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Kurze Nachricht Von der neu-angelegten Böhmischen Gemeinde in ...

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<strong>Kurze</strong> <strong>Nachricht</strong><strong>Von</strong> <strong>der</strong> <strong>neu</strong>-<strong>angelegten</strong> Böhmischen <strong>Geme<strong>in</strong>de</strong> <strong>in</strong> SchlesienNachdeme die re<strong>in</strong>e Evangelische Wahrheit durch den Welt-bekanten Böhmen, Johann Huß,und se<strong>in</strong>en Lehrjünger Hieronymum von Prag <strong>in</strong> dem XV. Jahrhun<strong>der</strong>t, nicht alle<strong>in</strong> an dasLicht hervor gezogen; son<strong>der</strong>n auch von diesen beyden treuen Zeugen Jesu, durch e<strong>in</strong>enzwahr schmerzlichen, jedoch standhaften Tod, und hernach mit vielem Blut <strong>der</strong> Böhmischenund Mährischen Nation besiegelt worden: so hat <strong>der</strong> getreue Heiland von dieser Zeit an, unterdieser Nation, jedoch bey vielen Abwechslungen, se<strong>in</strong>e gläubige Anhängere <strong>in</strong> grosser Anzahlgehabt, bis endlich dieselbige <strong>in</strong> dem bekanten dreyssig-jährigem Teutschen Krieg (und<strong>in</strong>son<strong>der</strong>s nach <strong>der</strong> Schlacht auf dem Weyssenberg bey Prag A. 1620) von den KaysernFerd<strong>in</strong>and dem II. und III., dem Ansche<strong>in</strong> nach, völlig unterdruckt, aber h<strong>in</strong> und wie<strong>der</strong>zerstreuen worden. Jedoch könten die Wurzeln, so das H. Evangelium d<strong>in</strong> diesen Landengeschlagen, so wenig gänzlich ausgereutet werden, wie noch die Fe<strong>in</strong>de sich e<strong>in</strong>gebildethatten, daß vielmehr e<strong>in</strong>e grosse Anzahl dieser werthesten Glaubens-Brü<strong>der</strong>, jedoch alsheimliche Nicodemiten, <strong>in</strong>deme sie Verfolgere zu förchten hatten, welche mit Feuer undSchwert wie<strong>der</strong> sie gewafnet waren, <strong>in</strong> diesen Landen verblieben. Und diesen machte <strong>der</strong> Herrse<strong>in</strong>er Kirchen, durch die gesegneten Waffen Ihro Königl. Majestät <strong>in</strong> Preussen, endlich nachso vielen tausend Trangsahlen auf folgende Weise Luft. Als <strong>in</strong> den Jahren 1741. und 1742. e<strong>in</strong>Theil <strong>der</strong> Preussis. Völker zu Königs-Grätz <strong>in</strong> die W<strong>in</strong>ter-Quartiere verlegt worden, kamenetliche <strong>der</strong> verborgner Hussiten, und stelten dem dortigen Commandeur <strong>in</strong> ihrer E<strong>in</strong>falt vor,ob es nicht möglich, daß sie bey diesen Umständen, zu ihrer Gewissens-Ruhe, und zu <strong>der</strong>freyen Religions-Übung, <strong>in</strong> diesen Landen, gelangen möchten. Der Commandeur könte nichtan<strong>der</strong>st als das Begehren dieser Leuthen an den König br<strong>in</strong>gen, welcher dann ohne AnstandAnstalt machte, diese lieben Glaubens-Genossen von dem gänzlichen Untergang zu befreyen.Er sandte <strong>der</strong>halben gewisse Personen aus Berl<strong>in</strong> naher Böhmen, um die bedrängte Hussitenaufzusuchen. Und <strong>der</strong> Herr segnete die Verrichtung dieser Leuthen also, daß sie mehr als2000. Hussiten bey<strong>der</strong>lei Geschlechts gefunden, welche mit Bewun<strong>der</strong>ung, daß die GöttlicheVorsehung also für sie wache, ihr Vaterland, auch ihre meiste Haab und Güter, mit gröstenFreuden verlassen, das gnädigste Anerbieten des Königs angenommen, und sich also zurEmigration aus denen Län<strong>der</strong>n, dar<strong>in</strong>nen sie und ihre Vorfahren so grausam mißhandeltworden, angeschickt: dabey wol zu gewahren, daß unter diesen Emigrirenden viele Persohnengewesen, welche wegen Bekantnis <strong>der</strong> Wahrheit auf zehen, zwölf und mehrere Jahre <strong>in</strong>Gefängnis und Banden gesessen, und auf e<strong>in</strong>e sehr harte Art waren mißhandelt worden. ehenun diese starke Anzahl <strong>der</strong> Hussiten <strong>in</strong> ihre völlige Gewissens-Ruhe solte gesetzt werden,wagte <strong>der</strong> Fürst <strong>der</strong> F<strong>in</strong>sternis noch e<strong>in</strong>en Streich, <strong>in</strong>deme diese werthe Leuthe, da sie dasbekante Glatzische Gebirge erreicht, und sie mit ihrem von dem König mitgegebenem Begleit<strong>der</strong> Soldaten, wegen Enge <strong>der</strong> Strassen weit von e<strong>in</strong>an<strong>der</strong>n den Wag nehmen müßten, vone<strong>in</strong>er Menge Panduren und an<strong>der</strong> wil<strong>der</strong> völker, unter <strong>der</strong> Anführung des PapistischenAmtmanns aus Böhmen, überfallen, etliche erschossen, etliche <strong>in</strong> Stücke zerhauen, <strong>der</strong>meisten Viehe und Güter geplün<strong>der</strong>t, und <strong>in</strong> summa e<strong>in</strong> Schaden von mehr als 8000. Reichs-Thaler unter diesen sonst armen Emigranten angerichtet worden.Alle<strong>in</strong> das End ihrer Verfolgung ware nun nahe. Die Ubergebliebenen kamen glücklich <strong>in</strong>Schlesien an. Der Preussische Monarch gabe ihnen Wohnungen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Stadt Münsterberg, 8.Stunden von Breßlau, e<strong>in</strong>, und erlaubte ihnen dem Heiland nach ihrem Gewissen zu dienen, jadamit er Se<strong>in</strong>e Königl. Gnade gegen siesen Emigranten noch mehr an den Tag legen möchte,so verordnete er ihnen auch e<strong>in</strong>en Prediger <strong>der</strong> Reformirt-Böhmischen Confession, welchen eraus beson<strong>der</strong>er hohen clemenz gegen diese <strong>Geme<strong>in</strong>de</strong>, selber salariret. Unterdessen weilenMünsterberg für diese Anzahl <strong>der</strong> Emigrirten zu kle<strong>in</strong> ware, und viele von ihnen <strong>in</strong> den


