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Spuren 05/2007 - Dürener Geschichtswerkstatt

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Nummer 5 · April <strong>2007</strong><strong>Spuren</strong><strong>Spuren</strong>Magazin der <strong>Dürener</strong> <strong>Geschichtswerkstatt</strong> e.V.Wie lebte Dürenin den 50ern?Nächste Veranstaltung der Reihe „Zeitreise“Es gibt eine Reihe von verbürgtenÄußerungen, die einen Neuaufbau der zerstörtenStadt Düren an gleicher Stelle fürunwahrscheinlich, gar unmöglich hielten.Die <strong>Dürener</strong> haben diese Skeptiker einesBesseren belehrt: Mit einer unglaublichenKraftanstrengung verwandelten sie denHaufen von 1,6 Mio. cbm Schutt bis Endeder 50er Jahre in eine blühende Stadt, inder wieder genau so viele Menschen lebtenwie vor dem Krieg.Enteignung, erhielten sie doch für 100 gesparteReichsmark ganz 6,50 DM gutgeschrieben.Dabei konnten sie doch jeden Pfenniggebrauchen: Kleidung, Möbel, Haushaltsgeräte– fast alles musste doch neu beschafft werden.Ein besonders drängendes Problem wardie Wohnungsnot. Obwohl die <strong>Dürener</strong> inKellern und Gartenhäusern, Kasernen undBaracken hausten, musste zeitweise eineDabei war die Bestandsaufnahme nach derdeutschen Kapitulation für das <strong>Dürener</strong> Landim höchsten Maße deprimierend ausgefallen.In der berühmten Denkschrift „Hürtgenwaldund Rurlandnot“ vom Mai 1947 sprechen dieAutoren von einem „nie geahnten Ausmaß anZerstörung“ in den Kreisen Düren und Jülich.Kurze Zeit später wird der Kreis Düren in diehöchste Beschädigungsstufe eingeordnet, wasimmerhin Auswirkungen auf die Zuteilungvieler Güter des täglichen Bedarfs hat.Mit dem „Marshallplan“ und der Währungsreformwerden im Jahr 1948 die Weichengestellt für einen wirtschaftlichen Aufschwung,den man später gern als „Wirtschaftswunder“bezeichnete, der jedoch fürviele zunächst gar keine „wunderbaren“ Zügeannahm. Denn die Einführung der D-Markbedeutete für viele kleine Sparer eine faktischeZuzugssperre verhängt werden, weil es keineUnterbringungsmöglichkeiten gab. Erst durchden Wiederaufbauplan von 1949 wurden dieMöglichkeiten geschaffen, in größeremUmfang neue Wohnungen zu bauen.Trotz (oder vielleicht wegen?) dieser gro-Forts. Seite 8Der Wirteltorplatz, erfüllt mitLeben und Treiben


<strong>Spuren</strong> Nummer 5 · April <strong>2007</strong>Hunger nach ZerstreuungAnfänge der Freizeitgestaltung ohne staatlichen ZwangLinks: Zuschauermassen auf derWestkampfbahn – nostalgischeErinnerung an glorreiche ZeitenRechts: Kindervergnügen aufder Annakirmes 1950Am 25. Februar 1945 war für das Gebietder Stadt Düren der Zweite Weltkrieg beendet.An diesem Tage hatten amerikanischeTruppen das Stadtgebiet vollständig eingenommenund damit begonnen, eine militärischeund zivile Verwaltung aufzubauen. DieMühen, eine einigermaßen geordnete Versorgungder langsam zurückkehrenden Bevölkerungzu organisieren, sind mehrfach dargestelltworden. Es dauerte noch Monate, bisWasser- und Stromversorgung notdürftig wiederin Gang kamen, im Mai 1945 konnten dieersten Geschäfte (Bäckereien, Metzgereienund Lebensmittelhandlungen) in Düren öffnen,und bis die ersten Schulen ihren Betriebwieder aufnehmen konnten, wurde es September.Obwohl Stadt- und Kreisverwaltungin diesen Monaten und noch in den kommendenJahren in erster Linie damit beschäftigtwaren, die Versorgung der