15<br />
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<strong>Die</strong> <strong>Riemannsche</strong> <strong>Vermutung</strong> – Ein Erklärungsversuch über eines der hartnäckigsten Probleme der Zahlentheorie<br />
Abb. 6 Riemanns glatter Graph<br />
Abb. 7 Wellenförmiger Graph unter Berücksichtigung der Wellen der ersten 30<br />
Nullstellen<br />
Abb. 8 Der exakte Graph entsteht, wenn man die Wellen<br />
aller Nullstellen berücksichtigt<br />
16<br />
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<strong>Die</strong> <strong>Riemannsche</strong> <strong>Vermutung</strong> – Ein Erklärungsversuch über eines der hartnäckigsten Probleme der Zahlentheorie<br />
<strong>Die</strong> Beziehung der Anzahl der Primzahl und den Nullstellen der<br />
Zetafunktion ist hergestellt, Riemann hat die exakte Formel für die<br />
Anzahl der Primzahlen gefunden.<br />
Durch die Verbindung von Physik und Mathematik ist es vielleicht eines<br />
Tages so weit, dass die <strong>Riemannsche</strong> <strong>Vermutung</strong> gelöst wird durch eine<br />
Zusammenarbeit verschiedener Wissenschaften.<br />
So war es auch kein Wunder, das alle dem Gerücht Glauben schenkten,<br />
nach dem ein junger Physiker Riemanns <strong>Vermutung</strong> gelöst haben soll.<br />
Es war aber nur ein Aprilscherz, den sich ein berühmter Mathematiker<br />
erlaubte.<br />
14. Was wenn die <strong>Riemannsche</strong> <strong>Vermutung</strong> bewiesen wird?<br />
Wenn die <strong>Riemannsche</strong> <strong>Vermutung</strong> bewiesen und Riemanns Aussage<br />
für richtig erklärt wird, würde das Lücken von tausenden von<br />
Theoremen füllen, denn viele Mathematiker mussten ihre Richtigkeit<br />
voraussetzen. Wenn sie falsch ist, würden aber alle diese Theoreme<br />
nicht gelten und die Mathematiker können mit ihrer Arbeit wieder von<br />
vorne beginnen.<br />
Wird die <strong>Riemannsche</strong> <strong>Vermutung</strong> aber tatsächlich bewiesen, erhalten<br />
wir eventuell durch den Beweis noch mehr Informationen, so, dass<br />
unser Verschlüsselungssystem im Internet gefährdet sein könnte. Unser<br />
Sicherheitssystem im Internet baut auf Primzahlen auf, deshalb<br />
investieren viele grosse Firmen viel Geld in die Forschung um die<br />
Primzahlen und die <strong>Riemannsche</strong> <strong>Vermutung</strong>. Alle wollen es als Erste<br />
erfahren, wenn die Riemann-<strong>Vermutung</strong> als richtig erklärt ist und so<br />
möglicherweise das ganze Sicherheitssystem mit der Verschlüsselung<br />
mit Primzahlen aufbaut, zusammenbrechen könnte.<br />
Kleiner Exkurs dazu: <strong>Die</strong> Verschlüsselungstechnik mit Primzahlen<br />
funktioniert so, dass man zwei oder mehrere sehr grosse Primzahlen<br />
miteinander multipliziert. Das ist relativ einfach auch wenn es riesige<br />
Zahlen sind. Sehr viel schwieriger ist es aber von diesem Produkt auf<br />
die benützten Primzahlen zu schliessen. Das macht die grosse<br />
Sicherheit möglich, da der Code wirklich nur geknackt werden kann<br />
wenn der Empfänger und der Sender einen Schlüssel zur<br />
Entschlüsselung besitzen.<br />
Wenn man jetzt aber mit dem exakten Treppengraf von Riemann genau<br />
weiss, wie viele Primzahlen es bis zu einer bestimmten Zahl gibt, kann<br />
man viel besser abschätzen, wie viele z. B. sechsstellige Primzahlen es<br />
gibt und die dann durchprobieren und den Code knacken. Das ganze<br />
Sicherheitssystem müsste also zumindest teilweise neu aufgebaut<br />
werden. Da wir aber noch keinen Beweis haben, ist das noch nicht<br />
möglich und bis es so weit kommt, vergehen bestimmt noch viele Jahre.<br />
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<strong>Die</strong> <strong>Riemannsche</strong> <strong>Vermutung</strong> – Ein Erklärungsversuch über eines der hartnäckigsten Probleme der Zahlentheorie<br />
15. Zusammenfassung<br />
<strong>Die</strong> <strong>Riemannsche</strong> <strong>Vermutung</strong> ist eines der berühmtesten<br />
