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Synoptischer Vergleich der Qualitätssicherungssysteme in ... - Netz3L

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Endbericht<strong>Synoptischer</strong> <strong>Vergleich</strong> <strong>der</strong><strong>Qualitätssicherungssysteme</strong><strong>in</strong> <strong>der</strong> beruflichen undakademischen BildungDr. Iris PfeifferDr. Sigrun NickelDr. Re<strong>in</strong>hard SchüsslerSimone KaiserSusanne He<strong>in</strong>zelmannBerl<strong>in</strong>/Gütersloh, 30.10.0963-26781


Das Unternehmen im ÜberblickGeschäftsführerChristian BöllhoffPräsident des VerwaltungsratesGunter BlickleBerl<strong>in</strong> HRB 87447 BRechtsformAktiengesellschaft nach schweizerischem RechtGründungsjahr1959TätigkeitPrognos berät europaweit Entscheidungsträger <strong>in</strong> Wirtschaft und Politik. Auf Basis neutraler Analysenund fundierter Prognosen werden praxisnahe Entscheidungsgrundlagen und Zukunftsstrategien fürUnternehmen, öffentliche Auftraggeber und <strong>in</strong>ternationale Organisationen entwickelt.ArbeitssprachenDeutsch, Englisch, FranzösischHauptsitzPrognos AGHenric Petri-Str. 9CH - 4010 BaselTelefon +41 61 32 73-200Telefax +41 61 32 73-300<strong>in</strong>fo@prognos.comWeitere StandortePrognos AGPrognos AGGoethestr. 85 Wilhelm-Herbst-Straße 5D - 10623 Berl<strong>in</strong>D - 28359 BremenTelefon +49 30 520059-200 Telefon +49 421 2015-784Telefax +49 30 520059-201 Telefax +49 421 2015-789Prognos AGPrognos AGSchwanenmarkt 21 Avenue des Arts 39D - 40213 DüsseldorfB - 1040 BrüsselTelefon +49 211 887-3131 Telefon +32 2 51322-27Telefax +49 211 887-3141 Telefax +32 2 50277-03Prognos AGPrognos AGSonnenstraße 14 Werastraße 21-23D - 80331 MünchenD - 70182 StuttgartTelefon +49 89 515146-170 Telefon +49 711 2194-245Telefax +49 89 515146-171 Telefax +49 711 2194-219Internetwww.prognos.com


Die CHE Consult GmbH im ÜberblickGeschäftsführerDr. Christian BertholdYorck HenerHandelregisternummerHRB 14653RechtsformGmbHGründungsjahr2001TätigkeitCHE Consult ist e<strong>in</strong>e Ausgründung des geme<strong>in</strong>nützigen Centrums für Hochschulentwicklung(CHE), welches 1994 von <strong>der</strong> Hochschulrektorenkonferenz (HRK) und <strong>der</strong> Bertelsmann Stiftung alsReformwerkstatt gegründet wurde. Die Firma arbeitet für Hochschulen, Wissenschaftse<strong>in</strong>richtungen,M<strong>in</strong>isterien o<strong>der</strong> Stiftungen und führt <strong>in</strong> <strong>der</strong>en Auftrag wissenschaftliche Untersuchungen,Evaluationen und Beratungsprojekte durch.ArbeitssprachenDeutsch, Englisch, FranzösischHauptsitzCHE Consult GmbHVerler Str. 6D-33332 GüterslohTelefon +49 (0)5241 211790Telefax +49 (0)5241 21179657Internetwww.che-consult.de


Inhalt0 Zusammenfassung 11 Auftrag und Zielsetzung 172 Gegenstand und Fragestellung 203 QS-Systeme <strong>in</strong> <strong>der</strong> beruflichen Bildung 233.1 Qualitätsbegriff <strong>in</strong> <strong>der</strong> beruflichen Bildung 233.2 QS-Systeme <strong>in</strong> <strong>der</strong> beruflichen Weiterbildung 253.3 QS-Instrumente <strong>in</strong> anerkannten Fortbildungen nach BBiG / HwO 303.3.1 Verfahren zur Entwicklung <strong>der</strong> Curricula 303.3.2 Strukturelemente des Curriculums 323.3.3 Angewandte Kompetenzbegriffe 323.3.4 Gestaltung <strong>der</strong> Zielfunktionen 333.3.5 Gestaltung <strong>der</strong> <strong>in</strong>haltlichen und methodischen Anfor<strong>der</strong>ungen 333.3.6 Ausgestaltungen von Prüfungen 343.3.7 Weitere wichtige QS-Instrumente für Weiterbildung <strong>in</strong> anerkanntenFortbildungsberufen 353.4 QS-Systeme <strong>in</strong> <strong>der</strong> beruflichen Ausbildung 364 <strong>Qualitätssicherungssysteme</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> akademischen Bildung 394.1 Qualitätsbegriffe im Hochschulbereich 394.1.1 Funktionale und qualitative Diversifizierung des deutschenHochschulsektors 394.1.2 Kopplung von Forschung und Lehre 404.1.3 Studienqualität als Kernziel des Bologna-Prozesses 414.1.4 Qualitätsprüfung durch Akkreditierung 434.1.5 Qualitätsmessung und Qualitätsvergleiche 454.2 Kompetenzbegriffe im Hochschulbereich 474.3 QS-Instrumente <strong>in</strong> <strong>der</strong> akademischen Bildung im Überblick 484.4 Ziele und Konzeption hochschuladäquater QS-Systeme 524.4.1 Institutionelle QS-Systeme 524.4.2 Systemakkreditierung 544.5 Umsetzungsstand an Universitäten und Fachhochschulen 564.5.1 Institutionelle QS-Systeme 564.5.2 Systemakkreditierung 605 Synoptische Gegenüberstellung von QS-Systemen <strong>in</strong> <strong>der</strong> beruflichenFortbildung und <strong>der</strong> Hochschulbildung 64I


6 Arbeitsmarktpotentiale 786.1 Employability 786.1.1 Beschäftigungsfähigkeit im direkten Anschluss an berufliche o<strong>der</strong>akademische Abschlüsse 796.1.2 Beschäftigungsfähigkeit im weiteren Berufsleben 826.2 Tarifliche E<strong>in</strong>gruppierung 826.3 Bildungsrenditen 846.3.1 Konzeptioneller H<strong>in</strong>tergrund 846.3.2 Vorgehensweise und Ergebnisse <strong>der</strong> OECD-Studie zuBildungsrenditen 846.3.2.1 Theoretische Grundlagen 856.3.2.2 Ergebnisse 856.3.3 Reichweite und Grenzen <strong>der</strong> Berechnung von Bildungsrenditen 896.3.3.1 Wenig verlässliche Annahmen zu E<strong>in</strong>kommensverläufen 906.3.3.2 Starke <strong>in</strong>dividuelle Streuung <strong>der</strong> Renditen über die Bildungsstufen 916.3.3.3 Nachfrageseitige E<strong>in</strong>flüsse auf E<strong>in</strong>kommensunterschiedeunzureichend berücksichtigt 986.3.3.4 Markte<strong>in</strong>kommen s<strong>in</strong>d nur teilweise abgebildet 986.3.4 Zusammenfassung 1006.4 Erwerbsstatus 1006.4.1 Erwerbsbeteiligung 1006.4.2 Arbeitslosigkeit 1046.5 Kompetenzen 1056.6 Fazit 1087 Qualitätssicherung vor dem H<strong>in</strong>tergrund des Europäischen bzw. DeutschenQualifikationsrahmens 1117.1 Die Entwicklung von Qualifikationsrahmen für Europa und Deutschland 1117.1.1 Der Europäische Qualifikationsrahmen (EQR) 1117.1.2 Entwicklungsprozess und aktueller Entwicklungsstand desDeutschen Qualifikationsrahmens (DQR) 1137.1.3 Positionen und Sichtweisen relevanter Akteure 1157.2 Implikationen <strong>der</strong> Entwicklung e<strong>in</strong>es (Deutschen) Qualifikationsrahmens fürdie Qualitätssicherung 1247.2.1 Qualifikationsrahmen und Qualitätssicherung 1247.2.2 Qualitätssicherung <strong>in</strong> <strong>der</strong> E<strong>in</strong>schätzung <strong>der</strong> am DQR-Prozessbeteiligten Akteure 1267.3 <strong>Qualitätssicherungssysteme</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> beruf-lichen und akademischen Bildungvor dem H<strong>in</strong>tergrund des DQR 1308 Schlussfolgerungen 1359 Literaturverzeichnis 138II


Abbildungs- und TabellenverzeichnisAbbildungenAbbildung 1: Überblick über das Projektdesign 18Abbildung 2: Kernelemente von <strong>Qualitätssicherungssysteme</strong>n im Bildungsbereich 21Abbildung 3: Struktur <strong>der</strong> beruflichen Ausbildung <strong>in</strong> Deutschland 24Abbildung 4: Kompetenzen laut Qualifikationsrahmen 48Abbildung 5: Basis-Modell e<strong>in</strong>es <strong>in</strong>stitutionellen QS-Systems 53Abbildung 6: E<strong>in</strong>richtung von Studiengängen im Rahmen <strong>der</strong> Systemakkreditierung 62Abbildung 7:Bildungsprämien nach Abschlusskategorie und Geschlecht fürGesamtdeutschland 2006 92Abbildung 8: E<strong>in</strong>kommensverteilung nach Qualifikationsstufen 93Abbildung 9: Individuelle Bildungsrenditen 1999 94Abbildung 10:Bildungsrenditen für Universitätsstudium nach Geschlecht undFachrichtung 96TabellenTabelle 1:Tabelle 2:Übersicht über die wichtigsten <strong>Qualitätssicherungssysteme</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong>beruflichen Weiterbildung 27Synopse <strong>der</strong> QS-Systeme <strong>in</strong> <strong>der</strong> beruflichen und akademischenBildung 67Tabelle 3: E<strong>in</strong>fluss unterschiedlicher Merkmale auf den Brutto-Stundenlohn 86Tabelle 4:Bildungsrendite (Internal Rare of Return) und Netto-Gegenwartswert(Net Present Value) e<strong>in</strong>er Bildungs<strong>in</strong>vestition nach Bildungsniveau,Geschlecht und Fachrichtung 95Tabelle 5: Haushaltse<strong>in</strong>kommen nach sozialer Stellung 2006 99Tabelle 6: Nettojahrese<strong>in</strong>kommen <strong>in</strong> Deutschland 2005 99Tabelle 7:Anteile <strong>der</strong> Erwerbstätigen und Nichterwerbstätigen an <strong>der</strong> Bevölkerungim Alter von 25 bis unter 65 Jahren 2006 nach Geschlecht undBildungsabschluss (<strong>in</strong> %) 101III


Tabelle 8:Tabelle 9:Tabelle 10:Tabelle 11:Geleistete Wochenarbeitsstunden 2004 nach Bildungsabschluss undGeschlecht 102Erwerbsbeteiligung (Anteil <strong>der</strong> Erwerbstätigen an <strong>der</strong> jeweiligenBevölkerung) <strong>in</strong> Prozent 103Qualifikationsspezifische Arbeitslosenquoten 2007 (<strong>in</strong> Prozent allerzivilen Erwerbspersonen gleicher Qualifikation) für Deutschlandgesamt 104Qualifikationsspezifische Arbeitslosenquoten (<strong>in</strong> Prozent aller zivilenErwerbspersonen gleicher Qualifikation) 105IV


AbkürzungsverzeichnisAFBGAKAMVOANKOMAWOAZWVBABaföGBAG EJSABAG ÖRTBA-StudiengangBbiGBDABDIBGABIBBBLBSBMASBMBFBMWiBWICERTQUAAufstiegsfortbildungsför<strong>der</strong>ungsgesetzArbeitskreisVerordnung über die geme<strong>in</strong>samen Anfor<strong>der</strong>ungen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Meisterprüfungim HandwerkAnrechnung beruflicher Kompetenzen auf HochschulstudiengängeArbeiterwohlfahrt Bundesverband e.V.Anerkennungs- und Zulassungsverordnung WeiterbildungBundesagentur für ArbeitBundesausbildungsför<strong>der</strong>ungsgesetzBundesarbeitsgeme<strong>in</strong>schaft Evangelische Jugendsozialarbeit e.V.Bundesarbeitsgeme<strong>in</strong>schaft örtlich regionaler Träger <strong>der</strong> JugendsozialarbeitBachelor-StudiengangBerufsbildungsgesetzBundesverband <strong>der</strong> deutschen ArbeitgeberverbändeBundesverband <strong>der</strong> Deutschen IndustrieBundesverband des Deutschen Groß- und Außenhandels e.V.Bundes<strong>in</strong>stitut für berufliche BildungBundesverband <strong>der</strong> Lehrer<strong>in</strong>nen und Lehrer an beruflichen Schulene.V.Bundesm<strong>in</strong>isterium für Arbeit und SozialesBundesm<strong>in</strong>isterium für Bildung und ForschungBundesm<strong>in</strong>isterium für Wirtschaft und TechnologieBerufswertigkeits<strong>in</strong>dexZertifizierungsgesellschaft <strong>der</strong> Spitzenverbände <strong>der</strong> DeutschenWirtschaft und des Wuppertaler Kreises e. V.V


DBVDFGDGBDHKTDIHKDINDQRDRKDVWOECTSECVETEDUQUAEFQMEQARFEQRERA-TVESGEUAFBHFern-USGFHFOMGEWHDEDeutscher BauernverbandDeutsche Forschungsgeme<strong>in</strong>schaftDeutscher GewerkschaftsbundDeutscher HandwerkskammertagDeutscher Industrie- und HandelskammertagDeutsches Institut für NormungDeutscher QualifikationsrahmenDeutsches Rotes Kreuz e.V.Dachverband <strong>der</strong> WeiterbildungsorganisationenEuropean Creditpo<strong>in</strong>t Transfer SystemEuropean Credit System for Vocational Education and Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>gSchweizerisches Qualitätslabel <strong>in</strong> <strong>der</strong> WeiterbildungEuropean Foundation for Quality ManagementEuropäischer Bezugsrahmen für die Qualitätssicherung <strong>in</strong> <strong>der</strong> beruflichenAus- und WeiterbildungEuropäischer QualifikationsrahmenEntgeltrahmen-TarifvertragswerkEuropean Standards and Guidel<strong>in</strong>esEuropean University AssociationForschungs<strong>in</strong>stitut für Berufsbildung im Handwerk an <strong>der</strong> Universitätzu KölnFernunterrichtsschutzgesetzFachhochschuleFachhochschule für Ökonomie und ManagementGewerkschaft Erziehung und WissenschaftHauptverband des Deutschen E<strong>in</strong>zelhandelsVI


HISHRGHRKHWKHwOIABIBIHKISOITIWKJSKMKLQWMA-StudiengangMPVerfVoOECDOESPASPhDProReKoQESplusQMQSQ2EHochschul<strong>in</strong>formationssystemHochschulrahmengesetzHochschulrektorenkonferenzHandwerkskammerHandwerksordnungInstitut für Arbeitsmarkt- und BerufsforschungInternationaler BundIndustrie- und HandelskammerInternationale Organisation für NormungInformationstechnikInstitut <strong>der</strong> Deutschen WirtschaftKatholische JugendsozialarbeitKultusm<strong>in</strong>isterkonferenzLernorientierte Qualitätstestierung <strong>in</strong> <strong>der</strong> WeiterbildungMaster-StudiengangVerordnung über das Zulassungs- und Prüfungsverfahren für dieMeisterprüfung im HandwerkOrganisation for Economic Co-operation and DevelopmentOperativ eigenständige SchulePublicly Available SpecificationPhilosophiae DoctorProjekt Regionale KompetenzzentrenQualitätsentwicklungssystem für Weiterbildungse<strong>in</strong>richtungenQualitätsmanagementQualitätssicherungQualität durch Evaluation und EntwicklungVII


SGBTQMTUTvöDWDHKTZDHZevAZfHZFUZQSozialgesetzbuchTotal Quality ManagementTechnische UniversitätTarifvertrag des öffentlichen DienstesWestdeutscher HandwerkskammertagZentralverband des Deutschen HandwerksZentrale Evaluations- und AkkreditierungsagenturZentrum für Hochschul- und QualitätsentwicklungZentralstelle für FernunterrichtZentrum für Qualitätssicherung und -entwicklungVIII


0 ZusammenfassungMit <strong>der</strong> E<strong>in</strong>führung des Europäischen Qualifikationsrahmens und<strong>der</strong> daran anschließenden aktuellen Bemühungen um e<strong>in</strong>en NationalenQualifikationsrahmen (DQR) sowie vor dem H<strong>in</strong>tergrund<strong>der</strong> politischen Diskussion um die Durchlässigkeit und Anschlussfähigkeitvon Bildungsgängen erhält das Thema <strong>der</strong> Qualitätssicherung<strong>in</strong> <strong>der</strong> beruflichen und akademischen Bildung aktuell e<strong>in</strong>enhohen Stellenwert.Das Bundesm<strong>in</strong>isterium für Wirtschaft und Technologie (BMWi)hat daher e<strong>in</strong>e Studie zum „Synoptischen <strong>Vergleich</strong> <strong>der</strong> <strong>Qualitätssicherungssysteme</strong>für die berufliche und akademische Bildung“ausgeschrieben und die Prognos AG <strong>in</strong> Zusammenarbeit mit <strong>der</strong>CHE Consult GmbH mit <strong>der</strong> Durchführung beauftragt.Die Studie umfasst drei Module: <strong>Synoptischer</strong> <strong>Vergleich</strong> <strong>der</strong> <strong>Qualitätssicherungssysteme</strong> beruflicherund akademischer Bildung, Empirische Bestandsaufnahme <strong>der</strong> Arbeitsmarktpotenzialevon Absolvent/-<strong>in</strong>nen beruflicher und akademischer Bildungim <strong>Vergleich</strong>, Darstellung von Positionen politisch relevanter Akteure zurQualitätssicherung und zum DQR und Ableitung von Anknüpfungspunktenzum <strong>in</strong> Arbeit bef<strong>in</strong>dlichen DQR.Gegenstand und Fragestellung<strong>Qualitätssicherungssysteme</strong> (QS-Systeme) beschreiben umfassendestrukturierte Qualitätssicherungs- und-entwicklungsmaßnahmen, welche über die Rückkoppelung vonErgebnissen an Steuerung zu e<strong>in</strong>em Qualitätskreislauf verbundens<strong>in</strong>d. Hauptzweck von QS-Systemen ist <strong>der</strong> strategische, d.h. mittel-und langfristige Erfolg e<strong>in</strong>er Organisation durch qualitativhochwertige Leistungen. Dazu braucht es e<strong>in</strong>e klare Qualitätspolitikund -strategie <strong>in</strong>klusive operativer Ziele. Zudem müssen sowohldie organisations<strong>in</strong>ternen Voraussetzungen (Strukturen, Ausstattung,F<strong>in</strong>anzen etc.), Abläufe (Prozesse) und Ergebnisse als auchdie externen Anfor<strong>der</strong>ungen aus dem relevanten Umfeld <strong>in</strong> dasstrategische Konzept e<strong>in</strong>gehen.Die Analysen im Rahmen des <strong>Vergleich</strong>es geben e<strong>in</strong>en Überblicküber den aktuellen Stand <strong>der</strong> Entwicklungen <strong>in</strong> <strong>der</strong> beruflichen(Fokus: anerkannte Aufstiegsfortbildung) und akademischen Bildung(Fokus: Lehre).1


Abbildung: Kernelemente von <strong>Qualitätssicherungssysteme</strong>n imBildungsbereichINPUT PROZESSE OUTPUT / OUTCOMEErfolgreiches Zusammenwirkenverschiedener Input-Faktoren mitdem Ziel, die Qualitätszieleumzusetzen. Vor allem.:Management von <strong>in</strong>stitutionellenAbläufen, die e<strong>in</strong> bestmöglichesLehren und Lernen ermöglichen u .a.durchRegelmäßige Überprüfung<strong>der</strong> Ergebnisse bzw. Erfolgdes Bildungsprozesses wiez.B.:Qualitätsziele Qualifikation von Lehrende Auswahl von Lernenden InstitutionelleEntscheidunsstrukturen Ressourcenlenkung Interaktionsbeziehungen mitrelevanten Anspruchsgruppen Def<strong>in</strong>ition und regelmäßige Pflegeerfolgskritischer Prozesse Schaffung e<strong>in</strong>er nutzerfreundlichenInfrastruktur BerufsspezifischegegenstandsbezogeneQualifikationen (Kompetenzen,Qualifikationen) Arbeitsbezogene sozialeKompetenzen (Teamfähigkeitetc.) Allgeme<strong>in</strong>ePersönlichkeitsmerkmale (z.B.Selbstkonzept,Kontrollbewusstse<strong>in</strong>)Rückkopplung Ergebnisqualität mit ZielenQuelle: Prognos AG; CHE Consult GmbHNach e<strong>in</strong>er ausführlichen Darstellung des aktuellen Stands <strong>der</strong>Qualitätssicherung wird e<strong>in</strong> synoptischer <strong>Vergleich</strong> <strong>der</strong> <strong>Qualitätssicherungssysteme</strong><strong>in</strong> <strong>der</strong> beruflichen und <strong>der</strong> akademischen Bildunganhand von acht Kriterien vorgenommen.QS-Systeme <strong>in</strong> <strong>der</strong> beruflichen und akademischen BildungQualitätssicherung spielt sowohl <strong>in</strong> <strong>der</strong> akademischen als auch <strong>der</strong>beruflichen Bildung e<strong>in</strong>e zunehmend wichtige Rolle. Im Zuge e<strong>in</strong>er<strong>in</strong> beiden Bildungsbereichen verstärkten Qualitätsorientierung kames zunächst zu e<strong>in</strong>em verstärkten E<strong>in</strong>satz e<strong>in</strong>zelner QS-Instrumente wie z.B. Lehrevaluationen zur Identifikation von Verbesserungsmöglichkeitenund/o<strong>der</strong> zur Überprüfung von Ausbildungszielen,die E<strong>in</strong>beziehung von Stakehol<strong>der</strong>n <strong>in</strong> den Prozess<strong>der</strong> Curriculumsentwicklung o<strong>der</strong> Absolvent/-<strong>in</strong>nenbefragungen,die Auskunft über Arbeitsmarkt- und Berufschancen geben. Sowohl<strong>in</strong> <strong>der</strong> beruflichen als auch <strong>der</strong> akademischen Bildung existierendabei vielfältige Instrumente und Verfahren, welche <strong>in</strong> ihrerZielrichtung und formalen Glie<strong>der</strong>ung vielfach kongruent bzw. sehrähnlich gelagert s<strong>in</strong>d. Der Entwicklungspfad richtete sich <strong>in</strong> beidenBildungsbereichen dabei auf die Implementierung umfassen<strong>der</strong> <strong>in</strong>stitutionellerSysteme, welche Zielsetzungen, Prozesse und Ergebnissezu e<strong>in</strong>em Qualitätskreislauf verb<strong>in</strong>den.2


Die idealtypische Umsetzung e<strong>in</strong>es QS-Systems wird <strong>in</strong> <strong>der</strong> Realitätwe<strong>der</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> akademischen noch von <strong>der</strong> beruflichen Bildungerreicht. Dies ist vor allem darauf zurück zu führen, dass Erkenntnisseaus e<strong>in</strong>zelnen QS-Prozessen nicht systematisch, flächendeckendund strukturübergreifend <strong>in</strong> die strategische Steuerungrückgekoppelt werden. Desweiteren gestaltet sich die Zusammensetzungund E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung e<strong>in</strong>zelner QS-Instrumente sehr heterogen.Zwar liegen <strong>in</strong> beiden Bildungsbereichen adäquate, formalähnlich gelagerte Qualitätssicherungsmechanismen vor, doch unterscheidensich die Gegenstände <strong>der</strong> Qualitätssicherung und diedamit verbundenen Zielausrichtungen. Diskrepanzen gibt es zudembei den zugrunde liegenden Steuerungsmodellen. WährendQualitätssicherung <strong>in</strong> <strong>der</strong> akademischen Bildung vorrangig <strong>in</strong>nerhalb<strong>der</strong> jeweiligen Hochschule gesteuert wird, s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> <strong>der</strong> beruflichenBildung <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e bei bundesweit e<strong>in</strong>heitlich geregeltenFortbildungen mehr Akteure und Strukturebenen <strong>in</strong> e<strong>in</strong> umfassendesQualitätssicherungssystem e<strong>in</strong>zub<strong>in</strong>den.1. Politische und rechtliche Rahmenbed<strong>in</strong>gungenRahmenregelungen zur Qualitätssicherung <strong>in</strong> <strong>der</strong> akademischenBildung f<strong>in</strong>den sich <strong>in</strong> den 16 Landeshochschulgesetzen. In <strong>der</strong>Regel werden e<strong>in</strong>ige QS-Instrumente <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e für den BereichLehre und Studium vorgegeben, ansonsten wird auf die Autonomie<strong>der</strong> Hochschulen verwiesen.Die meisten Landeshochschulgesetze verpflichten die Hochschulen,ihre Studiengänge durch e<strong>in</strong>e vom deutschen Akkreditierungsratzugelassene Agentur zertifizieren zu lassen. Zusätzlich zu <strong>der</strong>Akkreditierung von Studienprogrammen (Programmakkreditierung)wurde im Frühjahr 2008 die Möglichkeit <strong>der</strong> Akkreditierung vonQS-Systemen für Lehre und Studium (Systemakkreditierung) e<strong>in</strong>geführt.Zwischen diesen beiden Alternativen können die Hochschulenwählen.Als län<strong>der</strong>übergreifende Richtl<strong>in</strong>ien liegen vor: Beschlüsse <strong>der</strong> KMK zur „Künftigen Entwicklung <strong>der</strong> län<strong>der</strong>- undhochschulübergreifenden Qualitätssicherung <strong>in</strong> Deutschland“(2002) sowie zur „Qualitätssicherung <strong>der</strong> Lehre“ (2005) und„Län<strong>der</strong>geme<strong>in</strong>same Strukturvorgaben für die Akkreditierungvon Bachelor- und Masterstudiengängen“ (2008). <strong>der</strong> nationale „Qualifikationsrahmen für deutsche Hochschulabschlüsse“<strong>der</strong> KMK geme<strong>in</strong>sam mit dem Bundesm<strong>in</strong>isterium fürBildung und Forschung (BMBF) und <strong>der</strong> Hochschulrektorenkonferenz(HRK) (2005). die Beschlüsse des Akkreditierungsrates zu den Kriterien undRechtsgrundlagen <strong>der</strong> Programm- und Systemakkreditierung(<strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e die aus den Jahren 2006, 2007, 2008).3


Für die berufliche Bildung gelten das Berufsbildungsgesetz(BBiG) und die Handwerksordnung (HwO) bundesweit und def<strong>in</strong>ierenden Qualitätsstandard für anerkannte Fortbildungsverordnungen.Derzeit gibt es 131 solcher Verordnungen. Zusätzlich könnendie Industrie- und Handelskammern (IHK) auf regionaler EbeneFortbildungsprüfungsregelungen erlassen. Schon 1979 hat <strong>der</strong>Bundesausschuss für Berufsbildung Empfehlungen für Verfahrenund Prüfungsregelungen <strong>in</strong> regionalen Fortbildungsordnungen erlassen.Zusätzlich existiert e<strong>in</strong>e Vere<strong>in</strong>barung zwischen dem DGB und denSpitzenorganisationen <strong>der</strong> Wirtschaft, die die Kriterien def<strong>in</strong>iert,nach denen anerkannten Fortbildungsregelungen des Bundes sowie<strong>der</strong> zuständigen Stellen angestrebt werden sollen.Ausgangspunkt für die Qualitätssicherung <strong>in</strong> <strong>der</strong> Fortbildung bildendie rechtlichen Rahmenbed<strong>in</strong>gungen für die berufliche Ausbildung,die im BBiG bzw. <strong>der</strong> HwO nie<strong>der</strong>gelegt s<strong>in</strong>d. Diese regeln die beruflicheAusbildung, die formale Voraussetzung für den Beg<strong>in</strong>n e<strong>in</strong>erstaatlich anerkannten Fortbildung ist. Analog zum Bereich <strong>der</strong>anerkannten Fortbildungen def<strong>in</strong>iert das BBiG Vorgaben für dieQualitätssicherung: Verfahren zur Entwicklung <strong>der</strong> Curricula,Strukturelemente des Curriculums, angewandte Kompetenzbegriffe,Zielfunktionen, <strong>in</strong>haltliche und methodische Anfor<strong>der</strong>ungen sowieAusgestaltung <strong>der</strong> Prüfungen.Das novellierte Aufstiegsfortbildungsför<strong>der</strong>ungsgesetz (AFBG)welches ab 1. Juli 2009 <strong>in</strong> Kraft tritt, sieht vor, dass „Meister-Bafög“ nur noch <strong>in</strong> Anspruch genommen werden kann, wenn <strong>der</strong>Bildungsanbieter e<strong>in</strong> QS-System implementiert hat.Darüber h<strong>in</strong>aus gibt es Gütesiegel staatlicher Stellen, welche fürspezifische Weiterbildungsangebote vergeben werden (z.B. das1977 im Fernunterrichtsschutzgesetz (Fern-USG) verankerte ZFU-Siegel für Fernunterrichtsangebote, o<strong>der</strong> die Anerkennung nachdem Bremer Weiterbildungsgesetz („Bremer Modell“)).2. QualitätsbegriffeIn <strong>der</strong> akademischen Bildung wird Qualität vorwiegend als fitnessfor purpose 1 def<strong>in</strong>iert und orientiert sich an den profilspezifischenBildungszielen <strong>der</strong> jeweiligen Hochschule bzw. des jeweiligenStudiengangs. Da im Hochschulbereich Lehre und Forschungim Zusammenhang gesehen werden, spielt <strong>der</strong> Forschungsbezugfür die Qualität <strong>der</strong> akademischen Bildung e<strong>in</strong>e Rolle. Dieser ist jedochje nach Hochschultyp und fachlicher Ausrichtung des Studiengangsunterschiedlich ausgeprägt.1 vgl. Carstensen/Hofmann 2006, S. 74


In den Rank<strong>in</strong>gs und Rat<strong>in</strong>gs werden unterschiedliche Qualitätsbegriffeverwendet. Je nach methodischer Ausrichtung des durchführendenInstituts orientieren sich die Qualitätsbegriffe teils anhochschulpolitisch legitimierten Vorgaben z.B. von KMK und Akkreditierungsratund teils an weitergehenden Qualitätskriterien, dievon den Instituten selbst entwickelt werden.In <strong>der</strong> beruflichen Bildung konzentriert sich <strong>der</strong> übergeordneteQualitätsbegriff auf die Erhaltung und Anpassung sowie die Erweiterung<strong>der</strong> beruflichen Handlungsfähigkeit. Berufliche Handlungsfähigkeitist im novellierten BBiG def<strong>in</strong>iert als „notwendige beruflicheFertigkeiten, Kenntnisse und Fähigkeiten“. Der Qualitätsbegriffist damit bundese<strong>in</strong>heitlich normiert und def<strong>in</strong>iert Qualitätsstandardsfür die Fortbildungsverordnungen.Ergänzt und präzisiert wird <strong>der</strong> Qualitätsbegriff durch Empfehlungendes Bundesausschusses für Berufsbildung zur Anwendungvon Lehrgangsempfehlungen. Diese schaffen e<strong>in</strong>heitliche Kriterienfür <strong>in</strong>haltliche und methodischen Anfor<strong>der</strong>ungen <strong>in</strong> Fortbildungsgängeund operationalisieren das Qualitätsziel <strong>der</strong> beruflichenHandlungsfähigkeit. Die Qualität <strong>der</strong> bundese<strong>in</strong>heitlichen Prüfungenwird zusätzlich durch E<strong>in</strong>zelmaßnahmen gesichert, wie bspw.durch QS-Systeme nach ISO 9001:2000. Darüber h<strong>in</strong>aus werdendie hoheitlichen Aufgaben <strong>der</strong> K<strong>in</strong> <strong>der</strong> Erarbeitung und Prüfungvon Fortbildungsordnungen durch die Kammeraufsicht <strong>der</strong> Län<strong>der</strong>überwacht.3. Verbreitung von QS-SystemenInstitutionelle Qualitätssicherung im deutschen Hochschulsektorist e<strong>in</strong> vergleichsweise neuer Trend. Zu Beg<strong>in</strong>n <strong>der</strong> 90er Jahrenkamen <strong>in</strong> den Hochschulen zunächst verstärkt Evaluationsverfahrenzur Anwendung. Mit E<strong>in</strong>setzen des Bologna-Prozesses im Jahr1999 etablierten sich zunehmend mehr QS-Instrumente. Insgesamtist <strong>der</strong> Verbreitungsgrad niedrig, allerd<strong>in</strong>gs bei stark zunehmen<strong>der</strong>Tendenz.QS-Systeme haben im Sektor <strong>der</strong> beruflichen Fortbildungen e<strong>in</strong>eweite Verbreitung. Gründe dafür s<strong>in</strong>d sowohl die kompetitive Anbieterstruktur,<strong>in</strong> <strong>der</strong>en Rahmen die Sicherung von Marktvorteilenüber den Nachweis e<strong>in</strong>er bestimmten Qualität <strong>der</strong> Bildungsangeboteerfolgt, als auch die Verän<strong>der</strong>ung gesetzlicher Rahmenbed<strong>in</strong>gungen.So sieht die zum 1. Juli 2009 <strong>in</strong> Kraft tretende Novelle desAFBG vor, dass die Teilnehmer/-<strong>in</strong>nen staatlich anerkannter Fortbildungennur noch dann „Meister-Bafög“ <strong>in</strong> Anspruch nehmenkönnen, wenn die E<strong>in</strong>richtung, bei <strong>der</strong> die Fortbildung gemachtwird, über e<strong>in</strong> QS-System verfügt.5


4. Typen von QS-SystemenIm Bereich <strong>der</strong> Hochschulbildung f<strong>in</strong>den sich <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e:Institutionelle EvaluationAlle Organisationsbereiche e<strong>in</strong>er Hochschule werden regelmäßigevaluiert. Das Verfahren besteht aus drei Stufen: Selbstbericht <strong>der</strong>untersuchten E<strong>in</strong>heit, Begutachtung durch externe Expert/-<strong>in</strong>nen,Abschluss von Vere<strong>in</strong>barungen zur Verbesserung. Die Ergebnisse<strong>der</strong> Evaluationsverfahren werden über Zielvere<strong>in</strong>barungenund/o<strong>der</strong> f<strong>in</strong>anzielle Anreizsysteme mit <strong>der</strong> strategischen Steuerungverbunden.Qualitätsmanagementsysteme <strong>in</strong> Anlehnung an EFQM und DINISO 9000ff.Ausgangspunkt ist e<strong>in</strong> Strategiekonzept, welches zugleich dieQualitätsziele bezogen auf Lehre. Studium und Forschung benennt.Darauf abgestimmt werden Strukturen und Prozesse gestaltetund Ressourcen verteilt. Die Ergebnisse werden mittels Evaluations-und Controll<strong>in</strong>gverfahren ermittelt und mit dem Strategiekonzeptrückgekoppelt.QS-Systeme nach Maßgabe <strong>der</strong> SystemakkreditierungDurch die Systemakkreditierung wird geprüft, ob die Hochschulee<strong>in</strong> QS-System implementiert hat, mit dem sie nachweislich undnachhaltig die Qualität ihrer Studienangebote steuern kann. DasQS-System für Lehre und Studium basiert auf e<strong>in</strong>er transparentenQualitätspolitik und e<strong>in</strong>em klaren Ausbildungsprofil.Im Bereich <strong>der</strong> beruflichen Bildung f<strong>in</strong>den sich <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e:Qualitätsmanagementsysteme <strong>in</strong> Anlehnung an DIN ISO 9000ff.,EFQMBeide Verfahren stammen aus <strong>der</strong> produzierenden Wirtschaft unddef<strong>in</strong>iert allgeme<strong>in</strong>e Bewertungsgegenstände für die Qualität wiebspw. „Führung“, „prozessorientiertes Ressourcenmanagement“etc. Die Bewertungsgegenstände müssen daher für Weiterbildungse<strong>in</strong>richtungenspezifiziert werden. Zentraler Unterschiedzwischen beiden Systemen ist, dass das EFQM Modell als oberstesQualitätsziel nicht nur die Kundenzufriedenheit def<strong>in</strong>iert wiedas ISO 9000ff, son<strong>der</strong>n die Belange aller am „Produktionsprozess“beteiligten Akteure berücksichtigt.6


QS-Systeme <strong>in</strong> <strong>der</strong> Weiterentwicklungen von DIN ISO 9000 ff undEFQM bzw. TQMHierzu zählen Modelle wie das DVWO-Qualitätsmodell des Dachverbands<strong>der</strong> Weiterbildungsorganisationen e.V. o<strong>der</strong> das LQW-Modell. Beide ergänzen bewährte <strong>Qualitätssicherungssysteme</strong> umdie für Weiterbildungsanbieter wichtigen unterrichts- und teilnehmer/-<strong>in</strong>nenbezogenenQualitätsanfor<strong>der</strong>ungen.QS-Systeme nach PAS 1037Dieser Typ ist speziell für E<strong>in</strong>richtungen <strong>der</strong> wirtschaftsorientiertenAus- und Weiterbildung entwickelt und 2004 vom Deutschen Institutfür Normung (DIN) zugelassen worden. Das Modell unterscheidet:Basis, Standard und Exzellenz. Zur Erreichung <strong>der</strong> jeweiligenStufe muss das QS-System <strong>der</strong> Weiterbildungse<strong>in</strong>richtung bestimmteAnfor<strong>der</strong>ungen erfüllen.Institutionelle Evaluation (QESplus)Dieser Typ stellt analog <strong>der</strong> <strong>in</strong>stitutionellen Evaluation an Hochschulendie Selbstevaluation ergänzt durch externe Begutachtung<strong>in</strong> den Mittelpunkt.5. Instrumente und VerfahrenDie angewendeten Instrumente und Verfahren <strong>der</strong> Qualitätssicherung<strong>in</strong> <strong>der</strong> beruflichen und akademischen Bildung können den BereichenStrategische Steuerung, Input, Prozessmanagement undControll<strong>in</strong>g zugeordnet werden. Die dargestellten Instrumente undVerfahren werden häufig nicht im Rahmen von QS-Systemen e<strong>in</strong>gesetzt,son<strong>der</strong>n punktuell, anlassbezogen und nicht von allen Akteuren<strong>der</strong> beruflichen und akademischen Bildung. E<strong>in</strong>e detaillierteAufstellung f<strong>in</strong>det sich <strong>in</strong> den Kapiteln 3 und 4.6. Gegenstände <strong>der</strong> QS-SystemeIn <strong>der</strong> akademischen Bildung ist Hauptgegenstand <strong>der</strong> QS-Systeme für Lehre und Studium neben <strong>der</strong> Qualität <strong>der</strong> studiengangsbezogenenAbläufe vor allem die vermittelten Kompetenzen.Von diesen hängt <strong>der</strong> Erfolg <strong>der</strong> Absolvent/-<strong>in</strong>nen am Arbeitsmarktab. Welchen Qualitätsansprüchen die vermittelten Kompetenzengenügen müssen, hängt von <strong>der</strong> fachlichen Ausrichtung und denZielen des jeweiligen Studiengangs ab.Hauptgegenstand von QS-Systemen zur Regulierung bundese<strong>in</strong>heitlicherberuflicher Fortbildung ist die Qualität <strong>der</strong> vermitteltenKompetenzen, die über abgestimmte Prüfungsverfahren gesichertwird. Abstrakt formuliert soll die „berufliche Fortbildung es ermöglichen,die berufliche Handlungsfähigkeit zu erhalten und anzupasseno<strong>der</strong> zu erweitern und beruflich aufzusteigen“; (§ 1 IV BBiG).7


Die Umsetzung <strong>der</strong> Prozesse und Abläufe zur Kompetenzvermittlungliegt <strong>in</strong> <strong>der</strong> Verantwortung <strong>der</strong> jeweiligen Institutionen, wobe<strong>in</strong>eben den e<strong>in</strong>heitlich gültigen Fortbildungsverordnungen, zentralePrüfungen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>igen Fortbildungsgänge sowie die Verordnungenzu Anfor<strong>der</strong>ungen, Zulassung und Durchführung von Meisterprüfungenzusätzlich vere<strong>in</strong>heitlichend wirken.7. Aktueller Entwicklungsstand <strong>der</strong> QS-SystemeEs gibt nur wenige Hochschulen <strong>in</strong> Deutschland, die über e<strong>in</strong>ausgereiftes QS-System verfügen. Der überwiegende Teil <strong>der</strong>Hochschulen hat erst vor kurzem mit dem Aufbau von QS-Systemen für Lehre und Studium begonnen.Fortbildungse<strong>in</strong>richtungen <strong>der</strong> beruflichen Bildung haben dieWahl zwischen e<strong>in</strong>er Fülle von QS-Systemen, die sich <strong>in</strong> den vergangenenJahren herausgebildet haben. Aufgrund <strong>der</strong> rechtlichenNormierung, e<strong>in</strong>er Vielzahl erprobter Empfehlungen sowie beson<strong>der</strong>erQS-Systeme <strong>der</strong> Kammern (nicht flächendeckend) ist die OSbei <strong>der</strong> Entwicklung & Prüfung bundese<strong>in</strong>heitlicher Fortbildungsordnungenbeson<strong>der</strong>s weit fortgeschritten.8. Zertifizierung <strong>der</strong> QS-SystemeE<strong>in</strong>e Zertifizierung von QS-Systemen erfolgt sowohl <strong>in</strong> <strong>der</strong> beruflichenals auch akademischen Bildung freiwillig. Für die Zertifizierungstehen jedem Bildungsbereich spezifische Organisationen zurVerfügung. Die Kammern evaluieren darüber h<strong>in</strong>aus regelmäßigdie Ergebnisse ihrer Arbeit.ArbeitsmarktpotenzialeDie Arbeitsmarktpotenziale von Absolvent/-<strong>in</strong>nen beruflicher undakademischer Bildungsgänge werden e<strong>in</strong>er empirischen Bestandsaufnahmeunterzogen. Diese untersucht fünf Indikatoren.1) EmployabilityDie Vermittlung von Beschäftigungsfähigkeit ist und war traditionelle<strong>in</strong>e Stärke <strong>der</strong> beruflichen Bildung. Im Zuge des Bolognaprozessesgew<strong>in</strong>nt die För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Beschäftigungsfähigkeit allerd<strong>in</strong>gsauch an Hochschulen an Bedeutung. E<strong>in</strong>e Analyse ausgewählterIndikatoren zum <strong>Vergleich</strong> <strong>der</strong> Entwicklung <strong>der</strong> Beschäftigungsfähigkeitvon Personen unterschiedlicher Qualifikationsstufen zeigt:Absolvent/-<strong>in</strong>nen <strong>der</strong> beruflichen Ausbildung erzielen jenach Branche Übernahmequoten von 75% und mehr (vgl.BMBF 2008: 424).8


Zwei Drittel <strong>der</strong> Absolvent/-<strong>in</strong>nen von IHK-Weiterbildungsprüfungen geben an, die Weiterbildungs<strong>in</strong>vestitionhätte sich positiv auf die berufliche Entwicklungausgewirkt und sich <strong>in</strong> größerer Verantwortung und f<strong>in</strong>anziellenVerbesserungen nie<strong>der</strong>geschlagen (vgl. DIHK2008a: 18ff.).90% <strong>der</strong> Hochschulabsolvent/-<strong>in</strong>nen gehen 5 Jahre nachdem Abschluss e<strong>in</strong>er regulären Erwerbstätigkeit nach. Inbestimmten Fachrichtungen lassen sich jedoch <strong>in</strong> <strong>der</strong> erstenPhase nach dem Studienabschluss vielfältige Komb<strong>in</strong>ationenbspw. von Werk- und Honorararbeiten, Übergangsjobs,Praktika sowie weiteren akademischen und beruflichenQualifizierungen f<strong>in</strong>den.Die zunehmende Bedeutung <strong>der</strong> employability zeigt sich an<strong>der</strong> Entwicklung <strong>der</strong> dualen Studiengänge <strong>in</strong> Deutschland.Im Juli 2008 studierten knapp 44.000 Studierende <strong>in</strong> 687Studiengängen an 260 Hochschulen / Berufsakademien.Insgesamt s<strong>in</strong>d über die Zeit sowohl höhere Abschlüsse <strong>der</strong> beruflichenBildung (wie bspw. e<strong>in</strong> Meister- o<strong>der</strong> Techniker-Abschluss)als auch <strong>der</strong> akademischen Bildung geeignet, die Beschäftigungsfähigkeitüber die Zeit aufrecht zu erhalten.2) Tarifliche E<strong>in</strong>gruppierungDie E<strong>in</strong>stufung von beruflichen und akademischen Bildungsabschlüssen<strong>in</strong> bestehende Tarifverträge reflektieren die formaleWertigkeit <strong>der</strong> Abschlüsse. Grundsätzlich kann die E<strong>in</strong>stufung jedochunabhängig vom formalen Abschluss auch auf Grundlage <strong>der</strong>tatsächlich durchgeführten Tätigkeit entschieden werden.Die Analysen zeigen, dass berufliche und akademische Bildungsabschlüsseunterschiedlichen Entgeltgruppen zugeordnet werden.Berufliche Abschlüsse (auch <strong>der</strong> Aufstiegsfortbildung) s<strong>in</strong>d – mitAusnahme e<strong>in</strong>iger Übergangsregelungen bspw. für Meister – dabeiimmer niedrigeren Entgeltgruppen als akademische BA- undMA-Qualifikationen zugeordnet. BA-Abschlüsse werden <strong>in</strong> denneuen Tarifverträgen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel mit dem alten FH-Diplomgleichgestellt, MA-Abschlüsse mit dem alten Universitäts-Diplom(vgl. Dölecke 2008: 5; exempl. ERA TV Bayern, Norddeutschland).Auch gehen die Unternehmen davon aus, dass Bachelorabsolvent/-<strong>in</strong>nen,die zukünftig e<strong>in</strong>gestellt werden sollen, ebenfalls aufdem Niveau klassischer Diplom-FH-Absolvent/-<strong>in</strong>nen e<strong>in</strong>gestuftwerden (vgl. IW 2008: 234).9


