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In der Höhle des Löwenvon Anika Reiserpage 1 / 124


\"Mum! hast du meine blaue Hose irgendwo gesehen?\", fragte Jade undkruschte dabei in ihrem Kleiderschrank wie wild herum.\"Nein Schatz. Ich weiß es gerade selber nicht! Außerdem habe ich jetztkeine Zeit! Du willst doch kein verbranntes Mittagessen haben oder?\",rief sie mir aus der Küche entgegen und damit schlug sie dieKüchentüre viel laut hinter sich zu.Aber nicht mit Absicht, denn in ihrer Wohnung zog es immer furchtbar.Schließlich glaubten ihre Eltern ständig frische Luft zu brauchen. Ausdiesem Grund ließen sie die Fenster auch Tag und Nacht offen stehen.Das Beste wäre wohl, wenn diese Wohnung gar keine Fenster hätte.Aber ihre Lieblingshose ließ sich nicht auftreiben.Nachdenklich setzte sie sich auf ihr Bett und versuchte herauszufinden,wo ihre Hose bloß sein könnte.Und da fiel ihr es plötzlich wie Schuppen vor den Augen.Jetzt wusste Jade wo ihre Hose gelandet war, und zwar bei Jenny. Ihrerkleinen Schwester, die nichts besseres zu tun hatte <strong>als</strong> ihre großeSchwester in den Wahnsinn zu treiben.\"Dieses dumme kleine Biest!\", kreischte sie. Immer nahm sie sichohne zu fragen Jades Sachen.Und jedes Mal suchte sie dann wie verrückt.Wutschnaubend stapfte sie aus ihrem Zimmer, knallte die Türe mitvoller Wucht hinter sich zu und riss ohne anzuklopfen die Zimmertürevon ihrer hinterhältigen kleinen Schwester auf.Diese saß gemütlich mit einem dicken Buch in der Hand auf der Couch.Eine Unschuldsmiene lag in ihrem Gesicht, so dass Jade beinaheglauben könnte, ihre Schwester wäre tatsächlich unschuldig.Dennoch erschrak Jenny ziemlich, <strong>als</strong> ihre Schwester einfach so die Türeaufriss und sie somit aus ihrem gemütlichen Lesetag riss.page 2 / 124


Ihre Schwester sah sie nur fragend an: \"Hä? Was meinst du?\"\"Tu nicht so unschuldig!\", brüllte Jade außer sich.\"Was willst du eigentlich von mir? Kannst du nicht einmal anklopfen?Und woher soll ich denn wissen wo du deine Sachen hin räumst?\"Jenny war inzwischen aufgestanden, die Arme vor der Brust verschränktund schaute wie eine giftige Schlange. Wenn Blicke töten könnten, dannwäre Jade wahrscheinlich jetzt Tod. \"Immer wenn du dein Krümpelnicht findest, dann habs immer gleich ich genommen!\"Jade raufte sich die Haare vor Wut: \"Bis jetzt hab ich meine vermisstenSachen immer bei dir wieder gefunden! Also gib jetzt sofort meine Jeansher, sonst kannst du was erleben!\"Nun war auch Jenny auf Hundertachzig, und schrie drauf los: \"Boha, ichhabe deine scheußliche, verschissene Hose nicht und jetzt mach dieFliege! Verpiss dich endlich aus meinem Zimmer!\"Das war zu viel. Was bildete sich das kleine Monster eigentlich en? Siewar schließlich Drei Jahre jünger <strong>als</strong> Jade und führte sich auf wie derletzte Depp!Sie sollte eigentlich ein bisschen mehr Respekt von älteren haben.Aber von wegen.Jenny war schon immer rotzfrech gewesen.Jade ballte die Fäuste: \"Ich sage es noch ein einziges Mal. Gib mir jetztdie Jeans, oder du kannst was erleben!\"\"Ich kann dir nicht was geben, was ich nicht habe!\", johlte sie.\"Lüg nicht!\". Jade stürzte sich auf Jenny und riss sie zu Boden. Sie fielüber sie her, wie ein Raubtier über seine Beute. Riss an ihrer Kleidung,page 3 / 124


Auf einmal färbte sich Jades Gesicht rot. Oh man, dass war ihr jetzt totalpeinlich. Dann hatte ihre kleine Schwester dieses Mal wirklich nichtsdamit zu tun.\"Jade! Ich glaube da ist eine Entschuldigung fällig. Findest du nichtauch?\"Sie nickte um ihrer Mutter nicht noch mehr aufzuregen. Und das kurzbevor sie weg fuhr, wollte sie nicht noch einen Streit anfangen.\"Ich warte!\", flötete Jenny mit einem hochnäsigen Ton.\"Tschuldigung\", murmelte Jade und verschwand ganz schnell wieder inihrem Zimmer.Sie warf sich aufs Bett und starrte an die weiße Zimmerdecke.Da hatte sie sich aber gerade eben total blamiert.Sie schloss ihre Augen und wollte bevor es losging nochmal vor sich hindösen, <strong>als</strong> ihr Handy laut klingelte.Jade schrak auf und schaute auf die Kommode, neben ihrem Bett. Aufdem Display stand Lucy.Sie grinste und hob ab.\"Hallo Lucy! Was gibts?\", frage sie.\"Hi Jade, ich wollte nur noch Mal kurz anrufen, um zu fragen wann wiruns nochmal treffen?Ich habs vergessen!\", gestand sie.Jade lachte und meinte: \"Ach nicht so schlimm. Um Halb Zwei an demPenny Markt in der Blumenstraße. Da wollten wir uns doch noch einbisschen was zum knabbern besorgen und von dort aus gehen wir danngemeinsam zum Waldrand.\"page 5 / 124


\"Achso. Okay dann bis in Einer Stunde. Ich freu mich schon! Tschüss\",sagte Lucy.\"Ja, bis nachher! Ciao.\"Jade Sprang auf und packte ihre letzten Sachen in einen großenWanderrucksack.Anziehsachen, ihre Taschenlampe, eine warme Jacke für den Abend, einanders paar Schuhe und noch allerlei Krimskrams.Als dann endlich alles im Rucksack verstaut war, konnte sie ihn kaumheben, so schwer war er.Sie ließ das schwere Ding fallen und ging in den Flur.Sie wollte nachsehen, ob ihre Mutter schon das Zelt aus dem Kellergeholt hatte.Und ja!Sie hatte. Es lag schön verpackt neben der Wohnungstür. Es hattegenau die richtige Größe zum Tragen.\"Danke Mum!\", schrie sie durch die ganze Wohnung. Sie beschlossjetzt schon zu gehen, um endlich von diesem Stress und der dickenLuft, die hier im Hause lag, zu flüchten.\"Bye Schatz! Viel Spaß, und passt auf euch auf\", schrie sie Jadeentgegen und Jade verschwand draußen auf der Straße.Sie ging langsam und gemütlich die Bohnenstraße entlang. Die Straßewar sehr sehr lang.Dreieinhalb Kilometer. Und zu Fuß dauert das eine halb e Ewigkeit, umam Ende der Straße anzukommen. Denn dort trafen sich die BohnenundBlumenstraße.Und dort musste sie ja hin.page 6 / 124


Gemütlich und ohne Zeitdruck, bummelte sie voran.Jade bog um die Ecke und ging die Blumenstraße hinauf, bis zumPenny-Markt.Es dauerte keine 10 Minuten und sie stand vor dem Laden.Sie drehte sich ein paar Mal um ihre eigene Achse, um nach Ausschauihrer beiden Freunde zu halten. Aber weder Lucy noch Eric waren zusehen.Sie holte ihr kleines neues Handy aus der Hosentasche um nach derUhrzeit zu sehen.Es war schon 10 nach 2 Uhr.Das war wieder mal so typisch. Lucy war noch nie wirklich pünktlichgewesen, und Eric schon mal gar nicht. In der Schule kam Lucy nurselten rechtzeitig und oft musste sie deswegen auch nachsitzen.Um ehrlich zu sein, sie muss es noch immer.Jade setzte sich auf die Holzbank neben dem Eingang und wartete.Sie machte ein Gesicht wie Sieben Tage Regenwetter. Sie wollte jetztnicht trüb seil blasen, aber dass die Anderen immer zu spät kamen,nervte sie doch ziemlich.Nach weitere vergangene Zehn Minuten überlegte sie, ob sie vielleichtschon mal reingehen sollte, und ein bisschen rumzugucken. Einfach so<strong>als</strong> Zeitvertreib bis Eric oder Lucy endlich auftauchen würden.Aber nein, das wäre gemein. Sie wollten ja zusammen aussuchen, wassie kaufen wollten.Also machte sie es sich auf dem kleinen Bänkchen bequem undwartete. Um Halb Drei kamen sie dann endlich.Lucy sparzierte neben Eric her und beide schienen sich gut zuamüsieren.Sie quatschten und lachten.Lucy hatte sich bei Eric eingeharkt und bekam schon ganz rote Backen,vor lauter lachen.\"Na die scheinen ja eine Menge Spass gehabt zu haben, während Jadesich in der prallen Sonne halb zu Tode geschwitzt hatte.Lucy trug eine kurze Jeans, die ihr bis zu den Knien reicht, einärmelloses Oberteil in knallpink mit einem Blumenaufdruck. Und dazunoch schwarze Stöckelschuhe.Wie kam sie auf die Idee, bei einem Ausflug in den Wald, wo es überpage 7 / 124


Stock und Stein geht, solche Schuhe anzuziehen.Wenn sie sich da mal nicht den Fuß verstaucht. Wenn sie es schafft aufdiesen hohen Brummern ohne ein einziges Mal umzuknicken, durch denholprigen Wald zu stapfen, dann wird sie garantiert einen Preis für diebeste Stöckelschuläuferin gewinnen.Eric hingegen trug nicht seine besten Klamotten, sondern nur einschwarzes T-Shirt und eine hellgraue Jeans die bis zu den Knien ging.Auf seinem Rücken schleppte er einen Wanderrucksack, der ziemlichvollgestopft schien. Er schwitzte ein kleines bisschen. Aber kein Wundermit diesem riesen Rucksack auf dem Rücken. Er hatte kurzesdunkelblondes Haar, das er manchmal cool aufgegeelt und eineAugenfarbe die einfach der Wahnsinn war. Es war ein Farbengemischaus Grün und Blau. Einfach Hammer fand sie. Und in diesen Klamottensah er umwerfend aus. Jade war mal heftig in ihn verliebt gewesenwurde aber wegen einer kurzen Beziehung mit so einer arrogantenTussi, eiskalt von ihm abserviert.Doch die Beziehung zwischen ihm und Sandy hielt nicht lange an.Sandy hatte ihn nach bereits 3 Monaten betrogen und dannanschließend mit ihm Schluss gemacht.Das war eine harte Zeit für ihn, aber nach einigen Wochen merkte erdann doch, was Sandy für eine Mistziege war und verbrachte wiederunheimlich viel Zeit mit Jade und Lucy. Und was ihm vorher noch niewirklich aufgefallen war, dass Jade eine tolle Persönlichkeit hat.Ein weiches Herz und einfach ein perfektes Mädchen. Und so kam es,dass die beiden für sich gegenseitig große Gefühle empfanden und sichtotal ineinander verliebten. Sie waren auch schon ein paar Malausgegangen und hatte immer eine Menge Spaß zusammen gehabt.Zweimal waren sie im Kino, ziemlich oft in der Einkaufsstraße zumStadtbummel und Tausendmal in der Stadtdisco, die Größe undbekannteste Disco in der gesamten Stadt.Deshalb hieß sie ja auch so!Dort versammelten sich immer alle Jugendlichen. Auch von ihrer Schuletrafen sie immer jemanden, von Manchen wurden sie schief und doofpage 8 / 124


angeguckt. Andere lachten und tuschelten über sie. Jade verstandüberhaupt nicht wieso.Eric ist doch ein total lieber Kerl!Also was gab es denn da bitte zu tuscheln und Lachen?Außerdem machten sie immer die Hausaufgaben und lerntengemeinsam.Sie hatten in letzter Zeit wirklich unheimlich viel Zeit miteinanderverbracht.Und dann geschah das Unglaubliche. Jade bekam von Eric einenLiebesbrief und war darüber mehr <strong>als</strong> nur überwältigt und glücklich.Und so kam es, dass sie sich jeden Tag trafen, spazieren gingen,schwimmen, Eis essen, einfach so zu Hause quatschten und noch vielesmehr. Zusammen waren sie richtig glücklich.Jade schaute ihre beiden Freunde glücklich, mit einem Lachen imGesicht an.Aber es war eher ein künstliches Lachen, weil ihr gerade überhauptnicht zum Lachen zu Mute war. Sie war ja schließlich kurz davor, zuschmälzen wie eine Kugel Eis.Lucy und Eric grinsten sie breit an und entschuldigten sich für dieVerspätung.\"Sorry Jade, aber meine Mum hat mir noch nen endlos langen Vortraggehalten! Das ich ja aufpassen soll und bla bla bla! Du kennst ja meineEltern!\"Man sah Lucy an, dass sie nicht log, denn sie wirkte ziemlich genervt.Jade setzte ein künstliches Lächeln auf und erhob sich von der Bank.Über ihre Stirn liefen Schweißtropfen und auf ihrer Haut könnte manjetzt Spiegeleier braten.\"Naja, wenigstens hatte ich jetzt Solarium inklusive\", witzelte Sie.Eric und Lucy fingen an lauth<strong>als</strong> darüber zu lachen.\"Jade, du bist einfach genial!\", lachte Eric und Lucy hielt sich denBauch.\"Ja, echt genial! Also dann lasst uns mal was zu knabbern besorgen!page 9 / 124


Ich habe eine prima Idee\".Eric schaute sie mit einem schiefen , fragenden Blick an:\" Was denn?\",wollte er wissen.Sie grinste und meinte nur:\" Kommt einfach mit! Ihr werde es gleichsehen\".Lucy setzte sich in Bewegung und ging ganz locker und cool durch diegroße Glastür, die sich automatisch öffnete.Etwas verwirrt durch die Aussage ihrer Freundin, stolperten Jade undEric ihr hinterher.Die Glastür schob sich zu beiden Seiten langsam auf, und ein kalterWindzug, der Klimaanlage blies ihnen entgegen.Er war so stark, dass er Jades Haare richtig durch wuschelte.Aber dieses Lüftchen tat gut, fand sie.\"Was zum Teufel hat sie denn vor?\", fragte Eric erneut. Aber Jadezuckte nur die Achseln und schüttelte den Kopf.\"Keine Ahnung. Wir ist sie denn überhaupt? Siehst du sie irgendwo?\"Eric lies neugierig seinen Blick durch das Geschäft wandern. Und daentdeckte er sie.Lucy stand bei den Süßigkeiten und hielt Zwei Tüten Tortilla Chips inden Händen.Die eine Tüte war blau und die Andere rot.Anscheinend konnte sie sich nicht entscheiden, welche sie nehmen soll.\"Ja. Da hinten steht sie! Siehst du? Da bei den Chips.\"\"Oh man! Muss die denn immer voranlaufen? Kann sie nicht einmal aufuns warten?\"Mit düsterer Miene stapfte sie in Richtung Süßigkeiten. Eric rasteschnaufend hinterher. \"Hey, Jade! Warte auf mich!\", schrie Eric.Aber Jade ignorierte ihn einfach.\"Kannst du denn nicht einmal warten?\", keifte Jade ihre Freundin an.Aber diese machte keinerlei Anstalten sie anzusehen, sondern starrtenoch immer auf die Chips.\"Hm. Soll ich die Roten mit Ketschup nehmen? Oder die Blauen mitSalz?\">>Hatte sie mir denn überhaupt nicht zugehört? Oder warumantwortete sie nicht auf meine Frage?


\"Also, ich würde die Rechten nehmen\", war Eric ihr zu, der gerade beiden Beiden angekommen war.\"Die mit Ketschup? Meinst du die schmecken?\", fragte Jade mit einemverzogenen Gesichtsausdruck.Sie konnte sich nicht vorstellen, dass Kartoffelchips mit Ketchup <strong>als</strong>Gewürz statt Paprika schmecken können. Doch Lucy war sich ziemlichsicher.\"Klar schmecken die. Ich hab die Werbung davon gesehen, undaußerdem hat Jimmy die in der Schule letztens dabei gehabt. Wisst ihrnoch?Alle waren ganz wild darauf!\", rief sie voller Begeisterung.Eric nickte und suchte nach weiteren Knabbersachen. Er zog aus einender Obersten Regale eine Tüte Käseknabberstangen heraus.\"Also ichnehme die hier! Ich liebe die Teile\".Jade marschierte den Gang mit den Süßigkeiten auf und ab. Hier gab eseinfach zu viel. Viel zu viel.Sie konnte sich einfach nicht entscheiden. Vor dem Regal mit derSchokolade blieb sie stehen und ließ ihren Blick neugierig durch dieoberste Etage wandern.Allerlei verschiedene Sorten standen zur Auswahl bereit.Nougat-Schokolade, Kinderschokolade, Schokolade mit denverschiedensten Füllungen wie zum Beispiel mit Erdbeercreme, Nüssen,Weinbeeren, Chrispy, Sahnefüllung, Butterkeks, Amarena- Kirsch,Schwarzwälder Kirsch und noch vieles mehr.Mit einer schnellen Handbewegung griff sie ins Regal nach dererstbesten Tafel. Es war die mit der Nougat-Füllung.Sie schaute noch kurz auf das Preisschildchen das am Regal angebrachtwar und riss ihre Augen vor Schreck auf.Eine Hundertgramm Tafel kostet 1,50 Euro.>>Haben die ein Rad ab oder so?


Sie hasste es.Nach acht Minuten fand sie ihre beiden Freunde dann doch.Eric wühlte in einem hohen mit Gummibärchentüten gefüllten Regalrum und Lucy stand hinter ihm und sah dabei ungeduldig zu. In ihrenHänden hielt sie eine Packung Tortillas und ein Partymix. Das ist einegroße Tüte mit vielen verschiedenen Gummibärchen darin.Und an ihren Blick war deutlich zu erkennen, dass sie genervt von EricsSuchaktion war.Ohne zu gucken rannte Jade los und stieß mit voller Wucht gegen einealte Dame, die vor Schreck ihre Einkaufstüte fallen ließ.Es ertönte nur ein lautes klirren. Wahrscheinlich waren Gläser darin.Ihr Blick fiel auf den Boden, wo die Dame mit lauten Getöse sich daranmachte ihre Einkäufe wieder einzusammeln.Orangen und Äpfel rollten über den Boden und den Gang hinunter. EinePackung Mehl war aufgeplatzt und bedeckte die restlichen Sachen wieweißer Pulverschnee unter sich.Der feine Staub schwirrte in der Luft, sodass Jade fürchterlich zu hustenbegann.\"Pass doch auf, du kleines Gör! Hast du keine Augen im Kopf?\"Die Frau schaute zu Jade hoch während sie alles wieder zumeinsammeln versuchte.\"Entschuldigen Sie bitte. Ich habe sie wirklich nicht gesehen\",stammelte Jade und wurde Puterrot.Die Frau war ziemlich wütend. Okay, sie verstand das auch, denn jetzterst entdeckte sie diese rötliche Flüssigkeit, die aus der Plastiktüteherausfloss und sich auch noch auf den ganzen Fliesenbodenerstreckte.Die alte Dame stand bereits wieder auf den Beinen und holte einTaschentuch aus ihrer Mini- Handtasche.Dann tupfte sie es gefühllos auf ihre weiße Bluse. Oh nein! Auf demgesamten Oberteil der Frau waren lauter kleine rote Tupfen derTomatensoße.Jade schämte sich fürchterlich dafür. So, dass sie am liebsten imErdboden versunken wäre.page 12 / 124


\"Du kleines Gör! Sieh nur was die angerrichtet hast!\"Jade wurde noch röter und stotterte:\"Es tut mir schrecklich leid.Entschuldigen Sie bitte vielm<strong>als</strong>. Ich habe sie wirklich nicht....\"\"Ja ja, ist schon gut! Mach dass du einfach wegkommst, damit ich michnicht noch länger über dich ärgern muss\", fauchte sie Jade an.Jade merkte die riesengroße Wut in ihrem Bauch. Sie hatte sich dochEntschuldigt. Und noch dazu hatte sie die Frau ja nicht mit Absichtzusammen gerannt. Warum <strong>als</strong>o, nahmen die Alten nicht einfach eineEntschuldigung an und fertig. Nein sie maulten und fluchten stattdessennoch stundenlang rum, <strong>als</strong> würde das an der Situation noch was ändernkönnen.Was geschehen ist, ist geschehen. Sie warf einen Blick auf ihre Hose.Na klasse! Jetzt hatte sie auch noch die ganze rote Soße draufverschmiert.Nur weil diese alte Schachtel nicht aufpassen kann wo, wo sie hingeht.Sie wagte noch einen letzen Blick zurück, wo der der Zusammenstoßpassiert war. Aber außer der roten Tomatensoße auf dem Boden warnichts mehr zu sehen.Plötzlich fuhr sie leicht zusammen.\"Jade ist alles in Ordnung mit dir?\",erkundigte sich Lucy.Sie hatte ihre rechte Hand auf ihre Schulter gelegt und betrachtete ihreFreundin von Oben bis Unten.\"Ja, alles okay!\", antwortete sie etwas zittrig.\"Man, diese alten Knacker da! Immer sind Andere Schuld wenn etwaspassiert\", fügte Eric noch hinzu.Das stimmte allerdings. Neulich, noch nicht einmal vor einer Woche,wurden die Drei ebenfalls von einem alten Mann zusammengestaucht.Und nur weil sie draußen vor dem Haus zu laut gespielt hatten. Naja,eher gelacht.Eric hatte einige Witze erzählt und sie fielen dabei in einen lautenLachkrampf. Nach Zehn Minuten streckte Herr Müller, der Nachbar denKopf aus dem Fenster und brüllte nach unten.Sie sollen doch endlich mal leise sein, bei dem Lärm könne sich jaüberhaupt keiner entspannen! Und wieso sie denn nicht auf denSpielplatz im Park verschwänden.Eric hatte ihm dann nur zugerufen, dass wir hier nicht im Altersheimpage 13 / 124


seien und wenn ihm das nicht passte, dass sie her laut wären, müsse erdas Fenster schließen oder ausziehen.Herr Müller regte sich erst nochmal fürchterlich auf, wie frech dieheutige Jugend wäre und knallte dann wütend das Fenster zu.Am selben Abend stand er dann vor unserer Haustüre, um sich überJade und ihre beiden Freunde zu beschweren.Was wir für unerzogene Rotzlöffen ihr Kind wäre und so weiter. AberJades Mutter nickte nur und sagte kein Wort zu Jade. Das einzige wassie zu Herrn Müller sagte war:\"Das sind Kinder. Und Kinder sind einfachmal lauter. Oder waren sie, <strong>als</strong> sie kleiner waren immer still?\"Darauf fiel dem Meckeronkel keine passende Antwort mehr undverduftete. Die darauf folgenden Tage, hörte man kein einziges Wortmehr von ihm.\"Hey! Also ich hab alles!\", riss Lucy Jade aus ihren Gedanken.Doch Eric schien noch etwas zu brauchen.\"Nein, aber ich brauche noch Cola und Fanta\".Stimmt. Da hatte er Recht. Außer Wasser und Säfte hatten sie nichtszum trinken. \"Okay. Holen wir noch Getränke\", schlug Lucy vor.Die Drei Teenys setzten sich in Bewegung und gingen in RichtungGetränkeabteilung. Dort war es sehr kühl und Eric bekam eineGänsehaut.Vor den Cola, Sprite, Fanta und Speziflaschen hielten sie an.Lucy machte sie lang um an das Regal ganz oben zu gelangen. Mit allerMüh nahm sie sich Zwei Flaschen Cola und eine Flasche Sprite.Eric holte sich Zweimal Fanta und einmal Cola, Jade Zwei Spezi und einSprite.\"Uff, sind die schwer\", gab sie zu und stellte sie kurz auf den Bodenab.\"So und jetzt ab zur Kasse\", lachte Eric freudig und drehte sich um.Lucy lachte auf und meinte:\" Warum denn zur Kasse? Ab in den Wald.\"\"Hä? willst du etwa klaun?\", fragte Jade verwundert.Ihre Freundin lächelte verschwörerisch und nickte. \"Na klar, wasdachtest du denn? Das ist ein irres Gefühl. Ich sags euch. Adrenalinpur.\"Entsetzt starrten Jade und Eric zu Lucy. Meinte sie das wirklich ernst?\"Meinst du dass jetzt ernst? Die ist schon klar, dass wir in ernsteSchwierigkeiten kommen können, wenn sie uns dabei erwischen\",page 14 / 124


entgegnete Eric.Jade fand diese Idee ebenfalls total daneben. Sie wollte keine Problememit der Polizei bekommen. Und was würde das für einen Eindruck in derZukunft machen?Bei Bewerbungen oder einer Jobsuche?Wenn sie eine Akte besäßen, wo darin stand, dass sie schon einmalgeklaut haben. So würden sie doch nirgends genommen werden.\"Also ich mache da auf gar keinen Fall mit\", protestierte Jade lauth<strong>als</strong>.\"Psst! Gehts vielleicht noch ein bisschen lauter? Geh halt gleich zurKasse und bis über das Mikro offiziell bekannt!\", schimpfte Lucy miteinem bösen Seitenblick zu Jade.Aber auch Eric war nicht auf Lucys Seite. Er stand mit verschränktenArmen da und starrte seine Freundin misstrauisch an. \"Also ich macheda auch nicht mit! Ich will doch nicht für den Rest meines Lebens <strong>als</strong>Dieb da stehen. Und so arm bin ich auch wieder nicht, dass ich mir keinEssen und Trinken im Wert von Fünf Euro kaufen kann!\"Lucys Blick veränderte sich schlagartig.Ihre Augen begannen geheimnisvoll zu leuchten und ihre Mundwinkelzogen sich nach oben zu einem fiesen Grinsen:\"Ihr habt einfach schiss,stimmt\'s?\", flötete sie und lachte dabei wieder.In diesem Moment kam ein Angestellter des Geschäfts direkt auf dieKinder zu.Der Blick des Mannes war kalt und man konnte ihm alles von den Augenablesen.Aber dann entfuhr ihn doch ein leichtes Lächeln. Er bleib vor denTeenys stehen und fragte:\" Kann ich euch irgendwie weiterhelfen? Beider Auswahl oder so?\"Lucy schüttelte rasch den Kopf:\"Nein vielen Dank. Wir haben schonwas wir brauchen. Auf Wiedersehen und einen schönen Nachmittagnoch\".Schnurstracks stapfte sie in Richtung Kasse, aber zog Eric und Jade zuden Zeitschriften, die in der Ecke in hohen Ständern aufgestellt waren,beiseite.Sie stob einen der Ständer der im Weg stand, leicht zur Seite, sodassIdee Drei kaum noch zu sehen waren und legte den Zeigefinger auf dieLippen zu einem Psst-Zeichen.page 15 / 124


