10.07.2015 Aufrufe

Die neue Bedeutung des Regionalmarketings - peter-strauch.de

Die neue Bedeutung des Regionalmarketings - peter-strauch.de

Die neue Bedeutung des Regionalmarketings - peter-strauch.de

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

<strong>Die</strong> <strong>neue</strong> <strong>Be<strong>de</strong>utung</strong> <strong><strong>de</strong>s</strong> <strong>Regionalmarketings</strong>Verfasser: Peter StrauchRegionalmarketing wird oft als „Wun<strong>de</strong>rwaffe“ gepriesen. Als Wun<strong>de</strong>rwaffe für diepositive regionale Entwicklung, zum Aufbau <strong><strong>de</strong>s</strong> Tourismus in <strong>de</strong>r Region, zurgezielten Ansiedlung von Gewerbe- und Han<strong>de</strong>lsunternehmen uvm. Dabei gibt eslei<strong>de</strong>r keine einheitliche Definition für das Regionalmarketing, geschweige <strong>de</strong>nn einMo<strong>de</strong>ll für die Vorgehensweise, das als allgemeingültig angesehen wer<strong>de</strong>n kann.In diesem Artikel soll eine <strong>neue</strong> Definition für das Regionalmarketing aufgezeigt unddaraus abgeleitet die möglich Vorgehensweise dargestellt wer<strong>de</strong>n.Derzeitige Definitionen und Ansichtsweisen <strong><strong>de</strong>s</strong> <strong>Regionalmarketings</strong>Um eine <strong>neue</strong> Definition für das Regionalmarketing herleiten zu können, muss mansich mit <strong>de</strong>n <strong>de</strong>rzeitigen Definitionen und Ansichtsweise auseinan<strong>de</strong>rsetzen.Nachfolgend sollen die Definitionen und Ansichtsweisen aufgezeigt wer<strong>de</strong>n, diemomentan sowohl in <strong>de</strong>r Literatur als auch in <strong>de</strong>r Praxis Verwendung fin<strong>de</strong>n. Beidiesen Definitionen wird oftmals nicht <strong>de</strong>r Begriff Regionalmarketing verwen<strong>de</strong>t,son<strong>de</strong>rn synonyme Begriffe. Regionalmarketing kann mit <strong>de</strong>n verwen<strong>de</strong>ten Begriffenzum Teil gleichgesetzt wer<strong>de</strong>n, manchmal stellen diese Begriffe sogar eineUntermenge <strong><strong>de</strong>s</strong> <strong>Regionalmarketings</strong> dar. Um die folgen<strong>de</strong>n Definitionen einordnenzu können, muss man wissen, dass die meisten Autoren Regionalmarketing unter<strong>de</strong>r Vorgabe <strong>de</strong>finieren, das klassische betriebswirtschaftliche Marketing auf dieRegion zu übertragen. Folgen<strong>de</strong> Definitionen erscheinen beson<strong>de</strong>rshervorhebenswert.Definitionen RegionalmarketingOftmals fin<strong>de</strong>n sich in <strong>de</strong>r Literatur Definitionen von Regionalmarketing über dieFunktion, wie z. B. nach Hamman (2000, S. 56): “Kommunales bzw. regionalesMarketing setzt sich aus drei Elementen zusammen, nämlich <strong>de</strong>r Planung,Entwicklung und Umsetzung von Konzeptionen o<strong>de</strong>r Strategien, entwe<strong>de</strong>rprivatrechtlichen o<strong>de</strong>r öffentlich-rechtlichen Einrichtung mit <strong>de</strong>m Ziel <strong>de</strong>r Vermarktung<strong>Die</strong> <strong>neue</strong> <strong>Be<strong>de</strong>utung</strong> <strong><strong>de</strong>s</strong> <strong>Regionalmarketings</strong> Seite 1


egionaler o<strong>de</strong>r kommunaler Standorte“. Hamman sieht das Gut “Standort“ alszentrales Handlungselement. Für ihn steht die Vermarktung eben dieses Standorteim Mittelpunkt <strong><strong>de</strong>s</strong> Regionalmarketing.Ein weitaus mo<strong>de</strong>rnerer Ansatz (mit einem <strong>neue</strong>ren Verständnis von Marketing) ist<strong>de</strong>r von Dr. Meyer (1999, S. 19). Er <strong>de</strong>finiert Regionalmarketing als „einmarktorientiertes Steuerungskonzept zur Entwicklung von Regionen. Dabei ist untereiner Region ein historisch gewachsenes Territorium beliebiger räumlicherAus<strong>de</strong>hnung zu verstehen. “Meyer sieht Regionalmarketing nicht mehr als Verkaufsbzw.Vermarktungsinstrument, son<strong>de</strong>rn als Instrument zur Entwicklung einer Region.<strong>Die</strong>ser Ansatz scheint sehr geeignet zu sein für eine zukunftsgerichtete Auffassung<strong><strong>de</strong>s</strong> <strong>Regionalmarketings</strong>. Bei <strong>de</strong>r tieferen Betrachtung von Meyer´s Auffassung,wer<strong>de</strong>n jedoch drei Kritikpunkte <strong>de</strong>utlich.1. Meyer <strong>de</strong>finiert zwar das Regionalmarketing als Instrument zur Entwicklung einerRegion, tatsächlich jedoch übernimmt er lediglich Instrumente <strong><strong>de</strong>s</strong>betriebswirtschaftlichen, klassischen Marketings. Er betrachtet die Region alsProdukt, das nach <strong>de</strong>m klassischen Marketing behan<strong>de</strong>lt wird, also „auch“ entwickeltwer<strong>de</strong>n muss. Somit steht die Entwicklung <strong>de</strong>r Region nicht mehr im Vor<strong>de</strong>rgrund.2. Er gibt keine primäre Zielgruppe an, für die das „Produkt“ Region entwickeltwer<strong>de</strong>n muss. Meyer sieht alle Marktpartner die in Verbindung mit <strong>de</strong>r Regionstehen, als gleichgewichtige Zielgruppe. Das macht eine Anpassung <strong>de</strong>r Region andie Bedürfnisse „<strong>de</strong>r“ Zielgruppen schwierig.3. Er sieht die Region als historisch gewachsenes Territorium, hier muss ihm aus <strong>de</strong>rpraktischen Erfahrung heraus wi<strong>de</strong>rsprochen wer<strong>de</strong>n. Regionen können und wer<strong>de</strong>nheute unabhängig von ihren historisch gewachsenen Grenzen gebil<strong>de</strong>t; aber dazuspäter mehr.Definition StandortmarketingNach Meyer (2000, S. 19/20) kann einer „Differenzierung <strong><strong>de</strong>s</strong> Standortmarketing vomRegionalmarketing aufgrund einer Unterscheidung von Region und Standort, alsSynonym für einen abgegrenzten (Gewerbe-) Standort nicht gefolgt wer<strong>de</strong>n“.Gleichwohl ist Standortmarketing als eine Teildisziplin <strong><strong>de</strong>s</strong> Regionalmarketinganzusehen. Es hat jedoch nur die Gestaltung <strong>de</strong>r Beziehungen zu Investoren zumGegenstand, insbeson<strong>de</strong>re die operative Investorenakquisition.<strong>Die</strong> <strong>neue</strong> <strong>Be<strong>de</strong>utung</strong> <strong><strong>de</strong>s</strong> <strong>Regionalmarketings</strong> Seite 2