Bevölkerungmit Lebensmitteln, Kleidungund Brennstoffenzu organisieren, beganngleichzeitig auch das kulturelleund sportlicheLeben wieder.SportDie großen Sportvereine,SG Düren 99 undSpielvereinigung„Schwarz-Weiß“ Düren,begannen bereits imSommer 1945 wieder und schon am 7. September1945 spielte die Fußballmannschaftder „99er“ in Aachen gegen die dortige Alemanniaihr erstes größeres Spiel. In den kommendenJahren wurde die Mannschaft zueinem der führenden Teams im VerbandMittelrhein und spielte während der 50erJahre über mehrere Jahre hinweg in der 2. LigaWest, der damals zweithöchsten Spielklasse.Aus dem Verein stammen die NationalspielerGeorg (Schorsch) Stollenwerk, der am OlympischenFußballturnier 1952 in Helsinki undan der Fußball-WM 1958 in Schweden teilgenommenhat, sowie der Abwehrspieler Karl-Heinz Schnellinger, der noch als Jugendlicherfür die SG Düren 99 seine ersten Länderspielegemacht und ebenfalls am Fifa-Turnier inSchweden teilgenommen hat. Schnellingerging nach einigen Jahren beim 1. FC Köln alsSpieler nach Italien, wo er bis in die 70er Jahrehinein einer der besten Abwehrspieler derWelt war. Unvergessen sein Ausgleichstor im„Spiel des Jahrhunderts“, dem Halbfinale zwischenDeutschland und Italien bei der WM1970 in Mexiko. Im Sommer 1954, kurz nachder Weltmeisterschaft in der Schweiz, fand aufder Westkampfbahn ein Fußballspiel zwischenden 99ern und dem 1. FC Kaiserslautern vor15 000 Zuschauern statt. Kaiserslautern wardamals wohl die prominenteste MannschaftDeutschlands mit 5 Spielern aus der Weltmeistermannschaft.Kaiserslautern gewannübrigens 5 : 2! Überhaupt sind die Zuschauerzahlenfür heutige Verhältnisse erstaunlich. BeiFußballspielen von „Schwarz-Weiß“ gegen dieLokalrivalen „<strong>Dürener</strong> Spielverein“ oder„Sportfreunde“ waren nicht selten mehr als2000 Fans „auf den Rängen“.Auch andere Sportarten waren in den1950er Jahren populär in Düren, so z.B. (Feld-)Handball, Boxen und Radrennen. Schon1948 konnte die Radrennbahn im Jugendstadionsoweit hergerichtetwerden, dass dortwieder Rennen stattfindenkonnten. In ersterLinie „Steher-Rennen“,bei denen der Radfahrerhinter einem Motorradfährt, das ihm Windschattengewährt. Rund7000 Besucher feiertenam 12. September 1948die Wiedereröffnungder Radrennbahn. Box-Veranstaltungen vorHunderten vonZuschauern fandenunter anderem auf dem Fuhrparkgelände ander Rurstraße oder auf dem Werksgelände der<strong>Dürener</strong> Metallwerke statt.KinoIm Januar 1946 eröffnete das erste Kinonach dem Krieg in Düren, die Nord-Lichtspielean der Ecke Alte/Neue Jülicher Straße. Etwagleichzeitig wurde auch in Ost-Düren in derKölner Landstraße ein Kino eröffnet: „NeueLichtspiele Düren-Ost“. In den ersten Monatenzeigte dieses Kino ausschließlich dieWochenschau „Welt im Bild“, erst im Maiwurden dann auch „Spiel- und Unterhaltungsfilme“gezeigt. Im Laufe des kommenden


Nummer 5 · April <strong>2007</strong><strong>Spuren</strong>Jahrzehnts wuchs die Anzahl der Lichtspieltheater„gewaltig“ an. Im Stadtgebiet Dürensbestanden um 1960 folgende Kinos: Schauburg(Wirteltorplatz), Germania (Wirtelstraße),UT (Kleine Zehnthofstraße) und Metropol(Grüngürtel), daneben bestanden immernoch die Nord-Lichtspiele, währenddas Filmtheaterin Ost-Düren eingegangenwar.Aber nicht nurin der Stadt, inallen größerenDörfern derUmgebung existiertenKinos.Ohne Anspruchauf Vollständigkeit:Birkesdorf,Arnoldsweiler,Rölsdorf, Lendersdorf,Kreuzau,Niederzier,Langerweheund Schlichbesaßen in den50er Jahreneigene Lichtspielhäuser.Mitder massenhaftenVerbreitungdes FernsehensEnde der 50erJahre begannder Niedergangdieser meistkleinen Kinos.Die meisten schlossen in den 60er Jahren ihre„Pforten“.