Die anderen Zwei waren ziemlich verwirrt. Sie schauten ihre Freundinetwas verdattert an.Was geht denn jetzt ab?\"Was soll das?\", beschwerte sich Jade lautstark. Wieder setzte Lucyihren Finger auf die Lippen.Durch Jades lautes >Was soll das Gerufe< begann sie ein bisschen zuzittern und ihr Puls raste. \"Pssst man! Schrei doch noch lauter rum!Dann hätten wir uns erst gar nicht hier verstecken brauchen\".Eric blickte stur zu Lucy und es bildeten sich kleine Falten auf seinerStirn. Er war nun ziemlich misstrauisch geworden.\"Was hast du vor? Wieso ziehst du uns in die Ecke hier?\"\"Ich habe einen Plan\", begann Lucy.\"Ich möchte jetzt meinen Plan durchführen! Versprochen, es wird allesgut gehen\", stichelte sie.\"Nein. Vergiss es! Ich mache das auf gar keinen Fall Lucy!\", rief Jadefassungslos. Und auch Lucys Freund war immer noch derselbenMeinung und schüttelte den Kopf.\"Du spinnst doch wohl komplett. Ich habe keinen Bock drauf erwischtzu werden!\"Lucy kicherte sich heimlich ins Fäustchen:\"Erwischt? Wie sollen die unsdenn erwischen, wenn ihr alles so macht, wie ich es sage!\"Sie kratzte sich am Kopf und kicherte wieder:\"Man, seid doch nichtsolche Waschlappen. Das ist ja nicht zum aushalten. Die können unsdoch gar nicht erwischen. Seht doch , um uns herum sind doch dieZeitschriftenständer und Regale. Das ist wie eine Mauer.\"Entschlossen sahen sie Lucy an:\" Zum letzten Mal! Nein, wir klauennichts. Wir sind keine Diebe. Verstanden?\"So langsam hatten sie keine Lust mehr, weiter darüber zu diskutieren.Mit einem gelangweilten Lächeln lehnte Lucy sich gegen eines derRegale und begann die Schnalle ihrer Umhängetasche zu öffnen,räumte darin erst einmal rum um Platz für die Sachen zu schaffen. Unddann fing sie an das Cola, Sprite, Chips und die Gummibärchen ganzunten in ihrer Tasche zu verstauen.Danach zog sie die Schnalle der Tasche wieder fest zu und schaute dieBeiden erwartungsvoll an. \"Schon erledigt. Seht ihr? Es war ganz easyund keiner hats bemerkt. Und ich habe mir wieder Geld für andere cooleSachen gespart\", flötete sie sie fröhlich. Und irgendwie bekam Jadejetzt auch doch die Lust, etwas einzustecken.>> Das stimmt. Niemand hat es gesehen. Und warum sollte man espage 16 / 124


dann ausgerechnet bei mir sehen? Und im Moment bin ich sowiesoziemlich pleite. Und außerdem ist es doch Hundert mal besser etwasum sonst zu bekommen <strong>als</strong> dauern haufenweise Geld dafür zubezahlen. Es schmeckt doch so auch noch um so besser


Jades Herz hüpfte wild in ihrer Brust hin und her. Sie hatte Angst, dasses ihr bald aus dem Brustkasten sprang. Sie versuchte so cool wiemöglich zu bleiben und es schien ihr ein bisschen zu gelingen. Sielockerte ihr strengen Gesichtszug zu einem sanften, entspanntenLachen. Und ging langsam hinter Lucy her.Auch Eric fühlte sich überhaupt nicht wohl bei der Sache. Man konnteihn deutlich ansehen, dass er vor etwas Angst hat.Aber es schien alles ganz normal. Keiner schöpfte irgendeinenVerdacht.>>Phuuuuuuu. Ein Glück


Jade rutschte augenblicklich das Herz in die Hose.Mit einem geschockten Blick sah sie zu Eric und Lucy, die ebenfalls wieZwei Salzsäulen dastanden und zur Kasse starrten.\"Los laaaaaauft!\", hörte sie dann plötzlich Lucy rufen.Gleichzeitig drehten sie sich um und rasten zum Ausgang.\"Haltet sie auf! Das sind Diebe! Gemeine Diebe!\", kreischte der Mannimmer wieder. Wahrscheinlich war das der Ladendedektiv und hatteihnen eine Weile hinterher spioniert, <strong>als</strong> sie durch die Gänge schleiften.Denn so unauffällig hatten sich Eric und Jade doch nicht benommen.Das war das erste Mal und so geübt wie Lucy waren sie nicht. Lucyhatte schon öfters einfach etwas mitgehen lassen. Sie wusste auch wasihre Freunde davon hielten, aber trotzdem ließ sie es nicht sein. Jetzthatte sie auf noch Jade und Eric hineingezogen.Ohne noch einmal zurückzublicken rasten sie den Ausgang entgegen,immer und immer wieder vernahmen sie die Haltet sie auf-Rufe.Einige Kunden hatten inzwischen mitbekommen was hier vor sich gingund bauten sich vor ihnen in Kampfstellung aus. Die Arme nach linksund rechts ausgebreitet und leicht in die Knie gesunken, machten siesich bereit für ihren Fang.Doch leider Erfolglos. Keiner der Leute hatte die Kids so schnell undflink eingeschätzt. In voller Leichtigkeit huschten sie unter den Armenhindurch. Eric, warf sich sogar auf den Boden und rutschte einemjungen Mann unter den Beinen hindurch. Bis der checkte was da geradepassiert war, war Eric schon lange wieder aufgestanden und düste zurTüre hinaus.\"Los! Lauft schneller! Sie dürfen uns nicht erwischen!\", rief Jadeaufgebracht.Keuchend und schon total außer Puste rannten sie die Straße hinauf inRichtung Wald.Irgendjemand musste die Polizei alarmiert haben, denn von weitenwaren die Sirenen eines Polizeiautos zu hören.Diese schienen näher und näher zu kommen, denn das johlen derSirene wurde immer lauter.Wohin jetzt?Sie konnten doch nicht einfach weiter die Straße hinaufrennen?Das Auto würde sie doch so locker einholen!\"Kommt! hier lang!\" Lucy zog Jade und Eric nach rechts in eine winzigeGasse, die steil bergab führte.\"Hier runter!\"page 19 / 124


In voller Eile stolperten sie den ganzen Weg nach unten und flitztenweiter.Es schien in eine Art Tunnel zu gehen, denn es wurde stockdunkel undman konnte nichts mehr sehen. Jade merkte wie die Angst in ihrhochkroch.\"Stopp! Seit mal still?\" bat sie um hören zu können, ob die Polizei nochin der Nähe war.Und ja. Sie war. Das Sirenengeräusch war deutlich zu hören.Sie fuhr zusammen, <strong>als</strong> dann noch Stimmen hörte.\"Wo sind sie nur hin?\", fragte einer.\"Ich weiß nicht. Ich glaube da hinunter\", antwortete der Andere.Mist!Hatte man sie gesehen, wie sie hier runter gelaufen waren?Hatte jemand sie verraten?Alle Drei zucken in sich zusammen.Jetzt würde man sie schnappen, denn es gab von dieser Gasse hier keinentrinnen.\"Du meinst wirklich, das sie da hinter gelaufen sind?\", wollte einer derPolizisten wissen.\"Klar doch! Hier gehts nicht weiter! Warum sollten sie sich denn hierverstecken?\"\"Hmm, du hast recht, aber sollten wir nicht trotzdem kurz nachsehen?\"fragte er weiter.>>Verdammt! Nun war alles aus. Die beiden Polizisten würden jetzt dieStufen nach unten kommen und uns hier auffinden


langsam zum Aufstieg des kleinen Hügels.\"Ach kommt schon! Die hätten uns nie erwischt!\", entgegnete Lucy.Jade wurde wütend. Ihre beste Freundin brachte sie in eine solcheGefahr. Sie sollte sich mal schämen.\"Ich fand das grade ganz und gar nicht witzig, okey? Die waren kurzdavor uns zu schnappen. Ich sag dir, nochmal mach ich das nicht! Nienie wieder. Verstanden?\", maulte sie ihre Freundin an.\"Man Jade bleib mal cool ja? Ist doch nichts passiert. Lasst uns liebermal hochgehen, oder wollt ihr vielleicht hier zelten?\"Sie hatte Recht. Streiten nützte ihnen jetzt auch nichts mehr. Sie solltenjetzt echt lieber mal ihren Weg fortfahren und dort hingehen wo siehinwollten.Und zwar in den Wald.Vorsichtig schlichen sie erst einmal nach oben und schielten um dieEcke. Nur um sicher zu gehen, dass die Polizisten wirklich weg waren.Und es war keiner zu sehen.Endlich konnten sich Jade und Eric wieder entspannen.In schnellen Schrittes gingen sie die Straße weiter hinauf undquatschten nebenbei.Ganze Fünfzehn Minuten liefen sie nur gerade aus. An großen undkleinen Häusern vorbei und an Unmengen von Spielplätzen, wo kleineKinder mit ihrem Ball oder anderen herumtollten. Und dann war es fastgeschafft. Der Waldrand kam in Sicht. Jetzt waren sie fast da.\"Na endlich! Mir kam dieser Weg irgendwie endlos lang vor. Wie eineStunde oder mehr!\", meckerte Jade. Sie schwitzte am ganzen Körperund wäre am liebsten sofort in den nächstbesten Pool oder Seegesprungen. Nur leider war kein einziger zu sehen.\"Mann mecker doch nicht. So lange hat es nun auch wieder nichtgedauert!\", lachte Eric munter.Er deutete mit dem Zeigefinger nach rechts, dort wo ein schmalerSpazierweg direkt in den finsteren Wald führte.Normalerweise gehen bei diesen schönen Wetter immer eine MengeLeute hier spazieren, vor allem Ältere oder Mütter mit ihren kleinenKindern.Aber heute war der Wald wie ausgestorben.Keine Menschenseele war zu sehen. >>Komisch>Naja, was solls!page 21 / 124


die sind wahrscheinlich alle im Schwimmbad, bei dem heißen Wetter.Hat ja mindestens Achtundzwanzig Grad in der SonneAch ja das wird sicherlich ein Warnsinns-Urlaub hier


\"Wow! Das sieht ja toll aus!\", meinte Lucy und bestaunte mit offenerKinnlade das Plätzchen hinter dem Himbeerstrauch.Sie hatte diesen Platz hier, ganz anders in Erinnerung gehabt.Auch Jade kam aus dem Staunen nicht mehr heraus. Mit weitaufgerissenen Augen und stockgerade, stand sie neben Lucy und sah zudem alten Gemäuer hinüber.\"Ja! Einfach traumhaft hier. Ich weiß noch ganz genau wie es hierausgesehen hat, <strong>als</strong> wir das letzte Mal hier waren\", meinte Jade undstrahlte dabei über das ganze Gesicht: \"Hier war alles noch nicht sozugewachsen. Und diese Büsche hier, waren auch noch nicht so hoch.Und schaut mal, dieses Haus da. Es war letztes Mal noch nicht so starkeingefallen wie jetzt. Und das Efeu und das Moos an der Mauer da, diewaren auch noch nicht so hochgewachsen\".Beide nickten <strong>als</strong> Zustimmung und Eric machte sich <strong>als</strong> Erster daran,das Hindernis aus Ästen mit kleinen spitzen Dornen, Blättern undBeeren zu überwinden.Geduckt und mit den Händen vor den Augen zum Schutz vor denwinzigen Dörnchen, zwängte er sich hindurch.\"Heiliger Strohsack! Mannomann, gibt es denn keine andereMöglichkeit zu unserem Platz zu kommen? Diese ganzen Stachelnzerkratzen mich ja!\",motzte Eric während er sich einen sicheren Wegdurch diese Stacheln bahnte.\"Ja, gäbe es schon! Wenn dir das Schwimmen im Bach mehr taugt,dann könnten wir natürlich auch durch den Bach paddeln!\", lachte Lucyschallend.Eric seufzte ein bisschen wütend:\"Hahaha, wie witzig! Ich lache dann,wenn ich hier durch bin!\"Eine Minute und Tausende Autsch-Geschreie später, hatte er es dannendlich geschafft und rief den Mädchen zu, dass sie jetzt kommenkönnten.\"Okay! Und jetzt siehst du wie wir Mädchen das machen! Kein einzigesGejammer oder Geschrei wirst du hören!\", kicherten beide.Noch immer lachend und gackernd kämpften sich Jade und Lucygleichzeitig durch den riesigen Strauch.Aber von wegen, von ihnen würde man nichts hören!Eric folgte die ganze Zeit das Jammern und fluchen der BeidenMädchen.page 23 / 124


\"Aua! Das sticht ja wirklich wie verrückt\", bemerkte Jade. Und Lucy,die gerade dabei war, ihre Haare von dem Ast zu befreien, die sich dortverheddert hatten war auch nur am meckern.\"Meine schöne Frisur! Ruiniert! Nie wieder gehe ich durch so einGebüsch. Lieber geh ich stundenlang außen rum!\"Außerhalb des Himbeerstrauches vernahmen sie das laute Lachen ihresFreundes.\"Hahaha. Wie lustig Eric. Wirklich sehr lustig! Wir lachen dann wenn wirhier draußen sind!\"\"Ich habe es euch doch gesagt. Aber von wegen Mädchen halten mehraus! Da habt ihrs. Ihr haltet genauso wenig aus wie ich!\"Stöhnend und genervt, drückten sich Jade und Lucy durch den Strauchund standen nun vor Eric, der schon fast am Boden lag vor lauterLachen.>>Man kann es auch übertreiben


Jades Eltern nehmen es immer im Campingurlaub mit und sie schlafenimmer zu Viert darin.Nach einer geschlagenen halben Stunde stand es noch immer nicht. DieSpitze bog sich nach links und verschob somit das ganze Zelt.Eric kniete am Boden und stützte die Metallstangen, während Lucy vonOben versuchte das Zelt in die richtige Position zu bringen. Jade standein paar Meter von ihnen entfernt um sehen zu können, wann das Zeltgerade steht.\"Nein, bisschen mehr nach links!Stopp! Das war zu viel. Jetzt wieder nach rechts!Halt!Jetzt wieder ein Stückchen Links!\"Lucy und Eric versuchten ihren Befehlen zu folgen und schoben das Zeltnach Jades Anweisungen hin und her.\"Ja noch ein Stückchen! Gleich ist es geschafft!\", rief sie sehr laut,obwohl sie nicht einmal Fünf Meter von ihren Freunden entfernt war.\"So? Geht das jetzt so?\", fragte Lucy keuchend vor Anstrengung undsah zu Jade.Jade nickte und zeigte mit dem Daumen nach oben:\" Ja so ist\'s gut!Perfekt! Jetzt können wir die Heringe im Boden befestigen!\"Schnell sauste sie zurück, zog die Seile straff und Eric klopfte mit demHammer die Heringe fest in die Erde.Nach kurzer Zeit, stand das Zelt aufrecht und Kerzengerade auf derWiese.Erschöpft rieb Eric sich die Stirn.\"Phuuu, endlich geschafft! Ach Gott ist mir jetzt heiß!\"\"Wartet hier! Ich hole schnell unser Rucksäcke!\", sagte Jade undhopste in aller bester Laune zu den Rucksäcken, die sie einige Meterweit weg abgestellt hatten.Bepackt wie ein Esel kam sie wieder zurück und ließ die Sachen ins Grasfallen.Sie war ganz schön außer Puste und ließ sich ebenfalls zu Bodenplumpsen.\"Meine Fresse! Was habt ihr denn da alles mitgenommen? Steine?\",fragte sie und streckte kurz die Beine aus.Lucy fing an den Rucksack ins Zelt zu schleppen und auszuräumen.page 25 / 124


Eric hingegen war so nett und beantwortete ihr, ihre Frage. Aber garnicht ernst.\"Ja klar! Ich habe immer Steine dabei. Wer weiß denn was allespassieren kann. Wenn wir angegriffen werden oder so. Dann werfe ichmit den Ziegelsteinen!\"Er fing an zu lachen und obwohl Jade diesen Witz nicht lustig fand,lachte sie dröhnend mit.\"Eric, du bist echt lustig! Deinetwegen lache ich mich hier noch Tod!\",schrie sie schrill und japste nach Luft.\"Nein, bitte nicht. Sonst kann ich dich ja nie mehr sehen in meinemLeben! Und das wäre doch schade oder?\", antwortete er schon fast imFlüsterton.Ihr Lachen brach in Sekundenschnelle ab und Jade merkte auf einmalwie sie rot anlief.>>Sollte das jetzt ein Kompliment sein?


ganzen Inhalt ihres Rucksackes überall verteilte.Jade sah etwas genauer zu dem Rucksack hin und sah sie.Die Bürste steckte in der Seitentasche.\"Ja! Da ist sie doch. In deiner Seitentasche!\", gab sie zurück.\"Achso da! Ups, sorry. Hab wohl nicht genau hingeschaut! DankeJade!\", antwortete sie wieder glücklich und zog die Bürste heraus undkämmte sich dann ihre Haare.Na das war ja super verlaufen. Nur wegen ihrer behämmerten Bürstedie wirklich nicht zu übersehen war, hatte sie Lucys und Erics Kussvermasselt.Doch da bemerkte sie wie Eric ihr etwas ins Ohr flüsterte.\"Wenn du willst, dann können wir das nachholen! Heute Nacht,ungestört. Ich kenne einen tollen Platz!\"Jade grinste und nickte.>>Super! Ein zweites Mal, eine zweite Chance!


\"Jade! Jade! Hallo hörst du nicht?\", hörte sie jemanden sagen, machteaber keine Anstalten darauf zu reagieren und eine Antwort zu geben.Doch da rüttelte sie jemand heftig durch und sie erschrak höllisch.\"Hey Jade! Hast du nicht gehört? Lucy und ich haben gefragt ob wir dieGegend erkunden wollen?\"Jade setzte sich auf und schaute zu Eric, der neben ihr saß und auf eineAntwort wartete.\"Achso. Oh. Entschuldigung! Ich war grade so in Gedanken versunken.Tut mir Leid. Natürlich, los geht\'s!\"Und schon sprang sie auf und stürmte nach draußen. Eine leichte BriseWind wehte ihr die Haare zurück und es duftete nach Blumen undfrischem Gras.\"Also dann. Los geht\'s! Wohin gehen wir?\", fragte sie und schauteneugierig um sich. Lucy zeigte zu der kleinen Brücke, die über denschmalen Bach gebaut wurde.Sie war aus Holz und sah nicht sehr stabil aus. Einige Bretter hingenlose herunter. Das fließende Wasser bewegte sie hin und her.\"Meinst du nicht, die kracht unter uns zusammen? Da hängen auchschon einzelne Bretter runter!\", meinte Eric unsicher.Lucy kicherte.\"Aber klar doch! Wir sind doch nicht so schwer. Wir können da lockerdrüber gehen. Und wenn sie einkrachen sollte, dann landen wir ja nur inFünfzig Zentimeter tiefen Wasser. Na kommt schon!\"\"Na gut. Aber du geht\'s zuerst rüber!\", warf Jade gleich ein und folgteLucy zu der Brücke.\"Aber klar, wenn ihr wollt! Dann gehe ich eben <strong>als</strong> Erste rüber!\"\"Sei aber ja vorsichtig!\", warnte Eric sie. Lucy machte einen leichtenSchritt vorwärts und testete die Bücke erst einmal.Mit einem Fuß stieg sie jetzt fest hinauf und das Holz knackstegefährlich.Aber nichts geschah. Kein Brett fiel hinunter. Sie machte einen ZweitenSchritt ganz vorsichtig und wippte leicht um festzustellen, dass dieBrücke auch wirklich stabil genug war um rübergehen zu können.Lucy ging immer weiter und weiter und war schon fast am Ende <strong>als</strong>plötzlich ein lautes Knacksen ertönte.Es war viel lauter <strong>als</strong> die vorherigen Knackgsgeräusche.Ein morsches Holzbrett brach in der Mitte auseinander und Lucy wärefast mit ihrem linken Fuß eingestürzt, wenn sie nicht in richtigenpage 28 / 124


Moment hochgesprungen wäre.Sie landete mit beiden Füßen auf der anderen Seite des Baches undwinkte zu Jade und Eric.\"Alles in Ordnung! Ihr könnt kommen!\", rief sie ihnen zu.\"Ihr müsst nur hinten bei den letzten Brettern aufpassen! Die sindziemlich morsch und kaputt!\"Jade ging zur Brücke und wagte einen Schritt darauf zu machen.Nichts geschah, außer dieses knacksen der Bretter. Sie ging noch einenSchritt voran und noch einen.Bei jedem Schritt knarrte das Holz unter ihren Füßen bedrohlich. Überdie letzten Bretter hüpfte sie einfach drüber und stand jetzt vor Lucy.\"Mhm, alles in Ordnung! Die Bücke könnte jeden Moment einstürzen!\",meinte sie zornig zu ihrer Freundin.Inzwischen hatte auch Eric die Brücke betreten und ging ganz langsamdrüber.Er übersprang ebenfalls die letzten Bretter und schon waren sie allebereit, den Wald zu erkunden.Lucy hüpfte wie ein kleines Mädchen aufgeregt voran und quietsche vorFreude.Sie benahm sich wirklich wie ein Vierjähriges Kleinkind.Jade und Eric liefen ohne ein Wort zu sagen hinter Lucy her undschauten sich dauernd an.Es herrschte komplette Stille zwischen ihnen.Keiner von Beiden wusste ein geeignetes Thema zum plaudern.Also hielten sie lieber den Mund und nutzten die Zeit um sichumzugucken und die frische Luft einzuatmen.Das zwitschern der Vögel und das Rauschen des fließenden Wassers,war schöner <strong>als</strong> das beste Lied, des weltbesten Sängers.Hier konnte man sich richtig erholen.\"Schön hier was?\", versuchte Jade dann doch ein Gesprächanzufangen.Doch Eric nickte nur und sah sie nicht einmal an.>>Oh Mist! Das war wohl der f<strong>als</strong>che Satz>Man, wie peinlich


Was ist an den Wald hier so interessant? Hier stehen keine anderenBäume, <strong>als</strong> in irgendeinen anderen normalen Wald! Lauter Tannen,Eichen, Buchen, Fichten, Sträucher mit den verschiedensten Beeren undso weiter.Was war daran jetzt so interessant?Ein bisschen geknickt, marschierte sie neben ihn her und tat so, <strong>als</strong>würde sie sich auch den Wald anschauen.Nach einigen Minuten kam dann Lucy zu ihnen gelaufen und machtekein sehr freudiges Gesicht: \"Ich dachte wir sind zusammenhierhergefahren!\", schnauzte sie Beide an.Eric glotze sie an wie ein Idiot.\"Ja sind wir doch auch! Warum?\"Lucy stich sich mit der Hand eine Haarsträhne hinters Ohr undverschränkte dann die Arme vor der Brust:\"Ja weil ihr immerzusammen rumdackelt! Ihr vergesst mich hier voll. Im Zelt musst icheuch schon dran erinnern, dass ihr ausräumen sollt und jetzt gehe ichallein voraus, weil ihr so langsam seid!\"Jade machte ein schuldiges Gesicht.Da hatte sie recht. Wir beide klebten wie Kaugummi aneinander undvergessen Lucy völlig. Sie ging zu ihr und umarmte sie fest.\"Entschuldigung. Ich habe das überhaupt nicht gemerkt. Tut mir Leid.Ich werde es lassen, versprochen! Aber lass uns jetzt bloß nichtanfangen zu streiten okay!\", sagte sie sanft und Lucy wurde wiederlockerer und grinste.\"Okey. Schon gut! Vergeben und vergessen. Also lasst uns noch einbisschen hier rumlaufen, es wird schon spät und auch langsamdunkel.\"Von jetzt an, liefen sie nur noch zu Dritt durch den immer dunklerwerdenden Wald und hatten Reißig viel Spaß.Sie lachten und schrien pausenlos miteinander, sodass sie die Zeit völligvergaßen.Erst <strong>als</strong> sie bemerkten, dass ihnen der Wald unangenehm düstervorkam, fragte Lucy nach der Uhrzeit.Jade warf einen Blick auf ihre Armbanduhr. Zehn Minuten nach Neun.\"Was schon so spät?\", fragte Jade verwundert.\"Hä? Wie spät ist es denn?\", erkundigte sich Eric.Jade hielt ihn ihren Arm hin, dass er auf die Uhr schaun konnte.\"Oh ja es ist schon ziemlich spät! Ich bin am verhungern. Kommt lasstuns zurück gehen und was futtern!\", schlug er vor.Das liesen sie sich nicht Zwei mal sagen. In Windeseile rasten siepage 30 / 124


zurück zum Zelt und holten die Rucksäcke hervor.Sie wollten jetzt nur noch eins. Ihr Abendessen vorbereiten.Jade holte aus einem kleinen Kühlbeutel eine ganze Salamistangehervor. Und dann noch Käse am Stück, Butter und Streichwurst.Äpfel, Bananen und Birnen hatte sie in einem Tütchen verpackt.\"So das hat mir meine Mum mitgegeben! Für 3 Tage wird das jareichen oder?\", fragte sie mit gerunzelter Stirn.\"Aber natürlich! Schau mal was ich alles dabei habe!\", sagte Ericgrinsend und begann seine Tasche zu leeren.Es kam ein ganzes Laib Brot zum Vorschein. Thunfisch aus der Dose,Käse, Wurst, Joghurt, Weintrauben, Kiwis, Pizza die von Mittags übriggeblieben ist und vieles mehr.\"Also, verhungern werden wir auf keinen Fall!\" meinte er lachend undbegann mit einem Streichmesser, das Brot anzuschneiden.Das ging aber nicht so gut, weil das Messer recht stumpf war. AmSchluss hatte jeder von ihnen Vogelfutter, statt Abendessen auf denPapptellern.Aber sie ließen es sich trotzdem kräftig schmecken.\"Hmmmmmm, lecker! Die Pizza ist einfach erste Sahne!\", schwärmteEric und biss immer riesen Stücke ab.Jade beugte sich vor, um auch eine Pizza zu ergattern. Mal sehn ob siewirklich erste Sahne schmeckt!Und ja. Sie merkte wunderbar. Dieser Schinken und der Käse wareneinfach superlecker. Bei jedem Bissen hatte sie ein weiches Gefühl aufder Zunge.\"Ja. Das stimmt. Die Pizza ist hammergeil! Schmeckt super!\", sagteJade mit vollem Mund und sehr unverständlich.Nach dem Abendessen, wurde alles wieder ordentlich verpackt undweggeräumt. Lucy rieb sich den Bauch und pustete die Luft aus.\"Uff! Jetzt bin ich aber vollgefuttert. Und müüüüüde! Ich könnt auf derStelle einschlafen\"Auch Jade und Eric fühlten sich papp satt und müde. Aber ins Bettwollten sie jetzt um Zehn Uhr auch noch nicht.Aber was sollten sie jetzt noch machen?Da hatte Jade eine passende Idee.\"Hey Leute! Was haltet ihr davon, wenn wir ins Bett gehen und unseinfach noch ein paar Gruselgeschichten erzählen?\"Lucy nickte.\"Ja Das ist eine prima Idee! Findest du nicht?\"Eric sah hoch und nickte: \"Klar. Können wir machen. Ab in die Federnpage 31 / 124


und die Lauscherchen aufgesperrt!\", witzelte er und kroch ins Zelt.Die beiden Mädchen folgten ihm und hüpften in ihre Schlafsäcke.Doch bevor Jade sich hinlegte, zwinkerte Eric ihr zu und lächelte sie an.Sie wusste was er damit meinte. Er wollte sie an heute Nacht erinnern.Sie zwinkerte zurück und kuschelte sich in ihren Schlafsack.Andächtig lauschte sie den Geschichten von ihren Freunden und fühltesich grade sehr wohl.Eric erzählte eine Horrorgeschichte nach der anderen.Wo hatte er die bloß her?Irgendwelche Storys mit kopflosen Geistern und Mördern.Brrrrrrr. Jade schauderte. Ein eisiger Schauder lief ihr dabei über denRücken.Lucy erging es genauso.Diesen Gruselgeschichten war sie doch nicht ganz gewachsen undversteckte sich tief in ihrem Schlafsack.Eric war es geradezu ein Vergnügen, den beiden Mädchen Angsteinzujagen und dachte nicht daran aufzuhören.\"Bitte Eric, hör endlich auf! Ich will nichts mehr hören!\", winselte Lucy.Sie zitterte und hatte furchtbare Angst.Eric brach in schallendes Gelächter aus und machte sich ein bisschenüber sie lustig:\" Och nö. Warum denn? Ist doch grade so schön gruslig!Oder machst du dir etwa schon in die Hosen?\"Nun schaltete Jade sich mit ein. Das war nicht sehr nett von ihmgewesen.\"Eric. Hör auf! Sei nicht so fies!\"\"Okee, okee hab verstanden! Ich hab jetzt keinen Bock auf Zickenkrieg.Also gute Nacht!\", warf er schnell ein um keinen Streit anzuzetteln unddrehte sich auf die andere Seite.\"Gute Nacht ihr Zwei!\", gab Lucy gähnend zurück und schnarchte auchschon nach Zehn Minuten los.Wie kann ein Mensch nur so schnell einschlafen?Noch dazu wenn man ganz wo anders Schläft und nicht zu Hause.Bei Lucy war jedoch Schlafen, noch stundenlang nicht zu denken.Ihr Bett war doch ein bisschen hart und ihr war ziemlich heiß.Außerdem war sie viel zu aufgeregt um schlafen zu können.Heute Nacht würde sie ja mit Eric ausgehen. Aber erst wenn siesichergehen konnten, das Lucy tief und fest schlief.Sie sollte von dem Treffen einfach nichts mitbekommen.page 32 / 124