Definition StadtmarketingNach Monika Brandner (2000, S. 15) ist Stadtmarketing <strong>de</strong>m klassischen Marketingentsprechend „nicht nur Werbung o<strong>de</strong>r Öffentlichkeitsarbeit, son<strong>de</strong>rn eineumfassen<strong>de</strong>, langfristige Führungs- und Handlungskonzeption, die sich am Marktorientiert und auf einer Leiti<strong>de</strong>e aufbaut. <strong>Die</strong>se Leiti<strong>de</strong>e soll durch Individualisierungund Profilierung <strong>de</strong>n Charakter von Unverwechselbarkeit vermitteln. Ziel ist es,analog zum betriebswirtschaftlichen Marketing für das „Produkt“ Stadt eineneinzigartigen Wettbewerbsvorteil – eine „Unique Selling Proposition“ (USP) –aufzubauen, die sich von an<strong>de</strong>ren Kommunen abhebt“. Frau Brandner sieht, wieMeyer, die Stadt (o<strong>de</strong>r in unserem Fall die Region) als Produkt, das vermarktetwer<strong>de</strong>n muss und <strong><strong>de</strong>s</strong>halb einen einzigartigen Wettbewerbsvorteil einen USP(einzigartiges Verkaufargument) benötigt o<strong>de</strong>r, wie es Meyer (1999, S. 118) für dieRegion noch passen<strong>de</strong>r ausdrückt, ein ULP (Unique Local Proposition). <strong>Die</strong>seAuffassung von Regional- bzw. Stadtmarketing ist stark angelehnt an <strong>de</strong>r klassischenbetriebswirtschaftlichen Ansichtsweise von Marketing. Danach steht die Vermarktung<strong>de</strong>r Stadt im Vor<strong>de</strong>rgrund. Unklar ist auch hier, welche Zielgruppe die „wichtigste“ ist.Auf die Definition von Marketing wird im Verlauf dieser Arbeit noch genauereingegangen. Eine ähnliche Definition wie Brandner, jedoch wesentlich enger, gibtdie Arbeitsgemeinschaft Stadtmarketing Seligenstadt. <strong>Die</strong> Arbeitsgemeinschaftbeschränkt die Definition allerdings noch mehr auf die Kommunikation. So kann manauf <strong>de</strong>r Internetseite <strong>de</strong>r Arbeitsgemeinschaft (www.seligenstadt.<strong>de</strong>/ass/) nachlesen,dass Stadtmarketing die Aufgabe hat, „die Qualität einer Stadt als Standort fürWohnen, Gewerbe, Einzelhan<strong>de</strong>l, <strong>Die</strong>nstleistung und Freizeit hervorzuheben“. <strong>Die</strong>seDefinition sieht Stadtmarketing nicht als umfassen<strong>de</strong>n Ansatz, son<strong>de</strong>rn beschränktsich sehr stark auf kommunikative Aufgaben. Prof. Dr. Drees (1999, S. 3) <strong>de</strong>finiertdas Ziel von Stadtmarketing etwas an<strong>de</strong>rs. „Ein umfassen<strong><strong>de</strong>s</strong> Stadtmarketing zieltdarauf ab, die Stadt und ihre Leistungen für Bürger, Wirtschaft und Auswärtigeaufzuwerten“. Bei diesem Ansatz steht die Entwicklung <strong>de</strong>r Stadt bzw. Region imVor<strong>de</strong>rgrund. Welche Interessen bzw. Zielgruppen dabei im Vor<strong>de</strong>rgrund stehenlässt Drees in seiner Definition allerdings offen.Zusammenfassung und Bewertung <strong>de</strong>r Definitionen<strong>Die</strong> <strong>neue</strong> <strong>Be<strong>de</strong>utung</strong> <strong><strong>de</strong>s</strong> <strong>Regionalmarketings</strong> Seite 3


Man kann bei <strong>de</strong>n unterschiedlichen Definitionen erkennen, dass es grundsätzlichzwei Funktionen gibt, die Regionalmarketing erfüllen sollte. Zum einen besteht <strong>de</strong>rAnspruch <strong>de</strong>r Entwicklungsfunktion, d. h. Regionalmarketing hat die Aufgabe dieRegion in Richtung <strong>de</strong>r Anfor<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>r Zielgruppen zu entwickeln. Zum an<strong>de</strong>renhat es die Aufgabe, die Region sowohl nach innen, aber auch nach außen zuvermarkten und die Qualitäten <strong>de</strong>r Region zu kommunizieren.Regionalmarketing – ein <strong>neue</strong>r AnsatzUm einen <strong>neue</strong>n Weg im Regionalmarketing zu beschreiten, muss man sich vonallen begrifflichen und gedanklichen Vorgaben (insbeson<strong>de</strong>rebetriebswirtschaftlichen Marketing Vorgaben) lösen, und <strong>de</strong>n Begriff <strong><strong>de</strong>s</strong><strong>Regionalmarketings</strong> unvoreingenommen durchleuchten. Das ist notwendig, um dieFehlerhaftigkeit bei <strong>de</strong>r Ansicht <strong><strong>de</strong>s</strong> <strong>Regionalmarketings</strong> zu vermei<strong>de</strong>n, die nachManschwetus (S. 33) „in erster Linie aus <strong>de</strong>r oberflächlichen Adaptionbetriebswirtschaftlicher Terminologie“ resultiert. Dazu muss man sich als erstes mit<strong>de</strong>r Definition <strong><strong>de</strong>s</strong> Begriffes auseinan<strong>de</strong>r setzten. Der Begriff Regionalmarketingbesteht aus zwei Teilen, die ich im folgen<strong>de</strong>n Abschnitt näher betrachten wer<strong>de</strong>.Definition <strong><strong>de</strong>s</strong> Begriffes RegionZum ersten wer<strong>de</strong> ich <strong>de</strong>n Begriff „Region“ näher erörtern. Schon bei <strong>de</strong>r Definition<strong><strong>de</strong>s</strong> Begriffes Region, fin<strong>de</strong>n sich in Praxis und Literatur unterschiedlichste Ansätze.Um einen kleinen Eindruck zu vermitteln, wie vielfältig eine Region <strong>de</strong>finiert wer<strong>de</strong>nkann, sollen hier einige Beispiele aufgelistet wer<strong>de</strong>n.In Deutschland wer<strong>de</strong>n sowohl Bun<strong><strong>de</strong>s</strong>län<strong>de</strong>r, Regierungsbezirke, Landkreise aberauch naturell, kulturell o<strong>de</strong>r sprachlich zusammengehörige Gebiete als Regionenbezeichnet. Spieß (1998, S. 9) sieht Regionen als zusammenhängen<strong>de</strong> Gebiete,kleiner als ein Bun<strong><strong>de</strong>s</strong>land jedoch größer als eine Kommune. Bal<strong>de</strong>rjahn (1995,S.19) <strong>de</strong>finiert Regionen etwas allgemeiner, nämlich als „historisch gewachseneEinheiten, kulturell und wirtschaftlich verflochtene Räume, die sich auch unabhängigvon Lan<strong><strong>de</strong>s</strong>-, Kreis- und Stadtgrenzen herausbil<strong>de</strong>n und Bestand haben“. <strong>Die</strong>seDefinition ist jedoch bereits im Sinne <strong><strong>de</strong>s</strong> <strong>Regionalmarketings</strong> überholt. Regionen, die<strong>Die</strong> <strong>neue</strong> <strong>Be<strong>de</strong>utung</strong> <strong><strong>de</strong>s</strong> <strong>Regionalmarketings</strong> Seite 4


gemeinsam Entwicklungs- und Marketingaktivitäten haben, entstehen heute überhistorisch gewachsene o<strong>de</strong>r kulturell verflochtene Gebiete hinweg. Bei <strong>de</strong>r Bildungvon Regionen stehen vielmehr die gleichen regionalen Problemstellungen undgemeinsamen Zielsetzungen im Vor<strong>de</strong>rgrund. Abschließend kann man sagen, dass<strong>de</strong>r Begriff Region in Wissenschaft und Praxis keiner einheitlichen Definitionunterliegt. Wie aber sollte man die Region im Sinne <strong><strong>de</strong>s</strong> <strong>Regionalmarketings</strong>betrachten?In erster Linie muss die Region im Sinne <strong><strong>de</strong>s</strong> <strong>Regionalmarketings</strong> als Lebensraumvon Menschen betrachtet wer<strong>de</strong>n. Das heißt die Region sollte nicht alsWirtschaftsregion, Tourismusregion o<strong>de</strong>r ähnliches betrachtet wer<strong>de</strong>n, son<strong>de</strong>rn alsLebensraum <strong>de</strong>r Menschen, die ihn bewohnen (bzw. ihn bewohnen wer<strong>de</strong>n o<strong>de</strong>rsollen). Im Sinne dieses <strong>Regionalmarketings</strong> muss man die Region wie folgtbeschreiben:„Regionen sind geographische Räume, die als Lebensraum von Menschenfungieren, die sich anhand einer gemeinsamen Zielsetzung bei <strong>de</strong>rgesellschaftlichen und/o<strong>de</strong>r wirtschaftlichen Entwicklung <strong>de</strong>finieren undunabhängig von politischen, wirtschaftlichen, kulturellen o<strong>de</strong>r sprachlichenGrenzen gebil<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n können, o<strong>de</strong>r bereits Bestand haben.“Natürlich ist es eher unwahrscheinlich und schwierig, dass sich Regionen (im Sinne<strong><strong>de</strong>s</strong> Regionalmarketing) über kulturelle o<strong>de</strong>r sprachliche Grenzen hinweg bil<strong>de</strong>n undBestand haben, aber grundsätzlich stellen diese Grenzen keine unüberwindlichenHin<strong>de</strong>rnisse dar. <strong>Die</strong> oben genannte Definition zeigt <strong>de</strong>utlich, dass es beimRegionalmarketing nicht auf die Aus<strong>de</strong>hnung bzw. die Größe <strong>de</strong>r Region ankommt.Eine Region kann also ein Landkreis, eine Großstadt, eine Gemein<strong>de</strong> o<strong>de</strong>r einekünstlich geschaffene Region mit beliebiger geographischer Aus<strong>de</strong>hnung sein. Somitkönnen Begriffe wie Stadtmarketing, City-Marketing o<strong>de</strong>r Standortmarketing <strong>de</strong>mRegionalmarketing gleichgesetzt wer<strong>de</strong>n (bzw. stellen eine Untermenge dar).Definition <strong><strong>de</strong>s</strong> Begriffes MarketingNach<strong>de</strong>m <strong>de</strong>r Begriff Region erläutert wur<strong>de</strong>, soll nun auch <strong>de</strong>r Begriff „Marketing“genauer betrachtet wer<strong>de</strong>n. Marketing hat seine Ursprünge in <strong>de</strong>r unternehmerischen<strong>Die</strong> <strong>neue</strong> <strong>Be<strong>de</strong>utung</strong> <strong><strong>de</strong>s</strong> <strong>Regionalmarketings</strong> Seite 5


