KURIER - Schweinfurter OberLand
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Es hört sich schon unglaublich an, aber schule geschieht, aber wenn ich ver-<br />
Venezuela ist das Land, in dem dies gleiche, was etwa in unserem kleinen,<br />
durchgesetzt wurde. José Antonio jungen Symphonieorchester geleistet<br />
Abreu wurde dann sogar Kultur- wird, dann Hut ab!<br />
minister und versucht dieses System in Man kann nicht sagen, dass die Kinder<br />
andere Länder zu exportieren.<br />
hier fauler sind. Nein, es ist die<br />
In den USA wird es schon versucht. Mischung so vieler Dinge. Es ist ein-<br />
Und bei uns in Rheinland-Pfalz und fach ein anderes Sistema.“<br />
Nordrhein-Westfalen.<br />
Offenbar gibt es dort in Venezuela<br />
Das Projekt „Jedem Kind ein Inst- einfach ein anderes Denken. Ganz im<br />
rument“, kurz JeKi genannt, ist eine Gegensatz etwa zum möglichst<br />
musikalische Bildungsinitiative, die schnellen Durchmarsch wie etwa<br />
sich zum Ziel gesetzt hat, bis zum dem G8 hierzulande.<br />
Jahr 2010 jedem Grundschulkind des „Ich kenne keinen, der irgendwie in<br />
Ruhrgebiets die Möglichkeit zu bieten, so ’nen Stress von der dritten auf die<br />
ein Musikinstrument eigener Wahl vierte, fünfte Klasse sich überlegen<br />
zu erlernen. Nordrhein-Westfalen hat muss, ob er Ingenieur werden will,<br />
zugesagt, das Programm auch über das oder Arzt. Das geht nicht. Und hier ist<br />
Jahr 2010 hinaus weiter zu fördern, das leider zu früh!“<br />
zudem soll es auch über das Ruhrge- Venezuela als Land ist sehr abwechsbiet<br />
hinaus auf das ganze Bundesland lungsreich. Das meint Zambrano nicht<br />
ausgeweitet werden .<br />
nur in landschaftlicher Hinsicht, die<br />
„Das Besondere an diesem Sistema ist, alles bietet: Meer, Gebirge, Wüste,<br />
dass die Kinder täglich mit Musik Regenwald sowie alle Klimazonen.<br />
zu tun haben.“<br />
Auch die Kultur und die Musik sind<br />
Das Bildungssystem in Venezuela ist vielfältig. „Wir haben immer alles<br />
freilich total anders, gibt Zambrano (an)genommen, was von Außen kam,<br />
zu bedenken. Mit Ganztagsschule, so weil wir nicht nur unsere eigene Suppe<br />
wie in den USA. „Hier in Deutschland kochen, sondern wir nehmen gerne<br />
liegen wir, verglichen mit dort, noch in Gewürze von woanders. Auch unsere<br />
den Windeln. Ich bin auch ein Ganz- Volksmusik ist äußerst reichhaltig.<br />
tages-Schulkind gewesen. Den Stress, Wenn man das mit der deutschen<br />
den die Kinder heute haben, kannte ich Volksmusik vergleicht – das ist jetzt<br />
nicht. Wir haben immer Zeit gehabt.“ nicht beleidigend gemeint – die deut-<br />
Der Unterricht in Musik geschieht also<br />
täglich, ist umsonst und auch das Inssche<br />
Volksmusik ist zurückgeblieben.<br />
trument wird umsonst zur Verfügung **) Das Sistema hat Orchester und Musiker von<br />
gestellt. Daraus folgt, dass in diesem außerordentlicher Qualität hervorgebracht.<br />
Land ein großer Fundus guter Musiker<br />
Inzwischen kommen Dirigenten wie Claudio<br />
zur Verfügung steht. „Ich will nicht<br />
Abbado, Sir Simon Rattle und Zubin Mehta<br />
jedes Jahr nach Venezuela, um mit den Jugend-<br />
zurücksetzen, was hier in der Musiklichen zu musizieren.<br />
Es gibt da viele Gründe, ich verstehe<br />
das schon. Aber verglichen mit der<br />
südamerikanischen Musik ist die<br />
einfach arm. Bei uns gab es eine stete<br />
Entwicklung, die unter anderem<br />
dadurch erfolgte, dass wir uns auch<br />
von anderen Kulturen ernähren.“<br />
„Vielfalt der Kulturen“ hieß die eingangs<br />
erwähnte Veranstaltung in Stadtlauringen.<br />
Und José Zabrano kennt<br />
sowohl die Vielfalt seines Herkunftslandes,<br />
als auch die Vielfalt der<br />
Kulturen anderswo. Die Gelegenheit<br />
also, ihn nach der Vielfalt des <strong>Schweinfurter</strong><br />
Oberlandes zu fragen.<br />
Auch hier ist er „weit“ herum gekommen,<br />
bis er sein Nest gefunden hatte.<br />
Von Abersfeld, wo er ganz zuerst<br />
wohnte, zog er nach Schonungen.<br />
Von dort nach Forst und anschließend<br />
wieder nach Abersfeld.<br />
Bekannt wird einer wie er schnell.<br />
Denn wenn man bei den Weihnachtskonzerten<br />
mitspielt, kennen einen<br />
die Leute halt. Und schüchtern oder<br />
zurückhaltend scheint er nicht zu sein.<br />
Sein sympathisches Lachen verbreitet<br />
einfach gute Laune.<br />
Auf die Mentalität hier angesprochen,<br />
sagt er verschmitzt: „Es gibt überall<br />
böse und brave Menschen und die<br />
fränkische Sprache zu verstehen ist<br />
nur bei den älteren Menschen etwas<br />
schwierig.“ Außerdem kann er selbst<br />
ja auch schon Einiges, zum Beispiel<br />
„Ardöpfelszolod“ und „Kümmerleszolod“<br />
oder „Wenn die Mooß lehr id,<br />
gemmer hem!“<br />
Werner Enke