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Diagnostik von malignen Knochen - Klinik und Poliklinik für ...

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Ein niedergelassener Orthopäde trifft statistisch gesehen nur etwa alle 3 Jahre auf einenbösartigen <strong>Knochen</strong>tumor. Um Verzögerungen im Diagnose- <strong>und</strong> Behandlungsablauf zuvermeiden <strong>und</strong> unnötigen Fehlern vorzubeugen, sollen wichtige Hintergr<strong>und</strong>informationen<strong>und</strong> Ratschläge im Umgang mit <strong>malignen</strong> Tumoren des Bewegungsapparats vermitteltwerden.EpidemiologieDie meisten muskuloskelettalenTumoren unterliegen einer typischenAltersverteilungDie Lokalisation im Gesamtskelett<strong>und</strong> das Auftreten innerhalb desbetroffenen <strong>Knochen</strong>s folgen einertypischen Verteilung7 Semimaligner <strong>Knochen</strong>tumorVerglichen mit der Gesamtzahl gut- <strong>und</strong> bösartiger Neubildungen des menschlichen Körpers sind<strong>Knochen</strong>tumoren eher selten. Bei Kindern stehen sie in der Häufigkeit der Neoplasien an 6., bei Jugendlichen<strong>und</strong> jungen Erwachsenen allerdings an 3. Stelle. Lediglich Lymphome <strong>und</strong> Leukämienkommen bei Letzteren häufiger vor [13, 14].Die meisten muskuloskelettalen Tumoren unterliegen einer typischen Altersverteilung, wobei derGroßteil der gutartigen <strong>Knochen</strong>läsionen sowie das Osteo- <strong>und</strong> Ewing-Sarkom gehäuft in der 2. <strong>und</strong>3. Lebensdekade auftreten, während Chondro- <strong>und</strong> Fibrosarkome, Myelome, Lymphome <strong>und</strong> Metastaseneher die höheren Altersgruppen jenseits des 40. Lebensjahr betreffen [5, 8]. Mit Ausnahmedes Riesenzelltumors sind die meisten gut- <strong>und</strong> bösartigen Tumoren beim männlichen Geschlechtetwas häufiger.Auch die Lokalisation im Gesamtskelett folgt <strong>für</strong> einen Großteil der <strong>Knochen</strong>tumoren ebensoeiner typischen Verteilung wie deren Auftreten innerhalb des betroffenen <strong>Knochen</strong>s. So kommenChondrosarkome häufig im Beckenbereich <strong>und</strong> dem proximalen Extremitätengürtel vor, währenddas Osteosarkom v. a. in den kniegelenknahen Metaphysen <strong>und</strong> das Myelom sowie Metastasen überwiegendan der Wirbelsäule zu finden sind. Bevorzugte Lokalisationen einzelner Tumoren innerhalbdes <strong>Knochen</strong>s sind z. B. beim Chondroblastom <strong>und</strong> Riesenzelltumor in der epiphysären/epimetaphysärenRegion, beim Osteosarkom metaphysär <strong>und</strong> beim Ewing-Sarkom diaphysär. Bei Lokalisation inder Wirbelsäule manifestieren sich Metastasen, Myelome <strong>und</strong> Hämangiome typischerweise im Wirbelkörper,während benigne Läsionen, wie das Osteoidosteom, das Osteoblastom <strong>und</strong> die aneurysmatische<strong>Knochen</strong>zyste (AKZ) eher <strong>von</strong> den posterioren Wirbelelementen ausgehen.Die in der Vergangenheit als potenziell maligne betrachteten sog. 7 semi<strong>malignen</strong> <strong>Knochen</strong>tumorenneigen in der überwiegenden Anzahl zu Lokalrezidiven, metastasieren jedoch kaum bzw.wenn, dann erst sehr spät im weiteren Verlauf. Geschwulstähnliche Läsionen („tumor like lesions“)sind keine echten <strong>Knochen</strong>tumoren, sondern ähneln lediglich einer neoplastischen Läsion.Symptomatik/Basisdiagnostik<strong>Klinik</strong><strong>Knochen</strong>tumoren fallen typischerweisedurch lokale Schmerzen <strong>und</strong>Schwellung aufWeichteiltumoren äußern sich meistdurch eine schmerzlose Schwellung<strong>Knochen</strong>tumoren fallen typischerweise durch lokale Schmerzen <strong>und</strong> Schwellung auf, welche unterschiedlichlange bestehen können <strong>und</strong> in der Regel progredient sind. Aufgr<strong>und</strong> des Kausalitätsbedürfnisses<strong>von</strong> Patienten <strong>und</strong>/oder Eltern werden diese Symptome nicht selten einem Trauma zugeordnet(häufige Fehldiagnosen: Muskelfaserriss, Prellung, Hämatom) oder auch in Zusammenhangmit Sportverletzungen gesehen.Weichteiltumoren dagegen können gr<strong>und</strong>sätzlich an jeder Stelle des Körpers auftreten <strong>und</strong> äußernsich meist durch eine schmerzlose Schwellung.Anamnese7 SchmerzcharakterDie meist unspezifische Anamnese kann unterschiedlichsten Charakters sein <strong>und</strong> wenige Wochenbis einige Monate andauern. Sie führt die Patienten oft erst bei Beschwerdepersistenz, <strong>und</strong> dannhäufig durch symptomatische Therapie ohne ausreichende <strong>Diagnostik</strong> verzögert zur weiteren Abklärung[13].Die Schmerzsymptomatik nimmt bei <strong>malignen</strong> Bef<strong>und</strong>en im zeitlichen Verlauf eher zu, kanndurch sportliche Aktivität ausgelöst werden <strong>und</strong> tritt im Verlauf vermehrt auch nachts auf. Auch eineSchwellung kann mit den Schmerzen verb<strong>und</strong>en sein.Bei manchen Tumoren, wie dem Osteoidosteom, kann der 7 Schmerzcharakter mit seinem zirkadianenMaximum (in der Regel nachts) zur Diagnosefindung beitragen.932 | Der Orthopäde 10 · 2011