Praxis in marktwirtschaftlichen Systemen. Es gibt zwar ganz klare Definitionen, dieauch in <strong>de</strong>r Wissenschaft weitgehend angenommen wer<strong>de</strong>n; in <strong>de</strong>r Praxis jedochliegen die Betrachtungsweisen von Marketing weit auseinan<strong>de</strong>r. Dass kann mandamit begrün<strong>de</strong>n, das im Laufe <strong>de</strong>r Zeit Marketing eine starke inhaltliche Wandlungdurchlaufen hat. Marketing selbst hat sich damit seiner Grundmaxime, <strong>de</strong>rAnpassung an <strong>de</strong>n Markt, entsprechend verhalten. Folgen<strong>de</strong> Darstellung von Peters& Müller (1987) zeigt in vereinfachter Form, welche Phasen Marketing seit 1950durchlaufen hat.Abbildung 1: <strong>Die</strong> Entwicklungsstufen <strong><strong>de</strong>s</strong> Marketings50er Jahre 60er Jahre 70er Jahre 80er JahreAbsatzplan„AbsatzpolitischesInstrumentarium“„ProductManagement“Marketing alsunternehmerischeGrundhaltungAbsatzmetho<strong>de</strong>ProduktgestaltungWerbungPreispolitikVerteilen Verkaufen Vermarkten StrategischesMarketingIGeringerLagerbestandIIUmsatzerhöhungIIIMarktausschöpfungIVMärkte erahnen,schaffen undgestaltenQuelle: Peters & Müller 1987, S. 11Marketing in <strong>de</strong>n 50´er JahrenAus Abbildung 1 ist ersichtlich, dass sich die Auffassung <strong><strong>de</strong>s</strong> Marketings <strong>de</strong>mWan<strong>de</strong>l <strong>de</strong>r Märkte entsprechend entwickelt hat. Nach <strong>de</strong>m zweiten Weltkrieg warendie Märkte bestimmt durch einen starken Nachfrage-Überhang. Es gab viele Kun<strong>de</strong>nund Nachfrager (insbeson<strong>de</strong>re für Artikel <strong><strong>de</strong>s</strong> täglichen Bedarfes). <strong>Die</strong>ser Nachfragestand ein geringes Angebot gegenüber. Das lag vor allem an fehlen<strong>de</strong>n o<strong>de</strong>r<strong>Die</strong> <strong>neue</strong> <strong>Be<strong>de</strong>utung</strong> <strong><strong>de</strong>s</strong> <strong>Regionalmarketings</strong> Seite 6


<strong>de</strong>fekten Produktionsstätten und am Fehlen von Rohstoffen. Zu dieser Zeit war dieAufgabe <strong><strong>de</strong>s</strong> Marketings das Verteilen <strong>de</strong>r Waren. Es mussten keine Kun<strong>de</strong>n gesuchtwer<strong>de</strong>n, son<strong>de</strong>rn ein „Plan“ erarbeitet wer<strong>de</strong>n, die vorhan<strong>de</strong>nen Waren möglichsteffizient zum Kun<strong>de</strong>n zu bringen. <strong>Die</strong> wichtigste Vorgabe war zu jener Zeit <strong>de</strong>nLagerbestand gering zu halten. Hierzu mussten Absatzpläne erstellt wer<strong>de</strong>n, welchedie Verteilung <strong>de</strong>r Waren optimierten und die Lagerbestän<strong>de</strong> niedrig hielten.Marketing in <strong>de</strong>n 60´er JahrenIn <strong>de</strong>n 60´er Jahren entwickelte sich <strong>de</strong>r Markt von einem Nachfrage-Überhang zueinem Angebots-Überhang. Das be<strong>de</strong>utet, es wur<strong>de</strong>n mehr Waren hergestellt undangeboten (bzw. es war mehr Produktionspotential vorhan<strong>de</strong>n) als Nachfragevorherrschte. Das Ergebnis war, dass ein Weg gefun<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n musste, <strong>de</strong>nUmsatz zu erhöhen. Marketing, das bis dato eine reine Verteilungsfunktion innehatte, wur<strong>de</strong> zum „Verkaufsinstrument“. Es wur<strong>de</strong>n <strong>neue</strong> Absatzmetho<strong>de</strong>n gesucht,verkaufsför<strong>de</strong>rn<strong>de</strong> Werbungen entworfen und geschaltet, die Preispolitik wur<strong>de</strong>optimiert und die Produkte wur<strong>de</strong>n auf Basis <strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong>nanfor<strong>de</strong>rungen entwickelt.Das alles sollte <strong>de</strong>m Ziel <strong>de</strong>r Umsatzerhöhung dienen. Zum ersten Mal musste sich<strong>de</strong>r Produzent um seine Kun<strong>de</strong>n bemühen. Damit begann <strong>de</strong>r „Siegeszug“ <strong><strong>de</strong>s</strong>Marketings. Als die Produzenten das Verkaufen „erlernt“ hatten, gab es bereits dienächste Herausfor<strong>de</strong>rung.Marketing in <strong>de</strong>n 70´er JahrenIn <strong>de</strong>n 70´er Jahren waren die Markteintrittsbarrieren niedriger gewor<strong>de</strong>n. Kapital warvorhan<strong>de</strong>n, Rohstoffe konnten in gewünschten Mengen zugekauft wer<strong>de</strong>n undArbeitskräfte und damit das notwendige Know-How konnte ebenfalls am Arbeitmarkt„eingekauft“ wer<strong>de</strong>n. So geschah was geschehen musste, lukrative Märkte wur<strong>de</strong>nüberschwemmt von Anbietern und Produzenten. Der Kampf um <strong>de</strong>n Kun<strong>de</strong>nentflammte aufs <strong>neue</strong> und wie<strong>de</strong>rum wan<strong>de</strong>lte sich Marketing <strong>de</strong>n Anfor<strong>de</strong>rungenentsprechend. Es hatte nun insbeson<strong>de</strong>re die Aufgabe mit vorhan<strong>de</strong>nen Produktendie Märkte zu durchdringen bzw. <strong>neue</strong> Märkte (Kun<strong>de</strong>ngruppen) „aufzutun“. Dasbe<strong>de</strong>utet, es musste versucht wer<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>n Markanteil <strong>de</strong>r vorhan<strong>de</strong>nen Produkte zuerhöhen. In dieser Zeit entstand das „Product Management“. Nach Becker (2002, S.<strong>Die</strong> <strong>neue</strong> <strong>Be<strong>de</strong>utung</strong> <strong><strong>de</strong>s</strong> <strong>Regionalmarketings</strong> Seite 7


