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Mundartliche Namen der Haustiere

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Über das Jach (Joch) an <strong>der</strong> Stirn o<strong>der</strong> das Kummet (Halsjoch) beimOchsen bzw. Haamen (Kummet) beim Pferd gehen die Zuchke¢rren(Zugketten) zum Sillen (Zugholz).Bei größeren Lasten o<strong>der</strong> Steigungen wurde zur Schonung <strong>der</strong> Kühedrei- o<strong>der</strong> vierspännisch gefôhrn.- 325 -


Zugtiere können mit dem Fuß über die herabhängende Zugketteiwwertreeren (übertreten). Das linke (beid(r)ans) und rechte(vond(r)ans) Zugtier werden mit dem Zurufen haar (links) und hoit(rechts) gesteuert. Beid(r)ans und Vond(r)ans sind entstanden aus „bei<strong>der</strong> Hand“ und „von <strong>der</strong> Hand“.Werden Zugtiere angelernt zu ziehen, dann werden sie gewähnt, denAusdruck kann man auch auf Kin<strong>der</strong> übertragen, z.B. sie haben goot /schleecht gewähnte Ke¢nner. Darauf spielt auch die folgendeRedensart an: Wie mær sich se wähnt, su hät mær se (Wie man dieKin<strong>der</strong> u.a. erzieht, so verhalten sie sich).- 327 -


Die Tiere waren durch den dauernden Umgang mit Menschen oft sehrzutraulich.PferdIm Kirchspiel Dreifelden wird das hochdeutsche Normalwort Pferd mitGaul bezeichnet. Nur im Schimpfwort kommt das Ross als „Du dollesRoss“ vor. Pferde kamen als Zugtiere viel seltener vor als Kuhgespanne.- 328 -


Mit den Pferden des Aalmiller und des Nôuwmiller wurden dieLeichenwagen zu den Friedhöfen des Kirchspiels gezogen.RindDer dialektale Wortschatz in diesem Bereich ist sehr reichhaltig. DasKalef (Kalb) heißt kosend auch Kälfjen.- 329 -


Zwischen dem Kalb und dem ausgewachsenen Rind stehen halbausgewachsendie Frääser. Die Rin<strong>der</strong> wurden im Sommer aufgemeindeeigenen Jungviehweiden gebracht und bei Bedarf umgetrieben.Erwachsene Tiere blææzen (rufen). Wenn sie ihren Kot verlieren, sinddas Pläd<strong>der</strong>, klebt er in ihrem Fell, dann sind es Ke¢ddeln (Mistklumpen),das Tier ist ke¢ddelich. Nach dem Fressen müssen die Tieree¢rrerichen (wie<strong>der</strong>käuen). Hat sich ein Tier überfressen und sein Bauchfüllt sich übermäßig mit Gas, so muss es gestochen werden, d.h. miteinem doppelschaftigen Trokar wird direkt in den Pansen gestochen.Der Bulle heißt Be¢lles, es kann, wie im Hochdeutschen, auch einen„ungeschlachten Kerl“ bedeuten. Klööden sind seine Hoden (auchvulgär vom Mann), Be¢llesjen o<strong>der</strong> Oosekalef ist das Bullenkalb. DerLe¢bber ist eine Zwischenstufe zwischen beiden; auch dieses Wort kannbildlich wie<strong>der</strong> ein junger (ungeschlachter) Bursche bedeuten. – Dasbeschnittene Tier ist <strong>der</strong> Oos o<strong>der</strong> auch Le¢bber (Ochse).Der Bre¢ller ist eine krankhaft eesische (brünstige) Kuh.- 330 -


Ist die Koh eesisch, wird sie geleet, d.h. zum Bullen gebracht. In denDörfern wurden meist ein o<strong>der</strong> zwei „Gemäänsbe¢lleser“ gehalten, umdie Kühe zu decken.Ab dem Jahre 1936 wurden durch den sogenanntenRassenverteilungsplan Deckbullen des „Westerwäl<strong>der</strong> Rindes“ nichtmehr zugelassen.Diese Rasse ist im Westerwald seit Mitte <strong>der</strong> 60-er Jahre endgültigausgestorben.- 331 -


Eine tragende Kuh näirert kurz vor dem Kalben, d.h. sie bekommt einegrößere Scheide, die Memm o<strong>der</strong> das Gemelks (Euter) bildet sich ausund die Fle¢chsen ginn ro¢nner (Sehnen im Beckenbereich).Die Memm (Euter) mit den Stre¢chen (Zitzen) ist sehr empfindlich undleicht kann sich ein Geschwullst (eine entzündliche Verdickung) bilden.Nach dem Kalben sind die Kühe fre¢schmelkisch. Um den Schmutzabzufiltern, wird die Milch durch eine Säih (Sieb) geschüttet. BeiAmmenhaltung schlubben (saugen) die Kälber am Euter <strong>der</strong>Mutterkühe.Noch Anfang des vorigen Jahrhun<strong>der</strong>ts stellten die Bäuerinnen dieBo¢d<strong>der</strong> (Butter) selbst her, d.h. sie mussten sie kernen. Dies geschahin einer Bo¢d<strong>der</strong>kern, einem senkrechten Fass mit einem Kernestießer(Stößel).- 332 -