CMEAndererseits fallen viele Läsionen als Zufallsbef<strong>und</strong>e, z. B. im Rahmen der Röntgendiagnostikaus anderen Gründen, auf. Auch eine 7 pathologische Fraktur kann manchmal das erste Symptomder Krankheit sein.7 Pathologische FrakturKörperliche UntersuchungSie zeigt bei gutartigen Läsionen oft Minimalbef<strong>und</strong>e, während maligne Tumoren mitunter, wieoben angeführt, mit einer tastbaren Gewebeschwellung verb<strong>und</strong>en sind, welche palpationsempfindlich<strong>und</strong> fest mit dem darunter liegenden <strong>Knochen</strong> verb<strong>und</strong>en sein kann. Große Läsionen (>5 cm)bzw. Bef<strong>und</strong>e mit rascher Größenzunahme sind mit hoher Wahrscheinlichkeit bösartig. Andererseitsschließt langsames Wachstum, auch über Jahre, Malignität nicht aus.Lokale Überwärmung, Rötung, Ödem, venöse Stauung <strong>und</strong> sogar Lymphangitiden können zuweilendie Differenzierung zwischen einem Tumor <strong>und</strong> einem infektiösen Geschehen erschweren.Im Allgemeinen fehlen bei tumorsuspekten Läsionen systemische Symptome außer bei Patientenmit Ewing-Sarkom oder Lymphom, die sich mit Fieber, Schüttelfrost, Appetitlosigkeit <strong>und</strong> im fortgeschrittenenStadium mit Gewichtsverlust vorstellen können. Diese Symptomatik erschwert klinischdie Abgrenzung zur Osteomyelitis <strong>und</strong> zur Spondylitis.Langsames Wachstum schließtMalignität nicht ausLabor <strong>und</strong> weitere diagnostische TechnikenDie Labordiagnostik mit Blutsenkungsgeschwindigkeit (BSG), Blutbild, C-reaktivem Protein (CRP)<strong>und</strong> evtl. der Aktivität der alkalischen Phosphatase kann nur unspezifische Hinweise auf eine möglicheTumorerkrankung geben. In diesem Zusammenhang muss auf die physiologische Erhöhung deralkalischen Phosphatase bei Kindern im Wachstumsalter hingewiesen werden.Bei Verdacht auf Metastasen stehen nach ausführlicher Anamnese <strong>und</strong> klinischer Untersuchungzur Primärtumorsuche verschiedene Verfahren zur Verfügung, welche dem Einzelfall angepasst eingesetztwerden sollten. Hierzu zählen beispielsweise die Mammographie, die Urinanalyse, die Bestimmungdes prostataspezifischen Antigens (PSA), eine Schilddrüsensonographie bzw. -szintigraphie<strong>und</strong> die Computertomographie (CT) <strong>von</strong> Thorax, Abdomen <strong>und</strong> Becken. Ein spezifischerer Hinweis<strong>für</strong> das Vorliegen eines Myeloms oder einer metastasierenden Erkrankung beim Erwachsenen sinddas Auftreten <strong>von</strong> 7 Bence-Jones-Proteinen im Urin <strong>und</strong> eine Sturzsenkung.Verlässliche Tumormarker zur <strong>Diagnostik</strong> <strong>und</strong> Verlaufskontrolle <strong>von</strong> Sarkomen sind derzeit nichtverfügbar, jedoch können sie bei metastasierten Karzinomen (Prostata – PSA; Kolon – α-Fetoprotein)wichtige Anhaltspunkte zum Verlauf geben.7 Bence-Jones-ProteineVerlässliche Tumormarker zur <strong>Diagnostik</strong><strong>und</strong> Verlaufskontrolle <strong>von</strong> Sarkomensind derzeit nicht verfügbarWeiterführende <strong>Diagnostik</strong>/OperationsplanungZiel der weiteren diagnostischen Aufarbeitung (7 lokales Staging) sindF die Erhebung einer histologischen Diagnose,F die Feststellung der Bef<strong>und</strong>ausdehnung <strong>und</strong>F die Beurteilung der Resektabilität nach den Gesichtspunkten des Extremitätenerhalts.Da alle Gewebeanteile des Bewegungsapparats Ursprung tumoröser Entartung sein können, er gebensich eine Vielzahl klinischer, radiologischer <strong>und</strong> histologischer Bef<strong>und</strong>e. Zur Diagnosestellung <strong>und</strong>Therapie ist deshalb im Rahmen einer interdisziplinären Tumorkonferenz die enge <strong>und</strong> intensiveZusammenarbeit der verschiedenen, mit diesen Tumoren befassten medizinischen Fachrichtungen(Pathologie, Radiologie, Orthopädie, Onkologie, Strahlentherapie) essenziell.Neben der Einführung der neoadjuvanten bzw. adjuvanten Therapiemethoden zur Verbesserungdes Gesamtüberlebens (<strong>von</strong> 30% auf etwa 70%) bei <strong>malignen</strong>, muskuloskelettalen Tumoren sind dieBehandlungserfolge während der letzten 3 Jahrzehnte nicht zuletzt auf erhebliche Fortschritte in derbildgebenden <strong>Diagnostik</strong> <strong>und</strong> der operativen Therapie zurückzuführen. Insbesondere die Einführungder Magnetresonanztomographie (MRT) verbesserte die präoperative <strong>Diagnostik</strong> <strong>und</strong> Operationsplanungerheblich.Da bei weiten Resektionsrändern eine Amputation keine bessere Überlebenschance bietet als dielokale Resektion, gewannen die sog. Gliedmaßen erhaltenden Operationen („limb salvage“) seit etwaMitte der 1970er Jahre zunehmend an Bedeutung, wobei insbesondere der <strong>von</strong> Enneking et al. [10]7 Lokales StagingZur Diagnose <strong>und</strong> Therapie ist dieenge <strong>und</strong> intensive Zusammenarbeitder verschiedenen, mit denentsprechenden Tumoren befasstenDisziplinen essenziellDer Orthopäde 10 · 2011 |933