839) ist die Aufgabe <strong>de</strong>r Product-Manager „für die von ihnen betreuten Produkte bzw.Marken, Marketing-Konzeptionen zu entwickeln und zugleich für ihre operativeRealisierung zu sorgen. Sie waren mit an<strong>de</strong>ren Worten für die I<strong>de</strong>enfindung ,Konzeptentwicklung sowie Einführung und Steuerung <strong>de</strong>r Produkte (Marken) imMarkt verantwortlich.“Marketing von <strong>de</strong>n 80´er Jahren bis heuteDen größten Wan<strong>de</strong>l vollzog Marketing jedoch in <strong>de</strong>n 80´er Jahren. Es entwickeltesich in dieser Zeit von einem „Instrument“ zu einer „Denkhaltung“. In dieser „Epoche“erhielt Marketing die bis heute gültigen Definitionen. Man hatte erkannt, dass es nichtgenügte Produkte nach Kun<strong>de</strong>nwünsche zu entwickeln o<strong>de</strong>r gute Werbung zuschalten. Es musste vielmehr versucht wer<strong>de</strong>n alle Bereiche <strong><strong>de</strong>s</strong> Unternehmens auf<strong>de</strong>n Kun<strong>de</strong>n auszurichten. Marketing wur<strong>de</strong> zur Philosophie. Nach Meffert (2000, S.8) kann man die Philosophie Marketing wie folgt umschreiben: „Marketing ist diebewusst marktorientierte Führung <strong><strong>de</strong>s</strong> gesamten Unternehmens o<strong>de</strong>rmarktorientiertes Entscheidungsverhalten in <strong>de</strong>r Unternehmung.“. Das be<strong>de</strong>utet,dass <strong>de</strong>r Austausch <strong>de</strong>r Ware eines Unternehmens bzw. einer Institution mit seinenMarktpartnern <strong>de</strong>n Zweck erfüllen muß, die Wünsche und Bedürfnisse <strong>de</strong>rMarktpartner zu befriedigen.Zielgruppen im RegionalmarketingNun stellt sich die Frage: Wer sind beim Regionalmarketing die Marktpartner, wastauschen sie aus und welche Bedürfnisse wollen sie befriedigen? <strong>Die</strong>se Frage stellt<strong>de</strong>n Kern <strong><strong>de</strong>s</strong> Problems dar. Auch hier bietet die Literatur eine Anzahl vonLösungsmöglichkeiten.<strong>Die</strong> möglichen Marktpartner sind ebenso vielfältig wie die Definitionen vonRegionalmarketing. Eben so unterschiedlich wie die Marktpartner sein können, sind<strong>de</strong>ren Bedürfnisse, die befriedigt wer<strong>de</strong>n wollen. <strong>Die</strong> unten stehen<strong>de</strong> Tabelle solleinen kleinen Eindruck vermitteln, wie vielfältig die Kontrahenten und ihreBedürfnisse sein können. <strong>Die</strong>se Tabelle erhebt nicht <strong>de</strong>n Anspruch <strong>de</strong>rVollständigkeit. Sie soll lediglich zeigen dass, wenn alle Zielgruppen im<strong>Die</strong> <strong>neue</strong> <strong>Be<strong>de</strong>utung</strong> <strong><strong>de</strong>s</strong> <strong>Regionalmarketings</strong> Seite 8


Regionalmarketing gleich gewichtet sind, die unterschiedlichen Bedürfnisse nicht zubefriedigen wären.Tabelle 1: Kontrahenten im Regionalmarketing und ihre BedürfnisseKontrahenten <strong><strong>de</strong>s</strong><strong>Regionalmarketings</strong>Bewohner <strong>de</strong>r RegionUnternehmen in <strong>de</strong>r RegionVerwaltung <strong>de</strong>r RegionVereineBedürfnisse <strong>de</strong>rKontrahentenHohe LebensqualitätArbeitsplätzeGute VerkehrsanbindungInteressantes KulturangebotKin<strong>de</strong>rgartenplätzeAusreichend SportmöglichkeitenEinkaufsmöglichkeitenGute FreizeitmöglichkeitenGute WeiterbildungsmöglichkeitenGutes Image <strong>de</strong>r RegionAngemessene LebenshaltungkostenIntakte UmweltNiedriges Verkehrsaufkommen inWohngebieten...Niedrige GewerbesteuerGenug qualifizierte ArbeitskräfteIntakte InfrastrukturKun<strong>de</strong>nfreundliche VerwaltungGutes Image <strong>de</strong>r RegionKun<strong>de</strong>n aus <strong>de</strong>r RegionZulieferbetriebe in <strong>de</strong>r Region...Genügend qualifizierte ArbeitskräfteHohes SteueraufkommenGenügend Gewerbeanfragen...Genug Mitglie<strong>de</strong>rUnterstützung durch RegionalverwaltungenGute Sponsoringmöglichkeiten...<strong>Die</strong> <strong>neue</strong> <strong>Be<strong>de</strong>utung</strong> <strong><strong>de</strong>s</strong> <strong>Regionalmarketings</strong> Seite 9


BauherrenTouristenUvm.Günstige GrundstückeHohe Nachfrage nach Wohnungen/HäusernGutes Image <strong>de</strong>r Region„Bauherrenfreundliche“ VerwaltungGünstige Zulieferer in <strong>de</strong>r Region...Interessante touristische AngeboteIn Qualität und Preis angemesseneHotellerie und RestaurationAusgeprägte InfrastrukturAuf die jeweilige Zielgruppe angepassteAngeboteIntakte Umwelt...Quelle: Eigene DarstellungAus Tabelle 1 ist ersichtlich, dass sich zwar Bedürfnisse einzelner Zielgruppenüberschnei<strong>de</strong>n, dass aber auch einige Kontrahenten in einem Zielkonflikt zueinan<strong>de</strong>rstehen. Das be<strong>de</strong>utet, hat man die Bedürfnisse <strong><strong>de</strong>s</strong> einen Kontrahenten zubefriedigen versucht, han<strong>de</strong>lt man <strong>de</strong>r Bedürfnisbefriedigung eines an<strong>de</strong>renKontrahenten zuwi<strong>de</strong>r. Als Beispiel sei hier die touristische Nutzung vonNaturschutzgebieten genannt. Touristen wür<strong>de</strong>n es gerne sehen in ländlichunberührte Gebiete „vorzudringen“. Wohingegen die einheimische Bevölkerung o<strong>de</strong>rUmweltschutzgruppen diese Natur für sich reserviert sehen möchte. O<strong>de</strong>r man <strong>de</strong>nkean die Verkehrsanbindung für die in <strong>de</strong>r Region ansässigen Unternehmen.Unternehmen benötigen ein erhöhte Verkehrsaufkommen, um produzierte Warenzum Kun<strong>de</strong>n zu schaffen. <strong>Die</strong> Einwohner <strong>de</strong>r Stadt halten LKWs, die durch ihre Stadtrollen, für äußerst störend.Es ist also notwendig eine Art Bedürfnispyrami<strong>de</strong> aufzustellen, aus <strong>de</strong>r abzuleiten ist,welche Bedürfnisse Vorrang haben und welche als nachrangig zu betrachten sind.Um die Rangordnung <strong>de</strong>r Bedürfnisse festzulegen, muß man die verschie<strong>de</strong>nenMarktpartner selbst in eine „Rangordnung“ bringen. <strong>Die</strong> Bedürfnisse <strong>de</strong>r Zielgruppe,die bei dieser Rangordnung an erster Stelle steht, haben oberste Priorität.<strong>Die</strong> <strong>neue</strong> <strong>Be<strong>de</strong>utung</strong> <strong><strong>de</strong>s</strong> <strong>Regionalmarketings</strong> Seite 10


Welche <strong>de</strong>r Zielgruppen steht nun ganz oben an <strong>de</strong>r Spitze <strong>de</strong>r Rangordnung?Lassen sie mich zur Beantwortung dieser Frage noch einmal auf die Definition <strong>de</strong>rRegion zurückblicken. „Regionen sind geographische Räume, die alsLebensraum von Menschen fungieren, die sich anhand einer gemeinsamenZielsetzung bei <strong>de</strong>r gesellschaftlichen und/o<strong>de</strong>r wirtschaftlichen Entwicklung<strong>de</strong>finieren und unabhängig von politischen, wirtschaftlichen, kulturellen o<strong>de</strong>rsprachlichen Grenzen gebil<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n können, o<strong>de</strong>r bereits Bestand haben.“Somit ist die Frage nach <strong>de</strong>r primären Zielgruppe eigentlich schon beantwortet.Es sind nicht wirtschaftliche Unternehmen, Touristen o<strong>de</strong>r Besucher <strong>de</strong>r Region un<strong><strong>de</strong>s</strong> ist auch nicht die Verwaltung <strong>de</strong>r Region. <strong>Die</strong> primäre Zielgruppe imRegionalmarketing ist die jetzige und zukünftige Bevölkerung. <strong>Die</strong>s be<strong>de</strong>utetallerdings nicht, dass die Bedürfnisse <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren Zielgruppen einer Region nichtbeachtet wer<strong>de</strong>. Vielmehr müssen die Bedürfnisse <strong>de</strong>r Bevölkerung die obersteMaxime sein. Hieraus ergibt sich auch die Zielsetzung, und die Vision (machbareUtopie [Becker, S. 47]) für die Region. <strong>Die</strong> Bedürfnisse vieler einzelner Einwohnerhaben gesammelt und aufbereitet die <strong>Be<strong>de</strong>utung</strong> eines „Pflichtenheftes“ für eineRegion. D. h. die Anfor<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>r Bevölkerung an eine Region geben dieRichtung <strong>de</strong>r regionalen Entwicklung vor.Dargestellt anhand <strong><strong>de</strong>s</strong> St. Galler Managementkonzeption, von Ursula Funke (1997,S. 9) für Städte modifiziert, be<strong>de</strong>utet das, dass die Anfor<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>r Bürger dieOberziele bzw. die normative Ebene beeinflussen. Eine Stadtkonzeption hat nachdiesem St. Gallener Managementkonzept „eine normativen Ebene (mit politischenZielvorgaben und <strong>de</strong>m Stadtleitbild), eine strategische Ebene (mit aus <strong>de</strong>m Leitbildabgeleiteten Zielen und Strategien für die verschie<strong>de</strong>nen Handlungsfel<strong>de</strong>r) und eineoperative Ebene (mit <strong>de</strong>n zur Umsetzung notwendigen Maßnahmen). <strong>Die</strong>nachfolgen<strong>de</strong> Abbildung 2 soll zeigen, welche Ebene einer Stadtkonzeption direktvon <strong>de</strong>n Anfor<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>r Bürger beeinflusst wird.Abbildung 2: Einfluss <strong>de</strong>r Anfor<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>r Bürger einer Stadt auf die StadtkonzeptionStadtkonzeption<strong>Die</strong> <strong>neue</strong> <strong>Be<strong>de</strong>utung</strong> <strong><strong>de</strong>s</strong> <strong>Regionalmarketings</strong> Seite 11Normatives Stadtmanagement Anfor<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>r Bürger


