22.11.2012 Aufrufe

Einführung in die Bildkünste - Heilbad Heiligenstadt

Einführung in die Bildkünste - Heilbad Heiligenstadt

Einführung in die Bildkünste - Heilbad Heiligenstadt

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

<strong>E<strong>in</strong>führung</strong> <strong>in</strong> <strong>die</strong> <strong>Bildkünste</strong><br />

Anne Sever<strong>in</strong><br />

M.A.


Wahrnehmen und Verstehen von Bildern<br />

• Sehen = geistiger Akt, Vollendung <strong>in</strong> der kognitiven<br />

Leistung des Erkennens<br />

• Erkennen setzt Erfahrung und Wissen voraus<br />

• Die Fähigkeit, andere <strong>in</strong> ihrem Handeln zu verstehen, ist<br />

wesentliche Voraussetzung, Bilder zu begreifen<br />

erster Schritt jeder Interpretation:<br />

• Frage nach der Benennung von Figuren und der<br />

Bestimmung der dem Bildwerk zugrundeliegenden<br />

Erzählung


• Bestimmung des<br />

Aufgaben der Ikonographie -<br />

Was ist und macht Ikonographie?<br />

Dargestellten, von Figuren<br />

und Bild<strong>in</strong>halten<br />

• Erforschung der Bildthemen<br />

und ihrer Entwicklung<br />

• Aufspüren der Quellen<br />

(literarische – z. B. Bibel-<br />

szenen, antike Mythologie;<br />

visuelle – Bildtraditionen)


Bild-, bzw. Darstellungstraditionen<br />

Nike des Paionios,<br />

Archäologisches<br />

Museum, Olympia,<br />

421 v. Chr.<br />

Nike von Samothrake,<br />

Louvre, Paris, 190 v.<br />

Chr.


Warum?<br />

• kultureller Wandel im 19. Jh.: Verlust des humanistischen<br />

Bildungsgutes<br />

• Allgeme<strong>in</strong>wissen wurde zu Spezialwissen (bes. Wissen um <strong>die</strong><br />

klassische Mythologie und <strong>die</strong> Helden der antiken Geschichte)<br />

• 20. Jh.: christliche Erziehung verlor an Bedeutung<br />

(Lebensgeschichten der biblischen Gestalten und Heiligen nicht mehr<br />

als allgeme<strong>in</strong> bekannt vorausgesetzt werden)<br />

• Erst <strong>die</strong> Aneignung des verlorenen Wissens macht <strong>die</strong><br />

angemessene Interpretation möglich – bzw. <strong>die</strong> Deutung<br />

von Bild<strong>in</strong>halten


Ikonologie<br />

• Kunstgeschichtliche Methode<br />

• Ziel: das Kunstwerk als Symbol weltanschaulicher<br />

Vorstellungen zu <strong>in</strong>terpretieren, <strong>die</strong> beispielsweise<br />

<strong>in</strong> Religion, Philosophie oder politischer Ideologie<br />

verankert se<strong>in</strong> können


E<strong>in</strong>flüsse auf <strong>die</strong> Darstellungsform e<strong>in</strong>es Kunstwerks<br />

• Darstellungstraditionen<br />

• Vorgaben des Auftraggebers<br />

• Funktion des Kunstwerks<br />

• Rücksichtsnahme auf größeren<br />

Dekorationszusammenhang<br />

• Etc.<br />

Le<strong>in</strong>efelde,<br />

Antependium<br />

Mitte 18.Jhr.


Stoff<br />

• Erzählbarer Inhalt e<strong>in</strong>es Bildes, e<strong>in</strong>er Darstellung<br />

• Kann <strong>in</strong> verschiedenen Bearbeitungen tra<strong>die</strong>rt se<strong>in</strong><br />

z. B. Leben Adams und Evas nicht nur <strong>in</strong> Bibel,<br />

sondern auch <strong>in</strong> apokryphen Schriften und<br />

jüdischen Legenden beschrieben


Thema<br />

• Das ikonographische Thema =<br />

der aus dem Stoff gewählte<br />

Handlungsabschnitt<br />

• Thema auch Glaubens<strong>in</strong>halte<br />

und Abstrakte Ideen<br />

(Moralvorstellungen)<br />

Bsp. Themen aus dem Adamund<br />

Eva-Stoff<br />

Erschaffung Adams,<br />

Sündenfall,<br />

Vertreibung aus dem Para<strong>die</strong>s<br />

Lukas Cranach d. Ä.: Adam und Eva, 1526


Typus und Auffassung<br />

• E<strong>in</strong> bestimmter Typus liegt vor, wenn bei der<br />

Anordnung der <strong>in</strong>haltlich zentralen Elemente oder<br />

auch bei der Gestaltung e<strong>in</strong>er e<strong>in</strong>zelnen Figur<br />