Übrigens fanden in den größeren Kinosauch andere Veranstaltungen statt. Zumindestdie „Schauburg“ und das „Germania“ besaßeneine kleine Bühne vor der Leinwand. Dort fandendie damals beliebten „Bunten Abende“statt, auf denen Stars und Sternchen derUnterhaltungsbranche auftraten, und auchKarnevalsveranstaltungen mit den damaligenGrößen des Kölner Karnevals. Selbst nach Fertigstellungder Stadthalle wurden die Sälenoch für diese Unterhaltungsabende genutzt.Theater und MusikBei der Zerstörung der Stadt war auch das<strong>Dürener</strong> Stadttheater vernichtet worden.Schon im April 1946 wurde der Festsaal derHeil- und Pflegeanstalt, der heutigen Landesklinik,soweit hergerichtet, dass dort TheaterundKonzertveranstaltungen stattfinden konnten.Der Saal wurde am 25. April 1946 miteinem Konzert des Städtischen OrchestersAachen als „Stadttheater Düren“ eröffnet. Biszur Fertigstellung der Aula des StiftischenGymnasiums im Herbst 1952 diente dieserSaal als Theater- und Konzertsaal. Allein imJahr 1946 fanden nahezu 90 Theatervorstellungenstatt. Aufgeführt wurden Lustspiele,Märchen und einige klassische Dramen. ZeitgenössischeSchauspiele fanden so gut wienicht statt. Weder moderne deutsche Theaterstücke,noch die französischen, amerikanischenund englischen Stücke, die in den 50erJahren die Spielpläne beherrschen sollten, fandenin den ersten Spielzeiten in Düren eineBühne. ImOktober1948 wurdeeines derbekanntestenunderfolgreichstendeutschenSchauspiele,„Des TeufelsGeneral“vonZuckmayer,in Dürenaufgeführt.Bespielt wurde das „Stadttheater Düren“ inden ersten Jahren vor allem vom „Theater derJugend“, Neuss, unter der Intendanz vonRoland Müller-Stein. Die Anzahl der Aufführungenverringerte sich nach der Währungsreform1948 beträchtlich, ohne dass sich dieAuswahl der Stücke generell geändert hätte.Auch die Opernaufführungen stammtenausschließlich aus dem klassischen Repertoirevon Mozart bis Puccini.KarnevalIm November 1946 fand die erste „Karnevalsveranstaltung“nach dem Krieg in Dürenstatt. Ein „Bunter Abend“ zum 11. im 11.,durchgeführt von der Kolpingsfamilie. Allerdingswar der Straßenkarneval noch durch dieMilitärregierung verboten. Düren, per se keine„Narrenhochburg“, hatte seit dem 19. Jahrhundertkeine eigenen Karnevalsvereine und-gesellschaften mehr. Der Saalkarneval wurdevon Gruppen wie der „Narrenzunft“ der Kolpingsfamilie,den „Schwarz-Roten Funken“ derSG Düren 99 und ähnlichen Gruppierungenbetrieben. Bis zum 2. Weltkrieg gab es inDüren, im Gegensatz zu manchen Dörfern inLinks: Kinoprogramm vomDezember 1949Unten: Wanderungen in dienahe Eifel gehörten zu denbeliebtesten Freizeitvergnügen