<strong>Die</strong> Abbildung 2 zeigt, dass sowohl das Leitbild als auch die Oberziele <strong>de</strong>r Regionauf die Anfor<strong>de</strong>rungen und die Bedürfnisse <strong>de</strong>r <strong>de</strong>rzeitigen und zukünftigenBevölkerung <strong>de</strong>r Region aufbaut. D. h. die komplette Konzeption einer Stadt baut auf<strong>de</strong>n Bedürfnissen <strong>de</strong>r jetzigen und zukünftigen Bevölkerung auf und versucht dieselangfristig zu erfüllen. Im einzelnen be<strong>de</strong>utet das beispielsweise, dass dieWirtschaftsstruktur <strong>de</strong>n Arbeitsplatz- (und Gewerbesteuer-) Anfor<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>rBevölkerung entsprechen sollte, dass <strong>de</strong>r Tourismus nur in <strong>de</strong>m Maße betriebenwird, in <strong>de</strong>m er für die Bevölkerung noch „ertragbar“ ist, uvm.<strong>Die</strong> <strong>neue</strong> <strong>Be<strong>de</strong>utung</strong> (Definition) <strong><strong>de</strong>s</strong> <strong>Regionalmarketings</strong>„Regionalmarketing hat die Aufgabe, eine Region entsprechend <strong>de</strong>rAnfor<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>r jetzigen und zukünftigen Einwohnern zu entwickeln undnach Innen sowie nach Außen zu vermarkten. <strong>Die</strong> Region ist ein<strong>Die</strong> <strong>neue</strong> <strong>Be<strong>de</strong>utung</strong> <strong><strong>de</strong>s</strong> <strong>Regionalmarketings</strong> Seite 12


geographischer Raum, <strong>de</strong>r als Lebensraum von Menschen fungiert, <strong>de</strong>r sichanhand einer gemeinsamen Zielsetzung bei <strong>de</strong>r gesellschaftlichen und/o<strong>de</strong>rwirtschaftlichen Entwicklung <strong>de</strong>finiert und unabhängig von politischen,wirtschaftlichen, kulturellen o<strong>de</strong>r sprachlichen Grenzen gebil<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n kann,o<strong>de</strong>r bereits Bestand hat.“Regionalmarketing in <strong>de</strong>r Praxis<strong>Die</strong>ser bürgerorientierte Regionalmarketingansatz wird zwar, in <strong>de</strong>r Praxis, als sehrinteressant erkannt, gleichzeitig jedoch als zu komplex in <strong>de</strong>r Durchführungeingestuft. Das muss jedoch nicht <strong>de</strong>r Fall sein. Nachfolgend soll eine möglicheMetho<strong>de</strong> beschrieben wer<strong>de</strong>n, wie ein kooperativer Regionalmarketingprozess in <strong>de</strong>rPraxis aussehen könnte.Abbildung 3: <strong>Die</strong> fünf Phasen im StadtmarketingPhase 1Grundlagen schaffen<strong>Die</strong> <strong>neue</strong> <strong>Be<strong>de</strong>utung</strong> <strong><strong>de</strong>s</strong> <strong>Regionalmarketings</strong> Seite 13


Phase eins: Grundlagen schaffenWelche Grundlagen müssen gegeben sein, damit ein Regionalmarketing-Prozesserfolgreich sein kann?Für einen erfolgversprechen<strong>de</strong>n Marketingprozess müssen zu Beginn zwei Stellenvon <strong>de</strong>r Sinnhaftigkeit und <strong>de</strong>m Nutzen <strong><strong>de</strong>s</strong> <strong>Regionalmarketings</strong> überzeugt wer<strong>de</strong>n.Zum einen ist die politische Führung einer Region, d.h. die regieren<strong>de</strong> Parteio<strong>de</strong>r/und <strong>de</strong>r Bürgermeister bzw. Landrat, von <strong>de</strong>n Vorteilen <strong><strong>de</strong>s</strong> <strong>Regionalmarketings</strong>zu überzeugen. Welches Argument wäre das Beste, um Politiker vomRegionalmarketing zu überzeugen? Zum einen natürlich die sachlichen,offensichtlichen Grün<strong>de</strong>, die für das Regionalmarketing sprechen (siehe unten). Zuman<strong>de</strong>ren gibt es aber auch ein Argument, das sachlich zwar nicht zu erfassen, für diezu überzeugen<strong>de</strong>n Politiker aber von großer <strong>Be<strong>de</strong>utung</strong> ist, nämlich <strong>de</strong>r Machterhalt<strong>de</strong>r eigenen Person o<strong>de</strong>r Partei (vgl. Jürgen Leinemann). <strong>Die</strong> Wahrscheinlichkeit <strong><strong>de</strong>s</strong>langfristigen Machterhaltes wird erhöht durch <strong>de</strong>n Sympathiegewinn, <strong>de</strong>n diepolitische Führung durch die intensivere Einbindung <strong>de</strong>r Bevölkerung in dieEntwicklung <strong>de</strong>r Region erhält.<strong>Die</strong> zweite Stelle, die von <strong>de</strong>r Sinnhaftigkeit <strong><strong>de</strong>s</strong> <strong>Regionalmarketings</strong> überzeugtwer<strong>de</strong>n muss, ist die Verwaltung <strong>de</strong>r Region. <strong>Die</strong> Verwaltungen sin<strong>de</strong>rfahrungsgemäss eher zurückhaltend was Innovationen betrifft, auch wenn siepolitisch gewollt sind. Es ist allerdings wesentlich einfacher die Verwaltung zuüberzeugen, wenn die politische Führung das Regionalmarketing unterstützt. Politik<strong>Die</strong> <strong>neue</strong> <strong>Be<strong>de</strong>utung</strong> <strong><strong>de</strong>s</strong> <strong>Regionalmarketings</strong> Seite 14