Konstanten auftreten<br />

z.B. Kruzifix: Drei- und Viernageltypus<br />

Geburt Christi: liegende Maria oder kniend das K<strong>in</strong>d<br />

anbetende Maria<br />

• Innerhalb e<strong>in</strong>es Typus s<strong>in</strong>d jedoch verschiedene<br />

Auffassungen möglich


Hülfensberg, romanisches Hülfenskreuz<br />

Soest, Scheibenkreuz um 1200


Genre: Landschaftsmalerei


Genre: Stilleben


Genre: Porträt


Genre: Historienmalerei


Genre: sog. Genre-Malerei, auch Sittenmalerei


Bildanalyse – 1. Bestandsaufnahme<br />

• Was sehe ich?<br />

• Beschreibung des gegenständlichen und formalen<br />

Bestandes des Bildes <strong>in</strong> geordneter und logischer<br />

Reihenfolge<br />

• Hervorhebung: Was ist besonders auffällig, was<br />

ersche<strong>in</strong>t besonders fragwürdig?<br />

• Material, Werkstoff, Erhaltungszustand, Art des<br />

Bildes (Tafelbild, Secko, Fresko, Mosaik)<br />

• Maße<br />

• Technik (Aquarell, Ra<strong>die</strong>rung…)<br />

• Name des Künstlers<br />

• Fundort, jetziger Verbleib


Farbe<br />

Bildanalyse – 2. Analyse<br />

• Farbauftrag (deckend, lasierend…)<br />

• Farbwahl (quantitativ, qualitativ)<br />

• Farbbeziehungen, Farbkontraste<br />

(Kalt-Warm-Kontrast,<br />

Kemplemtärkontrast, Monochromie…)<br />

• Malkonzept (impressionistisch,<br />

expressionistisch,<br />

Ersche<strong>in</strong>ungsfarbe, Ausdrucksfarbe)<br />

Rembrandt:<br />

Kreuzabnahme 1633,<br />

Alte P<strong>in</strong>akothek,<br />

München


Bildanalyse – 2. Analyse<br />

Raum / Perspektive<br />

• Zentralperspektive<br />

• Überschneidung<br />

• Größenkontraste<br />

• Betrachtungsperspektive<br />

(Normalansicht, Vogel-,<br />

Froschperspektive)<br />

• Bedeutungsperspektive<br />

• Aperspektivisches Malkonzept<br />

• Auflösung/Verfremdung der<br />

Zentralperspektive<br />

Jacob van Ruisdal:<br />

Landschaft mit Blick auf<br />

Haarlem, 1675


Fläche<br />

• Flächenformen (qualitativ,<br />

quantitativ)<br />

• Flächenkontraste<br />

• B<strong>in</strong>nengliederung von<br />

Flächen<br />

• Figur-Grund-Verhältnisse<br />

Bildanalyse – 2. Analyse<br />

L<strong>in</strong>ien<br />

• Richtung, Bewegung, Verlauf<br />

• Duktus<br />

• Formbezug (Umrißl<strong>in</strong>ie) V<strong>in</strong>cent van Gogh:<br />

Sternennacht, 1889,<br />

Museum of Modern Art


Bildanalyse – 2. Analyse<br />

Hell-Dunkel (vor allem bei Grafik)<br />

• Grad des Hell-Dunkel-Kontrastes<br />

• Abgrenzung zwischen Hell-Dunkel (hart, fließend)<br />

• Dom<strong>in</strong>anz heller oder dunkler Bildteile<br />

• Verhältnis von Hell-Dunkel zur Form<br />

• Hell-Dunkel durch Licht / Beleuchtung<br />

Komposition<br />

• Bildaufbau, Farb- und Formzusammenhänge<br />

• Verhältnis der Bildteile (Gegenstände, Personen…) zum<br />

Ganzen<br />

• Darstellung der Beziehungsverhältnisse <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />

Kompositionsskizze


Bildanalyse – 3. Interpretation<br />

• Herkunft (Provenienz)<br />

• Zeitliche und stilistische E<strong>in</strong>ordnung des Bildes<br />

• Bestimmung von Motiv und Typus<br />

• Stellung und Bedeutung des Bildes im<br />

Gesamtwerk des Künstlers<br />

• Bedeutung des Bildes im Zusammenhang mit der<br />

Biographie des Künstlers<br />

• Bedeutung als Zeitdokument<br />

• Bedeutung des Bildes <strong>in</strong> der Geschichte des<br />

Genres


Bildanalyse – 3. Interpretation<br />

• Moralisierende, belehrende, kritische Bildaussage,<br />

subjektive Bildaussage<br />

• Mythologische, allegorische oder symbolische<br />

Ebenen der Bildbedeutung<br />

• Bedeutung des Bildes <strong>in</strong> Bezug auf <strong>die</strong> Gegenwart<br />

• Persönliche, subjektive Wertung des Bildes


Francecso Maffei, 17. Jhr.,<br />

Faenza, P<strong>in</strong>acoteca


Erw<strong>in</strong> Panofski: Methode zur Interpretation von Kunstwerken<br />

Gegenstand<br />

der<br />

Interpretation<br />

1.<br />

Phänomens<strong>in</strong>n<br />

Primäres oder<br />

natürliches<br />

Sujet<br />

2.<br />

Bedeutungss<strong>in</strong>n<br />

Sekundäres od.<br />

konventionales<br />

Sujet, das <strong>die</strong><br />

Welt von<br />

Bildern,<br />

Anekdoten und<br />

Allegorien<br />

bildet<br />

3.<br />

Dokuments<strong>in</strong>n<br />

Eigentliche<br />

Bed. oder<br />

Gehalt<br />

Subjektive<br />

Quelle der<br />

Interpretation<br />

Vitale Dase<strong>in</strong>serfahrung<br />

(Erkenntnis durch<br />

prakt. Erfahrung<br />

und Weltwissen)<br />

Literarisches<br />

Wissen –<br />

Kenntnis<br />

literarischer<br />

Quellen<br />

Weltanschaulicher<br />

S<strong>in</strong>n – Verhalten<br />

zur Welt, eigene<br />

Psychologie<br />

Objektives<br />

Korrektiv der<br />

Interpretation<br />

Gestaltungsgeschichte<br />

Typengeschichte<br />

Darstellungs-<br />

tradition<br />

Allgeme<strong>in</strong>e<br />

Geistesgeschich<br />

te<br />

„Klartext:“<br />

E<strong>in</strong>fache formale Beschreibung,<br />

Identifizierung re<strong>in</strong>er Formen:<br />

Frau mit Schwert und abgeschlagenem<br />

Kopf <strong>in</strong> Schüssel<br />

Entsprechende Textsstelle Bibel, Typen-<br />

Geschichte:<br />

Matthäus- und Markusevangelium und Buch<br />

Judith<br />

Typus: Salome mit Haupt des Johannes oder<br />

Judith mit Haupt des Holofernes,<br />

Typengeschichte sagt uns, dass Kopf eher<br />

dem Gewaltherrscher Holofernes gehört,<br />

denn Salome war traditionell nie mit<br />

Schwert dargestellt worden<br />

Beg<strong>in</strong>n der Aufklärung<br />

Emanzipierung der Frau


• Vorikonographische<br />

Beschreibung – natürliches<br />

Sujet (Bildgegenstand)<br />

geflügelte weibliche Person<br />

• Ikonographische Analyse –<br />

konventionelles Sujet,<br />

Bildbeschreibung<br />

Nike: Personifikation des Sieges<br />

• Ikonologische Interpretation<br />

– Gehalt, Bedeutung<br />

Nike am Kriegerdenkmal <strong>in</strong><br />

<strong>Heiligenstadt</strong> als Ausdruck von<br />

wachsenden Patriotismus und<br />

Nationalismus im Kaiserreich


Wurzeln der christlichen Ikonographie<br />

• Christliche Ikonographie entstand <strong>in</strong> Mausoleen,<br />

Hauskirchen, <strong>in</strong> Katakomben und auf Sarkophagen, bei<br />

deren Ausschmückung <strong>die</strong> Künstler <strong>die</strong> zeitgenössische<br />