Alle Fünf Minuten schaute sie auf ihren Elektrowecker um sich nach derUhrzeit zu erkunden.Doch die Zeit kroch langsam dahin.Viertel nach Elf, Zwanzig Minuten nach Elf, Fünfundzwanzig Minutennach Elf, halb Zwölf. Und dann nickte sie doch für kurze Zeit ein.Schon wieder rüttelte jemand an ihr rum.\"Jade! hey Jade. Wach auf! Es ist Punkt Zwölf! Komm schon Lucyschläft tief und fest!\"Sie öffnete ihre Augen und rieb sie kräftig.\"Was ist denn? Ich bin müde. Lass mich schlafen\", murmelte sie unddrehte sich um. Doch da rüttelte wieder jemand an ihr.\"Hey, wir wollten uns doch heut Nacht treffen! Hast du das etwarvergessen?\", fragte er sie und Jade machte die Augen nochmal auf.Jetzt dämmerte ihr was. Sie hatten sich doch für heute Nachtverabredet. Und jetzt war es so weit. \"Oh ja! Sorry, ich steh schon auf!Warte draußen auf mich okay?\", bat sie ihn. Er gehorchte ihr undverschwand nach draußen, während Jade sich frisch machte und sichfertig machte.Es ging alles sehr schnell, keine Zehn Minuten später kam Jade aus demZelt gekrochen und blinzelte noch etwas verschlafen zu Eric.Selbst in einfachen Klamotten und ungekämmt sieht er super aus.Sie stand auf und Eric nahm sie bei der Hand und führte sie neben sichher.Wieder begann ihr Herz wild zu hämmern und sie folgte ihm willig.Sie gingen Hand in Hand durch den dunklen Wald, der vom hellenMondschein etwas beleuchtet wurde.Keiner sagte was. Sie spazierten einfach so durch den Wald, bis sie aneine Lichtung kamen.Hier war kein einziger Baum und man konnte den SternenbedecktenHimmel gut erkennen.\"Hier ist es doch schön\", flüsterte Eric. Jade fand das auch und siebeschlossen hier zu bleiben und die Sterne und den Mond anzusehen.Es war wie in einem Traum.Alles war ruhig, die Sterne funkelten am Himmelszelt, so wunderschönund hell wie noch nie. Der Mond warf sein weißes Licht auf den Rasenund spiegelte sich im Wasser des kleinen Baches.\"Wie wärs wenn wir uns einfach hier an den Baum setzten und einfachdie Sterne anschaun?\", fragte Jade leise und zog ihn unter dem Baum.Eric setzte sich ins Gras und lehnte an den Baumstamm. Jade saß nebenpage 33 / 124


ihn, schaute in die Sternenschöne Nacht und fühlte sich hervorragend.Nach einigen Minuten unterbrach Eric das Schweigen und sagte etwaszu ihr. Etwas das ihr Herz noch wilder klopfen und ihren Körper näherzu ihn heran rutschen lies.\"Weißt du, dass du wirklich süß und wunderschön bist!\", wisperte erihr ins Ohr.Diesen Satz hätte sie am liebsten noch einmal hören wollen.Er legte seinen Arm um ihre Schulter und sah sie erwartungsvoll an.Wahrscheinlich wollte er wissen, was sie dazu zu sagen hatte.\"Und weißt du, dass du der tollste und netteste Junge bist, den ich jegetroffen habe!\", antwortete sie ihm und kuschelte sich eng an ihn.Es war ein so schönes Gefühl in seinen Armen zu liegen.Sie wollte am liebsten immer darin liegen bleiben.Und dann drehte sie sich zu ihm um, sie wusste nicht genau warum,und schaute ihn wieder in seine Augen. Diese wunderschönenstrahlenden Augen.Jade liebte dieses glänzen darin.\"Dann können wir ja da weitermachen, wo wir heute angefangenhaben!\", hauchte er ihr ins Ohr. Oh ja, bitte. Bitte nochmal den Kuss,den sie versucht hatten!Sie lächelte und kam seinem Gesicht immer näher und näher. Und auchEric beugte sich zu ihrem Gesicht.Sie waren jetzt genau so nah, wie heute wo sie von Lucy gestöhrtworden waren. Auf einmal verwandelten sich Jades glückliche Gefühle.Sie war plötzlich total aufgeregt und es schwirrten ihr TausendGedanken im Kopf herum. In ihrem Herz klimperten jede Menge kleinerGlöckchen und sie war verdammt froh, jetzt nicht auf ihren wackeligenBeinen stehen zu müssen.Und endlich. Endlich war es so weit. Seine Lippen berührten ihre undendlich bekam sie von Eric ihren ersten schon lang gewünschten Kuss.Sie schmolz einfach dahin. Es fühlte sich einfach perfekt an.Es war ein leidenschaftlicher und echter Kuss.Doch der leidenschaftliche Kuss entwickelte sich schnell zu einemhefigen Geknutsche.Eric legte seine Hände an ihr Hüfte und presste sie fest an sich.Jade fand das gar nicht unangenehm, sondern eher ziemlich schön.Doch plötzlich hatte sie das Gefühl, dass hier einiges schiefläuft.Denn Eric fing an sie gegen den Baum zu drücken. Sie fand das nochpage 34 / 124


einigermaßen okay und lies es einfach geschehen.Aber mit jeder weiteren Sekunde fühlte sie sich immer unwohler bei derSache. Sie hatte das Gefühl, dass sie gerade nicht das Richtige tat.Was war denn nur mit Eric los?Warum schmiss er sich so heftig an sie heran?Er fing an sie niederzudrücken küsste sie noch immer.Aber Jade wurde das eindeutig zu viel.Sie fühlte sich von ihm sichtlich in Enge getrieben. Außerdem war ergerade dabei sie halb zu erdrücken.Aus Jades heißen Liebesgefühl wurde eine schreckliche Angst. Sie wolltenur noch eins.Weg von hier!Wild entschlossen, versuchte sie ihn von sich wegzudrücken um endlichwieder ein bisschen Luft zu schnappen und dem ungewolltenGeknutsche ein Ende zu bereiten.\"Hör auf Eric! Hör sofort auf!\", forderte sie und drehte ihren Kopf weg.Aber Eric hörte nicht auf, sondern fragte nur: \"Komm schon! Was istdenn los? Sie doch keine Spielverderberin. Ich finde das sehrromantisch!\", flüsterte er ihr zu.\"Nein! Hör endlich auf damit! Hörst du nicht? Du sollst aufhören!Sofort!\".Jade war nun gar nicht mehr locker und entspannt. Ihr zittern konntewohl auch Eric spüren, interessierte sich aber nicht besonders dafür.Immer wieder wälzte sie sich hin und her und schaffte es dann doch,Eric von sich abzuschütteln.Geschockt sprang sie auf und drückte sich ängstlich gegen den Baumund sah ihn fassungslos an.>>Nun ist er aber wirklich zu weit gegangen


den Boden zu schauen oder einmal eine Sekunde langsamer zu werden.Sie hastete blitzschnell ins Zelt zurück, zog den Reißverschluss ganz zuund plumpste völlig außer Atem in ihren weichen Schlafsack. Ihr Herzpochte.Verwirrt deckte sie sich zu und drehte sich auf die Schulter undversuchte zu schlafen.Doch es ging einfach nicht. So sehr sie auch wollte. Aber ihr gingendauernd Tausend Gedanken im Kopf herum.Sie konnte es einfach nicht glauben, was sie da gerade erlebt hatte.>>Wie konnte Eric nur so etwas tun? Wie konnte er nur so egoistischsein, und nur an sich denken?


einschlafen wollte sie auf keinen Fall mehr.Matt hockte sie sich ins nasse Gras und sah zu wie die Sonne sichimmer weiter und weiter nach oben schob.Doch nach einiger Zeit war ihr das viel zu langweilig. Aber was sollte siedenn sonst tun? Um diese Zeit konnte sie unmöglich Lucy aufwecken.Und Eric schon gar nicht.>>Von mir aus kann der schlafen bis er alt und grau istPerfekt um drüberzupringen


war.Also nahm sie all ihren Mut zusammen und ging selbstsicher auf Eric zu,setzte sich einige Meter von ihm weg und blinzelte genussvoll in dieSonne.Eric hatte sie schon längst gesehen und wunderte sich, dass sie keineinziges Wort zu ihm sagte.Schief und verwundert schaute er zu ihr hin und wartete darauf, dasssie irgendetwas sagen würde.Doch Jade beachtete ihn rein gar nicht und würdigte ihn noch immerkein einzigen Blick.Weitere Zehn Minuten ging das Ganze noch so weiter, bis Eric danneinige Worte sagte.\"Guten Morgen. Hast du gut geschlafen?\"Jade bewegte sich immer noch nicht sondern sagte nur:\" Naja, nicht sogut! Und du?\"Er drehte den Kopf wieder zurück in die Sonne.\"Nein, ich auch nicht sogut!\"Er rückte zu ihr heran und musterte sie von Oben bis unten.\"Du Jade, ich...\", fing er an, doch beendete den Satz nicht, weil Jadevor Schreck einen Meter von ihm weg hüpfte.Sie schaute ihn mit funkelnden Augen an.\"Hey, es tut mir leid wegen heute. Wirklich! Ich weiß auch nicht was dalos war! Sorry!\", meinte er trübselig.\"Aha! Das war alles?\", fragte sie ihn missmutig.Eric verstand nicht.\"Hä? Wie das war alles? Klar. Ich habe mich dochgrade entschuldigt!\"Doch Jade funkelte ihn nur mit einem bösen giftigen Blick an.\"Entschuldigt? Das reicht nicht Eric! Weißt du was du getan hast?\"Nun erhob sich ihre Stimme etwas.\"Ich habe dir dauernd gesagt du sollst aufhören! Aber dich hat daseinen Schiss interessiert! Kapierst du denn nicht? Das was du gemachthast, war das aller letzte!\"Eric schüttelte traurig den Kopf. Tat er jetzt nur so traurig? Oder wardas jetzt Ernst?Sie war sich nicht sicher.page 38 / 124


Er gab einfach nicht auf. Und wieder fing er an sich zu entschuldigen.Wollte er sie jetzt so lange damit nerven, bis sie annehmen würde?\"Oh man Eric! Nerv mich jetzt nicht damit okay? Ja ich nehme an undjetzt lass mich bitte in Ruhe, ja?\", rüffelte sie lautstark und dampfteab.>>Egal wo hin. Hauptsache weg von ihm


Augen zu schauen. Doch Jade hatte bereits ihren Kopf wieder auf denKnien und weinte weiter.\"Jade? Jetzt sag schon. Was ist passiert?\"Mit allen Mitteln versuchte Lucy sie zu trösten, aber es schien ihr nichtzu gelingen. Außer dass sie Jade endlich zum sprechen bewegenkonnte.\"Ach. Ist nicht so wichtig! Kümmer dich nicht darum!\", schluchzte sie.\"Aber ich bin doch deine beste Freundin. Du weißt doch, dass du miralles anvertrauen kannst. Versprochen, niemand wird etwas davonerfahren!\"Voller Mitgefühl, setzte sie sich neben Jade und umarmte sie undversuchte, Jade wieder ein bisschen aufzuheitern.>>Was ist bloß mit ihr los?


\"Was ist heute Nacht passiert? Von welcher Person redest du denn?Eric, oder was?\", bohrte sie weiter. Lucy wusste, dass Jade nichtdarüber sprechen wollte. Aber dass was sie da gerade gesagt hat, hattesie doch stutzig gemacht, und sie wollte sofort alles wissen.\"Okay, ich sags dir, aber du darfst es auf keinen Fall weiter erzählen.Und schon gar nicht Eric auf diese Sache ansprechen! Wir haben unsgegenseitig versprochen, dass wir niemanden davon erzählen werden!Und ich würde das trotzdem gerne einhalten!\", forderte Jade. Lucynickte nur stur und Jade erzählte ihr alles, was heute Nacht vorgefallenwar. Jedes einzelne Detail. Einfach alles.Ihre Freundin konnte zuerst nicht glauben, was sie da gerade gehörthatte. Und ihre Miene veränderte sich schlagartig. Sie sah so böse aus,wie Jade es noch nie an ihr gesehen hatte.\"Dieser rücksichtsloser Schuft! Was bildet der sich ein? Wie konnte ernur so etwas tun!Aber ich sage dir, typisch Jungs. Die sind alle so... so dickköpfig unddenken nur an ihr Vergnügen. Am besten man lässt sich auf die erst garnicht ein! Dann hat man solche Probleme erst nicht!\", schimpfte sieaußer sich. Irgendwie fand Jade das lustig, wie ihre Freundin dabei mitden Armen in der Luft herumwirbelte und auch noch dabei Grimassenschnitt. Zum todlachen komisch. Und ja! Durch Lucy konnte sie wiederlachen.Nach ein paar Minuten hatte sie es geschafft, Jade andere Gedanken zuzaubern.Beide Mädchen lachten und kringelten sich am Boden. Der Spaß wargroß und tatsächlich, Jade hatte wirklich ihr nächtliches Erlebnisvergessen. Zumindest für die nächsten paar Stunden.Durch die Zahlreichen Witze und Späße die Lucy machte, brachte siepage 41 / 124


ihre Freundin dazu, alles zu vergessen.>>Lucy ist wirklich eine wahre Freundin. Sie bringt mich immer zumLachen, selbst wenn mir nicht danach ist. Sie versteht mich und ichkann mit ihr über alle Probleme sprechen. Ihr alles Anvertrauen, ohnemir dabei Sorgen zu machen, dass sie es weitererzählen würde. Naja,bei manchen Sachen muss ich schon Angst haben, aber bei so etwas istsie zuversichtlich und spricht mit niemanden darüber.Sie war einfach die aller aller beste Freundin die Jade je hatte.\"Hey, was hältst du davon, wenn wir ein paar Beeren suchen gehen?\",schlug Lucy mit grinsenden im Gesicht vor. \"Ja, das ist eine prima Idee.Komm fangen wir da bei den Sträuchern an.\" Jade eilte voraus und imAnschluss folgte ihr Lucy, zum Himbeerstrauch, der ein bisschen hinterBäumen versteckt war. Sie hüpften durch die Gegend wie kleine Kinderauf dem Spielplatz, pflückten Himbeeren, aßen, bewarfen sich damitund tollten herum.Sie hatten einen riesen Spaß dabei, bei solch einen Blödsinn. Und dasssie danach lauter Himbeerflecken auf ihren Klamotten hatten, störteden Beiden nicht das geringste.Hauptsache sie hatten Spaß und Jade lacht wieder.\"Hey, ich glaube wir sollten langsam wieder aufhören. Ich seh aus wieein Schwein. lauter Flecken auf meinen Oberteil!\", lachte Jade außerPuste.Auch Lucy war total ausgepowert und dreckig. Grinsend warf sie einBlick auf ihre Bluse. Ihre Bluse war nun über und über mitHimbeerspritzern übersät. Es sah so aus, <strong>als</strong> würde die Bluse rotePunkte haben. Man könnte denken, es gehöre so.\"Och nö, mein neues Oberteil. Hoffentlich geht das wieder raus!\",jammerte sie.page 42 / 124


\"Naja, und wenn schon. Hauptsache ich habe dich wieder zum Lachengebracht! Das ist das Wichtigste!\", schnaubte sie und fing dann vonneuen an Beeren zu pflücken. Aber dieses Mal landeten sie nicht aufJades Oberteil, sondern in ihrer Jackentasche.\"Pass bloß auf, dass du sie nicht zerquetschst!\", ermahnte LucysFreundin.Lucy drehte sich um, steckte dabei immer wieder Himbeeren in dieTasche und meinte:\"Keine Sorge, ich hab nicht vor, mich darauf zu setzen oder gegen einBaum zu donnern!\"Wieder lachten Beide lauth<strong>als</strong>. Jade näherte sich Lucy, griff in denStrauch und half Lucy. Nach einer halben Stunde machten sie sich aufden Weg zu den Zelten. Vollgestopft mit Himbeeren.Bei den Zelten bemerkten sie, dass Eric nicht da war. Aber keiner derBeiden interessierte sich für ihn. Ihnen war es schnurzpipegal wo sichderen Kumpel aufhielt.\"Komm, wir legen die Himbeeren in die Tupadose, wo ich ein Teil vonmeinem Obst drin habe\". Lucy kroch ins Zelt und kam wenigeSekunden mit der Dose wieder heraus, öffnete sie und legte dieHimbeeren rein. Sie reichte sie Jade, die ihre Beeren ebenfallsdazulegte. Jade schloss den Deckel der Dose und gab sie wieder Lucy.Diese verschwand für einen kurzen Moment im Zelt. Jade hörte wie ihreFreundin herumhantierte.Stellte sie etwa gerade das gesamte Zelt auf den Kopf?Es hörte sich zumindest so an.\"Ich habs gleich!\", hörte sie Lucy aus dem inneren des Zeltes rufen.Das Rumpeln verstummte und Lucy kam wieder heraus. Sieentschuldigte sich bei Jade und beide Mädchen setzen sich eine Meterpage 43 / 124


weit weg des Zeltes, knabberten an Chips und sonnten sich.\"Das ist jetzt genau das was ich brauche. Ruhe und Entspannung\",sagte Jade und griff immer wieder in die Chipstüte. Stopfte sich eineHandvoll in den Mund und verschränkte die Arme wieder hinter demNacken.Lucy hatte sich eine große Sonnenbrille aufgesetzt, Kopfhörer in dieOhren gesteckt und lies sich mit lauter Musik bedudeln.Jade hingegen versuchte einfach vor sich hin zu dösen. Und nacheiniger Zeit wurde ihr aber schrecklich heiß. Sie zog ihr T-Shirt über denBauch nach oben, krempelte sich die Jeans soweit es ging nach obenund lies sich wieder ins Gras fallen.Das war herrlich. Einfach zu chillen und an nichts denken zu müssen.Unter der heißen Mittagssonne nickte sie ein. Und träumte von Pflanzenund Bäumen aus Süßigkeiten. Wie sie sich von Bäumen Schokobananenund granierte Äpfel holt. Sie sie aus dem Bach warme flüssigeSchokolade statt Wasser trinkt und wie sie von den Bäumen Äste ausfester Schokolade abbricht und auffuttert. Jade war im Scharaffenlandgelandet. Alles bestand aus den leckersten und verschiedenstenSüßkram. Einfach Traumhaft.So träumte sie wie sie mit einem kleinen Boot das wie ein Blatt aussah,aber aus Marzipan bestand, über den Schokobach mitSchokoladenpaddeln ruderte.Ein schmerzhafter Stich, riss sie aus ihrem Fantasievollen Traum.\"Aua!\", rief sie laut und patschte sich mit der rechten Hand auf ihrenlinken Arm. Dort entstand ein kleiner Hügel, der juckte. Kaum mal einenTag hier, und schon hatte sie eine Mücke gestochen. Unglaublich.Warum fahren diese Viecher bloß so auf sie ab. Schmeckte sie etwa sogut?Fluchend stand sie auf und ging ins Zelt. Holte ihren Rucksack aus derEcke und suchte nach Teebaumöl. In Ihrer Kosmetiktasche unter ihrerZahnbürste, Zahnpasta, Waschlappen und Schminke fand sie es. Drehtepage 44 / 124


wütend den Deckel auf und tupfte sich einen Tropfen auf den Stich.\"Man, ich hasse euch. Ihr seid so bekloppt! Stecht doch von mir ausEric, aber nicht dauernd mich!\", schimpfte sie vor sich hin.\"Er hat es außerdem mehr verdient <strong>als</strong> ich!\".Schnell steckte sie alles wieder zurück und sah nach der Uhrzeit.Was?Hatte sie so lange geträumt?Es war schon Vier Uhr nachmittags. Eigentlich hatte sie nicht vor gehabtden halben Tag zu verschlafen. Sie stand auf und beschloss die Gegendzu erkunden. Alleine.Draußen sah sie sich neugierig um, und da entdeckte sie ihrenZeitvertreib. Die heruntergekommene Hütte.Ja! Das war jetzt genau das Richtige. Über diese Hütte erzählt man sichhunderte von Schaudergeschichten. Das dass mal ein Pferdestallgewesen sein sollte, und aus rätselhaften Gründen in Flammenaufgegangen sei. Ein kleiner Junge, war zu diesem Zeitpunkt, <strong>als</strong> dasUnglück geschah in der Scheune bei den Pferden. Doch <strong>als</strong> er dieFlammen bemerkte war es schon zu spät. Das Feuer loderte hoch amEingang des Stalles und die Pferde gerieten in Panik. Schlugen mit denHufen gegen die Stallwand, wieherten ängstlich und stiegen.Der kleine Junge schrie panisch um Hilfe, aber der Vater der ihn rettenwollte konnte ihn nicht herausholen. Verzweifelt versuchte der Vaterdas Feuer zu löschen und seinen Sohn herauszuholen. Doch <strong>als</strong> erendlich in den Stall durchdringen konnte, lag sein Sohn tot am Boden.Er hatte unzählige Blutverletzungen am ganzen Körper und die ganzenPferde trabten aufgeregt in der kleinen Scheune herum.Sie mussten ihn zu Tode getrampelt haben.Die Familie war todtraurig über den schweren Verlust ihrespage 45 / 124


Zehnjährigen Sohnes. Und machten sich anständig Vorwürfe undbeschuldigten sich.Aber was sie nie herausfanden war, wie das Feuer überhaupt austretenkonnte.Die Legende über diese Scheune erzählt, dass man nachts die Stimmendes Jungen hörte und das wilde Getrappel der scheuenden Pferde,sowie ihr lautes wiehern.Aber Jade, glaubte der Legende nicht.So ein Blödsinn.Sie Schritt weiter auf die Scheune zu und versuchte durch dieverstaubten Fenstergläser etwas zu erkennen.Aber es regte sich nichts da drin.Oder etwa doch?Sie stellte sich auf die Zehenspitzen und versuchte zu erkennen wassich da drin bewegt hatte. Waren es etwa die Geisterpferde? Liefen sienoch immer aufgeregt im Stall hin und her und versuchten zu fliehen?\"Mensch Jade, jetzt mach mal halblang!\", ermahnte sie sich.\"Es gibt weder Geister noch Rufe oder Stimmen von Geister. UndGeisterpferde gibt es auch nicht\", schnauzte sie sie sich selbst an.Geräuschlos ging sie die Scheune entlang, bis sie vor demScheuneneingang stand. Dieser war kohlrabenschwarz und stank nochimmer verbrannt. Obwohl das Geschehen schon Fünfzig Jahre herist. Sie drückte leicht gegen die Stalltüre die sich dann quietschendöffnete. Sie fühlte sich merkwürdig flattrig und die Angstkroch ihr nur soden Rücken hinauf. Das was sie da vor Augen hatte war auf keinen Fallein schöner Anblick.page 46 / 124


Im Gegenteil. Er war widerlich.Überall hingen Spinnenweben an der Decke, Stallwand sowie Stalltürenund Boden.In diese Scheune erkannte sie Sechs Pferdeställe und in der hinterstenEcke stand noch ein Schubkarn und Putzzeug, wie zum Beispiel Striegel,Kardätsche, Hufauskratzer, Mähnenkamm und viele andere dieserDinge lagen verstreut am Boden rum.Sogar ein alter Englischsattel entdeckte sie auf einem Sattelhalter.Er war verstaubt und die Farbe des Sattels konnte man auch nicht mehrsehen. Über den Sattel hing ein Zaumzeug, dass überall Risse hatte undverbrannt war.Eine Satteldecke in knalligen Rot kam auch noch zum Vorschein. Siehatte braune Löcher überall.Sie nahm allen Mut zusammen und machte einen Schritt in dasGebäude.Sie war furchtbar aufgeregt. Vor allem wenn sie an die Geschichtendachte, die es über dieses Gebäude gab.Tapfer trat sie noch einen Schritt vorwärts. Und dann noch einen undnoch einen.Jetzt stand sie schon in der Mitte des abgebrannten Pferdestalls.Jade rümpfte die Nase. Es roch tatsächlich noch nach Pferd hier.Komisch. Wie lange so ein Geruch braucht um zu verschwinden. Kühnging sie auf Zehenspitzen durch den Stall und erkundete ihn neugierig.Jade stockte der Atem <strong>als</strong> plötzlich die Türe lautkrachend zufiel. Siehatte sich zu Tode erschrocken. Aber wieso war sie zugefallen? Eswehte doch überhaupt keinen Wind.Langsam wurde es Jade zu unheimlich und ohne nachzudenken machtepage 47 / 124


sie sofort kehrt.Und nun geschah das unfassbare. Etwas, dass ihr das Blut in den Aderngefrieren lies.Jemand sagte etwas.Was gesagt wurde, konnte sie nicht genau verstehen. Es war zu leiseum alles genau hören zu können. Aber nach paar Minuten wurden dieWorte immer deutlicher.Jemand flehte um Hilfe.\"Hilfe! Bitte helf mir! Ich möchte hier raus!\"Jade packte das nackte Grauen. Ihr wurde klar was das für eine Stimmewar.Genau das sagte der Junge der hier verbrannt, und von den Pferdentotgetrampelt worden ist.Das wurde Jade zu viel, blitzschnell rannte sie zur Eingangstüre derScheune und zog sie zu sich. Aber sie bewegte sich keinen Millimeter.Verdammt! Ich bin eingeschlossen schoss es ihr durch den Kopf.Und jetzt vernahm sie auch das Wiehern von Pferden und das Getrappelvon Hufen.>>Schitt! Die Legende ist echt! Die Legende gibt es wirklich! Ich mussso schnell wie möglich hier raus!


