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Beratung und Gesprächsführung (Bovet/Huwendiek S ... - Lo-Net 2

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<strong>Beratung</strong> <strong>und</strong> Gesprächsführung (<strong>Bovet</strong>/<strong>Huwendiek</strong> S. 320-338) Ausgabe Nr. 4<strong>Beratung</strong>sanlässe1. Schullaufbahnberatung (z.B. bezüglich der Kurswahlen in der Oberstufe)Austausch von Informationen, <strong>Beratung</strong> als Entscheidungshilfe2. Psychosoziale <strong>Beratung</strong> (z.B. Außenseiter, Arbeitstechniken, Probleme zuhause)Ziel: Hilfe bei Lern- <strong>und</strong> Arbeitsschwierigkeiten, bei sozialen Konflikten <strong>und</strong> bei psychischenStörungen; Aufzeigen neuer Handlungsperspektiven für die an dem Problem Beteiligten3. SystemberatungHeranziehen von Experten, um zu helfen, schulische Innovationen durchzuführen oder Konflikte<strong>und</strong> schulinterne Reibungsverluste aufzuarbeiten4. <strong>Beratung</strong> im Rahmen der Referendarausbildung (z.B. Unterrichtsbesuch)Gesprächssituation ist hierarchisch (komplementär) <strong>und</strong> nicht symmetrisch angelegt; Besuch <strong>und</strong><strong>Beratung</strong> ist nicht freiwillig→ <strong>Beratung</strong> ist eine soziale Interaktion zwischen Ratsuchenden mit dem Ziel, im <strong>Beratung</strong>sprozessEntscheidungshilfen zur Bewältigung von aktuellen Problemen gemeinsam zu erarbeiten.Gespräche mit SchülernFörderliches nicht-direktives Gespräch1) Rahmenbedingungen (zeitliche Trennung der emotional aufgeheizten Situation von demEreignis (Handlungsaufschub); Lehrer <strong>und</strong> Schüler gewinnen Distanz; Gespräch unter vierAugen)2) Türöffner (Ereignis wird mit einem nicht wertenden Aussagesatz zusammengefasst; Schülerwird ermutigt, Stellung zu beziehen <strong>und</strong> nicht eingeschüchtert)3) Neuformulierung des Problems (Klärung: Wie kam es zu der Handlung? Ursache kann ganzwoanders liegen; Themen für weitere <strong>Beratung</strong>sgespräche werden definiert)4) Lösungshilfe (z.B. Verdeutlichen: Durch Handlungen wird auch ohne Worte viel gesagt)→ positiv: Offenheit <strong>und</strong> Verzicht auf rasche Beurteilung seitens der LehrpersonLenkende Gesprächsführungz. B. die Frage, wie man richtig Vokabeln lernt. Es findet eine Diagnose statt – Beobachtung durchden L <strong>und</strong> Selbstbeschreibung durch den S. Daraufhin schreibt der L Vorgehensweisen vor.(z.B. bei der Frage: Ist ein Schüler für die Ausbildung am Gymnasium geeignet?<strong>Beratung</strong>sgespräche mit Schüler <strong>und</strong> dessen Eltern) (in diesem Bereich erkenne ich noch nichtden lenkenden Aspekt)Konstruktive Beeinflussung von Denkmustern im <strong>Beratung</strong>sgespräch• bisheriges Denkmuster: Längere Verweildauer führt zum Ziel; neues, konstruktiveresDenkmuster: Effektive Zeitnutzung <strong>und</strong> Lücken schließendes Arbeiten führen zum Ziel• bisheriges Denkmuster: Schulerfolg hängt von großem häuslichem Fleiß oder vom Glück ab;neues, konstruktiveres Denkmuster: Schulerfolg hängt von der Qualität der Arbeit während desUnterrichts ab→ durch ein <strong>Beratung</strong>sgespräch sollten hemmende Denkmuster bearbeitet <strong>und</strong> verändert werdenArt des Gesprächs Ausgangslage ZielNicht direktiv, offen, stützend Konflikte, Störungen; EmotionaleZusammenhänge sind bedeutsam,aber noch <strong>und</strong>eutlichLenkend, vorschreibendBeeinflussend, aufdeckend,konfrontierendDie wesentlichen Daten liegen aufder Hand.Ungünstiges Verhalten wird vonübergeordneten kognitivenVorgaben (Denkmustern) gesteuert,günstiges Verhalten wird dadurchArbeit auf der Ebene derGefühle; Hilfe zurSelbsterk<strong>und</strong>ungWegweisung, Tipps geben,bessere Arbeitstechniken etc.„verschreiben“Hilfe beim Umbau vonbehindernden Denkmustern


