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Hanni Homann Sofia come home Lästern und ... - fraulich Online

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Nach Kriegsende gab es für ihren Vater reichlich<br />

zu tun. Handwerker waren gesucht, <strong>und</strong> er arbeitete,<br />

wie so viele andere, am Wiederaufbau mit.<br />

<strong>Hanni</strong> <strong>Homann</strong> führte die Buchhaltung. Man war<br />

gut im Geschäft. 1949 dann die Katastrophe: Ihr<br />

Vater erlitt, knapp 60jährig, einen totalen körperlichen<br />

Zusammenbruch. Der Arzt verordnete auf<br />

unabsehbare Zeit strenge Bettruhe.Was nun? Die<br />

Firma, die Aufträge, die K<strong>und</strong>en, die Mitarbeiter –<br />

wie sollte es weitergehen? <strong>Hanni</strong> <strong>Homann</strong> fackelte<br />

nicht lange <strong>und</strong> ging noch einmal in die Lehre.<br />

Die junge, hübsche Frau besorgte sich einen<br />

Blaumann <strong>und</strong> lernte die Schlosserei von der<br />

Pieke auf. Nach zwei Jahren <strong>und</strong> mit einem<br />

Garderobenhaken als Gesellenstück – „der hängt<br />

heute im Keller“ – hatte sie ihren Gesellenbrief in<br />

der Tasche. „Heute fasse ich höchstens mal einen<br />

Hammer an – dann ist Schluss!“<br />

Und dann erzählt sie von Schlosserläusen,<br />

glühendheißen Metallpartikeln, die beim Schmieden<br />

umherfliegen <strong>und</strong> die, wenn man seine Ärmel<br />

falsch herum hochkrempelt, genau dort hineinfliegen.<br />

Sie erzählt von Autogen- <strong>und</strong> Elektroschweißen,<br />

von der Westfalenhalle <strong>und</strong> den<br />

Schlosserarbeiten, die ihre Firma dort ausgeführt<br />

hat <strong>und</strong> davon, dass sie immer gern am Schmiedefeuer<br />

gearbeitet hat. „In der Nachkriegszeit gab es<br />

einen großen Arbeitskräftemangel. Jeder machte<br />

alles, egal ob Mann oder Frau, die Arbeit war da<br />

<strong>und</strong> musste gemacht werden. Für Gedanken darüber,<br />

ob es etwas Besonderes ist, dass eine Frau als<br />

Schlosserin arbeitet, blieb überhaupt keine Zeit.<br />

Schon im Krieg haben viele Frauen in ‚Männerberufen’<br />

gearbeitet, weil die Männer als Soldaten<br />

an der Front waren.“<br />

<strong>Hanni</strong> <strong>Homann</strong> steckte bis über beide Ohren im<br />

Schlosserbetrieb. Der ideale Schwiegersohn, auf<br />

den ihre Eltern hofften, wäre ein Schlosser gewesen.<br />

„Der war nur leider nicht in Sicht“, erzählt<br />

<strong>Hanni</strong> <strong>Homann</strong> vergnügt. Der nette Kollege<br />

Erich von der Hüttenunion war schon längst aus<br />

britischer Kriegsgefangenschaft heimgekehrt <strong>und</strong><br />

bemühte sich weiterhin redlich um sie: Er gewann<br />

ihr Herz <strong>und</strong> am Heiligabend 1952 wurde geheiratet,<br />

dem einzigen Tag, an dem der Schlossereibetrieb<br />

das zuließ. <strong>Hanni</strong> <strong>Homann</strong> hat es nie<br />

bereut. „Wir haben eine saubere, anständige Ehe<br />

geführt“, sagt sie, „wir haben immer zusammengehalten<br />

<strong>und</strong> uns gut verstanden. Nur Kinder<br />

haben wir leider keine bekommen.“ Ihr Mann sei<br />

ein „Taubenkasper“ gewesen, <strong>und</strong> sie liebt die<br />

Tiere noch heute. Sie kann nicht verstehen, dass<br />

nicht mehr gegen das Taubenelend unternommen<br />

wird: „Es ist eine Schande, wir brauchen viel<br />

mehr Taubentürme in der Innenstadt!“<br />

Ihr Vater hatte sich 1952 soweit erholt, dass er in<br />

den Betrieb <strong>und</strong> sie selbst wieder zur Buchhaltung<br />

zurückkehren konnte. <strong>Hanni</strong> <strong>Homann</strong> verließ<br />

die Schlosserei 1978 endgültig. Als ihr Erich<br />

nach einem Sturz pflegebedürftig wurde, stellte sie<br />

alles konsequent zurück <strong>und</strong> war nur noch für ihn<br />

da.Als er 1990 starb, war das ein harter Schlag für<br />

<strong>Hanni</strong> <strong>Homann</strong>. „Er hat mich rausgeschickt, ich<br />

sollte nach den Tauben sehen“, erinnert sie sich,<br />

„ein Fre<strong>und</strong> war bei ihm.Als ich wiederkam, war<br />

er ruhig eingeschlafen. Ich war sehr traurig, weil<br />

ich nicht bei ihm war, aber ich habe alles, was in<br />

meiner Macht stand, für ihn getan.“ Jetzt war sie<br />

allein – dennoch kein Gr<strong>und</strong>, sich aus dem aktiven<br />

Leben zurückzuziehen. Sie, die schon immer<br />

aufmerksam das politische Tagesgeschehen verfolgt<br />

hatte, begann sich bürgerschaftlich <strong>und</strong> im<br />

Tierschutz zu engagieren. Ihr schönes Haus teilt<br />

sie mit zwei schwarz-weißen Katzen, die sie liebevoll<br />

aufgepäppelt hat: „Das sind w<strong>und</strong>erbare<br />

Wesen mit viel Persönlichkeit.“<br />

Die derzeitige wirtschaftliche <strong>und</strong> soziale Lage<br />

stimmt sie traurig.Wenn sie eines in ihrem langen,<br />

erfolgreichen Berufsleben gelernt hat, dann dies:<br />

„Mein Arbeitgeber war immer nur der K<strong>und</strong>e,<br />

der Vertrauen in meine Fähigkeiten als Handwerkerin<br />

hatte. Die K<strong>und</strong>en, das sind die wahren<br />

Arbeitgeber.“<br />

Die interessante Frau 7

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