7 Weite Tumorresektiongeprägte Begriff der 7 weiten Tumorresektion, d. h. die Resektion im Ges<strong>und</strong>en, zusammen mitdem Einsatz der MRT zur Operationsplanung mit einer erheblichen Verbesserung der lokalen Kontrolleeinherging.Röntgen7 Osteolyse7 <strong>Knochen</strong>neubildungEine mottenfraßartige oder einepermeative Destruktion des<strong>Knochen</strong>s sind Zeichen aggressivenWachstumsErster Schritt der weiterführenden <strong>Diagnostik</strong> ist nach klinischer <strong>und</strong> laborchemischer Untersuchungnach wie vor die native Röntgendiagnostik in 2 Ebenen. Dabei ist auf Lokalisation <strong>und</strong> Größeder Läsion, knöcherne Begrenzung, Zustand der Kortikalis, Periostreaktionen <strong>und</strong> das Vorliegeneines Weichgewebeanteils zu achten.Man unterscheidet bekanntermaßen 2 gr<strong>und</strong>legende Reaktionsmuster des <strong>Knochen</strong>s: 7 Osteolyse<strong>und</strong> 7 <strong>Knochen</strong>neubildung. Ein knöchern schlecht abgegrenzter, osteolytischer Tumor mit geringerbis fehlender peritumoraler <strong>Knochen</strong>sklerose entspricht einem aggressiv wachsenden Bef<strong>und</strong>,während die knöchern gut abgegrenzte Osteolyse mit intakter Kortikalis <strong>für</strong> einem langsam wachsendenTumor oder eine inaktive Läsion spricht [19]. Bei osteolytischen <strong>Knochen</strong>läsionen werdenim Röntgenbild 3 Destruktionstypen unterschieden, die geografische, die mottenfraßartige <strong>und</strong> diepermeative Destruktion, wobei mottenfraßartige <strong>und</strong> permeative Destruktion Zeichen aggressivenWachstums sind. Aus der Fähigkeit, Matrix zu bilden, leitet sich die Nomenklatur der entsprechendenTumoren ab. Dabei ist das z. B. vom Osteosarkom gebildete Osteoid bildgebend meist ebensosichtbar wie die kalkspritzerartigen Verkalkungen in der Knorpelmatrix beim Chondrosarkom.Auch die Art der Periostreaktion, kontinuierlich (solide, lamellär) im Gegensatz zu unterbrochenoder komplex (Spiculae, Codman-Dreieck, „Sunburst“-Struktur), gibt Auskunft über dieAggressivität des Tumorwachstums.Beim Weichteilsarkom ist das Röntgenbild weniger aufschlussreich. Der Weichteiltumor stelltsich in ihm isodens zur Muskulatur dar <strong>und</strong> kann Verkalkungs- bzw. Matrixcharakteristika speziellerTumoren zeigen, wie beispielsweise Phlebolithen beim Hämangiom, Kalkspritzer bei chondroidemGewebe, typische Verknöcherungsmuster bei der Myositis ossificans oder auch amorphe Verkalkungenbeim Synovialsarkom.Computertomographie/Szintigraphie/AngiographieDie Skelettszintigraphie gibtAufschluss über den <strong>Knochen</strong>stoffwechselder LäsionJeder unklare Bef<strong>und</strong> ist bis zum Beweisdes Gegenteils als gr<strong>und</strong>sätzlichmalignitätsverdächtig einzustufenDie CT ergänzt bzw. ersetzt das konventionelle Röntgenbild v. a. bei Tumorlokalisation in anatomischkomplexen Regionen wie der Wirbelsäule <strong>und</strong> dem Becken, kann aber mitunter auch bei Tumoren inperipherer Lokalisation eine genauere Einschätzung des Wachstumsmusters erlauben.Die Skelettszintigraphie mit Technetium-99-Methylen-Diphosphonat gibt Aufschluss über den<strong>Knochen</strong>stoffwechsel der Läsion (Osteoblastenaktivität) <strong>und</strong> ggf. über bereits vorhandene weitereAbsiedlungen im <strong>Knochen</strong>. Es ist jedoch zu berücksichtigen, dass bestimmte Tumoren, wie daseosinophile Granulom, die einfache <strong>Knochen</strong>zyste, das multiple Myelom <strong>und</strong> aggressiv osteolytischwachsende <strong>Knochen</strong>metastasen verschiedener Karzinome im Szintigramm stumm sein können. DieSPECT („single photon emission computer tomography“) bietet die Möglichkeit, innerhalb der Läsionszintigraphisch aktives Tumorgewebe genauer zu lokalisieren.Von der Charakterisierung der veränderten Stoffwechselsituation <strong>von</strong> Tumoren durch die PET-CT(PET: Positronenemissionstomographie) erwartet man sich Aufschluss über die Dignität einesTumors <strong>und</strong> eine bessere Rezidivdiagnostik. Der Stellenwert der Methode in Staging <strong>und</strong> <strong>Diagnostik</strong>ist jedoch noch zu bestimmen <strong>und</strong> bisher speziellen Konstellationen vorbehalten [11, 12, 31].Wenn mit überwiegender Wahrscheinlichkeit die Diagnose einer spezifischen, benignen Entitätvorliegt, kann der Bef<strong>und</strong> entweder weiterhin beobachtet oder komplett exzidiert werden. Andernfallsist jeder unklare Bef<strong>und</strong> bis zum Beweis des Gegenteils als gr<strong>und</strong>sätzlich malignitätsverdächtigeinzustufen <strong>und</strong> zu biopsieren. Bei Malignomverdacht ist zur weiteren Eingrenzung der Artdiagnosesowie zur Bestimmung der Gesamtausdehnung des Tumors zusätzlich eine MRT durchzuführen.Die Angiographie oder MR-Angiographie bleiben speziellen Fragestellungen vorbehalten [Ausmaßder Vaskularisierung, Beziehung zu den großen Gefäßen, Embolisationsmöglichkeit, AV-Malformation(AV: arteriovenös)].934 | Der Orthopäde 10 · 2011