lockiert.→ Überschneidungen, Übergänge <strong>und</strong> Kombinationen sind die RegelGespräche mit ElternSind Gespräche mit Eltern nötig?• Gespräch mit Eltern hilft, Probleme <strong>und</strong> schwierige Situationen neu zu sehen <strong>und</strong> besser zuverstehen (Einblick in individuelle Geschichte <strong>und</strong> gegenwärtige Umgebung); Unterricht wirdpersönlicher, wenn Hintergründe bekannt sindBarriereWegen einer 5 brauchen nicht gleich dieEltern alarmiert werdenElterngespräch ist nicht so wichtig, es kann jaein Gespräch mit dem Schüler geführtwerden; das ist besser als hinter dem Rückendes Schülers über sie zu sprechenGespräch mit Eltern kann erst stattfinden,wenn ich noch mehr weiß <strong>und</strong> mehrErfahrung habeKompetenzen <strong>und</strong> MethodenLösungBesprechung mit Eltern entdramatisieren <strong>und</strong>als willkommene <strong>und</strong> zwanglose BegegnungansehenBeide Gespräche können einander nichtersetzen; Einladung z.B. über Schülerausrichten lassen; das Wissen um dasGespräch mit den Eltern kann schon imVorfeld förderliche Auswirkungen haben,weil der Schüler versucht, im möglichst gutenLicht zu erscheinenEs muss nicht sofort der richtige Rat erteiltwerden; <strong>Beratung</strong> kann auch verstandenwerden als Besprechung, Unterredung (diesesZiel steht im Vordergr<strong>und</strong>); offene Fragen<strong>und</strong> ungelöste Probleme sind wichtigKompetenz/MethodeAktives ZuhörenEigene Gefühle mitteilenVorbereitung auf dasElterngesprächGesprächsstrukturierungVorgehen/Merkmale• Schwerpunkt des Gesprächs nicht auf Fragen legen; so tretennur Aspekte in den Vordergr<strong>und</strong>, die mir wichtig sind• Klima wichtig, in dem gegenseitiges Vertrauen entsteht• Es wird gespiegelt, wie die Botschaft des Gesprächspartnersbei mir angekommen ist <strong>und</strong> was ich wahrgenommen habe• Verbale <strong>und</strong> nonverbal verschlüsselte Anteile (Gefühle) derMitteilungen sind wichtig• Inhalte paraphrasieren <strong>und</strong> Gefühle in Worte fassen• Hineinversetzen in den anderen (Perspektivwechsel, Empathie)• Schüler sollte nicht angeklagt werden; Mitteilung eigenerGefühle <strong>und</strong> Eindrücke stehen im Vordergr<strong>und</strong>• Darlegen, was man zur Unterstützung des Schülersunternommen hat <strong>und</strong> welche Fortschritte erkennbar sind,aber auch Enttäuschungen ansprechen• Nicht klagend dem eigenen Ärger Luft machen <strong>und</strong> sich mitden Eltern solidarisieren (Bündnis gegen Schüler)• Echtheit <strong>und</strong> Selbstkongruenz sind wichtig; das, was ich sage,muss mit dem, was ich empfinde, übereinstimmen• Mit Kollegen über Erfahrungen mit dem Schüler sprechen• Informieren über Leistungsstand in den Kernfächern• Mitbringen konkreter Arbeitsstichproben (z.B.Klassenarbeitsheft)• Auswählen einzelner Situationen <strong>und</strong> Erfahrungen, die in<strong>Beratung</strong> eingebracht werden sollenGliederung in zwei Phasen:Phase A: Exploration


Definition:Kollegiale <strong>Beratung</strong> ist ein strukturiertes <strong>Beratung</strong>sgespräch in einer Gruppe, in dem einTeilnehmer von den übrigen Teilnehmern nach einem feststehenden Ablauf mit verteilten Rollenberaten wird mit dem Ziel, Lösungen für eine konkrete berufliche Schlüsselfrage zu entwickeln“Kennzeichen:• Arbeit in der Gruppe• Selbststeuerung ohne Externe• Fester Ablauf• Transparenz der Methodik• Aktive Beteiligung der Teilnehmenden• Fokussierung auf arbeitsbezogene Themen• Gegenseitige Unterrichtsbesuche (Supervisionen) sind nicht vorgesehen• Teilnehmer müssen nicht in der gleichen Schule / Schulform tätig seinKollegial ist…• … die wechselseitige Hilfsbereitschaft der Teilnehmenden• … ein vergleichbares berufliches Arbeitsfeld• … die Umkehrbarkeit der <strong>Beratung</strong>sbeziehung• … die Gleichberechtigung der GruppenmitgliederDas <strong>Beratung</strong>sverständnis:Prozessberatung, in der die Beratenen den Problemlöseprozess so gestalten, dass der Ratsuchendesein Problem selbstständig bearbeiten <strong>und</strong> eigene Lösungen finden kannZiel der kollegialen Fallberatung:• Lösungsberatung für konkrete Praxisprobleme• Reflexion der beruflichen Tätigkeit <strong>und</strong> der Berufsrolle• Qualifizierung durch den Ausbau von praktischen <strong>Beratung</strong>skompetenzenDurchführung:• 5-10 Teilnehmende• Freiwillige TeilnahmeRegeln:• Vertraulichkeit• Respekt <strong>und</strong> Wertschätzung• Verbindlichkeit <strong>und</strong> Termintreue• Autonomie des Fallerzählers• Selbstverantwortung jedes Teilnehmenden• Aktive Beteiligung• Offenheit der BeteiligtenNutzen für die Teilnehmenden:• Anteilnahme <strong>und</strong> Unterstützung durch die Gruppe in einem geschützten Raum• Entlastung durch die Mitstreiter• Fachlicher Austausch• Qualifizierung durch <strong>Beratung</strong>spraxisGrenzen von kollegialer Fallberatung:• Bei allgemeinen Organisationsfragen• Wenn alle gleichermaßen vom Problem betroffen sind• Bei privaten Themen• Bei Themen, durch die <strong>Lo</strong>yalitätskonflikte entstehen können


