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Rundgang durch das Museum der Stadt Ludwigsfelde

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<strong>Rundgang</strong><strong>durch</strong> <strong>das</strong> <strong>Museum</strong><strong>der</strong> <strong>Stadt</strong> <strong>Ludwigsfelde</strong>


werden: die auf dem Territorium des Wohn- und GewerbegebietsPreußenpark 1996 – 98 <strong>durch</strong>geführten Ausgrabungenerbrachten den Nachweis, <strong>das</strong>s hier schon im ausgehenden 12.Jh. eine dörfliche Vorgängersiedlung existierte.3


Eingangsbereich und EmpfangSie betreten <strong>das</strong> <strong>Museum</strong> überden Empfangsbereich imnördlichen ca. 1900 entstandenenAnbau; hier befand sich bis zurWende die MITROPA-Gaststätte.Heute finden hier kleinereVeranstaltungen statt, Sie können Ihren Eintritt entrichten undnach Wunsch etwas aus einer Auswahl von Druckerzeugnissenerwerben. Die Fotografien an den Wänden sollen einen erstenoptischen Eindruck von <strong>der</strong> Kernstadt <strong>Ludwigsfelde</strong> und den vorwenigen Jahren eingemeindeten umliegenden Dörfern, die<strong>durch</strong>weg aus dem 13. o<strong>der</strong> 14. Jh. stammen, vermitteln. Auchfinden Sie Informationen zur Entwicklungsgeschichte des<strong>Museum</strong>s, dessen Kern in einer heimatgeschichtlichen Privatsammlungbestand und ab 1994 im Industriegebietuntergebracht war, sowie zum Umbau des Bahnhofsgebäudesfür seine neue Verwen-dung.4


Erdgeschoß: Technik- und Industriegeschichte5


Wie die Industrialisierung begann – die Daimler-BenzFlugmotoren GmbHIn den Jahren 1936 bis 38entstand auf <strong>der</strong> GemarkungGenshagen <strong>das</strong> größte undmo<strong>der</strong>nsteFlugzeugmotorenwerkEuropas. Motoren <strong>der</strong>Baureihe DB 600, bestimmtzum Einbau inMilitärflugzeugen, wurden ineinem Werk hergestellt, <strong>das</strong><strong>durch</strong> seine versteckte Anlage im Wald hervorragend den Anfor<strong>der</strong>ungendes passiven Luftschutzes entsprach und vonAnfang an ein Gemeinschaftsprojekt <strong>der</strong> Daimler-Benz AG unddes Reichs-Luftfahrt-Ministeriums war.Das Werk war für eine Belegschaft von 6.000 Personenkonzipiert, für die am Ort Unterbringungsmöglichkeitengeschaffen werden mussten und so wurde parallel zurIndustrieanlage eine Werkssiedlung errichtet. Erstmaligentstanden stadtähnliche Siedlungsstrukturen.Als während des Zweiten Weltkrieges ein Teil <strong>der</strong> männlichenBeleg-schaft zur Wehrmacht eingezogen wurde, gleichzeitigaber die Soll-zahlen <strong>der</strong> Produktion ständig erhöht wurden,kamen immer mehr Zwangs- und „Sklaven“arbeiter, unterdenen sich beispielhaft fünf verschiedene Kategorien erkennenlassen (Westarbeiter, Ostarbeiter, Kriegsgefangene, Insasseneines SS-Straflagers und KZ-Häftlinge) zum Einsatz.Nach schweren Schäden <strong>durch</strong> ein massives Bombardementam 6. August 1944 gab es hier nur noch eine auslaufendeRestproduktion.Die sowjetische Besatzungsmacht führte nach Kriegsendegemäß <strong>der</strong> vertraglichen Regelungen die Demontage <strong>durch</strong> undsprengte die erhaltenen Anlagen des Rüstungsbetriebs.Imposante Überreste z.B. <strong>der</strong> Prüfstände im Wald vermittelndem Kundigen bis heute interessante Einblicke.6


Auf dem einmal infrastrukturell <strong>durch</strong> Werksbahn undVerbindungsstraßen erschlossenen Areal fanden dann allespäteren Industrieansiedlungen in <strong>Ludwigsfelde</strong> statt.7