CMEMagnetresonanztomographieDie MRT ist die zentrale Untersuchungsmethode zur Therapieplanung <strong>von</strong> <strong>Knochen</strong>- <strong>und</strong> Weichteiltumoren.Bei bestimmten Tumorentitäten ist sie aber auch <strong>für</strong> die differenzialdiagnostischeZuordnung wertvoll.Gr<strong>und</strong>sätzlich ist es möglich, anhand der MRT-Bilder die Anteile <strong>von</strong> Fett, Flüssigkeit oder solidemGewebe sowie die Textur der Läsion zu analysieren. Darüber hinaus zeichnet sich die MRTgegenüber der CT dadurch aus, dass evtl. vorhandene, extraossäre Weichteilanteile <strong>und</strong> die Abgrenzungbzw. Ausdehnung der intramedullären Tumoranteile eindeutiger erkennbar sind. Trotzdemkann aufgr<strong>und</strong> der heterogenen Gewebezusammensetzung der Läsionen anhand der Signalcharakteristikder MRT oft nur näherungsweise auf die Diagnose geschlossen werden.Wichtige Differenzialdiagnosen in der MRT-<strong>Diagnostik</strong> zu <strong>malignen</strong> Tumoren sind entzündlicheVeränderungen, wie die Osteomyelitis <strong>und</strong> Myositis ossificans, sowie reaktive Veränderungen,wie die Stressfraktur.Die MRT ist die zentrale Untersuchungsmethodezur Therapieplanung<strong>von</strong> <strong>Knochen</strong>- <strong>und</strong> WeichteiltumorenBiopsieLäsionen, welche in der Kombination klinischer <strong>und</strong> radiologischer Bef<strong>und</strong>e eindeutig einer spezifischenbenignen Entität zugeordnet werden können (spezifische Diagnose), die mechanische Festigkeitdes <strong>Knochen</strong>s nicht gefährden <strong>und</strong> nicht symptomatisch sind, können gr<strong>und</strong>sätzlich im Verlaufbeobachtet werden. Dies trifft beispielsweise <strong>für</strong> das nicht ossifizierende Fibrom (NOF), die einfache<strong>Knochen</strong>zyste, das Osteochondrom oder das Enchondrom zu, kann aber auch <strong>für</strong> ein oberflächlichgelegenes Lipom oder ein sicher diagnostiziertes Ganglion der Fall sein.Bei größenkonstanter <strong>und</strong> nicht schmerzhafter Läsion ist, falls keine sichere Diagnose gestelltwerden kann, eine Biopsie anzustreben, denn Weichteilsarkome können auch über längere Jahreohne erkennbare Größenzunahme <strong>und</strong> schmerzlos sein. Auch kleine, schmerzlose Läsionen, welchepotenziell maligne sein können, müssen biopsiert werden, sofern eine spezifische, eindeutigbenigne, klinische Diagnose nicht gestellt werden kann. Ferner ist bei einer großen, tief zur Fasziegelegenen, schmerzhaften oder an Größe zunehmenden Läsion, abgesehen <strong>von</strong> wenigen Ausnahmen,eine Biopsie erforderlich. Im Zweifelsfall besteht die Indikation zur Probebiopsie. Sie kann auch beimetastasierter Erkrankung zur Diagnosesicherung vor Bestrahlung oder Chemotherapie notwendigwerden. Letztlich ist eine Biopsie immer dann indiziert,F wenn Zweifel an der Dignität der in Frage stehenden Läsion bestehen,F wenn sich durch die unterschiedlich möglichen Diagnosen eine wesentliche Änderung des weiterenTherapieplans ergeben würde <strong>und</strong>F wenn die in Frage stehende Therapie erhebliche Folgen <strong>für</strong> den Patienten nach sich ziehen würde.Selbst bei bekannter maligner Erkrankung kann zum einen die histologische Sicherung einer möglichenMetastase notwendig werden, zum anderen ist im Einzelfall ein Zweittumor auszuschließen.Die technische Durchführung der Biopsie darf die Möglichkeiten der definitiven lokalen Versorgungnicht einschränken <strong>und</strong> muss deshalb gut geplant werden [20, 22, 27]. Der Zugang muss so gewähltwerden, dass der Tumor letztlich en bloc mit der Narbe entfernt werden kann. Andernfalls bestehtdie Gefahr eines Lokalrezidivs [2, 7, 26].Offene BiopsieMan unterscheidet hier die häufiger durchgeführte Inzisionsbiopsie <strong>von</strong> der 7 Exzisionsbiopsie (radikaleBiopsie), bei welcher der Bef<strong>und</strong> mit der Biopsie komplett entfernt wird. Bei Letzterer mussdurch die Bildgebung vorher eine eindeutige Diagnose gesichert sein. Andernfalls sind eine Inzisionsbiopsieoder eine geschlossene Biopsie erforderlich.Eine radikale Biopsie mit knappem Resektionsrand oder bei Lage der Läsion in einer anatomischungünstigen Region wie der Axilla, der Kniekehle, der Ellenbeuge, dem Karpaltunnel, der Hand oderdem Fuß ist bei Malignitätsverdacht absolut zu vermeiden. Hier besteht ein großes Risiko <strong>für</strong> inadäquateResektionsränder.Der Vorteil einer Inzisionsbiopsie liegt in der Gewinnung einer großen Gewebeprobe, sodassdie Diagnosestellung mit größerer Sicherheit erfolgen kann. In großen Zentren liegt die ErfolgsrateSpezifische benigne, die mechanischeFestigkeit des <strong>Knochen</strong>s nicht gefährdende,asymptomatische Entitätenkönnen im Verauf beobachtet werdenDie Biopsie ist indiziert, wenn Zweifelan der Dignität bestehen oder diemöglichen Diagnosen wesentlicheTherapieplanänderungen erfordernwürdenDer Biopsiezugang muss so gewähltwerden, dass der Tumor en bloc mitder Narbe entfernt werden kann7 ExzisionsbiopsieVorteil einer Inzisionsbiopsie ist dieGewinnung einer großen Gewebeprobe,nachteilig sind der höhere Aufwandsowie das KomplikationsrisikoDer Orthopäde 10 · 2011 |935


Abb. 1 8 Liposarkom rechter Oberschenkel dorsal, G3, sek<strong>und</strong>är extrakompartimentär nach Falschbiopsie <strong>von</strong>ventral, a MRT, T2-Wichtung SE (Spinecho), b MRT, T1-Wichtung fettgesättigt mit KontrastmittelDie Biopsie sollte möglichst an derInstitution durchgeführt werden,die auch die definitive Versorgungübernehmen wird7 Tumorzellverschleppung7 Intraoperative GefrierschnitteDie Kontamination neurovaskulärerStrukturen kann eine Amputationerforderlich machen7 Histopathologische Auswertungdiesbezüglich etwa bei 96%. Falschbehandlungen oder Therapieverzögerung können somit möglichstvermieden werden. Die Nachteile liegen in dem höheren Aufwand <strong>und</strong> Kosten sowie im größerenRisiko <strong>von</strong> perioperativen Komplikationen (Infektion, Hämatom, pathologische Fraktur).Das größte