Symbolsprache ihrer Umwelt, also der paganen<br />

(heidnischen) Kunst, aufgriffen und umdeuteten<br />

• Aus e<strong>in</strong>em e<strong>in</strong>fachen Schäfer e<strong>in</strong>er antiken bukolischen Szene<br />

entwickelte sich <strong>die</strong> Darstellung des „Guten Hirten“ als Symbol<br />

für Christus; <strong>die</strong> Erschaffung des ersten Menschen aus Ton<br />

durch den Titanen Prometheus bot Anregung für <strong>die</strong><br />

Erschaffung Adams und Evas; von der S<strong>in</strong>tflut berichtete bereits<br />

Ovid <strong>in</strong> se<strong>in</strong>en Metamorphosen<br />

• Kaiser Konstant<strong>in</strong> erließ 313 n. Ch. das Edikt von Mailand<br />

zum Schutz der Christen, worauf bald mit dem Bau der<br />

großen Kirchen begonnen wurde und das Christentum zur<br />

Staatsreligion erhoben wurde


Wurzeln der christlichen Ikonographie<br />

Ravenna: San Vitale, Thronender Christus, 547 n. Ch.<br />

Auf <strong>die</strong> Darstellung<br />

Christi g<strong>in</strong>gen <strong>die</strong><br />

Züge römisch<br />

kaiserlicher<br />

Repräsentationsbilder<br />

und des höfischen<br />

Zeremoniells über.<br />

Wandlung vom Retter<br />

(Guter Hirte) zum<br />

Herrscher und<br />

Richter, der<br />

monumental <strong>in</strong> Apsisund<br />

Kuppelmosaiken<br />

erschien.


• Die Bibel<br />

Textquellen des biblischen Themenkanons<br />

• Apokryphe Schriften (zwischen dem 1. und 5. Jh. entstanden und den<br />

Patriarchen, Propheten oder Aposteln zugeschrieben, enthalten Erzählungen,<br />

<strong>die</strong> über den Inhalt der Bibel h<strong>in</strong>ausgehen und zum Teil von der Kirche nicht<br />

anerkannt werden, führten zur Modifikation und Ausschmückung von<br />

Nebenepisoden und neuen Motiven bei biblischen Themen )<br />

• Legenda Aurea (e<strong>in</strong>e von Jacobus de Vorag<strong>in</strong>e verfasste Sammlung von<br />

155 Legenden, (Lebensgeschichten Heiliger), <strong>die</strong> er mit dem Kirchenjahr<br />

ordnete und mit Betrachtungen zu den Herren- und Marienfesten verknüpfte;<br />

war das populärste und am weitesten verbreitete religiöse Volksbuch des<br />

Mittelalters)


Die zwölf Apostel<br />

• Aus den Jüngern wählte Jesus 12 aus, <strong>die</strong> er Apostel nannte<br />

und <strong>die</strong> <strong>die</strong> Heilslehre <strong>in</strong> der Welt verkünden sollten<br />

• Im 5. Jh. setzte sich <strong>die</strong> Darstellung der Apostel im<br />

Gelehrtentypus mit Bart, Nimbus, weißer Tunika und<br />

Pallium durch<br />

• E<strong>in</strong> verb<strong>in</strong>dlicher Farbkanon bildete sich erst im 13. Jh. aus<br />

z. B. Petrus: Blau und Gelb/Orange<br />

• Zunächst ermöglichte nur der Kontext im Bild ihre<br />

Benennung, (Anordnung zu Jesus etc.),<br />

erst ab dem 13. Jh. halfen Attribute (<strong>die</strong> meisten leiten sich<br />

aus den Martyrien ab)