Bildlich übertrieb man: Die Frau hät Bään wie en Bo¢d<strong>der</strong>kern. Neben<strong>der</strong> Butter fiel dabei Kernmällich (Buttermilch) an und beim KäsenWessich (Molke). Schmaand ist das Fett auf <strong>der</strong> Milch und deshalbnennt man jemand, <strong>der</strong> sich immer das Beste aussucht, einenSchmaandlecker.Das Wort Quark gibt es nicht im Dialekt, es heißt alles Käs o<strong>der</strong>genauer Klatschkäs. Nach dem Aufkommen <strong>der</strong> Molkereien wurde dieMilch in Milchkannen gefüllt und auf den Mällichbock zum Abholengestellt.- 333 -


SchweinDas Wort Schwein ist erst neuer im Dialekt, ursprünglich heißenSchweine zur Mast und zur Zucht Sau o<strong>der</strong> genauer Mastsau bzw.Fergelsau. Säidier bedeutet nicht nur, wie im Hochdeutschen,unsauberer Mensch, son<strong>der</strong>n auch ganz konkret Schwein. DasSchweinefutter wurde Säifrääsen genannt.Schweine kruchen (grunzen) und quiecksen (quieken). Ist eineFerkelsau bierich (brünstig), dann kommt sie zum Eber. Kleine Ferkelkönnen auch Muggesjer o<strong>der</strong> Figgesjer heißen. Mittelgroße Schweineheißen Lææfer. Wird ein männliches Ferkel geschne¢rren (kastriert),dann wird es ein Barsch (ein männliches, verschnittenes Schwein), einWort, das bildlich auch auf einen unbeherrschten, unsauberen Mannangewandt wird, ebenso in <strong>der</strong> Zusammensetzung Saubarsch. EinLe¢nnewatz ist ein unvollständig kastrierter Eber. Als putekrææmbischbezeichnet man ein Schwein, das krumm, verwachsen und glie<strong>der</strong>steifist. Weibliche ausgewachsene Schweine heißen Muck o<strong>der</strong> Mugges.- 334 -


Beim Schlachten wurden die Borsten mit einer Schell o<strong>der</strong> einemSchellchen (Schabgerät) entfernt, dann wurde das Schwein zumAufteilen und Ausweiden an einem Sillen hochgezogen. DieWurstsuppe wurde Metzelso¢pp genannt. Kin<strong>der</strong> erhielten einbeson<strong>der</strong>s geformtes Schlachtwürstchen, ein Heinzelmännchen, dieErwachsenen gelegentlich ein Schlachtste¢ck. Fleischstücke wurden in<strong>der</strong> Flææschbitt (Fleischfass) än det Saalz ängelôôcht (eingepöckelt)und Würste am Flææschhôôch (Fleischerhaken) o<strong>der</strong> auf Stangen in<strong>der</strong> Rææcherkaamer (Räucherkammer) aufgehängt. Einige Schlachtteilehaben im Dialekt eigene Bezeichnungen: Nierenfett istGreeweschmaalz. Alle im Hochdeutschen mit Schwein- beginnendenzusammengesetzen Wörter fangen im Dialekt mit Säi- an, z.B.Säiflææsch, Säiblôôs, Säischwänzjen....Schaf, ZiegeDas männliche Schôôf (Schaf) heißt Schôôfsbook. Der hochdeutscheBegriff Hammel (zur Mästung kastrierter Schafsbock) wird nichtverwendet. Das Lamm heißt auch Limmes, Limmesjen.Die Ziege wird Gææs genannt, <strong>der</strong> Ziegenbock ist <strong>der</strong> Gææsebo¢ck.Zu Gææs gibt es Gææsjen, auch als kleines zänkisches Mädchen.- 335 -


GeflügelDas Huhn heißt verniedlichend auch Bibbchen (nach dem Lockruf)o<strong>der</strong> Hähnerdier, seine Flügel sind die Flutschern, das Geflatter <strong>der</strong>Hühner ist das Gefladdscher.Im Hühnerstall schlafen sie auf <strong>der</strong> Hähnerhuurd. Zum Schutz gegenden Stußvôôl (Habicht, Bussard) haben sie oft nur in einerHähnerpersch, Hinkelspersch Auslauf, einem Gestell, das von allenSeiten mit Maschendraht bespannt ist. Die Glucks (Glucke) wird imGlucksekasden eingesperrt, wenn sie dazu gebracht werden soll zubrüten. Brutbereite Hühner, die man jedoch nicht als Henne habenwollte, wurden drei Tage in einen Sack eingesperrt und ohne Nahrunggelassen. Damit wurde <strong>der</strong> Bruttrieb unterbrochen.Der Hahn heißt Giggel. Hähnerste¢ch ist das übliche Wort fürKeimscheibe. Die Küken werden Hinkelscher genannt. Speziell für siegibt es eine transportierbare Hinkelspersch mit Glucksekasden.Das übrige Geflügel hat im Dialekt keine an<strong>der</strong>en <strong>Namen</strong>, lediglich dieTruthenne wird Truthôhn genannt.- 336 -


Enten und Gänse wurden in eher geringer Zahl gehalten.Kaninchen / HaseDas Kaninchen heißt Kaniggel, <strong>der</strong> Hase Hoss. Die männlichen Tierewerden Remmler genannt, die weiblichen Mo¢rrerdierer.- 337 -


Hund, KatzeFür das Bellen des Hundes gibt es verschiedene Wörter wie billen undgauzen. Alle Ausdrücke können auch bildlich für laut schimpfengebraucht werden. Abschätzig heißt <strong>der</strong> Hund auch Hundsdier o<strong>der</strong>Hôndsdier, was dem hochdt. Köter entspricht.Der Kater heißt Kôrrer, die tragende o<strong>der</strong> Junge führende Katze auchMiemerschen.TaubenTauben heißen Dôuwen und sind im Dôuweschlaach (Taubenschlag)untergebracht.- 338 -

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