broschüre 2005 - Das Ulrichsberg-Buch
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und Deportation der griechischen Jüdinnen<br />
und Juden. Jüdische PartisanInnen<br />
wurden hingerichtet. Griechische<br />
ZivilistInnen, die die Massaker überlebten,<br />
wurden als Geiseln festgehalten<br />
oder nach Deutschland zur Zwangsarbeit<br />
verschleppt.<br />
Die Gebirgsjäger waren ebenfalls an<br />
der Ermordung der Athener Juden und<br />
Jüdinnen beteiligt. Am 24. März 1944<br />
wurden alle registrierten Juden und Jüdinnen<br />
von Polizeieinheiten in die Synagoge<br />
gebracht und dort eingesperrt.<br />
Zu den eingesetzten Polizeieinheiten<br />
gehörten die dritte und vierte Kompanie<br />
des I. Bataillons des Polizei-Gebirgsjäger-Regiments<br />
18. Insgesamt<br />
wurden an diesem und dem folgenden<br />
Tag 1700 Jüdinnen und Juden verhaftet.<br />
Nach neun Tagen wurden die Verhafteten<br />
in das KZ Dachau sowie das<br />
Vernichtungslager Auschwitz deportiert.<br />
Angehörige der 3. und 4. Kompanie<br />
des I. Bataillons des Polizei-Gebirgsjäger-Regiments<br />
18 sowie der Polizei-Gebirgs-Artillerie-Abteilungbegleiteten<br />
diese Deportationszüge.<br />
Im Juni 1944 verübten Gebirgsjägereinheiten<br />
während des Rückzugs der<br />
deutschen Armee in Italien weitere<br />
Massaker. Aus Gefechtskarten und Aktenverweisen<br />
geht hervor, dass die 5.<br />
Gebirgsdivision für die Verbrechen in<br />
Camerino und Fabriano verantwortlich<br />
ist. Sie sahen sich mit einer relativ starken<br />
Resistenza konfrontiert, die regelmäßig<br />
versuchte, Brücken und Nachschubwege<br />
zu zerstören. Auf die Präsenz<br />
der PartisanInnen reagierte die<br />
Militärführung mit der Verschärfung des<br />
“Anti-Bandenkampfes”. Neben der<br />
Massakrierung der Zivilbevölkerung<br />
empfahl der Oberbefehlshaber Südwest,<br />
Albert Kesselring, auch die Deportation<br />
der Verhafteten ins Reich zum<br />
“Arbeitseinsatz”. Am 21. und 22. Juni<br />
1944 wurden in Camerino 22 LandarbeiterInnen<br />
erschossen. Am 24. Juni<br />
wurden dort weitere 85 Menschen getötet,<br />
und am selben Tag wurden in Fabriano<br />
weitere 6 ZivilistInnen ermordet.<br />
Angreifbare Traditionspflege<br />
Der Kameradenkreis der Gebirgstruppe<br />
e. V., in dem außer den ehemaligen<br />
Wehrmachtsangehörigen auch nachfolgende<br />
Bundeswehrsoldaten organisiert<br />
sind, veranstaltet jährlich ein<br />
Pfingstreffen. Dieses findet auf einem<br />
Berg bei Mittenwald, einer bayrischen<br />
Tourismusgemeinde nahe der Tiroler<br />
Grenze, statt. Gleichzeitig ist das<br />
Pfingsttreffen der Gebirgsjäger die<br />
größte Soldatenfeier der Bundesrepublik<br />
Deutschland. Nur am 17. Mai 1959,<br />
als zu Pfingsten die “Heimkehrergedenkstätte”<br />
eingeweiht wurde, fand die<br />
Festsitzung der Edelweißkameradschaft<br />
der Gebirgsjäger im Rahmen der<br />
<strong>Ulrichsberg</strong>feiern statt.<br />
Seit 2002 gibt es in Mittenwald Proteste<br />
gegen diese Form der Erinnerungskultur,<br />
die ähnlich wie am <strong>Ulrichsberg</strong> alleine<br />
positiven Bezug auf die Soldaten<br />
nimmt, die begangenen Verbrechen<br />
und die Opfer jedoch völlig ausblendet.<br />
Der Aktionskreis “Angreifbare Traditionspflege”<br />
und die “Vereinigung der<br />
Verfolgten des Naziregimes” (VVN-<br />
BdA) rufen seit 2003 jährlich zu Aktionen<br />
gegen das Pfingsttreffen der Gebirgsjäger<br />
auf. Neben Protestveranstaltungen<br />
ist ein zentraler Punkt der Gegenaktivitäten<br />
die Einladung von ZeitzeugInnen,<br />
darunter auch Überlebende<br />
der von den Gebirgsjägern verübten<br />
Massaker.<br />
Während die Mörder aus den Reihen<br />
der Gebirgsjäger und anderer Wehrmachtstruppen<br />
strafrechtlich nu schleppend<br />
verfolgt wurden und bis heute von<br />
staatlichen Renten leben, erhalten die<br />
meisten Opfer der Gebirgsjäger keine<br />
Entschädigungen. So auch nicht die<br />
Überlebenden der von den Gebirgsjägern<br />
begangenen Massaker in Griechenland.<br />
�<br />
Mehr Informationen zu den Gebirgsjägern<br />
und den Protesten in Mittenwald:<br />
www.nadir.org/nadir/kampagnen/mittenwald<br />
18 - AK GEGEN DEN KÄRNTNER KONSENS AUGUST <strong>2005</strong>