Die zwölf Apostel<br />

• Petrus – Schlüssel<br />

• Jakobus d. Ä. – Pilgerkleidung,<br />

Muschel<br />

• Jakobus d. J. – Walkerstange,<br />

Fahne<br />

• Bartholmäus – Messer, Haut<br />

• Thomas – W<strong>in</strong>kelmaß, Ste<strong>in</strong>e<br />

• Simon Zelotes – Schwert, Säge<br />

• Philippus – Kreuz, Geißel<br />

• Andreas – Andreaskreuz<br />

• Johannes – Kelch mit Schlange<br />

• Matthäus / Matthias – Beil,<br />

Geldbeutel, W<strong>in</strong>kelmaß , Ste<strong>in</strong>e,<br />

Lanze<br />

• Judas Thadäus – Beil, Keule<br />

• Judas Ischariot (Paulus) – Schwert<br />

Küllstedt, Hochaltar


Petrus mit dem Schlüssel<br />

Hochaltar Küllstedt


Vier Evangelisten<br />

• Matthäus und Johannes gelten als Apostel, Lukas und<br />

Markus als Apostelschüler<br />

• Im 4. Jh. zunächst mit Schriftrollen gezeigt, hierbei wurde<br />

der spätantike Typus des Autoren- und Philosophenbildes<br />

adaptiert<br />

• Die Evangelistensymbole wurden seit dem 6. Jh. über<br />

ihnen angeordnet – gehen auf <strong>die</strong> Gottesvisionen des<br />

Ezechiels und <strong>die</strong> Apokalypse zurück<br />

• Symbole wurden den vier Lebensphasen Christi<br />

zugewiesen


• Matthäus – Engel<br />

(Inkarnation)<br />

• Markus – Löwe<br />

(Auferstehung)<br />

• Lukas – Stier<br />

(Opfertod)<br />

• Johannes – Adler<br />

(Himmelfahrt)<br />

Imm<strong>in</strong>gerode – Hochaltar<br />

Lukas mit dem Stier<br />

Vier Evangelisten


Vier Kirchenväter<br />

• Es handelt sich dabei um<br />

bedeutende Theologen aus dem<br />

frühen Christentum, deren Werke<br />

vom Papst oder von e<strong>in</strong>em Konzil für<br />

<strong>die</strong> Kirche als allgeme<strong>in</strong> verb<strong>in</strong>dliche<br />

Lehre anerkannt wurden.<br />

• Ambrosius - Bienenkorb<br />

• August<strong>in</strong>us – Löffel, Muschel,<br />

flammendes Herz<br />

• Gregor der Große - Tiara,<br />

Taube<br />

• Hieronymus – Löwe, Wüste,<br />

Schreibutensilien<br />

Re<strong>in</strong>holterode, Kanzel –<br />

Kirchenväter auf dem<br />

Schalldeckel


• Darstellung der<br />

vier Kirchenväter<br />

auf e<strong>in</strong>em<br />

Chormantel (Ende<br />

19. Jhr.) im<br />

Eichsfelder<br />

Heimatmuseum als<br />

Leihgabe der<br />

Propsteigeme<strong>in</strong>de


Engel<br />

• Geisteswesen, <strong>die</strong> zwischen Göttern und Menschen<br />

vermitteln<br />

• Laut Bibel tragen nur Cherubim und Seraphim Flügel,<br />

dennoch statteten seit dem 5.Jh. <strong>die</strong> Künstler alle Engel mit<br />

Flügeln aus<br />

• niedriger: Engelschöre / höher: Erzengel, <strong>die</strong> als<br />

Engelfürsten <strong>die</strong> Engel anführen<br />

• Seit 14. Jh. erfreuten sich K<strong>in</strong>derengel großer Beliebtheit<br />

• Seit 18. Jh. Vorstellung von persönlichem Schutzengel<br />

Für <strong>die</strong> bildende Kunst nur 3 mit Bedeutung<br />

• Michael (kraftvoll und kämpferisch, Rüstung – vertreibt <strong>die</strong><br />

gefallenen Engel, übernimmt beim Jüngsten Gericht <strong>die</strong><br />

Seelenwägung und besiegt den Drachen <strong>in</strong> der Apokalypse)<br />

• Raphael (Pilgerstab und Wandertasche – Tobias-Episode im<br />

AT)<br />

• Gabriel (Stab, Lilie, Palmenzweig – Verkündigung an Maria)


Arenakapelle <strong>in</strong> Padua<br />

Die Cappella degli Scrovegni<br />

ist e<strong>in</strong>e Kapelle <strong>in</strong> Padua<br />

(Italien), berühmt durch <strong>die</strong><br />

Freskengemälde von Giotto<br />

di Bondone.<br />

Von 1304 bis 1306 malte<br />

Giotto <strong>die</strong> Wände und <strong>die</strong><br />

Decke der Kapelle mit 38<br />

Szenen aus dem Leben Jesu<br />

und dem Leben der heiligen<br />

Jungfrau Maria und ihrer<br />

Eltern, des heiligen Joachim<br />

und der heiligen Anna, aus.