3) BildungsrenditenZusammenfassend ergibt sich aus <strong>der</strong> Zusammenschau aller Elementefür Deutschland e<strong>in</strong>e private Bildungsrendite <strong>der</strong> tertiärenBildung <strong>in</strong> Höhe von etwa 6% gegenüber <strong>der</strong> sekundären Bildung(vgl. Boar<strong>in</strong>i und Strauss 2008: Figur 11).Jedoch ist <strong>der</strong> sich <strong>in</strong> den Bildungsrenditen artikulierende deutlichemonetäre Vorteil akademischer Bildungsgänge bei differenzieren<strong>der</strong>Betrachtung vielen Vorbehalten unterworfen und stark zu relativieren.Folgende Faktoren wirken auf die Analyseergebnisse zuBildungsrenditen:- Berechnungen zu Bildungsrenditen und -prämien s<strong>in</strong>d zumeistDurchschnittsberechnungen. Sie vernachlässigen, dass <strong>in</strong>dividuelleE<strong>in</strong>kommen häufig stark vom Durchschnitt abweichen.So schwankt <strong>der</strong> Verdienst und damit die Bildungsrendite deutlichmit <strong>der</strong> gewählten Studienrichtung.- Nachfrageseitige E<strong>in</strong>flussfaktoren auf das E<strong>in</strong>kommen wiebspw. die Unternehmensgröße werden <strong>in</strong> den Berechnungennicht berücksichtigt.- Durch die Nichtberücksichtigung e<strong>in</strong>kommensstarker Gruppenwie bspw. den Selbständigen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Berechnung von Bildungsrenditenwerden die Marktverhältnisse nicht adäquat abgebildet.Würden die genannten Faktoren e<strong>in</strong>bezogen, ließe e<strong>in</strong>e differenzierteBetrachtung erkennen, dass die E<strong>in</strong>kommensverhältnissebei<strong>der</strong> Gruppen stark streuen und sich <strong>in</strong> großen Bereichen überlappen.D.h. je nach Branche s<strong>in</strong>d mit beruflichen bzw. akademischenBildungswegen ähnlich hohe E<strong>in</strong>kommen zu erzielen.4) ErwerbsbeteiligungDie Erwerbsbeteiligung reflektiert den Wert <strong>der</strong> erworbenen Qualifikationfür den Arbeitsmarkt. Das Qualifikationsniveau ist dabei jedochnicht <strong>der</strong> e<strong>in</strong>zige E<strong>in</strong>flussfaktor für die Erwerbsbeteiligung.Nicht nur zwischen Personen unterschiedlicher Qualifikation, son<strong>der</strong>nauch zwischen e<strong>in</strong>zelnen Fachrichtungen bestehen zum Teilerhebliche Unterschiede <strong>in</strong> <strong>der</strong> Erwerbsbeteiligung.Darüber h<strong>in</strong>aus spielt für die Erwerbschancen und die Erwerbsneigung<strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e das Geschlecht und die Fachrichtung e<strong>in</strong>e Rolle.So liegt die Erwerbsbeteiligung im Bereich <strong>der</strong> Krankenpflegefür die 40 bis 45-Jährigen bei 90% woh<strong>in</strong>gegen die Erwerbsbeteiligungfür gleichaltrige Absolvent/-<strong>in</strong>nen akademischer Bildungsgängeim Bereich Sprach- und Kulturwissenschaft 85% beträgt.10


E<strong>in</strong>e differenzierte Analyse <strong>der</strong> qualifikationsspezifischen Arbeitslosenquotenführt zu vergleichbaren Ergebnissen: So nimmt dasRisiko, arbeitslos zu werden, nicht pauschal mit steigen<strong>der</strong> formalerQualifikation ab, son<strong>der</strong>n haben Absolvent/-<strong>in</strong>nen e<strong>in</strong>er Fachschul-,Meister- und Technikerausbildung das ger<strong>in</strong>gste Risiko, arbeitsloszu werden. Dieser Zusammenhang bleibt auch <strong>in</strong> e<strong>in</strong>ergeschlechtsspezifischen und regionalen Betrachtung gültig.5) KompetenzenDerzeit gibt es über die dargestellten Indikatoren h<strong>in</strong>aus Bemühungen,die Gleichwertigkeit unterschiedlicher Bildungsformennicht nur anhand ihrer (monetären) Akzeptanz auf dem Arbeitsmarkt,son<strong>der</strong>n über <strong>in</strong>haltliche – d.h. kompetenzbezogene – Kriterienzu bewerten.Dazu zählt die Initiative des BMBF „Anrechnung beruflicher Kompetenzenauf Hochschulstudiengänge“ (ANKOM) ebenso wie dasgeme<strong>in</strong>same Forschungsvorhaben des Forschungs<strong>in</strong>stituts für Berufsbildungim Handwerk an <strong>der</strong> Universität zu Köln (FBH) sowie<strong>der</strong> Fachhochschule für Ökonomie und Management (FOM).Die Projekterfahrungen von ANKOM zeigen, dass zwar divergierendeVerständnisse von Lernergebnissen und Kompetenzen <strong>in</strong><strong>der</strong> beruflichen und akademischen Bildung bestehen, diese jedochnicht als unüberbrückbares H<strong>in</strong><strong>der</strong>nis bewertet werden. Währenddie hochschulische Bildung vorwiegend akademische Fähigkeitenanstrebt wie z.B. kritisches Reflektieren von Ansätzen und Problemlösungeno<strong>der</strong> das Anwenden von wissenschaftlichen Methoden,steht <strong>der</strong> Fokus <strong>in</strong> <strong>der</strong> beruflichen Bildung auf Kenntnissenund Fähigkeiten, die unmittelbar <strong>in</strong> <strong>der</strong> beruflichen Praxis angewendetwerden können.Hürden für e<strong>in</strong>e stärkere Gleichwertigkeit bei<strong>der</strong> Systeme werden<strong>in</strong> <strong>der</strong> ANKOM-Initiative vor allem auf e<strong>in</strong>er praktischen Ebene gesehen.Für e<strong>in</strong>en funktionierenden Kompetenzvergleich ist umfangreichesDetailwissen zu den unterschiedlichen Bildungssystemenund -angeboten notwendig. Hierfür fehlen auf Seiten bei<strong>der</strong>Bildungssysteme die Voraussetzungen (Beuthel / Seger 2008).In <strong>der</strong> Berufswertigkeitsstudie wird auf <strong>der</strong> Basis <strong>der</strong> Ansprüche<strong>der</strong> Berufspraxis an Führungskräfte e<strong>in</strong> übergeordneter, externerMaßstab abgeleitet, <strong>der</strong> die Grundlage für die „Wertigkeit“ <strong>der</strong> unterschiedlichenBildungsabschlüsse darstellt. Im Ergebnis wurdefür Führungskräfte mit beruflicher bzw. akademischer Qualifikatione<strong>in</strong>e ähnlich hohe Berufswertigkeit und damit e<strong>in</strong>e weitgehendeGleichwertigkeit bei<strong>der</strong> Abschlussarten abgeleitet.Trotz methodischer E<strong>in</strong>schränkungen sprechen beide Studien fürdie Möglichkeit e<strong>in</strong>es <strong>Vergleich</strong>s von Kompetenzen, <strong>der</strong> sowohl11


ildungssystemimmanent (ANKOM) als auch gemessen an e<strong>in</strong>emexternen Maßstab (WDHKT) vorgenommen werden kann.Die Betrachtungen zu den Arbeitsmarkpotenzialen von Absolventenberuflicher und akademischer Bildungsgänge machen deutlich,dass die pauschale Aussage, nach <strong>der</strong> sich e<strong>in</strong>e akademische Bildungmehr lohnt als e<strong>in</strong>e berufliche, nicht haltbar ist. Die Überschneidungen<strong>der</strong> Arbeitsmarktpotenziale zwischen beruflicherund akademischer Bildung s<strong>in</strong>d deutlich größer als bislang angenommen.Arbeitsmarktpotenziale s<strong>in</strong>d weniger von <strong>der</strong> Art <strong>der</strong>Qualifikation als vielmehr von <strong>der</strong> Fachrichtung und dem Geschlechtabhängig.Durch die flächendeckende E<strong>in</strong>führung <strong>der</strong> Bachelor-Abschlüssewird sich die Streuung <strong>der</strong> E<strong>in</strong>kommens- und Beschäftigungschancenzukünftig vermutlich noch verstärken. Die spezifischenFormen <strong>der</strong> Qualitätssicherung <strong>in</strong> <strong>der</strong> akademischen und beruflichenBildung s<strong>in</strong>d nicht automatisch mit höheren o<strong>der</strong> ger<strong>in</strong>gerenErfolgen am Arbeitsmarkt verbunden.QS-Systeme <strong>in</strong> <strong>der</strong> beruflichen und akademischen Bildung vor dem H<strong>in</strong>tergrunddes DQRIm letzten Modul werden die Implikationen und Anknüpfungspunkte<strong>der</strong> Entwicklung e<strong>in</strong>es Deutschen Qualifikationsrahmens (DQR)für die Qualitätssicherung beleuchtet. Im Februar 2009 wurde <strong>der</strong>„Diskussionsvorschlag e<strong>in</strong>es Deutschen Qualifikationsrahmens fürlebenslanges Lernen“ vorgelegt, <strong>der</strong> aus e<strong>in</strong>em E<strong>in</strong>führungstext,dem Vorschlag e<strong>in</strong>er DQR-Matrix sowie e<strong>in</strong>em begriffsklärendenDQR-Glossar besteht.Anhand <strong>der</strong> entwickelten Matrix und ihren Deskriptoren sollen alleformalen Qualifikationen des deutschen Bildungssystems zugeordnetwerden. Dabei sollen grundsätzlich alle Stufen über unterschiedlicheBildungswege erreichbar se<strong>in</strong>. Betont wird jedochgleichzeitig, dass es sich bei den Qualifikationen e<strong>in</strong>er Stufe jedochnicht um die Abbildung gleichartiger, son<strong>der</strong>n gleichwertigerBildungsabschlüsse handle.E<strong>in</strong>schätzungen zum DQRDie relevanten Akteure <strong>der</strong> beruflichen und akademischen Bildungwurden zu ihren Ansichten zu dem Diskussionsvorschlag befragt.Die Ergebnisse <strong>der</strong> Gespräche lassen sich wie folgt zusammenfassen:Die Glie<strong>der</strong>ung <strong>in</strong> acht Niveaustufen wird von den meisten Befragtenbegrüßt. Bedeutsam <strong>in</strong> Bezug auf die Niveaus – so <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>edie Sozialpartner und Vertreter <strong>der</strong> beruflichen Bildung– ist <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie die bildungsbereichsunabhängige12


Möglichkeit zur Erreichung aller Niveaustufen und somit dieAbkehr von e<strong>in</strong>er Exklusivität <strong>der</strong> oberen Stufen für die akademischeBildung.H<strong>in</strong>sichtlich <strong>der</strong> Festlegung des Kompetenzbegriffes im Diskussionsvorschlagzeigen sich die Akteure überwiegend zufrieden,<strong>in</strong> <strong>der</strong> Auslegung desselben spiegeln sich jedoch weiterh<strong>in</strong>unterschiedliche Auffassungen wie<strong>der</strong>.Entscheidende Bedeutung messen sämtliche Befragten <strong>der</strong>Erprobung des DQR und somit e<strong>in</strong>er ersten Zuordnung vonQualifikationen anhand <strong>der</strong> erarbeiteten Deskriptoren zu.Für die Meisten steht (zunächst) die Zuordnung bestehen<strong>der</strong>formaler Qualifikationen (Abschlüsse) im Mittelpunkt. Lernergebnisorientierungwird somit anhand <strong>der</strong> für den Bildungsgangbeschriebenen Kompetenzen, über die e<strong>in</strong>/e Absolvent/-<strong>in</strong>(durchschnittlich bzw. m<strong>in</strong>destens) verfügen soll, verstanden.Obwohl <strong>der</strong> Entwurf vorsieht, „Durchlässigkeit zu unterstützen“,werden die folgenden Formulierungen nach welchen die Zuordnung„zu den Niveaustufen des DQR das bestehende System<strong>der</strong> Zugangsberechtigungen nicht ersetzen soll“ betont.Dennoch sehen viele Akteure zum<strong>in</strong>dest perspektivisch Potenzialfür e<strong>in</strong>e weiterreichende Durchlässigkeit.Ziel soll es se<strong>in</strong>, die „Wertigkeit“ deutscher Abschlüsse deutlichund somit wettbewerbsfähig zu machen und die (<strong>in</strong>ternationalen)Beschäftigungschancen <strong>der</strong> <strong>in</strong> Deutschland Qualifiziertenzu stärken.Viele Befragte betonen, dass <strong>der</strong> DQR nicht überfrachtet werdendürfe und dass z.B. Anerkennungsfragen <strong>in</strong>formeller KompetenzenZeit bräuchten. Insgesamt müssten die unterschiedlichenTraditionen <strong>der</strong> Bildungsbereiche beachtet werden.DQR und QualitätssicherungIm <strong>Vergleich</strong> zu den ausführlichen Grundsätzen des EuropäischenQualifikationsrahmens bezüglich Qualitätssicherung bleibt <strong>der</strong>DQR eher unspezifisch und allgeme<strong>in</strong>: Im H<strong>in</strong>blick auf das Ziel vonTransparenz und Durchlässigkeit „gilt es, durch Qualitätssicherungund -entwicklung Verlässlichkeit zu erreichen und die Orientierung<strong>der</strong> Qualifizierungsprozesse an Lernergebnissen (‚Outcome-Orientierung‘) zu för<strong>der</strong>n.“ (AK DQR 2009: 3)Alle Akteure sprechen <strong>der</strong> Qualitätssicherung <strong>in</strong>sgesamt e<strong>in</strong>e hoheBedeutung zu, jedoch stelle die Frage <strong>der</strong> Qualitätssicherung nichtdas primäre Anliegen h<strong>in</strong>sichtlich e<strong>in</strong>es DQR dar.13


Insgesamt sehen die Befragten die unterschiedlichen Bildungsbereicheim H<strong>in</strong>blick auf Qualitätssicherung recht gut aufgestellt. ImBereich <strong>der</strong> beruflichen Bildung werden <strong>in</strong> diesem Zusammenhang<strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e die Ordnungsverfahren und Kammerprüfungen alszentrale Elemente genannt, im akademischen Bereich die Verfahren<strong>der</strong> (System-)Akkreditierung.Insgesamt sieht die überwiegende Mehrheit <strong>der</strong> Befragten ke<strong>in</strong>eNotwendigkeit <strong>der</strong> Implementierung neuer bzw. zusätzlicher qualitätssichern<strong>der</strong>Maßnahmen. E<strong>in</strong> e<strong>in</strong>heitliches bildungsbereichsübergreifendesQS-System wird überwiegend als problematischbzw. wenig s<strong>in</strong>nvoll bewertet. Perspektivisch ist jedoch e<strong>in</strong> übergreifendesZertifizierungs- bzw. <strong>in</strong>stitutionelles (System-) Akkreditierungsverfahrenvorstellbar.Im DQR wird <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e die Chance gesehen, systematischeStandards für Qualifikationsniveaus zu etablieren. Ziel muss se<strong>in</strong>,M<strong>in</strong>deststandards zu def<strong>in</strong>ieren, damit „was drauf steht auch dr<strong>in</strong>ist“.Abschließend werden die <strong>Vergleich</strong>sdimensionen <strong>der</strong> Synopse vordem H<strong>in</strong>tergrund des DQR reflektiert. Die Analyse zeigt: Qualitätssicherung hat <strong>in</strong> <strong>der</strong> akademischen und beruflichenBildung e<strong>in</strong>en hohen Stellenwert erlangt und wird durch denE<strong>in</strong>satz vielfältiger Instrumente umgesetzt. Qualitätssicherung wird sowohl <strong>in</strong> <strong>der</strong> akademischen als auch<strong>in</strong> <strong>der</strong> beruflichen Bildung mit zunehmen<strong>der</strong> Tendenz als Verzahnungvon Verfahren und Rückb<strong>in</strong>dung <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en Qualitätskreislaufim S<strong>in</strong>ne <strong>in</strong>tegrierter QS-Systeme verstanden. DieVerbreitung solcher <strong>in</strong>tegrierter Systeme ist bislang jedoch(noch) unzureichend. Mit <strong>der</strong> Entwicklung des DQR verbunden ist die Fokussierungauf den Begriff <strong>der</strong> Handlungskompetenz. Der Kompetenzbegriff<strong>in</strong> <strong>der</strong> beruflichen Bildung ist def<strong>in</strong>iert als berufliche Handlungsfähigkeit.Dieser ist <strong>der</strong> Ausgestaltung des Kompetenzbegriffesim DQR zwar sehr ähnlich, jedoch nicht völlig deckungsgleich.Ebenso be<strong>in</strong>haltet <strong>der</strong> Begriff des fitness for purpose <strong>in</strong><strong>der</strong> akademischen Bildung verschiedene Aspekte <strong>der</strong> Handlungskompetenz,wird jedoch sehr profilspezifisch gehandhabt. Vor dem H<strong>in</strong>tergrund des Ziels e<strong>in</strong>er bildungsbereichsübergreifendenVerlässlichkeit ist differenziert zu betrachten <strong>in</strong>wiefernund <strong>in</strong> welcher Form die e<strong>in</strong>gesetzten QS-Systeme <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>eErgebnisqualität erfassen und anhand welcher Qualitätszieleund -begriffe diese gemessen wird.14


Ungeklärt ist zudem die Frage nach <strong>der</strong> geeigneten Aufnahmeund Validierung non-formal bzw. <strong>in</strong>formell erworbener Kompetenzen. Im H<strong>in</strong>blick auf die E<strong>in</strong>führung e<strong>in</strong>es Qualifikationsrahmens istzu fragen, welche Aussagekraft die Zertifizierungen bezüglich<strong>der</strong> Implikationen des DQR haben und ob bzw. welchen Mehrwert(bildungsbereichsübergreifende) Zertifizierungen bietenwürden.SchlussfolgerungenInsgesamt lässt sich feststellen, dass Hochschulen und beruflicheFortbildungse<strong>in</strong>richtungen trotz unterschiedlicher rechtlicher Rahmenbed<strong>in</strong>gungenauf dem Feld <strong>der</strong> Qualitätssicherung <strong>in</strong> ähnlicherWeise aktiv s<strong>in</strong>d und sich auf vergleichbaren Entwicklungspfadenbef<strong>in</strong>den. Das betrifft vor allem das verwendete Instrumentariumund den Trend zur Implementierung <strong>in</strong>stitutioneller <strong>Qualitätssicherungssysteme</strong>.Die Umsetzung von Regelkreisläufen <strong>der</strong> Qualitätssicherungist bislang jedoch we<strong>der</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> beruflichen noch <strong>in</strong><strong>der</strong> akademischen Bildung flächendeckend und umfassend erfolgt.Die Implementierung e<strong>in</strong>es geschlossenen Regelkreises würdebedeuteten, dass e<strong>in</strong>e Organisation e<strong>in</strong>e schlüssige Rückkopplungzwischen Strategie, Struktur/Input, Prozessen und Ergebnissenherstellen kann.Die Hauptdiskrepanz zeigt sich beim Gegenstand <strong>der</strong> Qualitätssicherung,d.h. Hochschulen und berufliche Fortbildungse<strong>in</strong>richtungenverfolgen unterschiedliche Bildungsziele, die mit unterschiedlichenQualitätsansprüchen verbunden s<strong>in</strong>d. Auch die <strong>in</strong>stitutionalisiertenBestandteile <strong>der</strong> Qualitätssicherung unterscheiden sichdeutlich, was an <strong>der</strong> unterschiedlichen Organisation bei<strong>der</strong> Bildungsbereicheliegt: Der bundesweiten Regelung <strong>der</strong> beruflichenBildung durch Berufsordnungen steht <strong>der</strong> gewollte Wettbewerbzwischen e<strong>in</strong>zelnen Hochschulen gegenüber. Elemente <strong>der</strong> Qualitätssicherung<strong>der</strong> beruflichen Bildung, die <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e die bundesweiteAbstimmung betreffen, werden von den Hochschulen<strong>der</strong>zeit nicht angestrebt.Die durch den DQR entstehenden neuen Kompetenz- und Qualitätsanfor<strong>der</strong>ungenlassen sich <strong>in</strong> die bestehenden Verfahren <strong>der</strong>Qualitätssicherung <strong>in</strong>tegrieren. Bestehende Empfehlungen <strong>in</strong> denjeweiligen Bereichen auf nationaler wie auch <strong>in</strong>ternationaler Ebene(Standards and Guidel<strong>in</strong>es for Quality Assurance <strong>in</strong> the EuropeanHigher Education Area bzw. auch <strong>der</strong> Europäische Bezugsrahmenfür die Qualitätssicherung <strong>in</strong> <strong>der</strong> beruflichen Aus- und Weiterbildung)können dabei Ausgangspunkte für e<strong>in</strong>en bildungsbereichsübergreifendenAustausch bzw. e<strong>in</strong>en geme<strong>in</strong>samen Abgleich <strong>der</strong>„neuen“ Anfor<strong>der</strong>ungen mit den bestehenden Systemen bilden.15


Dabei ist die Umsetzung e<strong>in</strong>er Qualitätssicherung, die dem dargestelltenAnspruch e<strong>in</strong>es umfassenden Qualitätssicherungssystemsgenügt und den im EQR formulierten Standards und Rahmensetzungenentspricht, sowohl für berufliche wie akademischeBildungsakteure e<strong>in</strong> Ziel, das noch weiterer Anstrengungen bedarf.Um diesen Prozess weiter voranzutreiben, bietet die Umsetzungdes DQR e<strong>in</strong>e Chance, die genutzt werden sollte.Selbst wenn Qualitätssicherung mittels vergleichbarer Prozesseumgesetzt wird, bleiben die Ergebnisse dieser Prozesse unterschiedlich.Damit kann Qualitätssicherung zwar e<strong>in</strong>en Beitrag zurVerlässlichkeit von Lernergebnissen leisten, jedoch ke<strong>in</strong>e Aussageüber die Gleichwertigkeit treffen. Um die im Rahmen des DQR angestrebteDurchlässigkeit zwischen Bildungsgängen zu erreichen,müssen die vermittelten Kompetenzen gegenseitig anerkannt werden.Dies erfor<strong>der</strong>t e<strong>in</strong> gegenseitiges Vertrauen, zu dessen Entwicklungdie Qualitätssicherung e<strong>in</strong>en entscheidenden Beitrag leistenkann. Darüber h<strong>in</strong>aus bedarf es jedoch zusätzlich e<strong>in</strong>er Neubestimmungdes Verhältnisses von beruflicher und akademischerBildung <strong>in</strong> Deutschland.16


1 Auftrag und ZielsetzungQualität und Qualitätssicherung s<strong>in</strong>d Schlüsselbegriffe sowohl <strong>in</strong><strong>der</strong> beruflichen als auch <strong>der</strong> akademischen Bildung. In <strong>der</strong> <strong>in</strong>haltlichenAusgestaltung und im Umfang weichen die beiden Bereichejedoch erheblich vone<strong>in</strong>an<strong>der</strong> ab. Bed<strong>in</strong>gt durch die unterschiedlichenfö<strong>der</strong>alen und <strong>in</strong>stitutionellen Zuständigkeiten für Qualität <strong>in</strong><strong>der</strong> beruflichen und akademischen Bildung existieren verschiedeneVorstellungen sowie Instrumente und Methoden, um Qualität zubestimmen und zu sichern.Vor dem H<strong>in</strong>tergrund <strong>der</strong> aktuellen politischen Diskussion um e<strong>in</strong>enDeutschen Qualifikationsrahmen (DQR) sowie die Durchlässigkeitund Anschlussfähigkeit von Bildungsgängen benötigt dasBundesm<strong>in</strong>isterium für Wirtschaft und Technologie (BMWi) e<strong>in</strong>eBeurteilungsgrundlage, um H<strong>in</strong>weise zu e<strong>in</strong>er zukünftigen Gestaltungvon Qualitätssicherung zu erhalten, die mit dem Selbstverständnisdes DQR kompatibel ist und die es zugleich ermöglicht,den beiden unterschiedlichen Bildungssäulen, akademische undberufliche Bildung, gerecht zu werden.In diesem Zusammenhang wurde die Prognos AG <strong>in</strong> Zusammenarbeitmit <strong>der</strong> CHE Consult GmbH im Juli 2008 vom BMWi mit e<strong>in</strong>erStudie zum „Synoptischen <strong>Vergleich</strong> <strong>der</strong> <strong>Qualitätssicherungssysteme</strong>für die berufliche und akademische Bildung“ beauftragt.Im Mittelpunkt <strong>der</strong> Studie steht dabei e<strong>in</strong>erseits die Schaffung e<strong>in</strong>erfundierten wissenschaftlichen Grundlage sowie an<strong>der</strong>erseitsdie Ableitung von Anknüpfungspunkten zur aktuellen politischenDebatte und zum Deutschen Qualifikationsrahmen (DQR). DieStudie konzentriert sich daher auf drei Module: den <strong>Vergleich</strong> <strong>der</strong> <strong>Qualitätssicherungssysteme</strong> beruflicher undakademischer (Hochschul-)Bildung anhand e<strong>in</strong>er synoptischenGegenüberstellung, die empirische Bestandsaufnahme <strong>der</strong> Arbeitsmarktpotenzialevon Absolventen beruflicher und akademischer Bildung im<strong>Vergleich</strong>, sowie das Aufzeigen von Anknüpfungspunkten zum <strong>in</strong> Arbeit bef<strong>in</strong>dlichenDQR.17


Abbildung 1: Überblick über das ProjektdesignKick Off-WorkshopModul 1<strong>Vergleich</strong>QS-SystemeModul 2ArbeitsmarktpotenzialeModul 3AnknüpfungDQRAbstimmung mit BMWiErgebnis<strong>in</strong>tegration, Dokumentation undPräsentationQuelle: Prognos AGGegenstand des ersten Moduls (Kapitel 3 bis 5) ist die Erarbeitunge<strong>in</strong>er systematischen und synoptischen Gegenüberstellung<strong>der</strong> <strong>Qualitätssicherungssysteme</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> beruflichen und akademischenBildung. Dabei liegt <strong>der</strong> Fokus ausschließlich auf <strong>der</strong> LehrundLernqualität. An<strong>der</strong>e zentrale Bereiche wie z.B. Forschung,die ebenfalls e<strong>in</strong>er systematischen Qualitätssicherung bedürfen,bleiben angesichts <strong>der</strong> e<strong>in</strong>gangs erläuterten Aufgabenstellung <strong>der</strong>Studie außen vor.In Kapitel 3 wird zunächst auf die QS-Systeme <strong>in</strong> <strong>der</strong> beruflichenBildung e<strong>in</strong>gegangen; Kapitel 4 stellt den Entwicklungsstand imBereich <strong>der</strong> akademischen Bildung dar. Mit Hilfe e<strong>in</strong>es Analysemodells,welches bereichsübergreifende Kriterien für lehr- undlernbezogene <strong>Qualitätssicherungssysteme</strong> def<strong>in</strong>iert, werden darananschließend <strong>in</strong> Kapitel 5 Geme<strong>in</strong>samkeiten und Unterschiede von<strong>Qualitätssicherungssysteme</strong>n herausgearbeitet und synoptisch <strong>in</strong>e<strong>in</strong>er Übersicht gegenübergestellt.Gegenstand des zweiten Moduls (Kapitel 6) ist e<strong>in</strong>e empirischeBestandsaufnahme <strong>der</strong> Arbeitsmarktpotenziale von Absolventenberuflicher und akademischer Bildung im <strong>Vergleich</strong>. Die realisiertenArbeitsmarkterfolge von beruflicher und akademischer Bildungs<strong>in</strong>d wichtige Indikatoren für die Qualität des Bildungswesens. Diezunehmende Orientierung <strong>der</strong> Qualitätsdiskussion auf Output bzw.Outcome-Faktoren, d.h. das Lernergebnis und die Wirkung <strong>der</strong>Bildungsabschlüsse auf die <strong>in</strong>dividuelle Leistungsfähigkeit, wird für18


die Frage nach <strong>der</strong> Verwertbarkeit von Bildungsabschlüssen immerwichtiger. Die Verwertbarkeit <strong>der</strong> Ausbildungsabschlüsse amArbeitsmarkt gibt Auskunft darüber, <strong>in</strong>wiefern das Bildungswesenbzw. die Qualität <strong>der</strong> erworbenen Bildungsabschlüsse dazu beiträgt,die grundlegenden Ziele von Bildung – <strong>der</strong> umfassenden <strong>in</strong>dividuellenund gesellschaftlichen Teilhabe am sozialen und wirtschaftlichenLeben – zu erreichen.Für alle Analysen liegen die beiden <strong>Vergleich</strong>sgruppen ‚Absolventen<strong>der</strong> beruflichen Ausbildung’ und ‚Absolventen <strong>der</strong> Hochschulausbildung’zu Grunde.Gegenstand des dritten Moduls (Kapitel 7) ist es, Anknüpfungsmöglichkeiten<strong>der</strong> ermittelten Ergebnisse aus den vorangegangenenModulen zum geplanten Deutschen Qualifikationsrahmen(DQR) aufzuzeigen. Dabei werden durch e<strong>in</strong>e Inhaltsanalyse vorhandenerMaterialien zum DQR sowie mittels Gesprächen mit amEntwicklungsprozess beteiligten Akteuren <strong>der</strong> Diskussionsstandaus unterschiedlicher Perspektive ermittelt. Daran anschließendwerden die Implikationen e<strong>in</strong>es DQR h<strong>in</strong>sichtlich von Qualitätssicherungaufgezeigt und diese vor dem H<strong>in</strong>tergrund <strong>der</strong> erarbeitetenSynopse reflektiert.19


2 Gegenstand und FragestellungDas Zusammenwachsen Europas hat immense Wirkungen sowohlauf die berufliche als auch die akademische Bildung. Im Rahmendes Brügge-Kopenhagen-Prozesses 2 und des Bologna-Prozesses 3 vollziehen sich seit Ende <strong>der</strong> 90er Jahren tief greifendeReformen 4 , die auf e<strong>in</strong>e strukturelle Vere<strong>in</strong>heitlichung abzielen.Die übergreifende Klammer dafür bildet <strong>der</strong> Europäische Qualifikationsrahmen(EQR) 5 , <strong>der</strong> zur Zeit <strong>in</strong> den beteiligten Län<strong>der</strong>n <strong>in</strong> nationaleQualifikationsrahmen umgesetzt werden soll. Der EQR iste<strong>in</strong>e Art „Übersetzungshilfe“, welche es ermöglicht, Qualifikationeneuropaweit vergleichbar zu machen. Dies geschieht durch die E<strong>in</strong>stufungdes Kompetenzerwerbs <strong>in</strong> def<strong>in</strong>ierte Niveaustufen. E<strong>in</strong>eweitere zentrale Rolle bei <strong>der</strong> Schaffung e<strong>in</strong>es europäischen Bildungsraumesspielt die Qualitätssicherung <strong>der</strong> Bildungsangebote.EU-Bürger/-<strong>in</strong>nen, die im Ausland Teile ihrer Berufsausbildungo<strong>der</strong> ihres Hochschulstudiums absolvieren, sollen dies <strong>in</strong> <strong>der</strong> Gewissheittun, dass die dort erzielten Leistungen <strong>in</strong> ihrem Heimatlandanerkannt werden. Zudem ist e<strong>in</strong>e vergleichbare Bildungsqualität<strong>in</strong> den europäischen Län<strong>der</strong>n wichtig, damit sich diese alsgeme<strong>in</strong>samer Anbieter auf dem <strong>in</strong>ternationalen Bildungsmarkt positionierenkönnen. Das betrifft vor allem die europäische Hochschulbildung,welche ihre Studierenden <strong>in</strong>zwischen weltweit rekrutiert.Demgegenüber ist die berufliche Bildung eher national orientiert.Im Zuge <strong>der</strong> verstärkten Qualitätsorientierung kam es zunächst zue<strong>in</strong>em zunehmenden E<strong>in</strong>satz e<strong>in</strong>zelner Qualitätssicherungs<strong>in</strong>strumente(QS-Instrumente), die v.a. ziel- o<strong>der</strong> prozessorientiert e<strong>in</strong>gesetztwurden (so z.B. die Lehrevaluationen, welche die Erreichungvon Ausbildungs- und Lernzielen überprüfen, die E<strong>in</strong>beziehungvon Stakehol<strong>der</strong>n <strong>in</strong> den Prozess <strong>der</strong> Curriculumsentwicklungo<strong>der</strong> Absolvent/-<strong>in</strong>nenbefragungen, die Auskunft über Arbeitsmarkt-und Berufschancen geben). Inzwischen setzt sichmehr und mehr die Erkenntnis durch, dass die e<strong>in</strong>zelnen Instrumenteund Verfahren stärker zusammenwirken müssen. Vor diesemH<strong>in</strong>tergrund implementieren etliche Bildungsrichtungen dieArbeit mit <strong>Qualitätssicherungssysteme</strong>n (QS-Systemen). Dieseverb<strong>in</strong>den Zielsetzungen, Prozesse und Ergebnisse zu e<strong>in</strong>emQualitätskreislauf. Gemäß <strong>der</strong> Literatur (vgl. Kamiske / Brauer2 Vgl. dazu z.B. Rat <strong>der</strong> Europäischen Union 2002: Entwurf e<strong>in</strong>er Entschließung des Rates zur För<strong>der</strong>ung e<strong>in</strong>er verstärkteneuropäischen Zusammenarbeit bei <strong>der</strong> beruflichen Bildung,http://ec.europa.eu/education/copenhagen/resolution_de.pdf.3 Vgl. die offizielle Bologna-Website: http://www.ond.vlaan<strong>der</strong>en.be/hogeron<strong>der</strong>wijs/bologna/, Zugriff am 26.12.08.4 Vgl. dazu für den Hochschulbereich z.B. die <strong>in</strong>ternationale <strong>Vergleich</strong>sstudie von CHE, CHEPS und NIFU-STEP unter:http://ec.europa.eu/education/doc/reports/doc/curricular2_en.pdf undhttp://ec.europa.eu/education/doc/reports/doc/higherextent2_en.pdf.5 Der auf europäischer Ebene verwendete englische Fachterm<strong>in</strong>us lautet „European Qualification Framework” (EQF).20


2003: 210ff.; Stockmann 2006: 24ff.; Zollondz 2002: 189ff.) weisenQS-Systeme folgende Elemente auf:QualitätspolitikStrategische und operative QualitätszieleVerantwortung <strong>der</strong> Leitung für die Umsetzung <strong>der</strong> QualitätszieleVorhandense<strong>in</strong> e<strong>in</strong>es angemessenen Inputs (strukturelle, personelleund f<strong>in</strong>anzielle Voraussetzungen zur Verwirklichung<strong>der</strong> Qualitätsziele)ProzessmanagementPrüfung <strong>der</strong> ErgebnisqualitätRückkopplung zwischen Ergebnisqualität und ZielenAbbildung 2: Kernelemente von <strong>Qualitätssicherungssysteme</strong>n imBildungsbereichINPUT PROZESSE OUTPUT / OUTCOMEErfolgreiches Zusammenwirkenverschiedener Input-Faktoren mitdem Ziel, die Qualitätszieleumzusetzen. Vor allem.:Management von <strong>in</strong>stitutionellenAbläufen, die e<strong>in</strong> bestmöglichesLehren und Lernen ermöglichen u .a.durchRegelmäßige Überprüfung<strong>der</strong> Ergebnisse bzw. Erfolgdes Bildungsprozesses wiez.B.:Qualitätsziele Qualifikation von Lehrende Auswahl von Lernenden InstitutionelleEntscheidunsstrukturen Ressourcenlenkung Interaktionsbeziehungen mitrelevanten Anspruchsgruppen Def<strong>in</strong>ition und regelmäßige Pflegeerfolgskritischer Prozesse Schaffung e<strong>in</strong>er nutzerfreundlichenInfrastruktur BerufsspezifischegegenstandsbezogeneQualifikationen (Kompetenzen,Qualifikationen) Arbeitsbezogene sozialeKompetenzen (Teamfähigkeitetc.) Allgeme<strong>in</strong>ePersönlichkeitsmerkmale (z.B.Selbstkonzept,Kontrollbewusstse<strong>in</strong>)Rückkopplung Ergebnisqualität mit ZielenQuelle: Prognos AG; CHE Consult GmbHHauptzweck von QS-Systemen ist <strong>der</strong> strategische, d.h. mittelundlangfristige Erfolg e<strong>in</strong>er Organisation durch qualitativ hochwertigeLeistungen. Dazu braucht es e<strong>in</strong>e klare Qualitätspolitik und -strategie <strong>in</strong>klusive operativer Ziele. Zudem müssen sowohl die or-21


ganisations<strong>in</strong>ternen Voraussetzungen (Strukturen, Ausstattung,F<strong>in</strong>anzen etc.), Abläufe (Prozesse) und Ergebnisse als auch dieexternen Anfor<strong>der</strong>ungen aus dem relevanten Umfeld <strong>in</strong> das strategischeKonzept e<strong>in</strong>gehen. Dadurch soll e<strong>in</strong> „Frühwarnsystem“ entstehen,das zum rechtzeitigen Erkennen von Fehlentwicklungenund zur Umsetzung notwendiger Umsteuerungs- und Verbesserungsmaßnahmenführt. Dabei spielt das Prozessmanagement e<strong>in</strong>ezentrale Rolle: Fehlentwicklungen sollen nicht erst bei <strong>der</strong> Ergebnisprüfungerkannt, son<strong>der</strong>n möglichst im Vorfeld vermiedenwerden. Dies geschieht durch die regelmäßige „Pflege“ <strong>der</strong> <strong>in</strong>ternenAbläufe, <strong>der</strong>en reibungsloses Funktionieren gemäß Qualitätsmanagement-Philosophiee<strong>in</strong>e wesentliche Grundvoraussetzungfür e<strong>in</strong>e hohe Leistungsqualität <strong>der</strong> Organisation ist. QS-Systeme basieren – genau wie im Peer Review – auf e<strong>in</strong>em Regelkreismodell(PDCA = Plan, Do, Check, Act). Vor diesem H<strong>in</strong>tergrundbesitzen QS-Systeme e<strong>in</strong>e starke Nähe zu OrganisationsundPersonalentwicklung und <strong>in</strong>tegrieren die damit verbundenenMethoden.Im Bildungsbereich s<strong>in</strong>d solche idealtypischen QS-Systeme bislangkaum realisiert. Die Entwicklung im Hochschulsektor und imBereich <strong>der</strong> beruflichen Bildung, hier vor allem <strong>in</strong> <strong>der</strong> beruflichenWeiterbildung, geht jedoch deutlich <strong>in</strong> diese Richtung. Allerd<strong>in</strong>gsmüssen je nach Organisationstyp bei <strong>der</strong> Umsetzung spezielle Anfor<strong>der</strong>ungen<strong>in</strong> das QS-System <strong>in</strong>tegriert werden. Diese s<strong>in</strong>d kontextabhängig,d.h. sie fallen je nach Art und Beschaffenheit <strong>der</strong>Qualitätsansprüche, welche durch die Stakehol<strong>der</strong> an die Institutionherangetragen werden, sowie je nach rechtlichen und wirtschaftlichenRahmenbed<strong>in</strong>gungen durchaus unterschiedlich aus.Hier gibt es zwischen beruflicher Ausbildung, beruflicher Weiterbildungund Hochschulbildung z.T. erhebliche Divergenzen. Deshalbwird die nun folgende Analyse zum aktuellen Entwicklungsstand<strong>der</strong> QS-Systeme zunächst bereichsspezifisch dargestellt, bevordie QS-Systeme dann <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Synopse verglichen werden.22


3 QS-Systeme <strong>in</strong> <strong>der</strong> beruflichen BildungAngelehnt an Managementkonzepte aus <strong>der</strong> Privatwirtschaft ist dieDebatte um Qualität und QS <strong>in</strong>zwischen auch im Bereich <strong>der</strong> beruflichenBildung allgegenwärtig. Kaum e<strong>in</strong>e Veröffentlichung undkaum e<strong>in</strong> Vortrag kommt ohne die For<strong>der</strong>ung nach mehr Qualitätund besserer QS im Bildungsbereich aus.Die Gründe für diese hohe Aktualität des Themas <strong>in</strong> <strong>der</strong> beruflichenBildung s<strong>in</strong>d vielschichtig. Konzepte zum QS zielen auf dieErhöhung <strong>der</strong> Eigenverantwortung von Bildungse<strong>in</strong>richtungen,Lehrenden und Lernenden. Durch den hohen Stellenwert, den Bildung<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er wissensbasierten Ökonomie besitzt, durch Europäisierungsprozessesowie durch die Erhöhung <strong>der</strong> Durchlässigkeitdifferenziert sich das Bildungsangebot im Bereich <strong>der</strong> beruflichenBildung deutlich. Gleichzeitig leidet die Transparenz. Vor diesemH<strong>in</strong>tergrund sollen Instrumente zur QS damit <strong>in</strong>sgesamt die Leistungsfähigkeitvon Bildungsanbietern steigern, die Transparenzüber Angebote erhöhen und das Vertrauen <strong>der</strong> Kunden vertiefen.QS wird als zentraler Ansatz zur Bewältigung dieser neuen Herausfor<strong>der</strong>ungenwahrgenommen.3.1 Qualitätsbegriff <strong>in</strong> <strong>der</strong> beruflichen BildungJe nach Bereich bzw. Marktposition werden die E<strong>in</strong>richtungen <strong>in</strong><strong>der</strong> beruflichen Bildung von unterschiedlichen Akteurskonstellationenreguliert. Zudem werden die Bildungsmaßnahmen von unterschiedlichenE<strong>in</strong>richtungen – teilweise <strong>in</strong> Kooperation – umgesetzt.Während die schulische Ausbildung <strong>in</strong> die Zuständigkeit des Staatesfällt, wird die duale Ausbildung <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em kooperativen Verfahrendurch den Staat im Zusammenspiel mit den Sozialpartnern reguliert.Dies gilt auch für den Bereich <strong>der</strong> anerkannten Fortbildungen.Die öffentlich geför<strong>der</strong>te Weiterbildung nach SGB III fällt wie<strong>der</strong>um<strong>in</strong> den Zuständigkeitsbereich <strong>der</strong> Bundesagentur für Arbeit.Der private Weiterbildungsmarkt ist demgegenüber <strong>der</strong> am wenigstenrechtlich normierte; er fällt vollständig <strong>in</strong> private Verantwortung.Dies hat zentralen E<strong>in</strong>fluss auf die jeweils implementiertenQS-Systeme und liefert e<strong>in</strong>en Erklärungsansatz für die Vielfalt <strong>der</strong>Konzepte und Ansätze. Abbildung 3 stellt die Struktur und Zuständigkeitenim Bereich <strong>der</strong> beruflichen Bildung graphisch dar.23


Abbildung 3: Struktur <strong>der</strong> beruflichen Ausbildung <strong>in</strong> DeutschlandBildungsbereichRegulierungUmsetzungAusbildung WeiterbildungSchulische AusbildungBetriebliche AusbildungprivateWeiterbildunganerkannte Fortbildungensonstige WeiterbildungSGB III - geför<strong>der</strong>teWeiterbildungStaatliche ZuständigkeitStaatliche Zuständigkeit &SozialpartnerPrivate ZuständigkeitZuständigkeit <strong>der</strong>Bundesagentur für ArbeitBerufliche SchulenKammern, Betriebe,berufl. SchulenKammern, Bildungsdienstleister,berufliche SchulenBildungsdienstleister© Prognos AGQuelle: Prognos 2009E<strong>in</strong>e weitere Beson<strong>der</strong>heit <strong>der</strong> Qualitätsdiskussion <strong>in</strong> <strong>der</strong> beruflichenBildung besteht dar<strong>in</strong>, dass für die duale Ausbildung sowiefür den Bereich <strong>der</strong> anerkannten Fortbildungen mit dem Berufsbildungsgesetz(BBiG) sowie <strong>der</strong> Handwerksordnung (HwO) zweistark normierende gesetzliche Ordnungen existieren, <strong>der</strong>en Umsetzungund Konkretisierung durch e<strong>in</strong>e Tradition von vielen Jahrzehntengeprägt wird. Die hier def<strong>in</strong>ierten Ordnungsmittel spielenfür die Diskussion um die QS <strong>in</strong> <strong>der</strong> beruflichen Bildung e<strong>in</strong>e zentraleRolle, da sie als die wichtigsten – und darüber h<strong>in</strong>aus noche<strong>in</strong>heitlichen und bundesweit gültigen – Rahmenvorgaben für dieQS <strong>in</strong> <strong>der</strong> beruflichen Bildung wahrgenommen und diskutiert werden.Demgegenüber kommt <strong>der</strong> Diskussion um die Implementierungvon QS-Systemen eher e<strong>in</strong>e untergeordnete Bedeutung zu.Das bedeutet jedoch nicht – wie im folgenden auch dargestellt wird– dass kohärente QS-Systeme <strong>in</strong> <strong>der</strong> beruflichen Bildung nichtexistieren.Die angewandten QS-Instrumente und -Systeme folgen ke<strong>in</strong>eme<strong>in</strong>heitlichen, übergeordneten Schema. Dies ist vor dem H<strong>in</strong>tergrund<strong>der</strong> unterschiedlichen Zuständigkeiten, <strong>der</strong> Vielzahl <strong>der</strong> beteiligtenAkteure sowie <strong>der</strong> unterschiedlichen Regulierungsverantwortungund Regulierungsgrade <strong>in</strong> <strong>der</strong> berufliche Bildung schwierigund auch nicht unbed<strong>in</strong>gt zielführend. Deshalb ist die QS imBereich des freien Weiterbildungsmarkts grundsätzlich von <strong>der</strong> QSim Bereich <strong>der</strong> anerkannten Fortbildungsberufe sowie <strong>der</strong> dualenAusbildung zu unterscheiden. Auch unterscheiden sich die Instru-24


mente zur Qualitätssicherung im Bereich <strong>der</strong> öffentlich geför<strong>der</strong>tenWeiterbildung nach SGB III.Im Folgenden werden die implementierten QS-Instrumente und-Systeme für die e<strong>in</strong>zelnen Bereiche <strong>der</strong> beruflichen Bildung dahergetrennt dargestellt. Von beson<strong>der</strong>er Relevanz für den späterdurchzuführenden <strong>Vergleich</strong> zwischen den QS-Systemen <strong>der</strong> beruflichenund <strong>der</strong> akademischen Bildung ist dabei <strong>der</strong> Bereich <strong>der</strong>anerkannten Fortbildungen nach BBiG bzw. HwO. Mit dem Ziel,über die anerkannten Fortbildungsberufe Absolvent/-<strong>in</strong>nen für Führungspositionenauf mittlerer und höherer Ebene zu qualifizieren,wird durchaus e<strong>in</strong>e Konkurrenzsituation zu Bachelor-Absolvent/-<strong>in</strong>nen von Hochschulen geschaffen. Der Schwerpunkt<strong>der</strong> folgenden Ausführung liegt daher auf diesem Bereich <strong>der</strong> beruflichenWeiterbildung.3.2 QS-Systeme <strong>in</strong> <strong>der</strong> beruflichen WeiterbildungMit Ausnahme <strong>der</strong> Weiterbildung <strong>in</strong> anerkannten Fortbildungsberufennach BBiG und HwO sowie <strong>der</strong> öffentlich geför<strong>der</strong>ten beruflichenWeiterbildung nach SGB III ist <strong>der</strong> Weiterbildungsmarkt <strong>in</strong>sgesamtdurch e<strong>in</strong>e ausgesprochene Vielfalt und Heterogenität sowieIntransparenz gekennzeichnet (vgl. Diettrich et al. 2005: 3f.).Wie oben bereits dargestellt, existieren für den freien Weiterbildungsmarktke<strong>in</strong>e übergreifenden ordnungspolitischen Vorgaben.Die Curricula, die Anfor<strong>der</strong>ungen und Lernziele sowie die Prüfungenwerden <strong>in</strong> diesem Bereich <strong>der</strong> freien beruflichen Weiterbildungvon jedem Weiterbildungsanbieter eigenständig festgelegt und def<strong>in</strong>iert.Aufgrund <strong>der</strong> Vielzahl <strong>der</strong> Anbieter sowie <strong>der</strong> kaum vorhandenengesetzlichen Vorgaben ist die Qualität von Abschlüssen,Zertifikaten und Inhalten durchaus heterogen.Aber auch für Bildungsdienstleister, die im Bereich <strong>der</strong> anerkanntenAufstiegsfortbildung nach BBiG / HwO tätig s<strong>in</strong>d, werden <strong>Qualitätssicherungssysteme</strong>zukünftig stark an Bedeutung gew<strong>in</strong>nen.Die Novellierung des Aufstiegsfortbildungsför<strong>der</strong>ungsgesetzes(AFBG), die zum 1. Juli 2009 <strong>in</strong> Kraft tritt, sieht vor, dass das sog.„Meister-Bafög“ für die Teilnehmer/-<strong>in</strong>nen von Aufstiegsfortbildungenzukünftig nur <strong>in</strong> Anspruch genommen werden kann, wenn <strong>der</strong>Bildungsanbieter über e<strong>in</strong> Qualitätssicherungssystem verfügt. Anbieter,die bisher noch ke<strong>in</strong> Qualitätssicherungssystem implementierthaben, werden sich dieser Entwicklung nicht entziehen können.Die Novellierung des AFBG implementiert damit für die anerkanntenFortbildungsberufe e<strong>in</strong>e ähnliche Praxis, wie sie bereits seit2003 mit dem ersten Gesetz für mo<strong>der</strong>ne Dienstleistungen am Ar-25


eitsmarkt für den Bereich <strong>der</strong> öffentlich geför<strong>der</strong>ten Weiterbildungbestehen. Aufgrund <strong>der</strong> Unübersichtlichkeit im Bereich <strong>der</strong> Weiterbildungsangebotewurden für den Bereich <strong>der</strong> öffentlich geför<strong>der</strong>tenWeiterbildung bereits <strong>in</strong> den späten 1970er Jahren erste Qualitätssicherungsmaßnahmen(bspw. im Rahmen e<strong>in</strong>es Begutachtungskatalogs)e<strong>in</strong>geführt. Mit dem ersten Gesetz für mo<strong>der</strong>neDienstleistungen am Arbeitsmarkt 2003 wurde schließlich im SGBIII e<strong>in</strong> neues Instrumentarium zur Qualitätssicherung implementiert.Träger von Maßnahmen im Rahmen <strong>der</strong> öffentlich geför<strong>der</strong>tenWeiterbildung werden nur noch nach <strong>der</strong> Zulassung durch e<strong>in</strong>efachkundige Stelle für die öffentlich geför<strong>der</strong>te Weiterbildung zugelassen.Die fachkundigen Stellen wie<strong>der</strong>um müssen von <strong>der</strong> Anerkennungsstelle(e<strong>in</strong>gerichtet bei <strong>der</strong> BA) akkreditiert werden. DieAnfor<strong>der</strong>ungen an die Träger, die Maßnahmen sowie die Qualitätsprüfungs<strong>in</strong>d <strong>in</strong> den §§ 84-86 SGB III festgeschrieben. Darüberh<strong>in</strong>aus konkretisiert die Anerkennungs- und ZulassungsverordnungWeiterbildung (AZWV) die Anfor<strong>der</strong>ungen.Vor diesem H<strong>in</strong>tergrund haben QS-Systeme auf dem Weiterbildungsmarktweite Verbreitung gefunden. Sie besitzen im Bereich<strong>der</strong> freien beruflichen Weiterbildung vor allem e<strong>in</strong>e bedeutsameMarket<strong>in</strong>gfunktion. QS-Systeme sollen vor dem H<strong>in</strong>tergrund e<strong>in</strong>esunübersichtlichen Marktes das Qualitätsbewusstse<strong>in</strong> sowie dieQualitätsfähigkeit des Weiterbildungsanbieters nach außen h<strong>in</strong> dokumentierenund somit für die angebotene Weiterbildungsmaßnahmewerben (vgl. Ebb<strong>in</strong>ghaus / Krekel 2006: 9).Bis vor wenigen Jahren existierten noch ke<strong>in</strong>e QS-Systeme speziellfür den Weiterbildungsbereich. Daher griffen Anbieter zunächstauf Ansätze zurück, die für die gewerbliche Wirtschaft entwickeltworden waren. Dabei kamen <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e Modelle nach den ISO-Normen DIN EN 9000ff. sowie EFQM zur Anwendung. Die Lücke,die sich durch das Fehlen adäquater QS-Systeme auftat, wurdeschnell geschlossen. Inzwischen gibt es e<strong>in</strong>e Vielzahl bildungsspezifischer<strong>Qualitätssicherungssysteme</strong>. Diese greifen häufigIdeen und Verfahren <strong>der</strong> ISO-Normen 9000ff. sowie des EFQM-Modells auf (vgl. Stiftung Warentest 2008: 3f.).Der folgende Überblick charakterisiert die <strong>der</strong>zeit am häufigsten <strong>in</strong><strong>der</strong> Praxis vorkommenden QS-Systeme:26


