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Säuren in Most und Wein - WBI Freiburg

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KELLERWIRTSCHAFTViel mehr als nur We<strong>in</strong>-, Äpfel- <strong>und</strong> MilchsäureSäuren <strong>in</strong> <strong>Most</strong> <strong>und</strong> We<strong>in</strong>Essigfaule Traube der Sorte RuländerDr. Ra<strong>in</strong>er Amann, Staatliches We<strong>in</strong>bau<strong>in</strong>stitut<strong>Freiburg</strong>, gibt e<strong>in</strong>en Überblick über diewichtigsten Säuren, die neben We<strong>in</strong>-, Äpfel- <strong>und</strong>L-Milchsäure <strong>in</strong> <strong>Most</strong> <strong>und</strong>/oder We<strong>in</strong> vorkommen.Foto:BleyerSensorische Bee<strong>in</strong>trächtigung durch erhöhteflüchtige Säure, UTA-Vermeidungdurch Zusatz von Ascorb<strong>in</strong>säure, Stabilisierungmit Zitronensäure, Konservierung mitSorb<strong>in</strong>säure, Fäulnisnachweis über die Analyseder Gluconsäure <strong>und</strong> erhöhter SO 2-Bedarfbei faulem Lesegut durch hohe Gehaltean Brenztraubensäure <strong>und</strong> Ketoglutarsäures<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>ige Schlagworte, die zeigen, dass e<strong>in</strong>eganze Reihe von Säuren zum<strong>in</strong>dest für bestimmteWe<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>e bedeutende Rolle spielen.Außerdem wird die Frage beantwortet, was esmit rechtsdrehenden <strong>und</strong> l<strong>in</strong>ksdrehendenSäuren auf sich hat <strong>und</strong> ob diese Unterscheidungkellerwirtschaftlich von Bedeutung ist.Die Ergebnisse der Untersuchung von 85deutschen Weißwe<strong>in</strong>en auf D-Milchsäure,Zitronensäure, Bernste<strong>in</strong>säure <strong>und</strong> Sorb<strong>in</strong>säurewerden vorgestellt.E<strong>in</strong>ige chemische Gr<strong>und</strong>lagenIn der Chemie unterscheidet man zwischenorganischen <strong>und</strong> anorganischen Verb<strong>in</strong>dungen.Organische enthalten Kohlenstoff,anorganische nicht. Entsprechend gibt esauch organische (kohlenstoffhaltige) <strong>und</strong> anorganische(kohlenstofffreie) Säuren. E<strong>in</strong>eAusnahme ist die Kohlensäure, die durch Lösenvon Kohlendioxid (CO 2) <strong>in</strong> Wasser gebildetwird. Sie enthält Kohlenstoff <strong>und</strong> wirdtrotzdem zu den anorganischen Säuren gezählt.Auch die Schweflige Säure, die durchLösen von Schwefeldioxid (SO 2) <strong>in</strong> Wasserentsteht, ist e<strong>in</strong>e anorganische Säure.Alle Säuren, von denen nachfolgend dieRede ist, s<strong>in</strong>d organische Säuren. Ihnen geme<strong>in</strong>samist, dass sie m<strong>in</strong>destens e<strong>in</strong>e Säuregruppe(-COOH) haben, von der das H, derWasserstoff, als Proton (H + -Ion) abgespaltenwerden kann. Der pH-Wert gibt nichts anderesan als die Konzentration der H+-Ionen im<strong>Most</strong> beziehungsweise im We<strong>in</strong>. Je höher dieKonzentration der H + -Ionen, umso niedrigerist der pH-Wert. Zitronensäure hat gleich dreisolche Säuregruppen, Äpfel- <strong>und</strong> We<strong>in</strong>säurehaben zwei, Milch- <strong>und</strong> Essigsäure nur e<strong>in</strong>e.Für den E<strong>in</strong>fluss auf den pH-Wert ist jedochdie Säurestärke wichtiger als die Anzahl derSäuregruppen. E<strong>in</strong>e stärkere Säure gibt leichtere<strong>in</strong> H + -Ion ab. Wenn man e<strong>in</strong>en <strong>Most</strong> säuert,erreicht man deshalb mit der stärkerenWe<strong>in</strong>säure e<strong>in</strong>e größere pH-Senkung (= besseremikrobiologische Stabilisierung) als mitgleicher Menge der schwächeren Äpfelsäure.Rechts- <strong>und</strong> l<strong>in</strong>ksdrehende Säuren?