Motorroller – die bekanntesten aus <strong>der</strong> Produktpalette des IWLIm Jahre 1952 kames zu einerindustriellenNeugründung am Ort– <strong>das</strong> Industrie-Werk-<strong>Ludwigsfelde</strong>entstand. Zunächstwar <strong>der</strong> Bau vonSchiffsdieselmotorendes Typs KVD für dieSchnellboote <strong>der</strong>KaserniertenVolkspolizei vorgesehen. Die Produktion, die hier nie richtig inGang kam wurde jedoch sehr bald an einen an<strong>der</strong>en Standortverlagert und in <strong>Ludwigsfelde</strong> etablierte sich einbreitgefächertes Produktionsspektrum: <strong>das</strong> erste zivile deutscheStrahltriebwerk TL 014, <strong>das</strong> in Pirna und Dresden für <strong>das</strong>Mittelstreckenverkehrsflugzeug B(aade) 152 entwickelt wordenwar, wurde hier gebaut, ebenso die sogenannte„Dieselameise“, <strong>der</strong> Urahn des heutigen Multicar.Am bekanntesten und verbreitetsten wurden jedoch dieMotorroller Pitty, Wiesel, Berlin und Troll, die in fast je<strong>der</strong>Familie <strong>der</strong> ehemaligen DDR zu finden waren. Kombiniert mitdem Campinganhänger diente es als Urlaubsgefährt. Heute gibtes in ganz Deutschland Roller-Clubs, die sich <strong>der</strong> Pflege undErhaltung dieser „Kult“-Fahrzeuge widmen, untereinan<strong>der</strong>vernetzt sind und sich regelmäßig hier in <strong>Ludwigsfelde</strong> zumPräsentieren ihrer Lieblinge sowie Leistungsvergleich undErfahrungsaustausch treffen.Das Gespann ist als Eigenbau ein Unikat und nur hier bei unsim <strong>Museum</strong> zu finden, worauf wir auch ganz beson<strong>der</strong>s stolzsind.8


Rennbootsmotoren und sportliche ErfolgeAls Son<strong>der</strong>produktion ausschließlich in <strong>der</strong> Lehrlingswerkstattwurden Rennbootsmotoren hergestellt und weltweit exportiert.Auf dieser Grundlage entwickelten findige Köpfe mitUnterstützung des Werkes – je<strong>der</strong> DDR-Großbetrieb för<strong>der</strong>teirgendeine Sportart – die verschiedensten Eigenbauvariantenund erzielten damit sportliche Erfolge bis hin zumWeltmeistertitel. Auch da<strong>durch</strong> wurde <strong>der</strong> Name IFA-<strong>Ludwigsfelde</strong> international bekannt.9


<strong>Ludwigsfelde</strong> wird „Automobilbauerstadt“ – VEB IFA-KombinatNutzkraftwagen, Stammbetrieb <strong>Ludwigsfelde</strong>Die auf höhere Anordnung erfolgte Abkehr von <strong>der</strong> Vielzahl <strong>der</strong>Pro-dukte und Konzentration auf eines mit hoher Stückzahlhatte für Lud-wigsfelde weitreichende Folgen:Mit dem Bandanlauf für die Produktion des Lastkraftwagens W50 im Juli 1965 bekam <strong>Ludwigsfelde</strong> den Status <strong>der</strong> <strong>Stadt</strong>, alseine <strong>der</strong> jüngsten <strong>der</strong> DDR. Die Produktionshalle 142 war mit72 000 Quadrat-metern überdachter Fläche die größte Halledes Landes. Der LKW wurde zum „Exportschlager“ undwichtigen Devisenbringer. Von zirka 600.000 produziertenExemplaren des W 50 und seines leistungsfähigerenNachfolgers L 60 gingen etwa zwei Drittel in den Export undsind heute noch in zahlreichen Län<strong>der</strong>n im Einsatz.10


Die IndustrieschmiedeMitte <strong>der</strong> achtziger Jahre wurde auf dem Gelände des IFA-Werks in Zusammenarbeit mit einem britischenFirmenkonsortium die mo<strong>der</strong>n-ste Schmiede Europas erbaut.Von dieser Schmiede, die nicht nur für <strong>das</strong> IFA- Werk, son<strong>der</strong>nauch an<strong>der</strong>e Betriebe <strong>der</strong> DDR arbeitete, steht nur noch dieleere Hülle.Das Modell gibt Auskunft über den hohen Stand <strong>der</strong>Technologie und Innovation.11