ZielGelungenes Lernen Qualität <strong>der</strong> Managementprozessesowie <strong>der</strong> BildungsdienstleistungenBewertungskriteriumBewertungsgegenstandTabelle 1: Übersicht über die wichtigsten <strong>Qualitätssicherungssysteme</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> beruflichen WeiterbildungDIN ISO 9000ff.Kundenzufriedenheit Kundenorientierung Führung E<strong>in</strong>beziehung MA Prozessorient.Ressourcenmanagement SystemorientierterManagementansatz Sachbez. Entscheidungsf<strong>in</strong>dung VerbesserungGesamtleistung Gute LieferantenbeziehungenEFQM-QualitätsmodellQualität des ProduktionsprozessesVerbesserungsmöglichkeitenfür Produktionsprozesse,Ergebnisse undMenschenBerücksichtigung <strong>der</strong>Belange aller beteiligtenAkteureBefähigerkriterien: Führung MA Politik & Strategie Partnerschaften Ressourcen ProzesseErgebniskriterien: MA-bezogen kundenbezogen gesellschaftsbezogen SchlüsselergebnisseQM-Stufenmodellnach PAS 1037Qualität des BildungsprozessesKundennutzen70 Anfor<strong>der</strong>ungen <strong>in</strong>4 Teilbereichen def<strong>in</strong>iert: Organisationführen und entwickeln Mitarbeiter &Lern<strong>in</strong>frastrukturbereitstellen &entwickeln Bildungsangebotekonzipieren,durchführen &evaluieren Bildungsprozessemessen, analysierenund verbessernDVWO-QualitätsmodellQualität von LehrundLernprozessenQualität <strong>der</strong> Lehrendenund CurriculaErfassung von Lernzielen,Lernerfahrungensowie Qualität<strong>der</strong> Lehrendenund <strong>der</strong> Curriculaanhand folgen<strong>der</strong>Kompetenzen kognitive affektive psychomotorische selbst zu def<strong>in</strong>ierendesKriteriumLQW-ModellQESplusSpezifische Def<strong>in</strong>itiongelungen Lernensdurch Bildungsträger Bedarfserschließung Schlüsselprozesse Lehr-Lern-Prozess Evaluation Infrastruktur Führung Personal Controll<strong>in</strong>g Kundenkommunikation Strategische ZieleKundenzufriedenheitISO Normen werdenergänzt durch konkreteAnfor<strong>der</strong>ungenan die Bildungsprozessewie bspw. Partizipation <strong>der</strong>Lernenden Konkrete Lernergebnisse27


Verfahren Zertifizierung 3-stufiges Verfahren;Bewerbung um Qualitätspreise: Ludwig-Erhard-Preis EFQM-ExcellenceAward3-stufiges Verfahren:Zertifikat (Basis,Standard, Excellence)Bezugspunkt - - ISO 9000ff.(& EFQM)ZertifizierungQualitätskreislauf:Zertifizierung Qualitätsentwicklungdurch Anbieter Qualitätstestierung:externeEvaluation Festlegung weitererEntwicklungszieleISO 9000ff. ISO 9000ff. & EFQM ISO 9000ff.28


In <strong>der</strong> obigen Darstellung wird deutlich, dass die e<strong>in</strong>zelnen QS-Systeme das Ziel, e<strong>in</strong>e „hohe Qualität <strong>der</strong> Weiterbildung“ sicherzustellen,sehr unterschiedlich operationalisieren und messen.Damit können – je nach gewähltem Ansatz – unterschiedliche undnur wenig vergleichbare Aussagen über die Qualität von Weiterbildungsmaßnahmengetroffen werden. Dabei ist für diese Unterscheidungnicht nur maßgeblich, ob es sich um die QS-Maßnahmen handelt, die für den Weiterbildungsbereich entwickeltworden s<strong>in</strong>d, o<strong>der</strong> ob es sich um branchenunabhängige QS-Systeme handelt.Stark prozessorientierte Systeme wie bspw. ISO 9000ff. o<strong>der</strong> dasQM-Stufenmodell dokumentieren vor allem, dass es dem Bildungsdienstleisterwichtig ist, den Wünschen se<strong>in</strong>er Kunden gerechtzu werden und dass er daher se<strong>in</strong>e eigenen Prozesse immerwie<strong>der</strong> so anpasst, dass dies möglichst gel<strong>in</strong>gt. Auch die Anwendungdes EFQM-Modells dokumentiert dies, hier werden jedochdie „Kund/-<strong>in</strong>nen“ e<strong>in</strong>er Institution breiter def<strong>in</strong>iert. Ähnlich gelagertist QESplus, wobei hier – im Unterschied zum klassischen ISO9000ff.-System – auch Anfor<strong>der</strong>ungen an die Bildungsprozessegestellt werden. Damit kann bei <strong>der</strong> Anwendung des QESplus-Systems von <strong>der</strong> Qualität <strong>der</strong> Prozesse stärker auch auf die Qualität<strong>der</strong> Ergebnisse geschlossen werden.Wendet e<strong>in</strong>e Bildungse<strong>in</strong>richtung h<strong>in</strong>gegen das DVWO-Qualitätsmodell an, liegt ihr Hauptaugenmerk auf <strong>der</strong> Qualität desLehrpersonals und dem Erfolg <strong>der</strong> Lehr- und Lernprozesse. BeimLQW-Modell ist <strong>der</strong> Maßstab für e<strong>in</strong>e qualitativ hochwertige Bildungsleistungdie e<strong>in</strong>richtungsspezifische Def<strong>in</strong>ition von gelungenemLernen. Dieses QS-System geht von <strong>der</strong> Annahme aus, dassdie Lernenden <strong>in</strong> hohem Maße selbst für ihren Lernerfolg verantwortlichs<strong>in</strong>d und Bildungse<strong>in</strong>richtungen <strong>in</strong> diesem Prozess nur e<strong>in</strong>eunterstützende Funktion e<strong>in</strong>nehmen können. Diese sollte aberqualitativ hochwertig se<strong>in</strong>.Über die vorgestellten <strong>in</strong>stitutionellen Ansätze h<strong>in</strong>aus kommen Gütesiegelals Qualitätsnachweis zum E<strong>in</strong>satz, welche von staatlichenStellen vergeben werden. Das bekannteste Gütesiegel <strong>in</strong> <strong>der</strong>beruflichen Weiterbildung ist das gesetzlich im Fernunterrichtsschutzgesetzverankerte ZFU-Siegel für Fernunterrichtsangebote.Für alle Anbieter, die Fernlehrangebote anbieten, greift seit 1977das FernUSG. Alle Fernlehrangebote müssen durch die StaatlicheZentralstelle für Fernunterricht (ZFU) zugelassen werden. Sowohldie ZFU als auch das Bundes<strong>in</strong>stitut für berufliche Bildung (BIBB)überprüfen vorab die Eignung <strong>der</strong> Lehrgänge anhand <strong>der</strong> KriterienLehrgangsziel, Zielgruppe, Didaktik und Methode, Lern<strong>in</strong>halte,Lehrgangsmaterialien, Betreuung, Evaluation, Verträge sowie Informations-und Werbematerial (vgl. Stiftung Warentest 2008: 10).S<strong>in</strong>d alle Qualitätsstandards entsprechend <strong>der</strong> obigen Kriterien erfüllt,wird das Gütesiegel verliehen. Die zugelassenen Fernlehrgängewerden im Ratgeber für Fernunterricht <strong>der</strong> ZFU, <strong>der</strong> viertel-29


jährlich ersche<strong>in</strong>t, veröffentlicht. E<strong>in</strong> weiteres solches staatlichesSiegel ist bspw. auch die Anerkennung nach dem Bremer Weiterbildungsgesetz(„Bremer Modell“), die auch die Anwendung e<strong>in</strong>esprozessorientierten Qualitätsmanagement-Systems voraussetzt.3.3 QS-Instrumente <strong>in</strong> anerkannten Fortbildungennach BBiG / HwOQS-Systeme be<strong>in</strong>halten e<strong>in</strong>e Reihe e<strong>in</strong>zelner QS-Instrumente,welche zu e<strong>in</strong>em Qualitätskreislauf zusammengeschlossen werden.Dabei müssen im Bereich <strong>der</strong> beruflichen Bildung auch Verfahrenberücksichtigt werden, die gesetzlich vorgegeben s<strong>in</strong>d. DieGesetze zur Ordnung <strong>der</strong> beruflichen Fortbildung s<strong>in</strong>d das BBiGsowie die HwO. In beiden Rechtsordnungen wird dabei das Pr<strong>in</strong>zip<strong>der</strong> Zusammenarbeit zwischen Staat und Sozialpartnern bzw. denSelbstverwaltungskörperschaften <strong>der</strong> Wirtschaft festgelegt. 6 BBiGund HwO def<strong>in</strong>ieren damit e<strong>in</strong>heitliche QS-Instrumente für die beruflicheFortbildung. Darüber h<strong>in</strong>aus werden beide Rechtsordnungennoch durch weitere Vere<strong>in</strong>barungen und Empfehlungen <strong>der</strong>relevanten Akteure konkretisiert und ausgebaut. Im Folgendenwerden die wichtigsten dieser Verfahren für anerkannte Fortbildungennach BBiG / HwO dargestellt.3.3.1 Verfahren zur Entwicklung <strong>der</strong> CurriculaEs existieren rund 131 (vgl. BMBF 2008 und BMWi 2008) anerkannteund damit bundesweit gültige Fortbildungsverordnungen.Bundesweit geregelt s<strong>in</strong>d z.B. die Fortbildungen zum Industriemeister,zum Fachwirt o<strong>der</strong> Fachkaufmann o<strong>der</strong> die Fortbildungsordnungenfür Handwerksmeister (vgl. § 53 I BBiG bzw. § 42HwO).Zusätzlich zu diesen anerkannten und bundesweit gültigen Fortbildungsverordnungenkönnen auch die zuständigen Stellen eigene,regionale Fortbildungsprüfungsregelungen erlassen, um damitspezifisch regionalem o<strong>der</strong> branchenspezifischem Bedarf flexibelRechnung tragen zu können (vgl. § 54 BBiG bzw. § 42a HwO). Zu<strong>der</strong> Zahl dieser regional geregelten Fortbildungsverordnungenexistiert ke<strong>in</strong>e umfassende Übersicht. Nach Auskunft <strong>der</strong> jeweiligenIHKn existieren jedoch alle<strong>in</strong> bei den IHKn <strong>in</strong> den Landeshauptstädtenknapp 800 regionale Fortbildungsverordnungen.Weitere IHK-Regionen und sonstige zuständige Stellen s<strong>in</strong>d dabei6 Die Erfüllung <strong>der</strong> hoheitlichen Aufgaben <strong>der</strong> Selbstverwaltungsorgane <strong>der</strong> Wirtschaft im Rahmen <strong>der</strong> beruflichenBildung werden über die Kammeraufsicht <strong>der</strong> Län<strong>der</strong>n geprüft. Damit existiert an dieser Stelle e<strong>in</strong>e weiter Prüf<strong>in</strong>stanz,um die vorschriftsgemäße Umsetzung <strong>der</strong> gesetzlichen Vorgaben zur beruflichen Bildung trotz des überwiegend dezentralenVerfahren sicher zu stellen.30


noch nicht berücksichtigt. Vor diesem H<strong>in</strong>tergrund kann ihre Zahlauf jeden Fall auf über 1.000 regionale Fortbildungsverordnungengeschätzt werden. Die Verantwortung für die Entwicklung <strong>der</strong>Fortbildungscurricula liegt bei <strong>der</strong> zuständigen Stelle. Um die <strong>Vergleich</strong>barkeitund Qualität <strong>der</strong> Verfahren und <strong>der</strong> Fortbildungsverordnungenzu sichern, hat <strong>der</strong> Bundesausschusses für Berufsbildungallerd<strong>in</strong>gs bereits 1979 Empfehlungen zu den Fortbildungsregelungen<strong>der</strong> zuständigen Stellen abgegeben (vgl. Bundesausschuss1979).Als weiteres und ergänzendes Instrument zur QS legt die Vere<strong>in</strong>barungzur beruflichen Fortbildung zwischen dem Deutschen Gewerkschaftsbund(DGB) und Spitzenorganisationen <strong>der</strong> Wirtschaftdie Kriterien und Verfahren fest, nach denen sie Fortbildungsregelungendes Bundes und <strong>der</strong> zuständigen Stellen anstreben wollen(vgl. Kuratorium <strong>der</strong> Deutschen Wirtschaft für die Berufsbildung2008). So ist <strong>in</strong> dieser Vere<strong>in</strong>barung bspw. festgelegt, dass e<strong>in</strong>ebundesweit gültige Fortbildungsordnung beantragt wird, wenn imselben Beruf über fünf Jahre h<strong>in</strong>weg <strong>in</strong> fünf Bundeslän<strong>der</strong>n m<strong>in</strong>destens500 Prüfungsteilnehmer/-<strong>in</strong>nen zu konstatieren s<strong>in</strong>d undes sich um e<strong>in</strong>e Aufstiegsfortbildung handelt.Am eigentlichen Verfahren zur Erarbeitung bzw. zum Erlass e<strong>in</strong>erRechtsverordnung s<strong>in</strong>d die Sozialpartner, Bund, Län<strong>der</strong>, BMBFbzw. BMWi und das BIBB beteiligt. Das Verfahren zum Erlassbundesweit gültiger Rechtsverordnungen im Bereich Industrie undHandel f<strong>in</strong>det dabei <strong>in</strong> drei Phasen statt. Nach <strong>der</strong> Verfahrense<strong>in</strong>leitung(wichtig ist hier <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e e<strong>in</strong>e Bedarfsprüfung) wird e<strong>in</strong>Entwurf durch den BIBB-Fachbeirat erarbeitet und mit den Wirtschafts-und Sozialpartnern diskutiert. In <strong>der</strong> dritten Phase wirdüber diesen Entwurf schließlich abgestimmt und die Rechtsverordnungerlassen. Um die Qualität des Erlasses zu sichern, b<strong>in</strong>detdas BBiG den Erlass <strong>der</strong> Verordnung an e<strong>in</strong>e wichtige Voraussetzung:Für den Erlass ist die Anhörung im Hauptausschuss desBIBB erfor<strong>der</strong>lich. Der Hauptausschuss ist paritätisch besetzt unddarüber h<strong>in</strong>aus s<strong>in</strong>d hier auch Bund, Län<strong>der</strong> und Kommunen sowiedie Wissenschaft vertreten. Im Handwerk ist das Verfahren ebenfalls<strong>in</strong> drei weitgehend ähnlichen Phasen organisiert. Das zuständigeM<strong>in</strong>isterium ist hier allerd<strong>in</strong>gs das BMWi. Die Erarbeitung <strong>der</strong>neuen Ordnungen wird dabei geme<strong>in</strong>sam von Fachverbänden undFachgewerkschaften unter Mo<strong>der</strong>ation des DHKT erarbeitet. DasVerfahren wird dabei von e<strong>in</strong>er handwerks<strong>in</strong>ternen Vere<strong>in</strong>barungdef<strong>in</strong>iert. Die E<strong>in</strong>haltung dieses Verfahrens ist e<strong>in</strong> zentrales Kriteriumfür den Erlass e<strong>in</strong>er neuen Rechtsverordnung durch dasBMWi, das damit als externe Akkreditierungs<strong>in</strong>stanz fungiert.Für die Erarbeitung und den Erlass von beson<strong>der</strong>en Rechtsvorschriftenauf regionaler Ebene durch die zuständigen Stellen habendie IHKs e<strong>in</strong>en Qualitätsstandard für die Bedarfsermittlungund die Entwicklung von Fortbildungsprüfungen erarbeitet. DasVerfahren ist dabei <strong>in</strong> die gleichen Phasen geglie<strong>der</strong>t wie das Ver-31


fahren beim Erlass bundesweiter Verordnungen. Zusätzlich wirdauch hier durch das BBiG e<strong>in</strong> weiteres Qualitätssicherungs<strong>in</strong>strumentkodifiziert: Die jeweilige Verordnung ist vor dem Erlass durchden ebenfalls paritätisch besetzten regionalen Berufsbildungsausschussanzuhören.3.3.2 Strukturelemente des CurriculumsFür beide Verordnungswege (bundesweite Regelungen und regionaleRegelungen) bestehen gesetzliche Vorgaben, die die Strukturelemente<strong>der</strong> Fortbildungsverordnungen def<strong>in</strong>ieren. Damit def<strong>in</strong>iertdas BBiG den Qualitätsstandard für die Fortbildungsordnungen.Festgelegt ist, dass die Verordnungen m<strong>in</strong>destens die Bezeichnungdes Fortbildungsabschlusses, die Zulassungsvoraussetzungund <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e die Prüfungsanfor<strong>der</strong>ungen sowie dasPrüfungsverfahren enthalten müssen (vgl. § 53 II BBiG; § 54BBiG). Ergänzt und präzisiert werden diese Vorgaben durch dieentsprechenden Empfehlungen des Bundesausschusses für Berufsbildung(vgl. Kuratorium <strong>der</strong> Deutschen Wirtschaft für die Berufsbildung2008; Bundesausschuss 1976, 1979).3.3.3 Angewandte KompetenzbegriffeDer beruflichen Fortbildung im Regelungsbereich von BBiG undHwO liegt berufliche Handlungskompetenz als zentraler Bezugspunktzu Grunde:„Die berufliche Fortbildung soll es ermöglichen, die beruflicheHandlungsfähigkeit zu erhalten und anzupassen o<strong>der</strong> zuerweitern und beruflich aufzusteigen.“ (§ 1 IV BBiG)Das novellierte BBiG def<strong>in</strong>iert berufliche Handlungsfähigkeit als„notwendige berufliche Fertigkeiten, Kenntnisse und Fähigkeiten“.Die neue Gesetzesfassung löst die alte Def<strong>in</strong>ition ab, nach <strong>der</strong> beruflicheHandlungsfähigkeit als „notwendige berufliche Fertigkeitenund Kenntnisse“ def<strong>in</strong>iert war. In dieser Neudef<strong>in</strong>ition artikuliertsich auch die stärkere Kompetenzorientierung <strong>in</strong> <strong>der</strong> beruflichenAus- und Weiterbildung. Diese stärkere Kompetenzorientierungwird auch <strong>in</strong> den ordnungspolitischen Vorgaben zunehmend aufgegriffenund es wird versucht, die starke Orientierung an e<strong>in</strong>erabgegrenzten Beruflichkeit und formalen Qualifikationen zugunstene<strong>in</strong>er stärkeren Orientierung an beruflichen Kompetenzen zum<strong>in</strong>destzu ergänzen. Exemplarisch für diesen Versuch e<strong>in</strong>er stärkerenKompetenzorientierung <strong>in</strong> <strong>der</strong> beruflichen Fortbildung ist dieNeuordnung des IT-Weiterbildungssystems <strong>in</strong> Deutschland, die2002 <strong>in</strong> Kraft trat. Auch für den Bereich <strong>der</strong> <strong>in</strong> BBiG und HwOnormierten Fortbildungsordnungen ist hier die Abkehr von e<strong>in</strong>emkursorientierten, theorielastigen Lernen h<strong>in</strong> zu e<strong>in</strong>em handlungsorientiertenund erfahrungsbasierten Kompetenzerwerb als konstitutiveBestandteile e<strong>in</strong>geführt worden (vgl. Diettrich 2005: 14f.). E<strong>in</strong>weiteres Indiz für die Kompetenzorientierung <strong>in</strong> <strong>der</strong> beruflichen32


Fortbildung ist die Tatsache, dass e<strong>in</strong> Fortbildungsberuf <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regelüber unterschiedliche Ausbildungsberufe erreicht werden kann.Der Fortbildungsberuf „Masch<strong>in</strong>enbautechniker/-<strong>in</strong>“ kann bspw. aufGrundlage unterschiedlicher Mechaniker-Ausbildungsberufe sowieauf Grundlage des Ausbildungsberufs „Technische/r Zeichner/-<strong>in</strong>“erreicht werden.3.3.4 Gestaltung <strong>der</strong> ZielfunktionenÜber die allgeme<strong>in</strong>e Def<strong>in</strong>ition des Kompetenzbegriffes im BBiGh<strong>in</strong>aus s<strong>in</strong>d die Zielfunktionen <strong>der</strong> anerkannten Fortbildungsverordnungennicht e<strong>in</strong>heitlich bestimmbar son<strong>der</strong>n variieren <strong>in</strong> denunterschiedlichen Fortbildungsgängen. Für die jeweiligen Fortbildungsordnungenmüssen daher die Zielfunktionen <strong>in</strong>dividuell abgeleitetwerden.3.3.5 Gestaltung <strong>der</strong> <strong>in</strong>haltlichen und methodischenAnfor<strong>der</strong>ungenBasis für die Gestaltung <strong>der</strong> <strong>in</strong>haltlichen und methodischen Anfor<strong>der</strong>ungen<strong>in</strong> <strong>der</strong> beruflichen Fortbildung s<strong>in</strong>d die Empfehlungendes Bundesausschusses für Berufsbildung über die „Kriterien undVerfahren für den Erlass von Fortbildungsordnungen und <strong>der</strong>enGlie<strong>der</strong>ung“ sowie über die „Fortbildungsregelungen <strong>der</strong> zuständigenStellen“ aus den Jahren 1976 bzw. 1979.„In Fortbildungsregelungen sollen jeweils die konkreten Anfor<strong>der</strong>ungenpräzisiert und dargestellt werden. Die Regelungen<strong>der</strong> beruflichen Fortbildung durch Rechtsvorschriften fürdie Prüfung bei den zuständigen Stellen sollte durch e<strong>in</strong>eLehrgangsempfehlung ergänzt werden, um e<strong>in</strong> vergleichbaresQualifikationsniveau zu ermöglichen.“ (Bundesausschuss1979)Mit diesen Empfehlungen des Bundesausschusses zur Ergänzungvon Fortbildungsverordnungen soll <strong>der</strong> <strong>der</strong> Tatsache Rechnunggetragen werden, dass Fortbildungsverordnungen nach BBIG /HwO <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel nicht e<strong>in</strong>zelne Fortbildungsmaßnahmen def<strong>in</strong>ieren,son<strong>der</strong>n <strong>in</strong> diesen Ordnungen nur die Prüfungen sowie die dafürnotwendigen Voraussetzungen geregelt werden. Die Lehrgangsempfehlungensollen hier vere<strong>in</strong>heitlichend wirken und die<strong>in</strong>haltlichen und methodischen Anfor<strong>der</strong>ungen von Fortbildungsgängenvere<strong>in</strong>heitlichen.Darüber h<strong>in</strong>aus werden die <strong>in</strong>haltlichen und methodischen Anfor<strong>der</strong>ungen<strong>der</strong> anerkannten Fortbildungsberufe <strong>in</strong> <strong>der</strong> „Systematikvon Qualifikationsebenen <strong>in</strong> <strong>der</strong> geregelten Aufstiegsfortbildungnach BBiG“ aus dem Jahr 2000 konkretisiert. Diese Systematik def<strong>in</strong>iertfür die Fortbildungsregelungen <strong>in</strong> Industrie und Handel dreiQualifikationsebenen als Grundlage für die Gestaltung <strong>der</strong> Rechtsvorschriftenfür Fortbildungsordnungen des Bundes sowie <strong>der</strong> zu-33


ständigen Stellen und ordnet bestehende Fortbildungsregelungendiesen drei Qualifikationsebenen zu (vgl. BMBF 2002):„Auf <strong>der</strong> ersten Ebene werden Fortbildungsabschlüsse angeordnet,die sich von <strong>der</strong> Ausbildung durch bestimmte Zusatzqualifikationenabheben, wie sprachliche Qualifikationen,Beratungskompetenzen, Spezialkenntnisse von Produktenund Produktionsverfahren.Die zweite Qualifikationsebene ist das Niveau <strong>der</strong> mittlerenFach- und Führungskräfte, hier s<strong>in</strong>d <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e die Abschlüssevon Meistern, Fachwirten und Fachkaufleuten angesiedelt.Der dritten Ebene sollen die Qualifikationen für die Leitungsfunktionenmittelständischer Unternehmen bzw. von dezentralenOrganisationse<strong>in</strong>heiten großer Unternehmen zugeordnetwerden.“Diese Def<strong>in</strong>ition von Qualifikationsebenen stellt neben den Vorgabendes BBIG e<strong>in</strong> weiteres Instrument zur QS <strong>in</strong> <strong>der</strong> beruflichenAufstiegsfortbildung dar.3.3.6 Ausgestaltungen von PrüfungenFür anerkannte Fortbildungsabschlüsse legt die Fortbildungsverordnungdas Ziel, Voraussetzungen und die Inhalte <strong>der</strong> jeweiligenFortbildungsabschlussprüfung fest. Die Fortbildungsverordnungals Ordnungsvorgabe normiert die Prüfungsdurchführung e<strong>in</strong>heitlichund stellt damit e<strong>in</strong> zentrales Instrument zur QS dieser Weiterbildungsabschlüssedar. Analog zur beruflichen Ausbildung werdendie Prüfungen <strong>in</strong> diesen Fortbildungsgängen von den jeweilszuständigen Stellen bzw. dem dort e<strong>in</strong>gerichteten Prüfungsausschussabgenommen (vgl. § 56 BBiG). Für bundesweit geregelteFortbildungsordnungen können nach <strong>der</strong> Vere<strong>in</strong>barung von DGBund den Spitzenverbänden <strong>der</strong> Wirtschaft zentrale Prüfungendurchgeführt werden – mit Ausnahme des Handwerks – dennochsollen zentrale Prüfungen nicht grundsätzlich durchgesetzt werden.In <strong>der</strong> Praxis werden für rund 50 verschiedene anerkannteFortbildungsabschlüsse zentrale Prüfungsaufgaben gestellt, wasals zusätzliches QS-Instrument wirken soll. Zu nennen ist an dieserStelle <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e das QS-System <strong>der</strong> DIHK-Bildungs-GmbH, das die Qualität für die bundese<strong>in</strong>heitlich gestellten Prüfungsaufgabensichert. Dazu wurde e<strong>in</strong> QS-System nach ISO9001:2000 <strong>in</strong>stalliert, das von <strong>der</strong> CERTQUA 7 überwacht und zertifiziertwird. Alle externen Partner (Experten, Druckereien, Kurier-7 Als auf Bildungse<strong>in</strong>richtungen spezialisierte Zertifizierungsgesellschaft <strong>der</strong> Spitzenverbände <strong>der</strong> Deutschen Wirtschaftund des Wuppertaler Kreises e. V. spielt die CERTQUA für die Zertifizierung <strong>der</strong> Qualitätssicherungsverfahren <strong>der</strong>Kammern e<strong>in</strong>e wichtige Rolle. Wie oben dargestellt ist CERTQUA-Zertifizierung <strong>der</strong> Kammern freiwillig.34


dienste, usw.), die an <strong>der</strong> Erarbeitung <strong>der</strong> Prüfungsaufgaben beteiligts<strong>in</strong>d, werden schriftlich zu E<strong>in</strong>haltung <strong>der</strong> Qualitätsstandardsverpflichtet. Alle für die Aufgabenstellung notwendigen Prozessabläufewerden <strong>in</strong>nerhalb dieses Systems dokumentiert, transparentund qualitätsgesichert. Die E<strong>in</strong>haltung dieses Standards auf Ebene<strong>der</strong> e<strong>in</strong>zelnen IHKn ist freiwillig. Zu Beg<strong>in</strong>n des Jahres 2008 hattensich 20 IHKn diesem externen Zertifizierungsverfahren unterzogen.Damit e<strong>in</strong>e bundesweit e<strong>in</strong>heitliche Verfahrensweise auch fürdie nicht zentral geprüften Fortbildungsberufe gewährleistet ist,gibt es darüber h<strong>in</strong>aus e<strong>in</strong>e ebenfalls zwischen den WirtschaftsundSozialpartnern abgestimmte Musterprüfungsordnung für diee<strong>in</strong>zelnen Fortbildungsberufe.Im Bereich <strong>der</strong> Prüfungsverfahren des Handwerks nach §§ 44 und51a <strong>der</strong> HwO sichern die verantwortlichen Landesbehörden bzw.die mit <strong>der</strong> Geschäftsführung <strong>der</strong> Meisterprüfungsausschüsse beauftragtenHandwerksammern die Qualität <strong>der</strong> Prozessabläufe.Die „Verordnung über die geme<strong>in</strong>samen Anfor<strong>der</strong>ungen <strong>in</strong> <strong>der</strong>Meisterprüfung im Handwerk“ (AMVO) sowie die „Verordnung überdas Zulassungs- und Prüfungsverfahren für die Meisterprüfung imHandwerk“ (MPVerfVo) regeln die Qualitätsansprüche an die Prüfungsverfahren.Qualitätsansprüche werden <strong>in</strong>nerhalb dieser Verordnungenfür die Besetzung <strong>der</strong> Prüfungsausschüsse, das Zulassungs-und Anmeldeverfahren sowie den Prüfungsablauf def<strong>in</strong>iert.Die <strong>in</strong>haltliche Qualität <strong>der</strong> Meisterprüfungen und damit die vondem potenziellen Handwerksmeister nachzuweisenden Handlungskompetenzenwerden ebenfalls <strong>in</strong> <strong>der</strong> AMVO sowie demMeisterprüfungsberufsbild <strong>der</strong> gesetzlich def<strong>in</strong>ierten Meisterprüfungsverordnungfestgelegt.3.3.7 Weitere wichtige QS-Instrumente für Weiterbildung <strong>in</strong>anerkannten FortbildungsberufenEs wurde deutlich, dass für die anerkannten Fortbildungsberufe fürzentrale qualitätsrelevante Dimensionen über die zentralenRechtsvorschriften und die zusätzlichen Vere<strong>in</strong>barungen <strong>der</strong> Wirtschafts-und Sozialpartner bereits e<strong>in</strong>heitliche und detaillierte Regelungenzu den Rahmenbed<strong>in</strong>gungen und zentralen Abläufen <strong>der</strong>beruflichen Fortbildung bestehen. Zusätzlich werden diese QS-Instrumente aufgewertet durch die lange Tradition und Erfahrung,über die die beteiligten Institutionen <strong>in</strong> <strong>der</strong> kooperativen Umsetzungdieser Gesetze verfügen.Es ist jedoch wichtig zu betonen, dass diese QS-Instrumente vordem H<strong>in</strong>tergrund <strong>der</strong> Def<strong>in</strong>ition e<strong>in</strong>es Qualitätssicherungssystems,dass dieser Studie zugrunde liegt, alle<strong>in</strong>e noch ke<strong>in</strong> QS-Systemdarstellen, auch wenn dieses sich aus dem BBiG bzw. <strong>der</strong> HwOsowie den weiteren Vere<strong>in</strong>barungen und Empfehlungen ableiten.Dazu müssen diese Instrumente <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en ganzheitlichen Qualitätskreislauf<strong>in</strong>tegriert werden, <strong>der</strong> auch die Prozesse auf <strong>der</strong> Ebene35


<strong>der</strong> e<strong>in</strong>zelnen zuständigen Stelle sowie den Output <strong>der</strong> Fortbildungsgänge<strong>in</strong> den Blick nimmt.E<strong>in</strong> Beispiel für e<strong>in</strong> solches QS-System ist das <strong>der</strong> IHKn. Hier bildendie Vorgaben des BBiG als Qualitätsstandard die Grundlagedes QS-Systems. Über die BBiG-Vorgaben h<strong>in</strong>aus kommen weitereKriterien und Instrumente zur Qualitätssicherung im Bereich <strong>der</strong>beruflichen Fortbildung zum E<strong>in</strong>satz und werden (sofern vorhanden)<strong>in</strong> das QS-System <strong>der</strong> jeweiligen IHK <strong>in</strong>tegriert. Beispiele fürsolche Instrumente s<strong>in</strong>d die Qualitätsstandards für die Durchführungvon Fortbildungsprüfungen, verb<strong>in</strong>dlich anzuwendende Musterprüfungsordnungensowie e<strong>in</strong> separat zertifiziertes QS-Systemfür die Handhabung von Prüfungsaufgaben. Darüber h<strong>in</strong>aus evaluierenIHKn und HWKn im Rahmen ihrer QS <strong>der</strong> beruflichen Fortbildungdie Ergebnisse ihrer Arbeit. Die Instrumente s<strong>in</strong>d hier Statistikenzu Prüfungen, Bestehensquoten, Geschlechterverteilung,Teilnehmer/-<strong>in</strong>nenzahlen usw. sowie die fünfjährliche Erfolgsumfrage<strong>der</strong> IHKs von Absolvent/-<strong>in</strong>nen beruflicher Fortbildungen, <strong>in</strong><strong>der</strong> die Verwertbarkeit <strong>der</strong> Prüfungen für E<strong>in</strong>zelpersonen und Unternehmenabgefragt werden. Um die Rückkopplung <strong>der</strong> Ergebnissedieser Evaluationen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em kohärenten Qualitätskreislauf sicherzu stellen, müssen diese Ergebnisse <strong>in</strong> das QS-System e<strong>in</strong>fließenund ggf. Modifikationen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Aufstiegsfortbildung nachsich ziehen. Derart weitreichende QS-Systeme s<strong>in</strong>d noch nicht flächendeckendfür alle zuständigen Stellen erreicht.3.4 QS-Systeme <strong>in</strong> <strong>der</strong> beruflichen AusbildungFür e<strong>in</strong>en <strong>Vergleich</strong> <strong>der</strong> QS-Systeme <strong>in</strong> <strong>der</strong> beruflichen und akademischenBildung ist <strong>der</strong> Bereich <strong>der</strong> beruflichen Ausbildung vorallem von Bedeutung, weil e<strong>in</strong> qualifizierter beruflicher Ausbildungsabschlussdie Voraussetzung für die Teilnahme an e<strong>in</strong>erVeranstaltung zur beruflichen Fortbildung <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em nach BBiG /HwO anerkannten Fortbildungsberuf ist. Damit wirkt sich die Qualität<strong>der</strong> beruflichen Ausbildung <strong>in</strong>direkt auch auf die Qualität <strong>der</strong> beruflichenWeiterbildung aus. Vor diesem H<strong>in</strong>tergrund sollen diewichtigsten Verfahren zur QS <strong>in</strong> <strong>der</strong> beruflichen Ausbildung imFolgenden ebenfalls dargestellt werden. Die Darstellung wird dabeijedoch deutlich kürzer und weniger ausführlich als für den Bereich<strong>der</strong> beruflichen Weiterbildung ausfallen, da die Absolvent/-<strong>in</strong>nenberuflicher Ausbildungsgänge mit Absolvent/-<strong>in</strong>nenakademischer Ausbildungsgängen auf dem Arbeitsmarkt nichtunmittelbar konkurrieren.QS-Systeme s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> <strong>der</strong> beruflichen Ausbildung noch weniger verbreitetals <strong>in</strong> <strong>der</strong> beruflichen Weiterbildung. Als e<strong>in</strong> <strong>in</strong> hohem Maßerechtlich normierter Bildungsbereich s<strong>in</strong>d die grundlegenden QS-Instrumente für die beruflichen Ausbildungen analog zur Aufstiegs-36


fortbildung gesetzlich im BBiG sowie <strong>in</strong> <strong>der</strong> HwO festgelegt. Darüberh<strong>in</strong>aus ist die Angebotsseite des Ausbildungsmarkts im Unterschiedzum Markt <strong>der</strong> Weiterbildungsanbieter sehr viel wenigermarktförmig organisiert. Die hohe rechtliche Normierung, vonMarktmechanismen vergleichsweise gut geschützte Bildungsanbieterhaben den Druck zur Implementierung kohärenter QS-Systeme bisher gem<strong>in</strong><strong>der</strong>t. Darüber h<strong>in</strong>aus gestaltet die Beteiligungunterschiedlicher Akteure <strong>in</strong> <strong>der</strong> dualen Ausbildung (Berufsschulen,Betriebe und Kammern) die Implementierung umfassen<strong>der</strong>Qualitätskreisläufe schwierig.Dennoch konnten sich auch die Akteure <strong>der</strong> beruflichen Ausbildungdem Trend zur stärkeren QS ihrer Prozesse nicht entziehen.Sowohl auf <strong>der</strong> betrieblichen Ebene, als auch an den beruflichenSchulen haben QS-Systeme <strong>in</strong> den letzten Jahren an Bedeutunggewonnen.Betriebliche Ebene Insbeson<strong>der</strong>e große Unternehmen haben <strong>in</strong>den letzten Jahren umfassende QS-Systeme e<strong>in</strong>geführt. Aufgrund<strong>der</strong> umfassenden Erfahrung großer Unternehmen <strong>in</strong> an<strong>der</strong>en Kontextenwar die Akzeptanz für solche Ansätze vergleichsweisehoch. Unternehmen griffen dabei entwe<strong>der</strong> auf bestehende Konzeptewie bspw. EFQM o<strong>der</strong> ISO 9000ff. zurück o<strong>der</strong> entwickelten– angelehnt an diese Tools – eigene Modelle wie bspw. bei EADS,Lufthansa Technik o<strong>der</strong> VW (vgl. Euler 2005: 51ff.; Ebb<strong>in</strong>ghaus2006). Die wichtigsten Instrumente, die <strong>in</strong>nerhalb dieser <strong>Qualitätssicherungssysteme</strong>zum E<strong>in</strong>satz kommen, s<strong>in</strong>d Kennzahlen, welchedie für die betriebliche Ausbildung festgelegten Qualitätszieleoperationalisieren. H<strong>in</strong>zu kommen unterschiedliche Feedbacksysteme,die anhand von Fragebögen bzw. 360°-Feedbacks die Qualität<strong>der</strong> Ausbildung erheben. Dabei werden Auszubildende undAusbil<strong>der</strong>/-<strong>in</strong>nen immer <strong>in</strong> das Feedback e<strong>in</strong>bezogen, LufthansaTechnik bezieht darüber h<strong>in</strong>aus auch die Mitauszubildenden <strong>in</strong> dasFeedback mit e<strong>in</strong>.Schulische Ebene Auch an beruflichen Schulen s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> letzterZeit vermehrt QS-Instrumente zum E<strong>in</strong>satz gekommen. Im Gegensatzzu den betrieblichen Ansätzen ist Qualitätsentwicklung an beruflichenSchulen e<strong>in</strong> noch vergleichsweise neues Thema. IhreBedeutung hat erst mit den Bemühungen um e<strong>in</strong>en höhere Autonomievon Schulen gegenüber Politik und Schulverwaltung und<strong>der</strong> damit verbundenen Frage nach e<strong>in</strong>er Ergebnisverantwortungzugenommen. Analog zum betrieblichen Bereich f<strong>in</strong>den bspw. QS-Systeme wie EFQM o<strong>der</strong> ISO 9000ff. auch an Schulen Anwendung.Darüber h<strong>in</strong>aus werden <strong>in</strong> meist landesweiten Modellversuchenweitere Konzepte erprobt (bspw. ProReKo <strong>in</strong> Nie<strong>der</strong>sachsen)o<strong>der</strong> s<strong>in</strong>d erst kürzlich als Gesetz formuliert worden (OES <strong>in</strong> Baden-Württemberg,eigenständige Schule <strong>in</strong> NRW). Die Modellversucheerheben den Anspruch, die beson<strong>der</strong>e Realität von beruflichenSchulen stärker als die herkömmlichen QS-Modelle berücksichtigenzu können. Dies gilt auch für weniger bekannte, aber37


dennoch für die pädagogische Anwendung entwickelte Systemewie Q2E o<strong>der</strong> EDUQUA. Die Akzeptanz <strong>der</strong> neuen Systeme sollsich dadurch deutlich erhöhen. Gleichzeitig erweist es sich als guteLösung, unabhängig vom implementierten Modell den Schulengewisse Freiräume dah<strong>in</strong>gehend e<strong>in</strong>zuräumen, welche Prioritätensie im Rahmen e<strong>in</strong>es QS-Systems setzen wollen (vgl. Euler 2005:65ff). Die zentralen Instrumente <strong>der</strong> QS-Systeme an den Schulens<strong>in</strong>d dabei <strong>in</strong>terne und externe Evaluierungen. Die externen Evaluierungenwerden dabei <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel von den Schulaufsichtsbehördeno<strong>der</strong> assoziierten Institutionen vorgenommen. Evaluiertwerden dabei die von den Schulen def<strong>in</strong>ierten Qualitätsziele.Rechtlich kodifizierte QS-Instrumente Analog zum Bereich <strong>der</strong>anerkannten Fortbildungen nach BBiG / HwO def<strong>in</strong>iert das BBiGauch für die berufliche Ausbildung Vorgaben, die qualitätssicherndfür die berufliche Ausbildung wirken: Verfahren zur Entwicklung<strong>der</strong> Curricula (auch bei qualitätssichern<strong>der</strong> Neuordnungen) <strong>in</strong>klusive<strong>der</strong> Rolle von Kammern, Berufsbildungsausschüssen und Landesausschüssenfür die Regelung <strong>der</strong> Berufsbildung, Strukturelementedes Curriculums, angewandte Kompetenzbegriffe, Zielfunktionen,<strong>in</strong>haltliche und methodische Anfor<strong>der</strong>ungen, Ausgestaltung<strong>der</strong> Prüfungen sowie die Rolle von Berufsbildungsausschüssen –teilweise sogar detaillierter als für die berufliche Fortbildung. Bspw.def<strong>in</strong>ieren die Ausbildungsordnungen im Unterschied zu den Fortbildungsordnungennicht nur die Prüfungen und die dazu notwendigenZulassungsvoraussetzungen son<strong>der</strong>n enthalten mit demAusbildungsrahmenplan auch Aussagen zur <strong>in</strong>haltlichen und zeitlichenGlie<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Ausbildung. Auch für die berufliche Ausbildunggilt damit, dass die QS-Systeme, die an den unterschiedlichenLernorten <strong>der</strong> beruflichen Ausbildung zum E<strong>in</strong>satz kommen,diese qualitätssichernden Vorgaben <strong>in</strong> die spezifischen Systeme<strong>in</strong>tegrieren müssen.Im Unterschied zur Darstellung <strong>der</strong> QS-Instrumente <strong>in</strong> den anerkanntenFortbildungsberufen sollen die Verfahren, welche dasBBiG für die berufliche Ausbildung kodifiziert an dieser Stelle nichtnäher ausgeführt werden, da die QS-Systeme <strong>der</strong> beruflichenAusbildung auch <strong>in</strong> die sich anschließende Synopse aus den e<strong>in</strong>leitendbereits dargestellten Gründen nicht e<strong>in</strong>bezogen werden.Abschließend soll betont werden, dass sich die QS <strong>in</strong> <strong>der</strong> beruflichenBildung <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e <strong>in</strong> ihrer qualitativen Dimension von denAnfor<strong>der</strong>ungen an QS-Systeme im akademischen Bereich unterscheidet:Aufgrund <strong>der</strong> Herausfor<strong>der</strong>ung, e<strong>in</strong>erseits zu bundese<strong>in</strong>heitlichenRegelungen zu kommen und an<strong>der</strong>erseits die vielen unterschiedlichenAkteure, die <strong>in</strong> <strong>der</strong> beruflichen Ausbildung für dieQualität mitverantwortlich s<strong>in</strong>d, e<strong>in</strong>zubeziehen, kann sich die Qualitätsdiskussionnicht nur auf e<strong>in</strong>en Lernort o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>zelne Akteurebeschränken, son<strong>der</strong>n muss das Zusammenspiel aller <strong>in</strong> den Blicknehmen. Ähnliches gilt für die Herausfor<strong>der</strong>ung, Aus- und Weiterbildungauch <strong>in</strong> <strong>der</strong> QS zu verzahnen (vgl. Krekel / Balli 2006: 28).38