„Dieser Joghurt enthält rechtsdrehendeMilchsäure“ hat jeder schon e<strong>in</strong>mal gelesen.Das lässt schon vermuten, dass es auch e<strong>in</strong>el<strong>in</strong>ksdrehende gibt. Rechts- <strong>und</strong> l<strong>in</strong>ksdrehendbedeutet nicht, dass sich die Säuremoleküleirgendwie unterschiedlich im Kreis herumdrehen.Vielmehr geht es hier um e<strong>in</strong>e physikalischeEigenschaft, mit der man die beidenMilchsäuren analytisch unterscheiden kann.Die Molekülstrukturen e<strong>in</strong>er rechtsdrehenden<strong>und</strong> e<strong>in</strong>er l<strong>in</strong>ksdrehenden Säure s<strong>in</strong>d spiegelbildlich,so wie e<strong>in</strong>e rechte <strong>und</strong> e<strong>in</strong>e l<strong>in</strong>keHand. Ihre physikalischen <strong>und</strong> chemischenEigenschaften s<strong>in</strong>d weitgehend identisch.Leitet man aber l<strong>in</strong>ear polarisiertes (<strong>in</strong> e<strong>in</strong>erEbene schw<strong>in</strong>gendes) Licht durch e<strong>in</strong>e MilchsäurehaltigeLösung, so wird se<strong>in</strong>e Schw<strong>in</strong>gungsebenedurch rechtsdrehende Milchsäurenach rechts, durch l<strong>in</strong>ksdrehende Milchsäurenach l<strong>in</strong>ks gedreht.Rechtsdrehende Säuren werden immer mit(+), l<strong>in</strong>ksdrehende mit (-) gekennzeichnet.Geläufiger s<strong>in</strong>d die Bezeichnungen D (vonlate<strong>in</strong>isch dexter = rechts) <strong>und</strong> L (von laevus= l<strong>in</strong>ks). Leider s<strong>in</strong>d die aber nicht gleichzusetzenmit (+) <strong>und</strong> (-), sondern hängen von12das deutsche we<strong>in</strong>magaz<strong>in</strong> • 19/15. September 2007dwm_19_07_s12_15.<strong>in</strong>dd 12 06.09.2007 15:35:09


KELLERWIRTSCHAFTAbb. 2: Verhältnis von L- zu D-Milchsäureableiten, dass e<strong>in</strong>e Zugabe von 0,6 g/l Zitronensäure<strong>in</strong> der Regel nicht zu e<strong>in</strong>er Überschreitungdes Grenzwertes führt.Bernste<strong>in</strong>säureBernste<strong>in</strong>säure ist e<strong>in</strong> Nebenprodukt der alkoholischenGärung. Sie trägt <strong>in</strong> ger<strong>in</strong>gemUmfang zur titrierbaren Gesamtsäure <strong>und</strong>damit zum sauren Geschmack des We<strong>in</strong>es bei.Der Bernste<strong>in</strong>säuregehalt der 85 analysiertendeutschen Weißwe<strong>in</strong>e lag überwiegend zwischen0,3 <strong>und</strong> 0,5 g/l (Abb. 1). Der Höchstgehaltvon 0,8 g/l wurde <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em 2003er Müller-Thurgau gef<strong>und</strong>en.Sorb<strong>in</strong>säureSorb<strong>in</strong>säure ist bis zu e<strong>in</strong>em Gehalt von200 mg/l als Konservierungsstoff zugelassen.Sie war <strong>in</strong> vier der 85 We<strong>in</strong>e <strong>in</strong> Mengen von130 bis 190 mg/l nachweisbar. Dabei handeltees sich um e<strong>in</strong>en mit 8 g/l Zucker geradenoch trockenen <strong>und</strong> drei halbtrockene Riesl<strong>in</strong>g-We<strong>in</strong>e.Der Zusatz zu restsüßen We<strong>in</strong>enist das typische Anwendungsgebiet der Sorb<strong>in</strong>säure,weil diese die Vermehrung von Hefenunterdrückt.Milchsäurebakerien könnensich dagegen <strong>in</strong> Gegenwart von Sorb<strong>in</strong>säurevermehren. Tritt nach Zusatz von Sorb<strong>in</strong>säuree<strong>in</strong> BSA e<strong>in</strong>, dann kann