Risiko bei der offenen Biopsie ist die nicht sachgemäße Ausführung (. Abb. 1) durchden Operateur [20].Bei Durchführung einer offenen Inzisionsbiopsie ist an den Extremitäten ein möglichst kleinerLängsschnitt zu wählen, sodass man auf möglichst direktem Weg auf den Tumor stößt, ohne weitereKompartimente zu eröffnen <strong>und</strong>, wie oben angeführt, die Narbe bei der operativen Entfernungen bloc mit dem Tumor entfernt werden kann (nicht in den Verschiebeschichten, wie bei den anatomischenZugängen). Auch die rekonstruktiven Möglichkeiten sind dabei in die Planung mit einzuschließen.Dies bedeutet, dass es zur Vermeidung <strong>von</strong> Komplikationen günstig ist, bereits die Biopsiean der Institution durchzuführen, welche auch die definitive Versorgung übernehmen wird. Auch<strong>für</strong> die technische Durchführung sollten strenge Regeln befolgt werden. Weder der Finger des Operateursnoch die des Assistenten sollten die W<strong>und</strong>e berühren, um eine 7 Tumorzellverschleppungzu vermeiden. Eine Blutsperre kann benutzt werden. Auf keinen Fall dürfen Blutgefäße, Nerven <strong>und</strong>Sehnen bei der Probenentnahme dargestellt werden. In jedem Fall sind stumpfe Haken zu verwenden.Die Proben sollte aus der Peripherie der Läsion entnommen werden. Um Fehldiagnosen zu vermeiden,ist darauf zu achten, eine evtl. vorhandene Periostreaktion nicht zu biopsieren. Routinemäßigsollte ein Abstrich genommen werden. 7 Intraoperative Gefrierschnitte können diagnostischesGewebe bestätigen [21].Es ist penibel auf eine suffiziente Blutstillung zu achten, um nicht durch ein Hämatom eine Verbreitung<strong>von</strong> Tumorzellen zu riskieren. Dies kann zum einen dazu führen, dass eine Extremitätenerhaltungnicht mehr möglich ist, oder andererseits die Wahrscheinlichkeit einer Infektion erhöhen.Eine Drainage muss entweder im W<strong>und</strong>winkel oder in enger Nachbarschaft dazu im Verlauf derW<strong>und</strong>e ausgeleitet werden. Ist es erforderlich, <strong>Knochen</strong>gewebe zu entnehmen, sollten der Entnahmedefektklein <strong>und</strong> mit abger<strong>und</strong>eten Ecken gehalten <strong>und</strong> zur Blutstillung <strong>und</strong> mechanischen Stabilisierungeine <strong>Knochen</strong>zementplombe eingebracht werden [6]. Postoperativ können eine Immobilisierung<strong>und</strong> Entlastung der Extremität erforderlich sein. Die Kontamination neurovaskulärer Strukturenkann eine Amputation erforderlich machen.Für eine komplette 7 histopathologische Auswertung einschließlich des Gradings <strong>und</strong> um demPathologen die Diagnosestellung am Präparat zu ermöglichen, sollte generell versucht werden, ausreichendviel Gewebe (1–2 cm 3 ) zu erhalten. Da<strong>für</strong> ist es notwendig, <strong>für</strong> die Probenentnahme dieBiopsielokalisation im Tumor so zu wählen, dass dort mit Wahrscheinlichkeit das höchste Gradingzu erwarten ist. Diese Areale sind häufig gut durchblutet <strong>und</strong> weisen wenig erkennbare Tumormatrixauf (z. B. Peripherie des Weichteilanteils beim <strong>Knochen</strong>sarkom). Dagegen ist bei stark zystisch,nekrotisch veränderten Arealen wenig Aufschlussreiches zu erwarten.936 | Der Orthopäde 10 · 2011


CMEAbb. 2 7 CT-gesteuerte,transpedikuläre Stanzbiopsieeines <strong>Knochen</strong>tumors in einemWirbelkörper der BrustwirbelsäuleGeschlossene BiopsieDie Nadelbiopsie kann gr<strong>und</strong>sätzlich klinisch nach Palpation oder unter Zuhilfenahme bildgebenderVerfahren, wie Durchleuchtung, Sonographie oder CT, durchgeführt werden, wobei die CT diemit Abstand größte Genauigkeit <strong>und</strong> Sicherheit bietet (. Abb. 2).Durch Fortschritte der Bildgebung ist die Nadelbiopsie mittlerweile in nahezu allen Körperregionensicher <strong>und</strong> erfolgreich anwendbar. Ihr Vorteil liegt in der Möglichkeit der ambulanten <strong>und</strong>gleichzeitig <strong>für</strong> den Patienten schonenden Durchführbarkeit. Wenn es sich nicht um Kinder handelt,welche aus Angst nicht kooperationsfähig sind, ist meist nur eine Lokalanästhesie erforderlich, <strong>und</strong>die Lokalisation der Probeentnahme kann im Bild sehr gut dokumentiert werden [28].Der Nachteil der Methode liegt in der begrenzten Menge des Biopsats <strong>und</strong> dem Risiko des sog.„sampling error“. Obwohl die Diagnose bei der sog. „core needle biopsy“ unter Verwendung einerSchneidnadel meist gestellt werden kann, empfiehlt es sich stattdessen, wenn mehr Gewebe <strong>für</strong> ausgedehntereUntersuchungen erforderlich ist, eine offene Inzisionsbiopsie durchzuführen, insbesonderewenn sich der in Frage stehende Bef<strong>und</strong> in der Markhöhle eines kräftigen Röhrenknochens befindet.Von einem gut eingespielten Team durchgeführt, erreicht die Nadelbiopsie jedoch eine Erfolgsrate<strong>von</strong> 90–95% (Metastasen) bzw. 70–85% bei primären Malignomen <strong>und</strong> infektiösen Bef<strong>und</strong>en [1,4, 9, 15, 16, 17, 18, 25, 32]. Dies gilt sowohl <strong>für</strong> das Grading als auch <strong>für</strong> die Artdiagnose.Anhand <strong>von</strong> Feinnadelbiopsien können nur zytologische Punktionen durchgeführt werden – siesind <strong>für</strong> die <strong>Diagnostik</strong> <strong>von</strong> <strong>Knochen</strong>tumoren