4 <strong>Qualitätssicherungssysteme</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> akademischenBildung4.1 Qualitätsbegriffe im Hochschulbereich4.1.1 Funktionale und qualitative Diversifizierung desdeutschen HochschulsektorsE<strong>in</strong>e m<strong>in</strong>destens gute, möglichst aber überdurchschnittliche Forschungs-und Studienqualität gilt mittlerweile als <strong>der</strong> entscheidendeFaktor für die Sicherung des Organisationserfolgs von deutschenUniversitäten und Fachhochschulen. Nicht nur <strong>der</strong> Umfang<strong>der</strong> f<strong>in</strong>anziellen und personellen Ausstattung von Universitäten undFachhochschulen ist mehr denn je von Qualitätsnachweisen abhängig,auch die <strong>in</strong>stitutionellen Entwicklungsmöglichkeiten hängendavon ab. Und das obwohl sich „Qualität“ im Hochschulbereichnur schwer def<strong>in</strong>ieren und damit operationalisieren lässt.Geme<strong>in</strong>h<strong>in</strong> wird sie als schwer fassbares, mehrdimensionalesKonstrukt (Matul / Scharitzer 2002: 609) beschrieben, dessen Bewertungstark von den Zielsetzungen <strong>der</strong> jeweiligen Forschungsaktivitätenund Studienangebote abhängt. Alles <strong>in</strong> allem haben wir esim Hochschulbereich mit e<strong>in</strong>er Vielzahl von „Qualitäten“ zu tun, dienicht nur fachspezifisch son<strong>der</strong>n auch je nach Hochschultyp variieren.Dementsprechend <strong>in</strong>dividuell und heterogen fallen die Qualitätsdef<strong>in</strong>itionenaus. Welche Beschaffenheit und Güte <strong>der</strong> Leistungen<strong>in</strong> Forschung und Studium e<strong>in</strong>e Hochschule anstrebt, wirdmaßgeblich vom Profil e<strong>in</strong>er Hochschule sowie den spezifischenAusbildungszielen <strong>der</strong> Studiengänge bestimmt (fitness for purpose8 ). Bundese<strong>in</strong>heitliche Regelungen o<strong>der</strong> gar gesetzliche Vorgabenbezogen auf die Qualität <strong>der</strong> gezeigten Leistungen existierenim deutschen Hochschulbereich nicht.Mitte <strong>der</strong> 90er Jahre setzte im deutschen Hochschulsystem e<strong>in</strong>emassive „Differenzierung funktionaler und/o<strong>der</strong> qualitativer Art“(Breitbach 2007: 739) e<strong>in</strong>. Dafür gibt es mehrere Gründe: Zunächstdie E<strong>in</strong>führung des New Public Management <strong>in</strong> <strong>der</strong> staatlichenHochschulsteuerung, welche durch e<strong>in</strong>e Reihe betriebswirtschaftlicherInstrumente den Wettbewerb um Budgetmittel forciert(Nickel 2007b: 47ff.), dann <strong>der</strong> Aufbau des europäischen Hochschul-und Forschungsraumes, welcher e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>stitutionelle Diversifizierung<strong>der</strong> europäischen Hochschulen bei gleichzeitiger Quali-8 Im Zuge <strong>der</strong> Bologna-Reform ist fitness for purpose das am meisten gebräuchliche Qualitätskonzept (vgl. Carstensen/Hofmann2006, S. 7). Qualität wird danach bewertet, <strong>in</strong> welchem Ausmaß e<strong>in</strong> Studiengang se<strong>in</strong>e Ausbildungszieleerfüllt.39


tätssteigerung vorantreibt 9 und nicht zuletzt die Fö<strong>der</strong>alismusreformim Jahr 2006, welche den Bundeslän<strong>der</strong>n die (fast) alle<strong>in</strong>igeVerantwortung für ihre Hochschulen gibt und damit die Unterschiedlichkeitzwischen den Hochschulstandorten <strong>in</strong> Nord undSüd, Ost und West extrapoliert. Es gibt 16 Hochschulgesetze undhochschulpolitische Programme, die spezifische Rahmenbed<strong>in</strong>gungensetzen. Das sorgt für e<strong>in</strong>e relative Unübersichtlichkeit.Laut Statistik <strong>der</strong> Hochschulrektorenkonferenz (HRK) gab es imDezember 2008 <strong>in</strong> Deutschland <strong>in</strong>sgesamt 234 öffentliche Hochschulen(109 Universitäten, 192 Fachhochschulen und Hochschulenohne Promotionsrecht, 55 Musik- und Kunsthochschulen) sowie122 private und kirchliche Hochschulen (21 Universitäten, 92Fachhochschulen und Hochschulen ohne Promotionsrecht, 9 Musik-und Kunsthochschulen) 10 . H<strong>in</strong>zu kommen 51 teils private, teilsstaatliche Berufsakademien 11 mit dualem Studienangebot, d.h. e<strong>in</strong>erKomb<strong>in</strong>ation aus beruflicher und akademischer Bildung. DieseFülle akademischer E<strong>in</strong>richtungen differenzieren <strong>in</strong>dividuelle Profileaus, mit denen sie unterschiedliche Zielgruppen auf dem deutschenBildungsmarkt ansprechen.4.1.2 Kopplung von Forschung und LehreJe nach Hochschultyp spielt die Qualität von Lehre und Studiumfür den Organisationserfolg e<strong>in</strong>e unterschiedliche Rolle. Während<strong>der</strong> Stellenwert bei Berufsakademien sehr hoch ist, hängen Renommeeund Ressourcenausstattung wissenschaftlicher Hochschulenwesentlich stärker von <strong>der</strong> Qualität <strong>der</strong> Forschung ab. Dasgilt <strong>in</strong> beson<strong>der</strong>em Maße für Universitäten, die ihre Leistungsfähigkeit<strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie an ihrem Forschungserfolg messen und bei denendie Lehre nach wie vor e<strong>in</strong>e Art „Kuppelprodukt“ <strong>der</strong> Forschungist (gute Forschung bed<strong>in</strong>gt gute Lehre / E<strong>in</strong>heit von Forschungund Lehre). Bei den staatlichen Fachhochschulen, welche9 Vgl. dazu die Studie „Mapp<strong>in</strong>g Diversity“ (CHEPS 2008), welche e<strong>in</strong>e Klassifikation europäischer Hochschulen nachParametern wie z.B. angebotene Studienabschlüsse, Forschungsprofil, Engagement im lebenslangen Lernen undGröße vorschlägt.10 Vgl. HRK-Hochschulkompass: http://www.hochschulkompass.de/kompass/xml/<strong>in</strong>dex_hochschule.htm, Zugriff am15.12.2008.11 Vgl. Onl<strong>in</strong>e-Portal „studieren.de“: http://www.studieren.de/berufsakademien.0.html, Zugriff am 15.12.2008. Bei denBerufsakademien werden zwei Typen unterschieden: Der Typ „Baden-Württemberg“ und <strong>der</strong> Typ „Sonstige Berufsakademien“.Der Typ „Baden-Württemberg“ ist e<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>richtung <strong>in</strong> staatlicher Trägerschaft und zeichnet sich vor allemdurch se<strong>in</strong>e hohe Praxisorientierung <strong>in</strong> Rahmen se<strong>in</strong>er dualen Studienangebote aus. Diese führen zu Diplom- o<strong>der</strong>Bachelor-Abschlüssen, welche Fachhochschulabschlüssen gleichgestellt s<strong>in</strong>d. Berufsakademien dieses Typs gibt esaußer <strong>in</strong> Baden-Württemberg <strong>in</strong> den Bundeslän<strong>der</strong>n Sachsen, Thür<strong>in</strong>gen und Berl<strong>in</strong> (vgl.http://www.studienwahl.de/<strong>in</strong>dex.aspx?e1=3&e2=5&e3=1&e4=0&e5=0&e6=0&tn=0, Zugriff am 15.12.08). Baden-Württemberg betreibt seit 1974 e<strong>in</strong>e landesweite Berufsakademie mit mehreren Standorten, welche sich <strong>in</strong> <strong>der</strong> englischenÜbersetzung als „University of Cooperative Education“ bezeichnet (vgl. http://www.ba-bw.de/babw/, Zugriff am15.12.08). Den Typ „Sonstige Berufsakademien“ ist e<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>richtung <strong>in</strong> vorwiegend privater Trägerschaft und es gibtihn <strong>in</strong> den Bundeslän<strong>der</strong>n Hessen, Nie<strong>der</strong>sachsen, Hamburg, Saarland und Schleswig-Holste<strong>in</strong>. Sie wenden sich mitihrem Diplom- und Bachelor-Studienangebot vor allem an Abiturient/-<strong>in</strong>nen. Der Typ „Sonstige Berufsakademien“ unterscheidetsich vom Typ „Baden-Württemberg“ vor allem durch die Ausbildungsdauer, Anteil <strong>der</strong> Praxisphasen undAnteil des hauptamtlichen Lehrkörpers (vgl. http://www.studienwahl.de/<strong>in</strong>dex.aspx?e1=3&e2=5&e3=2&e4=0&e5=0&e6=0&tn=0, Zugriff am 15.12.08).40


<strong>in</strong> den 70er Jahren als anwendungsorientierte Ergänzung zu denwissenschaftlichen Universitäten gegründet wurden, besitzen dieAusbildungsfunktion und <strong>der</strong>en Qualität nach wie vor e<strong>in</strong> hohesGewicht, doch ist im Zuge e<strong>in</strong>es Academic Drift <strong>der</strong> Stellenwert <strong>der</strong>Forschungsqualität deutlich gewachsen. Mit Academic Drift ist e<strong>in</strong>eEntwicklung <strong>in</strong> den zurückliegenden 15 Jahren geme<strong>in</strong>t, welchedurch e<strong>in</strong>e Annäherung <strong>der</strong> Fachhochschulen an Universitäten gekennzeichnetist. Deutsche Fachhochschulen, die sich <strong>in</strong> <strong>der</strong> englischenÜbersetzung bereits seit längerem Universities of AppliedSciences nennen, bauen ihre Wissenschaftlichkeit kont<strong>in</strong>uierlichaus. Dies äußert sich z.B. <strong>in</strong> <strong>der</strong> For<strong>der</strong>ung, das bislang den Universitätenvorbehaltene Promotionsrecht auch auf Fachhochschulenzu übertragen. Damit erhielten diese auch die Möglichkeit, e<strong>in</strong>enwissenschaftlichen Mittelbau zur Stärkung <strong>der</strong> Forschungsaktivitätenaufzubauen.Generell lässt sich feststellen, dass sich <strong>in</strong> Deutschland nur solcheE<strong>in</strong>richtungen „Hochschule“ nennen dürfen, die Lehre und Forschungbetreiben. Dies betrifft auch die privaten Hochschulen.Diese s<strong>in</strong>d zwar häufig primär um e<strong>in</strong> monodiszipl<strong>in</strong>äres Studienangebotaufgebaut 12 , müssen aber auch Forschungsaktivitätennachweisen. Der Nachweis wird im Rahmen <strong>der</strong> „InstitutionellenAkkreditierung“ 13 erbracht, welche vom Wissenschaftsrat durchgeführtwird und e<strong>in</strong>e Voraussetzung für die staatliche Anerkennungist.4.1.3 Studienqualität als Kernziel des Bologna-ProzessesIm Leistungsportfolio <strong>der</strong> meisten Hochschulen besitzt die Forschungsqualitätzwar e<strong>in</strong>en dom<strong>in</strong>anten bzw. wachsenden Stellenwert,doch erfährt die Qualität von Lehre und Studium seit rundzehn Jahren e<strong>in</strong>e kont<strong>in</strong>uierliche Aufwertung. E<strong>in</strong>e entscheidendeRolle dafür spielt <strong>der</strong> Start des Bologna-Prozesses im Jahre 1999.Dabei handelt es sich um e<strong>in</strong> europapolitisches Agreement, dem<strong>in</strong>zwischen 46 Staaten beigetreten s<strong>in</strong>d 14 . Dieses zielt darauf ab,e<strong>in</strong>en möglichst homogenen europäischen Hochschulraum mit e<strong>in</strong>emdreigliedrigen Studiensystem (Bachelor / Master / PhD) zukonstituieren, welcher die Mobilität <strong>der</strong> Studierenden 15 för<strong>der</strong>t so-12 So z.B. die Bucerius Law School <strong>in</strong> Hamburg, die sich auf die Ausbildung von Jurist/-<strong>in</strong>nen spezialisiert hat, o<strong>der</strong> dieEuropean Bus<strong>in</strong>ess School <strong>in</strong> Östrich-W<strong>in</strong>kel mit ihrem vorwiegend betriebswirtschaftlich ausgerichteten Studienangebot.13 Bei <strong>der</strong> Institutionellen Akkreditierung überprüft e<strong>in</strong> Expertengremium die Qualität von Forschung und Lehre e<strong>in</strong>erprivaten Hochschule. Das Verfahren geht <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel <strong>der</strong> staatlichen Anerkennung voraus (Wissenschaftsrat 2006:5ff.). Die staatliche Anerkennung erfolgt durch das zuständige M<strong>in</strong>isterium des Bundeslandes, <strong>in</strong> welchem die privateHochschule ihren Sitz hat.14 Vgl. die offizielle Bologna-Website: http://www.ond.vlaan<strong>der</strong>en.be/hogeron<strong>der</strong>wijs/bologna/, Zugriff am 26.12.08.15 E<strong>in</strong> wesentliches Instrument zur Mobilitätsför<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Studierenden ist die gegenseitige Anerkennung <strong>der</strong> Studienleistungenüber das European Creditpo<strong>in</strong>t Transfer System (ECTS). Das bedeutet, dass Studienleistungen, welche <strong>in</strong>e<strong>in</strong>em Bologna-Staat erworben wurden, auf das Studium im Heimatland angerechnet werden. Voraussetzung dafür istdas Vertrauen <strong>in</strong> die Studienqualität <strong>der</strong> Hochschulen im Bologna-Raum.41


wie durch die Ausweitung und Verbesserung <strong>der</strong> akademischenBildung die Wirtschaftskraft Europas stärkt. Um diese Ziele zu erreichen,bedarf es e<strong>in</strong>er u.a. vergleichbaren Studienstruktur undQualität <strong>der</strong> Studienangebote <strong>in</strong> den Bologna-Staaten. Als Richtl<strong>in</strong>iedafür dienen die European Standards and Guidel<strong>in</strong>es (ESG) 16 .Diese def<strong>in</strong>ieren nicht, durch welche Merkmale e<strong>in</strong>e hohe Studienqualitätgekennzeichnet ist, son<strong>der</strong>n sie empfehlen e<strong>in</strong>e Reihe vonVerfahren zur Qualitätssicherung <strong>in</strong> Studium und Lehre, die alleHochschulen <strong>der</strong> Bologna-Staaten anwenden sollten. Der Kataloghochschul<strong>in</strong>terner Qualitätssicherungsverfahren umfasst laut ESGfolgende Aspekte 17 :1.1 Policy and procedures for quality assurance: Institutions shouldhave a policy and associated procedures for the assurance of thequality and standards of their programmes and awards. Theyshould also commit themselves explicitly to the development of aculture which recognises the importance of quality, and quality assurance,<strong>in</strong> their work. To achieve this, <strong>in</strong>stitutions should developand implement a strategy for the cont<strong>in</strong>uous enhancement of quality.The strategy, policy and procedures should have a formalstatus and be publicly available. They should also <strong>in</strong>clude a role forstudents and other stakehol<strong>der</strong>s.1.2 Approval, monitor<strong>in</strong>g and periodic review of programmes andawards: Institutions should have formal mechanisms for the approval,periodic review and monitor<strong>in</strong>g of their programmes andawards.1.3 Assessment of students: Students should be assessed us<strong>in</strong>gpublished criteria, regulations and procedures which are appliedconsistently.1.4 Quality assurance of teach<strong>in</strong>g staff: Institutions should haveways of satisfy<strong>in</strong>g themselves that staff <strong>in</strong>volved with the teach<strong>in</strong>gof students are qualified and competent to do so. They should beavailable to those un<strong>der</strong>tak<strong>in</strong>g external reviews, and commentedupon <strong>in</strong> reports.1.5 Learn<strong>in</strong>g resources and student support: Institutions shouldensure that the resources available for the support of studentlearn<strong>in</strong>g are adequate and appropriate for each programme offered.1.6 Information systems: Institutions should ensure that they collect,analyse and use relevant <strong>in</strong>formation for the effective managementof their programmes of study and other activities.16 Quelle: http://www.enqa.eu/files/ESG_v03.pdf, Zugriff am 26.12.08.17 Quelle: http://www.enqa.eu/files/ESG_v03.pdf, Zugriff am 26.12.08, S. 7.42


1.7 Public <strong>in</strong>formation: Institutions should regularly publish up todate, impartial and objective <strong>in</strong>formation, both quantitative andqualitative, about the programmes and awards they are offer<strong>in</strong>g.Das Beson<strong>der</strong>e am Bologna-Prozess ist, dass er nicht auf rechtlichb<strong>in</strong>denden Verträgen beruht. Vielmehr gehen die Mitgliedsstaatene<strong>in</strong>e Selbstverpflichtung e<strong>in</strong>, die sie auf nationaler Ebene unterschiedlichstr<strong>in</strong>gent umsetzen (Witte 2008). Mit se<strong>in</strong>em Kulturfö<strong>der</strong>alismusstellt Deutschland im europäischen Hochschulraum e<strong>in</strong>eAusnahme dar. Der Bund besitzt kaum Kompetenzen und wenn,dann nur <strong>in</strong> <strong>der</strong> Forschungsför<strong>der</strong>ung. Die akademische Bildunguntersteht <strong>der</strong> Län<strong>der</strong>hoheit 18 . Die meisten <strong>der</strong> 16 deutschen Bundeslän<strong>der</strong>haben ihre Hochschulen mittels staatlicher Steuerungs<strong>in</strong>strumentewie vor allem Zielvere<strong>in</strong>barungen dazu verpflichtet, ihreStudienstruktur weitgehend auf Bachelor- und Masterabschlüsseumzustellen – mit Erfolg. Von den <strong>in</strong>sgesamt 13.487 Studiengängenbundesweit schließen 10.402 mit e<strong>in</strong>em Bachelor- o<strong>der</strong>Mastertitel ab 19 . Län<strong>der</strong>spezifische Qualitätsstandards gibt esnicht. Die meisten Hochschulgesetze verpflichten die Hochschulen,Qualitätssicherung <strong>in</strong> Lehre, Studium und Forschung zu betreiben,ohne allerd<strong>in</strong>gs Details vorzugeben. Die Gestaltung <strong>der</strong><strong>in</strong>ternen Qualitätssicherungsverfahren ist Teil <strong>der</strong> Hochschulautonomie.4.1.4 Qualitätsprüfung durch AkkreditierungIn Deutschland hat sich mit E<strong>in</strong>setzen des Bologna-Prozesses e<strong>in</strong>System <strong>der</strong> externen Qualitätskontrolle von Studium und Lehreetabliert und zwar die Studiengangsakkreditierung. Alle Landeshochschulgesetzeenthalten Regelungen, wonach diese externeQualitätsprüfung Voraussetzung für die staatliche Anerkennungvon Studienprogrammen bzw. für den Betrieb von Studienprogrammenist (vgl. Akkreditierungsrat 2007). Die Akkreditierungsverfahrenwerden durch zehn staatsfern organisierte Agenturendurchgeführt, welche dafür e<strong>in</strong>e Zulassung des deutschen Akkreditierungsratesbenötigen 20 . Der Akkreditierungsrat und damit auchdie Akkreditierungsagenturen s<strong>in</strong>d an die Beschlüsse <strong>der</strong> Kultusm<strong>in</strong>isterkonferenz(KMK) gebunden. Im Rahmen <strong>der</strong> Studiengangsakkreditierungwird vor allem die Bologna-Konformität <strong>der</strong>18 Im Zuge <strong>der</strong> Fö<strong>der</strong>alismusreform ist die Rahmengesetzgebungskompetenz des Bundes aus dem Grundgesetz gestrichenworden. Im Hochschulbereich hat <strong>der</strong> Bund nur noch per konkurrieren<strong>der</strong> Gesetzgebung die Möglichkeit, Regelungen<strong>in</strong> den Bereichen „Hochschulzugang“ und „Hochschulabschlüsse“ zu erlassen. Der Bundesrat stimmte <strong>in</strong> ersterLesung <strong>der</strong> Aufhebung des Hochschulrahmengesetzes (HRG) zum 1. Oktober 2008 zu (vgl. Gesetz zur Aufhebungdes Hochschulrahmengesetzes).19 Vgl. http://www.hochschulkompass.de/kompass/xml/<strong>in</strong>dex_stud.htm, Zugriff am 26.12.08.20 Genauer zu Aufbau und Funktionsweise des deutschen Akkreditierungssystems vgl. KMK 2008 und Kehm 2007. InDeutschland hat sich e<strong>in</strong> Akkreditierungsmarkt herausgebildet, auf dem die Hochschulen zwischen Agenturen wählenkönnen, die sie mit <strong>der</strong> Akkreditierung von Studiengängen beauftragen (vgl. Carstensen / Nickel 2005). Nähere Informationenzum Akkreditierungsrat siehe http://www.akkreditierungsrat.de/, Zugriff am 26.12.08. Dort f<strong>in</strong>det sich auche<strong>in</strong> Überblick über die zugelassenen Akkreditierungsagenturen.43


Bachelor- und Masterstudiengänge, so z.B. die Umsetzung <strong>der</strong>ESG und <strong>der</strong> Vorgaben <strong>der</strong> KMK (2003) 21 , sowie die Qualität desjeweiligen Studiengangs überprüft. Maßstab hierfür s<strong>in</strong>d die Qualifikationszielewelche im wesentlichen folgende Bereiche betreffen:Wissenschaftliche Befähigung,Befähigung, e<strong>in</strong>e qualifizierte Beschäftigung aufzunehmen,Befähigung zum zivilgesellschaftlichen Engagement undPersönlichkeitsentwicklung.Die detaillierte <strong>in</strong>haltliche Ausgestaltung dieser Zieldimensionen ist<strong>der</strong> Hochschule überlassen (Akkreditierungsrat 2008: 1): „AlsGrundlage für e<strong>in</strong>e qualitätsorientierte Durchführung hat die Hochschulee<strong>in</strong> eigenes Verständnis von Qualität <strong>in</strong> Studium und Lehreentwickelt und dokumentiert. Dieses Qualitätsverständnis leitetsich aus dem Selbstverständnis <strong>der</strong> Hochschule und dem darausresultierenden beson<strong>der</strong>en Profil <strong>der</strong> Hochschule ab. Es schlägtsich nie<strong>der</strong> <strong>in</strong>:<strong>der</strong> Formulierung <strong>der</strong> Qualifikationsziele des Studiengangs,<strong>der</strong> zielführenden Entwicklung und konsequenten Umsetzunge<strong>in</strong>es Studiengangkonzepts,und e<strong>in</strong>em umfassenden Konzept <strong>der</strong> Qualitätssicherung“Dementsprechend orientieren sich ebenso die Prüfungen primär„am Erreichen und Überprüfen von def<strong>in</strong>ierten Bildungszielen“(Akkreditierungsrat 2008: 3).In dem Papier zur „Künftigen Entwicklung <strong>der</strong> län<strong>der</strong>- und hochschulübergreifendenQualitätssicherung <strong>in</strong> Deutschland“ (KMK2002) wird als hauptsächliche Methode <strong>der</strong> Akkreditierung dasPeer Review 22 benannt: „Die Gleichwertigkeit e<strong>in</strong>an<strong>der</strong> entsprechen<strong>der</strong>Studienleistungen, Prüfungsleistungen und Abschlüsse imS<strong>in</strong>ne von § 9 HRG kann durch die Gewährleistung <strong>der</strong> Akkreditie-21 Die Thesen zur Bachelor- und Masterstruktur an Universitäten und Fachhochschulen (KMK 2003) gelten nicht für BA-Abschlüsse an Berufsakademien. Dazu gibt es e<strong>in</strong>en geson<strong>der</strong>ten KMK-Beschluss (KMK 2004). Anfor<strong>der</strong>ungen anBA-Studiengänge von Berufsakademien s<strong>in</strong>d u.a. e<strong>in</strong>e dreijährige Dauer mit 180 ECTS, Betreiben e<strong>in</strong>er nachhaltigenQualitätssicherung, Zulassung von Studierenden nur mit Abitur o<strong>der</strong> Fachhochschulreife sowie Unterricht durch e<strong>in</strong>enhauptberuflichen Lehrkörper, welcher den Anfor<strong>der</strong>ungen von FH-Professor/-<strong>in</strong>nen genügt.22 Der Term<strong>in</strong>us Peer Review bedeutet zunächst e<strong>in</strong>mal, dass e<strong>in</strong>e wissenschaftliche Leistung von externen Gutachter/-<strong>in</strong>nen(Peers) beurteilt wird. Insofern können Peer Reviews verschiedene Formen annehmen, so z.B. als Begutachtungvon e<strong>in</strong>gereichten Zeitschriftenartikeln, die nur dann veröffentlicht werden, wenn sie vorher anhand festgelegterKriterien positiv bewertet wurden. Wenn im Folgenden von Peer Review die Rede ist, ist e<strong>in</strong> Verfahren geme<strong>in</strong>t,das aus e<strong>in</strong>er komb<strong>in</strong>ierten <strong>in</strong>ternen und externen Evaluation besteht, welche auf die Lehr- und Forschungsqualitätvon Fächern, Fakultäten/Fachbereichen, Instituten, Forscher/-<strong>in</strong>nengruppen und ähnlichen organisatorischen E<strong>in</strong>heitenbezogen ist. Dieses Verfahren ist auch unter dem Fachbegriff „Informed Peer Review“ bekannt.44


ungsverfahren und die <strong>in</strong>haltliche Überprüfung <strong>der</strong> Studiengängeim Wege von Peer Review h<strong>in</strong>reichend gesichert werden. Dabei istdavon auszugehen, dass e<strong>in</strong> fachlicher Konsens h<strong>in</strong>sichtlich <strong>der</strong>wesentlichen <strong>in</strong>haltlichen Anfor<strong>der</strong>ungen e<strong>in</strong>es Studiengangs seitens<strong>der</strong> Peers besteht. ‚Gleichwertigkeit‘ im S<strong>in</strong>ne von § 9 HRGverlangt ke<strong>in</strong>e auf die e<strong>in</strong>zelnen Studien<strong>in</strong>halte und Prüfungsgegenständebezogene Gleichheit, son<strong>der</strong>n e<strong>in</strong>e strukturelle undformale Übere<strong>in</strong>stimmung, die gewährleistet, dass e<strong>in</strong>an<strong>der</strong> entsprechendeAbschlüsse h<strong>in</strong>sichtlich des erzielten Ausbildungsniveausgleichwertig s<strong>in</strong>d, das heißt, den für dieses Abschlussniveauerfor<strong>der</strong>lichen M<strong>in</strong>destanfor<strong>der</strong>ungen genügen“ (KMK 2002: 13f.).Demnach hängt also die qualitative Beurteilung des jeweiligenStudiengangs wesentlich von den Urteilen <strong>der</strong> Peers ab, d.h. denbei <strong>der</strong> Begutachtung e<strong>in</strong>gesetzten Fachexpert/-<strong>in</strong>nen.Nach dieser Methode arbeiten alle sieben <strong>der</strong> <strong>in</strong> Deutschland zugelassenenAkkreditierungsagenturen. E<strong>in</strong> typisches Akkreditierungsverfahrenläuft folgen<strong>der</strong>maßen ab: Zunächst erstellen dieHochschulen bezogen auf den zu akkreditierenden Studiengange<strong>in</strong>en Selbstbericht, <strong>in</strong> dem die Bologna-Kompatibilität sowie weitereQualitätskriterien abgefragt werden. Letztere können je nachQualitätsverständnis <strong>der</strong> beauftragten Agentur unterschiedlich ausfallen23 . Auf Basis dieses Selbstberichts erfolgt <strong>der</strong> Vor-Ort-Besuch <strong>der</strong> Gutachter/-<strong>in</strong>nengruppe, <strong>der</strong>en Auswahl und Zusammensetzungvon <strong>der</strong> Agentur vorgenommen wird. Die Peers fertigenihrerseits e<strong>in</strong>en Bericht an und am Ende trifft e<strong>in</strong>e Kommission<strong>der</strong> Agentur die Entscheidung, ob <strong>der</strong> Studiengang die Akkreditierungerfolgreich durchlaufen hat und damit die Voraussetzung fürdie staatliche Zulassung erfüllt.Insgesamt lässt sich festhalten, dass den Akkreditierungsverfahrenke<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>deutigen <strong>in</strong>haltlichen Qualitätsdef<strong>in</strong>itionen zugrunde liegen.Vielmehr erfolgt die Qualitätsfeststellung auch <strong>in</strong> diesem Fallauf Basis des im Kapitel 4.1.1 beschriebenen Grundpr<strong>in</strong>zips <strong>der</strong>fitness for purpose.4.1.5 Qualitätsmessung und QualitätsvergleicheIn jüngster Zeit nehmen Versuche zu, die Qualität von Forschungsowie Lehre und Studium nicht nur durch Expert/-<strong>in</strong>nenurteile imRahmen von Peer Review-Verfahren zielorientiert zu überprüfen,son<strong>der</strong>n diese auch anhand geeigneter Indikatoren ergebnisorientiertzu messen. Das gilt <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e für die universitäre Forschung(vgl. z.B. Hornbostel 2006). Hier haben sich e<strong>in</strong>e Reihe nationalerRank<strong>in</strong>gs und Rat<strong>in</strong>gs etabliert wie z.B. des Wissenschaftsrates(Wissenschaftsrat 2007), <strong>der</strong> Deutschen Forschungs-23 Die Agenturen geben den Hochschulen e<strong>in</strong>en Leitfaden an die Hand, dessen Frageraster die Glie<strong>der</strong>ung für denSelbstbericht bildet. Die Agenturen bilden unterschiedliche Profile aus, um sich auf dem deutschen Akkreditierungsmarktvone<strong>in</strong>an<strong>der</strong> abzusetzen und unterschiedliche Kundengruppen anzusprechen.45


geme<strong>in</strong>schaft (DFG 2006) o<strong>der</strong> des CHE Centrum für Hochschulentwicklung(Berghoff et al. 2008). Auch diese leisten e<strong>in</strong>en Beitragdazu, dass sich Hochschulen qualitativ vergleichen müssen –auch wenn die methodische Kritik vieler Hochschullehrer/-<strong>in</strong>nen andiesem Instrumentarium erheblich ist. Häufig wird die Aussagekraft<strong>der</strong> gewählten Indikatoren angezweifelt und diesen e<strong>in</strong>e unzulässigeKomplexitätsreduktion vorgeworfen (vgl. z.B. Jochum 2008).In Lehre und Studium ist die Diskussion um Indikatoren und Qualitätsvergleicheweniger weit entwickelt. So hat <strong>der</strong> Wissenschaftsrat<strong>in</strong> se<strong>in</strong>er aktuellen Empfehlung zur Qualitätsverbesserung vonStudium und Lehre im Kapitel zur Qualitätsbewertung ke<strong>in</strong> Kriterien-o<strong>der</strong> Indikatorenset für gute Qualität genannt, son<strong>der</strong>n dafürplädiert, sowohl die studentische Lehrveranstaltungsevaluation perFragebogen als auch das zielbezogene Peer Review systematischerals bislang <strong>in</strong> den Hochschulen anzuwenden (Wissenschaftsrat2008: 46-47). Indikatorenbasierte Rank<strong>in</strong>gs gibt es <strong>in</strong>diesem Bereich nur wenige. E<strong>in</strong>es <strong>der</strong> anerkanntesten <strong>in</strong> Deutschlandist das des CHE Centrum für Hochschulentwicklung (CHEHochschulrank<strong>in</strong>g 2008). Dieses verzichtet allerd<strong>in</strong>gs bewusst aufdie Bildung e<strong>in</strong>er Rangfolge <strong>der</strong> untersuchten Studiengänge. DasZiel ist vielmehr, Studien<strong>in</strong>teressent/-<strong>in</strong>nen Informationen an dieHand zu geben, um e<strong>in</strong>e bewusste Entscheidung für den Studienorttreffen können. Qualitäts<strong>in</strong>dikatoren des CHE Hochschulrank<strong>in</strong>gss<strong>in</strong>d: Forschungsreputation, Forschungsgel<strong>der</strong>, Methodenausbildung,Bibliotheksausstattung, Betreuung, Studiensituation<strong>in</strong>sgesamt.Darüber h<strong>in</strong>aus gibt es als bundesweiten repräsentativen <strong>Vergleich</strong>den „Studienqualitätsmonitor“ (Bargel et al. 2008). Für dieseregelmäßig durchgeführte Untersuchung werden Studierende ausganz Deutschland nach ihrer Zufriedenheit mit dem Studienangebotund den Studienbed<strong>in</strong>gungen gefragt. Dabei spielen Organisationund Qualität <strong>der</strong> Lehre genauso e<strong>in</strong>e Rolle wie die Betreuungund Beratung durch die Lehrenden, Studienanfor<strong>der</strong>ungen undStudienertrag, Probleme im Studium, Ausstattung und Serviceangebot<strong>der</strong> Hochschulen und Studiengebühren. Auch beim Studienqualitätsmonitorwird ebenso wie bei den genannten Indikatorendes CHE Hochschulrank<strong>in</strong>gs e<strong>in</strong>e enge Verb<strong>in</strong>dung zwischen Lehreund Forschung gesehen. So spielt analog zu dem <strong>in</strong> Kapitel4.1.2 festgestellten nach wie vor engen Zusammenhang zwischenLehre und Forschung <strong>in</strong> Universitäten und Fachhochschulen <strong>der</strong>Forschungsbezug <strong>der</strong> Lehre genauso e<strong>in</strong>e Rolle wie <strong>der</strong>en Praxisbezug.46


4.2 Kompetenzbegriffe im HochschulbereichMit E<strong>in</strong>setzen des Bologna-Prozesses soll sich e<strong>in</strong> „Shift from teach<strong>in</strong>gto learn<strong>in</strong>g“ vollziehen. Das bedeutet u.a. auch, dass <strong>der</strong>Kompetenzerwerb <strong>der</strong> Studierenden transparenter als bisher gestaltetwerden soll. Dafür gibt es zwei Ansatzpunkte: Zum e<strong>in</strong>endie Qualifikationsziele, welche je<strong>der</strong> Studiengang aufweisen mussund die bei <strong>der</strong> Studiengangakkreditierung als Referenz für dieQualitätsbeurteilung dienen (vgl. Kapitel 4.1.4). In diesen müssendie Kompetenzen benannt se<strong>in</strong>, welche e<strong>in</strong> Studieren<strong>der</strong> / e<strong>in</strong>eStudierende am Ende ihres Studiums erworben haben soll. Zuman<strong>der</strong>en hat die KMK e<strong>in</strong>en Qualifikationsrahmen für die deutschenHochschulabschlüsse auf den Niveaustufen Bachelor, Masterund Doktorat beschlossen (KMK 2005). Dieser enthält:e<strong>in</strong>e allgeme<strong>in</strong>e Darstellung des Qualifikationsprofils e<strong>in</strong>esAbsolventen, <strong>der</strong> den zugeordneten Abschluss besitzt,e<strong>in</strong>e Auflistung <strong>der</strong> angestrebten Lernergebnisse (outcomes),e<strong>in</strong>e Beschreibung <strong>der</strong> Kompetenzen und Fertigkeiten, überdie <strong>der</strong>/die Absolvent/-<strong>in</strong> verfügen soll,e<strong>in</strong>e Beschreibung <strong>der</strong> formalen Aspekte e<strong>in</strong>es Ausbildungslevels(Arbeitsumfang <strong>in</strong> ECTS Credits, Zulassungskriterien,Bezeichnung <strong>der</strong> Abschlüsse, formale Berechtigungen).Für die Bachelor- und Masterabschlüsse ergibt sich folgendes Bild:47


Abbildung 4: Kompetenzen laut QualifikationsrahmenKompetenzen laut QualifikationsrahmenBachelor-Absolvent/<strong>in</strong>nenMaster-Absolvent/<strong>in</strong>nenInstrumentelle Kompetenz:- ihr Wissen und Verstehen auf ihre Tätigkeit o<strong>der</strong>ihren Beruf anzuwenden und Problemlösungen undArgumente <strong>in</strong> ihrem Fachgebiet zu erarbeiten undweiterzuentwickeln.Systemische Kompetenzen:- relevante Informationen, <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e <strong>in</strong> ihrenStudienprogrammen zu sammeln, zu bewerten undzu <strong>in</strong>terpretieren;- daraus wissenschaftliche fundierte Urteileabzuleiten, die gesellschaftliche, wissenschaftlicheund ethische Erkenntnisse berücksichtigen;- selbständig weiterführende Lernprozesse zugestalten.Instrumentelle Kompetenz:- ihr Wissen und Verstehen sowie ihre Fähigkeiten zurProblemlösung auch <strong>in</strong> neuen und unvertrauten Situationenanzuwenden, die <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em breiteren o<strong>der</strong> multidiszipl<strong>in</strong>ärenZusammenhang mit ihrem Studienfach stehen.Systemische Kompetenzen:- Wissen zu <strong>in</strong>tegrieren und mit Komplexität umzugehen;- auch auf <strong>der</strong> Grundlage unvollständiger o<strong>der</strong> begrenzterInformationen wissenschaftlich fundierte Entscheidungenzu fällen und dabei gesellschaftliche, wissenschaftliche undethische Erkenntnisse zu berücksichtigen, die sich aus <strong>der</strong>Anwendung ihres Wissens und aus ihren Entscheidungenergeben;- selbständig sich neues Wissen und Können anzueignen;- weitgehend selbstgesteuert und/o<strong>der</strong> autonomeigenständige forschungs- und anwendungsorientierteProjekte durchzuführen.Nickel | CHE ConsultDie im Qualifikationsrahmen für deutsche Hochschulabschlüssegenannten Kompetenzen s<strong>in</strong>d sehr hoch aggregierte Orientierungspunkte,die sowohl auf Fach- als auch auf <strong>der</strong> Studiengangebeneweitaus konkreter, ausführlicher und vor allem spezifischerumgesetzt werden. Wie bereits <strong>in</strong> Kapitel 4.1 beschrieben, werdendie Qualifikationsziele <strong>der</strong> Studiengänge profilbezogen und damithochschul<strong>in</strong>dividuell gestaltet.4.3 QS-Instrumente <strong>in</strong> <strong>der</strong> akademischenBildung im ÜberblickDie systematische Sicherung und Entwicklung <strong>der</strong> Lehr- und Lernqualitätist e<strong>in</strong> Thema, das seit Beg<strong>in</strong>n <strong>der</strong> 90er Jahren im deutschenHochschulraum e<strong>in</strong>en enormen Schub bekommen hat. ImZentrum des Interesses stand zunächst die Erprobung und E<strong>in</strong>führungvon Peer Reviews. Dabei handelt es sich um e<strong>in</strong> Verfahren,dass e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>terne und externe Evaluation komb<strong>in</strong>iert. EtlicheHochschulen praktizieren dies <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Lernverbund. Modellbildendhat diesbezüglich <strong>in</strong> Deutschland u.a. <strong>der</strong> Verbund norddeutscherUniversitäten gewirkt. Die beteiligten Hochschulen evaluie-48


en <strong>in</strong> aufe<strong>in</strong>an<strong>der</strong> folgenden Zyklen dieselben Fächer, was e<strong>in</strong>envergleichenden Austausch und damit e<strong>in</strong> Vone<strong>in</strong>an<strong>der</strong>lernen ermöglicht.24Darüber h<strong>in</strong>aus gehört die regelmäßige, meist onl<strong>in</strong>e-gestützteDurchführung von studentischer Lehrveranstaltungskritik zumQS-Repertoire <strong>der</strong> meisten Hochschulen genauso wie die Zufriedenheitsbefragungvon Studierenden sowie Mentoren- und Tutorenprogramme.Im Zuge <strong>der</strong> mit <strong>der</strong> E<strong>in</strong>führung gestufter Bachelor-und Masterabschlüsse e<strong>in</strong>hergehenden Modularisierung 25s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>ige Hochschulen mittlerweile dazu übergegangen, nichtnur ganze Fächer bzw. Studiengänge zu evaluieren, son<strong>der</strong>n auchModulevaluationen durchzuführen. Der im Zuge des Bologna-Prozesses angestrebte „Shift from teach<strong>in</strong>g to learn<strong>in</strong>g“ br<strong>in</strong>gt esmit sich, dass zukünftig die Lernergebnisse, o<strong>der</strong> im Bologna-Deutsch ausgedrückt, Learn<strong>in</strong>g Outcomes gemessen werdensollen (vgl. z.B. Adam o.J.). Hier stehen die Hochschulen allerd<strong>in</strong>gsnoch am Anfang. Durch den Wechsel h<strong>in</strong> zu mehr Studierendenorientierungist auch die Qualitätsverbesserung des Studierendenservices<strong>in</strong>s Blickfeld gerückt, also z.B. die leichte Erreichbarkeitvon Informationsmaterial, verlängerte Öffnungszeiten vonBibliotheken, onl<strong>in</strong>e abrufbare Studienmaterialien und Prüfungsergebnisseo<strong>der</strong> hilfreiche Unterstützungsangebote von AkademischenAuslandsämtern bei <strong>der</strong> Aufnahme e<strong>in</strong>es Auslandsstudiums.Nicht zuletzt stehen seit E<strong>in</strong>führung von Studiengebühren <strong>in</strong>den meisten Bundeslän<strong>der</strong>n erhebliche Beträge zur Qualitätsverbesserung<strong>der</strong> Lehr- und Lernbed<strong>in</strong>gungen zur Verfügung, wobeidie Hochschulen im Umgang mit diesem Instrument noch am Anfangstehen. E<strong>in</strong>e zunehmend ger<strong>in</strong>gere Rolle spielen <strong>in</strong> diesemInstrumentenset die Lehrberichte. Diese s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> den meisten Landeshochschulgesetzenzwar vorgeschrieben, doch kann <strong>in</strong> diesemZusammenhang nicht „von e<strong>in</strong>em e<strong>in</strong>heitlichen und eigenständigenInstrument <strong>der</strong> Qualitätssicherung“ gesprochen werden. Vielmehrhandelt es sich dabei überwiegend um e<strong>in</strong>e Pflichtübung <strong>der</strong>Hochschulen, die primär <strong>der</strong> Rechenschaftslegung und weniger<strong>der</strong> Qualitätsentwicklung dienen.Um die didaktische Qualität des Lehrpersonals kont<strong>in</strong>uierlich zuverbessern, bieten Hochschulen ihren Professor/-<strong>in</strong>nen und wissenschaftlichenNachwuchskräften entwe<strong>der</strong> selbst o<strong>der</strong> überstaatliche E<strong>in</strong>richtungen e<strong>in</strong>e Reihe von Personalentwicklungsmaßnahmenan. Dabei reicht die Palette <strong>in</strong>zwischen von hochschuldidaktischenKursen bis zum Coach<strong>in</strong>g. Etliche Hochschulenhaben Anstrengungen unternommen, ihre Berufungsordnungenso umzugestalten, dass bei <strong>der</strong> Auswahl von wissenschaftlichem24 Ausführlicher zum seit 1994 laufenden Verfahren des Nordverbundes siehe Fischer-Bluhm 2004 und Mittag et al.2003.25 Unter <strong>der</strong> Modularisierung von Studiengängen ist die Zusammenfassung von Stoffgebieten zu thematisch und zeitlichabgerundeten, <strong>in</strong> sich abgeschlossenen und mit Leistungspunkten (ECTS) versehenen Lerne<strong>in</strong>heiten zu verstehen.49