Arenakapelle <strong>in</strong> Padua


Arenakapelle <strong>in</strong> Padua<br />

Jesus im Taufe Hochzeit zu Heilung d. E<strong>in</strong>zug <strong>in</strong> Vertreibung d.<br />

Tempel Jesu Kanaa Lazarus Jerusalem Händler<br />

Weg nach Kreuzigung Bewe<strong>in</strong>ung Noli me Himmelfahrt Aussendung<br />

Kalvarien Christi tangere; nach des Hl.<br />

Kreuzweg Auferstehung Geistes


Typologie<br />

• Systematische Verb<strong>in</strong>dung von beiden Testamenten<br />

• Im S<strong>in</strong>ne der concordantia veteris et novi testamenti<br />

(Übere<strong>in</strong>stimmung des Alten und Neuen Testaments), <strong>die</strong><br />

dem Leitgedanken e<strong>in</strong>es geme<strong>in</strong>samen Ziels der beiden<br />

Testamente <strong>in</strong> der heilsgeschichtlichen Entwicklung folgt<br />

• Als Typen bezeichnete Personen, Ereignisse und<br />

Handlungen des Alten Testaments bilden Christus und<br />

se<strong>in</strong> Wirken vor und deuten es im S<strong>in</strong>ne von Verheißung<br />

und Erfüllung aus<br />

• Alttestamentliche Ereignisse werden aber auch erst durch<br />

den neutestamentlichen Antitypus besser verständlich<br />

• Beispiel: Hildesheimer Bronzetür (1015)


Typologie<br />

Der l<strong>in</strong>ke Flügel zeigt 8<br />

Szenen aus der Genesis,<br />

<strong>die</strong> von oben nach<br />

unten zu lesen s<strong>in</strong>d,<br />

dem abfallenden Weg<br />

der Menschheit <strong>in</strong> <strong>die</strong><br />

Sünde entsprechend.<br />

Auf<br />

dem rechten Flügel<br />

veranschaulichen 8<br />

Szenen aus dem NT,<br />

von unten nach oben<br />

aufsteigend, den Weg


Symbol<br />

• Gegenstand, Pflanze, Tier,<br />

Zeichen, denen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />

bestimmten Kontext e<strong>in</strong>e<br />

tiefere Bedeutung zugeordnet<br />

wird<br />

• Erkennungszeichen<br />

• z. B. Taube: Hl. Geist und<br />

Frieden / Lilie: Re<strong>in</strong>heit Mariens<br />

Birkungen,<br />

Taufste<strong>in</strong>,<br />

1605<br />

Le<strong>in</strong>efelde,<br />

Antependium,<br />

Mitte 18.Jhr.


Symbol<br />

• Kreuz – Triumph, Wiederkunft Christi am Jüngsten Tag<br />

• Nimbus – umgibt den Kopf des Heiligen mit übernatürlichem<br />

Licht, Vorbilder <strong>in</strong> antiker Kunst (Apoll)<br />

• Orans – Pietas, Nachbildung des Kreuzes = Angleichung an<br />

Christi<br />

• Hand – Gott, E<strong>in</strong>greifen <strong>in</strong> Gegenwart, Stimme Gottes<br />

• Lamm – Opfer, Christus als Osterlamm, Lamm Gottes, das <strong>die</strong><br />

Sünde der Welt trägt, Lämmer = Apostel, Glaubensgeme<strong>in</strong>de,<br />

Christus ist Guter Hirte<br />

• Fisch – ΙΧΘΥΣ (ichthys), Jesus Christus, Gottes Sohn, Erlöser<br />

• Adler – Auferstehung, Himmelfahrt


Symbol<br />

• Wurzel der christlichen Tier- und Pflanzensymbolik:<br />

antike Mythologie<br />

Zeus/Jupiter: Adler<br />

Hera/Juni: Pfau<br />

Aphrodite/Venus: Taube<br />

Apoll: Lorbeer, Kithara<br />

• Pl<strong>in</strong>ius d.Ä. 77 n. Ch. „Naturalis historiae libri“<br />

• Hrabanus Maurus: 844 „De universo“<br />

(Wissen der Zeit im Zusammenhang mit Vorstellungen von Bedeutung von<br />

Tieren und Pflanzen)<br />

• Konrad von Megenberg (1309-1374): „Buch der Natur“ -<br />

Bestiarium<br />

(Typus des Tierbuches im MA, allegorische Bedeutung aller Tiere,<br />

e<strong>in</strong>schließlich Fabeltiere wie E<strong>in</strong>horn und Phönix)


