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Vom glücklichen Zufall zum gezielten Entwurf - Forschung für Leben

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Arzneimitteln diskutiert. Der Patient will Heilung,ohne das geringste Risiko einzugehen. Dieser irrationaleWunsch ergibt sich aus der Tatsache, dassviele Arzneimittel tatsächlich praktisch frei von Nebenwirkungensind. Oft wird jedoch das ärztlichePrimat nil nocere wörtlich mit «nicht schaden» interpretiert,statt zutreffender mit «nicht mehr Schadenzufügen (als durch die Erkrankung bedingt)».Doch wer kann diese Frage im Einzelfall entscheiden?Letztendlich helfen sich die Firmen mit Präparateinformationen,die auf jedes nur denkbare Risikohinweisen, träte es auch nur sehr selten oder inuntergeordnetem Maß auf. Dem Patienten grautes, er hat den Eindruck, erst das Arzneimittel fügeihm Schaden zu. Dazu kommt, dass einige lebensrettendeoder lebensverlängernde therapeutischeMaßnahmen zu subjektiven Beschwerden führen,die im Stadium einer beschwerdefreien Krankheitnoch nicht vorhanden sind. Man denke nur an dieNebenwirkungen von Blutdrucksenkern. Ohne Behandlungfühlt sich der Patient wohl, denn er kannsein hohes Risiko eines Infarkts oder Gehirnschlagsnicht spüren. Unter Behandlung, die den pathologischerhöhten Blutdruck senkt, hat er allerhandNebenwirkungen, die er vorher nicht kannte. KeinWunder, dass die «Compliance», d.h. die Bereitschaft,das Arzneimittel zuverlässig einzunehmen,dadurch erheblich sinkt.Adresse des Autors:Prof. Dr. Hugo KubinyiKombinatorische Chemie undMolecular ModellingZHF/G – A 30BASF AktiengesellschaftD-67056 LudwigshafenDeutschlandFAX +49-621-60 21414E-mail hugo.kubinyi@basf-ag.deDie Wissenschaft hat nicht nur Segnungen gebracht.Das Urvertrauen der Menschen in die Machtder <strong>Forschung</strong> ist Mitte des 20. Jahrhunderts verlorengegangen und in vielen Fällen in Misstrauenumgeschlagen. In jedem Fall, auch bei der Behandlungeines kranken Menschen, sollte sorgfältigüberlegt werden: wo ist der Nutzen, wie hoch sinddie möglichen Risiken und in welchem Verhältnisstehen sie <strong>zum</strong> erwarteten Nutzen? Nur so wird esmöglich sein, gegenüber der Arzneimittelforschungund der Gentechnologie eine fundierte Einstellungzu finden, die nicht von schematischen Vorurteilenoder Vorverurteilungen geprägt ist. Das Engagementeiner grossen Zahl verantwortungsvoller Forscherund Mediziner verdient ein solches Verhalten.Und in vielen Fällen wird sich herausstellen: banaleBefindlichkeitsstörungen bedürfen keines Arzneimittels.Schwer wiegende Krankheiten müssen behandeltwerden, mit jeder nur zur Verfügung stehendenMethode, auch der Gentherapie, wenn sieeines Tages ihr Ziel erreicht hat, ein krank machendesGen unseres Körpers stabil durch ein intaktesGen zu ersetzen. Selbstverständlich wird man dannauch sehr sorgfältig darüber nachdenken müssen,ob man einem voraussichtlich krank zur Welt kommendenKind diese Therapie verweigern darf. VieleZeitgenossen diskutieren so sehr die ethische Verpflichtung,nicht in die Keimbahn einzugreifen,dass sie versäumen, sich der ethischen Verantwortungbewusst zu werden, Leiden zu lindern oder zuheilen.Redaktion dieses Beitrags:Prof. Dr. Vladimir Pliska, ETH ZürichGestaltung:Hans Schwarz,Verein «<strong>Forschung</strong> <strong>für</strong> <strong>Leben</strong>», ZürichNachdruck mit Quellenangabe gestattet.14

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