Von Panik ergriffen hämmerte sie wie wild auf die Türe ein. Die langsamnachließ und sich öffnete. Wie eine Furie kreischend raste sie zurück zuLucy.Sie musste ihr sofort von diesen Erlebnis erzählen. Hoffentlich würde sieihr glauben.\"Lucy, Lucy! Schnell wir müssen hier sofort verschwinden!\", schrie sieihrer Freundin zu. Doch Lucy beachtete sie nicht. Sie hatte noch immerihre Kopfhörer in den Ohren und schlief.Jade lief zu ihr, riss ihr einen Kopfhörer aus dem Ohr und schüttelte sieaufgeregt durch.Lucy war nicht sehr erfreut darüber und maulte los: \"Man Jade was solldas? Du hast mich total erschreckt!\"Sie sah Jade giftig an setzte aber dann ein anderes Gesicht auf, <strong>als</strong> sieJade ansah.Jade war kreidebleich im Gesicht. Ihre Augen waren weit aufgerissenund ihr Körper zitterte.\"Jade? Was ist passiert? Hat es wieder mit Eric zu tun?\", fragte sie ihreFreundin nachdenklich.Keuchend und atemlos schüttelte Jade den Kopf. Sie war so außerPuste, dass sie kein einziges Wort herausbrachte. Schaffte es aberdann doch irgendwie\"Lucy, wir.....wir müssn sofort verschwindn. Hier spukts!\"So <strong>als</strong> hätte ihre Freundin nicht mehr alle Latten am Zaun, schaute Lucysie an.\"Wie bitte? ich habe dich nicht so ganz verstanden. Kannst du dasnochmal wiederholen?\", fragte sie.page 49 / 124


Jade legte sich eine Hand auf ihre Brust und holte noch ein paarmal tiefLuft. Atmete gleichmäßig ein und aus. Dann fing sie an zu erzählen:\"Wir müssen sofort hier verschwinden! Diese Legende über diesen Stallda hinten, ist wahr! Die gibt es wirklich!\"Lucy lachte auf und tippte sich an die Stirn. Wahrscheinlich dachte sieJade hätte jetzt völlig den Verstand verloren.\"Und für diesen Schmarrn bist du extra hier her gerannt? Du hättestauch gehen können, dann wärst du jetzt nicht so außer Puste!\", fopptesie Jade.Aber dann erkannte sie dass ihre Freundin es ernst meinte. Immer wennJade die Arme vor der Brust verschränkte die Augenbrauen hochzog, dieMundwinkel sinken ließ und sich große Falten über ihre Stirn bildeten,wusste sie dass sie es ernst meinte.\"Aber Jade. Es gibt doch keine Geister! Vielleicht hast du geträumt undes dir eingebildet!\",meinte sie dann. Jade fasste es nicht. Warumglaubte ihre beste Freundin ihr nicht?Dachte sie etwa sie würde sie anlügen?Ihre beste Freundin?Niem<strong>als</strong> würde sie sowas tun.\"Habe ich dich jem<strong>als</strong> in meinem Leben angelogen Lucy?\", frage siestocksauer.Die Wut stieg nur so in ihr hoch. Jade hasste es wenn ihr keiner glaubte.Klar besaß sie eine ausgesprochen große Fantasie und bildete sich m<strong>als</strong>chnell irgendwelche Sachen ein. Aber dies war keine Einbildunggewesen.Das war echt.\"Komm mit, ich zeigs dir wenn du mir nicht glaubst!\", schlug sie Lucypage 50 / 124


vor.Lucy warf der Scheune einen angstdurchfluteten Blick zu.\"Man muss das unbedingt sein Jade?\", fragte sie unsicher und kratzesich am Kopf.Jade wusste, dass Lucy das immer tat wenn sie Schiss hatte.Verschwörerisch grinste sie Lucy an. \"Ja das muss sein! Wenn du mirnicht glaubst, dann muss ich es dir eben zeigen!\"\"Okey, okey ich glaube dir ja!\", versuchte sie ihre Freundin zuberuhigen, aber vergeblich.\"Das glaube ich dir jetzt aber nicht! Also komm mit! Oder hast duAngst?\", spottete Jade.Lucys Miene verzog sich. Sie schaute plötzlich sehr ernst, schalteteihren MP3- Player aus, brachte ihn ins Zelt und stellte sich bereit vorihre Freundin.\"Okey dann geh mal vor, aber wenn du selber eingesehen hast dass duein Knall hast, dann könnten wir uns vielleicht wieder normalunterhalten!\", lachte sie weiter.\"Du wirst schon sehen, dass ich keinen Knall habe\", antwortete Jadetrocken und zog ihre Freundin hinter sicher in Richtung Scheune.\"Lass dich doch nicht so ziehen Lucy! Da schau nur. Mach die Türe aufund sei leise. Du wirst die Stimmen hören. Ich schwöre es dir\",versprach Jade ihrer Freundin hoch und heilig.Lucy drückte die Türe auf und betrat die alte Scheune.\"Iiiii, siehts hier unordentlich aus! Und alles voller Spinnenweben undDreck! Wäh ist ja ekelerregend!\"\"Pssst, sei still! Hör lieber hin! Gleich wirst du was hören!\", versprachJade.page 51 / 124


Lucy lauschte in die Stille. Aber außer den Wind der pfeifend durch dieRitzen in der Wand zischte war nichts zu hören.\"Aha, und was genau soll ich da zu hören bekommen?\", fragte sienach einigen Minuten.Jade war sich ziemlich sicher, dass bald das wiehern und die Stimmedes Jungen zu hören war.Gelangweilt lehnte sich ihre Freundin gegen ein morsches Brett undwartete geduldig.Aber <strong>als</strong> sich nach Zehn Minuten immer noch nichts rührte, fühlte Lucysich von Jade sichtlich verarscht.\"Ich höre nichts! Was du so immer hörst!\", meinte Jades Freundin undpuhlte sich eine Ratte aus ihren Haaren.\"Außer das herumgelaufe von diesen ekligen Ratten, wie diese hierkann ich nichts hören!\", schimpfte sie und feuerte das Tier in denGang, das quiekend am Boden landete.\"Können wir jetzt endlich von hier verschwinden? Ich hab keine Lustweitere Ratten von meinem Körper zu sammeln?\", fragte sie undschleuderte eine weitere Riesenmaus durch den Stall. Dieses Mallandete das Vieh auf der Stalltüre, man konnte aber auch diesequietschen hören.\"Okey gehen wir!\", stimmte Jade ihr zu. \"Aber ich sage dir, ich habees gehört!\"\"Ja ja ja, und ich bin der Kaiser von China!\", scherzte Lucy.\"Nur leider hat dein Streich nicht funktioniert Jade. Überleg dir wasgrusligeres für das nächste Mal!\"Beide verließen das unheimliche Gebäude und waren schon einigeMeter entfernt, <strong>als</strong> wieder mit voller Wucht die Stalltüre zuflog.page 52 / 124


\"Was war das?\", fragte Lucy. Sie hatte sich gerade so erschreckt, dasssie bestimmt einen halben Meter in die Luft hüpfte. Beide sahen zurückund beobachteten die Stalltüre, die immer wieder auf und zu schlug.\"Achso! Der Wind bloß! Meine Güte. Durch deine Schaudergeschichtenwerde ich hier noch ganz verrückt. Lass dass bitte ja? Oder willst dumich in den Wahnsinn treiben?\"\"Aber ist wirklich wahr Lucy! Ich habe die Geister der Pferde und desJungen gesehen. So wie in einem Film hat sich das abgespielt. DieGestalten bestanden aus weißen Rauch und dann habe ich genau dieseSzene gesehen, wie es bestimmt gewesen sein musste, <strong>als</strong> das Feuerausgebrochen war\", redete sie ihrer besten Freundin glaubwürdig zu.Aber sie glaubte ihr nicht.\"Also, ich denke, du hast nur geträumt oder es war alles nurEinbildung. So und jetzt hör bitte auf damit!\", verlangte sie undschlenderte zurück zu ihrem Lager.\"Du benimmst dich gerade wie eine Verrückte!\"Nachdenklich trottete sie hinter ihrer besten Freundin her.Hatte Lucy etwa recht gehabt?Hatte sie sich dass alles tatsächlich nur eingebildet?Denn warum hörte ihre Freundin diese Stimmen nicht?Irgendeinen Grund musste das ja schließlich haben.Was steckte wirklich dahinter? Ihre allzu blühende Fantasie? Ein Traum?oder die Realität?Jade entschied sich, das Rätsel zu lösen. Aber heute nicht mehr, dennsie war ziemlich durcheinander.page 53 / 124


Morgen würde sie noch einmal zu dem Stall gehen und ihn genauauskundschaften. Dann würde sie die Pferde und die Hilfeschreie desJungen hören oder nicht. Wenn sie diese hören würde, dann war das derBeweis dafür, dass das heute alles keine Einbildung war. Würde siejedoch nichts hören, dann musste sie Lucy recht geben und sie warwirklich ein bisschen Verrückt.In Gedanken versunken folgte sie Lucy bis zu den Zelten, wo Eric davorsaß und ins Leere starrte.Er schaute auf seine Armbanduhr und wank dann den Mädchen zu.\"Hey, wo wart ihr denn so lange? Ich hab euch den ganzen Nachmittagnicht gesehen?\", rief er ihnen zu und sprang auf. Rannte ihnenentgegen und stellte wieder dieselbe Frage: \"Wo wart ihr denn solange?\"Eingeschnappt ging Lucy an ihm einfach vorbei und sagte noch:\"AchJade versucht mich in den Wahnsinn zu treiben!\"Verwundert sah er sie an. Er verstand den Satz nicht. Was meinte Lucydamit?\"Hä? wie in den Wahnsinn treiben?\", fragte er sie.Lucy drehte sich um und blieb stehen. Strich sich ihr Oberteil glatt undfing an zu erzählen:\"Jade meint die Stimmen des gestorbenen Jungenund Hufgeräusche der ehemaligen Pferde im Stall zu hören. Und dasSchlimmste, sie behauptet sie hätte die Pferde und den Jungen <strong>als</strong>Geister da drin gesehen. Und das Feuer. Sie meinte es hat sichabgespielt wie in einem Film\"Eric betrachtete Lucy ungläubig und fing wie ein schreiender Gorilla anzu lachen. Jetzt war auch Jade bei den Beiden angekommen und wussteschon worüber Eric da lachte. Lucy konnte auch nie ihre Klappe halten.>>Dumme Kuh. Muss alles weiterlabbern


Ohne ein Wort zu sagen stapfte sie an den Beiden vorbei undverschwand im Zelt. Zog den Reißverschluss ganz zu und schmollte vorsich hin.\"Dumme Gans! Lucy du bist so bescheuert! Ich hasse dich dafür. Niekannst du mal deine Klappe halten\", wiederholte sie pausendlos.Bestimmt eine halbe Stunde sagte sie den Satz vor sich hin bis jemandden Reißverschluss des Zeltes aufmachte.\"Jade? Komm schon. Sei doch nicht beleidigt. Es war doch nur Spaß!Entschuldige bitte\", sagte ihre beste Freundin. Jade sah sie wütend an.\"Lucy, du bist echt gemein!\"\"Aber es war doch nur Spaß, und ich habe mich doch gradentschuldigt! Also komm, zick jetzt nicht rum!\"\"Tu ich doch gar nicht! Ich finds einfach blöd von euch wie ihr euch soüber mich lustig macht\", jammerte Jade unter Tränen.\"Wir machen uns nicht über dich lustig. Komm es ist schon spät. Kommzu uns raus und wir vergessen es einfach!\", schlug Lucy ihr vor.Jade nahm das Angebot dann doch an. Sie hatten es bestimmt nicht sogemeint. Außerdem waren sie ja hier um sich zu amüsieren und nichtrum zu zicken und Streit anzufangen.Schniefend richtete sich Jade auf, zog die Nase hoch und putze sieanschließend.\"Okey, ich geh mal davon aus dass es nur Spaß war. Aber das war dasletzte Mal! Nie wieder Lucy. Okey? Bitte nie wieder!\"Sie lächelte liebevoll Jade an:\"Versprochen Jade! nie mehr!\"Jade kam zu Lucy und umarmte sie fest.Draußen vor dem Zelt saß Eric und wartete. \"Und habt ihrs jetztgeklärt?\", fragte die Mädchen und sie nickten. \"Gut, dann können wirpage 55 / 124


ja jetzt noch den Wald weiter erkunden oder so. Was meint ihr dazu?\",wollte er wissen.Jade blickte zum Himmel. Er war Wolkenverhangen und dunkel.Wahrscheinlich würde noch ein Gewitter kommen. \"Ich weiß nicht, abernicht mehr so weit weg! Schaut mal zum Himmel. Es gibt heut wohlnoch ein Gewitter!\"Lucy und Eric sahen ebenfalls nach oben und nickten: \"Ja, du hastRecht! Dann gehen wir einfach nur hier in der Umgebung rum, damitwir schnell wieder hier sind wenn es anfängt zu regnen!\", sagte Eric.\"Ich hole nur noch schnell meine Jacke\". Jade rannte ins Zelt zurückund holte ihre Sweatshirtjacke heraus. Lucy und Eric erschienenebenfalls um sich die Jacken zu holen. Dann machten sie sich auf denWeg in den Wald.Der war in rasender Schnelle total düster und unheimlich geworden. Einkühler Wind fegte durch die Äste der Bäume und wirbelte am Bodenliegende Blätter hoch.\"Man ist das ein Wind. Wie im Herbst\", stellte Lucy fröstelnd fest. Siezog ihren Reißverschluss der Jacke noch weiter zu. Jade war auch nichtgerade warm bibbernd und mit verschränkten Armen vor der Brust gingsie voran.Eric war auch kalt, nur er wollte es nicht zugeben. Ohne ein Wort ginger <strong>als</strong> Erster durch den Wald. Inzwischen tobte ein Sturm über ihnen,der Wind ließ die Haare wild durcheinander flattern und der Staub dertrockenen Erde flog den Teenys in die Augen.\"Ich glaub es ist besser wenn wir zurückgehen. Der Wind wird immerStärker!\", schrie Lucy aus der Kehle um von ihren Freunden verstandenzu werden.\"Ja das ist glaube ich besser!\", schrie Eric zurück. \"Lasst unsumkehren!\"page 56 / 124


In Windeseile düsten sie zurück und verkrochen sich in dem Zelt, dasvom Wind hin und her bewegt wurde. Zum Glück war es mit denHeringen am Boden befestigt, sonst würde es jetzt schon in denBäumen da oben hängen!Im Zelt angekommen zogen sie ihre Jacken und Schuhe aus, warfen alleSchlafsäcke und Decken die sie hatten zusammen, und bauten in derMitte ein gemütliches Bett.Nebeneinander legten sich Lucy, Jade und Eric darauf und plauderten.Sie plauderten und plauderten. Stundenlang.Erzählten Witze und blödelten rum. Doch der der Wind schien immerstärker zu werden. und nun fing es auch noch an zu tröpfeln. Lauterdonner grollte, aber er war noch weit entfernt.\"Na das kann ja heiter werden\", bemerkte Jade und drehte sich auf dieSchulter.Lucy war das auch nicht so ganz geheuer. Alleine, ohne Erwachsene beieinem Gewitter im Wald. Doch Eric spielte wieder den Chiller. Gewitterwären doch gemütlich, hat er gesagt, worauf die Mädchen nur den Kopfschüttelten.\"Also ich versuche jetzt zu schlafen, gute Nacht!\", sagte er und drehtesich mit dem Rücken zu Jade.\"Ja gut Nacht!\", antwortete sie ihn ängstlich und legte sich wieder hin.Sie versuchte einzuschlafen, aber mit diesen lauten Donner, demstarken Wind der das Zelt dauernd in alle Seiten bewegte war esunmöglich. Und dann noch diese Geschichte über diese Hütte, wenn siedaran dachte konnte sie schon Zehnmal nicht einschlafen.Unruhig wälzte sie sich hin und her. Hörte den Regen wie er auf dasDach prasselte und den Donner laut krachen. Blitze erhellten für einpaar Sekunden alles und dann verfinsterte es sich wieder.page 57 / 124


Eric der neben ihr lag, schnarchte lautstark in ihr Ohr.>>Wie kann der nur so fest schlafen? Bei so einem Krach?Komisch, das ist aber ein sehr langes Gewitter


und drehte sich auf die andere Seite.\"Eric, Eric wach auf! Dieses Unwetter ist noch immer da!\", flüsterteJade ihm zu.Eric seufzte leise und schnarchte genüsslich weiter.Wie fest konnte ein Mensch nur schlafen, das gibt es doch nicht.Wieder rüttelte sie fest an ihren Freund.\"Hey wach auf! Das Gewitter ist immer noch da. Ich glaube wir solltennach Hause gehen!\", sagte sie zu ihm.Endlich machte er die Augen auf. Mit kleinen Augen blinzelte er sie an.\"Was? du willst nach Hause gehen?\", fragte er nach.\"Nein! Wir müssen nach Hause gehen. Das Gewitter ist immer noch daund was sollen wir bei so einem Wetter hier?\", fragte sie ihn.Marklos drehte er sich auf die andere Seite und fing auch gleich wiederan zu schnarchen.Hat er denn überhaupt nicht zu gehört? Was faselte er da eigentlich?Jade wusste dass sie ihn nicht wach bekommen würde und kletterteüber ihn drüber und zu Lucy. Leicht beutelte sie ihr Freundin durch undversuchte sie wach zu kriegen. Doch auch Lucy schlief wie in einemDornröschenschlaf.Na großartig. Sollte sie jetzt hier sitzen, Abwarten und Tee trinken?So lange bis auch ihre beiden Langschläfer endlich perfektausgelschlafen hatten?Nein!page 59 / 124


Das würde sie nicht tun!Kaum wahrnehmbar fing sie an ihre Sachen zusammen zu packen.>>Das Wetter wird eh nicht besser werden. Und nach Hause gehen,würden sie so wie so. Also warum denn noch warten, bis ihre Freundeendlich aus den Federn kamen und dann hier das ganze Chaos mit derZusammenräumerei und so weiter mit erleben? Nein ich räume lieberjetzt zusammen, dann kann ich mich auf die faule Haut legen wenn diedie Zwei dann packen müssen


Jade antwortete unterm packen:\"Ja, schau doch mal raus? Es gewittertimmer noch. Es gießt wie aus Kübeln und der Wind hat sich auch nichtgelegt! Wir müssen nach Hause. Im Radio haben sie was von diesemSturm gesagt und dass es brutal werden kann...!\"\"Und warum hast du uns das nicht vorher gesagt? Dann hätten wirunser Campingtage auf nächstes Wachende verschieben können?\",fuhr Lucy ihr ins Wort.Jade kratzte sich am Ohr und blickte nachdenklich drein.\"Ja <strong>als</strong>o, wisst ihr...\", fing sie an: \"Ich habe völlig vergessen es euch zusagen! Weißt du, wo das im Radio und in den Nachrichten gelaufen ist,das war ja schon vor einer Woche\", gestand sie. Jade war das ziemlichpeinlich, dass sie sich so etwas nicht einmal für eine Woche merkenkonnte. Aber jetzt mal im Ernst. Lucy und Eric schauen doch auchNachrichten an. Die hätten sich ja auch darum kümmern können, oderetwa nicht?Sie war doch nicht für alles hier zuständig.Aber wie denn auch sei, jetzt war es so weit. Der Sturm war über ihnenund es gab nur eine einzige Möglichkeit. Ab nach Hause. Und dass soschnell wie möglich.\"Naja, jetzt können wir auch nichts mehr daran ändern. Ich schlage vor,wir ziehen uns jetzt einfach an und fangen an alles einzuräumen unddas Zelt abzubauen, dann sehen wir weiter\", schlug Eric vor. \"Alsoraus aus dem Schlafsack und zamm packen, zack zack\", kommandierteer.Sofort begann Lucy alles in ihren Rucksack zu räumen. Jade wundertesich sehr, denn Lucy war sonst nie so schnell aus dem Bett zu kriegen.Und jetzt ist sie gerade mal Fünf Minuten wach und steht schon auf derMatte.Flott räumte sie alles ein und zog sich um. Wow so schnell waren sie janoch nie gewesen.page 61 / 124


Nach nicht einmal Zwanzig Minuten war das Zelt innen komplettleergeräumt. Nur ihre großen Rucksäcke standen am Eingang desZeltes.Lucy wanderte durch das Zelt und entdeckte ganz hinten ein riesengroßes Loch.\"Oh nein! Wie kommt das denn da hin? Beim aufbauen hatte es dochnoch kein Loch, oder?\"Jade grübelte. Sie war sich nicht mehr so sicher. Wo sie es das letzteMal beim Camping dabei gehabt hatte, war es noch völlig in Ordnung.Aber wie kam das Loch jetzt da rein?\"Also vorhin hatte es keins, dass muss in den Zwei Tagen passiert sein.Aber es ist doch keiner von uns über die Leinen gestolpert, oder?\",fragte Jade die Beiden.Sie schüttelten den Kopf. \"Na vielleicht war es ein Waschbeer oderirgendein anderes Tier! Aber mir ist das jetzt relativ egal. Ich will nurnoch hier weg!\", quängelte Eric nervös.\"Na ja, hast Recht! das ist jetzt nicht das wichtigste. Lasst uns lieberdas Zelt abbauen!\", entgegnete Jade und zog sich ihre Kapuze festüber den Kopf.Dann ging sie aus dem Zelt, hinter ihr Eric und Lucy.Draußen herrschte ein Unwetter wie sie es noch nie erlebt hatten.Über Nacht, waren einige kleine Bäume umgefallen und Ästeabgebrochen. Überall am Boden lagen Steine, Äste, Blätter und sogarganze Pflanzen, die von dem starken Wind entwurzelt wurden.\"So was habe ich noch nie erlebt!\", schrie Eric in den Regen und zogsich seine Kapuze fester zu.Krampfhaft versuchten die Drei, die Leinen des Zeltes loszumachen unddie Heringe heraus zu ziehen. Aber eine Windböe lies das Zelt in diepage 62 / 124


Luft gehen, <strong>als</strong> sie schon die Hälfte der Heringe aus dem Boden geholthatten.\"Wir können das jetzt nicht abbauen!\", krächzte Jade aufgeregt.\"Wenn wir alle Heringe raushaben, dann fliegt uns das Zelt davon!\"Lucy zog ihre Kapuze aus dem Gesicht und strich sie ihre nassen Haarehinter die Ohren. \"Aber wir müssen es abbauen! Wir können es dochnicht einfach hier stehen lassen!\", brüllte sie.\"Doch können wir! Lasst uns hier verschwinden, wir kommen morgenoder in den nächsten Tagen wieder und holen es! Aber jetzt hat daskeinen Sinn es ab zu bauen!Wir machen es bloß kaputt. Und dann reißen mir meine Eltern den Kopfab!\", gellte Jade. Sie drehte sich um und holte ihren Rucksack.Schwang ihn um ihre Schultern und wartete.Ihre Freunde standen eine Weile unentschlossen da, sahen von Jade zudem halb davonfliegenden Zelt, und von dem Zelt wieder zu Jade.Ihre Freundin hatte Recht. Wenn sie jetzt die letzten paar Heringe ausdem Boden ziehen würden, dann würden sie samt den Zeltdavonfliegen. Denn dieses Riesenzelt würden sie nie im Leben zu dritthalten können.Sie würden an den Schnüren hängen, und durch den Sturm gewirbeltwerden.\"Jetzt kommt schon! stecken wir ein paar Heringe wieder in die Erde,nicht dass sich die anderen vom Boden lösen und alles dann weg istwenn wir wieder kommen!\", schrie Jade ihre Freunde an. Ihre Stimmeklang heiser und kratzig, denn bei diesem Wind und Regen draußen zusein, war echt keine gute Idee.Wer sich in dem Moment draußen aufhält, das muss ein Irrer oderSelbstmörder sein.Jade rannte zum Zelt, versuchte die im Wind flatternden Schnüre zupage 63 / 124


greifen und schlug sie mit aller Gewalt wieder in den aufgeweichtenBoden.Lucy und Eric taten das Selbe. Nach wenigen Minuten stand das Zeltwieder sicher auf dem Boden.Lucy und Eric holten ihre Rucksäcke und dann machten sie sich auf denWeg.Es ging quer durch den Wald. Der Regen fiel eimerweise auf sie herab,sodass sie überhaupt nichts mehr sehen konnten.Der Donner grollte immer lauter und der kühle Wind wurde mit der Zeiteisigkalt.Er wirbelte Blätter, kleine Äste und die spitzen kleinen Nadeln derTannen wild durch die Gegend.Lucy, Jade und Eric, hielten sich ihre Hände vors Gesicht, um ihre Augenvor den Tannennadeln, Blättern und Ästen zu schützen.Dieses fürchterliche Unwetter hatte einfach von einer Stunde zuranderen begonnen und die sie hatten keine Ahnung wie schlimm eswirklich werden würde.Nun wütete ein gewaltiger Sturm und es war nichts mehr zu sehen,außer eine dicke Wand aus Nebel und Dampf des Regens.Tapfer und in der Hoffnung bald aus dem Wald draußen zu sein, liefensie weiter.Stolperten über Äste, Steine und Wurzeln.Traten in winzige Löcher im Boden und rutschten auf dem matschigenBoden Hundert Mal aus.\"Wisst ihr wo wir sind?\", fragte Eric und fuhr sich mit seiner rechtenHand durch seine völlig durchnässen Haare.\"Nein! Keine Ahnung. Ich sehe ja nicht mal meine eigene Hand vorAugen!\", gab Lucy zurück.\"Und ich? Sehe ich vielleicht aus wie ein Kompass?\", fragte Jadepage 64 / 124


genervt.\"Haha, wie lustig Jade!\"Eric warf ihr einen bösen Blick zu und schaute sich dann suchend um.Jade lachte künstlich und meinte: \"Ja, dann frag doch nicht so blöd!Wenn ich wüsste wo wir sind, dann wären wir jetzt schon lange ausdiesem Dreckloch draußen.\"\"He he, bleib mal ruhig! Streit hilft uns jetzt auch nicht weiter! Wirmüssen schaun, dass wir jetzt schnellstens wo unterkommen. Ich triefewie ein unausgedrückter Waschlappen.\"Lucy blickte die beiden Streithähne ernst an und deutete mitausgestreckten Finger nach links.\"Versuchen wir\'s einfach mit dieser Richtung! Irgendwo in diesemverfluchten Wald wird es doch eine Hütte oder wenigstens eine Scheunegeben.\"\"Na gut! Besser <strong>als</strong> hier weiter blöd rumzustreiten und auf nichts zuwarten\", stimmte Eric Lucy zu.Die Drei rannten einfach drauf los und hofften blad Zuflucht zu finden,denn dunkel wurde es langsam auch.Aber vergeblich, weit und breit war nichts zu sehen.Kein Haus, keine Hütte, Scheune, Höhle oder Ähnliches. Zitterndverschränkte Jade die Arme vor ihrer Brust.\"Mir ist so kalt\", murmelte sie.\"Mir auch\", fügte Lucy hinzu und schüttelte ihre blonden Haare hin undher. Sie waren klitschnass und tropften.\"Mann, so eine beknackte Scheise! Ich hasse es, wenn alles an mirklebt. Einfach ätzend!\"Jade strich sich mit der flachen Hand über ihre Jacke, die eigentlichwasserfest sein sollte.Von wegen.Der kalte Regen war bis zu ihrer Haut hin durchgedrungen. Sie drehteeinmal kräftig am unteren Jackenzipfel und eine große Menge Wasserfloss wie ein kleiner Wasserfall vom Inneren der Jacke auf den Boden.\"Und der soll Wasserfest sein? Tsss, das ich nicht lache. Die Leute imLaden haben mich angelogen! Und für so ein Dreck habe ich 180 Eurobezahlt. Eine Zumutung ist das!\", beschwerte sie sich und dannerschrak sie auf einmal fürchterlich, <strong>als</strong> Eric wie ein Verrückter losbrüllte.\"Leute! Seht doch. Da vorne! Ein Gebäude!\"page 65 / 124