Personifikation<br />

• Abstrakta<br />

• Verbildlichung e<strong>in</strong>es e<strong>in</strong>zelnen<br />

Begriffes durch e<strong>in</strong>e Person<br />

• Menschliche oder<br />

anthropomorphe Gestalt<br />

• Weiblich<br />

• Bekleidet oder nackt<br />

• Attribute mit Eigenschaften<br />

• Auch allegorische Gestalt (z. B.<br />

weltliche Tugenden)<br />

• Wurzeln: Antike Mythologie<br />

• Beispiel: Viktoria/Nike des<br />

Heiligenstädter Kriegerdenkmals<br />

<strong>in</strong> der L<strong>in</strong>denallee: Personifikation<br />

des Sieges <strong>in</strong> den Kriegen<br />

1864/66, 1870/71


Allegorie<br />

• Anschauliche s<strong>in</strong>nbildliche<br />

Darstellung abstrakter<br />

Begriffe, Vorstellungen,<br />

Zusammenhänge<br />

• Zusammenstellung von<br />

Figuren, <strong>die</strong> e<strong>in</strong>e<br />

Personifikation mit anderen<br />

verb<strong>in</strong>det<br />

• Herkunft: Metapher<br />

• „Spiegelbrunnen“<br />

<strong>Heiligenstadt</strong> (Werner Löwe)<br />

Allegorische Darstellung von<br />

menschlichen Tugenden und<br />

Lastern wie Völlerei, Eitelkeit,<br />

Putzsucht, Keuschheit,<br />

Wahrheit, Weisheit, Dummheit<br />

Cesare Ripa: Iconologia, 1593 <strong>in</strong> Rom<br />

erschienen: wichtigstes Handbuch für<br />

Künstler und Auftraggeber –<br />

Ausgestaltung von Personifikationen,<br />

Allegorien etc. katalogisiert (deutscher<br />

Nachruck: 1970, München)


Personifikation<br />

bzw. allegorische<br />

Gestalt<br />

• Darstellung des<br />

Herbstes<br />

undatiertes Gemälde<br />

im Eichsfelder<br />

Heimatmuseum


Inflation von Personifikationen <strong>in</strong> der<br />

Barockdekoration<br />

• Vier Erdteile (Barock):<br />

Europa – Pferd, Asien – Dromedar<br />

Afrika – Löwe und Elephant,<br />

Amerika – Alligator


Weltliche Tugenden (Kard<strong>in</strong>altugenden)<br />

• Weisheit (sapientia), Klugheit (prudentia)<br />

Attribute: Schlange, Spiegel, Fackel, Sarg, Sieb, doppeltes Gesicht<br />

• Gerechtigkeit (iustitia)<br />

Attribute: Schwert, Waage, Adler, Gesetzbuch, Kranich, Krone,<br />

Palme, Weltkugel, W<strong>in</strong>kelmaß, Augenb<strong>in</strong>de<br />

• Tapferkeit (fortitudo)<br />

Attribute: Säule im Arm, Amboß, Löwe, Schild, Schwert, Speer,<br />

Siegesfahne, Zepter, Rüstung<br />

• Mäßigung (temperantia)<br />

Attribute: Brille, Elefant, Fisch, Lamm im Feuer, Mischgefäße,<br />

Sanduhr, Schwert, Taube, Totenkopf, W<strong>in</strong>dmühle, Zirkel, Zügel /<br />

Zaumzeug, Schwert, Krug


Weltliche Tugenden<br />

• Demut = Humilitas (Taube, Demut führt <strong>die</strong> Tugenden im<br />

Kampf mit den Lastern an)<br />

• Geduld = Patientia (Ochse)<br />

• Sanftmut = Mansuetudo (Lamm, Schaf)<br />

• Ausdauer = Perseverantia (brütender Vogel)<br />

• Frieden = Pax (Ölzweig, Taube, Taube mit Ölzweig)<br />

• E<strong>in</strong>tracht = Concordia (Olivenzweig)<br />

• Gehorsam = Oboe<strong>die</strong>ntia (mit e<strong>in</strong>em Kamel dargestellt)<br />

• Keuschheit = Castitas (Vogel, Lilie, E<strong>in</strong>horn, oder mit Lilie<br />

oder E<strong>in</strong>horn dargestellt)<br />

• Standhaftigkeit = Constantia (Krone)