der We<strong>in</strong>fehler„Geranienton“ entstehen. Dazu reicht schonzirka e<strong>in</strong> zehnmillionstel Gramm der Substanz2-Ethoxy-hexa-3,5-dien/l We<strong>in</strong> aus. Die Umwandlungder Sorb<strong>in</strong>säure <strong>in</strong> diesen unerwünschtenAromastoff erfolgt <strong>in</strong> mehrerenSchritten, für den ersten s<strong>in</strong>d die Milchsäurebakterienverantwortlich.Ascorb<strong>in</strong>säure (Vitam<strong>in</strong> C)Ascorb<strong>in</strong>säure spielt als natürlicher Inhaltsstoff<strong>in</strong> We<strong>in</strong> ke<strong>in</strong>e Rolle, weil von den <strong>in</strong> derTraube vorhandenen Mengen nach der Gärungnicht mehr viel übrig ist. Die Möglichkeit,dem We<strong>in</strong> Ascorb<strong>in</strong>säure zuzusetzen, wurde<strong>in</strong> Deutschland früher selten genutzt. Diesänderte sich als Forscher <strong>in</strong> Veitshöchheimentdeckten, dass man durch Vitam<strong>in</strong> C dieBildung der untypischen Alterungsnote (UTA)verh<strong>in</strong>dern oder zum<strong>in</strong>dest verzögern kann.Zu diesem Zweck muss der Zusatz etwa zeitgleichmit der Schwefelung des Jungwe<strong>in</strong>serfolgen. Erst mit der Schwefelung beg<strong>in</strong>nt dieBildung des Aromastoffes AAP (2-Am<strong>in</strong>oacetophenon),der ab Konzentrationen von nure<strong>in</strong>em millionstel g/l We<strong>in</strong> die UntypischeAlterungsnote verursacht. Man vermutet, dassnoch weitere, bisher unbekannte Aromastoffean diesem Fehlton beteiligt s<strong>in</strong>d. Ascorb<strong>in</strong>säure,von der bis zu 250 mg/l zugesetzt werdenkönnen, verh<strong>in</strong>dert oder verzögert dieBildung von AAP. Ist bereits UTA vorhanden,so kann der Zusatz von Ascorb<strong>in</strong>säure bestenfallse<strong>in</strong>e Zunahme des Fehltons bremsen.Deshalb ist der richtige Zugabezeitpunkt sehrwichtig. Seit dem Jahrgang 2006 ist auch derZusatz von Ascorb<strong>in</strong>säure zu Trauben, Maische<strong>und</strong> <strong>Most</strong> gestattet. Versuchsergebnissezum streng reduktiven Ausbau mit Ascorb<strong>in</strong>säurehaben Oliver Schmidt <strong>und</strong> andere im„deutschen we<strong>in</strong>magaz<strong>in</strong>“ vom 28. Juni 2003,Seite 28 bis 33, beschrieben.Bestimmt man die freie Schweflige Säuredurch Titration, dann täuschen 2,75 mg Ascorb<strong>in</strong>säure1 mg Schweflige Säure vor. Daraufberuht e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>fache Analysenmethode fürAscorb<strong>in</strong>säure. Durch Zusatz von Acetaldehydoder Glyoxal b<strong>in</strong>det man die freie SchwefligeSäure komplett. Die anschließende Titrationliefert den Gehalt an Reduktonen, zu denenauch die Ascorb<strong>in</strong>säure gehört. Bei e<strong>in</strong>em mitAscorb<strong>in</strong>säure versetzten Weißwe<strong>in</strong> mussman den Wert noch mit 2,75 multiplizieren<strong>und</strong> erhält so den Ascorb<strong>in</strong>säuregehalt <strong>in</strong>mg/l. Zwar werden dabei auch andere Reduktonemiterfasst, deren Gehalt ist <strong>in</strong> Weißwe<strong>in</strong>Tab. 1: Höchstgehalte für flüchtige Säure<strong>in</strong> We<strong>in</strong>We<strong>in</strong>HöchstgehaltWeiß- <strong>und</strong> Roséwe<strong>in</strong>1,08 g/lRotwe<strong>in</strong>1,20 g/lBeerenauslese, Eiswe<strong>in</strong> 1,80 g/lTrockenbeerenauslese2,10 g/laber ger<strong>in</strong>g <strong>und</strong> der dadurch entstehendeFehler ist nicht praxisrelevant.Flüchtige Säure / EssigsäureAls flüchtige Säure des We<strong>in</strong>es