Personal die didaktischen Qualifikationen <strong>der</strong> Bewerber/-<strong>in</strong>nen e<strong>in</strong>enhöheren Stellenwert erhalten als noch vor zehn Jahren, alsvor allem – zum<strong>in</strong>dest im universitären Bereich – die Forschungdie zentrale Rolle bei E<strong>in</strong>stellungsentscheidungen spielte. Flankiertwerden diese hochschul<strong>in</strong>ternen Bemühungen zur Aufwertung<strong>der</strong> Lehre von wissenschaftspolitischen Vorstößen wie sie beispielsweise<strong>der</strong> Wissenschaftsrat gemacht hat, <strong>in</strong>dem er die E<strong>in</strong>richtungvon Lehrprofessuren und damit die Eröffnung e<strong>in</strong>es eigenenKarrierepfads <strong>in</strong> <strong>der</strong> Lehre empfahl (Wissenschaftsrat 2007).Auf <strong>der</strong> hochschul<strong>in</strong>ternen Steuerungsebene nehmen Messungenmittels Indikatoren im Bereich Lehre und Studium e<strong>in</strong>en wesentlichgrößeren Raum e<strong>in</strong> als im Forschungsbereich. Die meistenMittelverteilungssysteme enthalten sehr viel mehr Indikatoren,die Lehre und Studium, als Indikatoren, die die Forschung betreffen.Offenbar lässt sich dieser Bereich leichter „vermessen“ als dieForschung. Allerd<strong>in</strong>gs ermöglichen die verwendeten Indikatoren <strong>in</strong><strong>der</strong> Regel ke<strong>in</strong>e Aussagen über Qualität, son<strong>der</strong>n lediglich zurQuantität (vgl. Jaeger 2005). Von zentraler Bedeutung für dieSteuerung und Entwicklung <strong>der</strong> Lehr- und Lernqualität s<strong>in</strong>d Zielvere<strong>in</strong>barungenund zwar vor allem <strong>in</strong> ihrer Funktion als Follow-Up nach Peer Reviews. In diesem Kontext dient das Instrumentvorrangig dazu, die Umsetzung <strong>der</strong> Evaluationsergebnisse verb<strong>in</strong>dlichfestzulegen und überprüfbar zu machen. An manchenHochschulen s<strong>in</strong>d Zielvere<strong>in</strong>barungen nach Peer Reviews mit f<strong>in</strong>anziellenAnreizen (z.B. Anschubf<strong>in</strong>anzierung für Projekte) versehen.Weitere Anreizmechanismen bestehen – ebenso wie <strong>in</strong> <strong>der</strong>Forschung – <strong>in</strong> <strong>der</strong> leistungsorientierten Professorenbesoldungmit dem Abschluss qualitätsorientierter <strong>in</strong>dividueller Zielvere<strong>in</strong>barungen.Darüber h<strong>in</strong>aus vergeben etliche Hochschulen Preisefür gute Lehre.Zur Messung des Studienerfolgs und Gew<strong>in</strong>nung weiterer Informationenzur Verbesserung <strong>der</strong> Studiengänge werden an vielenHochschulen <strong>in</strong>zwischen Absolvent/-<strong>in</strong>nenanalysen durchgeführt(vgl. z.B. Re<strong>in</strong>feldt / Fr<strong>in</strong>gs 2003). Weniger weit verbreitet s<strong>in</strong>d dagegenAbbrecher/-<strong>in</strong>nenanalysen <strong>in</strong> Hochschulen, obwohl diese,sofern sie detailliert genug nachfragen, ebenso aufschlussreicheInformationen zur Verbesserung <strong>der</strong> Studienbed<strong>in</strong>gungen gebenkönnen (vgl. z.B. Koch 1999, Heuble<strong>in</strong> 2002). Viele Hochschulenbeschränken sich <strong>in</strong>des darauf, die im Rahmen des Berichtswesenszur <strong>in</strong>dikatorengestützten Mittelzuweisung des Bundeslandesan die betreffende Hochschule gefor<strong>der</strong>ten Kennzahlen, wie z.B.Anzahl <strong>der</strong> Absolvent/-<strong>in</strong>nen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regelstudienzeit, zu liefern. Insgesamtspielt die Bereitstellung von Daten und Kennzahlen <strong>in</strong>Form von Management<strong>in</strong>formationssystemen auch für das QSim Bereich Lehre und Studium e<strong>in</strong>e zunehmend wichtigere Rolle.E<strong>in</strong> völlig eigenständiger Bereich mit beson<strong>der</strong>en Qualitätsmanagement-Anfor<strong>der</strong>ungenist die wissenschaftliche Weiterbildung:„Viele Hochschulen verfolgen bereits seit längerem im Weiterbil-50


dungsbereich unternehmerische Interessen, denn Weiterbildunghat e<strong>in</strong>en <strong>in</strong>sgesamt dynamischen und hoch kompetitiven Markt,<strong>der</strong> auch wissenschaftliche Angebote <strong>in</strong>tegriert“ (Carstensen / Pellerto.J.: 3). Auch hier kommen Instrumente wie <strong>in</strong>terne Evaluationeno<strong>der</strong> Lehrveranstaltungsbewertungen durch Teilnehmer/-<strong>in</strong>nenzum E<strong>in</strong>satz. Insgesamt spielen nach außen darstellbare Qualitätsnachweisewie z.B. Zertifizierungen e<strong>in</strong>e sehr viel größere Rolleals im grundständigen Studium, da die Teilnehmer/-<strong>in</strong>nen bzw.<strong>der</strong>en Arbeitgeber/-<strong>in</strong>nen für die Kurse z.T. erhebliche Gebührenzahlen.Quer zu all den genannten QS-Instrumentarien liegt – wie auch imForschungsbereich – das Gen<strong>der</strong> Ma<strong>in</strong>stream<strong>in</strong>g. Dabei geht esim Bereich Lehre und Studium beispielsweise darum, die Umstellungauf die Bachelor-/Masterstruktur dazu zu nutzen, die Inhalte<strong>der</strong> Studienmodule „gen<strong>der</strong>sensibel“ auszugestalten und damitdem „geschlechterdifferenten Aneignungsverhalten“ entgegenzukommen(Löffler 2005: 39). Das wird <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e <strong>in</strong> den naturwissenschaftlich-technischenFächern für notwendig erachtet, daes dort nach wie vor wenig weibliche Studierende gibt. EtlicheHochschulen haben damit begonnen, ihre <strong>in</strong>ternen Bed<strong>in</strong>gungenfür das Studieren mit K<strong>in</strong>d zu verbessern, so z.B. durch verlängerteÖffnungszeiten von Studienbüros und die E<strong>in</strong>richtung vonK<strong>in</strong><strong>der</strong>betreuungsmöglichkeiten.Die KMK hat analog zu dem im vorherigen Abschnitt vorgestelltenQualitätssicherungskonzept für die Forschung an Hochschulenauch e<strong>in</strong> Papier zur „Qualitätssicherung <strong>in</strong> <strong>der</strong> Lehre“ beschlossen(KMK 2005a). Zu den Kernelementen e<strong>in</strong>er nachhaltigen Qualitätsentwicklung<strong>der</strong> Hochschullehre gehören demnach außer Evaluationsverfahren,Tutoren- und Mentorenprogrammen, Studienberatung,hochschuldidaktischen Weiterbildungsangeboten und e<strong>in</strong>erqualitätsorientierten Auswahl von Studienbewerber/-<strong>in</strong>nen vor allemdie Akkreditierung von Studiengängen (KMK 2005a: 5; vgl.Kapitel 4.1.3).Im Gegensatz zur Studiengangsakkreditierung, <strong>der</strong> die KMK e<strong>in</strong>edeutliche E<strong>in</strong>flussnahme auf hochschul<strong>in</strong>terne QS-Prozesse zubilligt,werden Rank<strong>in</strong>gs dagegen als re<strong>in</strong> externe Instrumente gesehen,welche <strong>der</strong> „Schaffung von Transparenz und Orientierungh<strong>in</strong>sichtlich <strong>der</strong> Leistung <strong>in</strong> <strong>der</strong> Lehre im Interesse sowohl <strong>der</strong> Studien<strong>in</strong>teressentenund Studierenden als auch <strong>der</strong> Arbeitgeberseite“(KMK 2005a: 9) för<strong>der</strong>lich s<strong>in</strong>d. Rank<strong>in</strong>gs von Studienfächernbesitzen durch ihren <strong>in</strong>formativen Gehalt e<strong>in</strong>e Unterstützungsfunktionfür die hochschul<strong>in</strong>terne Diskussion um Qualitätsentwicklung.Zudem steigern sie den Wettbewerb zwischen den Hochschulen,was aus Sicht <strong>der</strong> Kultusm<strong>in</strong>ister/-<strong>in</strong>nen wie<strong>der</strong>um qualitätsför<strong>der</strong>ndauf Lehre und Studium wirkt (KMK 2005a: 9-10).51


4.4 Ziele und Konzeption hochschuladäquaterQS-Systeme4.4.1 Institutionelle QS-SystemeDas Ziel <strong>der</strong> seit geraumer Zeit im Hochschulbereich entstehenden<strong>Qualitätssicherungssysteme</strong> (QS-Systeme) ist, die Vielzahl bereitsimplementierter QS-Instrumente so zusammen zu b<strong>in</strong>den, dassmehr Übersichtlichkeit und Zielgerichtetheit bei <strong>der</strong> Qualitätsentwicklungentsteht als zuvor. Welche Qualitäten auf welcher Niveaustufeim Detail angestrebt werden, differiert je nach Hochschultyp.Während Universitäten mit Hilfe von QS-Systemen häufigdie „Absicherung des Exzellenzanspruchs“ (Humboldt Universitätzu Berl<strong>in</strong> 2002) durch e<strong>in</strong>e hohe Qualität <strong>in</strong> den Kernbereichen– Forschung, Lehre, Management und Dienstleistung – erreichenmöchten, wollen Fachhochschulen eher pragmatisch „Bed<strong>in</strong>gungenfür e<strong>in</strong>e hohe Leistungsfähigkeit schaffen“ (Janssen 2006: 36)und zwar z.B. durch „schnelle Verfahrensabläufe, um Leistungenschneller anbieten zu können und bei kürzern Vorlaufzeiten flexiblerzu se<strong>in</strong>“ (ebd.). Geme<strong>in</strong>sam ist allen Hochschultypen das Ziel,sich durch e<strong>in</strong> systematisches, strategisch ausgerichtetes QS-System möglichst gut im Wettbewerb um F<strong>in</strong>anzmittel, Personalund Studierende zu positionieren und damit ihre Handlungsfähigkeitals eigenständig agierende Organisation zu stärken.QS ist <strong>in</strong> diesem Fall also nicht mehr länger e<strong>in</strong>e Querschnittsaufgabeson<strong>der</strong>n oberstes Organisationsziel von Hochschulen. Bei<strong>der</strong> konkreten Ausgestaltung <strong>der</strong> QS-Systeme lässt sich e<strong>in</strong>e großeBandbreite feststellen (näher dazu siehe nachfolgendes Kapitel).Der überwiegende Teil <strong>der</strong> QS-Systeme bef<strong>in</strong>det sich <strong>in</strong> <strong>der</strong>Anfangs- o<strong>der</strong> Erprobungsphase, weshalb sich ke<strong>in</strong> „richtiger“Weg aufzeigen lässt. Dennoch s<strong>in</strong>d die Suchprozesse soweit vorangekommen,dass e<strong>in</strong>ige Geme<strong>in</strong>samkeiten und Schnittmengenerkennbar werden.Danach s<strong>in</strong>d hochschuladäquate QS-Systeme dadurch gekennzeichnet,dass sie die Qualitätsentwicklung mit <strong>der</strong> strategischenSteuerung koppeln (Nickel 2007a: 41ff.). Das beg<strong>in</strong>nt bei <strong>der</strong> E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dungvon Qualitätszielen <strong>in</strong> die strategische Planung, setzt sichfort <strong>in</strong> die Gestaltung von Abläufen, die Überprüfung von Ergebnissenund möglichst auch <strong>der</strong>en Wirkungen sowie die Rückkopplungbzw. das Feedback zwischen den Ergebnissen/Wirkungen mit<strong>der</strong> Strategie bzw. den damit verbundenen Qualitätszielen. Auf <strong>der</strong>Prozessebene stehen Forschung und Lehre im Mittelpunkt. DieExistenz <strong>der</strong> Hochschule ist unmittelbar an die Qualität <strong>der</strong> dorterbrachten Leistungen geknüpft. Infolgedessen haben alle an<strong>der</strong>enProzesse die Aufgabe, den erfolgreichen Ablauf <strong>der</strong> Kernprozessezu unterstützen. Demnach haben sowohl die Leitungsprozesse<strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong> Rektorate/Präsidien und Dekanate als auchdie Dienstleistungen <strong>der</strong> Verwaltung e<strong>in</strong>e Servicefunktion für For-52


schung und Lehre. Damit die Prozesse <strong>in</strong> allen relevanten Arbeitsbereichen(Leitung, Lehre, Forschung, Dienstleistungen) gut laufenkönnen, bedarf es e<strong>in</strong>es geeigneten Inputs. Dazu zählen m<strong>in</strong>destensqualitätsför<strong>der</strong>nde Entscheidungsstrukturen und Mechanismenzur Ressourcenverteilung sowie e<strong>in</strong> Personalmanagement,das gut qualifizierte Personen an die Hochschule holt, den Hochschulangehörigendarüber h<strong>in</strong>aus Angebote zu ihrer beruflichenWeiterentwicklung macht und damit <strong>in</strong>sgesamt e<strong>in</strong> hohes Motivations-und Qualifikationsniveau sowohl <strong>in</strong> Wissenschaft, Verwaltungals auch auf Leitungsebene sicherstellt.Insgesamt ergibt sich folgendes Basismodell für hochschuladäquateQS-Systeme:Abbildung 5: Basis-Modell e<strong>in</strong>es <strong>in</strong>stitutionellen QS-SystemsUmfeldHochschuleUmfeldLeitungsprozesseStrategischeQualitätszieleInputKernprozess ForschungKernprozess LehreErgebnisprüfungWirkungsmessungDienstleistungsprozesseUmfeldFeedbackUmfeldQuelle: Nickel 2007a: 44Dieses Basis-Modell e<strong>in</strong>es <strong>in</strong>stitutionellen QS-Systems wird vonden Hochschulen im Rahmen ihrer autonomen Handlungsmöglichkeitenunterschiedlich umgesetzt und stark variiert. Wegen se<strong>in</strong>esumfassenden Charakters ist es von dem Grundmodell zu unterscheiden,welches <strong>der</strong> Akkreditierungsrat für QS-Systeme benannthat, die ausschließlich Lehre und Studium zum Gegenstandhaben.53


4.4.2 SystemakkreditierungSeit dem Frühjahr 2008 gibt es neben <strong>der</strong> Studiengangakkreditierungfür deutsche Hochschule nun auch die Möglichkeit, QS-Systeme für Lehre und Studium akkreditieren zu lassen. AlsGrundlage für die sogenannte „Systemakkreditierung“ beschloss<strong>der</strong> Akkreditierungsrat e<strong>in</strong>e Def<strong>in</strong>ition des Gegenstandes. Danachist e<strong>in</strong> QS-System für Lehre und Studium dann akkreditierungsfähig,wenn es vor allem folgende Kriterien erfüllt (Akkreditierungsrat2008):1. Die Hochschule hat e<strong>in</strong> System implementiert, mit dem sienachweislich und nachhaltig die Qualität ihrer Studienangebotesteuern kann. Dieses System muss die gesamte Hochschuleumfassen. In Ausnahmefällen können auch QS-Systeme e<strong>in</strong>zelnerstudienorganisatorischer Teile<strong>in</strong>heiten Gegenstand <strong>der</strong>Systemakkreditierung se<strong>in</strong>. Diese müssen Steuerungskompetenzund operative Verantwortung für die Planung und Durchführung<strong>der</strong> von ihr angebotenen Studiengänge besitzen.2. Das QS-System für Lehre und Studium basiert auf e<strong>in</strong>emtransparent kommunizierten Ausbildungsprofil, welches imStrategiekonzept <strong>der</strong> Hochschule verankert ist. Es gewährleistet,dass die Hochschule für die Durchführung <strong>der</strong> Studienangebotegeeignete Ressourcen sowie qualifiziertes Personal zurVerfügung stellt.3. Lehrende und Studierende werden <strong>in</strong> die Entwicklung und Reform<strong>der</strong> Studiengänge genauso e<strong>in</strong>bezogen wie Absolvent/-<strong>in</strong>nen,externe Expert/-<strong>in</strong>nen sowie von Vertreter/-<strong>in</strong>nen<strong>der</strong> Berufspraxis. Im Falle von Studiengängen, die auf staatlichreglementierte Berufe h<strong>in</strong>führen, s<strong>in</strong>d die entsprechenden Expert/-<strong>in</strong>nenzu beteiligen.4. Das QS-System wendet die <strong>in</strong> den European Standards andGuidel<strong>in</strong>es (vgl. Kapitel 4.1.3) genannten QS-Verfahren sowiedie Kriterien zur Akkreditierung von Studiengängen (vgl. Kapitel4.1.4) an. Damit wird die Bologna-Konformität sichergestellt.5. Für die Studiengänge <strong>der</strong> Hochschule gibt es konkrete undplausible Qualifikationsziele. Die Qualifikationsziele umfassenfachliche und überfachliche Aspekte, <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e wissenschaftlicheBefähigung, die Befähigung, e<strong>in</strong>e qualifizierte Beschäftigungaufzunehmen, die Befähigung zum zivilgesellschaftlichenEngagement und Persönlichkeitsentwicklung. DieQualifikationsziele müssen im E<strong>in</strong>klang mit dem Qualifikationsrahmenfür deutsche Hochschulabschlüsse se<strong>in</strong> (KMK 2005c).6. Das QS-System gewährleistet die Umsetzung <strong>der</strong> Qualifikationszieleund angestrebten Lernergebnisse sowie die Studierbarkeit<strong>der</strong> Studiengänge. Das bedeutet u.a. e<strong>in</strong>e angemesse-54


ne Arbeitsbelastung für Studierende (Workload), Anwendungdes European Creditpo<strong>in</strong>t Transfer System (ECTS), sachgemäßeModularisierung, adäquate Prüfungsorganisation, sowieBeratungs- und Betreuungsangebote für Studierende.7. Das QS-System <strong>in</strong>tegriert folgende e<strong>in</strong>zelne Instrumente undVerfahren: Regelmäßige <strong>in</strong>terne und externe Evaluation <strong>der</strong>Studiengänge unter Berücksichtigung <strong>der</strong> Studien- und Prüfungsorganisation,regelmäßige Beurteilung <strong>der</strong> Qualität vonLehrveranstaltungen durch die Studierenden, Überprüfung <strong>der</strong>Kompetenz <strong>der</strong> Lehrenden <strong>in</strong> Lehre und Prüfungswesen bei<strong>der</strong> E<strong>in</strong>stellung sowie <strong>der</strong>en regelmäßige För<strong>der</strong>ung, die regelmäßigeÜberprüfung <strong>der</strong> E<strong>in</strong>haltung von Vorgaben <strong>der</strong> Kultusm<strong>in</strong>isterkonferenzund des Akkreditierungsrates für die Akkreditierungvon Studiengängen sowie verb<strong>in</strong>dliche Verfahrenfür die Umsetzung von Empfehlungen und e<strong>in</strong> Anreizsystem.8. Die Zuständigkeiten für Entscheidungsprozesse, Kompetenzenund Verantwortlichkeiten für das QS-System s<strong>in</strong>d klar def<strong>in</strong>iert.Mit diesem Anfor<strong>der</strong>ungskatalog hat <strong>der</strong> Akkreditierungsrat e<strong>in</strong>enRahmen def<strong>in</strong>iert, den die Agenturen mit eigenen Konzepten ausfüllen.D.h. die Akkreditierungsagenturen müssen die Vorgabendes Akkreditierungsrates beachten und können zugleich eigeneKriterien h<strong>in</strong>zufügen, so dass agenturspezifische Referenzmodelleentstehen. In <strong>der</strong> Tat haben die meisten <strong>der</strong> sieben Agenturen,welche im Oktober 2008 vom Akkreditierungsrat die Zulassung zurSystemakkreditierung erhielten, <strong>in</strong>zwischen eigenständige Ansätzeentwickelt und diese auf ihrer Homepage veröffentlicht. Dabeiwerden auch kritische Töne laut und zwar mit Blick auf die Tatsache,dass sich die Systemakkreditierung nur auf das QS-Systemfür Studium und Lehre beschränkt und damit den zentralen Kernprozess„Forschung“ außen vor lässt. Vor diesem H<strong>in</strong>tergrundkündigt beispielsweise die ZEvA (Zentrale Evaluations- und Akkreditierungsagentur)<strong>in</strong> ihrem Leitfaden an, das „Audit-Verfahrenschrittweise über den Bereich von Lehre und Studium h<strong>in</strong>aus aufden Bereich <strong>der</strong> <strong>in</strong>stitutionellen För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Forschung und deswissenschaftlichen Nachwuchses auszudehnen“ (ZEvA 2008: 3).In den Hochschulen ist die Auffassung dazu gespalten. Die e<strong>in</strong>entendieren dazu, die <strong>in</strong> Kapitel 4.3.1 beschriebenen umfassenden<strong>in</strong>stitutionellen QS-Systeme aufzubauen, an<strong>der</strong>e tendieren dazu,QS-Systeme nur für Lehre und Studium nach den Maßgaben desAkkreditierungsrates zu implementieren, um schnell e<strong>in</strong>e Systemakkreditierungzu erhalten und sich damit die Arbeit mit <strong>der</strong> E<strong>in</strong>zelakkreditierungvon Studiengängen zu ersparen.Zu beachten ist, dass mit <strong>der</strong> E<strong>in</strong>führung <strong>der</strong> Systemakkreditierungdie Akkreditierung von Studienprogrammen nicht entfällt. Sie bleibtals Verfahren weiterh<strong>in</strong> erhalten. Die Hochschulen können nunzwischen zwei Alternativen wählen. Im Rahmen <strong>der</strong> Systemakkre-55


ditierung f<strong>in</strong>det e<strong>in</strong>e stichprobenartige Programmakkreditierungstatt, mit <strong>der</strong> die Gutacher/-<strong>in</strong>nengruppe die Qualität <strong>der</strong> Studienangeboteexemplarisch überprüft.4.5 Umsetzungsstand an Universitäten undFachhochschulen4.5.1 Institutionelle QS-SystemeDie Zahl <strong>der</strong>jenigen Hochschulen, die bereits über e<strong>in</strong> nachweislichfunktionierendes QS-System verfügen, welches Forschung,Lehre, Dienstleistungen und Leitungsprozesse e<strong>in</strong>bezieht, ist zurZeit noch ger<strong>in</strong>g (Nickel 2007a). Es gibt aber e<strong>in</strong>e Vielzahl vonHochschulen, die sich auf den Weg gemacht haben, e<strong>in</strong> QS-System aufzubauen, welches die gesamte Institution umfasst 26 .Die Bandbreite <strong>der</strong> dabei verwendeten Ansätze ist groß. Sie reichtvon Konzepten, welche die „Institutionelle Evaluation“ <strong>in</strong> den Mittelpunktstellen, über die Adaption von Modellen aus <strong>der</strong> Privatwirtschaftwie die Norm DIN EN ISO 9000ff., das Total Quality Management(TQM) <strong>in</strong>klusive se<strong>in</strong>er europäischen Variante EFQM 27bis h<strong>in</strong> zu Mischformen.Mit dem Begriff „Institutionelle Evaluation“ wird im deutschsprachigenRaum häufig das „Zürcher Modell“ verbunden 28 . An <strong>der</strong> UniversitätZürich evaluiert e<strong>in</strong>e zentrale Stelle, die von <strong>der</strong> Universitätsleitungunabhängig und direkt dem Universitätsrat unterstelltist, <strong>in</strong> bestimmten Abständen alle Organisationse<strong>in</strong>heiten. DieQualitätsuntersuchung erfolgt ganzheitlich, d.h. das Zusammenwirkenvon Forschung, Lehre, Nachwuchsför<strong>der</strong>ung, Dienstleistungen,Führung und Verwaltung sowie Organisationsstrukturenwird daraufh<strong>in</strong> untersucht, <strong>in</strong>wiefern es dazu geeignet ist, <strong>in</strong> e<strong>in</strong>erFakultät, e<strong>in</strong>em Institut o<strong>der</strong> <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er an<strong>der</strong>en dezentralen E<strong>in</strong>richtunge<strong>in</strong>e hochwertige Gesamtleistung hervorzubr<strong>in</strong>gen. E<strong>in</strong> weiterer,<strong>in</strong>zwischen weit über die Landesgrenzen bekannter Ansatz <strong>der</strong><strong>in</strong>stitutionellen Evaluation ist das „Ma<strong>in</strong>zer Modell“. Der Verfahrensablaufan <strong>der</strong> Universität Ma<strong>in</strong>z umfasst die üblichen Stufendes Peer Review mit anschließen<strong>der</strong> Zielvere<strong>in</strong>barung. Dabei wirdim <strong>Vergleich</strong> zu an<strong>der</strong>en Modellen <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e die Phase <strong>der</strong>26 Die Hochschulrektorenkonferenz (HRK) hat <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Studie 111 Hochschulen nach dem Stand <strong>der</strong> Qualitätssicherungbefragt. 51,4 Prozent bejahten die Frage, ob es e<strong>in</strong> hochschulweites Konzept gäbe. Von diesen Konzepten beziehen95 Prozent Studium und Lehre e<strong>in</strong> und 58,2 Prozent berücksichtigen zusätzlich die Forschung und 56 Prozent dieVerwaltung. 20 Prozent gaben an, weitere Bereiche – wie Gleichstellung o<strong>der</strong> Weiterbildung – <strong>in</strong> ihre QS-System zu<strong>in</strong>tegrieren (HRK 2008: 10).27 Die Abkürzung steht für „European Foundation for Quality Management“. Näheres unter: http://www.efqm.org/, Zugriffam 09.12.08.28 Nähere Informationen zum Zürcher Modell unter http://www.evaluation.uzh.ch/<strong>in</strong>dex.html, Zugriff am 09.12.08.56


<strong>in</strong>ternen Evaluation betont, welche mit Datenanalyse und zusätzlichenErhebungen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Stärken-Schwächen-Analyse mündet.Zugleich verfolgt das Ma<strong>in</strong>zer Modell wie auch das Zürcher Modelle<strong>in</strong>e ganzheitliche Betrachtungsweise: „Als zentrale Prämisse fürdie Evaluation hat sich im Verlauf <strong>der</strong> vergangenen Jahre herauskristallisiert,dass die zunächst selbst auferlegte Beschränkung aufden Gegenstand von Studium und Lehre für e<strong>in</strong>e angemesseneAbbildung <strong>der</strong> Leistungen e<strong>in</strong>es Faches nicht ausreichend ist“(Schmidt 2002: 162). E<strong>in</strong>e weitere Beson<strong>der</strong>heit des Ma<strong>in</strong>zer Modellsist, dass dort <strong>der</strong>zeit versucht wird, den ganzheitlichen Ansatz<strong>der</strong> hochschul<strong>in</strong>ternen Qualitätsentwicklung so zu gestalten,dass <strong>in</strong> ca. e<strong>in</strong>em Jahr e<strong>in</strong>e Akkreditierung des QM-Systems fürLehre und Studium vorgenommen werden kann 29 . Sowohl im Zürcherals auch im Ma<strong>in</strong>zer Modell ist die Kopplung <strong>der</strong> praktiziertenEvaluationsverfahren mit Instrumenten <strong>der</strong> strategischen Hochschulsteuerungwie z.B. Budgetierung umstritten. Genu<strong>in</strong>e Aufgabevon Hochschulevaluation ist nach diesem Verständnis, primärden organisatorischen Wandel zu unterstützen (Schmidt 2005: 11).Vere<strong>in</strong>zelt gibt es Hochschulen, die e<strong>in</strong>e festere Kopplung zwischenSteuerung und Institutioneller Evaluation versuchen. So dieUniversität Duisburg-Essen, welche im Sommer 2005 e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>terneEvaluationsagentur, das Zentrum für Hochschul- und Qualitätsentwicklung(ZfH), e<strong>in</strong>gerichtet hat. Deren Konzept sieht vor, dassjede Organisationse<strong>in</strong>heit, egal ob Wissenschaft o<strong>der</strong> Verwaltung,alle 5-6 Jahre e<strong>in</strong> Peer Review durchläuft (Köster 2006: 3). Zugleichführt das Rektorat <strong>der</strong> Universität Duisburg-Essen alle zweiJahre Entwicklungsgespräche mit den dezentralen E<strong>in</strong>heiten undschließt auf dieser Basis mit ihnen Ziel- und Leistungsvere<strong>in</strong>barungenab. Deren Gegenstand s<strong>in</strong>d nicht nur zwischen den zentralenund den dezentralen Universitätsebenen abgestimmte strategischeZielsetzungen, son<strong>der</strong>n auch Schlussfolgerungen aus denErgebnissen <strong>der</strong> <strong>in</strong>stitutionellen Evaluationsverfahren. Dadurchentstehen „zwei Regelkreise von Qualitätsentwicklung“ (ebd.), e<strong>in</strong>evaluativer und e<strong>in</strong> strategischer, die nur punktuell mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong>verknüpft, nicht aber systematisch mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong> verzahnt s<strong>in</strong>d.TQM ist e<strong>in</strong> Ansatz, <strong>der</strong> die Qualitätsentwicklung unmittelbar mit<strong>der</strong> strategisch ausgerichteten Entwicklung von Organisationenverknüpft und dabei den Mitarbeiter/-<strong>in</strong>nen e<strong>in</strong>e entscheidendeRolle zuweist. Ohne <strong>der</strong>en Qualifikation und Motivation ist Qualität<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Institution nicht herstellbar: „E<strong>in</strong>bezogen s<strong>in</strong>d alle Mitarbeiter,die <strong>in</strong> <strong>der</strong> Organisation permanent lernen und sie verbessern“(Zollondz 2002: 261). Das Ziel des TQM ist also, e<strong>in</strong>en permanentenLernprozess <strong>in</strong> Gang zu setzen und am Laufen zu halten, <strong>der</strong>im Ergebnis qualitativ hochwertige Leistungen hervorbr<strong>in</strong>gt. DasEFQM folgt denselben Grundpr<strong>in</strong>zipien, hat aber e<strong>in</strong>e eigene Me-29 Für e<strong>in</strong>e ausführliche Darstellung des Ma<strong>in</strong>zer Modellprojekts zur Systemakkreditierung siehe Kapitel 4.4.257


thode entwickelt. In <strong>der</strong>en Mittelpunkt stehen Selbstbewertungsverfahren(Self-Assessments), die <strong>in</strong> regelmäßigen Abständendurch externe Qualitätsüberprüfungen (Quality Audits) ergänztwerden. Die Selbstbewertung folgt e<strong>in</strong>em Beobachtungsraster, dasfolgende Aspekte unterscheidet:Befähiger-KriterienFührungPolitik und StrategieMitarbeiter/-<strong>in</strong>nenPartnerschaften und RessourcenProzesseErgebnis-KriterienMitarbeiter/-<strong>in</strong>nenbezogene ErgebnisseKund/-<strong>in</strong>nenbezogene ErgebnisseGesellschaftsbezogene ErgebnisseSchlüsselergebnisseDie Befähiger-Kriterien analysieren, was e<strong>in</strong>e Organisation tut undwie sie vorgeht; die Ergebnis-Kriterien analysieren, was e<strong>in</strong>e Organisationkonkret produziert. Die Ergebnisse wie<strong>der</strong>um s<strong>in</strong>d aufdie Befähiger zurückzuführen. Die <strong>in</strong>sgesamt neun Kriterien bildene<strong>in</strong>en rückgekoppelten Innovations- und Lernzusammenhang, <strong>der</strong>die Umwelt <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e über die Kriterien „Partnerschaften undRessourcen“, „Kund/-<strong>in</strong>nenbezogene Ergebnisse“ und „GesellschaftsbezogeneErgebnisse“ mit e<strong>in</strong>bezieht. Die Kriterien stellene<strong>in</strong>e „Qualitätslandkarte“ dar, mit <strong>der</strong>en Hilfe e<strong>in</strong>e Organisationsowohl ihre qualitätsrelevanten <strong>in</strong>ternen Bereiche als auch die relevantenTeile <strong>der</strong> Umwelt kont<strong>in</strong>uierlich <strong>in</strong> Beziehung setzen, beobachtenund verbessern kann, um aufgrund <strong>der</strong> dadurch gewonnenInformationen bestmögliche Leistungen (Exzellenz) hervorbr<strong>in</strong>genzu können. Insgesamt ist das EFQM-Modell e<strong>in</strong> Führungssystem,das dem Top-Management die Hauptverantwortung fürdie Qualitätsherstellung zuweist.Die ISO 9000ff.-Norm gehört zu den weltweit bekanntesten Qualitätsstandardsund enthält mittlerweile e<strong>in</strong>e ganze Reihe von Detailregelungenfür unterschiedliche Branchen, weshalb häufig von <strong>der</strong>„ISO 9000-Normenfamilie“ die Rede ist. Sie ist von <strong>der</strong> InternationalOrganization for Standardization (ISO) 1987 erstmals veröffentlichtund seitdem mehrfach überarbeitet worden 30 . Die Nor-30 Vgl. die Homepage <strong>der</strong> ISO: http://www.iso.org/iso/home.htm, Zugriff am 09.12.2008. Die bekanntesten ISO-Standards s<strong>in</strong>d die für Qualitätsmanagement (9000ff.) und für Umweltmanagement (1400ff.).58


menserie wurde sowohl von europäischen als auch von nationalenNormierungs<strong>in</strong>stituten 31 weitgehend übernommen, so dass sie e<strong>in</strong>eumfassende Geltung besitzt. Die ISO normiert nicht etwa Produkt-bzw. Leistungsqualität von Organisationen, son<strong>der</strong>n legt fest,wie diese herzustellen s<strong>in</strong>d. Zu diesem Zweck gibt sie e<strong>in</strong> QS-System vor. Folgerichtig stellen Organisationen durch e<strong>in</strong>e Zertifizierungihres QM-Systems nach ISO nicht die Qualität ihrer Produktebzw. Leistungen, son<strong>der</strong>n zunächst e<strong>in</strong>mal nur ihre Voraussetzungenund Fähigkeiten zur Erbr<strong>in</strong>gung hochwertiger Ergebnisseunter Beweis. Der Nachweis für die Qualität <strong>der</strong> Produkte bzw.Leistungen wird <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel durch den Erfolg <strong>der</strong> Organisation aufdem Markt bzw. bei ihren Kund/-<strong>in</strong>nen erbracht, welcher sich durchDaten <strong>in</strong> Management<strong>in</strong>formationssystemen o<strong>der</strong> Geschäftsberichtenbelegen lässt. Vor diesem H<strong>in</strong>tergrund dient die Zertifizierungvon QM-Systemen nach ISO 9000ff. <strong>in</strong> <strong>der</strong> Privatwirtschaftvor allem <strong>der</strong> proaktiven Vertrauensbildung zwischen Kooperationspartnern(vgl. Zollondz 2002: 246). Die Zertifizierung erfolgtdurch e<strong>in</strong>e externe Agentur. Zusätzlich führen geschulte Mitarbeiter/-<strong>in</strong>nen<strong>der</strong> Organisation <strong>in</strong> regelmäßigen Abständen <strong>in</strong>terneAudits durch. Die Zertifizierung gilt für e<strong>in</strong>en bestimmten Zeitraum.Danach ist e<strong>in</strong>e Re-Zertifizierung nötig. Vom Ablauf her zeigt dasZulassungsverfahren nach ISO 9000ff. also starke Parallelen zu<strong>der</strong> im Hochschulbereich üblichen Studiengangsakkreditierung 32 .Die QM-Vorstellungen, welche <strong>der</strong> ISO 9000-Normenserie zugrundeliegen, haben sich mit den Jahren stark verän<strong>der</strong>t. Lag dasHauptaugenmerk früher vor allem auf dem Verfassen von Handbüchernund e<strong>in</strong>er akribischen Dokumentation <strong>der</strong> E<strong>in</strong>haltung bestimmterProzessabläufe, hat sich die Grundphilosophie <strong>in</strong>zwischen<strong>in</strong> Richtung TQM/EFQM verschoben. Entsprechend geltenaktuell folgende acht QM-Grundpr<strong>in</strong>zipien 33 , die sich zu e<strong>in</strong>emQualitätskreislauf zusammenfügen, bei dem die Anfor<strong>der</strong>ungenund die Zufriedenheit <strong>der</strong> Kund/-<strong>in</strong>nen und Kooperationspartner/-<strong>in</strong>nenden hauptsächlichen Gradmesser für die Leistungsqualitätdarstellen:Kunden/-<strong>in</strong>nenorientierung (customer focus)31 Die europäische Normierungs<strong>in</strong>stanz ist das CEN (Comité Européen de Normalisation), Homepage:http://www.cen.eu/cenorm/homepage.htm. Auf nationaler Ebene agiert das Deutsche Institut für Normung, Homepage:http://www.d<strong>in</strong>.de/cmd?level=tpl-home&contextid=d<strong>in</strong>, Zugriff am 09.12.2008.32 Die Zertifizierung von Studiengängen durch Akkreditierungsverfahren zielt ebenfalls primär auf die Vertrauensbildungab und zwar <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie zwischen den europäischen Staaten, die sich im Rahmen des Bologna-Prozesses rückversichernwollen, ob sie die im europäischen Ausland erbrachten Studienleistungen anerkennen können. Die Studiengangsakkreditierungsieht <strong>der</strong>zeit nach <strong>der</strong> Erstzertifizierung nach e<strong>in</strong>em zeitlichen Abstand e<strong>in</strong>e Re-Zertifizierung sowiezwischenzeitliche von den Hochschulen selbst organisierte Lehrevaluationen vor.33 Die Grundpr<strong>in</strong>zipien für e<strong>in</strong> QM-System nach ISO s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> den Normen 9000:2000 und 9001:2000 (allg. Grundlagenund Anfor<strong>der</strong>ungen an QM-Systeme) sowie ISO 9004:2000 („guidel<strong>in</strong>es for performance improvements“) nie<strong>der</strong>gelegt,vgl. http://www.iso.org/iso/iso_catalogue/management_standards/iso_9000_iso_14000/qmp.htm, abgerufen am09.12.2008. Von zentraler Bedeutung ist die Norm 9001:2000, da diese die Anfor<strong>der</strong>ungen an e<strong>in</strong> QM-System def<strong>in</strong>iert.Sie ist deshalb auch <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel die Referenz für die ISO-Zertifizierung.59


Führung (lea<strong>der</strong>ship)Beteiligung <strong>der</strong> Mitarbeiter/-<strong>in</strong>nen (<strong>in</strong>volvement of employees)Prozessmanagement (process approach)Denken und Handeln <strong>in</strong> Zusammenhängen (system approachto management)Kont<strong>in</strong>uierliche Verbesserung (cont<strong>in</strong>ual improvement)Datenbasierte Entscheidungen (factual approach to decisionmak<strong>in</strong>g)Vertrauensvolle, für beide Seiten ertragreiche Beziehung mitKooperationspartner/-<strong>in</strong>nen (mutually beneficial supplier relationship)Während die „Institutionelle Evaluation“ e<strong>in</strong> QS-Ansatz ist, <strong>der</strong> orig<strong>in</strong>ärim Hochschulbereich entwickelt wurde und daher e<strong>in</strong>e sehrhohe Aff<strong>in</strong>ität zu wissenschaftlichen Traditionen und Arbeitsformenhat, stammen sowohl TQM/EFQM als auch die ISO-Normenserieaus dem Wirtschaftsbereich. Dementsprechend müssen diese Ansätzean die Beson<strong>der</strong>heiten von Hochschulen angepasst werden(vgl. Scheytt 2005 und Schmid 2006). Dabei ergibt sich e<strong>in</strong>e Reihevon Problemen wie die Übertragbarkeit des Kundenbegriffs, <strong>der</strong>Prozessnorm und des Qualitätscontroll<strong>in</strong>gs auf Hochschulen. An<strong>der</strong>seitskönnen diese Modelle gerade <strong>in</strong> dieser H<strong>in</strong>sicht wertvolleImpulse liefern. So z.B. zur zusammenhängenden E<strong>in</strong>schätzung<strong>der</strong> Ergebnisqualität <strong>der</strong> gesamten Hochschulorganisation durchdie Vorgabe e<strong>in</strong>es Ordnungs- und Selbstbeobachtungsmusterswie beim EFQM (Nickel 2007a: 133), o<strong>der</strong> durch den Aufbau e<strong>in</strong>esfunktionierenden hochschulweiten Qualitätskreislaufs (ebd.: 151)wie bei <strong>der</strong> ISO-Normenfamilie. Insgesamt lässt sich feststellen,dass an ke<strong>in</strong>er Hochschule nur e<strong>in</strong>er dieser drei Ansätze zum Tragenkommt. So führen Hochschulen, die ihr hochschulweites QM-System gemäß <strong>der</strong> EFQM- o<strong>der</strong> ISO-Philosophie betreiben, auchEvaluationsverfahren <strong>in</strong> Form von studentischer Veranstaltungskritiko<strong>der</strong> Peer Reviews durch und <strong>in</strong> Universitäten gibt es mituntere<strong>in</strong>zelne Institute o<strong>der</strong> Fakultäten, die nach ISO zertifiziert s<strong>in</strong>d.Auch kommen Universitätsverwaltungen mit dem ISO- o<strong>der</strong>EFQM-Instrumentarium z.T. besser zu recht als mit Verfahren <strong>der</strong>Institutionellen Evaluation (ebd.: 68ff.).4.5.2 SystemakkreditierungDerzeit gibt es <strong>in</strong> Deutschland noch ke<strong>in</strong>e Hochschule, welche e<strong>in</strong>akkreditiertes QS-System für Lehre und Studium besitzt. Es gibtallerd<strong>in</strong>gs e<strong>in</strong>e Universität, die <strong>in</strong> den vergangenen zwei Jahrene<strong>in</strong> Modellprojekt dazu durchgeführt hat. An <strong>der</strong> Universität Ma<strong>in</strong>zwurde von 2006-2008 vom dortigen Zentrum für Qualitätssicherungund -entwicklung (ZQ) e<strong>in</strong> Verfahren <strong>der</strong> „Selbstakkreditierung“(Giegerich 2006) entwickelt.60


Die Hochschule nimmt dafür den Ansatz <strong>der</strong> Institutionellen Evaluationals Ausgangspunkt (vgl. Kapitel 4.4.1). Die Expertise desZQ mit dieser Form <strong>der</strong> <strong>in</strong>stitutionellen QS wird genutzt und systematischausgeweitet. Bezogen auf den Bereich Studium undLehre bedeutet das, dass das ZQ künftig e<strong>in</strong>e „Selbstakkreditierung“<strong>der</strong> Studiengänge betreibt. Auf Basis e<strong>in</strong>es Handbuchs (UniversitätMa<strong>in</strong>z o.J.), welches Prozesse und Prozessverantwortlichefür E<strong>in</strong>richtung, Durchführung und Aufhebung von Studiengängentransparent beschreibt, überprüft das ZQ die Qualität <strong>der</strong> Studienangebote<strong>der</strong> Universität Ma<strong>in</strong>z. Das ZQ verlagert somit die Studiengangsakkreditierungnach <strong>in</strong>nen <strong>in</strong> die Hochschule h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>. Eskommt es zu e<strong>in</strong>er „(Selbst-)Akkreditierung“ <strong>der</strong> Studienprogramme.Die Aufgabe externer Akkreditierungsagenturen besteht nunmehrdar<strong>in</strong>, die Funktionstüchtigkeit des hochschul<strong>in</strong>ternen QS-Systems zu prüfen. Ob <strong>der</strong> Ma<strong>in</strong>zer Weg auch für Hochschulengangbar ist, welche ressourcenmäßig nicht <strong>in</strong> <strong>der</strong> Lage s<strong>in</strong>d, e<strong>in</strong>e„<strong>in</strong>terne QS-Agentur“ e<strong>in</strong>zurichten, bleibt <strong>der</strong>zeit noch e<strong>in</strong>e ungeklärteFrage.Inhaltlich verfolgt die Universität Ma<strong>in</strong>z mit ihrem Modellprojekt„Systemakkreditierung“ vor allem zwei Ziele (Nickel 2007a: 93ff.):E<strong>in</strong>erseits sollen Evaluation, Akkreditierung sowie Hochschul- undFächerentwicklung stärker als bisher mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong> verzahnt werden.An<strong>der</strong>erseits werden formalisierte und transparent darstellbareProzesse def<strong>in</strong>iert, die das Betreiben von Studiengängen sowie<strong>der</strong>en Qualitätssicherung nachvollziehbar machen. Beide Aktivitätenzusammen sollen zur Etablierung e<strong>in</strong>es dauerhaften <strong>in</strong>ternen<strong>in</strong>stitutionellen QS-Systems führen. Die dafür notwendige komplexeInteraktion von <strong>der</strong> Entwicklung bis zur E<strong>in</strong>richtung e<strong>in</strong>es Studiengangsist im folgenden Schaubild modellhaft zusammengefasst:61


Abbildung 6:E<strong>in</strong>richtung von Studiengängen im Rahmen <strong>der</strong> SystemakkreditierungQuelle: Universität Ma<strong>in</strong>z o.J.: 32Der E<strong>in</strong>richtung <strong>der</strong> Studiengänge geht zunächst e<strong>in</strong>e Entwicklungsphasevoraus, bei <strong>der</strong> Studiengangkonzepte unter Beratungdes/<strong>der</strong> Bologna-Beauftragten von den Fachbereichen und denFächern konzeptioniert werden. In dieser Phase werden die Leitungskräfteauf zentraler und dezentraler Ebene (Präsidium / De-62


kanat) sowie die zuständigen Ausschüsse e<strong>in</strong>gebunden. Dabeiwird vor allem auf die E<strong>in</strong>haltung formaler Kriterien geachtet, aberauch auf <strong>in</strong>haltliche Bed<strong>in</strong>gungen, wie zum Beispiel die Kompatibilitätdes Studiengangs mit den fachspezifischen Forschungsschwerpunkten,die angestrebten Lernziele und die Frage, ob beispielsweiseBerufsbefähigung als Ausbildungsziel berücksichtigtwird etc.. E<strong>in</strong> weiteres Bewertungskriterium stellt auch die Beachtungvon und Kompatibilität mit den von den Fächern unter Mitwirkungdes ZQ erstellten Struktur- und Entwicklungsplänen dar. Abhängigvon dem Erfolg <strong>der</strong> Konzeptualisierungsphase schließtdann entwe<strong>der</strong> e<strong>in</strong>e Differenzierungsphase <strong>in</strong> <strong>der</strong> Weiterentwicklungo<strong>der</strong> e<strong>in</strong>e Revision des Studiengangsentwurfs an. Bezüglichletzterem stehen <strong>der</strong> Hochschulleitung drei Verfahrensmöglichkeitenoffen:Es wird e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>terne und externe Evaluation e<strong>in</strong>geleitet undbeim Fachbereich die Erstellung <strong>der</strong> notwendigen Dokumente<strong>in</strong> Auftrag gegeben.Es wird e<strong>in</strong>e Revision <strong>der</strong> Skizze durch den Fachbereich e<strong>in</strong>geleitet.Es wird externe Expertise ohne vorausgehende <strong>in</strong>terne Evaluatione<strong>in</strong>bezogen.Neben e<strong>in</strong>er verb<strong>in</strong>dlichen Regelung <strong>der</strong> Abläufe zur Entwicklungund E<strong>in</strong>führung von Studiengängen sieht das Modellprojekt e<strong>in</strong>estudiengangsbegleitende Qualitätssicherung vor, um e<strong>in</strong>e kont<strong>in</strong>uierlicheE<strong>in</strong>schätzung und e<strong>in</strong>e Optimierung von Studium undLehre zu ermöglichen. Dies soll mit dem breit angelegten Repertoirean Instrumenten erfolgen, das bereits an <strong>der</strong> Universität Ma<strong>in</strong>zetabliert ist. Dazu gehören vor allem:(Anlassbezogene) <strong>in</strong>terne / externe EvaluationenStudentische LehrveranstaltungskritikAbsolventen/-<strong>in</strong>nenbefragungEvaluation <strong>der</strong> Juniorprofessor/-<strong>in</strong>nenAngebote zur didaktischen Weiterqualifizierung von LehrkräftenAngebote zum <strong>in</strong>dividuellen Coach<strong>in</strong>g von LehrkräftenStudiene<strong>in</strong>gangsbefragung (optional)Struktur- und EntwicklungspläneStudienverlaufsanalysen; Workload-Erfassungen (geplant)Beson<strong>der</strong>es Merkmal beim Modellprojekt Systemakkreditierung ist<strong>der</strong> E<strong>in</strong>bezug von externen Expert/-<strong>in</strong>nen bereits <strong>in</strong> <strong>der</strong> Phase <strong>der</strong>Studiengangsentwicklung. Damit sollen Fehlentwicklungen sofrühzeitig wie möglich identifiziert und vermieden werden.63