und Verwaltung profitieren vom Regionalmarketing beson<strong>de</strong>rs dann, wenn sieRegionalmarketing nicht als Konkurrenz o<strong>de</strong>r als mögliche Machtbeschneidungbetrachten, son<strong>de</strong>rn als Instrument zur Entscheidungsvorbereitung und –Erleichterung. Erleichterung dadurch, dass die Erarbeitung eines regionalenEntwicklungskonzeptes auf mehrere Schultern verteilt wird.<strong>Die</strong> Überzeugung dieser bei<strong>de</strong>n Stellen stellt zwar <strong>de</strong>n notwendigen Anfang <strong><strong>de</strong>s</strong>Marketingprozesses dar, letztendlich müssen aber (spätestens während <strong><strong>de</strong>s</strong>Prozesses) alle relevanten Interessengruppen von <strong>de</strong>n Vorteilen eines solchenRegionalmarketingprozesses überzeugt wer<strong>de</strong>n. Es besteht die Aufgabe, dieInteressengruppen zu informieren, Akzeptanz für <strong>de</strong>n Stadtmarketingprozess zuschaffen und zu motivieren, am Marketingprozess aktiv teilzunehmen.Interessengruppen können zum Beispiel sein:- Bürger- Unternehmen (Han<strong>de</strong>l, Industrie, Tourismus, <strong>Die</strong>nstleistung,...)- Verbän<strong>de</strong> (Kammern, Gewerkschaften, Naturschutzverbän<strong>de</strong>,...)- Vereine (Sportvereine, Kulturpflegevereine, Musikvereine,...)<strong>Die</strong>se Interessengruppen sollten von Anfang an am Regionalmarketingprozessbeteiligt wer<strong>de</strong>n. Es muss das Ziel sein, aus <strong>de</strong>n Betroffenen Beteiligte zu machen,die am Marketingprozess mitarbeiten und sich schließlich für <strong><strong>de</strong>s</strong>sen Umsetzungverantwortlich fühlen.Nachfolgend wird eine kleine Auswahl an Argumenten, die für <strong>Regionalmarketings</strong>prechen, aufgelistet (Markus Fußhöller 1997, S. 33).Kommunikation und Kooperation<strong>Die</strong> verbesserte Kommunikation und Kooperation zwischen <strong>de</strong>n lokalen Akteuren(Interessengruppen) stellt die entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Leistung <strong><strong>de</strong>s</strong> <strong>Regionalmarketings</strong> dar.Durch die organisierte Form <strong>de</strong>r Kommunikation zwischen <strong>de</strong>n Interessegruppenbetreiben die Beteiligten ein offenes Interessen- und Konfliktmanagement.Unterschiedliche Auffassungen wer<strong>de</strong>n nicht mehr über die Presse ausgetauscht,son<strong>de</strong>rn in kleinen Arbeitsgruppen diskutiert. Positionen können ohneGesichtsverlust revidiert wer<strong>de</strong>n. Der regelmäßige Gesprächsprozess trägt dazu bei,dass zwischen <strong>de</strong>n Beteiligten eine Vertrauensbasis entsteht. Das Problem vielerStädte ist nicht <strong>de</strong>r Mangel an Initiativen, son<strong>de</strong>rn <strong>de</strong>r Mangel an Koordination undKonzeption <strong>de</strong>r Initiativen. Durch die Abstimmung aufeinan<strong>de</strong>r kann einezielgerichtete Regionalentwicklung gelingen.WirtschaftDurch ein organisiertes Verfahren erhält die Wirtschaft die Möglichkeit, mit <strong>de</strong>rVerwaltung und <strong>de</strong>r Politik ins Gespräch zu kommen und Einfluss auf dieStadtentwicklung zu nehmen. <strong>Die</strong> frühzeitigen Kontakte zwischen Wirtschaft undVerwaltung können genutzt wer<strong>de</strong>n, um maßgeschnei<strong>de</strong>rte Konzepte, z.B. fürInvestitionsvorhaben, zu entwickeln. Sie verkürzen Entscheidungswege, da z.B.<strong>Die</strong> <strong>neue</strong> <strong>Be<strong>de</strong>utung</strong> <strong><strong>de</strong>s</strong> <strong>Regionalmarketings</strong> Seite 15


Stadtratsvorlagen in Facharbeitskreisen mit Gewerbetreiben<strong>de</strong>n vorbereitet wer<strong>de</strong>nkönnen.BürgerDurch ein gemeinsam entwickeltes Leitbild und durch öffentlichkeitswirksameMaßnahmen schafft Stadtmarketing ein Profil <strong>de</strong>r Stadt, das von <strong>de</strong>n Bürgernangenommen und kommuniziert wer<strong>de</strong>n kann. Stadtmarketing schafft für die Bürgerdie Möglichkeit, auf die Gestaltung ihres Lebensraumes aktiv Einfluss zu nehmen.Phase zwei: <strong>Die</strong> AnalyseDas Wort Analyse kommt aus <strong>de</strong>m Griechischen und be<strong>de</strong>utet übersetzt„systematische Untersuchung, die ein Ganzes in seine Bestandteile zerglie<strong>de</strong>rt“(Serges Medien). Und genau das ist <strong>de</strong>r Sinn <strong>de</strong>r Analyse im Regionalmarketing. Wirwollen das Ganze, also die Region, systematisch untersuchen und betrachten<strong><strong>de</strong>s</strong>halb Teilbereiche dieser. Aber warum sollen wir sie systematisch untersuchen?Man kennt doch die Region, in <strong>de</strong>r man lebt!<strong>Die</strong> Antwort darauf ist ganz einfach: Je<strong>de</strong>r kennt seine Region aus seinemindividuellen Blickwinkel. Das meiste „Wissen“ von ihr ist dabei subjektiv. Es istjedoch für das Regionalmarketing notwendig, auch die Fakten, also die objektiveBeurteilung <strong>de</strong>r Stadt zu kennen.Man kann also zusammenfassend sagen:<strong>Die</strong> Basis um die richtigen Entscheidungen im Regionalmarketingprozessfällen zu können, ist das Wissen um die aktuelle Lage in <strong>de</strong>r Region.Der erste Schritt in <strong>de</strong>r Analysephase ist das Sammeln <strong>de</strong>r vorhan<strong>de</strong>nenSekundärdaten. Das Erheben <strong>de</strong>r Sekundärdaten ist nach Berekoven „dieGewinnung von Informationen aus bereits (irgendwo) vorhan<strong>de</strong>nem (Daten-)Material. Im Unterschied zur Primärforschung wird hier also auf Datenzurückgegriffen, die für ähnliche o<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>re Zwecke bereits erhoben wor<strong>de</strong>n sind.<strong>Die</strong>ses Datenmaterial wird unter <strong>de</strong>n speziellen Aspekten <strong>de</strong>r Fragestellunggesammelt, analysiert und ausgewertet.“Oftmals stehen viele Sekundärdaten über die Region bereits zur Verfügung.Vorhan<strong>de</strong>ne Sekundärdaten können z.B. sein:- Verkehrsstudien- Einzelhan<strong>de</strong>lsgutachten- Statistiken zu Einwohnerzahlen und –zusammensetzung- Kriminalitätserfassung- Geburtenrate- Imagestudien- Gewerbezusammensetzung<strong>Die</strong> <strong>neue</strong> <strong>Be<strong>de</strong>utung</strong> <strong><strong>de</strong>s</strong> <strong>Regionalmarketings</strong> Seite 16


- Daten <strong><strong>de</strong>s</strong> statistischen Bun<strong><strong>de</strong>s</strong>amten- Erhebungen und Daten von Umweltschutzorganisationen- Daten aus <strong>de</strong>r Jugendhilfeplanung- Statistiken <strong><strong>de</strong>s</strong> Arbeitsamtes- Statistiken von Wirtschaftsverbän<strong>de</strong>n (IHK, Einzelhan<strong>de</strong>lverband, Hotel- undGaststättenverband)- uvm.Es erscheint am sinnvollsten alle Daten an einer Stelle zu sammeln. Es istnotwendig, dass im Laufe <strong><strong>de</strong>s</strong> Regionalmarketingprozesses darauf zurückgegriffenwer<strong>de</strong>n kann. Welche Daten im Einzelnen benötigt wer<strong>de</strong>n, stellt sich meistens erstim Laufe <strong><strong>de</strong>s</strong> Prozesses heraus.Hat man die Daten gesichtet, kann man erkennen, ob notwendige Daten noch nichtvorhan<strong>de</strong>n sind, o<strong>de</strong>r vorhan<strong>de</strong>ne Daten aktualisiert wer<strong>de</strong>n müssen.Sind noch weitere Daten zu erheben, besteht die Möglichkeit <strong>de</strong>r Primärerhebung.„Unter Primärerhebung o<strong>de</strong>r Primärforschung (field research) versteht man dieGewinnung originärer Daten. Im Gegensatz zur Sekundärforschung erfolgt hier alsoeine unmittelbare Erhebung empirischer Sachverhalte durch eigene Feldarbeit“(Berekoven, S. 50).Eine wichtige Datengrundlage, die höchst wahrscheinlich in <strong>de</strong>r Region noch nichtvorliegt und die mittels Primärforschung erhoben wer<strong>de</strong>n muss, istdie Befragung <strong>de</strong>r Einwohner <strong>de</strong>r Region.<strong>Die</strong>se Befragung, oft auch Imageanalyse (Funke Ursula, S. 19) o<strong>de</strong>rBefindlichkeitsanalyse (Fußhöller, S. 28) genannt, ist notwendig, um von <strong>de</strong>nBefragten die Zufrie<strong>de</strong>nheit mit <strong>de</strong>r Region und Konzeptionsansätze für dieEntwicklung <strong>de</strong>r Region zu erfahren. Auf diese Weise erhält man auch ein genauesBild zu Stärken und Schwächen, sowie zu Verbesserungspotenzialen <strong>de</strong>r Region.Es gibt noch einen wichtigen Grund, diese Befragung während bzw. zu Beginn <strong><strong>de</strong>s</strong>Marketingprozesses durchzuführen, die Einbindung, Information und Motivation <strong>de</strong>rBevölkerung. Regionalmarketing ist in erster Linie ein Kommunikations- undMotivationsprozess, mit <strong><strong>de</strong>s</strong>sen Hilfe es möglich ist, die endogenen Energien in einerStadt zu wecken und für dieselbe zu nutzen. <strong>Die</strong>se Energien resultieren daraus, dassdie Bevölkerung bzw. <strong>de</strong>r einzelne Bewohner <strong>de</strong>r Region aktiv an <strong>de</strong>r Gestaltungihres bzw. seines Lebensraumes mitwirken kann. Aus diesem Grund sollte dieBevölkerung so früh wie möglich über <strong>de</strong>n Regionalmarketingprozess informiert undin <strong>de</strong>n Prozess eingebun<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n. Der erste Schritt dieser Einbindung ist dieBefragung <strong>de</strong>r Bevölkerung.Zu Beginn <strong>de</strong>r Befragung muss ein Fragebogen erarbeitet wer<strong>de</strong>n. <strong>Die</strong>s kann durcheinen Arbeitskreis, die Verwaltung o<strong>de</strong>r externe Berater geschehen. Da dieserFragebogen eine sehr große Öffentlichkeitswirksamkeit hat und die gewonnenenErkenntnisse die Datenbasis für <strong>de</strong>n gesamten Regionalmarketingprozess darstellen,ist es notwendig, dass <strong>de</strong>r Fragebogen inhaltlich fundiert erarbeitet und von <strong>de</strong>rMetho<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Fragestellungen professionell entwickelt wird.Phase drei: Leitbild erstellen<strong>Die</strong> <strong>neue</strong> <strong>Be<strong>de</strong>utung</strong> <strong><strong>de</strong>s</strong> <strong>Regionalmarketings</strong> Seite 17