Beispiel Tugenden:<br />

Renaissance-Schrank im<br />

Eichsfelder Heimatmuseum<br />

1641


Personifikation bzw. allegorische Gestalt<br />

sapientia/prudentia<br />

(Weisheit / Klugheit)<br />

fortitudo<br />

Tapferkeit


Theologische Tugenden<br />

• Glaube (fides)<br />

Attribute: Buch, Gesetzestafeln, Kreuz und Geisttaube,<br />

Gnadenstrahl, brennendes Herz, Kelch, brennende Kerze,<br />

Lamm, Leuchter, Manna (Brot), Matronenschleier, Sieb<br />

• Liebe (caritas)<br />

Attribute: K<strong>in</strong>der, Früchte und Baum mit Vögeln, Brote,<br />

Delph<strong>in</strong>, Geldbeutel, Flammen, Fruchtschale, Herz (auch<br />

brennend), Löw<strong>in</strong> mit Jungen<br />

• Hoffnung (spes)<br />

Attribute: Anker, Taube und Bienenkorb, Falke, Füllhorn,<br />

Ketten, Lilie, Osterfahne, Pilgerstab, Phönix, Schiff, Segel,<br />

Schiffbruch, Spaten, Sichel, Turm, gefangener Vogel


Personifikation bzw. allegorische Gestalt<br />

Glaube Hoffnung


Laster<br />

• Darstellung als dämonische oder menschliche Gestalt<br />

• Kampf zwischen Tugenden und Lastern: Psychomachia<br />

• Hochmut (Superbia) – Frau auf Löwe mit Zepter, Krone<br />

• Zorn (Ira) – Mann zerreißt se<strong>in</strong>e Kleider, Schwertkampf<br />

• Invidia (Neid) – auf e<strong>in</strong>em schwarzen Hund reitend<br />

• Avatia (Gier) – Frau oder Mann hab Geldtruhe sitzend<br />

• Trägheit (Accedia) – schlafende Person<br />

• Völlerei (Gula) – tafelnde Person, auf Fuchs reitend mit Gans<br />

im Maul<br />

• Unkeuschheit (Luxuria) – Frau auf Bock oder Schwe<strong>in</strong><br />

reitend, manchmal auch als Sirene


Sieben Freien Künste<br />

• Trivium: Rhetorik (schreibend, redend dargestellt)<br />

Dialektik (F<strong>in</strong>ger bewegend, Bücher)<br />

Grammatik (Bücher, K<strong>in</strong>der, Rute)<br />

• Quadrivium: Arithmetik (Rechenstab)<br />

Geometrie (Zirkel)<br />

Astronomie (Globus)<br />

Musik (Instrument)


Mythologie<br />

• Mit Ausbreitung des römischen Imperiums erfolgte<br />

Adaption der griechischen Mythen<br />

• Letztendlich Dom<strong>in</strong>anz der late<strong>in</strong>ischen Benennungen<br />

Textquellen:<br />

• Homer (9./8. Jh. BC): Ilias, Odyssee<br />

• Hesiod (um 700 BC): Theogonie, Werke und Tage<br />

• Aischylos, Sophokles, Euripides (5.Jh. BC): Argonautica<br />

• Nonnos (5.Jh. AD): Dionysiaka<br />

• Vergil (70-19 BC): Aeneis<br />

• Ovid (43 BC – 17 AD): Metamorphosen<br />

• Apollodor ( 1.Jh. AD): Bibliotheca<br />

• Hyg<strong>in</strong>us (2.Jh. AD): Fabulae<br />

• Cicero (106-154 AD): de natura deorum


• Chaos am Anfang<br />

Mythologie<br />

• Vermählung von Uranos und Gaia (erstes Götterpaar),<br />

Titanen und Zyklopen entstehen<br />

• der Titan Kronos/Saturn entmannte und stürzte Uranos<br />

• Söhne des Kronos: Zeus/Jupiter, Poseidon/Neptun,<br />

Hades/Pluto – Aufteilung der Welt


Mythologie<br />

Kreis der olympischen Götter:<br />

• Hera / Juno<br />

• Demeter / Ceres<br />

• Aphrodite / Venus<br />

• Artemis / Diana<br />

• Athena / M<strong>in</strong>erva<br />

• Apollon / Apoll<br />

• Ares / Mars<br />

• Hermes / Merkur<br />

• Hephaistos / Vulkan<br />

• Dionysos / Bacchus


Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!