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6 | QUADRIENNALE 2014K.WEST 05/2014 | 7ZWISCHENHOTELUNDHAFENBECKENTEXT: STEFANIE STADELanzusprechen. Auf dem weiteren Weg macht man Halt im Empfang einerAnwaltskanzlei und in einem leerstehenden Großraumbüro, das AernoutMiks Video-Installationen eine ideale Bühne bietet. Sicher ist noch Zeit füreinen Abstecher zum Zaun aus einem zersägten DDR-Fahnenmast, denChristof Zwiener als eine Art Persiflage neben das monumentale Berliner-Mauer-Souvenir auf die Wiese im Medienhafen gesetzt hat.Und vielleicht kehrt man auch noch einmal zurück an die Kaistraße 10, inden Ausstellungsraum der Arthena Foundation. Zu jenen fremden Fellwesenund zu schlichten Schwarzweiß-Fotos, die Becher-Schüler Tata Ronkholz1980 an diesem Ort aufgenommen hat. Es könnte glatt etwas Wehmutaufkommen, wenn man sich klarmacht, wie es hier aussah, bevor die »Zukunft«Einzug hielt – und den Hafen zum Medienhafen machte.Mit der Quadriennale sucht auch KAI10 / ArthenaFoundation den Weg aus den eigenen vier Wändenhinaus auf die Straße. In der Ausstellung »BackdoorFantasies« wird der Düsseldorfer Medienhafen zumThema – und zur Bühne.INFO»Backdoor Fantasie«, KAI10 / Arthena FoundationBis 10. August 2014, Tel.: 0221 / 99434130www.kaistrasse10.deGünter Weseler: Ohne Titel, 2014. Courtesy der Künstler & Contemporary Fine Arts, Berlin.Foto: Alexandra Höner.Blauer Himmel, Sonnenschein, getönte Brillen und hochgekrempelteHemdsärmel. Zwischen den glatten Businessfassaden herrscht gelösteMittagspausenstimmung. Alles in bester Ordnung am Medienhafen, sokönnte man meinen. Doch hinter der Tür an der Kaistraße 10 machtsich Unbehagen breit. Lautes Blubbern, Schlürfen, Rauschen hallt durchden Ausstellungsraum der Arthena Foundation. Es kommt aus der Ecke,wo das alte Waschbecken hängt und hört sich an, als dringe es aus dentiefsten Tiefen der Kanalisation.Aber das ist längst nicht alles. Zu den unerhörten Geräuschen gesellen sichbefremdliche Fellwesen, die gleichsam aus dem rostigen Becken gekrochenkommen und in kleinen Grüppchen die weiße Wand erobern. Man denktan gigantische Schimmelpilze. Doch halt – da bewegt sich etwas, sie sindlebendig, sie atmen! So zumindest sieht es aus.Günter Weselers motorisierte »Atemobjekte« wirken wie Fremdkörper,die sich unverschämt eingenistet haben in der schicken Dienstleistungsweltdes Düsseldorfer Medienhafens. Und deshalb passen sie auch so gutzur Quadriennale-Ausstellung von KAI10 / Arthena Foundation, dieauf ganz eigene Weise mit dem speziellen Schauplatz umgeht. Indem siedem schönen Schein das – mal befremdliche, mal erfreuliche – Dahinteroder Daneben entgegensetzt.Der Medienhafen als Ausstellungsthema scheint so spannend wie naheliegend.Ist dieses Areal doch einer Zukunftsvision entsprungen – »über dasMorgen hinaus« gedacht, um das Motto der Quadriennale zu zitieren. DasMorgen von einst ist allerdings das Gestern von heute – und offenbart auchein paar Schwachstellen. Manch eine Bürofläche liegt brach im Medienhafen.Was bleibt und weiterhin zieht, sind die Architekturikonen – allen vorandie geschwungenen von Frank O. Gehry. Aber um die geht es diesmal nicht.Stattdessen spürt die Schau der Arthena Foundation Ideen, Fantasien, auchÄngsten nach, die möglicherweise hinter den coolen Kulissen hausen –»Backdoor Fantasies«, wie sie der Ausstellungstitel anspricht.Die Kuratoren Julia Höner und Ludwig Seyfarth suchen solche »Fantasien«nicht nur in den eigenen vier Wänden. Zur Quadriennale erweitern sie dasTerrain, verlassen ihre Ausstellungsräume, streifen durch die Nachbarschaftund öffnen fremde »Hintertüren«.Nicht weit muss man gehen – nur um die Ecke und über die Brücke. Auf deranderen Seite des Hafenbeckens hat Jan Hoeft seine große LED-Wand installiert.Im Film sieht man Fluchttüren moderner Büro- und Gewerbebauten,die der Künstler mit seiner Kameradrohne ins Visier genommen hat. Fastmöchte man sich auf die Suche begeben – so sehr drängt sich der Verdachtauf, dass ein solches Überwachungsinstrument auch vor Ort im Medienhafenseine Bahnen ziehen könnte. Unbemerkt, aber allgegenwärtig.Schaut man hier noch mit der Kameralinse in verborgene Ecken, so gewährtdas Courtyard by Marriott einen ganz realen Blick hinter die Kulissen.Hoch oben im achten Stock am Ende des Flurs öffnet sich demKunstsuchenden eine der vielen Hotelzimmertüren. Dahinter warten einjunger Mann und noch mehr Überraschungen: Außer dem gemustertenTeppichboden ist nichts geblieben von den üblichen Innereien des Beherbergungs-Gewerbes.Alles weggeräumt und demontiert. Damit Platzist für Tisch, Bank und für Regale, in denen sich Schuhkartons reihen.Der junge Mann legt weiße Handschuhe an und zieht einen nach demanderen hervor, um jene schräg-verspielten Architekturmodelle zu präsentieren,die sich darin verbergen. Es ist schon verrückt, wie sich diesevon Jean-Pascal Flavien so liebevoll gebastelten Fantasie-Bauwerke vondem stereotypen Innenleben der modernen Hotels und Bürogebäude desMedienhafens unterscheiden.So geht es weiter. Vorbei an Katja Strunz’ archetypischer Architektur einerWabe, die im Hafenbecken dümpelt und schon nach wenigen Tagen vonWasservögeln erobert wurde. Zu Ludger Gerdes und seinem leuchtendenSchriftzug, der viel zu gelb ist und viel zu unbeschwert wirkt mit seinenschönen Schreibschriftschwüngen, um jenes finstere Gefühl der »Angst«DERWEISSEK20 Grabbeplatz Düsseldorfwww.kunstsammlung.deABgrundunendlichkeit

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