Es ist das Kernstück <strong><strong>de</strong>s</strong> gesamten <strong>Regionalmarketings</strong>. Das Leitbild ist <strong>de</strong>r roteFa<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>r Knotenpunkt, an <strong>de</strong>m alle Regionalmarketingaktivitäten zusammenlaufen.Am Leitbild müssen sich alle Maßnahmen und Aktivitäten <strong>de</strong>r Regionalentwicklungmessen lassen. Aber was ist das Leitbild und wie entsteht es?Auch für das Leitbild bestehen genau wie für das Regionalmarketing unterschiedlicheDefinitionen. Wobei <strong>de</strong>r Grundgedanke in allen Definitionen <strong>de</strong>r gleiche ist. Danachsoll das Leitbild „ein gemeinsam von allen Partnern und Interessengruppenerarbeitetes und getragenes Zielsystem für die Regionalentwicklung“ sein (Mensing,Mario, S. 18). Aus Sicht <strong><strong>de</strong>s</strong> Autors muss das Leitbild eine Vision <strong>de</strong>r Regionenthalten. <strong>Die</strong>se Vision muss ein greifbares positives Zukunftsbild <strong>de</strong>r Regiondarstellen. Sie muss visionär sein, um nicht kurzfristig angepasst wer<strong>de</strong>n zu müssen.Gleichzeitig ist sie konkret, um die Interessengruppen zu motivieren, sich für IhreErreichung einzusetzen. Außer<strong>de</strong>m muss die Vision in engem Bezug zur örtlichenSituation stehen. <strong>Die</strong> Vision ist das Oberziel, dass es im Zuge <strong>de</strong>rRegionalentwicklung zu erreichen gilt. Nach Anton Meyer (2001, S. 39) muss eineVision folgen<strong>de</strong> Voraussetzungen erfüllen:? Gibt die Richtung für die Zukunft an? Formuliert einen Nutzen für <strong>de</strong>n Kun<strong>de</strong>n? Ist ehrgeizig? Ist motivierend? Ist einfach zu vermitteln? Muss umgesetzt und kontinuierlich gemessen wer<strong>de</strong>n<strong>Die</strong>se Vorraussetzungen für eine Vision stammen aus <strong>de</strong>r Betriebswirtschaft, könnenaber für die Vision einer Region ebenso angewandt wer<strong>de</strong>n. <strong>Die</strong> Kun<strong>de</strong>n sind dabeidie Interessengruppen aus <strong>de</strong>n jeweiligen Lebensbereichen <strong>de</strong>r Stadt. WelcheMöglichkeit gibt es nun ein Leitbild so zu erarbeiten,- dass alle Lebensbereiche erfasst wer<strong>de</strong>n,- das möglichst viele gesellschaftliche Gruppen <strong>de</strong>m Inhalt <strong><strong>de</strong>s</strong> Leitbil<strong><strong>de</strong>s</strong>zustimmen- und sich verpflichten, zu seiner Erreichung beizutragen.Eine gute Möglichkeit das Leitbild zu erarbeiten, die sich bereits in <strong>de</strong>r Praxisbewährt hat, ist die Erarbeitung von Visionen für die einzelnen relevantenLebensbereiche einer Region/Stadt. Dabei wird für je<strong>de</strong>n Lebensbereich einArbeitskreis mit interessierten Bürgern (insb. Opinion-Lea<strong>de</strong>rn bzw. Multiplikatoren),relevanten Interessengruppen, Verwaltung und Politik gegrün<strong>de</strong>t. <strong>Die</strong>seFacharbeitskreise haben im ersten Schritt die Aufgabe unter professionellerMo<strong>de</strong>ration eine Vision, also ein greifbares Zukunftsbild für ihren Lebensbereich, zuerarbeiten. <strong>Die</strong>se Vorgehensweise hat einerseits <strong>de</strong>n Vorteil, dass die Einzelvisionenvon <strong>de</strong>n Interessengruppen und interessierten Bürgern angenommen wer<strong>de</strong>n.An<strong>de</strong>rerseits sind diejenigen, die an <strong>de</strong>r Erstellung <strong>de</strong>r Vision mitgearbeitet haben,motiviert und wollen diese auch erreichen. Zu welchen Themenbereichen eineVision erarbeitet wird bzw. ein Arbeitskreis gegrün<strong>de</strong>t wird, hängt von <strong>de</strong>r jeweiligenSituation <strong>de</strong>r Stadt ab. Folgen<strong>de</strong> Auflistung kann als Orientierungshilfe für dieAuswahl <strong>de</strong>r Themen gesehen wer<strong>de</strong>n:? Wirtschaft<strong>Die</strong> <strong>neue</strong> <strong>Be<strong>de</strong>utung</strong> <strong><strong>de</strong>s</strong> <strong>Regionalmarketings</strong> Seite 18


? Wohnen? Innenstadt? Bildung? Freizeit? Sport? Verkehr? Gesundheit? Kultur? Soziales? Tourismus? Umwelt? usw.<strong>Die</strong> Visionen <strong>de</strong>r einzelnen Arbeitsbereiche wer<strong>de</strong>n zusammengeführt und in einersog. Redaktionsgruppe (Fußhöller, S. 30) zu einem Leitbild für die gesamte Stadtzusammengefasst. Es ist unbedingt notwendig, dass das Leitbild so formuliert wird,„dass sich <strong>de</strong>r Bürger damit ebenso i<strong>de</strong>ntifizieren kann wie z.B. <strong>de</strong>r Stadt- o<strong>de</strong>rGemein<strong>de</strong>rat, <strong>de</strong>r es als Rahmen <strong>de</strong>r Regionalentwicklung akzeptieren soll“(Fußhöller, S. 30). Aus welchen Mitglie<strong>de</strong>rn die Arbeitskreise bzw. dieRedaktionsgruppe gebil<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n, kommt vor allem auf die Verhältnisse vor Ort an.Sie müssen allerdings immer so zusammengesetzt wer<strong>de</strong>n, dass eine möglichstbreite Akzeptanz erreicht wer<strong>de</strong>n kann.Phase vier: Teilziele vereinbarenWur<strong>de</strong> das Leitbild sowohl von <strong>de</strong>n Arbeitskreisen, von <strong>de</strong>r Verwaltung, <strong>de</strong>r Politik,aber auch von <strong>de</strong>r Öffentlichkeit akzeptiert, geht es in die nächste Run<strong>de</strong> <strong><strong>de</strong>s</strong><strong>Regionalmarketings</strong>. Jetzt geht es darum, die Visionen <strong>de</strong>r einzelnenLebensbereiche <strong>de</strong>r Stadt in operative, kurzfristig erreichbare Ziele zu unterglie<strong>de</strong>rn.<strong>Die</strong>s sollte in <strong>de</strong>n gleichen Arbeitskreisen geschehen, die bereits die Visionen für dieeinzelnen Bereiche erarbeitet haben. <strong>Die</strong>se Ziele müssen zur Erreichung <strong>de</strong>r Visionbeitragen. Das heißt je<strong><strong>de</strong>s</strong> Mal, wenn ein Teilziel erreicht wird, kommt man <strong>de</strong>rVision, ein Stück näher.<strong>Die</strong> Ziele sollten durch folgen<strong>de</strong> Dimensionen <strong>de</strong>finiert sein (Becker, S. 23):1. Zielinhalt (= Frage: Was soll erreicht wer<strong>de</strong>n?)2. Zielausmaß (= Frage: Wieviel davon soll erreicht wer<strong>de</strong>n?)3. Zielperio<strong>de</strong> (= Frage. Wann soll es erreicht wer<strong>de</strong>n?)Das heißt, dass ein festgelegtes Ziel alle drei oben genannten Fragen beantwortenmuss.<strong>Die</strong> Teilziele zu setzen ist notwendig, um die Vision in kleine einzelne erreichbareSchritte aufzuteilen. Überspringt man diese Phase, ist die Gefahr gegeben, dass dieVision in zu weiter Ferne erscheint, <strong><strong>de</strong>s</strong>halb unerreichbar wirkt und dadurch dieMotivation <strong>de</strong>r Beteiligten schwin<strong>de</strong>t. Außer<strong>de</strong>m müssen die einzelnen Projekte undMaßnahmen, die nun folgen, an <strong>de</strong>n Teilzielen ausgerichtet sein und zu <strong>de</strong>renErreichung beitragen.<strong>Die</strong> <strong>neue</strong> <strong>Be<strong>de</strong>utung</strong> <strong><strong>de</strong>s</strong> <strong>Regionalmarketings</strong> Seite 19