Vorgehen: (Quelle: Seminar-CD)1. Klärungen - Zeitumfang- Hinweis auf Vertraulichkeit- Wer leitet die Gesprächsr<strong>und</strong>e?- Wer hat etwas zu berichten? (Kurze Skizzierung anstehender Fälle <strong>und</strong>Auswahl des Falles mit Priorität)2. Bericht - Ein Teilnehmer schildert den Fall detailliert; der Bericht sollte soumfassend wie möglich angelegt werden, er sollte neben sachlichenElementen auch eigene Erlebnisse <strong>und</strong> Gefühle enthalten.- Die anderen Gruppenmitglieder unterbrechen den Berichtenden nicht.3. Blitzlicht - Die Gruppenteilnehmer geben kurze, prägnante Äußerungen ab,die nicht kommentiert werden: Was löst die Schilderung in mir aus(körperlich, gefühlsmäßig)?- Es werden also keine Ratschläge oder eigene Erfahrungen ausähnlichen Situationen mitgeteilt, keine Lösungsvorschläge4. Nachfragen (weitere Informationen zum Fall, sachliche Klärung):- Was habe ich nicht verstanden? Wer genau hat was genaugetan? Was hat den Berichtenden zu seiner Reaktion bewogen? Was würdepassieren, wenn…? Welches Ziel hat der Berichtende?- Gelegentlich bietet sich ein Rollenspiel zum besserenVerständnis an.5. „Ich als du…“ - Reihum sollen sich die Gruppenmitglieder in die am Fallgeschehenbeteiligten Personen hineinversetzen (empathische Rollenübernahme)- Sie sollen dem Berichtenden zeigen, inwieweit sie sich in seineProblemlage hineingedacht haben bzw. hineindenken können.- Die standardisierten Formulierungen „Ich als … denke/fühle“, „in mirals…ist vorgegangen“ helfen dabei6. Rückmeldungdes Berichtenden- Was habe ich durch die Äußerungen erkannt?- Welche Gefühle wurden ausgelöst?7. Auf der Suchenach Lösungen8. Rückmeldungdes Berichtenden- Klären, wer noch problembeteiligt ist, einbezogen werden muss- Sammeln von Informationen zum Problem (evtl. psychologische,pädagogische, soziale Hintergründe)- Sammeln von Lösungsmöglichkeiten (Brainstorming)- Konkrete Lösungsvorschläge: empathische Rollenübernahme in derGruppe (Ich als…werde das <strong>und</strong> das tun) (1. R<strong>und</strong>e: Identifikation mitFallgeber; 2. R<strong>und</strong>e: Identifikation mit anderen Beteiligten)- Welche Hilfen habe ich erhalten? Was kann ich damit anfangen? Waswar hilfreich?9. Blitzlicht - Was hat mir die Beschäftigung mit dem Fall vermittelt? Wie fühle ichmich jetzt? Welche Wünsche habe ich?...10a.Vereinbarungenzur Weiterarbeit- Diese Phase ist besonders wichtig, wenn es im Verlauf derFallberatung zur Aufstellung eines Erziehungsplans gekommen ist.10b. Hinweise fürdie Praxis- Die Beratenden geben Hinweise/Ratschläge für die Praxis (nur einRatschlag pro Person)


Kollegiale <strong>Beratung</strong> im schulischen Alltag (Quelle: Gabriele Krüsmann: Praxis ohneSchock)Definition: Interaktion zwischen (mehr oder weniger) erfahrenen Lehrerinnen <strong>und</strong>Lehrern, die das Ziel verfolgt, im Laufe des <strong>Beratung</strong>sprozessesEntscheidungshilfen für die Bewältigung von aktuellen oder zu erwartendenProblemen gemeinsam zu erarbeitenEs gibt zwei Möglichkeiten:a) Hospitation nach dem Prinzip der Supervision:Struktur: Betreuung durch externe Helfer1. Beschreibung des Beobachters: Probleme offen ansprechen2. Sicht des Unterrichtenden: Stellungnahme des Kollegen3. Entwicklung von Lösungen oder Lösungsansätzen:a. am besten im Dialog; wichtig: keine Rezepteb. es sollte auch deutlich gemacht werden, dass es mehr alsdie einzig wahre Lösung gibt4. Überprüfung der Problemlösung: nach einem verabredetenZeitraum entweder durch Hospitation oder Bericht erfolgt eineÜberprüfung der Umsetzbarkeit5. erneuter Durchgang: bei negativer Rückmeldung erfolgt einerneuter Durchgangb) Kollegiale Fallberatung siehe oben

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