<strong>Spuren</strong> Nummer 5 · April <strong>2007</strong>„Duftkurort henge de Bahn“ istdieser Motivwagen aus dem<strong>Dürener</strong> Karnevalszug betiteltder Umgebung, auch keinen Karnevalsprinzund keinen Karnevalszug, schüchterne Versuchin dieser Richtung waren vor dem Krieggescheitert. Dennoch fanden die sogenannten„Kappensitzungen“ ein großes Echo und insbesonderedie „Fastnachtsschlager“ von JuppKurth begeisterten die Zuschauer. Kurth fandschon in den ersten Nachkriegsjahren denrichtigen sentimentalen Ton, der auch zum„Fastelovend“ gehört. Seine Lieder wie z.B.„Häste denge Schutt dann noch net fott“ oder„Me lötsche dönne Seem“ trafen den Nervdes Publikums. Erst im Jahr 1952 wurde dererste Karnevalszug in Düren durchgeführt undzum ersten Mal gab es auch einen Karnevalsprinzen.Der langjährige Redner und Präsidentder Narrenzunft und spätere BürgermeisterFritz Heusgen wurde „Prinz“. In dieser Sessiongründete sich auch die erste eigenständige<strong>Dürener</strong> Karnevalsgesellschaft, die „KruuschbergerFunken“. Aus dem Vorbereitungsausschussfür den „Zug“ bildete sich im Sommer1952 der „Festausschuss <strong>Dürener</strong> Karneval“,der nun seine ordnenden Hände über das„Vaterstädtische Brauchtum“ hielt.1200-JahrfeierIm September 1948 feierte die Stadt ihr1200jähriges Bestehen. Das erste deutlicheLebenszeichen der Stadt und ihrer Bewohner,das über die Stadtgrenzen hinaus reichte. DasJubiläum basierte auf einer Eintragung in denMetzer Annalen, die besagt, dass der fränkischeKönig Pippin hier im Jahr 748 einen Hoftagabgehalten hat (ein Datum, das inzwischenwohl überholt ist, richtig wäre das Jahr747). In der Woche vom 4. bis zum 12. September1948 fand in Düren ein umfangreichesKultur- und Sportprogramm anlässlichdes Jubiläums statt. Eine Ausstellung mit Bilderndes <strong>Dürener</strong>s Malers Hans Beckers inden Ausstellungsräumen in der Paradiesstraße,Konzerte im Stadttheatersaal in der Heil- undPflegeanstalt und im Kino „Schauburg“, Fußball-und Handballspiele, Schwimm- und Boxveranstaltungenauf verschiedenen Sportplätzenund im Sommerbad, vor allem aber dieAufführung des Festspiels „Wir kehrenzurück“ des <strong>Dürener</strong> Autors Felix Peltzer, dasSchauspiel wurde nicht nur im Theatersaal,sondern auch als Freilichtaufführung auf demHoeschplatz gespielt. Ein Foto aus dieser Aufführungerschien Ende September als Titelseiteder „Neuen Illustrierten“. Dargestellt wurdenSzenen aus der <strong>Dürener</strong> Geschichte in derRegie von Roland Müller-Stein.Die nächsten Veranstaltungen der <strong>Geschichtswerkstatt</strong>Sonntag, 29.04.<strong>2007</strong>, 14.00 Uhr, Düren, Treffpunkt Wirteltorplatz„Mauern, Türme, Stadttore“ – Ein Spaziergang um die früheren Stadtmauernmit Ludger DoweEnde des 12. Jahrhunderts begann die Befestigung der Siedlung Düren, im 13./14. Jahrhundert entstanden die fünfStadttore (Philippstor, Holztor, Obertor, Kölntor und Wirteltor), die mit den Mauern und Türmen die Stadt einschlossen.Nach dem Abbruch großer Teile der Stadtmauern und der Türme in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts und den Zerstörungendes 2. Weltkrieges finden sich heute noch an allen vier Seiten Reste der Stadtmauern und einzelne Türme.Samstag, 12.<strong>05</strong>.<strong>2007</strong>, 14.00, Düren, Treffpunkt Muttergotteshäuschen„Vom Muttergotteshäuschen bis zur Moschee“Ein Stadtspaziergang im <strong>Dürener</strong> Süden und Osten mit Ludger Dowe und Helmut BongarzDiese Stadtteilerkundung führt in den Süden und Osten der Stadt, der sich in den letzten 25 Jahren stark verändertund entwickelt hat. Es gibt hier aber auch erstaunlich viele erhaltene und auch veränderte Bauten aus früheren Zeiten.Auch die Nachkriegssituation in dem Stadtteil mit weitgehend unzerstörtem Wohnungsbestand wird durch einen Zeitzeugenangesprochen.