Die Industrieentwicklung nach <strong>der</strong> WendeZur Zeit <strong>der</strong> Wende im Jahre 1989 waren rund 10.000Menschen im Werk beschäftigt. Nicht alle, aber einige vonihnen arbeiten auch heute in <strong>der</strong> Industrie: Daimler-Benz kehrtean den von dieser Firma einst begründeten Industriestandortzurück und zog zahlreiche Zulieferer und Dienstleister an,darunter so renommierte Firmen wie die Münchner TurbinenUnion (MTU) und die Thyssen Umform-technik.Im <strong>Stadt</strong>museum <strong>Ludwigsfelde</strong>, <strong>das</strong> 1994 gegründet wurde,befindet sich eine stetig wachsende Zahl an Zeugnissen undDokumentationen über die einstmals hier ansässigen und weitüber den Ort hinaus bekannten Unternehmen.12


Obergeschoß: Heimatgeschichte vom Mittelalter bis ins 20. JH13


<strong>Ludwigsfelde</strong>s VorgeschichteNach nurzeitweiligerBesiedelungunserer Gegend infrüherenGeschichtsperioden(SiehearchäologischeFundkarte) erfolgtedie erstedauerhafteNie<strong>der</strong>lassung imMittelalter. Im LandbuchKaiser Karls IV. von 1375 wird ein Ort namens Damsdorferwähnt, <strong>der</strong> dann noch in ca. einem halben Dutzend Urkundenvorkommt. Er wurde im letzten Drittel des 15. Jahrhun<strong>der</strong>ts vonseinen Bewohnern verlassen. Lange wußte man nicht genau,wo Damsdorf lag. Erste Hinweise gab es <strong>durch</strong> Zufallsfunde1932 und in den Jahren 1996-98 wurde auf ca. 25.000 m² einkomplettes mittelalterliches Dorf ausgegraben. Die Keramik in<strong>der</strong> Vitrine, <strong>der</strong> Brunnenkasten und <strong>das</strong> Lackprofil legenZeugnis vom Leben und Arbeiten <strong>der</strong> damaligen Bewohner ab.Im Zuge <strong>der</strong> „Repeuplierung“ (Wie<strong>der</strong>bevölkerung einstmalsbesiedelter und dann verlassener Orte), die im Kontext <strong>der</strong> gesamtenReformen Friedrich II. zu sehen ist, wurden um 1750zwei neue kleine Ansiedlungen gegründet, <strong>der</strong>en eine nachdem Vornamen des zuständigen Gutsherrn den Namen<strong>Ludwigsfelde</strong> trug. Aus dieser Zeit stammt <strong>der</strong> „Alte Krug“.Erst 1928 gab es eine selbständige Gemeinde hier, die abFebruar 1929 <strong>Ludwigsfelde</strong> hieß.14


LandwirtschaftBis vor ca. 70 Jahrenlebten die meisten BewohnerdieserGegend von <strong>der</strong>Landwirtschaft.Wegen <strong>der</strong> kargenBöden in <strong>der</strong> MarkBrandenburg warSparsamkeit gebotenund so wurde je<strong>der</strong>Bauernhof tendenziellzu einereigenständigen Wirt-schaftseinheit, in <strong>der</strong> alles für den EigenbedarfNotwendige nach Möglichkeit selbst produziert wurde.Angesichts des saisonalen Charakters <strong>der</strong> Landwirtschaftwurden vor allem in den Wintermonaten auch handwerklicheund Reparaturarbeiten verrichtet sowie häuslicheNebengewerbe betrieben (Textilproduktion aus Wolle undFlachs). Dieser Raum zeigt eine Auswahl <strong>der</strong>jenigen Geräteund Werkzeuge, wie sie auf jedem Hof zu finden waren.15


DorfschuleVor hun<strong>der</strong>t Jahrenmußten sich Schüler imAlter von 6 bis 14Jahren einenKlassenraum und einenLehrer teilen. Unter diesenUmständen warUnterricht als Wissensvermittlungüberhaupt nur möglich,wenn eiserne Disziplinherrschte. Diesenotwendige Disziplin wurde oftmals mit Hilfe <strong>der</strong> Drohung des„Rohrstocks“ hergestellt und aufrechterhalten.Abgesehen von den altertümlichen Sitzmöbeln fallen uns dievon den heute gebräuchlichen erheblich abweichendenSchreibgeräte auf – Schiefertafel und Griffel sowie Tintenfaßund Fe<strong>der</strong>halter.16