mathematischen Probleme, das seit 150 Jahren ungelöst ist und es sehr<br />
wahrscheinlich noch lange sein wird.<br />
Riemann äusserte die <strong>Vermutung</strong>, dass alle nichttrivialen Nullstellen in<br />
der Zetalandschaft auf einer Linie bei Re(x)=½ liegen. Falls dies stimmt,<br />
wissen wir mehr über die Verteilung der Primzahlen und können die<br />
exakte Anzahl bis zu einer Zahl N berechnen.<br />
16. Schlusswort<br />
Durch diese Arbeit lernte ich die riesige Welt der Mathematik kennen.<br />
Fasziniert davon, fiel es mir nie wirklich schwer dranzubleiben und<br />
weiterzuarbeiten. Auch hatte ich von Anfang an eine Vorstellung wie<br />
diese Arbeit werden sollte, was das Ganze zusätzlich erleichterte. Als<br />
anspruchvollsten Teil empfand ich das Wiedergeben des Stoffes in einer<br />
Form, die für alle verständlich ist. Ich wusste ja, was ich meinte, nur<br />
kann die Leserin oder der Leser dieser Arbeit nicht meine Gedanken<br />
lesen. Manchmal waren auch die Grenzen etwas unscharf, was soll ich<br />
nun nehmen und was weglassen, denn dieses Thema bietet genug für<br />
mindestens 1000 Arbeiten.<br />
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<strong>Die</strong> <strong>Riemannsche</strong> <strong>Vermutung</strong> – Ein Erklärungsversuch über eines der hartnäckigsten Probleme der Zahlentheorie<br />
16. Quellenangaben<br />
Bücher:<br />
- Ogilvy, C. Stanley (1994): Mathematische Leckerbissen (Über 150<br />
noch ungelöste Probleme). Vieweg Paperback. Braunschweig.<br />
- Sautoy, Marcus du (2008): <strong>Die</strong> Musik der Primzahlen. Deutscher<br />
Taschenbuch Verlag. München.<br />
Nachschlagewerk:<br />
- Fundamentum Mathematik und Physik. 2005. Orell Füssli Verlag.<br />
Zürich.<br />
Internet:<br />
- Berchtold, Bernhard (1997 – 2009): Bedeutende Mathematiker.<br />
http://www.mathematik.ch/mathematiker/ (31.07.2009)<br />
- O’Connor, John und Robertson, Edmund (2003): André Weil.<br />
http://www-gap.dcs.st-and.ac.uk/~history/Mathematicians/Weil.html<br />
(05.08.2009)<br />
- Utz, Thimm (2000): <strong>Die</strong> Eine-Million-Dollar-Frage.<br />
http://www.mathematik.ch/mathematiker/Goldbachsche_<strong>Vermutung</strong>.<br />
php (31.07.2009)<br />
Bilder:<br />
[1] Sautoy, Marcus du (2008): <strong>Die</strong> Musik der Primzahlen. Deutscher<br />
Taschenbuch Verlag. München. S. 112.<br />
[2] Brenner/Höllig/Hörner (2006): http://mo.mathematik.unistuttgart.de/inhalt/beispiel/beispiel258/img3.png<br />
[3] Sautoy, Marcus du (2008): <strong>Die</strong> Musik der Primzahlen. Deutscher<br />
Taschenbuch Verlag. München. S. 119, 120.<br />
Abbildungsverzeichnis<br />
Abb. 1 Addition komplexer Zahlen mit Vektoren dargestellt ................... 9<br />
Abb. 2 Subtraktion komplexer Zahlen mit Vektoren dargestellt ............ 10<br />
Abb. 3 Komplexe Zahl Z in der Gaussschen Zahlenebene.................... 11<br />
Abb. 4 <strong>Die</strong> Zetalandschaft ...................................................................... 13<br />
Abb. 5 Betrag von ζ(x) entlang der kritischen Gerade bei ½.................. 15<br />
Abb. 6 Riemanns glatter Graph .............................................................. 16<br />
Abb. 7 Wellenförmiger Graph unter Berücksichtigung der Wellen der<br />
ersten 30 Nullstellen ........................................................................ 16<br />
Abb. 8 Der exakte Graph entsteht, wenn man die Wellen .................... 16<br />
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<strong>Die</strong> <strong>Riemannsche</strong> <strong>Vermutung</strong> – Ein Erklärungsversuch über eines der hartnäckigsten Probleme der Zahlentheorie<br />
Ich erkläre hiermit, dass ich die vorliegende Maturaarbeit eigenständig<br />
und ohne unerlaubte fremde Hilfe erstellt habe und dass alle Quellen,<br />
Hilfsmittel und Internetseiten wahrheitsgetreu verwendet wurden und<br />
belegt sind.<br />
Ingrid Kurz<br />
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