Blitzschnell drehten sich die anderen Beiden um und schauten in dieFerne.Eric hatte sie gerade mit seinem Gebrüll zu Tode erschrocken.\"Oh... man Eric, musst du so losbrüllen? Ich....\"\"Aber Lucy, schau doch! Da hinten steht eine Hütte. Siehst du sie etwanicht?\"Lucy kniff einmal kurz ihre Augen zusammen, und da!Nun erkannte auch sie das Haus, dass hinter hohen Sträuchernverborgen lag.\"Tatsächlich! Ja, ein Haus! Wir sind gerettet!\", jubelte sie und raste los.Eric und Jade folgten ihr.Dass Haus lag keine Fünfzig Meter entfernt.Lucy hatte so ein Tempo drauf, dass Eric und Jade nicht richtigmithalten konnten.\"Lucy. Nicht so schnell!\", kreischte Eric und stolperte über einenentwurzelten Baum, der vor ihm auf dem Boden lag.Mit einem Schrei knallte er auf den Boden, mitten in eine große,schlammige Wasserlacke.\"Wäh. Mist! Das musste natürlich wieder mir passieren, war ja klar!\"Jade hatte natürlich gesehen wie ihr Freund gestürzt war und standauch schon neben ihm, um ihn aufzuhelfen. \"Ist alles okay?\", frage sieihn besorgt.Eric nickte und wischte sich mit der anderen Hand den Schlamm ausdem Gesicht.\"Ja. Nichts passiert. Außer dass ich jetzt nicht nur nass, sondern auchnoch dreckig bin\", schimpfte er wütend. \"Und nur weil Lucy wieder malnicht auf uns warten kann!\"Keine Fünf Minuten später standen sie vor der winzigen Hütte, wo Lucybereits auf die Beiden wartete.Durch ein geschlossenes Fester drang ein greller Lichtstrahl und ohnelange zu zögern hämmerte sie gegen die schwere Holztür.Doch niemand öffnete ihnen.\"Hallo? Ist da jemand? Bitte machen sie doch auf!\", johlte Lucy undschließlich hörten sie ein Geräusch aus dem Inneren der Hütte.Schritte!Endlich! Sie schienen näher zu kommen und kurz darauf wurde die Türpage 66 / 124


aufgerissen.Ein großer Mann mit leichten Stoppelbart und rundem Gesicht breitetesich im Türrahmen aus.Er schaute erstaunt auf die Drei Hilfesuchenden herab, so <strong>als</strong> hätte ernoch nie Kinder gesehen.\"Oh! Na, was habt ihr drei süßen denn bei so einem Wetter draußenmutterseelenallein zu suchen?\", fragte er und kratze sich dabei anseinem Bart.Jade trat einen Schritt vor und antwortete überglücklich: \"Gott seiDank, dass wir sie gefunden haben. Wir waren hier im Wald zelten unddann kam dieser Sturm und wir wollten nach Hause, aber wegen desNebels und Regens, haben wir uns total verlaufen\".Auf den Gesicht des Mannes legte sich ein seltsames Grinsen und sofortwurde Jade unheimlich.Dieser Typ war ihr nicht ganz geheuer, aber was sollten sie sonst tun?Der Mann war die einzige Rettung.\"Ach du meine Güte. Tja, und jetzt wollt ihr sicherlich bei mirunterkommen, bis der Sturm vorbei ist. Stimmt\'s?\"Jade nickte: \"Wir werden ihnen bestimmt keinen Ärger machen und sieauch bezahlen.\"Der fremde Mann machte die Tür weit auf und lächelte wieder: \"Ach,kein Problem! Das geht schon in Ordnung. Kommt ruhig herein. Ichkann euch doch nicht bei so einem Wetter draußen stehen lassen.\"Die Drei lächelten und traten in das kleine Hüttchen wo ihnen dieWärme, des prasselnden Feuers entgegen kam.\"Oh vielen vielen vielen Dank. Das ist so lieb von ihnen\", meinte Jade.\"Ist schon gut, wir werden bestimmt jede Menge Spaß zusammenhaben!\", kicherte der Fremde.Jade sträubten sich die Nackenhaare.\"Wir werden bestimmt eine Menge Spaß zusammen haben\"Was meinte er damit?Dieser Mann wurde ihr nach und nach unheimlicher.\"Hoffentlich haben wir das richtige getan\", dachte sie während sie mitLucy und Eric das gemütliche Stübchen betrat.Der gastfreundliche Mann platzierte sich in einen breiten Ohrensesselund redete auch schon wieder los: \"Eure nassen Sachen könnt ihr daan den Harken neben den Kamin hängen und dann könnt ihr es euchpage 67 / 124


gerne vor dem Kaminfeuer gemütlich machen. Ach übrigens, ich binJack Jackson. Aber ihr könnt mich auch gerne einfach Jack nennen.\"\"Oh ich finde das echt zu nett von ihnen. Vielen herzlichen Dank\",sagte Lucy und fuhr sich mit ihren Händen durch die Haare, wie miteinem Kamm.\"Ich bräuchte jetzt einen Föhn. Ich mag das gar nicht, wenn meineHaare so nass in meinem Nacken bapen.\"Sie zogen ihre nassen Sachen aus und hängten sie zum trocknen vordem Kamin.\"Dankeschön sehr nett\", meinte Eric nochm<strong>als</strong> und rubbelte sich seineHände.\"Wartet kurz, ich komme gleich wieder\". Jack verschwand in denersten Stock der winzigen Hütte.Was hatte er bloß vor?Jade lehnte sich entspannt zurück und lies ihren Blick durch das Zimmerwandern.Es war sehr klein hier.Das Erdgeschoss bestand nur aus einem Raum, wo gerade mal einTisch, ein großer Schrank wo wahrscheinlich Jack seine Klamottenaufbewahrte, und eine mittelgroße Kautsch rein passte.Und da in der hinteren Ecke stand noch ein hohes Schränkchen.Was da bloß drin war?Neugierig stand Jade auf und ging zu diesen Schrank, den sie so gleichöffnete.Plötzlich stockte ihr der Atem.Was sie da im Schrank sah, lies ihr Herz vor Angst höher schlagen undihren Körper zittern.\"Hey! Seht euch das mal an!\", rief sie leise und Eric sprang sogleichauf.\"Hhm? was ist denn?\"Lucy war bereits bei Jade und erblasste.\"Oh mein Gott! Gewehre! Für was hat der Gewehre?\"Eric huschte schnell zu dein beiden Mädchen und schaute ebenfalls inden Schrank.\"Na und! Vielleicht ist er Jäger. Die haben nun mal Flinten undWaffen.\"Jade zitterte und meinte: \"Ich habe Angst. Bitte lasst uns von hierverschwinden. Der Typ ist mir unheimlich.page 68 / 124


Eric lachte nur dröhnend: \"Verschwinden? Tolle Idee! Und wohin, beidiesem Sturm?\"\"Er hat Recht. Wir würden wahrscheinlich durch diesen Wald irren unddann noch von einem Ast erschlagen werden\", fügte Lucy hinzu.\"Nur weil er Gewehre besitzt, muss er doch lange noch nicht bösesein.\"Und plötzlich hörten sie ein knarren, direkt über ihren Köpfen.\"Das sind Schritte, kommt schnell wieder zum Kamin.\"Leise wie kleine Mäuschen quetschten sich Eric und Jade durch dieschmale Stelle, wo Tisch und Schrank sehr eng zusammengestelltwaren.Lucy saß schon wieder am Feuer und tat so, <strong>als</strong> würde sie sich dieHände warm rubbeln.Mit Wolldecken und einem Tablett in den Händen kam Jack zurück.Mist! Jade war noch immer hinten am Tisch.Was würde Jack nur denken, wenn fremde Teenies hier in seiner Hütteherumschnüffelten?Sie mit einem der Gewehre bedrohen?Oder noch schlimmer!Sie rausschmeißen? In den Sturm?Ohne nachzudenken schnappte sich Jade ein Buch, dass unten in einemkleinem Regal stand und stürmte zu den Anderen.Keine Sekunde zu früh, denn schon stand Jack im Raum.\"Warum schnüffelt ihr in meinem Haus rum?\", wollte er wissen undguckte ziemlich böse.Jade blieb etwas ängstlich stehen und drückte sich mit dem Rückengegen die Wand.Doch dann fasste sie doch den Mut zusammen und hob ihre Hand, inder sie das Buch festhielt.\"Ich...ich, ich habe mich nur nach einem interessanten Buchumgesehen.Ich lese für mein Leben gerne.\"\'Phuu, da hatte sie aber gerade noch eine gute Ausrede gefunden\',dachte Lucy, denn Jack Jackson lächelte und er fragte auch nicht mehrweiter.\"Hier habe ich etwas für euch! Warme Decken und leckeren Kakau.Selbstgemacht müsst ihr wissen. Und dann noch belegte Brötchen. Ihrhabt doch bestimmt Hunger, oder?\"\"Und wie! Wir sind am verhungern!\", scherzte Eric.page 69 / 124


Lucy warf ihn einen vorwurfsvollen Blick zu.\"Er kann wirklich froh sein, dass wir überhaupt rein gelassen wordensind. Jack hätte uns auch genauso gut draußen stehen lassen können\",dachte sie bitter.\"Hhmm, lecker vielen Dank, das ist wirklich zu gütig uns zuversorgen\", meinte sie und versuchte dabei Erics Unhöflichkeit wiedergut zu machen.Mr. Jackson lachte: \"Na, dann lasst es euch mal schmecken und danachzeige ich euch wo ihr schlafen könnt.\"\"Danke!\", antwortete Jade mit vollem Mund.Gierig verschlangen die drei Freunde Schinken, Käse undSalamibrötchen und tranken den ganzen Liter heißen Kakao. Esschmeckte wirklich großartig.Nach dem Essen plumpsten sie alle auf die Couch und rieben sich dieBäuche.\"So das war jetzt genau das, was ich gebraucht habe\", meinte Eric undstieß die Luft aus.\"Hmhm! Ich auch. Dieser Jack ist echt nett! Und....\"\"Nah ihr Süßen. Was höre ich da über mich? Ihr findet mich nett? Nadass freut mich aber.\"Er lächelte geheimnisvoll: \"Na dann kommt mal mit nach oben, ich zeigeuch euer Zimmer.\"\"Darf ich dieses Buch mitnehmen?\"Jade nahm das Buch untern Arm und war schon bereit nach oben zugehen.\"Na klar meine kleine Leseratte\", kicherte er.MEINE KLEINE LESERATTE?Jade war dieser Satz irgendwie unangenehm.Nachdenklich folgte sie Jack Jackson nach oben.Er stieg die alten Holztreppen hinauf, in den ersten Stock. Bei jedemSchritt knacksten die Stufen.Mr. Jackson öffnete eine Tür die genau der Treppe gegenüber lag.Das dahinterliegende Zimmer war alles andere <strong>als</strong> gemütlich. Es warklein, hatte ein winziges Fenster, darunter eine Heizung und auf demBoden waren lauter weiche Decken ausgebreitet mit drei Kissen darauf.An den Wänden waren lange dünne Risse zu erkennen und an allen VierEcken, des quadratischen Zimmers, rieselte der Putz von der Decke.page 70 / 124


Ziemlich ungemütlich. Aber besser <strong>als</strong> draußen im Strum.\"So! Hier könnt ihr schlafen. Ist zwar kein Vier- Sterne- Hotelzimmer,aber....\"\"Nein, nein, das passt schon. Das ist super gemütlich\", log Jade umendlich ihre Ruhe von diesen unangenehmen Mann zu haben.\"Na dann schlaft schön.\"Er stieg die Treppe hinunter und ließ die Kids allein.\"Endlich ist der weg. Ich weiß nicht wieso, aber mit diesen Typ stimmtwas nicht. Ich hab immer ein ganz komisches Gefühl, wenn ich an dendenke\", flüstere Jade.Eric nahm seinen Rucksack und holte seine Uhr raus.\"Man schon Zehn nach Elf. Wir sollten langsam schlafen\", schlug ervor, lies sich in die Decken fallen und kuschelte sich in sein Kissen.\"Jade. Ich finde ihn auch ziemlich merkwürdig, aber wir könnennirgends hin, solange das Wetter so ist\", nuschelte Lucy und machte essich gemütlich.\"Komm schon, morgen ist der Sturm vorbei, und wir können von hierverschwinden.\"Jade nickte zitternd und legte sich auch hin. Aber sie konnte einfachnicht einschlafen. Diese Hütte, mitten im dunklen Wald und dieser Jackmachten ihr Angst.Ehrlich gesagt bekam sie totale Panik. Aber dann fiel sie doch immerwieder in einen kurzen unruhigen Schlaf.Nach einigen Stunden erwachte sie aus einem fürchterlichen Albtraum.Auf ihrer Stirn saß der kalte Angstschweiß und ihre Kehle war wieausgedorrt.Sie setzte sich auf und blickte zum Fenster. Der Sturm wütete nochimmer.Schließlich stand sie auf und ging zur Tür. \"Ich brauche jetzt unbedingtein Glas Wasser\".Leise öffnete Jade die Türe und schlich auf Zehnspitzen die knarrendenStufen nach unten.Jack war auch schon zu Bett gegangen.Ein Glück. Sie wollte sich nicht vorstellen, wie es sein würde mit dieserfremden Person alleine zu sein, während die Anderen oben tief und festschlummerten.In der Hütte war es so still, dass man denken könnte, es würde hier keinpage 71 / 124


Leben existieren.Es war nur das Pfeifen des Windes zu hören, der durch die Ritzen derundichten Wände der Holzhütte sauste.Sie schaltete das Licht an und begann in den ganzen Schränken zuwühlen.Wo hatte dieser Mann bloß seine Gläser verstaut?Sie suchte und suchte und so langsam kam ihre Angst wieder zurück.\'Was wenn er jetzt kommt, und mich dabei erwischt, wie ich in seinenSchränken herumkrame?\'Und ihre Angst bestätigte sich auch, <strong>als</strong> sie etwas ganz unten in einerSchublade fand. Es war ein Zeitungsartikel.Jade glaubte ihren Augen kaum. Das was sie gerade las, war einfachnicht zu fassen.ACHTUNG!Gesucht wird der Schwerverbrecher Jack Jackson.Er ist 1,90 Meter groß und hat dunkelblonde kurze Haare, einen leichtenStoppelbart und hat eine schlanke Figur.ACHTUNG! Dieser Mann gilt <strong>als</strong> äußerst gefährlich.Er hat Zwanzig Kinder entführt!Was mit ihnen geschah ist bis heute ein Rätsel. Man hat sie nie wiedergefunden.Wenn sie diesen Mann sehen, rufen sie sofort die Polizei!Versuchen sie nicht ihn selber zu fassen!Es könnte LEBENSGEFÄHRLICH werden!Jade war völlig außer sich vor Angst. Mit klopfenden Herzen undweichen Knien torkelte sie mit dem Zeitungsbericht in ihr Zimmer, woihre beiden Freunde schon lange vor sich hin schnarchten.Tausend Gedanken schossen ihr im Kopf herum.Sie waren mit einem Entführer unter einem Dach.Eingeschlossen!Und es gab kein Entkommen!Sofort weckte sie Eric und Lucy, die erst schimpfen und fluchten, weilsie einfach aus dem Schlaf gerissen wurden, aber dann doch vollerAufregung den <strong>Artikel</strong> lasen.Lucy bekam Tränen in den Augen und begann zu zittern.Eric starrte nur fassungslos in die Röhre.page 72 / 124


\"Was sollen wir denn jetzt nur machen?\", fragte Lucy.\"Na was wohl? Wir müssen fliehen\", gab Jade zurück.Eric nickte und sah zum Fenster: \"Ja, du hast Recht. Lieber draußen ineinem Sturm, <strong>als</strong> hier drin mit einem Kriminellen.\"Genau der Meinung bin ich auch. Kommt schon, packt euer Zeugzusammen und dann nix wie weg!\"Jade suchte in Sekundenschnelle ihre ganzen Sachen zusammen,stopfte sie irgendwie in ihren Rucksack und lies sich einmal kurz in dieweichen Decken fallen.\"Seid ihr fertig?\", fragte sie ihre beiden Freunde.\"Ja. Es kann los gehen.\"Vorsichtig öffnete Lucy die Türe des Zimmers und spähte hinaus.Der Flur war stockdunkel.Mr. Jackson schien tief und fest zu schlafen.\"Die Luft ist rein. Kommt! Seid bloß leise. Nicht dass er aufwacht.\"Lucy verließ <strong>als</strong> Erste das Zimmer und trat in den dunklen Flur. Dichthinter ihr waren Jade und Eric.Es war so still, dass die Kinder ihr eigenes Herz pochen hörten und dasschnelle aufgeregte Atmen des Anderen.Wie ein Tiger auf der Jagd, schauten sie um sich und gingen leise Schrittfür Schritt weiter, in Richtung Treppe.RUMS!Aua! Verdammt. Mein armer Fuß!\", schrie Jade etwas zu laut.\"Pssst! Mann Jade geht\'s vielleicht noch ein bisschen lauter? Duweckst noch diesen Jackheini. Und dann ist alles aus!\", schimpfte Ericsie leise.Jade bückte sich und rieb ihren Fuß, den sie gerade ziemlich heftig ander kleinen Kommode angestoßen hatte, die direkt neben derZimmertüre, der Kids aufgestellt war.\"Tut mir leid, aber ich glaube mein Fußnagel....!Er...., er fühlt sich so komisch an.\"\"Zeig doch mal.\" Lucy kramte aus ihren Rucksack eine winzigeTaschenlampe hervor, drückte auf den Knopf und leuchtete auf denBoden.Jade hatte inzwischen schon ihren Schuh und ihre Socke ausgezogenund starrte auch ihren großen Zeh. Sie verzog ihr Gesicht und strecktedie Zunge weit heraus.\"Igitt! Das ist ja widerlich. Bäh, ich kann da nicht hinsehen, sonst tutspage 73 / 124


noch mehr weh und mir wird schlecht\".Auch Erics Miene verzog sich bei dem Anblick des Zehs. Er sah aus <strong>als</strong>hatte er in eine Zitrone gebissen.\"Boha, ekelhaft! Aber warte kurz, ich habe doch immer alles dabei.\"Eric wühlte in seinem Rucksack und holte ein kleines Pflaster heraus.\"Hier, der Arzt ist schon zur Stelle\", scherzte er und klebte es um denverletzten Zeh.Der Zehnagel war zur Hälfte abgebrochen und bog sich leicht nachoben.Unter dem Nagel kam ein bisschen Blut. Jade presste sich die flacheHand auf dem Mund, um einen Brechreiz zu unterdrücken .Nicht einmal Zwanzig Sekunden später war Jade verarztet und zog sichschnell wieder ihren Schuh an.An ihrem Blick war immer noch der Schmerz und Ekel abzulesen, abersie hatten keine Zeit mehr.\"Kann jetzt wenigstens einer von euch seine Taschenlampe benutzen?Oder wollt ihr, dass ich mir noch ein Bein oder einen Arm breche?\",fauchte sie.\"Ja warte! Ich hab eine etwas hellere, gleich in der Vordertasche.\"Lucy zog so leise es ging den Reißverschluss ihres großenvollgestopften Wanderrucksackes auf und holte eine kleineTaschenlampe heraus.\"Da haste Eine! Meckerliese.\"\"Nenn mich nicht Meckerliese , du Vogelscheuche!\", warf Jade zurück.Eric hüpfte zwischen die Beiden und legte einen Finger auf die Lippen,zu einem Pssst-Zeichen.\"Aufhören! Habt ihr vergessen wo wir uns hier befinden? In der Höhledes Löwen! Also seid jetzt still und macht, dass ihr nach unten kommt.\"Jade warf ihrer besten Freundin noch einmal einen giftigen Blick zu undsetzte sich dann wieder in Bewegung.Die Stufen knarrten laut unter ihren Füßen und sie befürchteten beijedem Schritt, Jack aufzuwecken.Aber dann war es endlich geschafft und sie stürmten wie Gewinner aufdie Eingangstüre zu.Aber was war das?Die Tür ließ sich nicht öffnen!\"Verflixt und zugenäht! Das darf doch jetzt nicht wahr sein\", fluchtepage 74 / 124


Eric.\"Wahrscheinlich sperrt er über Nacht immer die Türe ab\", vermuteteLucy. \"Das machen meine Eltern auch.\"Eric verdrehte die Augen: \"Na toll! Und was nützt uns das jetzt? Wirhocken in der Falle. In einem fremden Haus, wo ein Wahnsinnigerwohnt!\"Er rüttelte noch einmal kräftig an der Türe, aber sie öffnete sich immernoch nicht.\"Mann, hör auf! Du wirst die Tür nicht aufkriegen. Siehst du dasVorhängeschloss da? Wir bräuchten dafür einen Schlüssel!Vielleicht können wir durch ein Fenster rausklettern\", schlug Lucy vorund ließ ihren Blick durch den schwach erleuchteten Raum wandern.\"Da! Kommt!\", rief sie leise.Sie rannte nach hinten zu dem kleinem Fenster.\"Helft mir doch!\", maulte sie und die anderen beiden hasteten schnellzu ihr.Zu dritt versuchten sie nun, das Fenster zu öffnen.Es war ziemlich fest am Fensterrahmen angebracht, aber mit vereintenKräften gelang es ihnen dann doch.Das Fenster flog auf und Lucy stieg aufs Fensterbrett.\"Und jetzt schnell weg und dann ab zur Polizei\", sagte sie.\"An eurer Stelle würde ich das nicht tun, wenn euch euer Leben nochwas wert ist!\"Wie vom Blitz getroffen blieben die drei Ausreißer stehen und schautenhinter sich.Am Eingang, der durch die Treppe den unteren vom oberenWohnbereich abtrennte, stand Jack Jackson mit einer langen Flinte inder Hand und zielte auf die Kinder.\"Na los? Weg da vom Fenster!\", schrie er sie an.Mit erhobenen Armen entfernten sich Eric, Lucy und Jade vom Fensterund zitterten voller Angst.\"So ist\'s brav!\", meinte er in einem ruhigen zufriedenen Ton.\"Und jetzt vorwärts! Die Treppe da runter! Und passt gefälligst auf, woihr hintretet. Es soll ja keiner die Treppen runterfallen!\"Er lachte laut und grässlich.Es klang wie das Lachen eines starken Rauchers: rau und unangenehm.page 75 / 124


Ängstlich und mit pochendem Herzen trotteten sie nach unten.\"Hopp! Ein bisschen schneller. Wir wollen ja heute noch untenankommen!\", krächzte er und wieder lachte er dabei lauth<strong>als</strong>.Unten im Keller war es stockdunkel. Es roch ziemlich muffig und überallstand allerlei Krimskrams rum.Kartons über Kartons, die an der Wand aufgestapelt waren. Tausendevon leergetrunkenen Bier-, Wein- und Schnapsflaschen, Stofffetzen, diemal ein Vorhang gewesen sein mussten und noch vieles mehr lagüberall verstreut herum.Der Keller glich einer Müllhalde. Und der Geruch, der hier unten in derLuft lag, entpuppte sich <strong>als</strong> eine Mischung aus Alkoholdunst,verbranntem Papier und vergammeltem Essen.Mr. Jackson schubste die drei unsanft in den Raum und drückte siegegen die Wand. Dann hob er das Gewehr und zielte zuerst auf Jade,danach auf Eric und schwenkte dann von Eric zu Lucy.\"Es tut mir wirklich leid, ihr Süßen, aber ich kann euch nicht mehrgehen lassen.\"\"A...a...aber warum? Wir versprechen, wir werden niemandem etwaserzählen\", stotterte Jade.\"Und das soll ich euch glauben!? Das klang vorhin aber ganz anders\",sagte er und runzelte die Stirn.Eric hob feierlich die Hand zum Schwur: \"Ich schwöre Ihnen, wenn Sieuns gehen lassen, dann werden wir keiner Menschenseele was davonerzählen! Versprochen!\"Jack hielt mit der Flinte auf Eric: \"Das Risiko ist mir viel zu hoch, meinJunge!\"Dann zielte er auf Jade.\"Du!\", schrie er und Jade erschrak so sehr, dass ihr Körper leichtbebte.\"Geh zu dem Tisch da hinten. Darunter liegen Seile. Hol sie her!\",forderte er.\"Aber.... aber ich will nicht, dass...!\"\"Los jetzt!\", herrschte er sie mit hoher Stimme an, und hob dasGewehr nach oben, <strong>als</strong> wolle er sie damit schlagen.Ohne ein weiteres Wort stolperte Jade zum Tisch und kroch darunter,um die Seile aufzuheben.Von Angst getrieben ging sie zu Mr. Jackson und reichte ihm die Seile.Er lächelte zufrieden.page 76 / 124


