Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Nikolai B. Forstbauer<br />
Vertrauen zählt<br />
Sport ist keineswegs immer oder<br />
überhaupt logisch und in Wahrheit<br />
auch keineswegs immer gerecht. Ein<br />
wenig aber irritiert es schon, wenn<br />
die Angestellten zweier Profi-Fußball-Bundesligavereine<br />
sich plötzlich<br />
mehr bewegen, wenn man ihnen auf<br />
einfache Weise sagt, dass eine Ballsportart<br />
vor allem über das Maß an<br />
Bewegung entschieden wird. Vorbilder<br />
jedenfalls sehen anders aus – ob<br />
in Köln oder auch vor der Haustür<br />
bei unserem VfB.<br />
Den Spielerinnen und Spielern der<br />
Aktiven unserer Handballspielgemeinschaft<br />
<strong>Cannstatt</strong>/Münster/Max-<br />
Eyth-See kann man zumindest diesen<br />
Vorwurf nicht machen – dass es auf<br />
dem Spielfeld an Bewegung gemangelt<br />
hätte. Meisterhaft fast, was etwa<br />
unsere Landesliga-Frauen weggesteckt<br />
haben, und auch nach einem<br />
Rückschlag sofort wieder aufgestanden<br />
sind. Und unbedingt anerkennenswert,<br />
wie unsere aufgestiegenen<br />
Bezirksklasse-Männer einen Rückstand<br />
mit aller Macht noch umbiegen<br />
wollen. Bewegung aber, das bewahrheitet<br />
sich im Sport auch immer wieder<br />
(auch, wenn es nicht gerade den<br />
VfB treffen muss) ist nicht alles. Die<br />
berühmte richtige Entscheidung im<br />
richtigen Moment ist nicht weniger<br />
wichtig als die "högschde" Konzentration<br />
beim Tor-Abschluss. Zu beidem<br />
gehört Vertrauen. Vertrauen in<br />
sich selbst, mehr noch aber Vertrauen<br />
in die Mitspielerin oder den<br />
Mitspieler, ja, das Vertrauen in die<br />
Gesamtheit aller, die unmittelbar oder<br />
mittelbar an der Aktion beteiligt sind.<br />
Vertrauen zählt.<br />
In das realistische, weil vereinbarte<br />
Ziel. In den Weg, den das Trainer-<br />
team für das Erreichen dieses Ziels<br />
wählt. In den notwendigen Automatismus<br />
der immer gleichen Bewegungsabläufe,<br />
in deren Sicherheit,<br />
die erst die Überraschung möglich<br />
macht. In die eigenen Fähigkeiten,<br />
Verantwortung zu übernehmen, in<br />
die berühmten Nahtstellen zu gehen,<br />
um Platz für sich und damit für andere<br />
zu schaffen. Stockt der CaMüMax-<br />
Motor noch oder ist der Mittelplatz<br />
für unsere Landesliga-Frauen und<br />
unsere Bezirksklasse-Männer realistisch?<br />
Beides ist richtig, doch es hilft<br />
nicht, auf Verletzte oder Abwesende<br />
zu verweisen. Wer gerade in schwierigsten<br />
Spielmomenten den Torerfolg<br />
über eine ganze Folge von wechselnden<br />
Einläufern sucht, zeigt doch:<br />
das Vertrauen in die Spielfähigkeit ist<br />
da. Das ist der brisante Punkt: Denn<br />
wer vertraut auf dem Weg zum Tor,<br />
wer arbeitet für die nächste/für den<br />
nächsten, investiert im Erfolgsfall<br />
noch einmal eine Portion mehr für<br />
die andere/für den anderen.<br />
Vertrauen zählt also, und auf den<br />
Ruf der Keller-Kinder nach echten<br />
Kerlen und anderen Taktikfuchsereien<br />
können wir getrost verzichten.<br />
Aber eben nur gemeinsam. Im Vertrauen,<br />
das Hilfe kommt, wenn ein<br />
erster Abwehrfehler erfolgt, dass Hilfe<br />
durch schnellste Rückwärtsbewegung<br />
kommt, wenn vorne der Ball<br />
verloren ist. Weil Vertrauen zählt, vertrauen<br />
wir unseren Teams – dass sie<br />
auf dem richtigen Weg sind.<br />
Wahrsager haben selten Recht. Noch<br />
weniger im Mannschaftssport. Die<br />
männliche A-Jugend fällt auseinander?<br />
Die männliche A-Jugend kann<br />
mit ihren drei Jahrgängen 93/94/95<br />
nur Hauruck-Handball? Putzmunter<br />
zeigt sich Joachim Hoffmanns Truppe<br />
in der Kreisliga – und durchaus<br />
Willens, nach Rückständen gegen die<br />
durchweg körperlich überlegenen<br />
Gegner über das Spiel ins Spiel und<br />
letztlich zum Erfolg zu finden. Da ist<br />
es wieder, das Vertrauen. Die Jungs<br />
haben das Vertrauen und sie vertrauen<br />
sich auch dann, wenn es in<br />
den ersten Minuten nicht klappt.<br />
Nicht anders ist es in der weiblichen<br />
Bezirksliga-B- und C-Jugend – und<br />
so darf man sich jetzt schon freuen<br />
auf Spielerinnen und Spieler, die,<br />
wenn sie den Sprung zu den Aktiven<br />
wagen, genau dies mitbringen:<br />
Vertrauen zu wagen und Vertrauen<br />
zu zeigen. Manchmal ist Sport eben<br />
doch ganz einfach.<br />
9<br />
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Handball