nicht geeignet, es sei denn zur Sicherung einer Metastaseoder Dokumentation eines Lokalrezidivs.Der Vorteil der Nadelbiopsie liegt inder ambulanten <strong>und</strong> schonendenDurchführbarkeitMittels Nadelbiopsie werden beiGrading <strong>und</strong> Artdiagnose hoheErfolgsraten erreichtTumorgraduierungNach klinischer Untersuchung, Bildgebung, histopathologischer Diagnosestellung (lokales Staging)sowie der Identifizierung möglicher Metastasen (systemisches Staging) ist die Tumorgraduierungdurchzuführen. Damit werden die lokale, anatomische Ausdehnung, das Grading <strong>und</strong> damit dasMetastasierungspotenzial des Tumors beschrieben, wenn nicht bereits Metastasen vorliegen.Das Staging bietet die Möglichkeit, einen spezifischen Behandlungsplan zu entwickeln <strong>und</strong> diePrognose abzuleiten. Ferner erlaubt es einen Ergebnisvergleich verschiedener Studien bzw. Patientengruppen[3]. Eingeteilt wird die Erkrankung in erster Linie aufgr<strong>und</strong> der lokalen Situationdes Primär tumors, wobei der Hauptzweck jedoch die Abschätzung des Metastasenrisikos ist. DiePrognose faktoren <strong>für</strong> ein Lokalrezidiv können <strong>von</strong> diesen Kriterien nicht abgeleitet werden.Die Graduierung beschreibt dielokale, anatomische AusdehnungHauptzweck des Stagings ist dieAbschätzung des MetastasenrisikosDer Orthopäde 10 · 2011 |937


Bei allen Patienten mit <strong>malignen</strong><strong>Knochen</strong>tumoren ist ein Stagingmittels Ganzkörperszintigraphie<strong>und</strong> Thorax-CT erforderlich7 Lungenmetastasen7 SkipmetastasenRisikofaktoren <strong>für</strong> ein Lokalrezidiv bei<strong>Knochen</strong>tumoren sind inadäquateResektionsränderPrognostische Variablen zum Staging<strong>von</strong> Weichteilsarkomen der Extremitätensind Grading, Tumorgröße,Kompartimentstatus <strong>und</strong> Meta stasierungDas Stagingsystem <strong>für</strong> <strong>Knochen</strong>tumoren beruht auf3 Säulen [10]:F GradingF lokale Tumorausdehnung (Kompartimente) <strong>und</strong>F Metastasen.Dabei gibt das Grading die beste Abschätzung <strong>für</strong>das Metastasierungsrisiko (G0 entspricht kein Risiko,G1 entspricht 15%) an. Beiallen Patienten mit <strong>malignen</strong> <strong>Knochen</strong>tumoren ist einsystemisches Staging mittels Ganzkörperszintigraphie<strong>und</strong> CT des Thorax erforderlich. 7 Lungenmetastasenkommen am häufigsten vor, <strong>Knochen</strong>metastasen sindeher ungewöhnlich. Auch Lymphknoten oder andereOrgane (z. B. Leber) sind nur in Ausnahmefällen betroffen.Für das systemische Staging beim Ewing-Sarkom oder primären Lymphom des <strong>Knochen</strong>s ist eine<strong>Knochen</strong>markstanze erforderlich.7 Skipmetastasen beim Osteosarkom gehen miteiner ähnlich schlechten Prognose einher wie systemischeMetastasen. Deshalb sollte beim lokalen Stagingzur Erkennung dieser intrakompartimentären Metastasendie gesamte Länge des betroffenen <strong>Knochen</strong>s mitden angrenzenden Gelenken dargestellt werden [29].Im Stagingsystem nach Enneking et al [10] findenGrading, Kompartiment <strong>und</strong> Metastasierungs statusEingang (. Tab. 1). Dies bedeutet <strong>für</strong> die verschiedenenStadien in ansteigender Reihenfolge (I nach II,A nach B) ein zunehmendes Metastasierungsrisiko.Unabhängig vom Grading liegt beim Vorhandensein<strong>von</strong> Metastasen Stadium III vor.Stadium-I-Läsionen erfordern eine komplette Resektion.Zur Reduktion des Metastasierungsrisiko bedürfenStadium-II-Läsionen häufig einer Resektion mitChemotherapie, während bei Stadium-III-Bef<strong>und</strong>en oftChemotherapie, lokale Tumorresektion <strong>und</strong> eine Resektionder Metastasen durchgeführt werden. Trotz dieseraggressiven Behandlung hat letztere Patientengruppeeine sehr schlechte Prognose.Risikofaktoren <strong>für</strong> ein Lokalrezidiv bei <strong>Knochen</strong>tumorensind inadäquate Resektionsränder (intraläsionaloder marginal) <strong>und</strong> <strong>für</strong> hochmaligne Tumoren zusätzlichein schlechtes Ansprechen auf Chemotherapie(5 cmim DurchmesserT2a OberflächlichgelegenT2b Tief gelegenM FernmetastasenM0 Keine FernmetastasenN1 Histologisch verifizierteregio-M1nale LymphknotenmetastaseStagingI T1a,b, N0M0, G1T1a,b, N0M0, G1II T1a,b, N0M0, G2–3T2a, N0M0, G2–3III T2b, N0M0, G2–3IV Jedes T, N1M0, jedes GJedes T, N0M1, jedes GFernmetastasenAJCC American Joint Committee on Cancer.a Oberflächlicher Tumor, außerhalb der Fascia superficialislokalisiert, ohne sie zu infiltrieren.b Tiefer Tumor unter der Fascia superficialis lokalisiertoder mit Infiltration oder Durchdringung der Faszie;retroperitoneale, mediastinale <strong>und</strong> Beckensarkomewerden als tiefe Tumoren eingestuft.Tumorgröße. Ein Durchmesser des Tumors ab 5 cm erwies sich als mit einem höheren Metastasierungsrisikoassoziiert.938 | Der Orthopäde 10 · 2011