bezeichnetman die Summe aller Säuren, die bei e<strong>in</strong>erWasserdampfdestillation des We<strong>in</strong>es mit demDampf <strong>in</strong>s Destillat übergehen. Normalerweisebesteht das Gemisch zu über 90 % aus Essigsäure.Die flüchtige Säure wird durch Titrationdes Destillats bestimmt <strong>und</strong> als g/l Essigsäureberechnet. Es gelten die <strong>in</strong> Tabelle 1genannten Höchstgehalte.Hefen bilden Essigsäure als Nebenproduktder alkoholischen Gärung durch Oxidationvon Acetaldehyd. Deshalb zählen flüchtigeSäuren im Konzentrationsbereich von etwa0,2 bis 0,5 g/l zu den normalen Inhaltsstoffendes We<strong>in</strong>es. Für die Bildung höherer Mengens<strong>in</strong>d <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie Essigsäurebakterien verantwortlich.Aber auch der Abbau von Zuckerndurch Milchsäurebakterien kann, solangeZucker vorhanden ist, zur Erhöhung derflüchtigen Säure führen. Bei e<strong>in</strong>em problemlosverlaufenden BSA <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em durchgegorenenWe<strong>in</strong> erhöht sich die flüchtige Säure um0,2 bis 0,3 g/l. Wenn der pH-Wert nicht über3,4 liegt, führt auch die simultane Gabe vonHefen <strong>und</strong> Milchsäurebakterien normalerweisenicht zu e<strong>in</strong>em stärkeren Anstieg.Essigsäure bildet mit Alkohol Essigsäureethylester(Essigester). Deshalb weisen We<strong>in</strong>emit erhöhter flüchtiger Säure auch e<strong>in</strong>en erhöhtenGehalt an Essigester auf. Es gibt ke<strong>in</strong>efeste Korrelation zwischen dem Gehalt anEssigsäure <strong>und</strong> Essigester. Sensorisch überlagernsich die beiden Fehltöne. Je nachdem,welcher Ton dom<strong>in</strong>iert, unterscheidet manzwischen Essigstich (beziehungsweise erhöhterflüchtiger Säure) <strong>und</strong> Esterton (Lösungsmittelton,„Uhu“-Ton). E<strong>in</strong> We<strong>in</strong> miterhöhter flüchtiger Säure kann durch Schönungnicht verbessert werden. Ist der zulässigeGrenzwert überschritten, dann darf manden We<strong>in</strong> auch nicht mit e<strong>in</strong>em fehlerfreienWe<strong>in</strong> verschneiden. Er kann deshalb nur zuEssig verarbeitet werden.Ab welchem Gehalt sich die flüchtige Säuresensorisch negativ bemerkbar macht, hängtvon der Fülle, dem Gehalt positiver Aromastoffe<strong>und</strong> von weiteren Faktoren ab. Beie<strong>in</strong>em leichten, extraktarmen We<strong>in</strong> ist dieserGrenzwert niedriger als zum Beispiel beie<strong>in</strong>em gehaltvollen Barrique-Rotwe<strong>in</strong>. Häufigliegt die Konzentration, ab der e<strong>in</strong> We<strong>in</strong> sensorischals fehlerhaft e<strong>in</strong>gestuft wird, deutlichunter dem analytisch zulässigen Grenzwert.Ester <strong>und</strong> flüchtige Säure gehören zu den häufigstenBeanstandungsgründen <strong>in</strong> der sensorischenQualitätsprüfung.Essigsäure <strong>in</strong> <strong>Most</strong> sollte durch Aussortierenvon essigfaulen Trauben eigentlich ke<strong>in</strong>Thema se<strong>in</strong>. Besonders im Jahr 2006, aberauch schon <strong>in</strong> Jahren wie 2000 <strong>und</strong> 2005 war14das deutsche we<strong>in</strong>magaz<strong>in</strong> • 19/15. September 2007dwm_19_07_s12_15.<strong>in</strong>dd 14 06.09.2007 15:35:16