Traditionelles HandwerkNoch vor wenigen JahrzehntenarbeitetenverschiedeneHandwerkszweige mitWerkzeugen, die in ihrerForm teilweise schon jahrtausendealt waren. Heutejedoch nach <strong>der</strong>Elektrifizierung undComputerisierung <strong>der</strong> gesamtenArbeitsweltverschwinden immer mehr traditionelle Berufe wie <strong>der</strong> desSchuhmachers o<strong>der</strong> Druckers.In unserer Ausstellung finden Sie einige wichtige Werkzeugeaus dem holz- und metallverarbeitenden Handwerk sowie demlange als „schwarze Kunst“ bezeichneten Druckergewerbe.Außerdem finden Sie wichtige Dokumente aus dem Lebenwan<strong>der</strong>n<strong>der</strong> Handwerksgesellen.17


WohnbereichDieser Teil <strong>der</strong> AusstellungzeigtElemente von WohnundSchlafzimmern,wie sie in den 30erJahren, dem Zeitpunkt,als<strong>Ludwigsfelde</strong> in <strong>der</strong>Daimler-Benz-SiedlungerstmaligstadtähnlicheSiedlungsstrukturenerhielt, üblich waren.Erfahrungsgemäß ergeben sich beson<strong>der</strong>s hier ausgeprägteWie<strong>der</strong>erkennungs- und emotionale Effekte bei unserenBesuchern.Einen Zeitbruch dazu stellt die Musiktruhe aus den frühen 50erJahren dar. Wir konnten <strong>der</strong> Versuchung nicht wi<strong>der</strong>stehen,eines unserer wertvollsten Objekte dem Publikum zupräsentieren. Dieses Gerät verkörpert in <strong>der</strong> Kombination vonRadio, Plattenspieler und Tonbandgerät in einem EdelholzkorpusHigh Tech „Made in GDR“ und kostete damalssicherlich ein <strong>durch</strong>schnittliches Jahresein-kommen.18


Urgroßmutters KücheEine exemplarischeKüche vor 100 Jahrenunterschied sich von <strong>der</strong>heutigen neben <strong>der</strong>äußeren Form vor allemin drei grundsätzlichenAspekten:- die Art des Kochens,Heizens und <strong>der</strong>Warmwasseraufbereitung<strong>durch</strong>einen Kohleofen,- <strong>das</strong> Fehlen von Elektrizität und damit all <strong>der</strong> nützlichenHelfer, die uns heute <strong>das</strong> Leben erleichtern; alles beruhteauf Handarbeit,- in den Materialien – Plastik gab es noch nicht.Am Samstag verwandelte sich die Küche in ein Badezimmer.Die ganze Familie wusch sich nacheinan<strong>der</strong> – <strong>der</strong> schmutzigstezuletzt - in <strong>der</strong> Zinkbadewanne.19


WäschekammerWir haben heuteWaschvollautomatenund hochwirksameWaschmittel; bis vorwenigen Jahrzehntenjedoch war dieBehandlung <strong>der</strong>Wäsche ein körperlichanstrengendes und dieMitwirkung <strong>der</strong> ganzenFamilie erfor<strong>der</strong>ndesUnterfangen. Auf demLande und in <strong>der</strong> <strong>Stadt</strong> gab es in größeren Gebäuden diesogenannte Waschküche, <strong>der</strong>en Mittelpunkt <strong>der</strong> Waschkesselbildete. Sogar <strong>der</strong> Kalen<strong>der</strong> wurde <strong>durch</strong> die Wäsche dominiert:einmal im Monat war großer Waschtag.Wenn die Wäsche gewaschen, getrocknet und vielleicht nochgebleicht war, begann <strong>der</strong> nächste Arbeitstakt: Leibwäschewurde gebügelt (Siehe unsere Auswahl von Bügeleisen mit denersten noch <strong>durch</strong> Holzkohle direkt beheizten aus dem frühen19. Jh. bis zu den ersten elektrischen), während Tisch- undBettwäsche mit Hilfe <strong>der</strong> Wäschemangel nachbereitet wurde.20


Dachgeschoß: Räume für Son<strong>der</strong>ausstellungenIn den weitgehend originalgetreu rekonstruierten Räumen desDachgeschosses, die mit ihren alten Dachbalkenarchitektonisch zu den schönsten des ganzen Hauses zählen,befinden sich ein Büro- und Arbeitsraum für die Mitarbeitersowie zwei unterschiedlich große Säle, in denen regelmäßigwechselnde Son<strong>der</strong>ausstellungen stattfinden.21

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