CMEAbb. 3 8 Subkutanes malignes fibröses Histiozytom (MFH) rechts glutäal, G3, Stadium T1a, intrakompartimentär,a MRT, T1-Wichtung SE, b MRT, T2-Wichtung TSE (Turbospinecho), c MakropräparatAbb. 4 7 Liposarkom rechter Oberschenkeldorsal, G3, Stadium T2b,intramuskulär, intrakompartimentär,MRT, T1-Wichtung fettgesättigt mitKontrastmittelLokalisation. Hinsichtlich der Tumorlage orientiert man sich an der Faszie. Oberflächlich dazugelegene Bef<strong>und</strong>e sind meist als „low-risk“, tiefe oder oberflächlich mit der Faszie verwachseneBef<strong>und</strong>e als „high-risk“ mit erhöhtem Metastasierungsrisiko einzustufen (. Abb. 3).Kompartimentstatus. Als Kompartimente werden anatomische Räume angesehen, die natürlicheBarrieren <strong>für</strong> die Tumorausbreitung darstellen (. Abb. 4). Ferner sind Kompartimentbegrenzungenauch durch <strong>Knochen</strong>, Periost, Gelenkknorpel, Gelenkkapsel, straffes fibröses Bindegewebe <strong>von</strong>Septen, Bänder <strong>und</strong> Sehnen definiert. Diese Kompartimente können zwar dazu benutzt werden, Resektionsränderbei der Planung der Operation festzulegen, sind jedoch <strong>für</strong> die Prognose <strong>von</strong> Weichteilsarkomennicht entscheidend.Metastasen. Da auch Metastasen <strong>von</strong> Weichteilsarkomen typischerweise in der Lunge auftreten,komplettiert eine CT-Untersuchung des Thorax das systemische Staging. <strong>Knochen</strong>-, lokale Lymphknoten-<strong>und</strong> sonstige viszerale Metastasen sind dagegen höchst selten. Eine Ausnahme bezüglichLymphknotenmetastasen bildet das Klarzellsarkom <strong>und</strong> hinsichtlich Metastasierung in nicht pulmonaleLokalisationen das myxoide Liposarkom. Daher sollte bei diesen beiden Tumorentitäten daspräoperative Staging auch eine CT-Untersuchung des Abdomens beinhalten.Metastasen <strong>von</strong> Weichteilsarkomensowie <strong>von</strong> <strong>Knochen</strong>tumoren tretentypischerweise in der Lunge aufDer Orthopäde 10 · 2011 |939


Für das Staging <strong>von</strong> Weichteilsarkomensind die Einteilung nachEnneking, die AJCC- <strong>und</strong> die MSK-Klassifikation in GebrauchFür das Staging <strong>von</strong> Weichteilsarkomen sind 3 Systeme in Gebrauch. Hierzu zählen das Systemnach Enneking et al. (. Tab. 1, [10]), welches sowohl auf <strong>Knochen</strong>- als auch auf Weichteilsarkomeangewendet werden kann. Dessen Kompartimenteinteilung hat hinsichtlich des Metastasierungsrisikosbei den niedrig <strong>malignen</strong> Weichteilsarkomen einen eher geringen prognostischen Wert. Daextrakompartimentäre Tumoren meist groß <strong>und</strong> tief gelegen sind, stimmt die Klassifikation nachEnneking et al. (. Tab. 1, [10]) in der prognostischen Einschätzung der höchsten Risikogruppe wiederummit den weiteren Klassifikationen überein. Sowohl in der AJCC- (American Joint Committeeon Cancer; . Tab. 2) als auch in der MSK-Klassifikation (MSK: Memorial Sloan-Kettering CancerCenter) werden die 3 wichtigsten Punkte bezüglich des Metastasierungsrisikos (Grading, Tumorgröße,Lokalisation) berücksichtigt [30].Fazit <strong>für</strong> die PraxisDie Diagnoseverzögerung beim <strong>malignen</strong> <strong>Knochen</strong>tumor führt oft zu einer Prognoseverschlechterung.Zur schnellen <strong>und</strong> effektiven <strong>Diagnostik</strong> sollte einem vorgegebenen Algorithmus gefolgtwerden. Bei der Biopsie als letzter Schritt des lokalen Stagings müssen technische/anatomische Erfordernisseeiner möglichen endgültigen Resektion ins Kalkül gezogen werden. Die Durchführungder Biopsie an einem tumororthopädischen Zentrum ist daher dringend anzuraten.KorrespondenzadresseProf. Dr. Dr. H. Rechl<strong>Klinik</strong> <strong>für</strong> Orthopädie <strong>und</strong> Sportorthopädie, <strong>Klinik</strong>um rechts der Isar, Technische Universität MünchenIsmaninger Straße 22, 81675 Münchenrechl@ortho.med.tum.deInteressenkonflikt. Der korrespondierende Autor gibt an, dass kein Interessenkonflikt besteht.Literatur1. Babu NV, Titus VT, Chittaranjan S etal (1994) Computed tomographicallyguided biopsy of the spine. Spine19:2436–24422. Bickels J, Jelinek JS, Shmookler BMet al (1999) Biopsy of musculoskeletaltumors. Current concepts. Clin OrthopRelat Res 368:212–2193. Bieling P, Rehan N, Winkler P et al(1996) Tumor size and prognosis inaggressively treated osteosarcoma.J Clin Oncol 14:848–8584. Bommer KK, Ramzy I, Mody D (1997)Fine-needle aspiration biopsy in thediagnosis and management of bonelesions: a study of 450 cases. Cancer81:148–1565. 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CME24. Rechl H, Wörtler K, Weirich G et al.(2006) Weichteilsarkome – Epidemiologie,<strong>Diagnostik</strong> <strong>und</strong> Therapie.Orthopade 35:1269–127825. Saifuddin A, Mitchell R, Burnett SJ etal (2000) Ultraso<strong>und</strong>-guided needlebiopsy of primary bone tumours.J Bone Joint Surg Br 82:50–5426. Schwartz HS, Spengler DM (1997)Needle tract recurrences after closedbiopsy for sarcoma: three cases andreview of the literature. Ann SurgOncol 4:228–23627. Simon MA, Biermann JS (1993) Biopsyof bone and soft-tissue lesions.J Bone Joint Surg Am 75:616–62128. Skrzynski MC, Biermann JS, MontagA et al (1996) Diagnostic accuracyand charge-savings of outpatientcore needle biopsy compared withopen biopsy of musculoskeletal tumors.J Bone Joint Surg Am 78:644–64929. Wuisman P, Enneking WF (1990) Prognosisfor patients who have osteosarcomawith skip metastasis. J BoneJoint Surg Am 72:60–6830. W<strong>und</strong>er JS, Healey JH, Davis AM et al(2000) A comparison of staging systemsfor localized extremity soft tissuesarcoma. Cancer 88:2721–273031. Yanagawa T, Shinozaki T, Iizuka Y etal (2010) Role of 2-deoxy-2-[F-18]fluoro-D-glucose positron emissiontomography in the management ofbone and soft-tissue metastases.J Bone Joint Surg Br 92:419–42332. Yao L, Nelson SD, Seeger LL et al(1999) Primary musculoskeletal neoplasms:effectiveness of core-needlebiopsy. Radiology 212:682–686Der Orthopäde 10 · 2011 |941