\"Sehr schön gemacht. Und jetzt setz dich zu den anderen.\"\"Aber bitte, tun sie....\"\"Kein ‚Aber‘! Ich habe gerade etwas gesagt. Ich hasse Widerworte undjetzt mach, dass du deinen Arsch zu deinen kleinen Freundenzurückbewegst, du Lusche!\", wütete er sauer, holte mit seiner anderenHand aus und schlug ihr eiskalt ins Gesicht.Jade schrie laut auf und hielt sich mit einer Hand die brennende Wange.Dicke Tränen kullerten ihr übers Gesicht und in ihrem H<strong>als</strong> steckteplötzlich ein großer Kloß.Warum tat er das?Wie konnte man nur so gemein und grausam sein?Jack schubste Jade auf den Boden und sie knallte mit dem Hinterkopf andie harte kalte Mauer.Sie spürte den blutigen Geschmack in ihrem Mund. Vermutlich hatte siesich bei dem Schlag auf die Zunge gebissen.\"Was haben Sie mit uns vor?\", fragte Lucy mit kläglicher angsterfüllterStimme.Sie atmete schnell und ungleichmäßig.\"Das wirst du gleich sehen! Na los, Hände auf den Rücken undumdrehen.\"In Lucys Augen sammelten sich kleine Tränen.Sie drehte sich gehorsam um: \"Aber ich will nicht, dass...\"\"Sei nicht so ein Baby, meine Kleine!\", zischte Jackson. Er bückte sichzu ihr auf den Boden, schlang die Seile um ihre Handgelenke und zogsie fest.Die Stricke fraßen sich schmerzhaft in ihre Haut. Sie konnte geradenoch so die Tränen zurückhalten. Dann fesselte er sie noch an denFüßen und wandte sich nun Eric und Jade zu.Jades Schmerzensschrei war Beweis dafür, dass er viel zu brutal mit ihrumging.Danach richtete er wieder das Gewehr auf die Kinder: \"Das müsst ihrdoch verstehen! Wenn ich euch gehen lasse, dann steht nachspätestens einem Tag die Polizei vor meiner Tür und das wollen wirdoch nicht!\"Jade schluckte kräftig. Alles in ihr krampfte sich zusammen. \"Aberwenn sie uns nicht freilassen, dann werden uns unsere Eltern <strong>als</strong>vermisst melden und zur Polizei gehen. Die werden dann den ganzenWald absuchen und uns finden, und sie werden verhaftet.\"page 77 / 124


Der grauenhafte Typ stieß kräftig die Luft aus und lachte anschließendwie eine Hyäne.\"Ach, mach dir darüber mal keine Sorgen kleine!Hältst du mich wirklich für so blöd? Bis die hier sind, bin ich mit euchschon längst über alle Berge!\"Auf einmal fühlte sie sich seltsam flattrig.Was hatte das zu bedeuten?Wollte er sich etwa mit ihnen aus dem Staub machen?Und wo wollte er mit ihnen hin?Was hatte er dann wohl vor?Bei diesen Gedanken brach sie in Schweiß und Zitteranfälle aus.\"Bitte, bitte lassen sie uns gehen\", jammerte Eric wie ein kleinesMädchen.\"Na, na, na! Du wirst dich doch nicht zu einem Waschlappen wie deineFreundin entwickeln?\", erwiderte er. \"Und jetzt zum letzten Mal! Hörtmit diesem Gejammer auf, sonst muss ich wohl zu anderen Mittelngreifen. Und ich kann euch gleich sagen, dass wird nicht angenehmwerden! Also haltet jetzt eure Klappen und gute Nacht!\"Ohne eine Antwort ab zu warten suchte er sich einen Weg zur Tür undschloss sie von außen ab.Das Licht war so dunkel und beleuchtete nur spärlich den Raum.Nun waren sie allein.Eingesperrt in diesem Keller.Keiner wusste wo sie waren, und dann fing Jade fürchterlich an zuweinen.\"Wir werden hier nie wieder raus kommen. Nie wieder unsere Familiensehen und für immer bei diesem widerlich brutalen Kerl bleiben.\"Eric sah sie scharf an: \"Hör auf sowas zu sagen, okay? Hör bitte auf!Natürlich werden wir hier raus kommen.\"\"Ach ja? Und wie?\", fragte sie ihn.Er versuchte zu lächeln, was ihm aber etwas misslang.\"Naja, schau dich doch mal um!\"Jade schaute durch den Raum, fand aber keine Antwort auf Erics Satz.\"Hä? Ich verstehe nicht was...\"page 78 / 124


\"Na, eine Schere! Unter diesen Gerümpel wird doch irgend eine Scherezu finden zu sein. Oder irgendwas scharfes, womit wir die Fesselndurchschneiden können\", antwortete er.Lucys Augen leuchteten: \"Genau! Kommt suchen wir!\", sagte sie, mitwieder ein bisschen mehr Hoffnung in der Stimme. Sie drehte sich aufdem Bauch und fing an sich vorranzurobben.Über die Kartons und all den Müll. \"Was haltet ihr von der Idee mir zuhelfen?\", keuchte sie schnippisch. Eric warf ihr einen bösen Blick zu.Sah sie denn nicht, dass er ebenfalls auf dem Bauch lag und schonbereit war sich genauso fortzubewegen wie Lucy.\"Jaja! Wenn du mal herschauen würdest, dann würdest du sehen, dassich schon lang auf diesen Drecksboden rumkrieche!\"Jade schaute ihre zwei Freunde ängstlich an.Ihr fehlte einfach der Mut, um sich zu bewegen.Sie hatte zu große Angst davor. Was würden sie tun, wenn Jack plötzlichzurückkam? Und sie hier im Keller herumkrochen?Würde er uns alle Drei Kaoo schlagen?Diese fürchterlichen Gedanken schwirrten ihr die ganze Zeit durch denKopf, während Eric und Lucy unter all den Gerümpel nach etwasbrauchbaren suchten. Aber dann musste sie sich an ihr Zu Hausedenken.An ihre Familie, an all ihre restlichen Freunde, die sie vermissenwürden. Sogar bie ihrer nervigen Schwester Jenny waren ihreGedanken.Mit der sie sich tag täglich gestritten hatte.Aber dann erinnerte sie sich an die wunderschönen Zeiten mit Jenny.Zum Beispiel voheriges Jahr im Sommer, wo sie Jade geholfen hatte,ihre Eltern dazu zu überreden, für 1 Jahr ein Pony aufzunehmen, weildie Besitzerin beruflich ins Ausland musste.Oder wie sie immer zusammen etwas unternommen haben, wenn ihreanderen Freunde keine Zeit hatten. Wie sie zusammen imSommercamp und die Betreuer geärgert hatten. Sie erinnerte sich nurzu gut daran, <strong>als</strong> sie eines nachts zusammen zum See geschlichen sindund Matsch aus dem Wasserufer herausgefischt haben und dann in dieSchampooflasche der Betreuer getan hatten.page 79 / 124


Am nächsten Morgen wurden sie durch den lauten Aufschrei von einender Betreuerinnen geweckt.Alle Kinder stürmten zu den Waschräumen und sahen Peggywutentbrannt in einem Badehandtuch eingewicklet, wor denDuschkabinen stehen.In ihren Haaren schäumte das braungraue Schampoogemisch.Und natürlich bekamen sie es raus, wer das gemacht hatte.Wir wurden dann am selben Tag noch nach Hause geschickt. Aber sauerwaren wir nicht darüber gewesen. Das war ein supergelungener Streich.Ein lautes RUMS riss sie aus ihrer Erinnerung und sie befand sichschlagartig wieder in der Realität. Sie legte sich auf den Bauch undkroch voran.Es waren ihre schönen Erinnerungen und ihr unglaublich starker Wille,der ihr neue Kraft und Mut verliehen hatte.Todesmutig fing sie an wie eine Raupe durch den Keller zu rutschen.Sie wollte hier raus, um jeden Preis.Sie wollte zurück zu ihrer Familie.\"Hey habt ihr was gefunden?\", fragte Lucy. Dicke Schweißperlenstanden ihr auf der Stirn. Jade entdeckte kleine blutige Schrammen anLucys Armen.Von den ganzen herumgekrieche, über all diese Umzugkartons undGerümpel, hatte sie sich ein bisschen geschnitten.\"Nein, ich nicht! Verdammt noch mal\", schrie Eric voller Wut undVerzweiflung.\"Hier wird doch irgendein kleines Messer oder Ähnliches sein!\"Jade schaute sich suchend um und versuchte mit vereinten Kräften sichzu bewegen. Es war ziemlich mühsam aber sie schaffte es. Und da! IhreRettung naht. Etwas silbriges glänzte aus den Berg von Kartons undanderen Müll heraus. Ein Messer? Sie konnte es nicht glauben. Schnellkroch sie zu dem glänzenden Etwas hin und sie hatte Recht. Ein Messer!\"Hey Leute! Hier her. Ich hab was gefunden\", schrie sie leise undbegeistert.So leise wie möglich näherten sie Eric und Lucy ihrer Freundin undmachten ganz große Augen.\"Wow, super! Du bist klasse! Na los, schnell befrei mich\", sagte Ericheißer. Er drehte sich mit dem Rücken zu Jade um und sie versuchtetrotz der Fessel die sie noch an Händen und Füßen hatte, Eric zubefreien.Und es gelang ihr. Es gelang ihr ohne Eric zu verletzen. Glücklichpage 80 / 124


streckte er seine Arme nach oben und befreite dann erst einmal seineFüße. Anschließend drehte er sich zu den beiden Mädchen um undnahm ihnen ebenfalls die Fesseln ab.Endlich waren sie frei.\"So und jetzt nichts wie weg.\"Die Drei Teenager schritten langsam voran, um möglichst geräuschlosnach oben zu gelangen. Aber das schien überhaupt nicht so einfach zusein, denn bei jedem Schritt traten sie auf einen Karton oder einzusammengeknülltes Blatt Papier oder anders. Und jedes Mal machte esGeräusche.\"Meint ihr, hier ist irgendwo ein Fenster?\", fragte Lucy im Flüsterton.Eric glotze sie schief an:\"Meinst du, der wird uns in einem Raumgefangen halten wo ein Fenster ist? Das glaubst du doch wohl selbernicht oder?\"\"Wieso nicht? könnte doch sein. Musst du eigentlich immer....\"\"Hey! Stopp! Aufhören. Sofort verstanden! Streiten könnt ihr wenn wirhier raus sind. und jetzt psst und kommt mit!\", mischte sich Jade ein.Stumm wie Fische schlichen sie zur Türe und lauschten.Nichts!Kein Mucks war zu hören.Keine Schritte! Keine Stimme! Kein gar nichts!\"Sollen wir wirklich da hochgehen? Ich halte das für keine gute Idee!\",stotterte Lucy mit schlapprigen Knien.\"Ja. Wie sollen wir denn sonst hier raus kommen?\", fragte Jade.Eric räusperte sich:\"Und was ist wenn Jackson do oben irgendwo istund uns erwischt? Dann sind wir erledigt!\"Jade seufzte:\"Ich weiß. Aber das ist unsere einzige Chance. Wir müssenes riskieren\".Sie wollte gerade die Türe öffnen, <strong>als</strong> Eric ihre Hand zurückzog.\"Was soll das? Spinnst du?\"Mit einem scharfen Blick und einer ernsten Miene guckte sie Eric an, dersich seinen linken Zeigefinger auf die Lippen hielt.\"Pssst. Warte, ich glaube ich habe was gehört\"Jade merkte wie stocksteif sie gerade dastand. Ihre Angst war wiederauf Hochtouren und sie hörte ihr Herz klopfen. Sie bewegte sich nicht,nur ihre Augen ließ sie hin und her rollen und da sah sie die blutigenFlecken und Schrammen an den Handgelenken ihres besten Freundes.Seine Fesseln hatten sich ebenfalls tief in die Haut eingeschnitten undpage 81 / 124


laue Flecken stachen auch heraus.Lucy drehte sich ein paar Mal um ihre eigene Achse und fragteschließlich.\"Was psst? Hast du was gehört? Meinst du er kommt zurück?\"Eric atmete ziemlich laut ein und aus. Das tat er immer wenn erriesengroße Angst hatte. Er lauschte noch einmal und schüttelte dannden Kopf:\"Nein, ich dachte nur Schritte gehört zu haben. Sorry ich wollteuch jetzt nicht erschrecken\".\"Du hast uns nicht erschrocken. Und für was entschuldigst du dichjetzt? öffne lieber mal die Tür\", schaltete Jade sich ein, <strong>als</strong> sie wiederaus ihrer Starre herausgekommen war.\"Aber leise bitte\", befahl Lucy aufgewühlt. Ihre Freundin verdreht dieAugen. Geht das jetzt schon wieder los. Das sie wieder für totalbescheuert gehalten wird. Natürlich würde sie leise sein. Oder dachteLucy etwa dass sie die Türe aufreißen würde und dann hochtramplenwie eine Horde wilder Elefanten und dann noch so laut wie möglichbrüllen >>Hey Jack Jackson! Wir sind frei. Und laufen nach Hause. AufWiedersehen, leben Sie wohl


Jade grübelte einen kurzen Augenblick und setzte sich erst einmal zumnachdenken auf die Treppe.\"Ja wir müssen entweder den Schlüssel finden oder zum Fenster raus\",tuschelte Lucy.\"Genau. Also versuchen wir es noch einmal mit dem Fenster?\"\"Ich weiß nicht, was ist wenn es zieht und irgendwo ein anderesFenster aufgedrückt wird oder eine Türe zuknallt? Dann sind wirwahrscheinlich tot\", sagte Eric. Es hörte sich fast so an <strong>als</strong> würde erheulen. >>Aber kein Wunder wem von uns dreien ist jetzt nicht zumHeulen zu Mute


schon\". Die Mädchen rannten zu Eric, aber DA: Vor lauter Eile übersahLucy einen weiteren Hocker neben dem Tisch und stolperte drüber.Sie landete am Boden und der Hocker krachte direkt neben ihr ebenfallszu Boden.Ihr stockte der Atem. Auch Eric und Jade wagten es nicht, sich zubewegen, geschweige denn zu atmen. Hatte Jackson das gehört?Nein!Denn es war nichts zu hören und auch nach einer weiteren Minutewaren keine Anzeichen von Leben wahrzunehmen.Das war ja Glück im Unglück.Die Teenys setzten ihre Arbeit fort und kletterten alle drei gleichzeitigauf den wackligen Hocker. Eric war gerade dabei das Fenster auf zudrücken, <strong>als</strong> es ober ihren Köpfen plötzlich knarrte.Starr vor Schreck horchten sie und dann vernahmen sie aberm<strong>als</strong>Schritte und knarzende Stufen.Und dann war alles wieder still. Die Kinder Liesen die Luft aus undwollten das Fenster öffnen.\"Mannomann. Ich dachte schon unser letztes Stündlein hatgeschlagen\", flüsterte Lucy zittrig.\"DAS DACHTEST DU NICHT, SONDERN ES IST SCHON SO WEIT. EUERLETZTES STÜNDLEIN SCHLÄGT BEREITS\"Sie sogen geschockt die Luft ein und drehten sich blitzschnell um. Siewie bei ihrem ersten Fluchtversuch stand Jack Jackson am Eingang desWohnbereiches und zielte mit derselben Flinte wie vorhin auf sie.\"Ach nö! Nicht schon wieder. Ihr haltet mich aber ganz schön aufTrab\", säuselte er und fing dann hälmich an zu lachen.Wie gelähmt, standen sie da und brachten kein einziges Wort über dieLippen. Die erneute Angst hatte ihnen die Sprache verschlagen.Das wars dann wohl! Aus der Traum von der Freiheit. Lucy liefenSchweißtropfen der Angst an den Schlefen herunter und Jade gucktestarr und mit weit aufgerissenen Augen zu ihren Entführer.Und Eric flüsterte ziemlich leise und unverständlich irgendetwas vorsich hin.Betete er etwa noch ein letztes Mal, bevor er zugrunde gehen würde?Nein!Er sagte etwas anderes, aber das Mädchen war in zu starker Panik umdieses zu verstehen.page 84 / 124


\"Sei still!\", fauchte Jackson ihn mit einem wütetenden Ton an und Erichielt schlagartig den Mund.\"Also, ihr seid echt ziemlich anstrengend\", lachte er und kam näher.Jetzt war es zu viel. Mutig machte Jade einen Schritt vorwärts undstützte die Hände an ihre Hüfen. \"Jetzt reicht\'s mir aber! Lassen sieuns jetzt sofort gehen!\"Jackson kicherte wieder laut auf:\"Och nein wie süß! Der kleine Schisserwird ja doch noch mutig. Das hätte ich jetzt nicht gedacht!\"\"Ich sage es nicht noch einmal. Lassen sie uns gehen sonst...\"\"Sonst was? Sonst kommst du und haust den Onkel Jack eins über dieRübe?, fragte er mit einem unerträglichen fiesen Grinsen.Und da wurde ihr klar, was er damit meinte.Sie hatten ja wieder nichts um sich zu verteildigen, außer vielleicht einpaar Gegenstände die hier herumlagen. Wie zum Beispiel einenKerzenhalter, den Holzhocker, Bücher oder so etwas.Mit hochgezogenen Mundwinkelen schritt er auf die Kids weiter zu.Doch diese gingen bei jedem Schritt was er näher kam, einen Schrittzurück.Doch plötzlich stießen die Drei gegen die Wand und pressten sich ganzfest dagegen.\"So, und jetzt?\", fragte er prustend und lies das Gewehr noch untensinken.Beklommen und nervlich am Ende, wischte Jade sich den Schweiß vonder Stirn und beobachtete gebannt jede einzelne Bewegung desbewaffneten Mannes.Er war jetzt schon so nah, dass sie die Häärchen auf seinen Armensehen konnte. Und ohne dass sie ausweichen konnte, legte der Mannseine Hand auf ihre Schulter.Das angstdurchflutete Mädchen schreckte hoch und schrie auf:\"Nehmen sie sofort ihre Hand da weg!\"\"Na na na. Werd doch nicht glaich unfreundlich. Ich wollte einfach eineMenge Spaß mit euch zusammen haben, aber dass habt ihr mir jagründlich vermasselt.\"Nun verschwand das grässliche lachen von seinem Gesicht. \"Aberkeine Sorge, den werdet ihr ja gleich haben. In einer halben Stundekommt dann die Überraschung und dann erfahrt ihr schon was ichpage 85 / 124


genau mit euch vorhabe! Hahaha!\">>Was für eine Überraschung? Was hatte er mit uns vor? Was passiertwohl in einer Halben Stunde?


sofort loslassen!\", wiederholte Eric noch lauter und wütender.Doch dieser Kerl hörte überhaupt nicht zu, sondern setzte bloß wiederein fieses Lächeln auf.Mit aller Macht versuchte Jade sich zu befreien. Schlug um sich, trat ihnheftig gegen das Schienbein und schrie herum wie ein gequältes Tier.Aber alles vergeblich. Sein Griff war einfach zu fest, um sich darauslosreißen zu können.\"Bitte! bitte, lassen sie mich doch los! Sie tun mir weh! bitte...\"\"Halt endlich deine Klappe, du Jammerlappen. Ich werde dich nichtloslassen! Ihr werdet hier nie mehr rauskommen!\", schnitt er ihr insWort.und drückte noch fester zu.Man konnte bereits sehen, wie sie rot anlief und nach Luft japste.Und jetzt fasste Eric all seinen Mut zusammen und stürzte auf ihn. Sielandeten alle drei auf den Boden und Jade war nun endlich frei. Siestand schleunigst auf, rieb sich mit einer Hand am H<strong>als</strong> und gingkraftlos zum Fenster.Sie blicken aufgeregt zu Boden und sahen bei den Zweikampf zu, dergerade zwischen Mr. Jackson und Eric begonnen hatte.Lucy heule wie ein Springbrunnen. Sie wusste, dass Eric gegen denVerrückten keine Chance hatte. Außerdem hatte Jackson ja auch nochein Gewehr.Starr vor Angst pressten sich beide Mädchen gegen die Wand undschlossen fest die Augen. Sie wagten nicht, sie zu öffnen. Bis ein lauterSchuss ertönte.Lucy und Jade schraken hoch.Was war das?Hatte er etwa ihren Freund erschossen?Sie trauten sich nicht ihre Augen zu öffnen, taten es aber dann doch ausNeugierde.Und da bestätigte sich ihr schrecklicher Gedanke.Verkrümmt und eingerollt, lag Eric auf den Boden und hielt sich denOberschenkel.Ein breiter Blutstrom ergoss sich auf den Holzboden und verteilte sich inrasender Geschwindigkeit. Man hörte Eric vor lauter Schmerz jammernund weinen.page 87 / 124


\"Aua! Es tut so höllisch weh. Bitte helft mir! Bitte!\", sagte er immerwieder. Aber sie konnten ihren Freund nicht helfen. Denn hinter Ericstand Jack und beugte sich weit über seinen Körper und flüsterte ihnetwas zu:\"Tja mein Kleiner! wärst du mit deinen Ladys erst nicht hierhochgekommen, dann war wäre es erst gar nicht so weit kommenmüssen!\". Diese Wort sagte er so böse und gefühllos, dass in Lucy nunalles durchbrannte. Ohne dabei zu denken, dass er bewaffnet warstapfte sie auf ihn zu, kniete sich jedoch hin und schaute sich ihrenFreund ganz genau an.Das Blut lief noch immer und verteile sich weiter.\"Ich werde verbluten, ich werde verbluten! bitte helft mir doch!\",winselte er schmerzvoll. Doch bevor sie sich um ihn kümmern konnte,zog etwas gewaltig an ihren Haaren. Immer fester und fester, wurde sienach oben gezogen. Sie griff nach der Hand, die ihre Haar festhielt undversuchte sich loszureißen. Sie legte ihren Kopf zurück und schautedirekt in das Gesicht von Jackson. Er schaute sie bestialisch an undbegann dann zu lachen.\"Auaaa! Hören sie auf damit! Sie...sie...sie ungehobelter Kerl sie!\"Doch all ihr unfreundliches Geschrei nütze gar nichts. Er zog dasquietschende Mädchen höher und höher , bis sie auf ihren Beinen stand.Danach packte er sie am H<strong>als</strong> und zog ihr Gesicht ganz nah an seines.\"Ich habe es euch doch gesagt, wenn ihr nicht gehorcht, dann kann ichauch ungemütlich werden. Ihr habt euch das ihr, was soeben passiertist, selber zu zuschreiben\", hauchte er.\"Tja pechgehabt, meine Kleine\"\"Ich bin nicht deine Kleine, und jetzt lassen sie mich endlich los!\",giftete Jade. Sie kochte vor Wut und diese dummen Wörter konnte sielangsam nicht mehr hören.Wieder lachte er auf.Es war eher ein leises schmunzeln. Als sie ihn direkt in seine Augen sah,konnte sie das glänzen darin erkennen. Blaue Augen die wunderschönglänzten. Wie konnte so ein Typ solche wunderschöne Augen haben?So etwas kann doch nicht sein.Wieder rannten ihr ungewollte kleine Tränen die Wangen hinunter undin ihrem H<strong>als</strong> bildete sich ein dicker Klos.Und ehe sie ihm weiter in die Augen schauen konnte drückte er siegefühllos auf dem Boden zu Eric.Sie landete mit voller Wucht auf seinem Bein. Eric heulte Rotz undpage 88 / 124


Wasser und schrie Minutenlang ohne eine Pause einzulegen.\"Halte doch endlich deine Gosche! Verflickst und zugenäht! Mann dasist doch nur ein kleiner Streifschuss. Reiß dich doch ein bisschenzusammen mein Junge! Bist ja schlimmer wie ein kleines Baby!\",schimpfe er ihn lauth<strong>als</strong>.Eric drehte sich nach rechts um und hielt sich sein Bein. Sein ganzerKörper zitterte, seine Augen waren Blutunterlaufen und sein ganzesGesicht war knallrot vom vielen weinen. Er sah schrecklich aus.\"Jetzt komm schon man! Du wirst es schon überleben!Hey! Hock dich wieder zu deiner Freundin da, und deinenJammerkumpel kannst du gleich mitnehmen!\" herrschte er sie wiedermit einem bösartigen Ton an. Jade gehorchte, denn sie wollte nicht auchnoch so zugerichtet werden wie ihr Freund und half Eric aufzustehen.Sie stütze ihn und dieser humpelte auf einem Bein in Richtung Fenster.Dann setzte sie ihn vorsichtig ab und nun drängelten sich Jade, Lucyund Eric dicht aneinander. Wie ein König, stolzierte Mr. Jackson mitsamt Gewehr auf sie zu. Musterte sie noch einmal ganz genau undschlenderte wieder total gelassen auf einen der Schränke zu. Öffneteihn, begann drin zu wühlen und zog Drei lange dicke Seile heraus.Was hatte er denn jetzt schon wieder vor?Will er sie jetzt erhängen?Lucy drehte sich der Magen um. Mit entsetzten beobachtete sie jedenSchritt den er auf sie zu machte. Gleich würde er bei ihnen sein. Nurnoch ein paar Schritte!\"Aha, ihr sitzt eh schon auf dem Boden. Das ist super!\"Keiner der dreien sagte irgendein Wort. Er kniete sich zu ihnen auf denBoden und begann die Seile um die verängstigten Kinder zu wickeln.Zog sie dann fest zu. Viel zu fest. Die meisten Schmerzen erlitt Eric.Dauernd stieß er beim fesseln an sein verletztes Bein, sodass er lautschrie.>>Der arme Eric


Den Dreien stockte der Atem. Was hatte er damit vor?Obwohl sie sich eh schon hab zerquetschten, rückten sie noch näherzusammen. Eingeschüchtert sahen sie Jackson, der sie triumphierendangrinste.\"So, das wird ein Spaß! Findet ihr nicht?\", fragte er und lachte.Keiner sagte etwas. Die Lippen der Kinder waren wie verklebt. Keinerbrachte vor Angst auch nur irgendein Wort heraus. Nach einigenSekunden traute sich dann Lucy doch etwas zu sagen: \"Sind sieverrückt? Was haben sie mit der Säge vor?\"Ihr blieben die Worte regelrecht im H<strong>als</strong> stecken. Sie wollte sich erst garnicht vorstellen, was gleich geschehen würde. Dieser Typ war zu allemfähig. Sie traute ihm wirklich alles zu.Zufrieden und ohne eine Miene zu verzerren, drückte er den Startknopfder Säge.Aber nichts geschah. Kein Geräusch vom Motor war zu hören.>>Ein Glück> Gott sei Dank ist das TeilkaputtBitte, bitte spring nicht an! Bitte nicht!