5 Synoptische Gegenüberstellung von QS-Systemen <strong>in</strong> <strong>der</strong> beruflichen Fortbildung und<strong>der</strong> HochschulbildungZiel des synoptischen <strong>Vergleich</strong>s ist die Gegenüberstellung desEntwicklungsstandes <strong>in</strong>stitutioneller QS-Systeme <strong>in</strong> E<strong>in</strong>richtungen<strong>der</strong> akademischen und beruflichen Bildung, sowie die unterschiedlichenexternen Rahmenbed<strong>in</strong>gungen, welche e<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>fluss aufdie Ausgestaltung <strong>der</strong> organisations<strong>in</strong>ternen QS besitzen. Was untere<strong>in</strong>em <strong>in</strong>stitutionellen QS-System zu verstehen ist, wurde <strong>in</strong>Kapitel 2 ausführlich erläutert. Danach handelt es sich um e<strong>in</strong>eschlüssige Verb<strong>in</strong>dung von Zielsetzungen, Prozessen und Ergebnissenzu e<strong>in</strong>em Qualitätskreislauf mit Hilfe von geeigneten Instrumentenund Verfahren. QS-Systeme weisen nach dem aktuellenStand <strong>der</strong> Forschung bestimmte Grundelemente auf wie z.B.das Vorhandense<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Qualitätspolitik, e<strong>in</strong>er Qualitätsplanungsowie geeigneter Verantwortungsstrukturen.Die Ausführungen <strong>in</strong> den Kapiteln 3 und 4 haben nicht nur gezeigt,dass Qualitätssicherung e<strong>in</strong>e zentral wichtige Aufgabe sowohl <strong>in</strong><strong>der</strong> beruflichen Aus- und Fortbildung als auch im Hochschulbereichist. Vielmehr wurden auch deutliche Unterschiede sowohlzwischen den Sektoren als auch zwischen den e<strong>in</strong>zelnen Institutionen<strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong> Sektoren erkennbar. Vor diesem H<strong>in</strong>tergrundist es nötig, den Untersuchungsgegenstand weiter e<strong>in</strong>zugrenzenund zwar auf Institutionen bzw. Bildungsangebote, die mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong>vergleichbar s<strong>in</strong>d.Wie bereits <strong>in</strong> Kapitel 3.1. angesprochen, ist es wenig s<strong>in</strong>nvoll, dieQS <strong>in</strong> Organisationen <strong>der</strong> Berufsausbildung mit denen von Hochschulenzu vergleichen, da Bildungsziele und Aufgabenspektren<strong>der</strong> beiden Bereiche zu weit ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong> liegen. Während <strong>in</strong> <strong>der</strong>Berufsausbildung grundlegende berufsbefähigende Kenntnissevermittelt werden, handelt es sich beim Hochschulstudium um e<strong>in</strong>ewissenschaftliche Qualifizierung mit entsprechendem Anfor<strong>der</strong>ungsniveau.Als <strong>Vergleich</strong>sebene kommt daher nur die beruflicheWeiterbildung <strong>in</strong> Betracht. Dort werden Personen qualifiziert, diebereits e<strong>in</strong>e abgeschlossene Berufsausbildung besitzen und übere<strong>in</strong> vertieftes Wissen verfügen. Entsprechend anspruchsvoll s<strong>in</strong>ddie dort vermittelten Inhalte. Vor diesem H<strong>in</strong>tergrund erkennen <strong>in</strong>zwischenauch die meisten Bundeslän<strong>der</strong> die Abschlüsse vonMeister/-<strong>in</strong>nen und ähnlich Qualifizierten als Hochschulzugangsberechtigungan (vgl. Nickel/Leus<strong>in</strong>g 2009). Absolvent/-<strong>in</strong>nen vonAufstiegsfortbildungen können sich mit Ausnahme von Berl<strong>in</strong> undBremen <strong>in</strong> allen Bundeslän<strong>der</strong>n ohne weitere Zusatzprüfungen füre<strong>in</strong> (fachgebundenes) Studium an e<strong>in</strong>er Hochschule ihrer Wahlbewerben.64


Darüber h<strong>in</strong>aus ist e<strong>in</strong>e weitere E<strong>in</strong>grenzung <strong>der</strong> <strong>Vergleich</strong>sgegenständenotwendig. Wie <strong>in</strong> Kapitel 3.2 erläutert, unterscheidensich die freie und die staatlich anerkannte Weiterbildung <strong>in</strong> <strong>der</strong>praktischen Anwendung von QS-Systemen. Staatlich anerkannteFortbildungen unterliegen <strong>in</strong> an<strong>der</strong>er Weise gesetzlichen Rahmenbed<strong>in</strong>gungenund Anfor<strong>der</strong>ungen als die freien Angebote. ImHochschulbereich s<strong>in</strong>d die Unterschiede zwischen Studiengängenan privaten und staatlichen E<strong>in</strong>richtungen weniger gravierend, daauch Privathochschulen e<strong>in</strong>e staatliche Anerkennung benötigen,um Studienabschlüsse verleihen zu können. Zugleich müssen sieAnfor<strong>der</strong>ungen an die <strong>in</strong>terne QS erfüllen, <strong>der</strong>en E<strong>in</strong>haltung u.a.durch die Studiengangsakkreditierung überprüft wird. PrivateHochschulen unterliegen damit ähnlichen politischen und rechtlichenAnfor<strong>der</strong>ungen wie öffentliche Hochschulen. Vor diesem H<strong>in</strong>tergrundbezieht sich die nachfolgende synoptische Gegenüberstellungnur auf QS-Systeme, mit <strong>der</strong>en Hilfe die Qualität von staatlichanerkannten Bildungsangeboten <strong>in</strong> Hochschulen und Fortbildungse<strong>in</strong>richtungenentwickelt wird. Der für Hochschulen m<strong>in</strong>destensebenso zentrale Bereich „Forschung“ wird ausgeklammert.Die Analyse erfolgt anhand von acht Kriterien. Diese nehmen diewesentlichen Aspekte <strong>der</strong> voraus gegangenen Analyse (Kapitel 3und 4) auf und verdichten die dort ausführlich dargestellten Informationen:1. Politische und rechtliche Rahmenbed<strong>in</strong>gungenRelevanz: Staatlich anerkannte Bildungse<strong>in</strong>richtungen unterliegen<strong>in</strong> beson<strong>der</strong>er Weise politischen und rechtlichen Rahmenbed<strong>in</strong>gungen.Das gilt auch für <strong>der</strong>en QS. Deshalb wird analysiert, welchestaatlichen Anfor<strong>der</strong>ungen die beiden Bildungssektoren an die<strong>in</strong>stitutionelle QS stellen.2. QualitätsbegriffeRelevanz: Hauptzweck e<strong>in</strong>es QS-Systems ist es, festgelegte Qualitätszielezu erreichen. Grundlage für die Qualitätsziele s<strong>in</strong>d def<strong>in</strong>ierteQualitätsbegriffe („Was ist für unsere Organisation Qualität?“).Qualitätsbegriffe und davon angeleitete Qualitätsziele bestimmenmaßgeblich die Ausrichtung des QS-Systems und dieWahl <strong>der</strong> Instrumente. Deshalb ist zu klären, ob es hier Unterschiedegibt.3. Verbreitung von QS-SystemenRelevanz: Das Ausmaß <strong>der</strong> Anwendung sagt etwas über den Stellenwertaus, den die unterschiedlichen Bildungse<strong>in</strong>richtungen <strong>der</strong>Anwendung von QS-Systemen im Rahmen ihrer Gesamtentwicklunggeben.65


4. Typen von QS-SystemenRelevanz: E<strong>in</strong>e zentrale Frage ist, ob E<strong>in</strong>richtungen unterschiedlicherBildungssektoren aufgrund unterschiedlicher Aufgaben auchunterschiedliche QS-Systeme anwenden o<strong>der</strong> ob ähnliche Modellee<strong>in</strong>gesetzt werden.5. Instrumente und Verfahren, die im Rahmen <strong>der</strong> QS-Systeme verwendet werdenRelevanz: In <strong>der</strong> Praxis des Qualitätsmanagement zeigt sich, dassQS-Systeme, selbst wenn sie demselben Modell folgen, auf <strong>der</strong><strong>in</strong>strumentellen Ebene unterschiedlich umgesetzt werden. Deshalbwerden nicht nur die Typen <strong>der</strong> QS-Systeme gegenübergestellt,son<strong>der</strong>n auch die angewandten Instrumente und Verfahren.6. Gegenstände <strong>der</strong> QS-SystemeRelevanz: Die Anwendung von QS-Systemen dient e<strong>in</strong>em Hauptzielund das ist e<strong>in</strong>e möglichst hohe Qualität <strong>der</strong> Ergebnisse. Entscheidendist deshalb nicht nur e<strong>in</strong>e Gegenüberstellung <strong>der</strong> Rahmenbed<strong>in</strong>gungen,<strong>der</strong> Qualitätsbegriffe und <strong>der</strong> Funktionsweise,son<strong>der</strong>n auch <strong>der</strong> Gegenstände <strong>der</strong> Qualitätssicherung. In diesemFall also <strong>der</strong> unterschiedlichen Bildungsangebote und die dortvermittelten Kompetenzen.7. Aktueller Entwicklungsstand <strong>der</strong> QS-SystemeRelevanz: Selbst wenn Institutionen dieselben QS-Systeme anwenden,können Sie doch auf e<strong>in</strong>em unterschiedlichen Entwicklungsstandse<strong>in</strong>. In <strong>der</strong> Regel dauert es mehrere Jahre, bis QS-Systeme vollständig implementiert s<strong>in</strong>d. Oft treten im ImplementierungsprozessProbleme auf, die dazu führen können, dass dieserzum Stocken o<strong>der</strong> sogar ganz zum Erliegen kommt. In diesen Fällenbleibt das QS-System wirkungslos.8. Zertifizierung <strong>der</strong> QS-SystemeRelevanz: Zum Qualitätsmanagement gehört zw<strong>in</strong>gend nicht nurdessen organisations<strong>in</strong>terne Umsetzung son<strong>der</strong>n e<strong>in</strong>e regelmäßigstattf<strong>in</strong>dende Begutachtung durch externe Sachverständige. QS-Systeme bedürfen daher e<strong>in</strong>er Auditierung bzw. Zertifizierung/Akkreditierungdurch e<strong>in</strong>e dafür autorisierte Stelle. Dies giltumso mehr, wenn die Institutionen, die e<strong>in</strong> QS-System anwenden,staatlichen Anfor<strong>der</strong>ungen genügen und dafür e<strong>in</strong>en Nachweis erbr<strong>in</strong>genmüssen.66


1. Politische und rechtliche Rahmenbed<strong>in</strong>gungenTabelle 2: Synopse <strong>der</strong> QS-Systeme <strong>in</strong> <strong>der</strong> beruflichen und akademischen BildungQS-Systeme <strong>in</strong> staatlich anerkannten Hochschulen In den 16 Landeshochschulgesetzen f<strong>in</strong>den sichRahmenregelungen zur QS <strong>in</strong> <strong>der</strong> akademischen Bildungdes jeweiligen Bundeslandes. Da die Hochschulen<strong>in</strong> <strong>der</strong> Gestaltung von Lehre und Forschungautonom s<strong>in</strong>d, schreiben die Landeshochschulgesetze<strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel nur e<strong>in</strong>ige zentral wichtige QS-Instrumente, wie z.B. die regelmäßige Lehrevaluation,vor. Über weitergehende Maßnahmen entscheidendie Hochschulen aufgrund ihrer Autonomieselbst. Durch den zunehmenden Wettbewerb zwischenden Hochschulen z.B. um staatliche För<strong>der</strong>mittelhat <strong>der</strong> Druck zugenommen, QS <strong>in</strong> Lehre undForschung zu betreiben und daraus resultierende Effektenachzuweisen. Etliche Drittmittelgeber, wie z.B.die Deutsche Forschungsgeme<strong>in</strong>schaft (DFG) o<strong>der</strong>die VolkswagenStiftung, machen die Existenz vonQS-Maßnahmen zu e<strong>in</strong>er zentralen Voraussetzungfür die Aufnahme <strong>in</strong> ihre För<strong>der</strong>programme. Die E<strong>in</strong>werbungvon Drittmitteln ist für Hochschulen sowohlwirtschaftlich als auch für die wissenschaftliche Reputationvon zentraler Bedeutung. Als län<strong>der</strong>übergreifende Richtl<strong>in</strong>ien liegen Beschlüsse<strong>der</strong> KMK zur „Künftigen Entwicklung <strong>der</strong> län<strong>der</strong>undhochschulübergreifenden Qualitätssicherung <strong>in</strong>Deutschland“ (2002) sowie zur „Qualitätssicherung<strong>der</strong> Lehre“ (2005) und zur „Qualitätssicherung <strong>in</strong> <strong>der</strong>Hochschulforschung“ (2006) vor. Zudem hat die KMKim Jahr 2005 geme<strong>in</strong>sam mit dem Bundesm<strong>in</strong>iste-QS-Systeme für staatlich anerkannte beruflicheWeiterbildung Das Berufsbildungsgesetz (BBiG) und die Handwerksordnung(HwO) gelten bundesweit und def<strong>in</strong>ierenden Qualitätsstandard für anerkannte Fortbildungsverordnungen.In Deutschland gibt es <strong>der</strong>zeit<strong>in</strong>sgesamt 131 staatlich anerkannte Fortbildungsverordnungen.Bundesweit geregelt s<strong>in</strong>d z.B. dieFortbildungen zum Industriemeister, zum Fachwirt,und zum Fachkaufmann. Zusätzlich können die Industrie-und Handelskammern (IHK) auf regionalerEbene Fortbildungsprüfungsregelungen erlassen.Genaue Zahlen über regionale Fortbildungsverordnungenliegen nicht vor. Es wird geschätzt, dass esetwa 1.000 im Bundesgebiet gibt. Um trotz <strong>der</strong> dezentralenEntwicklung dieser regionalen Ordnungendie Qualität <strong>der</strong> Fortbildung zu sichern hat <strong>der</strong> Bundesausschussfür Berufsbildung bereits 1979 Empfehlungen,Verfahren und Prüfungsregelungen <strong>in</strong> regionalenFortbildungsordnungen erlassen. Zusätzlichexistiert e<strong>in</strong>e Vere<strong>in</strong>barung zwischen dem DGBund den Spitzenorganisationen <strong>der</strong> Wirtschaft, diedie Kriterien def<strong>in</strong>iert nach denen anerkannten Fortbildungsregelungendes Bundes sowie <strong>der</strong> zuständigenStellen angestrebt werden sollen. Da e<strong>in</strong> qualifizierter beruflicher Ausbildungsabschlussdie Voraussetzung für die Teilnahme an e<strong>in</strong>erVeranstaltung zur beruflichen Fortbildung <strong>in</strong> e<strong>in</strong>emnach BBiG / HwO anerkannten Fortbildungsberufist, s<strong>in</strong>d auch die rechtlichen Rahmenbed<strong>in</strong>gun-67


ium für Bildung und Forschung (BMBF) und <strong>der</strong>Hochschulrektorenkonferenz (HRK) e<strong>in</strong>en nationalen„Qualifikationsrahmen für deutsche Hochschulabschlüsse“verabschiedet. Die Beschlüsse <strong>der</strong> KMKs<strong>in</strong>d Vere<strong>in</strong>barungen zwischen den Bundeslän<strong>der</strong>n,die e<strong>in</strong>e bundesweite Orientierungsfunktion erfüllen.E<strong>in</strong>e b<strong>in</strong>dende Wirkung tritt erst dann e<strong>in</strong>, wenn dieKMK-Vere<strong>in</strong>barungen <strong>in</strong> Landeshochschulgesetzeo<strong>der</strong> landesspezifische Verordnungen übernommenwerden. Alle Landeshochschulgesetze verpflichten die Hochschulen,ihre Studiengänge durch e<strong>in</strong>e vom deutschenAkkreditierungsrat zugelassene Agentur zertifizierenzu lassen. Die externe Qualitätsprüfung mussdie vom Akkreditierungsrat vorgegeben Kriterien berücksichtigen,kann aber darüber h<strong>in</strong>aus noch weitereagenturspezifische Anfor<strong>der</strong>ungen be<strong>in</strong>halten. Der Akkreditierungsrat hat den gesetzlichen Auftrag,das System <strong>der</strong> QS <strong>in</strong> Studium und Lehre durch Akkreditierungzu organisieren. Er orientiert sich an denBeschlüssen <strong>der</strong> KMK, hier <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e an den„Län<strong>der</strong>geme<strong>in</strong>samen Strukturvorgaben gemäß § 9Absatz 2 HRG für die Akkreditierung von BachelorundMasterstudiengängen“ (2008). Weitere maßgeblicheRahmenrichtl<strong>in</strong>ien s<strong>in</strong>d die von den europäischenBildungsm<strong>in</strong>ister/-<strong>in</strong>nen beschlossenen „EuropeanStandards and Guidel<strong>in</strong>es for Quality Assurance<strong>in</strong> the European Higher Education Area“ (EuropeanAssociation for Quality Assurance <strong>in</strong> HigherEducation 2005) sowie <strong>der</strong> Qualifikationsrahmen fürdie deutschen Hochschulabschlüsse (KMK 2005b).gen <strong>der</strong> beruflichen Ausbildung für die beruflicheFortbildung von Bedeutung. Analog zum Bereich <strong>der</strong>anerkannten Fortbildungen def<strong>in</strong>iert das BBiG auchfür die berufliche Ausbildung Vorgaben, die qualitätssicherndwirken: Verfahren zur Entwicklung <strong>der</strong>Curricula, Strukturelemente des Curriculums, angewandteKompetenzbegriffe, Zielfunktionen, <strong>in</strong>haltlicheund methodische Anfor<strong>der</strong>ungen sowie Ausgestaltung<strong>der</strong> Prüfungen. Diese qualitätssicherndenRahmenbed<strong>in</strong>gungen für die berufliche Ausbildungwirken über die Zulassungsvoraussetzungen damit<strong>in</strong>direkt auch auf die Qualität <strong>der</strong> beruflichen Weiterbildung. Das novellierte Aufstiegsfortbildungsför<strong>der</strong>ungsgesetz(AFBG) welches ab 1. Juli 2009 <strong>in</strong> Kraft tritt,sieht vor, dass „Meister-Bafög“ kann nur noch <strong>in</strong>Anspruch genommen werden kann, wenn <strong>der</strong> Bildungsanbietere<strong>in</strong> QS-System implementiert hat. Darüber h<strong>in</strong>aus gibt es Gütesiegel staatlicher Stellen,welche für spezifische Weiterbildungsangebotevergeben werden. Das bekannteste ist das 1977 imFernunterrichtsschutzgesetz (Fern-USG) verankerteZFU-Siegel für Fernunterrichtsangebote. Es schreibtvor, dass alle Fernlehrangebote durch die staatlicheZentralstelle für Fernunterricht zugelassen werdenmüssen. Sowohl die ZFU als auch das Bundes<strong>in</strong>stitutfür berufliche Bildung überprüfen die Eignung <strong>der</strong>Lehrgänge anhand <strong>der</strong> Kriterien: Lehrgangsziel,Zielgruppe, Didaktik und Methode, Lern<strong>in</strong>halte,Lehrgangsmaterialien, Betreuung, Evaluation, Verträgesowie Informations- und Werbematerial. E<strong>in</strong>68


Auf Basis e<strong>in</strong>es KMK-Beschlusses führte <strong>der</strong> Akkreditierungsratim Februar 2008 die Akkreditierung vonQS-Systemen für Lehre und Studium (Systemakkreditierung)e<strong>in</strong>. Sie stellt e<strong>in</strong>e Alternative zur Akkreditierunge<strong>in</strong>zelner Studiengänge dar.2. Qualitätsbegriffe Ziel <strong>der</strong> Hochschulreform <strong>der</strong> zurückliegenden 20Jahre ist es, den Hochschulbereich stärker wettbewerblichzu organisieren. In Folge dessen ist es zue<strong>in</strong>er deutlichen funktionalen und qualitativen Differenzierung<strong>der</strong> akademischen E<strong>in</strong>richtungen gekommen.Qualität wird als „fitness for purpose“ def<strong>in</strong>iertund orientiert sich demnach an den profilspezifischenBildungszielen <strong>der</strong> jeweiligen Hochschule bzw. desjeweiligen Studiengangs. Da im HochschulbereichLehre und Forschung häufig im Zusammenhang gesehenwerden, spielt <strong>der</strong> Forschungsbezug für dieQualität <strong>der</strong> akademischen Bildung e<strong>in</strong>e Rolle. Dieseist jedoch je nach fachlicher Ausrichtung des Studiengangsunterschiedlich ausgeprägt. Mit zunehmen<strong>der</strong> Differenzierung haben sich externeQualitätsprüfungen sowohl für Lehre und Studium alsauch für die Forschung etabliert. Dabei handelt essich vor allem um die unter Kriterium 1 bereits ausführlichdargestellten Studiengangsakkreditierungensowie auch Rank<strong>in</strong>gs bzw. Rat<strong>in</strong>gs. Letztere werdenvon unabhängigen wissenschaftsnahen E<strong>in</strong>richtungenwie z.B. dem Wissenschaftsrat, <strong>der</strong> DFG unddem CHE durchgeführt. Die <strong>in</strong> diesem Zusammenhangangewandten Qualitätsbegriffe orientieren sichvorwiegend an Qualitätskriterien, die von den Institutenselber entwickelt werden. Da die externen Quali-weiteres solches staatliches Siegel ist bspw. auchdie Anerkennung nach dem Bremer Weiterbildungsgesetz(„Bremer Modell“). Der übergeordnete Qualitätsbegriff für die beruflicheFortbildung ist die Erhaltung und Anpassung sowiedie Erweiterung <strong>der</strong> beruflichen Handlungsfähigkeit.Dieser Qualitätsbegriff wird durch das BBiG und dieHwO bundese<strong>in</strong>heitlich normiert. Um dieses Qualitätsziel<strong>in</strong> allen Fortbildungen nach BBiG/HwO sicherzu stellen werden <strong>in</strong> BBiG/HwO e<strong>in</strong> Qualitätsstandardfür diese Fortbildungsverordnungen def<strong>in</strong>iert.Alle Fortbildungsverordnungen müssen danachdie Bezeichnung des Fortbildungsabschlusses,die Zulassungsvoraussetzungen und <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>edie Prüfungsanfor<strong>der</strong>ungen sowie das Prüfungsverfahrenenthalten. Ergänzt und präzisiert wird dieser Qualitätsbegriffdurch Empfehlungen des Bundesausschusses fürBerufsbildung zur Anwendung von Lehrgangsempfehlungen.BBiG und HwO normieren wie oben dargestelltnicht e<strong>in</strong>zelne Fortbildungsmaßnahmen,son<strong>der</strong>n regeln vor allem die Voraussetzungen undVerfahren <strong>der</strong> Prüfungen. Durch die Anwendung vonLehrgangsempfehlungen sollen damit auch für die<strong>in</strong>haltlichen und methodischen Anfor<strong>der</strong>ungen e<strong>in</strong>heitlicheKriterien für Fortbildungsgänge geschaffenwerden. Das Qualitätsziel <strong>der</strong> beruflichen Handlungsfähigkeitwird damit näher operationalisiert.69


tätsprüfverfahren <strong>in</strong>zwischen u.a. auch die Reputationvon Hochschulen mit bee<strong>in</strong>flussen, haben die dortangewandten Qualitätsbegriffe e<strong>in</strong>e Wirkung <strong>in</strong> dieUniversitäten und Fachhochschulen h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>.3. Verbreitung von QS-Systemen Die Implementierung von QS-Systemen ist im deutschenHochschulsektor e<strong>in</strong> vergleichsweise neuerTrend. Entsprechend ist <strong>der</strong> Verbreitungsgrad niedrig,allerd<strong>in</strong>gs bei stark zunehmen<strong>der</strong> Tendenz, wasvor allem <strong>der</strong> E<strong>in</strong>führung <strong>der</strong> <strong>in</strong> Kriterium 1 beschriebenenSystemakkreditierung im Jahr 2008 zuzuschreibenist. Die QS <strong>in</strong> Hochschulen wurden <strong>in</strong> denzurückliegenden 20 Jahren sukzessive ausgebaut: Die Qualität <strong>der</strong> bundese<strong>in</strong>heitlichen Prüfungen wirdzusätzlich durch spezielle Maßnahmen gesichert,wie bspw. durch die DIHK-Bildungs-GmbH. Es handeltsich hierbei um e<strong>in</strong> QS-System nach ISO9001:2000, das von <strong>der</strong> CERTQUA zertifiziert wird.Alle für die e<strong>in</strong>heitliche Aufgabenstellung notwendigeProzessabläufe werden <strong>in</strong>nerhalb dieses Systemsdokumentiert, damit offengelegt und qualitätsgesichert.Auch alle externen Partner (Experten <strong>in</strong>den Prüfungskommissionen, Druckereien, Kurierdiensteetc.) werden schriftlich zur E<strong>in</strong>haltung vonQualitätsstandards verpflichtet. Für Fortbildungsregelungen <strong>in</strong> Industrie und Handelist 2000 zusätzlich e<strong>in</strong>en Systematik von Qualifikationsebenenentwickelt worden. Danach werden dieFortbildungsabschlüsse drei qualitativ unterschiedlichenNiveaus zugeordnet:- Erwerb von Zusatzqualifikationen wie sprachlicheQualifikationen, Spezialkenntnisse zu Produktenund Produktionsverfahren etc.- Abschlüsse von Meistern, Fachwirten, Fachkaufleuten- Qualifikationen für Leitungsfunktionen mittelständischerOrganisationen QS-Systeme haben im Sektor <strong>der</strong> beruflichen Fortbildungene<strong>in</strong>e weite Verbreitung gefunden. Gründedafür s<strong>in</strong>d sowohl die kompetitive Anbieterstruktur,<strong>in</strong> <strong>der</strong>en Rahmen die Sicherung von Marktvorteilenüber den Nachweis e<strong>in</strong>er bestimmten Qualität <strong>der</strong>Bildungsangebote erfolgt, als auch die Verän<strong>der</strong>unggesetzlicher Rahmenbed<strong>in</strong>gungen. Wie unter Kriterium1 ausführlich dargestellt, sieht die zum 1. Juli70


Zu Beg<strong>in</strong>n <strong>der</strong> 90er Jahren kamen <strong>in</strong> den Hochschulenzunächst verstärkt Evaluationsverfahren zur Anwendung,vor allem <strong>in</strong> Form von Verbund-Evaluationen. Mit E<strong>in</strong>setzen des Bologna-Prozessesim Jahr 1999 etablierten sich zunehmend mehr QS-Instrumente. Inzwischen hat sich die Erkenntnisdurchgesetzt, dass diese Flut an E<strong>in</strong>zel<strong>in</strong>strumentenzu e<strong>in</strong>em System verknüpft werden müssen, umQualität <strong>in</strong> Lehre und Forschung nachhaltig entwickelnzu können.4. Typen von QS-Systemen Institutionelle EvaluationssystemeDieser Typ kommt vorwiegend <strong>in</strong> Universitäten vor.Dort s<strong>in</strong>d zum<strong>in</strong>dest im Forschungsbereich Evaluationsverfahrenschon sehr lange verankert und wurde– wie <strong>in</strong> Kriterium 3 erläutert – allmählich auch aufden Bereich von Lehre und Studium ausgedehnt.Das Verfahren besteht aus drei Stufen: Selbstbericht<strong>der</strong> untersuchten E<strong>in</strong>heit, Begutachtung durch externeExperten, Abschluss von Vere<strong>in</strong>barungen zurVerbesserung. Ausgehend von diesem Modell werden<strong>in</strong> <strong>in</strong>stitutionelle Evaluationssystemen alle Organisationsbereichevon Universitäten regelmäßig aufihre Qualität h<strong>in</strong> überprüft und zwar vor allem gemessenan ihren Zielen, was e<strong>in</strong>e bereits hohe Zielqualitätimpliziert. Die Ergebnisse <strong>der</strong> Evaluationsverfahrenwerden über Zielvere<strong>in</strong>barungen und/o<strong>der</strong> f<strong>in</strong>anzielleAnreizsysteme mit <strong>der</strong> strategischen Steuerungverbunden. In die <strong>in</strong>stitutionellen Evaluationssystemewerden die <strong>in</strong> Kriterium 5 genannten Instrumente undVerfahren z.T. <strong>in</strong>tegriert.2009 <strong>in</strong> Kraft tretende Novelle des AFBG vor, dassdie Teilnehmer/-<strong>in</strong>nen staatlich anerkannter Fortbildungennur noch dann „Meister-Bafög“ <strong>in</strong> Anspruchnehmen können, wenn die E<strong>in</strong>richtung, bei <strong>der</strong> dieFortbildung gemacht wird, über e<strong>in</strong> QS-System verfügt(siehe Kriterium 1). DIN ISO 9000ff.<strong>Qualitätssicherungssysteme</strong> nach ISO 9000ff. s<strong>in</strong>dke<strong>in</strong>e speziell für (Weiter-)Bildungse<strong>in</strong>richtungenentwickelten <strong>Qualitätssicherungssysteme</strong>, son<strong>der</strong>nfanden ursprünglich vor allem <strong>in</strong> <strong>der</strong> produzierendenWirtschaft Anwendung. Damit s<strong>in</strong>d auch die Bewertungsgegenständewie bspw. „Führung“, „prozessorientiertesRessourcenmanagement“, „sachbezogeneEntscheidungsf<strong>in</strong>dung“, „gute Lieferantenbeziehungen“etc. vergleichsweise allgeme<strong>in</strong> und nichtalle Gegenstände s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> gleichem Maße auch fürWeiterbildungse<strong>in</strong>richtungen relevant. In <strong>der</strong> anwendendenOrganisation müssen die Bewertungsgegenständedaher für Weiterbildungse<strong>in</strong>richtungenspezifiziert werden. Übergeordnetes Qualitätszielvon ISO 9000ff-Systemen ist die Kundenzufriedenheit. EFQMAuch das EFQM-Modell ist als e<strong>in</strong>es <strong>der</strong> ersten QS-Systeme das <strong>in</strong> Weiterbildungse<strong>in</strong>richtungen Anwendungfand, nicht spezifisch für Weiterbildungs-71


Qualitätsmanagementsysteme <strong>in</strong> Anlehnung anEFQM und DIN ISO 9000ff.Dieser Typ ist <strong>in</strong> Fachhochschulen eher verbreitet als<strong>in</strong> Universitäten. Ausgangspunkt ist e<strong>in</strong>e Strategiekonzept,welches zugleich die Qualität def<strong>in</strong>iert, welcheim Rahmen <strong>der</strong> Studienangebote erreicht werdensoll. Darauf abgestimmt werden Strukturen und Prozessegestaltet und Ressourcen verteilt. Die Ergebnissewerden mittels Evaluations- und Controll<strong>in</strong>gverfahrenermittelt und mit dem Strategiekonzept rückgekoppelt.So entsteht e<strong>in</strong> Qualitätskreislauf. Die <strong>in</strong>Kriterium 5 genannten Instrumente und Verfahrenwerden z.T. <strong>in</strong>tegriert. QS-Systeme nach Maßgabe <strong>der</strong> SystemakkreditierungDieser Typ ist gerade im Entstehen und wird bishernur an <strong>der</strong> Universität Ma<strong>in</strong>z erprobt. An<strong>der</strong>e Hochschules<strong>in</strong>d aber dabei, bestehende QS-Systeme soanzupassen o<strong>der</strong> neu aufzubauen, dass sie konformmit den Kriterien <strong>der</strong> Systemakkreditierung s<strong>in</strong>d. DieSystemakkreditierung sieht vor, dass die Hochschulee<strong>in</strong> QS-System implementiert hat, mit dem sie nachweislichund nachhaltig die Qualität ihrer Studienangebotesteuern kann. Es basiert auf e<strong>in</strong>er transparentenQualitätspolitik und e<strong>in</strong>em klaren Ausbildungsprofilund be<strong>in</strong>halte e<strong>in</strong>e Auswahl <strong>der</strong> Instrumente undVerfahren, die unter Kriterium 5 erläutert werden.e<strong>in</strong>richtungen entwickelt worden, son<strong>der</strong>n auch hierwurde das Konzept aus <strong>der</strong> produzierenden Wirtschaftvon Weiterbildungse<strong>in</strong>richtungen auf ihre„Produktionsprozesse“ angepasst. Auch hier s<strong>in</strong>d dieBewertungskriterien daher analog zum ISO-Modellvergleichsweise allgeme<strong>in</strong> und bildungsunspezifisch.Der zentrale Unterschied zum ISO-Modell bestehtdar<strong>in</strong>, dass das EFQM Modell als oberstes Qualitätszielnicht nur die Kundenzufriedenheit def<strong>in</strong>iert,son<strong>der</strong>n die Berücksichtigung <strong>der</strong> Belange aller am„Produktionsprozess“ beteiligter Akteure. PAS 1037Dieser Typ ist speziell für E<strong>in</strong>richtungen <strong>der</strong> wirtschaftsorientiertenAus- und Weiterbildung entwickeltund 2004 vom Deutschen Institut für Normung(DIN) zugelassen worden. Es handelt sich – ähnlichwie das EFQM – um e<strong>in</strong> Modell, welches nach Qualitätsstufenunterscheidet: Basis, Standard und Exzellenz.Zur Erreichung <strong>der</strong> jeweiligen Stufe mussdas QS-System <strong>der</strong> Weiterbildungse<strong>in</strong>richtung bestimmteAnfor<strong>der</strong>ungen erfüllen. DVWO-QualitätsmodellDieser Typ ist vom Dachverband <strong>der</strong> Weiterbildungsorganisationene.V. entwickelt worden. Esversteht sich als Ergänzung zum QS-System nachDIN ISO 9000ff. und stellt e<strong>in</strong> spezielles Prozessmodell„DVWO-ProzessAcht“ bereit. Dadurch sollendie für Weiterbildungsanbieter wichtigen unterrichtsundteilnehmerbezogenen Qualitätsanfor<strong>der</strong>ungenbesser e<strong>in</strong>bezogen werden können.72


LQW-ModellDieser Typ ist ebenfalls speziell auf Weiterbildungse<strong>in</strong>richtungenzugeschnitten, orientiert sich aber imUnterschied zum DVWO-Qualitätsmodell nicht an<strong>der</strong> DIN ISO 9000ff. son<strong>der</strong>n am TQM bzw. EFQM-Ansatz. In Folge dessen zielt es auf e<strong>in</strong>e umfassende,kont<strong>in</strong>uierlich laufende Organisations- und Personalentwicklungunter E<strong>in</strong>beziehung von Instrumentenund Verfahren <strong>der</strong> strategischen Steuerung.5. Instrumente und Verfahren, dieim Rahmen <strong>der</strong> QS-Systeme verwendetwerden Strategische Steuerung- Transparente Qualitätspolitik und -strategie für diegesamte Hochschule und e<strong>in</strong>zelne Fakultäten- E<strong>in</strong>satz strategischer Steuerungs<strong>in</strong>strumente wiez.B. f<strong>in</strong>anzielle Anreize, Abschluss von Zielvere<strong>in</strong>barungenzwischen Hochschulleitung und Fakultäten Input- Bereitstellung e<strong>in</strong>er geeigneten IT-Infrastruktur fürLehrende und Lernende- Verbesserung des Studierendenservice und <strong>der</strong>Prüfungsverwaltung <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e durch E<strong>in</strong>satz QESplusDieser Typ stellt die Selbstevaluation von E<strong>in</strong>richtungenplus externe Begutachtung <strong>in</strong> den Mittelpunkt,ist also vom Ansatz her vergleichbar mit demaus dem Hochschulbereich bekannten „InstitutionelleEvaluationssystem“. Initiiert wurde das „Qualitäts-EntwicklungsSystem-Weiterbildung“ vom Landesbeiratfür Erwachsenenbildung des Freistaates Sachsen. Strategische Steuerung- Ausrichtung <strong>der</strong> Curriculumsentwicklung an denVorgaben von BBiG und HwO sowie den regionalenbzw. branchenspezifischen Fortbildungsverordnungen.H<strong>in</strong>zu kommen Rechtsverordnungen,an <strong>der</strong>en Erarbeitung die Sozialpartner,Bund, Län<strong>der</strong>, BMBF bzw. BMWi und das BIBBbeteiligt s<strong>in</strong>d sowie Rechtsverordnungen auf regionalerEbene von den IHKs.- Berücksichtigung bundese<strong>in</strong>heitlicher Standardsfür Prüfungen und verb<strong>in</strong>dlich anzuwenden<strong>der</strong>Musterprüfungsordnungen- Berücksichtigung regionaler Qualitätsstandards73


von Onl<strong>in</strong>e-Verfahren- Personelle und räumliche Verbesserungen ausStudiengebühren- Angebote für beson<strong>der</strong>e Zielgruppen (Studierendemit K<strong>in</strong>d, Studierende ohne Abitur und Fachhochschulreife,Teilzeitstudierende)- Prüfung von didaktischen Kompetenzen im Rahmenvon Berufungsverfahren- Personalentwicklungsmaßnahmen für Lehrende Prozessmanagement- Peer Reviews- Studentische Lehrveranstaltungskritik- Befragungen von Studierenden zu ihrer Studiensituation- Modulevaluationen- Modellierung von lehrrelevanten Organisationsprozessen- IT-gestütztes Prozessmanagement- E<strong>in</strong>beziehung externer Stakehol<strong>der</strong> wie z.B. Arbeitsgeberund Wirtschaftsverbände <strong>in</strong> die Curriculumsentwicklung- Mentoren- und TutorenprogrammeDie <strong>in</strong> dieser Übersicht genannten Instrumente und Verfürdie Handhabung von Prüfungsaufgaben Prozessmanagement- Modellierung von lehrrelevanten Organisationsprozessen- IT-gestütztes Prozessmanagement Controll<strong>in</strong>g- Zufriedenheitsbefragungen bei den Teilnehmer/-<strong>in</strong>nen- Arbeitgeberbefragungen- Untersuchungen zum beruflichen Erfolg bzw.Verbleib <strong>der</strong> Teilnehmer/-<strong>in</strong>nenDie <strong>in</strong> <strong>der</strong> Übersicht genannten Instrumente und Verfahrenwerden von den Fortbildungse<strong>in</strong>richtungen häufignicht im Rahmen von QS-Systemen e<strong>in</strong>gesetzt,son<strong>der</strong>n punktuell und anlassbezogen. Dies gilt <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>efür QS-Maßnahmen, die durch Gesetze undVerordnungen vorgegeben s<strong>in</strong>d. Controll<strong>in</strong>g- Qualitätsmessung anhand von Indikatoren- Absolventenanalysen- Abbrecheranalyse- Lehrberichte- Sammlung und Aufbereitung qualitätsrelevanterDaten mittels Management<strong>in</strong>formationssystemen74


fahren werden von den Hochschulen überwiegend punktuellund anlassbezogen e<strong>in</strong>gesetzt und nicht e<strong>in</strong>gebunden<strong>in</strong> ganzheitliche QM-Systeme. Die meisten QM-Systeme im Hochschulbereich bef<strong>in</strong>den sich noch <strong>in</strong> <strong>der</strong>Aufbauphase (vgl. Kriterium 7). Zudem wenden nichtalle Hochschulen diese Instrumente und Verfahren <strong>in</strong>gleicher Weise und Intensität an. Vielmehr gibt es hiererhebliche Unterschiede. Im Rahmen ihrer Autonomiekönnen Hochschulen bis zu e<strong>in</strong>em gewissen Grad selberentscheiden, welche Instrumente und Verfahren siezur QS verwenden. Vorgaben <strong>der</strong> Landeshochschulgesetzes<strong>in</strong>d dabei zu beachten (vgl. Kriterium 1).6. Gegenstände <strong>der</strong> QS-Systeme Hauptgegenstand <strong>der</strong> QS-Systeme für Lehre undStudium ist die Qualität <strong>der</strong> vermittelten Kompetenzen.Von diesen hängt <strong>der</strong> Erfolg <strong>der</strong> Absolvent/-<strong>in</strong>nenam Arbeitsmarkt ab. Welchen Qualitätsansprüchendie vermittelten Kompetenzen genügenmüssen, hängt von <strong>der</strong> fachlichen Ausrichtung undden Zielen des jeweiligen Studiengangs ab. Seit 2005 gibt es e<strong>in</strong>en „Qualifikationsrahmen fürdeutsche Hochschulabschlüsse“, <strong>der</strong> Grundlage fürdie Akkreditierung von Studiengängen bzw. <strong>der</strong> Systemakkreditierungist. Dort s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> sehr hoch aggregierterForm unterschiedliche Kompetenzen für Bachelor-und Masterstudent/-<strong>in</strong>nen ausgeführt.Danach müssen Bachelor-Absolvent/-<strong>in</strong>nen- ihr Wissen und Verstehen auf ihre Tätigkeit o<strong>der</strong>ihren Beruf anwenden und Problemlösungen undArgumente <strong>in</strong> ihrem Fachgebiet erarbeiten undweiterentwickeln können.- relevante Informationen, <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e <strong>in</strong> ihrenStudienprogrammen sammeln, bewerten und Hauptgegenstand von QS-Systemen <strong>in</strong> <strong>der</strong> beruflichenFortbildung ist die Qualität <strong>der</strong> vermitteltenKompetenzen. Abstrakt formuliert soll die „beruflicheFortbildung es ermöglichen, die berufliche Handlungsfähigkeitzu erhalten und anzupassen o<strong>der</strong> zuerweitern und beruflich aufzusteigen“ (§ 1 IV BBiG). E<strong>in</strong>en Qualifikationsrahmen für Abschlüsse <strong>in</strong> <strong>der</strong>deutschen Fortbildung gibt es nicht. Wie unter Kriterium2 ausgeführt, ist aber für Fortbildungsregelungen<strong>in</strong> Industrie und Handel 2000 e<strong>in</strong>e Systematikvon Qualifikationsebenen entwickelt worden. Danachwerden <strong>in</strong> diesem wichtigen Bereich <strong>der</strong> beruflichenFortbildung drei Qualifikationsstufen unterschieden:- Erwerb von Zusatzqualifikationen wie sprachlicheQualifikationen, Spezialkenntnisse zu Produktenund Produktionsverfahren etc.- Abschlüsse von Meistern, Fachwirten, Fachkaufleuten- Qualifikationen für Leitungsfunktionen mittelstän-75


<strong>in</strong>terpretieren können.- daraus wissenschaftlich fundierte Urteile ableitenkönnen, die gesellschaftliche, wissenschaftlicheund ethische Erkenntnisse berücksichtigen.- selbständig weiterführende Lernprozesse gestaltenkönnen.discher Organisationen7. Aktueller Entwicklungsstand<strong>der</strong> QS-SystemeMaster-Absolvent/-<strong>in</strong>nen müssen:- ihr Wissen und Verstehen sowie ihre Fähigkeitenzur Problemlösung auch <strong>in</strong> neuen und unvertrautenSituationen anwenden können, die <strong>in</strong> e<strong>in</strong>embreiteren o<strong>der</strong> multidiszipl<strong>in</strong>ären Zusammenhangmit ihrem Studienfach stehen.- Wissen <strong>in</strong>tegrieren und mit Komplexität umgehenkönnen.- auch auf Grundlage unvollständiger o<strong>der</strong> begrenzterInformationen wissenschaftlich fundierte Entscheidungenfällen und dabei gesellschaftliche,wissenschaftliche und ethische Erkenntnisse berücksichtigenkönnen, die sich aus <strong>der</strong> Anwendungihres Wissens und aus ihren Entscheidungenergeben.- selbständig neues Wissen und Können aneignenkönnen.- weitgehend selbstgesteuert und/o<strong>der</strong> autonom eigenständigeforschungs- und anwendungsorientierteProjekte durchführen können.Es gibt nur wenige Hochschulen <strong>in</strong> Deutschland, dieüber e<strong>in</strong> ausgereiftes QS-System verfügen. Der überwiegendeTeil <strong>der</strong> Hochschulen hat erst vor kurzem mitdem Aufbau von QS-Systemen für Lehre und Studiumbegonnen. Das bedeutet allerd<strong>in</strong>gs nicht, dass Hoch-Fortbildungse<strong>in</strong>richtungen haben die Wahl zwischene<strong>in</strong>er Fülle von QS-Systemen, die sich <strong>in</strong> den vergangenenJahren herausgebildet haben. Es liegen aberke<strong>in</strong>e gesicherten Erkenntnisse darüber vor, wie ausgereiftund wirksam diese Modelle <strong>in</strong> <strong>der</strong> Praxis s<strong>in</strong>d. Auf-76


schulen nur wenig für die QS ihrer Studienangebotegetan haben. Vielmehr erfolgte die QS nicht mittels e<strong>in</strong>esSystems son<strong>der</strong>n unter E<strong>in</strong>satz e<strong>in</strong>er Fülle e<strong>in</strong>zelnerInstrumente und Verfahren (vgl. Kriterium 5). H<strong>in</strong>zukommen die qualitätssichernden Wirkungen von externenQualitätsprüfungen <strong>in</strong> Form von Akkreditierungsverfahrensowie Rank<strong>in</strong>gs und Rat<strong>in</strong>gs.8. Zertifizierung <strong>der</strong> QS-Systeme Die Zertifizierung von QS-Systemen erfolgt freiwillig.Möglich ist sie entwe<strong>der</strong> durch die Systemakkreditierungo<strong>der</strong> durch an<strong>der</strong>e Zertifizierungs<strong>in</strong>stitute wie z.B.CERTQUA. An<strong>der</strong>s verhält es sich bei <strong>der</strong> Zertifizierungvon Studiengängen. Hier verpflichten die Landeshochschulgesetzedie Hochschulen zu e<strong>in</strong>er Studiengangsakkreditierung.Möglicherweise kommt es hierdurch die E<strong>in</strong>führung <strong>der</strong> Systemakkreditierung zu Än<strong>der</strong>ungen.grund starker rechtlicher Normierung durch Bundesgesetze,regionale Ordnungen sowie e<strong>in</strong>er Vielzahl unterschiedlicherund erprobter Empfehlungen sowie vonSelbstverpflichtungen sche<strong>in</strong>t die Qualität im Bereich<strong>der</strong> Curriculumsentwicklung gesichert zu se<strong>in</strong>.Die Zertifizierung erfolgt freiwillig. Möglich ist sie durchdie Organisationen, welche speziell für Zertifizierunge<strong>in</strong>er <strong>der</strong> unter Kriterium 4 beschrieben QS-Typen zugelassenbzw. autorisiert s<strong>in</strong>d. Über diese freiwilligenZertifizierungen h<strong>in</strong>aus evaluieren IHKen und HWKendie Ergebnisse ihrer Arbeit über Prüfungsstatistikensowie im Rahmen von Erfolgsumfragen kont<strong>in</strong>uierlich.77


6 ArbeitsmarktpotentialeNach dem <strong>Vergleich</strong> <strong>der</strong> <strong>Qualitätssicherungssysteme</strong> <strong>der</strong> beruflichenund akademischen Ausbildung (Kapitel 3 bis 5) ist es Gegenstanddieses zweiten Arbeitsschritts, die Wertigkeit beruflicherund akademischer Ausbildungsgänge auf unterschiedlichen Ebenene<strong>in</strong>er empirischen Bestandsaufnahme zu unterziehen. DieseBestandsaufnahme erfolgt dabei über die Darstellung unterschiedlicherIndikatoren, die den Wert <strong>der</strong> unterschiedlichen Bildungsgängeam Arbeitsmarkt operationalisieren können.In <strong>der</strong> Literatur werden folgende Indikatoren diskutiert: Employability als H<strong>in</strong>weis auf die berufliche Handlungsfähigkeitvon Absolvent/-<strong>in</strong>nen akademischer und beruflicher Bildung Tarifliche E<strong>in</strong>gruppierung beruflicher und akademischer Bildungsabschlüsseals Indikator für die formale Wertigkeit Bildungsrenditen zur Operationalisierung des monetären Nutzensakademischer und beruflicher Bildung Erwerbsbeteiligung um den <strong>in</strong>dividuellen und volkswirtschaftlichenNutzen akademischer und beruflicher Bildung zu beschreiben Kompetenzen zur Beschreibung <strong>der</strong> Ergebnisse akademischerund beruflicher BildungIm Folgenden werden die e<strong>in</strong>zelnen Indikatoren zur Wertigkeit zunächstgetrennt dargestellt, bevor abschließend e<strong>in</strong> Gesamtvergleichversucht wird.6.1 EmployabilityEmployability wird im deutschen Sprachraum meist mit Beschäftigungsfähigkeitübersetzt. Der Begriff betont die wechselseitige Beziehungzwischen (Aus-)Bildungs<strong>in</strong>halten und Bedürfnissen desArbeitsmarkts und ist damit e<strong>in</strong> Indikator für die Arbeitsmarktrelevanze<strong>in</strong>es Bildungsgangs. Der Maßstab für die Bestimmung vonemployability ist dabei nicht unverän<strong>der</strong>lich, son<strong>der</strong>n wird durchdie sich stetig verän<strong>der</strong>nden Anfor<strong>der</strong>ungen des Arbeitsmarkts gesetzt.Das Ziel <strong>der</strong> employability ist damit e<strong>in</strong> bewegliches. DerNachweis <strong>der</strong> employability wird letztendlich erst über den Erwerbe<strong>in</strong>es Beschäftigungsverhältnisses selbst nachgewiesen.78