CME-Fragebogenkostenfreie Teilnahme<strong>für</strong> AbonnentenBitte beachten Sie:F Antwortmöglichkeit nur online unter: CME.springer.deF Die Frage-Antwort-Kombinationen werden online individuell zusammengestellt.F Es ist immer nur eine Antwort möglich.Welche Aussage zu Inzidenz<strong>von</strong> Sarkomen ist richtig?Der Großteil der gutartigen<strong>Knochen</strong>läsionen kommtzwischen der 5. <strong>und</strong> 6. Lebensdekadevor.Das Osteo- <strong>und</strong> das Ewing-Sarkom treten gehäuft in der2. <strong>und</strong> 3. Lebensdekade auf.Chondro- <strong>und</strong> Fibrosarkometreten immer vor der4. Lebensdekade auf.Myelome, Lymphome <strong>und</strong>Metastasen betreffen eher diejüngeren Altersgruppen vordem 40. Lebensjahr.Das Osteosarkom ist ein Tumordes alten Menschen.Bevorzugte Lokalisationen derfolgenden Tumoren sind:Chondroblastom – epi-/epimetaphysäreRegionRiesenzelltumor – diaphysäreRegionOsteosarkom – diaphysärEwing-Sarkom – metaphysärChondrosarkom – epiphysärWelche Aussage zur <strong>Diagnostik</strong>ist richtig?Ein spezifischer Hinweis <strong>für</strong>das Vorliegen eines Myelomsoder einer metastasierendenErkrankung beim Erwachsenensind das Auftreten <strong>von</strong>Bence-Jones-Proteinen imUrin <strong>und</strong> eine Sturzsenkung.Ein spezifischer Hinweis <strong>für</strong>das Vorliegen eines Myelomsoder einer metastasierendenErkrankung beim Erwachsenenist eine Sturzsenkung.Verlässliche Tumormarkerzur <strong>Diagnostik</strong> <strong>und</strong> Verlaufskontrolle<strong>von</strong> Sarkomen sindderzeit nicht verfügbar.Bei metastasiertem Prostatakarzinomkann das PSA keinewichtigen Anhaltspunkte zumVerlauf geben.Eine Sturzsenkung ist pathognomonisch<strong>für</strong> das Vorliegeneines Myeloms.Wie ist die Abfolge desdiagnostischen Algorithmusbei Verdacht auf das Vorliegeneines <strong>Knochen</strong>tumors?Inspektion, Röntgen, spezielleBildgebung, Laboruntersuchung,BiopsieAnamnese, Untersuchung,Röntgen, spezielle Bildgebung,Laboruntersuchung, BiopsieAnamnese, Untersuchung,Röntgen, spezielle Bildgebung,Laboruntersuchung,ResektionAnamnese, Röntgen, Laboruntersuchung,spezielle Bildgebung,ResektionAnamnese, Röntgen,spezielle Bildgebung, Biopsie,ResektionWelche Aussage zum lokalenWachstum ist richtig?Die mottenfraßartige Destruktionist meist kein Zeichenaggressiven Wachstums.Die permeative Destruktionist meist kein Zeichenaggressiven Wachstums.Das vom Osteosarkom gebildeteOsteoid ist bildgebendnicht sichtbar.Die Periostreaktion kann Auskunftüber die Aggressivitätdes Tumorwachstums geben.Ein umgebende Sklerosezonespricht <strong>für</strong> maligne Entitäten.Welche Aussage zur Biopsie istrichtig?Mittels einer Inzisionsbiopsiekönnen nur limitierteGewebe mengen gewonnenwerden.Die Erfolgsrate der Inzisionsbiopsieist unabhängig <strong>von</strong>der Erfahrung.Die Erfolgsrate der Biopsie hatkeine effektiven Auswirkungenauf den Beginn der Therapie.Die Inzisionsbiopsie birgtkeinerlei Risiken.Bei der Biopsieentnahme müssentechnische/anatomischeErfordernisse einer möglichenendgültigen Resektion insKalkül gezogen werden.Welche Aussage zur offenen imVergleich zur geschlossenenBiopsie ist richtig?Bei einer Exzisionsbiopsiemuss vor der Biopsie bzw.Resektion die Diagnose durchentsprechende Bildgebungnicht eindeutig gesichert sein.Bei Lokalisation der Läsionz. B. im Bereich der Axilla oderder Kniekehle ist eine radikaleBiopsie absolut anzustreben.Das größte Risiko bei der offenenBiopsie besteht in dernicht sachgemäßen Durchführungdurch den Operateur.Bei der offenen Biopsie istes ratsam, nicht direkt aufden Tumor zuzuoperieren,sondern möglichst mehrereKompartimente zu eröffnen.Um Fehldiagnosen zu vermeiden,soll beim Weichteilsarkomeine evtl. vorhandenePeriostreaktion biopsiertwerden.Bei Vergleich der offenen mitder geschlossenen Biopsie istfolgende Aussage richtig:Bei der geschlossenen Nadelbiopsieist es möglich, einegleich große Menge an Biopsatbei geringerem Komplikationsrisikozu entnehmen.Als Vorteil ist zu nennen, dassdie geschlossene Biopsieunter Bildkontrolle sicher <strong>und</strong><strong>für</strong> den Patienten ambulant<strong>und</strong> schonend durchgeführtwerden kann.Nachteilig ist <strong>für</strong> die offeneMethode das Risiko der sog.„sampling errors“ zu benennen.Feinnadelbiopsien sind zur<strong>Diagnostik</strong> <strong>von</strong> <strong>Knochen</strong> -tumoren gut geeignet.Die Feinnadelbiopsie ist inheutiger Zeit obsolet.Das Stagingsystem <strong>für</strong><strong>Knochen</strong>tumoren beruht auf3 Säulen: Grading, lokale Tumorausdehnung(Kompartimente)<strong>und</strong> Metastasen. WelcheAus sage dazu ist richtig?Grading liefert die amwenigsten brauchbarenInformationen bezüglich einesMetastasierungsrisikos.D Mitmachen, weiterbilden <strong>und</strong> CME-Punkte sichern durch die Beantwortung der Fragen im Internet unter CME.springer.de942 | Der Orthopäde 10 · 2011

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