Auf Erics Stirn bildete sich neuer Angstschweiß. Wie gebanntbeobachtete er die schwingenden Bewegungen die der Wahnsinnigedamit machte.\"Lassen Sie das! Hören Sie sofort auf damit!\", kreischte Eric ausvollem Leib. Doch sein Schrei wurde durch das laute Geräusch der Sägeübertönt.Mit einem fiesen Lachen, schritt Jackson Schritt für Schritt auf die Kidszu.\"Ich habe euch doch viel Spaß versprochen! Naja, allerdings wird nureiner hier Spaß haben, und das bin ich. Ich werdet froh sein wenn ichfertig bin. Nicht wahr?\"Er machte weitere Schritte vorwärts und hielt dabei die Säge festumklammert in seiner rechten Hand.Jade fühlte sich, wie in einem ihrer schlimmsten Albträume. Zitternddrehte sie den Kopf weg und schloss fest die Augen.Hoffentlich würde es schnell vorbeigehen! Hoffentlich würde sie nichtallzu große Schmerzen erleiden müssen.Sie sah, wie Jack schon vor ihr stand und laut anfing zu lachen.\"Hören sie bitte damit auf! Bitte, ich flehe Sie an! Tun sie das nicht!\",bettelte Jade. Ihr liefen heiße Tränen über die Wangen und sie drücktesich mit aller Kraft gegen die Wand, an der sie lehnte. Ihr Herz wardabei zu zerspringen.\"Na, ich hoffe du schreist nicht so laut! Wir wollen ja nicht den ganzenWald aufwecken stimmts?\", krächzte er. Und begann die Säge zusenken.Tiefer und immer Tiefer auf ihr linkes Bein herab.page 91 / 124


Jade hatte eine solche Angst. Sie konnte schon den heißen Wind der vonden rotierenden Sägeblättern verursacht wurde spüren.Mit geweiteten Augen und weit aufgerissenen Mund, sah sie tatenlos zuwie die mörderische Säge fast ihr Bein berührte. Sie konnte vor Angstnicht einmal schreien. Ihr Mund war zwar zu einen lauten Schreigeöffnet, aber sie brachte kein einzigen Ton heraus. \"Hören sie sofortauf!\", brüllte nun Lucy so laut sie nur konnte.Jack war ein bisschen verwundert über diesen lauten Schrei, kümmertesich aber nicht weiter darum.Das war wohl der lauteste Schrei heute!Er zuckte den Arm etwas nach oben und die gefährliche Schneide derMotorsäge entfernte sich von Jades Bein. Dann drückte er in besterLaune den Stopp-Knopf.Er sah die Drei inngrimmig an und meinte dann: \"Och! Der Spaß fängtdoch gerade erst an. Seid doch keine Spielverderber!\"\"Ich habe Ihnen gesagt, dass Sie sofort damit aufhören sollten!\", fuhrsie ihn schrill an.Mr. Jackson klopfte sich auf die Knie und schüttelte sich vor Lachen.\"Ach herje! Und du meinst wenn so ein kleiner Pfurz wie du das sagt,dass ich dann aufhöre? Ha. Vergiss es Schätzchen. Dies wird dein Endesein!\"Er wartete keine weitere Antwort mehr ab, sondern drückte erneut denStartknopf und das Gerät heulte los.Und dann ging alles ziemlich schnell. Von der einen Sekunde zurAnderen, war die Säge wieder über ihr.Keine Zehn Zentimeter von ihren Oberschenkel entfernt.page 92 / 124


Wurde er das wirklich tun? Würde er mich wirklich damitverletzen?> Kann ein Mensch wirklich so grausam sein? Wie bringt er eseigentlich übers Herz Kindern ein solches Leid zuzufügen? Nein! Daskann doch kein Mensch sein! Nein, das ist ein Monster!Ein Monster ohne Herz.


Das Blut schoss so stark wie sie es noch nie gesehen hatte aus deroffenen Wunde und lief langsam von allen Seiten ihres Beines herunter.Es blutete wirklich ziemlich stark und in Jades Augen sammelten sichdicke Tränen. Wenn das nicht von selbst aufhören würde zu bluten,dann würde sie das höchstwahrscheinlich nicht überstehen.Eric und Lucy konnten es noch immer nicht fassen, was dieser mieseKerl da gerade mit ihrer Freundin angerichtet hatte. Mitleidig schautenBeide zu Jade. Lucy konnte die Schmerzen ihrer Freundin regelrechtspüren. Sie waren ja schließlich beste Freundinnen, und besteFreundinnen merken es einfach wenn es der Anderen nicht gut geht.Jade wurde von Minute zu Minute blässer. Ihre Gesichtsfarbe verändertesich dramatisch. Nach ein paar Minuten war Lucy und Erics FreundinnKalkweiß im Gesicht und über die Nase färbte es sich leicht bläulich.Das war auf alle Fälle kein gutes Zeichen. Dies war der Beweis dafür,dass Jade gerade an einen zu großen Blutverlust litt.Das wusste Lucy noch aus der Schule. Im Biologieunterricht hatten sievor kurzen über Blut und die ganzen Blutkörperchen gelernt.Und wenn Jade nicht innerhalb der nächsten Fünf Stunden insKrankenhaus oder zum Arzt kommt, dann würde sie vermutlich sterben.\"Sie widerlicher Scheißkerl! Was haben sie getan? Das gibts dochnicht!\", schrie Lucy wutentbrannt. Sie war feuerrot angelaufen, wegenihrem lauten Schreien.Er funkelte sie nur abweisend an. Von seinem Gesicht war von jeglichenMitleid nichts zu sehen. Er blickte ernst, mit Falten auf der Stirn zu denKindern herab.\"Na na na. Werd mal nicht ausfallend ja?\"page 94 / 124


Mit einem furchteinflößenden Gesichtsausdruck, drehte er sich um undging zum Holztisch in der Mitte. Legte die Säge ab, an der Jades Blutverschmiert war und steuerte genau auf die Eingangstüre zu.Aus seiner Hosentasche holte er einen winzigen Schlüssel hervor,steckte ihn wie in Zeitlupe ins Schloss und sperrte die Türe auf.Schwungvoll flog diese auf.\"Amüsiert euch noch ein paar Minütchen, bis ich zurück bin! Und heuteAbend beginnt eure große Reise! Also ruht euch lieber ein bisschen aus.Es wird sehr anstrengend werden!\".Mit diesen Worten verließ er die Hütte und schloss die Türe von außenab. Sie hörten nur das Klicken vom Schloss, das draußen an der Türehing.Und nach einigen Sekunden war es still. Angestrengt lauschten sie, umein Geräusch des Mannes wahrzunehmen. Aber es war nichts mehr zuhören. Er musste wohl weg gegangen sein! Wahrscheinlich war er dabeidie große Reise vorzubereiten.Das war die Gelegenheit, einen weiteren Fluchtversuch zu starten!Jade drückte ihr Bein ab, um die Blutung zu stoppen. Aber da halfanscheinend nur ein Seil oder ein festes Tuch, was sie oberhalb derWunde fest herumbinden konnte.\"Ist er weg?\", fragte Eric und warf suchende Blicke durch den Raum.\"Ich weiß nicht! Aber ich glaube schon!\", stotterte Lucy. Sie war dieEinzige hier, die keine Verletzungen hatte. Sie sah herab auf JadesOberschenkel und Jade bemerkte sofort die winzige Träne des Mitleids,die ihr aus dem Augenwinkel lief.\"Ist es sehr schlimm, Jade?\", fragte sie ihre Freundin, die gerade beideHände um ihr Bein gelegt hatte und sie fest zusammendrückte.\"Naja, jetzt grad spüre ich nichts! Aber das es nicht zu bluten aufhörtfinde ich nicht gut!\"page 95 / 124


\"Wir müssen jetzt so schnell wie möglich hier raus! Schaut mal! Dahinten in der Ecke liegt eine Schere!\"Jades Freundin deutete mit dem Finger nach links. Dort am Boden lag jatatsächlich eine Schere. Das würde deren Rettung sein.\"Oh man! Super. Kommt wir müssen irgendwie nach da hintenkommen!\", rief Jade und versuchte aufzustehen.Die Schmerzen waren unerträglich. Sie konnte kaum auf ihren Beinenstehen. Aber irgendetwas zwang sie, stehen zu bleiben.Lucy und Eric, standen ebenfalls auf. Eric lief eine dicke Träne über dieBacke. Seine Verletzung war zwar nicht so stark und tief wie die vonJade, aber man sah ihm seine Schmerzen an.Ein Streifschuss war bestimmt nicht angenehm. Womöglich stecktenoch die Kugel drin.Und bohrte sich immer tiefer in seine Haut. Langsam bewegten sie sichvoran. Jade und Eric hüpften auf einem Bein, und Lucy die in der Mittevon den Beiden war, stütze sie.Auf diese Weise kamen sie rasch voran, und nur wenige Sekundenspäter standen sie vor der Schere. Diese lag geschlossen auf demBoden und wartete nur darauf benutzt zu werden.Langsam sanken sie zugleich auf den Boden und Lucy hob die silberneMetallschere auf.\"Ja, geschafft! Jetzt nur noch die Fesseln durchschneiden und dann sindwir endlich frei!\", rief sie vorfreudig.Doch diese verflüchtigte sich schlagartig, <strong>als</strong> sie plötzlich Geräusche vorder Türe hörten.Kam er schon wieder zurück?\"Habt ihr das gehört?\", fragte Lucy schlotternd ihre Freunde.page 96 / 124


Jade nickte: \"Ja! Der kommt zurück! Los, schnell schneid die Seiledurch! Und die Schere nehmen wir <strong>als</strong> Waffe!\"Lucy gehorchte und schnitt in Rekordzeit die dicken in sichverflochtenen Seile durch.Das war gar nicht so einfach! Sie brauchte dafür eine ungeheure Kraft.Aber sie schaffte es und die Fesseln folgen zu Boden.\"So jetzt aber schnell! Ich habe eine Idee! Kommt schnell zur Tür!\",hetzte Lucy. Ihre Knie waren weich wie Butter und ihr Herz pochte.\"Was hast du vor?\", fragte Eric während er hinter ihr herlief.\"Also! Wir stellen uns neben die Türe. Und wenn er reinkommt, dannschlagen wir ihm irgendetwas hartes auf den Schädel!\"Jade war nicht so ganz überzeugt von der Idee. Das hatten sie dochbereits versucht! Aber es hatte nicht geklappt! Warum <strong>als</strong>o sollte esjetzt ausgerechnet jetzt klappen?Abrupt blieb sie stehen: \"Also ich finde das nicht so gut! Ich bin dafür!\"Siegessicher hob sie die Schere hoch: \"Wenn dieser Mistkerlreinkommt, dann hau ich ihm die Schere ganz einfach rein! Dann hatdie Sache ein Ende!\"Einen Moment starrten Lucy und Eric sie an.Wow! So etwas hätten sie ihrer Freundin niem<strong>als</strong> zugetraut!Sie! Jemanden halb erstechen? Mutig, Mutig!\"Okey, das ist vielleicht doch besser!\", bejahte ihre Freundin.Und dann wurden sie von einem Geräusch am Schloss der Türe dazugezwungen, sich bereit zu machen.page 97 / 124


Schnell huschten sie neben die Eingangstüre und warteten auf denMoment, wo die Türe aufgehen würde.Und dann, dann würde Jade gnadenlos zustechen!Sie nahmen ihre Stellung ein und verständigten sich mit Handzeichen.\"Auf mein Kommando\", befahl Jade.Und dann schwellte die Türe auf!Jack Jackson trat herein, und ehe er begriff was geschah, stürztensich alle Drei gemeinsam auf ihn. Mit lauten Geschrei lagen sie nun aufden Verbrecher und Kinderquäler, der verzweifelt versuchte sich zubefreien. Aber ohne Waffe, auf den Boden liegend mit Drei Teenagerauf sich drauf, hatte er Null Chancen.\"Jetzt Jade! Los mach schon!\", rief ihre Freundin angestrengt.Wütend hob sie den Arm mit der Schere und wollte sie nach untensausen lassen. Aber irgendwie fehlte ihr doch der Mut! Sie ekelte sichdavor. Wie würde sich so ein Körper anfühlen wenn man hineinsticht?Weich? Hart?Sie wusste es nicht.\"Na mach schon Jade!\", brüllte Eric lautstark. \"Mach endlich! Langehabe ich die Kraft nicht mehr!\"Sie wollte es! Sie wollte es wirklich tun! Aber brachte es einfach nichtübers Herz.Selbst wenn sie daran dachte, was diese Typ mit ihr angestellt hatte.Aber sie konnte es nicht. Einfach einen anderen Menschen töten, egalwie böse er war.page 98 / 124


Die Schrei ihrer Beiden Freunde hörte sich auf einmal schrecklich weitweg an und ehe sie sich versah, wurde ihr die Schere aus der Handgerissen!Schlagartig war sie wieder in der Realität.Sie schreckte auf und sah, wie ihr Eric die Schere ungeduldig aus derHand riss und ihre Aufgabe übernahm.Jack Jackson strampelte wie ein Käfer auf den Rücken, der versuchte aufdie Beine zu kommen. Nur mit aller Anstrengung konnten sie sich aufden Körper Jacks halten. Er war fast dabei sie runterzuschubsen.\"Ihr denkt wohl, ihr habt gewonnen was? Aber nein, das habt ihr nicht!In nicht einmal Zehn Minuten wird euer überraschender Besucheintreffen und es gibt kein entkommen mehr!\", polterte er.Dieser Satz macht sie richtig sauer.Eric konnte einfach nicht anders. So sehr er sich auch davor ekelte undAngst davor hatte, musste er es tun! Das war die einzige Möglichkeitlebendig hier rauszukommen.Ohne weiter nachzudenken, lies er die Schere kurzerhand nach untensausen.Die Spitze der Schere bohrte sich tief in den Laib von Jackson.Das Blut spritze und Jack schrie nur in einer merkwürdigen Tonart auf.Es hörte sich an wie ein wie ein hustendes Pferd das H<strong>als</strong>weh hatte.Und dann verstummte er.Nun war es endlich geschafft!Jack Jackson war Tod!page 99 / 124


Und endlich hatte das ganze Grauen ein Ende!Wie gebannt blickten sie auf die Leiche Jack hinab.Der lag auf den Rücken am Boden mit einer Schere in der Brust.Es war ein entsetzlicher Anblick, wie aus einem Horrorfilm. \"Oh meinGott! Wir haben da gerade ein Mord begangen!\", schoss es Jadeplötzlich aus dem Mund.Verständnislos keifte Eric sie an.\"Na und! Was meinst du was der mit uns gemacht hätte? Er hat unsgefoltert und wollte uns irgendwohin verschleppen!\"\"Genau! Das war Notwehr!\", meinte Lucy zickig.\"Komm! Wir müssen hier verschwinden! Bevor diese Überraschungkommt!\"\"Ja, du hast Recht! Schnell weg!\", antwortete Jade wieder ängstlich.Lucy hielt ihren Freunden die Hand hin.Dankbar nahmen sie diese entgegen und gemeinsam gingen sie soschnell sie nur konnten aus der Hütte.Aber so schnell kamen sie nicht voran. Eric bemühte sich sehr dabei,ganz schnell zu gehen. Einige Male stieß er einen kleinen Schluchzeraus.Jade erging es ähnlich. Mit letzten Kräften humpelte sie vor sich hin.Man sah ihren Schweiß der Stirn, vor Anstrengung.\"Kommt schneller! Los, wenn wir aus dem Wald draußen sind gehn wirsofort zum ersten Haus und rufen die Polizei und einenKrankenwagen!\", versuchte Lucy sie zu beruhigen.page 100 / 124


Und das half auch. Sie kamen mit einer höllen Geschwindigkeit voran.Nach Zwanzig Minuten, hatten sie die Hauptstraße erreicht undsteuerten auf das erst gelegene Haus zu.Es war ein kleines gelbgestrichenes Haus mit grünen Dachziegeln undgroßen Fenstern.Der Garten, indem eine kleine Schaukel stand und ein winzigerSandkasten mit Sandförmchen aus Plastik, war mit einem niedrigenbraunen Zaun umrandet.Dort mussten wohl Kinder wohnen!Ob sie wirklich da klingeln sollten?Die Kinder würden sich bestimmt erschrecken und große Angstbekommen.Aber wie denn auch sei! Es war ein dringender Notfall, und siebrauchten Hilfe. Auf der Stelle.Keuchend und kraftlos kamen sie am Gartenzaun an, öffneten dasGartentor und warfen sich vor die Haustüre.\"Na los Lucy. Worauf wartest du? Klingel schon!\", sagte Eric schwach.\"Ja ja. Ich klingel schon!\", gab sie zurück und drückte auf die Klingel.Ein lautes \"Rrriiinnggg\" ertönte, aber es war niemand da.Sie klingelte nochmal und versuchte durch die beschlagendeGlasscheibe hineinzuschauen. Und da!Es war doch jemand zu Hause!Sie konnte einen dunklen Schatten sehen der sich der Tür näherte.Und dann öffnete sie sich einen Spalt.Ein kleiner Junge, so im Alter von Sechs Jahren streckte seinen Kopf zurpage 101 / 124


Tür raus und musterte die Besucher neugierig.Aber er schien sich nicht zu fürchten.Er sah anscheinend die Verletzung nicht die sie hatten. Mit einer kleinenpipsigen Stimme sagte er: \"Ja? Was ist? Wer seid ihr?\"\"Entschuldigung, aber ist deine Mutter da?\", erkundigte sich Eric. Derkleine Junge öffnete die Türe weiter und die Drei sahen ihn nun ganz.Er war ziemlich klein. Aber normal für sein Alter. Hatte kurze brauneHaare, ein Blauweißgestreiftes T-Shirt mit einer gelben Ente drauf undeine dunelblaue Latzhose die viele kleine Löcher an den Knien hatte.Fragend sah er die fremden Kinder an:\"Wieso? was wollt ihr von meinerMama?\"Jade verdrehte die Augen. Konnte der nicht einfach seine Mutter holenohne so dumme Fragen zu stellen?Sie setzte ein künstliches Lächeln auf: \"Es ist wirklich sehr wichtig!Bitte! Wir brauchen sofort Hilfe. Also bitte hol deine Mama, ja!\"Doch das war nicht mehr nötig. Aus dem Flur vernahmen sie eineweibliche Stimme, und das klackern von Stöckelschuhen auf denFliesenboden.\"Schatz! wer ist denn gekommen? Ist das schon Papa?\", fragte siefreudig.Ihr Sohn drehte sich zu ihr um und schüttelte den Kopf: \"Nein, das istnicht Papa. Irgendwelche Kinder. Sie brauchen Hilfe!\"\"Kinder? Hilfe? Was brauchen sie denn?\"Die Mutter des Jungen erschien im Türrahmen und fiel halb inOhnmacht, <strong>als</strong> sie die Drei sah.page 102 / 124


Sie schlug sich die Hände vors Gesicht und schnappte nach Luft.\"Ach du meine Güte was ist passiert?\", fragte sie entsetzt.\"Ich rufe sofort einen Krankenwagen!\"Sie drehte sich um und eilte zum Telefon. Sie wählte den Notruf undführte dann ein kurzes Gespräch mit ihnen. Sie erzählte denKrankendienst, wo sie sofort hinkommen sollten und was die Kinder fürVerletzungen hatten.Dann legte sie auf und kam zurück zur Haustüre.\"Der Notarzt ist in Zehn Minuten da, kommt doch rein und setzt euchbesser hin!\"Die Frau sah sehr jung aus, keine Dreißig Jahre alt. Sie war hübsch undschlank.Trug ein pinkes T-shirt zu ihrer hellblauen mittellangen Jeans und hatteblonde lange Locken. Ihre Augen waren Blau und diese strahlten sie nunfreundlich an.Sie führte die Verletzen ins Wohnzimmer und bot ihnen an sich zusetzen. Kurz darauf hastete sie in die Küche und kam mit drei GläsernWasser zurück und hielt sie den Kindern hin.\"Hier trinkt erst mal was, und dann erzählt mal was passiert ist!\"Gierig tranken sie auf einen Schluck das Glas leer und fingen an dieganze Geschichte zu erzählen.Der kleine Junge lauschte neugierig.Seine Mutter hingegen konnte sich gerade noch so die Tränenzurückhalten.\"Das ist ja schrecklich!\", harkte sie nach und legte den Arm um LucysSchulter.page 103 / 124


\"Wartet! Der Krankenwagen müsste gleich da sein\"Lucy zwang sich ein leichtes Lächeln und Jade ebenso. Ihnen warüberhaupt nicht danach, aber sie wollten vor dem kleinen Jungen ihreSchmerzen nicht so zeigen.\"Zeig mal dein Bein!\", sagte die Mutter und zog langsam undvorsichtig das Hosenbein von Jade nach oben. Es war sehr schmerzhaftund es lief ihr eine Träne aus denAugenwinkeln. Ungläubisch betrachtete sie die Wunde. \"Ach du lieberHimmel! Was ist dann da passiert? Hat er das wirklich getan was ihr mirda gerade erzählt habt?\", fragte mit einem entsetzen auf dem Gesicht.Die drei nickten einstimmig. Ja es stimmte wirklich! Es stimmte alleswas sie erzählt hatten. Nur eines hatten sie noch nicht gesagt!Das Mr. Jackson jetzt tot ist!\"Ja alles ist genau so wie wir es ihnen gesagt haben!\", antwortete Ericschwach und warf einen Blick zu seinen Freundinnen.\"So ein Mistkerl!\", fügte die Mutter des Jungen, die übrigens Mrs.Summer hieß hinzu.\"Ja,.... aber da ist noch etwas vorgefallen!\"Mit dem Blick auf den Boden gewendet, drugste Eric herum.Sie schaute ihre Neulinge an. \"Was ist vorgefallen? Erzählt es mir? Ihrmüsst es nachher sowieso der Polizei und den Arzt erzählen!\"Das stimmte allerdings. Also warum sollten sie es vor der netten,hilfsbereiten Mrs. Summer verheimlichen? Sie war doch sogastfreundlich gewesen und hat sie hereingelassen. Also können sie ihrjetzt auch alles erzählen. Jade fuhr sich einmal durch ihr blondes Haarund Lucy nippte leicht an ihrem Glas mit Wasser.\"Dieser Typ, Mr. Jackson ist tot! wir.......\", fing Eric an, wurde jedochpage 104 / 124


von Mrs. Summer unterbrochen: \"Was ist? Tot? Wie ist das dennpassiert?\", fragte sie.Eric spürte den riesigen Klos im H<strong>als</strong>. Schon wieder war ihm einfach nurzum heulen zu Mute. \"Es war ein Unfall! Naja <strong>als</strong>o nicht direkt. Wirwurden alle Drei gefesselt, und dann hat er uns gefoltert. Danach ist erraus gegangen und hat die Türe abgeschlossen!\"\"Wir dachten, das ist unsere Chance hier abzuhauen. Also sind wir mitaller Kraft in ein Eck gestolpert und haben eine Schere gefunden. Damithaben wir die Fessel n durchgeschnitten und wollten abhauen.\",erzählte Lucy weiter.Dann führte Jade die Geschichte fort:; \"Und dann haben wir plötzlichGeräusche draußen vor der Türe gehört, und wie jemand an denSchloss herumhantierte! Wir waren uns ziemlich sicher dass erzurückkam. Wir haben uns dann neben der Türe links und rechtsversteckt und mit der Schere in der Hand auf ihn gewartet. Wir hattenja keine andere Waffe! Er ist reingekommen, und wir haben uns sofortauf ihn gestürzt und versucht ihn am Boden zu halten. Was uns abernicht gelang! Er war viel zu stark. Er hat uns beschimpft undherumgeflucht. Eric und Lucy riefen mir zu ich solle die Schereherabfallen lassen, aber ich habe mich nicht getraut. Und dann wäreJackson fast frei gekommen. Da hat mir Eric die Schere aus der Handgerissen und hat die Aufgabe für mich übernommen!\" Langsam senkteJade den Kopf und schluckte.\"Er hat ihn die Schere in den Bauchgerammt! Und nach einigen Sekunden hatte Jackson sich nicht mehrbewegt! Er war tot! Aber das war unsere einzige Möglichkeit von dort zuentkommen!\". Sie fing aberm<strong>als</strong> an zu weinen, stützte die Ellenbogenauf ihre Knie und legte ihre Hände ins Gesicht. Ihr Körper hebte undsenkte sich bei jedem Schluchzer.Mit Gefühl und Verstand umarmte Mrs. Summer Jade und versuchte sienochmal zu trösten.\"Eric wollte ihn nicht umbringen! Aber wir waren soverzweifelt! Wir wussten einfach keinen anderen Ausweg mehr!\",heulte sie.page 105 / 124


Die Mutter des Jungen Daniel nahm ihren Kopf sanft in beide Hände undschaute sie mit ihren schönen Augen an:\"Ihr müsst euch keineVorwürfe machen! Wirklich nicht! Ihr habt genau das Richtige getan!und ihr werdet nicht ins Gefängnis wandern.Dafür werde ich sorgen. Versprochen!\"Diese Worte machten ihr neuen Mut.\"So und jetzt warten wir auf die Polizei und den Krankenwagen! Ich gehmal nachsehen wo sie bleiben, ja?\". Sie stand auf und ging, blieb aberim Türrahmen des Wohnzimmers noch einmal stehen und drehte sichum: \"Ach Daniel, du bleibst bitte bei ihnen, ja! lass sie nicht alleine. Ichmuss erst mit der Polizei alleine sprechen.\"Damit schloss sie die Türe und lies die Vier alleine.Und so setzte sich Daniel neben die Drei und schaute sie neugierig an.Fragte aber dann:\"Gehts euch wieder ein bisschen besser? Soll ich euch noch ein Wasserholen?\"Schnell schüttelte Jade den Kopf. Nein auf keinen Fall! Er sollte jetztbloß nicht raus in den Gang gehen, wo seine Mutter gerade mit derPolizei sprach. Es hatte bestimmt seinen Grund, dass sie ihren Sohn hierbei uns gelassen hatte.\"Nein nein, das ist genug! Vielen Dank!\", wandte sie ein und legtelangsam ihr Bein auf das Sofa.\"Und was zum Essen? Habt ihr hunger?\", quetschte er sie weiter aus.Oh man das kann doch nicht wahr sein. Musste er jetzt noch TausendFragen stellen? Konnte er nicht einfach still sein, bis seine Mutterwieder reinkam?page 106 / 124