damahligen entstandenen Kriegs-Unruhen zerstreuet worden; so hat sich diese <strong>Geme<strong>in</strong>de</strong>entschlossen, mit gnädister Erlaubnis Ihres Durchläuchtigsten monarchen, <strong>in</strong> Schlesien bey<strong>der</strong> Crays-Stadt Strählen, (welche fünf Stunden von Breßlau entfehrnet) e<strong>in</strong> geraumes StuckLandes anzukaufen, um sich daselbst nie<strong>der</strong>zulassen. Dieses Vorhaben ist von dem Königvöllig gutgeheissen, ja es ist diesen werthen Leuthen zugeleich den Demselben versprochenworden, ihnen e<strong>in</strong>e Kirche, Pfarr- und Schul-Haus zu bauen, den Prediger fehrner zu salariren,das Bau-Holz zu ihren künftigen Wohnungen beyzuschaffen, e<strong>in</strong>er jeden Haushaltung 20.Reichs-Thaler zu verehren. U. s. f.Da nun die Reformirte Kirch <strong>der</strong> Lobl. Eydgnoßschaft nicht nur durch die Geme<strong>in</strong>schaft <strong>der</strong>Heiligen, als e<strong>in</strong> sehr vestes Band, mit <strong>der</strong> uralten Böhmischen Kirche je<strong>der</strong>zeit vere<strong>in</strong>igetgewesen; son<strong>der</strong>n selbige auch zum öftern, auch e<strong>in</strong>e höchst ruhmliche Art, <strong>der</strong> Wahrheit undGottseligkeit, an vielen Orten, mit <strong>der</strong> That selber, unter die Aerme gegriffen: so hat sichoftgemelte <strong>Geme<strong>in</strong>de</strong> entschlossen, um e<strong>in</strong>e liebreiche Beysteuer <strong>in</strong> <strong>der</strong> Schweitz, zu ihrervölligen E<strong>in</strong>richtung, anzuhalten. dieses ist geschehen, und <strong>der</strong> Herr hat dieses Vornehmenauf e<strong>in</strong>e so ausnehmende Weise beglücket, daß alle Hochlobl. Ort <strong>der</strong> ReformirtenEydgenoßschaft, wie auch Dero Zugewandten, sich e<strong>in</strong>e herzliche Freude gemacht, ihrenguten Willen mit <strong>der</strong> That selbst zu begleiten. Dafür <strong>der</strong> grosse Gott die Belohnung selberseye!Weilen man aber zugleich aus Uberzeugung weißt, daß h<strong>in</strong> und wie<strong>der</strong> bemittelte liebeGlaubens-Genossen sich bef<strong>in</strong>den, die nur den Anlaas suchen, die Eigeweide ihrer thätlichenLiebe, gegen alle <strong>in</strong> Armuht stehende Bekennere <strong>der</strong> Wahrheit, wallen zu lassen; so hat manhiermit diese wertheste, so lang zerstreute, nun aber gesammelte Schaffe Jesu, denselbigen zue<strong>in</strong>er liebreichen Beyssteuer, damit selbige an benenntem Ort sich desto enger schließen,vester setzen, ihre Bekantnis mit e<strong>in</strong>em ruhigen, stillen und gottselogen Leben ziehren, undmit vere<strong>in</strong>ten Kräften für alle ihre Wolthäter bitten mögen, auf das nachtrückli ch steempfehlen wollen.Der Herr aber, <strong>der</strong> auch e<strong>in</strong>en kalten Trunk Wassers, so man e<strong>in</strong>en se<strong>in</strong>erGlie<strong>der</strong> darreichet, reichlich zu belohnen versprochen, wird auch diese Liebes-Prob mit e<strong>in</strong>er ewigen Belohnung vergelten.[Flugblatt, Zürich um 1750]

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