22.11.2012 Aufrufe

FOLFO ' IMFO 8JTTFO Jetztauchim neuen - Robert Bosch Stiftung

FOLFO ' IMFO 8JTTFO Jetztauchim neuen - Robert Bosch Stiftung

FOLFO ' IMFO 8JTTFO Jetztauchim neuen - Robert Bosch Stiftung

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

26 ::<br />

Erinnerungen<br />

Impulse für das Leben, die Politik, Ironie und Literatur<br />

Jirˇí Grusˇa (1938 –2011)<br />

wetter<br />

Nach meinem tod<br />

windiges wetter<br />

wolfswolken<br />

himmellang<br />

hingewälzt<br />

tja<br />

und ich dachte<br />

es werden<br />

sonnige kommen<br />

sonnige sonnige<br />

tage<br />

Von Michael Stavarič<br />

Ich erinnere mich genau an meine erste Begegnung<br />

mit Jirˇí Grusˇa; er saß mir gegenüber, hinter einem riesigen<br />

Schreibtisch, als Botschafter der Tschechischen<br />

Republik in Österreich. Ich nahm vor ihm Platz und<br />

bewarb mich um den Job seines persönlichen Sekretärs.<br />

Er blickte mich an und fragte: Warum glauben Sie, dass<br />

Sie für diese Arbeit geeignet sind? Ich konnte ihm darauf<br />

keine eindeutige Antwort geben, doch erwähnte<br />

ich, dass ich, wie er, Schriftsteller sei (was nun eine<br />

ziemliche Übertreibung war, da ich damals noch kein<br />

einziges Buch vorzuweisen hatte). Er belächelte dies<br />

keineswegs, blickte mich noch einmal an und wollte<br />

wissen, was ich so schreibe und warum mich die Literatur<br />

interessiere. Schließlich gab er mir ein Blatt aus<br />

seinem Notizblock und wollte wissen, ob ich das denn<br />

lesen könne? Das Blatt war ziemlich vollgekritzelt,<br />

Grusˇa hatte wirklich eine nicht gerade leserliche Handschrift.<br />

Ich antwortete: durchaus (was glatt gelogen<br />

war). Und er darauf: Dann können wir es ja – durchaus –<br />

miteinander probieren. Haben Sie Ihr Studium abgeschlossen?<br />

Und ich darauf: Nein, aber… Er unterbrach<br />

mich: Dann schauen Sie, dass Sie damit schnell fertig<br />

werden.<br />

Unsere erste Unterhaltung hatte somit mehrere<br />

Konsequenzen: Erstens war ich von diesem Tag an sein<br />

privater Sekretär und als solcher für alles zuständig,<br />

womit er mich betraute … In erster Linie führte ich seine<br />

Korrespondenz, bearbeitete, ergänzte und schrieb<br />

seine Reden (was allerdings erst später wirklich zum<br />

Tragen kam), ich übersetzte, organisierte oder moderierte<br />

ausgewählte Kulturveranstaltungen etc. Nahezu<br />

jeden Tag saß ich vormittags bei ihm im Büro und er<br />

erklärte mir, was er zu diesem oder jenem erwarte,

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!