Phase fünf: Teilprojekte und Maßnahmen planen und umsetzenBisher wur<strong>de</strong> theoretisch, sozusagen am grünen Tisch, gearbeitet. Ab jetzt geht esan die Planung, praktischer Maßnahmen. In diesem Schritt sollen konkreteMaßnahmen, Handlungsvorschläge o<strong>de</strong>r Entscheidungsempfehlungen erarbeitetwer<strong>de</strong>n. Dazu wird wie<strong>de</strong>r auf die Facharbeitskreise zurückgegriffen, die sich bis jetztmit <strong>de</strong>n Thematiken <strong>de</strong>r jeweiligen Lebensbereiche intensiv befasst haben. Als erstessollte in <strong>de</strong>n einzelnen Facharbeitskreisen eine Vielzahl von I<strong>de</strong>en für Projekte undMaßnahmen gefun<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n. Ein Maßnahmenkatalog wird erstellt. Dazu eignensich viele unterschiedliche I<strong>de</strong>enfindungsmetho<strong>de</strong>n und Kreativtechniken. WelcheMetho<strong>de</strong>n am Besten angewandt wer<strong>de</strong>n, sollte <strong>de</strong>r jeweilige Mo<strong>de</strong>rator <strong><strong>de</strong>s</strong>Arbeitskreises entschei<strong>de</strong>n.Ist die Phase <strong>de</strong>r I<strong>de</strong>enfindung been<strong>de</strong>t, müssen die Projekte ausgewählt wer<strong>de</strong>n,die als erstes umgesetzt wer<strong>de</strong>n sollen. Dabei ist die wichtigste Frage: Wieviel trägtje<strong><strong>de</strong>s</strong> Projekt zur Erreichung <strong>de</strong>r Teilziele und damit zur Erreichung <strong>de</strong>r Vision bei?Trägt es nichts dazu bei, kann es sofort aus <strong>de</strong>m Maßnahmenkatalog gestrichenwer<strong>de</strong>n.Weitere Auswahlkriterien sind (Fußhöller, S. 31):? Leicht umsetzbare vor schwer umsetzbaren Maßnahmen? In Eigenverantwortung umsetzbare vor abstimmungsbedürftigen? Gleich vor später? Wichtige vor unwichtige? Billig vor teuer? Öffentlichkeitswirksame vor „unauffälligen“Ist eine Prioritätenliste erstellt, sollte sich <strong>de</strong>r Arbeitskreis aufteilen, um mehrereProjekte gleichzeitig bearbeiten zu können. Am sinnvollsten ist es, wenn sich <strong>de</strong>rArbeitskreis anstelle von <strong>de</strong>r Bearbeitung von wenigen großen Projekten, in kleineProjektgruppen aufteilt, die sich mit mehreren verschie<strong>de</strong>nen Projekten bzw.Maßnahmen befassen. Dabei ist es gut möglich und auch richtig, dass mancheArbeitskreismitglie<strong>de</strong>r mehreren Projektgruppen angehören. Bei Bedarf können nunfür einzelne Projektgruppen Fachleute hinzugezogen wer<strong>de</strong>n, o<strong>de</strong>r Bürger könnensich einzelnen Projektgruppen anschließen, die für sie von beson<strong>de</strong>rem Interessesind. In <strong>de</strong>n Projektgruppen sollten als erstes folgen<strong>de</strong> Kriterien zu <strong>de</strong>n Projekteno<strong>de</strong>r Maßnahmen festgelegt wer<strong>de</strong>n:- Ziel <strong><strong>de</strong>s</strong> Projektes (=Warum das Projekt?)- Wie wird das Ziel erreicht? (=Was sind die einzelnen Arbeitsschritte?)- Was muss im Einzelnen genau getan wer<strong>de</strong>n?- Wer ist verantwortlich für das Projekt?- Bis wann ist das Projekt abgeschlossen?Sind die Projekte <strong>de</strong>finiert, kann man mit <strong>de</strong>r Umsetzung beginnen. Bei <strong>de</strong>rUmsetzung <strong>de</strong>r Maßnahmen fungiert <strong>de</strong>r Facharbeitskreis als übergeordnetesKontrollgremium bzw. als Steuerungsgruppe. Dort wird kontrolliert, ob die Projektewie geplant umgesetzt wer<strong>de</strong>n, ob Synergien zwischen <strong>de</strong>n einzelnen Projektenbestehen o<strong>de</strong>r welche Projekte als nächstes gestartet wer<strong>de</strong>n.<strong>Die</strong> <strong>neue</strong> <strong>Be<strong>de</strong>utung</strong> <strong><strong>de</strong>s</strong> <strong>Regionalmarketings</strong> Seite 20


Doch damit en<strong>de</strong>t <strong>de</strong>r Prozess keineswegs. Regional- bzw. Stadtentwicklung hat kein<strong>de</strong>finiertes En<strong>de</strong>. Der Prozess wie<strong>de</strong>rholt sich ständig. Das heißt es wer<strong>de</strong>n laufend<strong>neue</strong> Projekte geplant und durchgeführt. In regelmäßigen Abstän<strong>de</strong>n muss auchkontrolliert wer<strong>de</strong>n, ob die Umfeldbedingungen noch gleich sind o<strong>de</strong>r ob sich imLaufe <strong>de</strong>r Zeit wichtige Bedingungen geän<strong>de</strong>rt haben (Dazu muß die Analyseinsbeson<strong>de</strong>re die Bürgerbefragung wie<strong>de</strong>rholt wer<strong>de</strong>n). Än<strong>de</strong>rn sich dieUmfeldbedingungen, kann es nötig sein, die Teilziele neu zu <strong>de</strong>finieren o<strong>de</strong>r sogardie Vision <strong>de</strong>n <strong>neue</strong>n Bedingungen anzupassen.Regionalmarketing kann Energien freisetzen, die helfen die Ziele <strong>de</strong>r Region zuerreichen. <strong>Die</strong>s geschieht, in<strong>de</strong>m die Bürger und Interessengruppen motiviertwer<strong>de</strong>n, an <strong>de</strong>r Gestaltung ihrer Stadt aktiv mitzuwirken. Das Bedürfnis <strong>de</strong>rBevölkerung aktiv an <strong>de</strong>r Gestaltung ihres Lebensraumes Einfluss zu nehmen, wirddamit befriedigt. Außer<strong>de</strong>m können im Zuge <strong><strong>de</strong>s</strong> Regionalmarketingprozesses <strong>neue</strong>I<strong>de</strong>en und Ansätze zur Entwicklung <strong>de</strong>r eigenen Region entstehen, die sonst imVerborgenen blieben.Mit dieser Definition erlangt das Regionalmarketing eine <strong>neue</strong>, übergeordnete<strong>Be<strong>de</strong>utung</strong>. Es wird zum notwendigen Instrumentarium für eine zielgerichtete,positive regionale Entwicklung. Regionalmarketing ist damit das <strong>de</strong>mokratischeRegionalentwicklungs-instrument für die kommunale Politik.Der Autor:Peter Strauch ist Partner im Institut für Marketing Management, Prof. Kellner &Partner und promoviert <strong>de</strong>rzeit an <strong>de</strong>r Wirtschaftsuniversität Krakau zum Thema„Stadtmarketing als Standortfaktor“.<strong>Die</strong> <strong>neue</strong> <strong>Be<strong>de</strong>utung</strong> <strong><strong>de</strong>s</strong> <strong>Regionalmarketings</strong> Seite 21


<strong>Die</strong> <strong>neue</strong> <strong>Be<strong>de</strong>utung</strong> <strong><strong>de</strong>s</strong> <strong>Regionalmarketings</strong> Seite 22

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!