KELLERWIRTSCHAFTdiese Wunschvorstellung aber oft weit von derRealität entfernt. Essigsäurebakterien fühlensich besonders wohl, wenn hohe Temperaturen<strong>und</strong> Feuchtigkeit zusammentreffen. DieTemperaturen während der Reifephase habensich <strong>in</strong> den letzten 20 Jahren gegenüber früherdeutlich erhöht. Die Temperaturen lagen imDurchschnitt der letzten zehn Jahre über e<strong>in</strong>Grad höher als im Mittel der Jahre 1961bis1990.Tatsächlich ist aber der Temperaturanstieg <strong>in</strong>der Reifephase noch höher, weil der Reifebeg<strong>in</strong>nsich verfrüht hat. Durch den rekordwarmenFrühl<strong>in</strong>g begann die Zuckerbildung beiMüller-Thurgau <strong>in</strong> diesem Jahr sogar schonvor Mitte Juli.GluconsäureGluconsäure entsteht durch Oxidation vonTraubenzucker (Glucose). In <strong>Most</strong> aus ges<strong>und</strong>enTrauben kommt sie <strong>in</strong> Mengen unter 0,1g/l vor. Faule Trauben können dagegen e<strong>in</strong>igeh<strong>und</strong>ert mg/l bis e<strong>in</strong>ige g/l enthalten, im Extremfallsogar über 10 g/l. Bei der We<strong>in</strong>bereitungbleibt der Gluconsäuregehalt weitgehendunverändert. Damit lassen sich auch aus derAnalyse des We<strong>in</strong>es noch Rückschlüsse überden Ges<strong>und</strong>heitszustand des Lesegutes ziehen.Zu beachten ist aber, dass die Fäulnisparametervisuell abgeschätzter Botrytisbefall,Gluconsäure- <strong>und</strong> Glycer<strong>in</strong>gehalt im <strong>Most</strong>nicht eng korrelieren. Bei frischer Botrytis s<strong>in</strong>ddie analytischen Veränderungen <strong>und</strong> auchnegative E<strong>in</strong>flüsse auf die We<strong>in</strong>qualität nochnicht so groß wie wenn bei gleichem Boniturergebnisalte Botrytis überwiegt. Das VerhältnisGlycer<strong>in</strong> zu Gluconsäure hängt stark davonab, welche Mikroorganismen sich auf denTrauben ansiedeln. Man geht davon aus, dassGluconsäure zu e<strong>in</strong>em großen Teil nicht vonBotrytis-Pilzen, sondern von Essigsäurebakteriengebildet wird.SchleimsäureDiese Säure, auch Galactarsäure genannt, f<strong>in</strong>detman ausschließlich <strong>in</strong> Botrytis-Trauben.E<strong>in</strong>e Bedeutung kommt ihr hauptsächlichdeshalb zu, weil ihr Calciumsalz, das Calciummucat,schwerlöslich ist. Bildet sich <strong>in</strong>Auslesen aus edelfaulem Lesegut nach längererLagerzeit e<strong>in</strong> Depot, so handelt es sichoft um Calciummucat, das leicht von We<strong>in</strong>ste<strong>in</strong><strong>und</strong> Calciumtartrat unterscheidbar ist.Brenztraubensäure <strong>und</strong> KetoglutarsäureAcetaldehyd, Brenztraubensäure <strong>und</strong> 2-Ketoglutarsäures<strong>in</strong>d die drei wichtigsten B<strong>in</strong>dungspartnerder Schwefligen Säure <strong>in</strong> We<strong>in</strong>.We<strong>in</strong> aus faulen Trauben enthält durchschnittlichdeutlich mehr Brenztraubensäure<strong>und</strong> 2-Ketoglutarsäure als We<strong>in</strong> aus ges<strong>und</strong>enTrauben. Man könnte deshalb vermuten, dassdiese Säuren schon <strong>in</strong> der Traube vorliegen.Der größte Teil wird aber erst bei der We<strong>in</strong>bereitunggebildet. Lange Maischestandzeitenbegünstigen die Vermehrung der dazu nötigenMikroorganismen. Dadurch erhöht sichder Gehalt dieser Säuren <strong>und</strong> der SO 2-Bedarfbei kritischem Lesegut stark. Auch aus diesemGr<strong>und</strong> ist die schnelle Verarbeitung vonfaulem Lesegut wichtig.HINWEISDie Untersuchung der 85 We<strong>in</strong>e wurde imRahmen e<strong>in</strong>es durch das B<strong>und</strong>esm<strong>in</strong>isterium fürErnährung, Landwirtschaft <strong>und</strong> Verbraucherschutzgeförderten Projektes durchgeführt.dwm_19_07_s12_15.<strong>in</strong>dd 15 06.09.2007 15:35:16

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