Lucy verdrehte genervt die Augen: \"Nein haben wir nicht! Aber dankefür dein nettes Angebot!\"Er lächelte sie an und setzte sich auf den Teppichboden und schalteteden Fernseher an.Mit großer Interesse verfolgten Jade, Lucy und Eric die Programme dieder kleine Junge durchschaltete. Aber leider zog er sich dann einen totalkindischen Sender rein. Und zwar \"Sissi\", diese Sendung mit dieserPrinzessin und ihren schwarzen Pferd mit dem weißen Blitz <strong>als</strong> Blesse.Wirbelwind hieß es glaubte sie.Komisch, eigentlich ist das eine Mädchensendung und nichts für Jungs.Lucy sah mit einen komischen Gesichtsausdruck zu ihrer Freundin.Wahrscheinlich wollte sie ihr damit sagen \"Oh mein Gott, was schautdenn der an? Eine Mädchensendung\" . Die drei verfolgten überhauptnicht interessiert den Film und sahen die Szenenbilder nur so an ihnenvorbeizischen. Sie waren mit den Gedanken einfach noch nicht richtigdabei.Und keine Zehn Minuten später hörten sie dann von draußen Stimmen.\"Ich weiß es nicht Herr Officer. Am besten fragen sie die Kinder selbst.Und wo bleibt denn endlich der Krankenwagen? Zwei der Drei sindverletzt\"; schimpfte Mrs. Summer nervös.\"Der Krankenwagen ist gleich hier!\", antwortete der Polizist. \"Ichwerde die Kinder dann befragen, wenn sie ärztliche Hilfe bekommenhaben und sich ein bisschen von dem Schrecken erholt haben!\"\"Danke Herr Officer!\"Und keine Fünf Sekunden später wurde die Wohnzimmertüre geöffnetund der Polizist trat heran. Hinter ihm, Daniels Mutter.Der Polizist ging einmal durchs Zimmer zu dem Sofa wo die drei sichderzeit platziert hatten und lächelte sie an. Aber nachdem er dieWunden sahen die die Kinder hatten, verschwand das Lächelnpage 107 / 124


schlagartig.\"Hallo ihr Drei! Ich bin Oberkommissar Hauptmann! Der Krankenwagenkommt gleich! Und ich muss euch nachher noch ein paar Fragenstellen!\", sagte er in einem netten Tonfall. Ausdruckslos nickten sieund sahen ihn dabei gar nicht an.vor ihnen dröhnte der Fernseher und auf dem Boden saß noch immerDaniel und glotze gierig hinein.Aufgeregt ging seine Mutter zum Fernseher: \"Ach man Daniel, siehst dunicht was hier gerade für ein Chaos ist? Schalt doch den Fernseher jetztbitteschön aus! ja!\", bat sie ihn.\"Aber Mum, das ist gerade so spannend, und.....\"Weiter kam er nicht, denn seine Mutter drückte den Roten Knopf undder Fernseher wurde schwarz. \"Hier sind verletzte Kinder die dringendHilfe brauche! Du kannst nachher fernsehen, wenn das hier allesaufgeklärt ist!\", schimpfte sie ihn.Und ehe er noch etwas sagen konnte, waren Sirenen einesKrankenwagens zu hören.Endlich, der Notarzt war da. Dreißig Sekunden später stürmten VierNotärzte ins Haus um sich um die Verletzen zu kümmern.Jetzt waren sie endlich außer Gefahr. Nun wurden sie von wissendenÄrzten versorgt und ins Krankenhaus gebracht. Von dort aus würde manihre Eltern anrufen und sagen was passiert war.\"Also wir nehmen euch mit ins Krankenhaus. Auf alle Fälle! DieserSchnitt hier muss genäht werden Kind! Aber ich verspreche dir, du wirstnichts davon merken! Versprochen!\",sagte einer der Vier Notärzte,während die anderen die Trage holten, um Jade und Eric ins Auto zubekommen!Zwei Ärzte trugen Jade auf der Trage in den Wagen und hinter ihr Zweiweitere Eric, der sein blutiges Bei noch immer fest hielt, obwohl manihn gesagt hatte, er solle da auf keinen Fall hin fassen. Sonst würde sichdas entzünden. Aber wie für gewöhnlich, hörte er nicht darauf.page 108 / 124


Dann saßen sie alle im Krankenwagen, der mit einer HöllenGeschwindigkeit und mit Blaulicht in Richtung Krankenhaus raste.\"Wie ist das denn eigentlich passiert?\", wollte eine Frau mit rotenDienstanzug und blonden Harren wissen.Jade schluckte noch einmal kräftig. Denn immer wenn sie danachjemand fragte, dann musste sie weinen.\"Ja, ähm <strong>als</strong>o.....\", fing sie an, brach aber wieder ab weil ihr ein riesigerKlos im H<strong>als</strong> saß. Fuhr aber nach einigen Sekunden dann doch fort.\"Ja, ich wurde mit einer Säge geschnitten!\"Verdattert und ungläubig schaute die Ärztin zu Jade. Wahrscheinlichglaubte sie ihr kein Wort. Aber dann blickte sie doch wieder ziemlichmitfühlend.\"Das ist ja schrecklich! Ihr Armen. Wie konnte dass den passieren?Habt ihr mit einer Säge gespielt?\"\"Nein, wir waren im Wald beim Zelten, aber dann kam ein Sturm undwir haben uns einen Unterstand gesucht. Dann haben wir eine Hüttegefunden und so ein Mann hat uns hereingelassen. Der war vonanfangen schon so komisch. Aber <strong>als</strong> Jade dann einen Zeitungsartikelgefunden hat wo drin stand, dass dieser Mann ein langgesuchterVerbrecher ist, wollten wir fliehen, aber er hat uns erwischt und dann imKeller eingesperrt. Aber wir haben es erneut geschafft aus dem Lochrauszukommen, wurden aber wieder erwischt und dann hat er unsgefoltert. Und mich dabei mit der Säge geschnitten. Eric hatte einePistolenkugel ins Bein gekrikt, während eines Kampfes mit diesenTypen\".Entsetzt musterte sie die Kinder. >>Die ärmsten, die müssenschlimmes durchgemacht haben! anscheinend schlimmer <strong>als</strong> jederAlbtraum


\"Jetzt seid ihr sicher und ihr werdet in der Klinik rund um die Uhrversorgt. Und eure Eltern werden wir dann auch informieren\".Eric nickte ihr zu und lächelte gequält:\"Ja, Dankeschön, das ist nett vonIhnen!\"Mit einem friedlichen Lächeln setzte sich die Ärztin neben ihre Kolleginan die Türe des Krankenwagens, wo sie mit einer schnellenHandbewegung ein Polsterüberzogenes Holzbrett herunterklappte undes sich darauf bequem machte.Ein anderer Arzt kümmerte sich um Jades Beinverletzung und einweiterer um Eric.\"Ach du meine Güte\", fing der eine an, der bei Jade stand.Sofort fing Jade an zu zittern. >>Was hat er denn? Was ist los? Ist dieVerletzung doch schlimm wie sie einst vermutet hatten? Würden sie ihrjetzt das Bein abnehmen?


\"Nein nein, keine Sorge. Das ist nur eine etwas tiefere Fleischwunde:Halb so schlimm. Wir müssen es nur gründlich reinigen und infizierenund dann zunähen. Du hast wahnsinniges Glück gehabt. Also einBeinbruch ist viel schlimmer! Der muss monatelang abheilen. Das hierist in ein paar Wochen völlig verheilt und du wirst nichts mehr spüren.Nur eine Narbe wird leider zurückbleiben\", sagte der Arzt zu ihr.Während Jade versuchte sich wieder einigermaßen zu entspannen undrunter zu kommen, warf sie einen flüchtigen Blick zu ihren Freundrüber.Der sich um ihn Kümmernde Arzt beruhigte ihn und faselte fast dasgleiche wie ihr Arzt.\"Mach dir keine Sorgen, das war nur ein Streifschuss. Aber die Kugelsitzt leider noch drin. Wir müssen sie im Krankenhaus entfernen, aberes tut nicht weh. Keine Angst! Wir geben dir eine Betäubungsspritzeund du wirst nichts mehr merken!\"Eric sah nun zu Jade hin. Sie konnte von seinem Gesicht die Wortegenau ablesen.Schwacher Trost, wollte er damit sagen.Nun herrschte Stille. Weder sie noch die Ärzte sagten ein Wort.Jade fühlte sich wieder unendlich müde und schlapp. sie hatte keineKraft mehr und wollte einfach nur noch schlafen.Erledigt und mit allen Nerven am Ende, schloss sie die Augen undschlief ein.Doch der Schlaf wurde kurz und qualvoll.Sie sah vor sich diese Hütte, wo sie zuerst so liebevoll empfangenworden waren und wie sich ihre Rettung zur lebensgefährliche Falleentpuppt hatte.Die lautheulende Säge mit den rotierenden Spitzen, die immer näherpage 111 / 124


und näher zu kommen schien. Und schon waren die Spitzen des rundenSägeblattes hauch nah.Das fiese Grinsen des Mannes machte ihr noch mehr Angst <strong>als</strong> die Säge.Und dann gab es einen kräftigen Ruck, und mit einem gellenden Schreifuhr sie aus dem Schlaf.\"Hey, hey ganz ruhig! Es ist alles in Ordnung\", vernahm sie auf einmaleine zarte leise Stimme, die Ewigkeiten weit weg zu sein schien.Schwitzend und mit wiederholten Angstschreien wälzte sie sich hin undher.Starke Arme versuchten sie dazu zu bringen sich ruhig zu halten undsich nicht weiter so zu bewegen. Voller Schreck schrie sie weiter.\"Hey, komm zu dir! Es ist alles Okey. du bist im Krankenhaus! Kommschon wach auf!\", sagte die selbe Stimme wie vor ein paar Sekunden.Nun öffnete sie endlich ihre Augen und schloss sie gleich daraufhinwieder. Dieses helle weiß tat ihr in den Augen weh. Jade drückte ihreAugen noch einmal ganz fest zusammen und startete einen neuenVersuch und öffnete sie ganz langsam und vorsichtig. Sie stieß einenSeufzer der Erleichterung aus. Sie befand sich in der Klinik in einemKrankenbett. Und dieser unangekündigte Ruck, war das, <strong>als</strong> die Ärztesie von der Trage auf ein Krankenbett hinübergehoben haben.Sie war sicher. Im Krankenhaus, weit weg von dieser Hütte und diesenschrecklichen Ort.Unzählige Stimmen waren zu hören, die versuchten sie zu beruhigenund zu trösten. Und es schien zu helfen. Jade war nun vollkommenentspannt und nicht mehr so apathisch wie gerade eben.\"Geht es wieder?\", fragte eine junge Frau mit Schwarzen kurzenHaaren, knallroten Lippenstift und weißem Kittel.Benommen nickte Jade und flüsterte vor sich hin: \"Ja, nur mein Beinaua, es.....tut....weh!\"page 112 / 124


\"Das haben wir gleich\", meinte sie und brachte eine Spritze zumVorschein.\"Wir werden dich jetzt in Narkose legen und uns um deineWunde kümmern. Leider müssen wir es nähen, aber es tut überhauptnicht weh! Versprochen. Und danach wirst du auch nichts mehr davonmerken!\", redete sie ihr gut zu.Ihre Angst versuchte sie mit allen Mitteln einfach zu verdrängen. Und esklappte. Statt vor lauter Angst gleich zu platzen, war sie nun heilfroh,endlich Hilfe zu bekommen.Den Stich der Nadel war kaum zu spüren, und dann ging alles viel zuschnell um es richtig wahrnehmen zu können.Jade nickte ein und war völlig weg.Sie fühlte und bemerkte rein gar nichts. Die Ärztin hatte Recht gehabt.Die Narkose kam ihr zeitlos vor. Sie sah nur unzählige bunte Farben diean ihr vorbeizischten. Alles Andere konnte sie im geringsten nichtwahrnehmen. Und schon wachte sie langsam wieder auf.Die Operation war zu Ende. Als sie mit ihren Augen leicht blinzeltewurde ihr schlecht. Sie sah so, wie ein Betrunkener. Alles drehte sichund die Personen im Krankenzimmer, kamen mal näher und entferntensich kilometerweit.\"Schon fertig! Du hast es geschafft. Und wie versprochen nichts davonu spüren bekommen!\" sagte die Frau mit den dunklen Haaren.\"Und jetzt ruh dich aus! Deine Eltern wurden schon informiert. Sie sindbereits angekommen. Du kannst sie nachher sehen! Aber jetzt schlafein bisschen!\", meinte eine Andere Ärztin zu ihr.Gehorsam schloss sie ihre Augen und schlief tief und fest ein. Sieträumte nur schwarz, und nichts weiter. Nach längerer Zeit fühlte siesich wieder etwas fit und nicht mehr müde.page 113 / 124


\"Seht doch, sie wacht auf!\", sagte eine sehr bekannte Stimme.Neugierig blinzelte sie auf und sah in das hübsche Gesicht ihrerSchwester Jenny.Wie sehr hatte Jade sie vermisst. Jenny lächelte ihre Schwester liebevollan und umarmte sie vorsichtig. Gab ihr einen Kuss auf die Wange undfing an zu weinen.\"Jade, ich bin so froh dass es dir gut geht! Ich hatte solche Angst dieletzten Stunden\", jammerte sie weinend.Einen Blick auf die rechte Seite und schon sah sie ihren Vater dererleichtert und glücklich zu ihr sah.Auf der anderen Seite stand ihre Mutter. Sie hatte eine dicke Träne inden Augenwinkeln. Vom vielen heulen, war die Nasenspitze ganz rotgeworden, die Wimperntusche lief ihr an den Backen hinunter undverschmierte sich im ganzen Gesicht.Das sah fürchterlich aus. Doch ihrer Mum war das egal. Überglücklichumarmte sie ihre Tochter und weinte dabei entsetzlich.\"Ach Schatz, ich bin so froh dass es dir gut geht! Ich hatte solcheAngst, <strong>als</strong> das Krankenhaus bei uns zu Hause angerufen hatte undsagte dass du und deine Freunde seien hier, und dass du eineBeinverletzung hättest\"Jade streckte ihrer Mutter die Hand entgegen und drückte sie ganz fest.Dann zog sie diese an sich heran und drückte den Körper ihrer Mutterganz fest an ihren. Das war ein schönes Gefühl. Ihren gesamten Körperwurde von Liebe, Geborgenheit und Wärme durchflutet.Sie war heilfroh in den Armen ihrer Familie zu liegen.\"Das wir jetzt hier sind und so gut umsorgt werden, haben wir nur Mrs.Summer zu verdanken, Mama. Wenn sie nicht zu Hause gewesen wäreund den Krankenwagen gerufen hätte, dann wären wir jetzt noch nichthier!\", meinte sie mit einer kraftlosen Tonart.\"Ich weiß, sie ist übrigens auch hier. Sie wollte wissen wie es euchgeht. Sie macht sich genauso große Sorgen um euch wie wir\",antwortete sie liebevoll und strich ihr sanft über die Wange.page 114 / 124


\"Wie geht es Lucy und Eric? Ist alles gut Verlaufen?\", warf Jade gleichnoch hinzu.>>Hoffentlich waren sie auch schon wach und hoffentlich geht es ihnengut


Nach Zwei Tagen wurde Lucy <strong>als</strong> Erste entlassen. Logisch, sie hattekeine schweren Verletzungen davongetragen, aber Eric und Jade leiderschon. Die beiden mussten noch Drei Tage länger bleiben.Sie erholten sich prächtig. Jeden Tag besuchten sie ihre Familien undLucy kam auch vorbei.Und dann war es endlich so weit. Nach einer langen Woche vollerlangweile und ekligen Essen durfte Jade wieder nach Hause.Sie freute sich riesig.Wie lange hatte sie sich danach gesehnt, in ihren eigenen Bett zuschlafen, gutes Essen zu schmecken, denn diesen Fraß hier konnte siekeinen Tag länger mehr essen. Sie freute sich darauf ihr Zimmer wiederzu sehen und all ihre Klamotten und Bücher.Am Samstagmorgen war es endlich so weit. Sie durfte nach Hause. IhreFreude war überwältigend groß. In bester Laune packte sie ihre Sachenzusammen und verließ mit ihren Eltern das Krankenhaus. Der Arzt hattesie noch eine Woche krankgeschrieben.Und ihr noch tausende Regeln aufgezählt was sie machen soll und wasstrengstens verboten sei.Sie soll ihr Bein schonen, jeden Zweiten Tag einen neuen Verbandanlegen, im Bett bleiben, keines Falls rausgehen und das Bein belasten,keinen Sport treiben, nicht zu schnell gehen und so weiter.Jade und ihren Eltern wussten nicht wo ihnen der Kopf steht. Sieversuchten den Anweisungen zu folgen und fuhren mit dem Auto nachHause.Gegen Zehn Uhr vormittags saß sie wieder auf ihren gemütlichen Bettund hatte das verbundene Bein ruhig und schonend auf dem Bettliegen.page 116 / 124


Sie legte sich hin und schlief ein Weilchen. nach aber Zwei Stundenwachte sie wieder auf weil ihr Vater den Kopf zur Tür hereinstreckte undfragte wie es ihr ginge.\"Bestens Dad, nur dass du mich gerade aufgeweckt hast!\", maulte sieihn an.\"Ehrlich Mäuschen? Entschuldige. Brauchst du noch etwas zum Trinkenoder so?\", fragte er weiter. Genervt ließ sie sich ins Kissen plumpsenund antwortete: \"Nein, musst du nicht! ich habe alles was ich brauche.Und wenn was ist, dann ruf ich dich schon! Mach dir keine Sorgen mirgeht es prächtig! Und ich will jetzt noch ein bisschen schlafen. GuteNacht!\"Nur auf diese Art brachte sie ihre Eltern dazu, dass sie ihre Tochter malfür Drei Stunden ohne dabei einmal ins Zimmer zu stürmen, in Ruhe zulassen.Sie behandelten sie wie ein kleines Baby. Grauenhaft wie sie sich dabeibemühten. Pausenlos störten sie Jade, fragten wie es ihr ginge, ob sieHunger oder Durst hätte, ob sie sich langweilte und mit ihr ein Spielspielen sollen und so weiter. Echt ätzend manchmal.Als ihre beiden Eltern zum Einkaufen gingen und ihre kleine SchwesterJenny zu einer Freundin, konnte sie sich endlich aus ihrem Zimmerbewegen ohne dabei das Geschleime von ihren Eltern über sichergehen lassen zu müssen.Sie nahm die Krücken, die sie vom Arzt mitbekommen hatte und ging indie Küche, um nach was Essbaren zu suchen.Aber Pustekuchen! Das Mittagessen war nicht mehr da. Und die Lust,jetzt großmächtig danach zu suchen hatte sie gerade nicht. Also holtesie aus dem Kühlschrank Zwei Scheiben Wurst und Käse heraus, Butter,einen Becher Erdbeerjoghurt und eine Dose Cola. Schnitt eine ScheibeBrot runter und belegte es mit dem Käse und der Wurst. Holte aus derobersten Küchenschublade einen Löffel heraus, riss den Joghurt auf ,öffnete die Coladose, die ein lauten Pfiff der Kohlensäure von sich gabpage 117 / 124


und verschwand wieder in ihrem Zimmer. Sie hatte gerade ihr Essenauf den Schreibtisch abgestellt <strong>als</strong> das Telefon schellte.Wer war das denn? Hatten ihre Eltern was vergessen? Aber bei demBlick auf die Nummer wusste sie schon wer es war. Ihre beste FreundinLucy. Überglücklich über den Anruf hob sie ab:\"Hi Lucy, wie gehtsdir?\", fragte sie sofort.\"Hey Jade, mir gehts super! Und dir? Alles wieder okey mit deinemBein?\", fragte sie nach.\"Ja alles wieder in Butter. Ich spüre schon fast nichts mehr, und in dieSchule darf ich auch bald wieder!\", verkündigte sie johlend.Doch ihre Freundin am anderen Ende der Leitung seufzte nur: \"Naja,darauf könnte ich verzichten. Ich muss ja diesen Montag schon wiedergehn. Ich sag dir, ich habe Null Bock darauf! Außerdem werde ichsowieso nicht richtig aufpassen können. Diese Gedanken an diese Hütteund so geht mir einfach nicht aus dem Kopf. Es ist zum Verrücktwerden!\", beklagte sie sich.Und da fiel Jade was ein, etwas wichtiges was sie Lucy noch sagenmusste. Weil von alleine dachte ihre Freundin nicht daran.\"Achja, wenn du am Montag wieder gehst, bringst du mir dieHausaufgaben vorbei? und dass was ihr im Unterricht gemacht habt,zum nachtragen?\"\"Ja mach ich, wenn du so wild darauf bist! Also ich muss jetzt auflegen,meine Mum ruft mich. Bis morgen dann! Tschüss\", sagte sie und legteauf.Jade dachte über Eric nach. >>Wie es ihm wohl geht? Er hat keineinziges Mal bei mir angerufen. Ob ich vielleicht mal anrufen sollte


Warum soll ich denn bei ihm anrufen? Wenn er mit mir reden will,dann wird er schon was hören lassen


neuen Besitzer kam. Der Hund hatte aber große Angst vor Menschen,nach seinem Erlebnis. Denn sein erster Besitzer gab ihn nichts zu essenund trinken. Schlug ihn dauernd und lies ihn oft alleine. Die Tierschützerhaben davon schnell erfahren und suchten für das Tier einen neuenBesitzer. Lessy ein kleines Mädchen nimmt den Hund auf und pflegt ihnmit aller Liebe. Mit der Zeit werden sie dann beste Freunde und gehengemeinsam durch dick und dünn.\"Ja, das ist perfekt! Das nehme ich!\". Zufrieden verließ sie das Zimmerihrer Schwester und legte sich in ihr Bett zurück. Las vergnügt dasBuch. Stunden um Stunden. Es war super aufregend.Das Klingeln des Telefons, ließ sie hochschrecken und in die Realitätzurückkehren.Ohne auf das Display nach der Nummer zu sehen, hob sie den Hörer abund meldete sich.Eric war dran? Was wollte der denn? Neugierig wartete sie was er zusagen hatte.\"Hallo Jade. Wie geht es dir?\", fragte er. Seine Stimme klang kräftigund lieb.\"Hallo Eric. Ganz gut und dir?\", fragte sie ein bisschen ernst.\"Ja mir gehts super. Du ich wollte dich eigentlich fragen, ob du kurzZeit hast?\"Jade stand auf und wanderte im Zimmer auf und ab.\"Zeit? Für was?\". Sie klang streng. Sie benahm sich gerade wie ihreMutter wenn sie sauer war, fiel ihr auf.\"Naja, ich muss mit dir nochmal reden, über die Sache im Wald und so!Bitte komm in den Park zu der Bank!\", bettelte Eric.Jade überlegte noch einmal kurz. Sollte sie wirklich kommen? War esihm wirklich wichtig sich zu entschuldigen?page 120 / 124


\"Okey, ich bin in Zehn Minuten da! Bis gleich!\", meinte sie dann doch .Eric fasste es nicht, was sie gesagt hatte. Er freute sich wie einSchneemann:\"Super, danke Jade. Also bis gleich!\", meinte er und legte auf.Eigentlich hatte sie keine große Lust raus zu gehen, aber wenn Eric sichtatsächlich entschuldigen wollte dann wollte sie ihm auch eine zweiteChance geben.Denn sie wusste, dass sie immer noch total in ihn verschossen war undso gerne mit ihm zusammen sein wollte.Sie suchte sich die schönsten Klamotten aus dem Schrank, zog sie über,verschwand im Badezimmer, kämmte sich ihr Haar und betrachtete sichim Spiegel.\"Ich sehe umwerfend aus. Aber halt eins fehlt noch!\", sagte sie zu sichund suchte im Schrank nach den Schminksachen ihrer Mutter.Ganz vorne stand die enorm große Kosmetiktasche. Sie griff danachund beinahe wäre ihr sie aus der Hand gefallen, weil sie so schwer war.Danach stellte sie es auf der Waschmaschine ab, zog denReißverschluss nach hinten und durchwühlte sie. Unmengen anLippenstifte, Liedschatten, Wimperntusche, Rouge und Make - upkamen zum Vorschein. Sie suchte sich die passende Schminke die zu ihrpasste heraus und begann damit, sich ein bisschen Make - up insGesicht zu klatschen, die Wimpern zu tuschen und sich mit einemdezenten rosafarbenen Lippenstift die Lippen nachzuziehen. Mit einemschmalen Pinsel trug sie sich hellrosanen Rouge auf dieWangenknochen auf.kurz danach, betrachtete sie sich zufrieden im Spiegel.>>Ich sehe umwerfend aus. Eric fährt bestimmt total auf mich ab


ein.Und schon machte sie sich auf den Weg in den Park zu Eric.Sie humpelte mit ihren Krücken den langen Parkweg entlang, bog nachkurzer Zeit aber links ab und erreichte schon bald die Bank, wo Ericschon auf sie wartete.Neben ihr rauschten Jugendliche auf ihren GmX-Rädern vorbei undmachten tolle Kunststücke.>>Solche Angeber


schon längst angenommen!\"Glücklich lächelte sie ihn an und roch ein paarmal an den Blumen.Das war eine gelungene Überraschung.Und dann legte sie ihren Arm um seine Schultern. Sie plaudertenununterbrochen, diskutierten noch kurz über den Vorfall im Wald,entschuldigten sich tausendmal gegenseitig und lachten so viel dass siekaum noch Luft bekamen.Jade drückte sich fest an ihn legte beide Hände um seinen H<strong>als</strong>.Dann kam sie seinem Gesicht immer näher.Und dann küssten sie sich erneut. Aber dieses Mal wollten es beide.Jade fühlte sich gut und schmolz wie eine Eiskugel dahin. Es war einfachperfekt.Genau so hatte sie sich ihren Kuss mit Eric vorgestellt. Ihr Herz pochteganz schnell vor Glück.\"Das war schön!\", flüsterte sie kuschelte sich an ihn.\"Ja, das war es!\", antwortete er zufrieden und legte seinen Kopf aufihren.\"Hast du Lust Morgen Abend mit mir ins Kino zu gehen?\",fragte Ericsie.Jade sah ihn an. Nichts lieber <strong>als</strong> das. Aber würden es ihre Elternüberhaupt erlauben, weg zu gehen? Wenn sie nicht in die Schule gehendarf, dann würde sie bestimmt auch nicht mit Eric abends ins Kinodürfen.\"Ich weiß nicht ob ich darf. Ich versuche meine Eltern zu überreden! Eswird bestimmt klappen\", versprach sie ihn.page 123 / 124


Powered by TC<strong>PDF</strong> (www.tcpdf.org)\"Und wenn nicht, dann überrede ich deine Eltern!\", scherzte Eric.\"Wage es ja nicht!\", gackerte Jade fröhlich und drückte ihn nochm<strong>als</strong>einen Kuss auf die Lippen.Mit strahlenden Augen sah sie ihn in die Augen.Endlich war alles Schlimme vorbei. Endlich konnte sie allenSchmerz und alle Vorgefallenen Dinge vergessen. Hinter sich lassen!Und mit Eric an ihrer Seite ein komplett neues Leben beginnen.page 124 / 124

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