In <strong>der</strong> Betrachtung von Beschäftigungsfähigkeit müssen zwei unterschiedlicheDimensionen unterschieden werden. Zum e<strong>in</strong>en beziehensich Betrachtungen zur Beschäftigungsfähigkeit auf die Arbeitsmarktchancenim unmittelbaren Anschluss an die beruflicheAus- o<strong>der</strong> Fortbildung bzw. das Studium. Zum an<strong>der</strong>en kann dieEntwicklung <strong>der</strong> Beschäftigungsfähigkeit auch über das gesamteErwerbsleben h<strong>in</strong>weg betrachtet werden. Hier wird die Frage gestellt,wie viel <strong>der</strong> durch die berufliche o<strong>der</strong> akademische Qualifikationerworbenen Kenntnisse im weiteren Berufsleben noch verwertetwerden können.Im Folgenden wird die Beschäftigungsfähigkeit von Absolvent/-<strong>in</strong>nenberuflicher und akademischer Ausbildungsgänge getrenntnach diesen beiden Dimensionen dargestellt.6.1.1 Beschäftigungsfähigkeit im direkten Anschluss anberufliche o<strong>der</strong> akademische AbschlüsseDen Absolvent/-<strong>in</strong>nen beruflicher Aus- und Fortbildungsgängenwird traditionell e<strong>in</strong> hohes Maß an Beschäftigungsfähigkeit – employability– unterstellt (vgl. IW 2008: 229). Dies resultiert vor allemaus <strong>der</strong> zentralen Verantwortung <strong>der</strong> Wirtschaft <strong>in</strong>nerhalb desdeutschen Systems beruflicher Aus- und Fortbildung. In <strong>der</strong> beruflichenAusbildung werden <strong>in</strong> e<strong>in</strong>igen Branchen Übernahmequotenvon 75% und mehr erreicht (vgl. BMBF 2008: 424). Auch für dieberufliche Fortbildung gibt es ähnliche Erfolgszahlen: Zwei Drittel<strong>der</strong> Absolvent/-<strong>in</strong>nen von IHK-Weiterbildungsprüfungen geben an,die Weiterbildungs<strong>in</strong>vestition hätte sich positiv auf die beruflicheEntwicklung ausgewirkt und sich <strong>in</strong> größerer Verantwortung und f<strong>in</strong>anziellenVerbesserungen nie<strong>der</strong>geschlagen (vgl. DIHK 2008a:18ff.).Auch im Bereich <strong>der</strong> akademischen Bildung existieren enge undweitreichende historische Beziehungen zwischen Hochschulen,Wirtschaft und Gesellschaft. Dennoch ist die ausgeprägte Debatteum e<strong>in</strong>e stärkere För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Verwertbarkeit <strong>der</strong> universitärenQualifikationen auf dem Arbeitsmarkt noch vergleichsweise neuund eng mit den Entwicklungen und Erfor<strong>der</strong>nissen <strong>der</strong> WissensundInformationsgesellschaft des 21. Jahrhun<strong>der</strong>ts verknüpft. DerEuropäische Rat hat 2000 <strong>in</strong> Lissabon festgelegt „die Union zumwettbewerbsfähigsten und dynamischsten wissensbasierten Wirtschaftsraum<strong>in</strong> <strong>der</strong> Welt zu machen“ (ER 2000). Universitäten geltendabei als wichtige Institutionen, diese Ziele zu erreichen. ImRahmen des Bologna-Prozesses hat sich die För<strong>der</strong>ung von employabilityzu e<strong>in</strong>em wichtigen Anliegen entwickelt. In <strong>der</strong> Bologna-Erklärung von 1999 wird das Ziel formuliert „to create a Europeanspace for higher education <strong>in</strong> or<strong>der</strong> to enhance the employabilityand mobility of citizens“ (EUA o.J.: 4). Die Universitäten habendiesen Auftrag <strong>in</strong>zwischen angenommen. In <strong>der</strong> Lissabon-Deklaration <strong>der</strong> European University Association (EUA) wird unterdem Punkt employability formuliert:79


„Universities recognize that additional efforts are needed to makeemployers aware of the enormous efforts which are be<strong>in</strong>g un<strong>der</strong>takento reform curricula. They will seek to engage more consistently<strong>in</strong> dialogue with employers, provide better <strong>in</strong>formation on thecompetences and learn<strong>in</strong>g outcomes of their graduates and put <strong>in</strong>place systems to track graduate employment“ (EUA 2007: 3).Die För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> employability von Hochschulabsolvent/-<strong>in</strong>nen istbereits auch empirisch bemerkbar. Die Vermittlung von Schlüsselqualifikationen,die Praxisnähe von Studiengängen sowie neueund <strong>in</strong>tensivere Kooperationsformen zwischen Hochschule undWirtschaft haben <strong>in</strong> den letzten Jahren deutlich an Bedeutung gewonnen.Allerd<strong>in</strong>gs s<strong>in</strong>d auch noch große Unterschiede <strong>in</strong> <strong>der</strong>Ausgestaltung von Bachelor-Studiengängen und <strong>in</strong> ihrer Umsetzung<strong>der</strong> För<strong>der</strong>ung von employability zu erkennen, verbunden miterheblichen Unsicherheiten bei <strong>der</strong> E<strong>in</strong>schätzung von Potenzialenund Kompetenzen von Bachelorabsolvent/-<strong>in</strong>nen (IW 2008: 223;234).Die Untersuchung von CHE und dem Arbeitskreis Personalmarket<strong>in</strong>gzur Umsetzung dieses Ziels im Rahmen <strong>der</strong> aktuellen Studiengangreformenzeigt, dass e<strong>in</strong>ige Hochschulen die employabilityihrer Absolventen bereits systematisch för<strong>der</strong>n. Insbeson<strong>der</strong>eFachhochschulen und Berufsakademien nehmen dieses Ziel dabeischon sehr ernst (vgl. CHE / dapm 2008). In Universitäten stehtdie För<strong>der</strong>ung von employability noch nicht so sehr im Mittelpunktwie an Berufsakademien und Fachhochschulen. Nur zwei Universitätentauchen im Rahmen des Rank<strong>in</strong>gs mit guten Wertungenauf (vgl. CHE / dapm 2008). Hier artikuliert sich <strong>in</strong> den universitärenCurricula die historisch begründete Ausrichtung und Schwerpunktsetzungauf die Vermittlung wissenschaftlicher Qualifikationen.Die zunehmende Bedeutung <strong>der</strong> employability zeigt sich an <strong>der</strong>Entwicklung <strong>der</strong> dualen Studiengänge <strong>in</strong> Deutschland. Im Juli 2008studierten knapp 44.000 Studierende <strong>in</strong> 687 Studiengängen an260 Hochschulen / Berufsakademien. 34 Damit studieren gut 2% allerStudierenden <strong>in</strong> dualen Studiengängen (vgl. auch Becker2006). Allerd<strong>in</strong>gs ist das Angebot von und die Nachfrage nachdualen Studiengängen <strong>in</strong> den letzten Jahren enorm gewachsen.2006 nahm die Zahl <strong>der</strong> dualen Studiengänge um 9,5% zu. 2007wurde e<strong>in</strong>e Zunahme an Studiengängen um 3,2% erreicht (vgl.BIBB 2008: 11). Auch auf <strong>der</strong> Nachfrageseite s<strong>in</strong>d duale Studiengängebeliebt. Auf e<strong>in</strong>en Studienplatz bewerben sich <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regelrund 50 Bewerber/-<strong>in</strong>nen. E<strong>in</strong>zelne Großunternehmen erreichensogar 1.000 Bewerber/-<strong>in</strong>nen pro Studienplatz. 35 Dabei ist noch34 www.ausbildung-plus.de.35 Ebd..80


ke<strong>in</strong> Ende dieser Entwicklung abzusehen. Die flächendeckendeE<strong>in</strong>führung <strong>der</strong> BA-/MA-Abschlüsse an allen Hochschulen imRahmen des Bologna-Prozesses wird diese Entwicklung weiterbeför<strong>der</strong>n. Baden-Württemberg hat <strong>in</strong>zwischen den Bachelor-Abschluss, <strong>der</strong> an e<strong>in</strong>er Berufsakademie erworben wird, mit demBachelor-Abschluss an Fachhochschulen und Universitätengleichgestellt.Wie wichtig die För<strong>der</strong>ung von employability <strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong> akademischenBildung aus Sicht <strong>der</strong> Unternehmen ist, zeigt sich <strong>in</strong> denexzellenten Perspektiven von Absolvent/-<strong>in</strong>nen dualer Studiengängeauf dem Ausbildungsmarkt. Durch die praktische Ausbildungim Betrieb benötigen sie im Gegensatz zu Hochschulabsolvent/-<strong>in</strong>nentraditioneller Studiengänge ke<strong>in</strong>e zeit- und kosten<strong>in</strong>tensivenE<strong>in</strong>arbeitungszeiten o<strong>der</strong> Tra<strong>in</strong>eeprogramme. 90% <strong>der</strong>Absolvent/-<strong>in</strong>nen von Berufsakademien f<strong>in</strong>den unmittelbar nach ihremAbschluss e<strong>in</strong>en angemessenen Arbeitsplatz – die meisten imAusbildungsbetrieb. 36Demgegenüber stehen teilweise problematische und langwierigeÜbergänge von Hochschulabsolvent/-<strong>in</strong>nen e<strong>in</strong>zelner Studiengänge<strong>in</strong> den Arbeitsmarkt. Nach <strong>der</strong> neusten Absolvent/<strong>in</strong>nenbefragungdes Hochschul<strong>in</strong>formationssystems (HIS) gehenzwar 90% <strong>der</strong> Hochschulabsolvent/-<strong>in</strong>nen 5 Jahre nach demAbschluss e<strong>in</strong>er regulären Erwerbstätigkeit nach, nur 2% (FH)bzw. 3% (Uni) <strong>der</strong> Absolvent/-<strong>in</strong>nen s<strong>in</strong>d nach diesem Zeitraumarbeitslos. In bestimmten Fachrichtungen lassen sich jedoch <strong>in</strong> <strong>der</strong>ersten Phase nach dem Studienabschluss vielfältige Komb<strong>in</strong>ationenbspw. von Werk- und Honorararbeiten, Übergangsjobs, Praktikasowie weiteren akademischen und beruflichen Qualifizierungenf<strong>in</strong>den. E<strong>in</strong>zelne Fachrichtungen s<strong>in</strong>d hierbei allerd<strong>in</strong>gs <strong>in</strong> unterschiedlichemMaße betroffen. Schwierig ist <strong>der</strong> Übergang beispielsweisefür Studierende <strong>der</strong> Architektur, Rechtswissenschafto<strong>der</strong> auch <strong>in</strong> Magisterstudiengängen (vgl. Briedis / M<strong>in</strong>ks 2007;Kerst / Schramm 2008).Für die berufliche Verwertbarkeit von BA-Abschlüssen, die anFachhochschulen und Universitäten erworben worden s<strong>in</strong>d, s<strong>in</strong>de<strong>in</strong>deutige Aussagen aufgrund <strong>der</strong> noch ger<strong>in</strong>gen Erfahrungen mitdieser vergleichsweise neuen Abschlussart noch schwierig. ErsteStudien kommen zu vorsichtig optimistischen E<strong>in</strong>schätzungen h<strong>in</strong>sichtlich<strong>der</strong> Akzeptanz <strong>der</strong> Absolvent/-<strong>in</strong>nen auf dem Arbeitsmarkt(vgl. Stifterverband 2005, DIHK 2008b, skeptischer: Stifterverband2008)36 www.ausbildung-plus.de.81


6.1.2 Beschäftigungsfähigkeit im weiteren BerufslebenStudien zu den „Abschreibungsraten“ von durch berufliche Ausbildungund Studium erworbenem Fachwissen im Berufsleben zeigen,dass das durch e<strong>in</strong>e (duale) berufliche Ausbildung erworbeneFachwissen im weiteren Berufsleben im Durchschnitt e<strong>in</strong>er starkenEntwertung unterliegt (Ludwig / Pfeiffer 2006). Maßgeblich für dievergleichsweise hohe Abschreibungsrate bei <strong>der</strong> beruflichen Ausbildungist dabei <strong>der</strong> Anteil <strong>der</strong> unfreiwillig erfolgten Berufswechsel,durch die das erworbene Wissen deutlich entwertet wird. Demgegenüberist für Absolvent/-<strong>in</strong>nen e<strong>in</strong>er Meister-/Technikerausbildungsowie für Hochschulabsolvent/-<strong>in</strong>nen <strong>der</strong> Anteil <strong>der</strong> beruflichenKenntnisse und Fertigkeiten, die <strong>in</strong> <strong>der</strong> Ausbildung erworbenwurde, und <strong>in</strong> <strong>der</strong> jetzigen Tätigkeit noch verwertet werdenkann, im weiteren Berufsleben hoch und die Abschreibungsratedes Wissens niedrig.Die Entwicklung <strong>der</strong> Beschäftigungsfähigkeit von Absolvent/-<strong>in</strong>nenunterschiedlicher Bildungsgänge über die Zeit spielt auch <strong>in</strong> <strong>der</strong>Berechnung von Bildungsrenditen e<strong>in</strong>e Rolle. Hier wird Beschäftigungsfähigkeitjedoch nicht als „Abschreibungsrate“ und damit alsWertverlust von Fachwissen operationalisiert, son<strong>der</strong>n gilt als Maßfür das Risiko, mit <strong>der</strong> entsprechenden Ausbildung (im Verlauf desBerufslebens) arbeitslos zu werden. Die Berechnungen diesesMaßes für berufliche und akademische Bildung werden im Kapitelzu den Bildungsrenditen (Kapitel 6.3) dargestellt.Die Beschäftigungsfähigkeit bee<strong>in</strong>flusst auch die Erwerbsbeteiligung.An<strong>der</strong>s als bei <strong>der</strong> oben vorgestellten Studie von Ludwigund Pfeiffer, bei <strong>der</strong> die untersuchten Personen bei Befragung <strong>in</strong>Erwerbstätigkeit stehen, kann mangelnde Beschäftigungsfähigkeitnicht nur e<strong>in</strong>en Wechsel zwischen Erwerbstätigkeit und Erwerbslosigkeitnach sich ziehen, son<strong>der</strong>n auch e<strong>in</strong>en Wechsel <strong>in</strong> dieNichterwerbstätigkeit. Die Unterschiede zwischen Absolvent/-<strong>in</strong>nenberuflicher und akademischer Bildung h<strong>in</strong>sichtlich des Erwerbsstatuss<strong>in</strong>d Gegenstand von Kapitel 6.4.6.2 Tarifliche E<strong>in</strong>gruppierungDie Wertigkeit beruflicher und akademischer Bildung artikuliert sichauch <strong>in</strong> tariflichen E<strong>in</strong>gruppierungsgrundsätzen. Die vor dem H<strong>in</strong>tergrund<strong>der</strong> Studiengangsreformen im Bologna-Prozess neu e<strong>in</strong>geführtenBA- und MA-Studienabschlüsse machten hier neue E<strong>in</strong>gruppierungsgrundsätzenotwendig. Im Folgenden werden Studienzur E<strong>in</strong>gruppierung von Absolvent/-<strong>in</strong>nen beruflicher Aufstiegsfortbildungo<strong>der</strong> mit Bachelor-Abschlüssen dargestellt. Sollten beideBildungsgänge als gleichwertig betrachtet werden, sollte sich dies82


<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er vergleichbaren E<strong>in</strong>stufung <strong>in</strong> den Tarifverträgen nie<strong>der</strong>schlagen.Grundsätzlich haben alle Tarifverträge und E<strong>in</strong>gruppierungsgrundsätzeden Anspruch, nicht formale Qualifikationen son<strong>der</strong>n Tätigkeitenzu entlohnen. Dies galt bereits <strong>in</strong> <strong>der</strong> Vergangenheit. Allerd<strong>in</strong>gsist dieser Anspruch unterschiedlich umgesetzt: Währendbspw. die neuen (allerd<strong>in</strong>gs noch nicht verabschiedeten) E<strong>in</strong>gruppierungsgrundsätzeim Tarifvertrag des öffentlichen Dienstes(TVöD) Tätigkeitsaufstiege nur über unterschiedliche Stufen <strong>in</strong>nerhalb<strong>der</strong> sich an formalen Qualifikationen orientierenden Entgeltgruppenvorsehen sollen, spielt die formale Qualifikation im Entgeltrahmen-Tarifvertragswerk(ERA-TV) <strong>der</strong> Metall- und Elektro<strong>in</strong>dustrieke<strong>in</strong>e entscheidende Rolle für die E<strong>in</strong>gruppierung. Zwarwerden auch hier formale Qualifikationen bestimmten Entgeltgruppenzugeordnet, dennoch kann e<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>gruppierung grundsätzlichauch vorgenommen werden, wenn die dafür notwendigen Kenntnisseauf an<strong>der</strong>e Weise erworben worden s<strong>in</strong>d.In <strong>der</strong> betrieblichen Praxis war die Tätigkeitsorientierung <strong>der</strong> tariflichenE<strong>in</strong>gruppierung <strong>in</strong> den letzten Jahren nur e<strong>in</strong>geschränkt verbreitet.In <strong>der</strong> Anwendung <strong>der</strong> Tarifverträge haben die Betriebepragmatische Lösungen gesucht und die E<strong>in</strong>stufungen vor allemorientiert an <strong>der</strong> formalen Qualifikation vorgenommen (vgl. Dölecke2008: 5). Es steht zur vermuten, dass sich dieses Vorgehen<strong>der</strong> Arbeitgeber auch durch neue Tarifverträge und differenziertereStudienabschlüsse (BA-FH, BA-Uni, MA-FH, MA-Uni, BA-Berufsakademien) nicht auflösen lässt.Erste Erfahrungen mit E<strong>in</strong>gruppierungsgrundsätzen, die bereits dieneuen Studienabschlüsse berücksichtigen, zeigen, dass bei <strong>der</strong>Zuordnung <strong>der</strong> formalen Qualifikationsvoraussetzungen zu dene<strong>in</strong>zelnen Entgeltgruppen berufliche und akademische Bildungsabschlüssenach wie vor unterschiedlichen Entgeltgruppen zugeordnetwerden. Berufliche Abschlüsse (auch <strong>der</strong> Aufstiegsfortbildung)s<strong>in</strong>d – mit Ausnahme e<strong>in</strong>iger Übergangsregelungen bspw.für Meister – dabei immer niedrigeren Entgeltgruppen als akademischenBA- und MA-Qualifikationen zugeordnet. BA-Abschlüssewerden <strong>in</strong> den neuen Tarifverträgen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel mit dem altenFH-Diplom gleichgestellt, MA-Abschlüsse mit dem alten Universitäts-Diplom(vgl. Dölecke 2008: 5; exempl. ERA TV Bayern, Norddeutschland).Dieses Ergebnis wird auch durch empirische Erhebungen<strong>in</strong> Unternehmen gestützt, nach denen Bachelorabsolvent/-<strong>in</strong>nenim Regelfall wie klassische Hochschulabsolvent/-<strong>in</strong>nenbehandelt werden. Auch gehen die Unternehmen davon aus, dassBachelorabsolvent/-<strong>in</strong>nen, die zukünftig e<strong>in</strong>gestellt werden sollen,ebenfalls auf dem Niveau klassischer Diplom-FH-Absolvent/<strong>in</strong>nene<strong>in</strong>gestuft werden (vgl. IW 2008: 234).Allerd<strong>in</strong>gs ist die Zuordnung <strong>der</strong> BA-Absolvent/-<strong>in</strong>nen <strong>in</strong> vielen Tarifverträgenauch noch nicht geregelt. Der ERA-TV Hessen defi-83


niert für Entgeltgruppe 9 (von 11): „…erfor<strong>der</strong>lich s<strong>in</strong>d Kenntnisseund Fertigkeiten, wenn sie durch den Abschluss e<strong>in</strong>er m<strong>in</strong>destens4-jährigen Hochschulausbildung erworben werden“ (ERA-TV Hessen).Damit ist die Zuordnung e<strong>in</strong>er Hochschulausbildung wie <strong>der</strong>BA, die kürzer als 4 Jahre dauert, nicht def<strong>in</strong>iert. Dies gilt analogfür den neuen TVöD. Der Tarifgruppe 9-12 werden Beschäftigtemit Tätigkeiten, die e<strong>in</strong>en Fachhochschulabschluss voraussetzten,zugeordnet. Auch hier ist nicht def<strong>in</strong>iert, welchen Gruppen BA-Absolvent/-<strong>in</strong>nen zugeordnet werden sollen.6.3 Bildungsrenditen6.3.1 Konzeptioneller H<strong>in</strong>tergrundBei <strong>der</strong> Bildungsrendite handelt es sich um e<strong>in</strong> Konzept, mit dem<strong>der</strong> materielle Erfolg e<strong>in</strong>er (Aus-)Bildung erfasst werden soll. Dermarktliche E<strong>in</strong>satz <strong>der</strong> Arbeitskraft führt zu E<strong>in</strong>kommen, die tendenziellmit dem Bildungsniveau zunehmen. Gegengerechnetwerden direkte und Opportunitäts-Aufwendungen zum Erreichendes – ausgehend von e<strong>in</strong>em bestimmten – nächst höheren Bildungsniveaus.Beide Aspekte zusammen führen rechnerisch zue<strong>in</strong>er zusammenfassenden Kennzahl, die beschreibt, wie lohnenswert<strong>der</strong> Aufwand zum Erreichen e<strong>in</strong>es Bildungszieles ist,wenn man die materiellen Ergebnisse zugrunde legt. Betrachtetwerden nur Erträge und Kosten, die seitens des Bildungsteilnehmendenentstehen. Erträge und Kosten seitens <strong>der</strong> öffentlichenHaushalte s<strong>in</strong>d davon zu unterscheiden.Das Konzept kann <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er praktischen Umsetzung unterschiedlichkomplex ausgestaltet se<strong>in</strong> und dabei Aspekte bzw. Kriteriene<strong>in</strong>beziehen, die auch für sich betrachtet e<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>fluss auf die Arbeitsmarktpotenzialeaufweisen, wie beispielsweise die Chance,das angestrebt Bildungsziel zu erreichen (Problematik <strong>der</strong> Abbrecher/-<strong>in</strong>nen)o<strong>der</strong> die Chance, überhaupt e<strong>in</strong>en Arbeitsplatz zu erhalten.6.3.2 Vorgehensweise und Ergebnisse <strong>der</strong> OECD-Studie zuBildungsrenditenIm Folgenden werden Berechnungen zu Bildungsrenditen ausführlichvorgestellt, die jüngst von e<strong>in</strong>er Autorengruppe von Mitarbeiter/-<strong>in</strong>nen<strong>der</strong> OECD erarbeitet worden s<strong>in</strong>d. Die OECD-Studie legte<strong>in</strong>en sehr umfassenden Ansatz zur Berechnung <strong>der</strong> Bildungsrenditenvor, <strong>der</strong> mehr Elemente berücksichtigt als viele an<strong>der</strong>e Studien.Grundsätzliche Vorbehalte gegen die Ergebnisse <strong>der</strong> Berechnungenvon Bildungsrenditen, die für diese und an<strong>der</strong>e Studiengelten, werden <strong>in</strong> Kapitel 6.3.3 erläutert. Dort s<strong>in</strong>d Ergebnissean<strong>der</strong>er Studien, die <strong>in</strong> bestimmten Aspekten über die Vorge-84


hensweise <strong>der</strong> OECD-Studien h<strong>in</strong>aus gehen, <strong>in</strong> die Diskussione<strong>in</strong>geflochten.In <strong>der</strong> folgenden Darstellung wird zunächst nochmals kurz auf dietheoretischen Grundlagen e<strong>in</strong>gegangen, die <strong>der</strong> Studie zugrundeliegen bevor anschließend die empirischen Ergebnisse vorgestelltund diskutiert werden.6.3.2.1 Theoretische GrundlagenDer zentrale Ausgangspunkt für die Berechnung <strong>der</strong> Bildungsrendite<strong>in</strong> <strong>der</strong> OECD-Studie ist die so genannte Bildungsprämie. Sieist das Maß dafür, wie e<strong>in</strong> höherer Bildungsgrad am Arbeitsmarktdurch e<strong>in</strong> höheres Arbeitse<strong>in</strong>kommen belohnt wird. In die Berechnung<strong>der</strong> Bildungsrendite fließen außer <strong>der</strong> Bildungsprämie diefolgenden Elemente e<strong>in</strong>:(1) Prämie für Beschäftigungsfähigkeit: die unterschiedlicheWahrsche<strong>in</strong>lichkeit, aufgrund höherer Bildung während desgesamten Erwerbslebens beschäftigt zu se<strong>in</strong>;(2) Rentenprämie: Maß für höhere E<strong>in</strong>kommen aus dem Rentenversicherungssystemdurch höhere E<strong>in</strong>kommen währenddes aktiven Erwerbslebens aufgrund <strong>der</strong> höheren BildungDie Berechnung dieser Prämien und <strong>der</strong> dar<strong>in</strong> berücksichtigen E<strong>in</strong>flussfaktorenwerden im Folgenden vorgestellt und erläutert.6.3.2.2 ErgebnisseDie BildungsprämieDer Berechnung <strong>der</strong> Brutto-Bildungsprämie liegt <strong>der</strong> folgende Ansatzzu Grunde: Indem man e<strong>in</strong>e Reihe von <strong>in</strong>dividuellen und kontext-spezifischenMerkmalen (an<strong>der</strong>e als das Bildungsniveau)kontrolliert ist es möglich, den prozentualen Zuwachs beim Brutto-Stundenlohn für e<strong>in</strong>e Person mit höherem Bildungsniveau <strong>in</strong> Verhältniszu dem Bruttostundenlohn e<strong>in</strong>er sonst gleichen Person mitger<strong>in</strong>gerem (o<strong>der</strong> mittlerem) Bildungsniveau zu schätzen.In den hier vorgestellten Berechnungen <strong>der</strong> OECD werden Individualdatenaus den Jahren 1994 bis 2001 zugrunde gelegt. FürDeutschland ist das sozioökonomischen Panel (SOEP) die Datenquelle.Es werden drei Bildungsstufen unterschieden. Die Bildungsprämienwerden pro Jahr und Bildungsstufe e<strong>in</strong>zeln berechnet.Als Merkmale, die möglicherweise e<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>fluss auf das Arbeitsmarkte<strong>in</strong>kommenhaben, werden berücksichtigt: Geschlecht,Ehestand, Berufserfahrung, Dauer <strong>der</strong> Beschäftigung beim gleichenArbeitgeber, Art des Arbeitsvertrages (befristet/unbefristet),85


öffentlicher o<strong>der</strong> privater Beschäftigungssektor, Größe des Beschäftigungsbetriebs(nicht des Unternehmens), Über- o<strong>der</strong> Unterqualifizierungfür die Tätigkeit.E<strong>in</strong>bezogen s<strong>in</strong>d nur abhängig beschäftigte Arbeitnehmer/-<strong>in</strong>nen;Selbständige s<strong>in</strong>d nicht e<strong>in</strong>bezogen. Nicht e<strong>in</strong>bezogen s<strong>in</strong>d ger<strong>in</strong>gfügigBeschäftigte mit weniger als 15 Stunden Arbeitszeit pro Woche.Tabelle 3 stellt signifikante E<strong>in</strong>flüsse <strong>der</strong> unterschiedlichen Merkmaleauf den Brutto-Stundenlohn <strong>in</strong> Deutschland <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Übersichtdar. Der Koeffizient gibt dabei an, um wie viel Prozent sich dasE<strong>in</strong>kommen beim Vorliegen dieser Merkmale erhöht.Tabelle 3: E<strong>in</strong>fluss unterschiedlicher Merkmale auf den Brutto-StundenlohnErklärende GrösseKoeffizient(Unterschiedzur Referenzkategorie<strong>in</strong>%)Brutto- Bildungsprämien (pro Bildungsstufe)Weniger als Post- Sekundär -23,24Post- SekundärReferenzTertiär 38,30Berufserfahrung (pro Jahr) 0,23GeschlechtWeiblich -13,73MännlichReferenzEhestandVerheiratet 5,86LedigReferenzTeilzeitbeschäftigtJa 12,64Ne<strong>in</strong>ReferenzJahre beim selben Arbeitgeber (pro Jahr) 1,88Art des ArbeitsvertragesUnbefristet 29,56BefristetReferenzGrösse des Beschäftigungsbetriebes (Log Beschäftigtenzahl) 6,18Verhältnis <strong>der</strong> eigenen Qualifikation zu <strong>der</strong> Qualifikationsanfor<strong>der</strong>ungÜberqualifiziert -28,12"richtig" qualifiziertReferenzUnterqualifiziert 12,69Quelle: Boar<strong>in</strong>i /Strauss 2008: Tabelle 1; Eigene Zusammenstellung Prognos AG 200986


Im Durchschnitt über alle e<strong>in</strong>bezogenen Personen beträgt <strong>der</strong>Koeffizient für tertiäre Bildung gegenüber post-sekundärer Bildung38%. Dem gegenüber beträgt <strong>der</strong> Nachteil für Personen mit e<strong>in</strong>emBildungsniveau „weniger als post-sekundär“ zu „post-sekundär“m<strong>in</strong>us 23%. Für alle Bildungsstufen geme<strong>in</strong>sam erbr<strong>in</strong>gt e<strong>in</strong> Jahrzusätzlicher Berufserfahrung e<strong>in</strong>en Zuschlag von 0,2%; e<strong>in</strong> Jahrmehr Tätigkeit beim selben Arbeitgeber erbr<strong>in</strong>gt rd. 2% Zuschlag.Frauen haben gegenüber gleichartigen Männern e<strong>in</strong> um 14% ger<strong>in</strong>geresE<strong>in</strong>kommen, Verheiratete (Männer und Frauen) gegenüberUnverheirateten e<strong>in</strong> um 6% höheres E<strong>in</strong>kommen. Teilzeitbeschäftigteverdienen (pro Stunde) um 13% mehr als gleichartigeVollzeitbeschäftigte 37 ; e<strong>in</strong> befristeter Arbeitsvertrag ist (bei sonstgleichem Bildungsniveau, Geschlecht, usw.) im Durchschnitt mite<strong>in</strong>em um rd. 30% ger<strong>in</strong>geren E<strong>in</strong>kommen verbunden als e<strong>in</strong> unbefristeter.Die Größe des Beschäftigungsbetriebs hat e<strong>in</strong>en positiven,exponentiell steigenden E<strong>in</strong>fluss auf das E<strong>in</strong>kommen. ÜberqualifiziertePersonen verdienen (c.p.) 28% weniger, als wenn sieihrer Qualifikation entsprechend e<strong>in</strong>gesetzt wären, während Unterqualifizierteum 13% mehr verdienen, als ihnen aufgrund ihres Bildungsniveaus„zustünde“.Die Erklärungskraft des Ansatzes, d.h. wie viel Prozent <strong>der</strong> Streuung<strong>der</strong> Abhängigen durch die Erklärenden „erklärt“ werden, beträgt36%. 64% <strong>der</strong> Streuung <strong>der</strong> Abhängigen bleiben unerklärt.Aus den Koeffizienten werden durch exponentielle Transformationdie Brutto-Bildungsprämien abgeleitet 38 . Sie betragen 46,3% fürMänner und 49,6% für Frauen.Die Brutto-Bildungsprämie für tertiäre Bildung geht nicht direkt <strong>in</strong>die Berechnung <strong>der</strong> Bildungsrendite e<strong>in</strong>, son<strong>der</strong>n es werden zuvorfolgende weitere Aspekte berücksichtigt und damit e<strong>in</strong>e Netto-Bildungsprämie pro Bildungsjahr berechnet:(1) Die Zahl <strong>der</strong> Jahre, die benötigt werden, um den höheren Bildungsgradzu erwerben;(2) Die (Erfolgs-)Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit, e<strong>in</strong>en Abschuss zu erlangen,wenn die höhere Ausbildung begonnen wurde;(3) E<strong>in</strong>kommen nehmen für alle Bildungsstufen mit steigen<strong>der</strong> Berufserfahrungzu. Diese labor market experience premium wirdvon <strong>der</strong> Bildungsprämie abgezogen.(4) E<strong>in</strong>flüsse des Steuersystems durch progressive E<strong>in</strong>kommensteuerund Sozialversicherungsbeiträge.37 Möglicherweise e<strong>in</strong> H<strong>in</strong>weis darauf, dass die Umrechnung von Monatse<strong>in</strong>kommen auf Stundene<strong>in</strong>kommen aufgrundungenauer Angaben zur geleisteten Arbeitszeit nicht korrekt ist.38 Straus und Maisonneuve, S. 20 sowie Abbildung 7.87


Für Deutschland ergibt sich durch diese Abschläge e<strong>in</strong>e Netto-Bildungsprämie pro Jahr von jeweils rd. 3% für Männer und Frauen.Die Prämie für BeschäftigungsfähigkeitMit <strong>der</strong> Prämie für die Beschäftigungsfähigkeit soll das folgendeempirische Phänomen erfasst werden: E<strong>in</strong>e beträchtliche Anzahlvon Personen ist nach <strong>der</strong> Ausbildung kurzfristig, über längere Zeiteno<strong>der</strong> nie erwerbstätig. In die Berechnungen <strong>der</strong> Bildungsprämiegehen mit positiven Werten für den Brutto-Stundenlohn nursolche Personen e<strong>in</strong>, die erwerbstätig s<strong>in</strong>d. Die Autorengruppe <strong>der</strong>OECD berücksichtigt zusätzlich Lohnersatzleistungen bei Arbeitslosigkeitsowie teilweise die nicht durch Lohnersatzleistungen belegtenZeiten ohne Markte<strong>in</strong>kommen, sofern zwar e<strong>in</strong>e (geschätzte)Erwerbsneigung, aber ke<strong>in</strong>e Beschäftigungsmöglichkeit besteht.Zeiten ohne E<strong>in</strong>kommen durch Beschäftigung bei nicht vorhandenerErwerbsneigung werden nicht berücksichtigt. Sie zeigensich <strong>in</strong> den <strong>in</strong> Kapitel 6.4 besprochenen Erwerbsquoten.Für Deutschland führen die Berechnungen zu e<strong>in</strong>er Brutto-Employability-Prämie von etwa 0,6% für Männer und von etwa0,4% für Frauen 39 .Analog zur Vorgehensweise bei <strong>der</strong> Bildungsprämie wird auch dieEmployability-Prämie auf Jahreswerte umgerechnet und um dieErfolgs-(Überlebens-)wahrsche<strong>in</strong>lichkeit von Studienanfänger/-<strong>in</strong>nenverm<strong>in</strong><strong>der</strong>t. Die resultierende Netto-Employability-Prämie beträgt für Deutschland 2001 weniger als 0,1% pro Jahr.Das bedeutet, dass sich die höhere Beschäftigungsfähigkeit durchdas Absolvieren tertiärer Bildungsgänge für die so Qualifiziertenjährlich <strong>in</strong> 0,1% mehr E<strong>in</strong>kommen auszahlt.RentenprämienAufgrund des im Durchschnitt höheren Erwerbse<strong>in</strong>kommens <strong>der</strong>Personen mit höherer Bildung fallen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel auch <strong>der</strong>en Rentenhöher aus als die <strong>der</strong> Personen mit post-sekundärer Bildung.Diese Unterschiede werden <strong>in</strong> den Berechnungen <strong>der</strong> OECDebenfalls berücksichtigt. Daraus ergeben sich die genannten Rentenprämien.Sie betragen für Deutschland netto nach Berücksichtigung<strong>der</strong> Steuer etwa 0,03% 40 .39 Boar<strong>in</strong>i und Strauss Figur 8.40 Boar<strong>in</strong>i und Strauss Figur 9.88


Kosten <strong>der</strong> BildungNachdem <strong>in</strong> den obigen Abschnitten alle „Prämien“ quantifiziertwurden, die aus <strong>der</strong> tertiären im Verhältnis zur post-sekundärenBildung entspr<strong>in</strong>gen, werden <strong>in</strong> diesem Abschnitt die Kosten <strong>der</strong>Bildung besprochen. Sie bestehen im Wesentlichen aus zweiKomponenten. Beide Komponenten haben quantitativ etwa diegleiche Bedeutung.(1) Die direkten von <strong>der</strong> Person zu tragenden Kosten zur Erlangungdes höheren Bildungsgrades: Lebensunterhalt und direkteAusgaben für Bildung <strong>in</strong> Form von Gebühren und Beiträgen;abgezogen werden Stipendien, aufgrund fehlen<strong>der</strong> Datenaber nicht die Zuschüsse zum Lebensunterhalt (<strong>in</strong> Deutschlanddas BaföG).Für Deutschland beläuft sich dieser Teil <strong>der</strong> Bildungskostenauf etwa 4% des durchschnittlichen Bruttoe<strong>in</strong>kommens vonPersonen mit post-sekundärem Bildungsabschluss.(2) Die Opportunitätskosten des höheren Bildungsgrades, weil aufE<strong>in</strong>kommen aus e<strong>in</strong>er Beschäftigung zu dem bereits erreichtenBildungsstand verzichtet wird.Gesamtwirtschaftliche Auswirkungen und Auswirkungen aufdie Löhne <strong>der</strong> Personen mit post-sekundärer Bildung werdennicht berücksichtigt. Angesichts des Standes <strong>der</strong> Debatte überdie Folgen von Fachkräftemangel s<strong>in</strong>d das zwei sehr fragwürdigeAnnahmen. Für den für die Quantifizierung <strong>der</strong> Opportunitätskostenunterstellten Extremfall, niemand würde sich fürdie Aufnahme e<strong>in</strong>es tertiären Bildungsganges entscheiden,wären massive gesamtwirtschaftliche Auswirkungen und massiveVerschiebungen im Lohngefüge zu erwarten.Ergebnis: Zusammenfassend ergibt sich aus <strong>der</strong> Zusammenschaualler Elemente für Deutschland e<strong>in</strong>e private Bildungsrendite<strong>der</strong> tertiären Bildung <strong>in</strong> Höhe von etwa 6%. 41 Das ist <strong>der</strong> Z<strong>in</strong>ssatz,zu dem die (mit diesem Z<strong>in</strong>ssatz abdiskontierten) Bildungsprämienund die mit diesem Z<strong>in</strong>ssatz aufdiskontierten direkten und <strong>in</strong>direktenBildungskosten sich gerade ausgleichen.6.3.3 Reichweite und Grenzen <strong>der</strong> Berechnung vonBildungsrenditenDie ausführliche Darstellung <strong>der</strong> Berechnungen <strong>der</strong> OECD ergebenim Durchschnitt e<strong>in</strong>e höhere Bildungsrendite tertiärer und damitakademischer Bildungsgänge. E<strong>in</strong>e differenzierte Betrachtung<strong>der</strong> Berechnungen offenbart jedoch methodische Setzungen, die41 Boar<strong>in</strong>i und Strauss Figur 11.89


die Validität <strong>der</strong> berechneten Bildungsrenditen e<strong>in</strong>schränken undvor <strong>der</strong>en H<strong>in</strong>tergrund <strong>in</strong> <strong>der</strong> Tendenz die breite Streuung <strong>der</strong> Bildungsrenditen<strong>in</strong> die Betrachtung e<strong>in</strong>bezogen werden muss:6.3.3.1 Wenig verlässliche Annahmen zu E<strong>in</strong>kommensverläufenBildungsrenditen bilden e<strong>in</strong> Investitionskalkül ab, das e<strong>in</strong>en sehrlangen Zeithorizont aufweist. Die Bildungsentscheidung e<strong>in</strong>es jungenMenschen wird von dem Unterschied zwischen den für ihn zuerwartenden E<strong>in</strong>kommen auf <strong>der</strong> höheren Bildungsstufe, abzüglich<strong>der</strong> Aufwendungen zum Erreichen <strong>der</strong> Bildungsstufe, und den zuerwartenden E<strong>in</strong>kommen auf <strong>der</strong> bereits erreichten Bildungsstufeüber die nächsten 60 Jahre bestimmt. In den Berechnungen wirdunterstellt, dass die zu e<strong>in</strong>em Zeitpunkt im Querschnitt über die Alter<strong>der</strong> Beschäftigten zu beobachtenden E<strong>in</strong>kommen <strong>in</strong> E<strong>in</strong>kommensverläufeum<strong>in</strong>terpretiert werden können. Dies ist alle<strong>in</strong> schondeshalb problematisch, da die zugrundeliegenden E<strong>in</strong>kommenauch die Knappheitsverhältnisse auf den Arbeitsmärkten reflektieren.42 Ohne zusätzliche Annahmen über die Kont<strong>in</strong>uität o<strong>der</strong> Diskont<strong>in</strong>uitätdieser Verhältnisse können die Ergebnisse nicht auf <strong>in</strong><strong>der</strong> Zukunft liegende Ereignisse übertragen werden.Es ist aber auch problematisch, wenn e<strong>in</strong>e Analyse <strong>der</strong> Vergangenheitsentwicklungdas Ziel ist. Will man, wie es <strong>der</strong> „Goldstandard“<strong>der</strong> Evaluation verlangt, die Wirkungsweise e<strong>in</strong>er „Behandlung“(hier: e<strong>in</strong>er tertiären Bildung) untersuchen, dann ist die angebrachteVorgehensweise die, e<strong>in</strong>e Gruppe von Personen, diedie Behandlung empfangen haben, mit e<strong>in</strong>er Gruppe von Personenzu vergleichen, die die Behandlung nicht empfangen haben.Die <strong>in</strong>teressierende Zielgrösse (hier: das E<strong>in</strong>kommen) wird beibeiden Gruppen vor <strong>der</strong> Behandlung und <strong>in</strong> regelmässigen Abständennach <strong>der</strong> Behandlung gemessen. 43 Dabei s<strong>in</strong>d auch Personene<strong>in</strong>zubeziehen, bei denen die Zielgrösse den Wert Null annimmt.Das s<strong>in</strong>d im hier vorliegenden Kontext Personen, die nichterwerbstätig s<strong>in</strong>d (egal aus welchem Grund), und daher ke<strong>in</strong> E<strong>in</strong>kommenbeziehen. Sie werden jedoch <strong>in</strong> dem M<strong>in</strong>cer-Ansatz, <strong>der</strong>sich nur auf Erwerbstätige bezieht, ausgeblendet. Die Erwerbsbeteiligung,d.h. <strong>der</strong> Anteil <strong>der</strong> Erwerbstätigen an <strong>der</strong> entsprechendenBevölkerungsgruppe, ist jedoch nach Bildungsgrad, nachFachrichtung, nach Geschlecht und nach Alter sehr verschieden(vgl. dazu 6.4). Die Gründe, die diese „Negativ-Selektion“ (wegaus <strong>der</strong> Erwerbstätigkeit) verursachen, verzerren die geschätztenEffekte <strong>der</strong> Bildung.42 Vgl. zu e<strong>in</strong>er Analyse <strong>der</strong> Vergangenheitsentwicklung dieser Knappheitsverhältnisse Dustmann, Ludsteck und Schönberg2007.43 Im Idealfall würden die Teilnehmer den beiden Gruppen zufällig zugewiesen.90


Die wenigen z.B. aus Rentenversicherungsdaten vorliegenden tatsächlichenAngaben über personenbezogene E<strong>in</strong>kommen imLängsschnitt vom Berufse<strong>in</strong>tritt bis zur Verrentung (z.B. Fach<strong>in</strong>ger/ Himmelreicher 2007) s<strong>in</strong>d für Berechnungen von Bildungsrenditennoch nicht verwendet worden. Sie zeigen, dass Alterse<strong>in</strong>kommensprofilefür Frauen so gut wie horizontal verlaufen sowie, dasse<strong>in</strong> mit zunehmen<strong>der</strong> Berufserfahrung verbundener Aufstieg <strong>in</strong> <strong>der</strong>E<strong>in</strong>kommenshierarchie für die Hochqualifizierten am stärkstenausgeprägt ist und mit abnehmendem Qualifikationsniveau abnimmt.Für die Schätzung <strong>der</strong> Bildungsprämie im OECD-Modellbedeutet das, dass <strong>in</strong> <strong>der</strong> Modellierung zugelassen werden müsste,dass <strong>der</strong> E<strong>in</strong>fluss <strong>der</strong> Berufserfahrung je nach Bildungsniveauunterschiedlich ausgeprägt ist. Dies wird <strong>in</strong> ke<strong>in</strong>er Berechnung berücksichtigt.In <strong>der</strong> Konsequenz weisen die berechneten Bildungsprämienfaktisch e<strong>in</strong>en grösseren Bereich <strong>der</strong> Unsicherheit auf, alsdas Schätzergebnis ausweist. 446.3.3.2 Starke <strong>in</strong>dividuelle Streuung <strong>der</strong> Renditen über dieBildungsstufenDie Ergebnisse <strong>der</strong> Berechnungen unterscheiden nur wenige Bildungsstufenund gelten im Durchschnitt über alle Personen auf <strong>der</strong>entsprechenden Bildungsstufe. In <strong>der</strong> Regel unterscheiden dieStudien dabei zwischen Personen ohne Ausbildungsabschluss, mitberuflichem Ausbildungsabschluss sowie mit akademischem Ausbildungsabschluss.Zwar gibt es auch Studien, die vier Bildungsstufenunterscheiden (vgl. bspw. Maier / Pfeiffer / Pohlmeier 2004),nur e<strong>in</strong>e Studie betrachtet die berufliche Aus- und Fortbildung alseigene Bildungskategorie und macht dadurch e<strong>in</strong>en e<strong>in</strong>deutigen<strong>Vergleich</strong> beruflicher Fortbildung und akademischer Bildung möglich(vgl. Autorengruppe Bildungsberichterstattung 2008).In <strong>der</strong> Term<strong>in</strong>ologie <strong>der</strong> OECD-Studie berechnet die Autorengruppe„Bildungsberichterstattung“ nicht die Bildungsrendite son<strong>der</strong>ndie Brutto-Bildungsprämie unterschiedlicher Bildungsabschlüsse.Die Bildungsprämie gibt hier das erwartete Zusatze<strong>in</strong>kommen e<strong>in</strong>eshöheren Bildungsabschlusses gegenüber e<strong>in</strong>er niedrigerenAbschlusskategorie an. Die Autorengruppe bezieht sich dabei aufvollzeitbeschäftigte Personen <strong>in</strong> Deutschland. Die Referenzgruppeauf die sich die prozentualen Mehre<strong>in</strong>kommen beziehen s<strong>in</strong>d Vollzeitbeschäftigteohne Berufsabschluss. Wie die Autoren <strong>der</strong>OECD-Studie ermittelt auch die Autorengruppe „Bildung <strong>in</strong>Deutschland“ e<strong>in</strong>e höhere Bildungsprämie nicht nur <strong>der</strong> akademischenBildung gegenüber <strong>der</strong> beruflichen Bildung, son<strong>der</strong>n auch<strong>der</strong> akademischen Bildung gegenüber <strong>der</strong> höheren beruflichen Bil-44 Allerd<strong>in</strong>gs s<strong>in</strong>d auch die Daten <strong>der</strong> Rentenversicherung nicht frei von Vorbehalten. Sie messen das sozialversicherungspflichtigeE<strong>in</strong>kommen (bzw. dessen Relation zu e<strong>in</strong>em gesamtwirtschaftlichen Durchschnitt) bis zur Beitragsbemessungsgrenze;höhere E<strong>in</strong>kommen s<strong>in</strong>d auf den Wert <strong>der</strong> Beitragsbemessungsgrenze „zensiert“. Von <strong>der</strong> Zensierungs<strong>in</strong>d etwa 15% <strong>der</strong> e<strong>in</strong>bezogenen Personen betroffen; sie betrifft <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e die Personen mit tertiärer Bildung.91


dung. Abbildung 7 stellt die Ergebnisse dieser Studie graphischdar.Abbildung 7: Bildungsprämien nach Abschlusskategorie und Geschlechtfür Gesamtdeutschland 200664DeutschlandFrauenMänner19213641670 10 20 30 40 50 60 70<strong>in</strong> %Schulabschluss und Ausbildung Höhere berufliche Bildung Hochschulabschluss/PromotionQuelle: Bildung <strong>in</strong> Deutschland 2008, S. 207f.; eigene Zusammenstellung Prognos AG 2009Berechnungen zu Bildungsrenditen und -prämien s<strong>in</strong>d meistDurchschnittsberechnungen. Damit wird ausgeblendet, dass die<strong>in</strong>dividuellen E<strong>in</strong>kommen häufig stark vom Durchschnitt abweichen.Mit an<strong>der</strong>en Worten weisen die Verteilungen <strong>der</strong> materiellenErfolge auf e<strong>in</strong>er Bildungsstufe e<strong>in</strong>e grosse Streuung auf und überlappensich über weite Bereiche des E<strong>in</strong>kommensspektrums. Abbildung8 stellt diesen Zusammenhang graphisch dar.92