Nummer 5 · April <strong>2007</strong><strong>Spuren</strong>Bauvereins in der Schoellerstraße.Im Bau begriffen sind die ersten 10 Häuserder Kleinsiedlerstelle am Muttergotteshäuschen.Für das laufende und kommende Rechnungsjahrsind der Stadt Mittel für die Stadtkernbebauungzugesagt worden. Folgende Bauvorhabensind geplant:1.) auf dem städtischen Gelände zwischenWaisenhausstraße und Jesuitengasse 24Wohnungen,2.) auf dem Gelände der Schenkel-Schoellerstiftungzwischen Waisenhausstraße undPletzergasse, das die Stadt im Tausch erworbenhat, 27 Wohnungen,3.) in der Binsfelderstraße 27 Wohnungen,4.) in der Schoellerstraße 63 Wohnungen,5.) Weiter ist der Bau von 69 Wohnungenam Alten Teich geplant. Es ergeben sich hieraber leider Schwierigkeiten im Grundstückserwerb,die wahrscheinlich nur durch Enteignungausgeräumt werden können.Außerdem sollen vom Land bezw. den BankinstitutenMittel zur Verfügung gestellt werden,um eine grössere Zahl von Wohnungenin den halbfertigen Häusern im Stadtkern zuerrichten.Jahr Wohnungen Räume qm Wohnfl.1948 273 1.088 16.0821949 425 1.752 25.0661950 619 2.300 33.5841951 1.044 3.222 46.3581952 728 2.631 34.6471953 496 1.789 25.1451954 801 2.765 39.2901955 9<strong>05</strong> 3.152 44.1551956 680 2.489 34.7181957 755 2.837 38.0401958 686 2.372 32.977Im folgenden Jahrzehnt flossen viele MillionenDM an öffentlichen Mitteln, in derRegel in Form von Landesdarlehen, in denWohnungsbau in der Stadt Düren. PrivateBauherren, aber vor allem Wohnungsbaugesellschaftenwie die Neue Heimat, die <strong>Dürener</strong>Wohnungsbaugenossenschaft oder der <strong>Dürener</strong>Bauverein, errichteten in Düren Tausendeneue Wohnungen, wie einer Aufstellung ausdem Verwaltungsbericht des Jahres 1959 entnommenwerden kann:Seit dem Jahre 1948 wurden durch Neubau,durch Wiederaufbau und Wiederherstellunggewonnen [s. Tabelle links unten]:Das ergibt zusammen 7412 neue Wohnungenmit 26.397 Räumen und 370.062 qmWohnfläche. Für 1959 stellte sich die Wohnungssituationin Düren folgendermaßendar:Gegenüber dem Wohnungsbestand vor derZerstörung der Stadt fehlen heute noch 808Wohnungen. Diese Zahl zeigt jedoch nichtdas wirkliche Bild des Wohnraumbedarfs,denn heute werden vielfach Wohnungendurch Teilung mehrfach gezählt, die frühereine Wohnungseinheit bildeten.Das Wohnungsamt schätzt den reinen Fehlbestandauf noch rund 2.000 Wohnungseinheiten.Es konnte also auch Ende der 50er Jahre,trotz einer gewaltigen Bauleistung, noch nichtdie Rede von einer Sättigung auf dem <strong>Dürener</strong>Wohnungsmarkt sein. In den Vormerklistendes Wohnungsamtes waren am 1.3.1960als wohnungssuchend immer noch 3.864Familien mit 10.125 Personen registriert. Dazunahm die Stadt ständig weiter an Einwohnernzu, u.a. auch wegen der vielen Pendler, die eineWohnung in der Nähe ihres Arbeitsplatzessuchten.Quellen:Verwaltungsberichte der Stadt Düren 1946-1959Kussinger-Stankovic, Düren. Gesicht einer Stadt der 1950erJahre, Düren 2006Hürtgenwald und Rurlandnot. Denkschrift, Düren 1947Domsta, Düren 1940-1947, Düren 1994Links: Eines der zahlreichenWohnungsbauprojekte in derInnenstadt, hier: BongardDatum Einwohner Wohnungen Räume Fläche qm31.03.1944 ca. 49.000 11.800 47.800 717.00031.03.1955 42.614 7.966 35.230 491.71231.03.1956 43.842 8.871 38.382 535.86731.03.1957 45.117 9.551 40.871 570.58531.03.1958 46.332 10.306 43.708 608.62531.03.1959 47.416 10.992 46.080 641.602


<strong>Spuren</strong> Nummer 5 · April <strong>2007</strong>Die größte EnteignungWährungsreform von 1948 brachte viele um ihr ErspartesDas AmtlicheMitteilungsblatt für denKreis Dürenveröffentlichte wenigeTage nach derWährungsreform eineAufstellung der„Höchstpreise“ für die„gangbarstenLebensmittel“ in derErwartung, dass sich derEinzelhandel daran haltenwürdeDie Währungsreform am 20. Juni 1948wird von vielen als die größte Enteignungsaktionder deutschen Geschichte bezeichnet, sounbestritten ihre Notwendigkeit auch war. Ineiner Festschrift der Städtischen Sparkasseheißt es dazu:Die Währungsreform schuf mit der Neuordnungdes Geldwesens nicht nur die wohlwichtigste Voraussetzung des Wiederaufbaues,sondern bereitete den vielen Sparern auchherbe Enttäuschungen. Nach 25 Jahren erlittdie Bevölkerung erneut große finanzielle Einbußen,die sich auf ihren Sparwillen auswirkenmussten. Die Städtische Sparkasse Dürenging im Juni 1948 mit einem Gesamteinlagenbestandvon rd. 40.686.000 RM in dieWährungsreform. Am 21. Juni 1948 besaßdieser Bestand nur noch einen Wert von2.187.183,01 DM. Den drastischen Maßnahmender Währungsumstellung fielenrund 95,6 Prozent der Gesamteinlagen derStädtischen Sparkasse zum Opfer. Besondershart wurden die kleinen Sparer betroffen,deren Guthaben in den meisten Fällen durchdie Kopfquotenanrechnungen untergingen.Fortsetzung von Seite 1ßen Probleme und des täglichen Kampfes umsÜberleben gab es einen großen Bedarf an Kulturund Unterhaltung. So waren Ende 1948bereits wieder sieben Kinos in Düren inBetrieb, es gab Konzerte, Theateraufführungen,Sport- und Karnevalsvereine hatten sichschon wenige Wochen nach Kriegsende wiederzusammengefunden.1950 hatte Düren schon wieder 35.000Einwohner, rund 70 Prozent des Standes vorder Zerstörung. Wie lebten und arbeiteten dieMenschen in den folgenden zehn Jahren bis1960, jenem Jahrzehnt also, an dessen Endeman den Wiederaufbau in Düren als imWesentlichen abgeschlossen betrachtete?Wie verbrachten sie ihre Freizeit, was gabes an heute längst vergessenen „Vergnügungen“,was hat sich, außer den herausragendenbaulichen Zeugnissen wie Stift. Gymnasium,Christus- und Annakirche, Stadthalle (?),Kreisverwaltung und Rathaus, bis heute erhalten?Die 1950er Jahre sind mehr als „Petticoatund Nierentisch“. Es lohnt sich, sie in einerRückschau noch einmal genauer zu betrachten.Mit einer öffentlichen Veranstaltung mitFilmen und Fotos, Plänen und Texten, Expertenund Zeitzeugen wollen die <strong>Dürener</strong><strong>Geschichtswerkstatt</strong> und die Evang. FamilienundErwachsenenbildung das Publikum mitnehmenauf einen Streifzug durch die 1950erJahre in Düren amDonnerstag, dem10. Mai <strong>2007</strong>19.00 Uhr, Saal der Evang. GemeindeDer Eintritt ist frei.Impressum■ Herausgeber: <strong>Dürener</strong> <strong>Geschichtswerkstatt</strong>e.V., Cyriakusstr. 33, 52355 Düren,www.geschichtswerkstatt-dueren.de■ Redaktion: Ludger Dowe, Friedel Gaspers,Bernd Hahne M.A.■ Bezug: liegt an zahlreichenStellen in Dürenaus■ Herstellung:Schloemer & PartnerGmbH, Düren

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