Abbildung 8: E<strong>in</strong>kommensverteilung nach Qualifikationsstufen40%35%30%Ke<strong>in</strong> AbschlussSekundärer BildungsabschlussTertiärer Bildungsabschluss25%20%15%10%5%0%100Quelle: DIW 2006, eigene Berechnungen Prognos 2009Zwar weist jede <strong>der</strong> drei Qualifikationsstufen e<strong>in</strong>en e<strong>in</strong>deutigen„üblichen“, häufigsten Wert auf. Für Menschen ohne beruflichenAbschluss liegt er im Bereich 25.000-30.000 Euro, für die mit sekundäremAbschluss bei 30.000-35.000 Euro und für die mit tertiäremAbschluss bei 45.000-55.000 Euro und dann wie<strong>der</strong> bei über75.000 Euro Bruttojahrese<strong>in</strong>kommen. Allerd<strong>in</strong>gs weisen die dreiKurven auch weite Bereiche auf, <strong>in</strong> denen sie sich überlappen. Esgibt beispielsweise viele Personen mit tertiärem Abschluss, dieweniger verdienen als mit sekundärem Abschluss „üblich“ ist, unddoch e<strong>in</strong>ige, die mit sekundärem Abschluss mehr verdienen als mittertiärem Abschluss üblich (mehr als 55.000 Euro).Da es sich um vollzeitbeschäftigte Männer handelt, können dieüberlappenden Bereiche nicht durch z.B. Teilzeitbeschäftigung erklärtwerden. Möglich ist aber die Erklärung durch nur kurze Berufserfahrung,<strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e bei Personen mit tertiärem Abschlusssowie e<strong>in</strong>e starke Spreizung <strong>der</strong> E<strong>in</strong>kommen im Bereich <strong>der</strong> tertiärenQualifikation nach Fachrichtungen.In e<strong>in</strong>er Studie von Maier, Pfeiffer und Pohlmeier (2004) werden<strong>in</strong>dividuelle Bildungsrenditen berechnet. Die Abbildung mit den berechnetenErgebnissen wird im Folgenden wie<strong>der</strong>gegeben. Auf <strong>der</strong>x-Achse s<strong>in</strong>d die Bildungsrenditen abgetragen (0.1 bedeutet 10%Bildungsrendite), und auf <strong>der</strong> y-Achse <strong>der</strong> Anteil <strong>der</strong> Personen mit<strong>der</strong> entsprechenden Bildungsrendite (4 bedeutet 40%). Es handeltsich um e<strong>in</strong>e geglättete Darstellung. Der häufigste Wert (<strong>der</strong> Gipfeldes Kurvenzuges) liegt bei etwa 5,6 bis 6%, <strong>der</strong> Median beträgt7,6% und <strong>der</strong> arithmetische Mittelwert 8,7%. Die Spannweite <strong>der</strong>Verteilung reicht von m<strong>in</strong>us 20% bis plus 50%. Etwa 20 bis 30%93


<strong>der</strong> Fläche unter <strong>der</strong> Verteilung und damit <strong>der</strong> betrachteten Personenweisen e<strong>in</strong>e negative Bildungsrendite auf, für mehr als 25%<strong>der</strong> Personen ist die Bildungsrendite grösser als 15%. Die Ergebnissebeziehen sich auf vollzeitbeschäftigte Männer aller Bildungsstufen(BIBB/IAB-Erhebung 1999). Diese Darstellung zeigt, dasssich Investitionen <strong>in</strong> Bildung für den E<strong>in</strong>zelnen <strong>in</strong> höchst unterschiedlichemMaße lohnen. Pauschalierende Durchschnittsberechnungenkönnen diese Unterschiede nicht wie<strong>der</strong>geben.Abbildung 9: Individuelle Bildungsrenditen 1999543210-.2 -.1 0 .1 .2 .3 .4 .5Quelle: Maier / Pfeiffer / Pohlmeier 2004, Figur 1; mit freundlicher Genehmigung <strong>der</strong> AutorenE<strong>in</strong>e Ursache für die starke <strong>in</strong>dividuelle Heterogenität <strong>der</strong> Bildungsrenditenwird deutlich, wenn die Personen mit tertiärer Ausbildungzusätzlich nach ihrer (Studien-)Fachrichtung differenziertwerden. Ammermüller und Weber (2005) sowie Wahrenburg undWeldi (2007) nehmen entsprechende Berechnungen vor.Beide stützen sich auf den Mikrozensus, Ammermüller und Weberauf den des Jahres 2000, Wahrenburg und Weldi auf den des Jahres2004. Bei Ammermüller und Weber s<strong>in</strong>d abhängig BeschäftigteMänner und Frauen im Alter von 30 bis 60 e<strong>in</strong>bezogen (e<strong>in</strong>schl.<strong>der</strong> Teilzeitbeschäftigten, aber ohne die Selbständigen), bei Wahrenburgund Weldi s<strong>in</strong>d die abhängig Beschäftigten Vollzeitbeschäftigtene<strong>in</strong>bezogen. Ke<strong>in</strong>er von beiden berücksichtigt die aus<strong>der</strong> OECD-Studie bekannte Prämie für Beschäftigungsfähigkeitund die Rentenprämie. Die Kontrollgruppe, mit <strong>der</strong> die tertiär Aus-94


gebildeten verglichen werden, s<strong>in</strong>d bei Wahrenburg und WeldiPersonen mit Studienberechtigung (schulischer Bildungsgrad Abitur)ohne anschliessende berufliche (duale) Bildung. Bei Ammermüllerund Weber gibt es ke<strong>in</strong>e Referenzgruppe, statt Bildungsstufenwerden Bildungsjahre als erklärende Grössen für das E<strong>in</strong>kommenverwendet.Im Folgenden werden zunächst Ergebnisse von Wahrenburg undWeldi vorgestellt. In <strong>der</strong> Nomenklatur <strong>der</strong> OECD-Studie handelt essich um e<strong>in</strong>e Variante <strong>der</strong> Netto-Bildungsprämien abzüglich <strong>der</strong>Opportunitätskosten.Tabelle 4: Bildungsrendite (Internal Rare of Return) und Netto-Gegenwartswert (Net Present Value) e<strong>in</strong>er Bildungs<strong>in</strong>vestitionnach Bildungsniveau, Geschlecht und FachrichtungBildungsniveau ---------Net Present Internal RateGeschlecht ---------Value of Return (1)Fachrichtung <strong>in</strong> 1000 Euro <strong>in</strong> ProzentUniversität, männlichLanguages and Cultural Studies 2.7 4.2Law / Econ. Social Studies 242.8 13.2Math. / Natural Sciences 94.5 8.4Medic<strong>in</strong>e 228.6 12.8Agriculture -21.7 2.6Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g 71.8 7.5Art -105.8 -16.0Universität, weiblichLanguages and Cultural Studies 68.7 8.6Law / Econ. Social Studies 118.8 11.0Math. / Natural Sciences 67.4 8.5Medic<strong>in</strong>e 182.8 13.6Agriculture -19.7 2.1Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g 36.4 6.7Art -14.3 2.7Fachhochschule, männlichLanguages and Cultural Studies -70.3 -9.4Law / Econ. Social Studies 147.3 12.1Math. / Natural Sciences 140.5 11.8Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g 79.3 9.0Art -54.6 -3.0Fachhochschule, weiblichLanguages and Cultural Studies 21.1 6.4Law / Econ. Social Studies 100.2 12.4Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g 44.6 8.5Art -10.6 2.5(1) nur Opportunitätskosten berücksichtigtQuelle: Wahrenburg und Weldi, Tabelle 595


Die höchste Bildungsrendite weisen Absolvent<strong>in</strong>nen <strong>der</strong> FachrichtungMediz<strong>in</strong> mit Universitätsabschluss auf, gefolgt von männlichenund weiblichen Absolvent/-<strong>in</strong>nen <strong>der</strong> Fachrichtung Rechts-Wirtschafts- und Sozialwissenschaften. In dieser Fachrichtungweisen sowohl Universitäts- als auch Fachhochschulabsolvent/-<strong>in</strong>nenhohe Bildungsrenditen auf. Negativ s<strong>in</strong>d die Bildungsrenditenbei Absolventen <strong>der</strong> Fachrichtung Kunst, bei weiblichenAbsolventen s<strong>in</strong>d sie ger<strong>in</strong>ger als die Rate des Z<strong>in</strong>sertrages öffentlicherWertpapiere, die bei 4 bis 5% liegt.Die Bildungsrendite ist hier auf die E<strong>in</strong>kommen <strong>der</strong> Personen bezogen,die das jeweilige Fach auf <strong>der</strong> entsprechenden Ebene (Unio<strong>der</strong> FH) studiert haben. Es ist e<strong>in</strong> Gruppendurchschnitt, d.h. <strong>in</strong>nerhalb<strong>der</strong> Gruppe können die <strong>in</strong>dividuellen E<strong>in</strong>kommen sichstark unterscheiden.Ammermüller und Weber glie<strong>der</strong>n die Fachrichtungen weiter auf,geben aber ke<strong>in</strong>e Ergebnisse für Fachhochschulstudiengänge. Sieberücksichtigen ke<strong>in</strong>e Opportunitätskosten. Bei ihnen s<strong>in</strong>d alle Bildungsrenditenpositiv. Die Spannweite <strong>der</strong> Bildungsrenditen reichtvon 3,5% bis 12% (vgl. Abbildung 10).Abbildung 10: Bildungsrenditen für Universitätsstudium nach Geschlechtund FachrichtungBildungsrenditen für Universitätsstudium nach Geschlecht und Fachrichtung Teil 114.0Bildungsrendite <strong>in</strong> %12.010.08.06.04.02.00.0Agricultural sc<strong>in</strong>ence WTheology MConstruction eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g WMach<strong>in</strong>e eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g WTransport eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g WOther eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g science WPhysics WChemistry WArchitecture WAgricultural sc<strong>in</strong>ence MArts and Music MElectrical eng<strong>in</strong>eeer<strong>in</strong>g WEducation science MArts and Music WTheology WDentistry MPharmacy WSocial sciences MVeter<strong>in</strong>ary medic<strong>in</strong>e WTransport eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g MEducation science WConstruction eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g MOther eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g science MBus<strong>in</strong>ess & Economics WArchitecture M96


Bildungsrenditen für Universitätsstudium nach Geschlecht und Fachrichtung Teil 214.0Bildungsrendite <strong>in</strong> %12.010.08.06.04.02.00.0Geology WInformatics WGeology MLanguages MBiology WBiology MSocial sciences WLanguages WMach<strong>in</strong>e eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g MElectrical eng<strong>in</strong>eeer<strong>in</strong>g MMathematics MStudies for Teachers MHuman Medic<strong>in</strong>e WMathematics WVeter<strong>in</strong>ary medic<strong>in</strong>e MInformatics MPhysics MPharmacy MDentistry WLaw WChemistry MHuman Medic<strong>in</strong>e MBus<strong>in</strong>ess & Economics MStudies for Teachers WLaw MQuelle: Ammermüller und Weber 2005, Tabelle 5, eigene DarstellungAuch die Studie des IW zu Bruttoe<strong>in</strong>kommensunterschieden zwischenFH-Absolvent/-<strong>in</strong>nen und Absolvent/-<strong>in</strong>nen beruflicher Fortbildungzeigt wie die Studie von Wahrenburg und Weldi, dass FH-Absolvent/<strong>in</strong>nen zwar grundsätzlich besser entlohnt werden alsAbsolvent/<strong>in</strong>nen beruflicher Fortbildung, das Berufsfeld für die Verteilungvon E<strong>in</strong>kommenschancen jedoch von entscheiden<strong>der</strong> Bedeutungist. Mulitvariate Analyseverfahren zeigen, dass – bei gleichenRahmenbed<strong>in</strong>gungen h<strong>in</strong>sichtlich Geschlecht, Alter, Art <strong>der</strong>Tätigkeit sowie Arbeitsplatzanfor<strong>der</strong>ungen, im gewerblichtechnischenund IT-Bereich FH-Absolvent/-<strong>in</strong>nen signifikant besserentlohnt werden. Für den kaufmännischen Bereich gilt dieser Zusammenhangjedoch nicht. Hier ist mit e<strong>in</strong>er relativ gleichen Entlohnungvon Hochschulabsolvent/-<strong>in</strong>nen und Absolvent/-<strong>in</strong>nen beruflicherWeiterbildung zu rechen (vgl. IW 2008: 205ff.).Solche differenzierte Betrachtungen machen deutlich, dass Berechnungenzu den Bildungsrenditen unterschiedlicher Bildungsabschlüsse<strong>in</strong> ihrer Beschränkung auf Durchschnitte die E<strong>in</strong>kommensrealitätenvieler Absolvent/-<strong>in</strong>nen beruflicher Aus- und Fortbildungunter- bzw. vieler Absolvent/-<strong>in</strong>nen akademischer Bildungsgängenüberschätzen. Hier wäre für e<strong>in</strong>e realistische E<strong>in</strong>schätzungvon E<strong>in</strong>kommensunterschieden e<strong>in</strong>e differenzierte Betrachtungnach Fachrichtungen notwendig.E<strong>in</strong>e neue Differenzierung des Mikrozensus wird zukünftig e<strong>in</strong>esolche Unterscheidung nach Fachrichtungen nicht nur für Personenmit tertiärer, son<strong>der</strong>n auch für Personen mit post-sekundärerBildung <strong>in</strong> den Berechnungen erlauben. Damit können zukünftigeBerechnungen von Bildungsrenditen auf <strong>der</strong> Grundlage dieser neu97


verfügbaren Daten e<strong>in</strong>e weitere wichtige Differenzierung vornehmen.Aktuell liegen dazu allerd<strong>in</strong>gs noch ke<strong>in</strong>e Ergebnisse vor.6.3.3.3 Nachfrageseitige E<strong>in</strong>flüsse auf E<strong>in</strong>kommensunterschiedeunzureichend berücksichtigtDas Konzept <strong>der</strong> Bildungsrenditen ist darauf angelegt, im erstenSchritt aus e<strong>in</strong>er Vielzahl von möglichen E<strong>in</strong>flussfaktoren, die dieMarkte<strong>in</strong>kommen bestimmen, den E<strong>in</strong>fluss des Bildungsniveaus zuisolieren. Auf <strong>der</strong> Ertragsseite (<strong>der</strong> Bildungsprämie) ist die Fragestellungdabei identisch mit <strong>der</strong> nach dem Niveau und <strong>der</strong> Verteilung<strong>der</strong> Arbeitse<strong>in</strong>kommen und <strong>der</strong>en Bestimmungsgründen.Aus Untersuchungen zur Verteilung <strong>der</strong> Arbeitse<strong>in</strong>kommen ist jedochbekannt, dass grundsätzlich angebots- und nachfrageseitigeE<strong>in</strong>flüsse gleichermassen berücksichtigt werden müssen. AngebotsseitigeE<strong>in</strong>flüsse s<strong>in</strong>d Eigenschaften <strong>der</strong> Personen, wie Bildungsgrad,Fachrichtung, Alter und Geschlecht, nachfrageseitigeE<strong>in</strong>flüsse s<strong>in</strong>d typischerweise die Grösse, die Branche und die Kapitalausstattungdes Unternehmens.Die Grösse des Unternehmens, <strong>in</strong> dem die Personen beschäftigts<strong>in</strong>d, hat beispielsweise e<strong>in</strong>en maßgeblichen E<strong>in</strong>fluss auf dieLohnhöhe („big firm premium“). Auch die Branchen weisen unterschiedlicheLohnniveaus auf, so dass <strong>der</strong> Fall e<strong>in</strong>treten kann, dassmittel Qualifizierte <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Branche höhere E<strong>in</strong>kommen aufweisenals hoch Qualifizierte <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er an<strong>der</strong>en Branche. Solche bekanntenAspekte <strong>der</strong> Verteilung <strong>der</strong> Löhne können meist aus Gründen zuger<strong>in</strong>ger Fallzahlen <strong>in</strong> Untersuchungen nicht e<strong>in</strong>bezogen werden,die sich auf Befragungen von Personen stützen. 45 Erfor<strong>der</strong>lichhierfür wären Daten, <strong>in</strong> denen Angaben über das Unternehmen mitDaten über die Beschäftigten verbunden s<strong>in</strong>d.6.3.3.4 Markte<strong>in</strong>kommen s<strong>in</strong>d nur teilweise abgebildetDie meisten Berechnungen klammern wesentliche Teile des Beschäftigungssystemsaus. So werden bspw. die E<strong>in</strong>kommen vonSelbständigen nicht mite<strong>in</strong>bezogen, son<strong>der</strong>n die Berechnungenkonzentrieren sich <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel auf (männliche) vollzeitbeschäftigteArbeitnehmer.Für die Validität von Bildungsrenditen ist diese E<strong>in</strong>schränkung vorallem deshalb problematisch, da Selbständige <strong>in</strong> Deutschlandnach den Beamten (die als abhängig Beschäftigte <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel <strong>in</strong>die Berechnungen e<strong>in</strong>bezogen s<strong>in</strong>d) zur e<strong>in</strong>kommensstärkstenBevölkerungsgruppe gehören (vgl. Tabelle 5 u. Tabelle 6). DieE<strong>in</strong>kommen <strong>der</strong> Gruppe <strong>der</strong> Selbständigen s<strong>in</strong>d nicht nur im45 Siehe Mann<strong>in</strong>g 2003, Gibson und Stillmann 2009, Kreft und de Leeuw 1994, Groshen 1991, Schmidt und Zimmermann1991.98


Durchschnitt höher als die <strong>der</strong> abhängig Beschäftigten, sie s<strong>in</strong>dauch deutlich ungleichmäßiger verteilt. Unter den Selbständigenf<strong>in</strong>den sich Personen aller Qualifikationsstufen. Bekannt ist <strong>der</strong>hohe Grad selbständiger Tätigkeit mit tertiärer Bildung bei den sogenannten freien Berufen (Ärzt/-<strong>in</strong>nen, Rechtsanwält/-<strong>in</strong>nen, Architekt/-<strong>in</strong>nen,Steuerberater/-<strong>in</strong>nen, etc.), es gibt aber auch vieleSelbständige mit post- Sekundärer Qualifikation (etwa <strong>in</strong> den Gesundheitsberufen,im Handel) und unter den Landwirt/-<strong>in</strong>nen, dieim Durchschnitt eher e<strong>in</strong>e ger<strong>in</strong>ge formale Bildung aufweisen.Tabelle 5: Haushaltse<strong>in</strong>kommen nach sozialer Stellung 2006Quelle: Destatis 2008Tabelle 6: Nettojahrese<strong>in</strong>kommen <strong>in</strong> Deutschland 2005Quelle: Destatis 2008Von beson<strong>der</strong>em Interesse s<strong>in</strong>d im vorliegenden Zusammenhangdie selbständigen Handwerker/-<strong>in</strong>nen, die im E<strong>in</strong>zelfall E<strong>in</strong>kommenweit jenseits des/<strong>der</strong> durchschnittlichen Akademiker/-<strong>in</strong> erreichenkönnen. Hier steht zu vermuten, dass <strong>in</strong> dieser Gruppe <strong>der</strong> Selbständigen<strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e im Handwerk e<strong>in</strong> großer Teil <strong>der</strong> beruflichqualifizierten Spitzenverdiener/-<strong>in</strong>nen tätig ist. Über diesen Personenkreisund se<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>kommen ist allerd<strong>in</strong>gs nur wenig bekannt;die Auswirkungen auf die berechneten Bildungsrenditen s<strong>in</strong>d nichtabschätzbar.99


6.3.4 ZusammenfassungIn allen Berechnungen von Bildungsrenditen schneiden Absolvent/-<strong>in</strong>nenberuflicher Aus- und Fortbildungen im Durchschnittschlechter ab als Absolvent/-<strong>in</strong>nen akademischer Bildungsgänge.Dieser deutliche monetäre Mehrwert <strong>der</strong> akademischen Bildunggegenüber <strong>der</strong> beruflichen Bildung wird von unserer Alltagserfahrungoft nicht gestützt. In den vorherigen Abschnitten wurde vordiesem H<strong>in</strong>tergrund gezeigt, dass <strong>der</strong> sich <strong>in</strong> den Bildungsrenditenartikulierende deutliche monetäre Vorteil akademischer Bildungsgängebei differenzieren<strong>der</strong> Betrachtung vielen Vorbehalten unterworfenund stark zu relativieren ist:- Annahmen zu den E<strong>in</strong>kommensverläufen werden dem tatsächlichenGeschehen nicht gerecht,- Durchschnittswerte <strong>der</strong> Bildungsrenditen nach Bildungsstufenbilden die großen E<strong>in</strong>kommensunterschiede <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e zwischenPersonen mit tertiärem Abschluss je nach Fachrichtungnicht ab;- Nachfrageseitige E<strong>in</strong>flussfaktoren auf das E<strong>in</strong>kommen wiebspw. die Unternehmensgröße werden <strong>in</strong> den Berechnungennicht berücksichtigt,- Durch die Nichtberücksichtigung bspw. <strong>der</strong> E<strong>in</strong>kommen vone<strong>in</strong>kommensstarken Gruppen wie bspw. die für die Personenmit beruflicher Qualifikation wichtige Gruppe <strong>der</strong> Selbständigen<strong>in</strong> <strong>der</strong> Berechnung von Bildungsrenditen werden die Marktverhältnissenicht vollständig abgebildet.Im Ergebnis würde e<strong>in</strong>e solche differenzierte Betrachtung erkennenlassen, dass die E<strong>in</strong>kommensverhältnisse bei<strong>der</strong> Gruppenstark streuen und e<strong>in</strong> großer Bereich erkennbar wird, <strong>in</strong> dem sichdie E<strong>in</strong>kommensverteilungen bei<strong>der</strong> Gruppen überlappen. Die sich<strong>in</strong> den Durchschnittsbetrachtungen immer ergebende höhere Bildungsrenditefür akademische Bildungsgänge ist vor diesem H<strong>in</strong>tergrundzu relativieren.6.4 Erwerbsstatus6.4.1 ErwerbsbeteiligungWie Tabelle 6 zeigt, unterscheidet sich die Erwerbsbeteiligungzwischen Personen mit beruflicher Aus- und Fortbildung sowie Absolvent/-<strong>in</strong>nenakademischer Bildungsgänge. Die Erwerbstätigkeitnimmt dabei mit steigen<strong>der</strong> Qualifikation zu. Während 53,3% <strong>der</strong>Personen ohne berufliche Ausbildung berufstätig s<strong>in</strong>d, s<strong>in</strong>d bereits73% <strong>der</strong> Personen mit Lehrausbildung, 82,7% <strong>der</strong> Personen mit100


Beruflicher Bildungsabschlussabsolvierter beruflicher Fortbildung sowie 85,2% <strong>der</strong> akademischQualifizierten erwerbstätig.E<strong>in</strong>e Differenzierung nach Geschlecht offenbart, dass die Erwerbsbeteiligungsowohl für berufliche als auch für akademischqualifizierte Frauen durchgängig niedriger ist als für entsprechendqualifizierte Männer. Umgekehrt ist <strong>der</strong> Anteil <strong>der</strong> Nichterwerbspersonenum so höher, je niedriger qualifiziert e<strong>in</strong>e Person ist. DerAnteil <strong>der</strong> Nichterwerbspersonen unter den Frauen ist dabei überalle Qualifikationsstufen höher als unter den Männern. Darüber h<strong>in</strong>ausfällt jedoch auf, dass – wählt man die berufliche Ausbildungals Referenzniveau – die Erwerbsbeteiligung bei Frauen mit steigen<strong>der</strong>Qualifikation stärker zunimmt als bei Männern. Die Wahrsche<strong>in</strong>lichkeiterwerbstätig zu se<strong>in</strong>, erhöht sich damit für Frauenbei steigendem Qualifikationsniveau stärker als bei Männern. Gemessenan <strong>der</strong> Erwerbsbeteiligung – und darüber vermittelt aucham E<strong>in</strong>kommen – profitieren Frauen stärker von höherer Ausbildung.Tabelle 7: Anteile <strong>der</strong> Erwerbstätigen und Nichterwerbstätigen an<strong>der</strong> Bevölkerung im Alter von 25 bis unter 65 Jahren2006 nach Geschlecht und Bildungsabschluss (<strong>in</strong> %)Erwerbstätige2006Steigerung(Referenz: Lehr- /Anlernausbildung)Gesamt Männer Frauen Männer FrauenOhne beruflichen Bildungsabschluss 53,5 63,1 46,3Lehrausbildung 1) 73 78,4 67,6Meister-, Techniker-, Fachschulabschluss 2) 82,7 85,6 78,3 +8,4% +13,7%Fachhochschul- und Hochschulabschluss 3) 85,2 88,6 80,5 +11,5% +16,0%Beruflicher BildungsabschlussNichterwerbstätige2006Verr<strong>in</strong>gerung (Referenz:Lehr- / Anlernausbildung)Gesamt Männer Frauen Männer FrauenOhne beruflichen Bildungsabschluss 34,3 21,6 43,9Lehrausbildung 1) 18,9 12,6 25Meister-, Techniker-, Fachschulabschluss 2) 12,7 9,9 16,8 -21,4% -32,8%Fachhochschul- und Hochschulabschluss 3) 10,7 7,4 15,3 -41,3% -38,8%Quelle: Bildung <strong>in</strong> Deutschland 2008, Tab. I2-4A, eigene Zusammenfassung Prognos AG 20091) E<strong>in</strong>schließlich e<strong>in</strong>es beruflichen Praktikums und Anlernausbildung2) E<strong>in</strong>schließlich Abschluss e<strong>in</strong>er Schule des Gesundheitswesens und Fachschulabschluss <strong>in</strong> <strong>der</strong> ehemaligen DDR3) E<strong>in</strong>schließlich Ingenieurschulabschluss, Lehrerausbildung und PromotionDie unterschiedliche Erwerbsbeteiligung von Personen unterschiedlicherQualifikationsstufen artikuliert sich auch <strong>in</strong> <strong>der</strong> Betrachtung<strong>der</strong> Verteilung von Arbeitsstunden und damit von Vollzeit-und Teilzeitbeschäftigung (vgl. Tabelle 8). Die geleisteten Arbeitsstundennehmen für Frauen und Männer mit steigendem Qualifikationsniveauzu. Auch hier zeigt sich bei <strong>der</strong> Betrachtung <strong>der</strong>101


Steigerungsraten, dass Frauen hier stärker von höherer Bildungprofitieren als Männer.Tabelle 8: Geleistete Wochenarbeitsstunden 2004 nach Bildungsabschlussund GeschlechtBeruflicher BildungsabschlussSteigerung(Referenz "ger<strong>in</strong>geQualifikation")Insgesamt Männlich Weiblich Männlich WeiblichGer<strong>in</strong>ge Qualifikation (ohne abgeschl. Ausbildung) 33,6 37,7 29,3Lehrausbildung bzw. Fachschulabschluss 37,1 41,5 31,8 9,2% 8,1%Fachhochschule bzw. Universität e<strong>in</strong>schl. Promotion 40,7 44,1 35,4 14,5% 17,3%Quelle: Mikrozensus 2004, eigene Berechnungen Prognos AG 2009Das Qualifikationsniveau ist dabei jedoch nicht <strong>der</strong> e<strong>in</strong>zige E<strong>in</strong>flussfaktorfür die Erwerbsbeteiligung. Nicht nur zwischen Personenunterschiedlicher Qualifikation, son<strong>der</strong>n auch zwischen e<strong>in</strong>zelnenFachrichtungen bestehen zum Teil erhebliche Unterschiede<strong>in</strong> <strong>der</strong> Erwerbsbeteiligung, die sich teilweise auch auf die Arbeitsmarktsituation<strong>der</strong> entsprechenden Personen zurück führen lassen(z.B. bei den Personen mit <strong>der</strong> erlernten Fachrichtung Textil- undBekleidungstechnik/ -gewerbe). Für bestimmte Fachrichtungen wiebspw. berufliche Qualifikationen im Bereich Krankenpflege beträgtfür die 40 bis 45-Jährigen die Erwerbsquoten 90% woh<strong>in</strong>gegen dieErwerbsbeteiligung für gleichaltrige Absolvent/-<strong>in</strong>nen akademischerBildungsgänge im Bereich Sprach- und Kulturwissenschaftnur 85% beträgt (vgl. Tabelle 9).102


BeruflicherBildungsabschluss1)Fachhochschulebzw. Universitäte<strong>in</strong>schl PromotionLehrausbildung bzw. FachschulabschlussGer<strong>in</strong>ge QualifikationTabelle 9: Erwerbsbeteiligung (Anteil <strong>der</strong> Erwerbstätigen an <strong>der</strong> jeweiligen Bevölkerung) <strong>in</strong> Prozent(Haupt-)FachrichtungInsgesamtInsgesamt15 - 20 20 - 25 25 - 30 30 - 35 35 - 40 40 - 45 45 - 50 50 - 55 55 - 601 Erziehungswissenschaften, Lehramt 82% 0% 20% 84% 87% 88% 91% 92% 88% 82%2 Rechts-, Wirtschaftswissenschaften 85% 0% 78% 86% 89% 89% 92% 92% 89% 82%3 Mediz<strong>in</strong> 87% 0% 33% 82% 89% 89% 90% 92% 97% 86%4 Naturwissenschaften, Mathematik 85% 0% 50% 81% 86% 90% 88% 91% 86% 79%5 Ingenieurwissenschaften 82% 0% 50% 82% 90% 90% 91% 88% 83% 78%6 Kunst 76% 0% 0% 79% 71% 82% 81% 76% 79% 79%7 An<strong>der</strong>e Sprach- und Kulturwissenschaften 80% 0% 25% 74% 80% 81% 85% 87% 84% 86%8 Sonstige, ohne Angabe 82% 0% 81% 78% 85% 86% 87% 89% 83% 84%Zusammen 83% 0% 60% 82% 87% 88% 90% 90% 87% 82%9 Sprachen Kultur Sport 73% 33% 80% 82% 72% 78% 84% 81% 80% 70%10 Management und Verwaltung 72% 56% 82% 82% 84% 83% 84% 81% 78% 65%11 Wirtschaft allgeme<strong>in</strong> 72% 49% 76% 78% 81% 80% 79% 82% 77% 60%12 F<strong>in</strong>anzen, Bamken, Versicherungen 78% 73% 84% 88% 88% 84% 87% 86% 78% 65%13 Handel, Lage 64% 59% 75% 76% 76% 74% 78% 77% 68% 54%14 Sekretariats- und Büroarbeiten 65% 33% 80% 76% 78% 78% 77% 75% 73% 57%15 Sonstige Wirtschaft Recht Soziales 75% 37% 79% 81% 84% 83% 86% 85% 77% 64%16 Mediz<strong>in</strong>ische Dienste 77% 49% 82% 83% 80% 78% 83% 85% 75% 69%17 Krankenpflege 80% 33% 84% 86% 82% 84% 90% 86% 82% 71%18 Sonstige Gesundheitswesen 73% 0% 81% 74% 76% 81% 77% 82% 75% 53%19 Pflanzenbau und Tierzucht 68% 0% 69% 76% 79% 80% 85% 80% 75% 72%20 Ernährungsgewerbe 71% 59% 74% 74% 73% 84% 85% 79% 76% 64%21 Hauswirtschaftliche Dienste 55% 49% 59% 56% 57% 66% 71% 70% 63% 49%22 Gastgewerbe und Cater<strong>in</strong>g 68% 59% 67% 74% 76% 77% 73% 72% 70% 61%23 Sonstige Landwirtschaft Ernährung Gastgewerbe 69% 0% 50% 68% 86% 76% 77% 77% 66% 64%24 Fertigungs-/Produktionstechnik 74% 49% 66% 76% 87% 87% 88% 87% 80% 65%25 Fe<strong>in</strong>werktechnik, Gesundheitstechnik, Metalltechnik 74% 84% 77% 83% 86% 88% 87% 82% 77% 66%26 Elektrizität, Energie, Elektrotechnik 77% 33% 73% 83% 87% 91% 90% 85% 84% 67%27 Elektronik und Automation, Kommunikation 79% 0% 68% 79% 91% 87% 87% 88% 82% 67%28 Kraftfahrzeuge, Schiffe, Flugzeuge 79% 59% 75% 82% 88% 90% 89% 85% 83% 69%29 Textil- und Bekleidungsstechnik/-gewerbe 51% 0% 66% 61% 67% 68% 68% 67% 58% 49%30 Glas/Keramik, Holz, Kunststoff, Werkstoffe 71% 33% 67% 78% 82% 83% 81% 77% 74% 64%31 Baugewerbe, Hoch- und Tiefbau 67% 65% 65% 72% 79% 80% 79% 73% 67% 60%32 Verkehr, Post 69% 49% 79% 84% 80% 84% 78% 79% 72% 43%33 Sonstige Ingenieurwesen, Verarbeitendes Gewerbe usw. 67% 49% 65% 69% 80% 77% 83% 74% 73% 59%34 Friseurgewerbe und Schönheitspflege 61% 24% 71% 69% 67% 66% 72% 70% 66% 52%35 Kunst 68% 49% 65% 70% 81% 75% 79% 77% 74% 59%36 Sonstige, ohne Angabe 73% 52% 76% 79% 80% 82% 82% 81% 76% 63%Zusammen 71% 50% 74% 78% 80% 81% 82% 80% 75% 61%42% 24% 45% 46% 57% 62% 63% 63% 58% 45%Insgesamt 64% 25% 58% 70% 77% 79% 80% 79% 74% 61%Quelle: Mikrozensus 2004, eigene Berechnungen Prognos AG 2009103


6.4.2 ArbeitslosigkeitDie oben dargestellten Analysen zu den Erwerbstätigenquoten differenzierennicht zwischen beruflicher Aus- und Fortbildung sowiezwischen Fachhochschul- und Universitätsabschlüssen. SolcheAnalysen liegen für Erwerbstätige nicht vor. Für Arbeitslosenquotenliegen solche differenzierten Auswertungen für den Zeitraumzwischen 1975 bis 2005 über das IAB vor (vgl. Re<strong>in</strong>berg / Hummel2007). In e<strong>in</strong>er aktuellen Studie zu den Auswirkungen des Strukturwandelshat das IW diese qualifikationsspezifischen Arbeitslosenquotenauf <strong>der</strong> Grundlage <strong>der</strong> IAB-Berechnungen auch für dieJahre 2006 und 2007 geschätzt (vgl. IW 2008: 167ff.). Nach dieserSchätzung ergibt sich folgende qualifikationsspezifische Verteilungvon Arbeitslosenquoten:Tabelle 10: Qualifikationsspezifische Arbeitslosenquoten 2007 (<strong>in</strong>Prozent aller zivilen Erwerbspersonen gleicher Qualifikation)für Deutschland gesamtgesamtOhne Ausbildung 20,2Betriebliche Ausbildung, Berufsfachschule8,4Fachschul-, Meister-, Technikerausbildung2,7Fachhochschulabschluss 2,8Universitätsabschluss 3,4Quelle: IW 2008Nach diesen Berechnungen nimmt das Risiko, arbeitslos zu werden,nicht mit steigen<strong>der</strong> formaler Qualifikation ab, son<strong>der</strong>n habenAbsolvent/-<strong>in</strong>nen e<strong>in</strong>er Fachschul-, Meister- und Technikerausbildungdas ger<strong>in</strong>gste Risiko, arbeitslos zu werden.Dieser Zusammenhang bleibt auch <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er geschlechtsspezifischenund regionalen Betrachtung weitgehend gültig. Die e<strong>in</strong>zigeAusnahme stellen Frauen <strong>in</strong> Westdeutschland dar. Hier habenFrauen mit akademischem Abschluss e<strong>in</strong> ger<strong>in</strong>geres Arbeitslosigkeitsrisikoals Frauen mit e<strong>in</strong>er Fachschul-, Meister- und Technikerausbildung(vgl. Tabelle 11).104


Tabelle 11: Qualifikationsspezifische Arbeitslosenquoten (<strong>in</strong> Prozentaller zivilen Erwerbspersonen gleicher Qualifikation)Männer(West)Frauen(West)Männer(Ost)Frauen(Ost)Ohne Ausbildung 22,1 21,8 37,5 38,7Betriebliche Ausbildung, Berufsfachschule7,3 7,617,8 20,1Fachschul-, Meister-, Technikerausbildung1,8 5,62,7 4,2Fachhochschulabschluss 2,1 3,1 4,0 4,9Universitätsabschluss 3,1 4,8 5,5 6,6Quelle: IW 2008Die oft gebrauchte und vere<strong>in</strong>fachende Aussage, wonach akademischeAbschlüsse besser vor Arbeitslosigkeit schützen als beruflicheAbschlüsse, kann vor dem H<strong>in</strong>tergrund dieser Zahlen <strong>in</strong> dieserallgeme<strong>in</strong>en Form nicht als gültig erachtet werden.6.5 KompetenzenAktuelle <strong>Vergleich</strong>e <strong>der</strong> Wertigkeit beruflicher und akademischerBildungsabschlüsse ziehen als Maßstab für den <strong>Vergleich</strong> sehr unterschiedlicheIndikatoren heran. In den Kapiteln 6.1 bis 6.4 diesesKapitels wurden wichtige Indikatoren für e<strong>in</strong>en solchen <strong>Vergleich</strong>bereits dargestellt. Dabei bezogen sich diese Indikatoren vor allemauf unterschiedliche Dimensionen des Arbeitsmarkterfolgs vonAbsolvent/-<strong>in</strong>nen unterschiedlicher Bildungsgänge. Im Unterschiedzu den oben bereits dargestellten Indikatoren gibt es <strong>der</strong>zeit jedochauch unterschiedliche Versuche, die Gleichwertigkeit unterschiedlicherBildungsformen nicht anhand ihrer (monetären) Akzeptanzauf dem Arbeitsmarkt, son<strong>der</strong>n über <strong>in</strong>haltliche – d.h.kompetenzbezogene – Kriterien zu bewerten.Erste mögliche Ansätze für die Feststellung und Messung e<strong>in</strong>erkompetenzbezogenen Gleichwertigkeit und damit auch von Anrechnungsmöglichkeitenzwischen Berufs- und Hochschulbildungzeigen sich <strong>in</strong> <strong>der</strong> Initiative des BMBF „Anrechnung beruflicherKompetenzen auf Hochschulstudiengänge“ (ANKOM). In elf Projektenan verschiedenen Hochschulen werden Anrechnungskonzepteentwickelt und – wenn möglich – bereits <strong>in</strong> die Umsetzunggebracht (Stamm-Riemer et al. 2008).In den unterschiedlichen Projekten wurden für ausgewählte FortundWeiterbildungen Anrechnungsmöglichkeiten auf fachlich kompatibleStudiengänge entwickelt. Dabei handelt es sich um mehrstufigeVerfahren, <strong>in</strong> denen die Lernergebnisse und damit Kompetenzen<strong>der</strong> e<strong>in</strong>zelnen hochschulischen und berufli-105


chen Bildungsgänge bestimmt wurden, um sie anschließend mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong>abzugleichen und Anrechnungsmöglichkeiten zu identifizieren46 . Dies geschah auf Ebene <strong>der</strong> e<strong>in</strong>zelnen Projekte hochschulbzw.bildungsgangspezifisch. Dabei wurden – wie <strong>in</strong> den Empfehlungen<strong>der</strong> Europäischen Kommission vorgesehen – die Kompetenz-und Lernergebnisbestimmungen <strong>in</strong> vere<strong>in</strong>zelten Projektenmit Orientierung zum EQR entwickelt, so dass letztlich das EQR-Niveau e<strong>in</strong>er Lerne<strong>in</strong>heit angegeben werden konnte (s. Projekt <strong>der</strong>TU Darmstadt (Beuthel / Seger 2008), Oldenburger Modell (Müskens/ Gierke / Hanft 2008), ANKOM Gesundheitsberufe nachBBiG (Bonse-Rohmann / Burchert 2008).Aus den Projekterfahrungen lassen sich wesentliche Herausfor<strong>der</strong>ungenh<strong>in</strong>sichtlich e<strong>in</strong>er Bewertung <strong>der</strong> Gleichwertigkeit und damitauch <strong>der</strong> Anrechnung beruflicher Kompetenzen auf die hochschulischeBildung identifizieren. Beide Systeme, die sich aus langenTraditionen heraus parallel zue<strong>in</strong>an<strong>der</strong> entwickelt haben, zeigendeutliche Unterschiede. In <strong>der</strong> Berufsbildung bestehen berufsbezogene,standardisierte Lernrichtl<strong>in</strong>ien durch gesetzliche Bundesvorgaben,während die hochschulseitigen Bildungsprogramme relativautonom von den jeweiligen Bildungs<strong>in</strong>stitutionen entworfenwerden und häufig noch nicht e<strong>in</strong>mal <strong>in</strong>nerhalb e<strong>in</strong>es Bundeslandese<strong>in</strong>e 100%-ige Kompatibilität aufweisen. Für e<strong>in</strong>ige Verfahrenmüssen die Lernergebnisse <strong>der</strong> beruflichen Bildung daher nichtvollständig denen <strong>der</strong> Hochschulbildung entsprechen: e<strong>in</strong> Deckungsgradvon 70% bis 75% ist häufig für e<strong>in</strong>e mögliche Anrechnungausreichend (vgl. u.a. Müskens / Gierke / Hanft 2008: 99).Divergierende Verständnisse von Lernergebnissen und Kompetenzen<strong>in</strong> <strong>der</strong> beruflichen und akademischen Bildung wurden <strong>in</strong> <strong>der</strong>ANKOM-Initiative zwar konstatiert, sie gelten jedoch nicht als unüberbrückbaresH<strong>in</strong><strong>der</strong>nis. Während die hochschulische Bildung e<strong>in</strong>starkes Gewicht auf die Vermittlung wissenschaftlicher Kompetenzenlegt, steht im Fokus <strong>der</strong> beruflichen Bildung die Vermittlungberuflicher Handlungskompetenz. Die Grundlage für die Bewertungvon Lernergebnissen bildet demnach im Berufsbildungssystemdie berufliche Handlungskompetenz; das Hochschulsystemkonzentriert sich dagegen auf den Begriff Wissen (Müskens / Gierke/ Hanft 2008). Dabei geht es jedoch um den Erwerb, die Anwendungund den Transfer von Wissen, so dass durchausSchnittmengen im Verständnis <strong>der</strong> jeweiligen Kompetenzbegriffevon hochschulischer und beruflicher Bildung gesehen werden.Beide Bereiche beziehen sich auf den Transfer und die Anwendungdes Erlernten zur Bewältigung situativer Anfor<strong>der</strong>ungen <strong>in</strong>verschiedenen Handlungsfel<strong>der</strong>n. Dabei nimmt die Bedeutung von46 E<strong>in</strong>zelne Verfahren verwenden zur Bestimmung <strong>der</strong> Lernziele und -ergebnisse bereits erstellte Modulhandbücher ausAkkreditierungsunterlagen, wodurch diese s<strong>in</strong>nvoll synergetisch genutzt werden können (vgl. u.a. Ruffert et al. 2008:82).106


Wissen und Wissenserwerb auch <strong>in</strong> <strong>der</strong> beruflichen Bildung zu(Re<strong>in</strong> 2008).Hürden für e<strong>in</strong>e stärkere Gleichwertigkeit bei<strong>der</strong> Systeme werden<strong>in</strong> <strong>der</strong> ANKOM-Initiative weniger auf e<strong>in</strong>er grundsätzlichen, als aufe<strong>in</strong>er praktischen Ebene gesehen. Für e<strong>in</strong>en funktionierendenKompetenzvergleich ist umfangreiches Detailwissen zu den unterschiedlichenBildungssystemen und -angeboten notwendig. Hierfürfehlen auf Seiten bei<strong>der</strong> Bildungssysteme allerd<strong>in</strong>gs noch die Voraussetzungen:E<strong>in</strong>erseits fehlt <strong>in</strong> vielen Fällen Hochschulangehörigenprofundes Wissen über berufliche Profile und Bildungsgänge,an<strong>der</strong>erseits verfügen bildungsverantwortliche Mitarbeiter/-<strong>in</strong>nen <strong>in</strong>den Unternehmen nicht über ausreichend Kenntnisse zu akademischenBildungsprogrammen (Beuthel / Seger 2008).E<strong>in</strong> weiterer Vorschlag zum kompetenzbasierten <strong>Vergleich</strong> <strong>der</strong>Wertigkeit beruflicher und akademischer Bildung ist das Konzept<strong>der</strong> Berufswertigkeit das <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em geme<strong>in</strong>samen Forschungsvorhabendes Forschungs<strong>in</strong>stituts für Berufsbildung im Handwerk an<strong>der</strong> Universität zu Köln (FBH) sowie <strong>der</strong> Fachhochschule für Ökonomieund Management (FOM) konzeptionalisiert worden ist. ImUnterschied zum ANKOM-Projekt werden die <strong>in</strong>haltlichen Kriteriendabei nicht aus den Curricula <strong>der</strong> Bildungsgänge selbst abgeleitet,son<strong>der</strong>n es wird auf <strong>der</strong> Basis <strong>der</strong> Ansprüche <strong>der</strong> Berufspraxis anFührungskräfte e<strong>in</strong> übergeordneter, externer Maßstab abgeleitet,<strong>der</strong> die Grundlage für die Bewertung <strong>der</strong> unterschiedlichen Bildungsabschlüssedarstellt.Vor dem H<strong>in</strong>tergrund dieser Def<strong>in</strong>ition haben FHB und FOM imAuftrag des Deutschen Handelskammertages die möglicheGleichwertigkeit von ausgewählten beruflichen Weiterbildungsabschlüssenund hochschulischen Abschlüssen 47 <strong>in</strong> vier ausgewähltenBranchen 48 <strong>in</strong> NRW untersucht. In e<strong>in</strong>em ersten Schritt wurdenPersonalverantwortliche <strong>in</strong> diesen Branchen zu ihren Anfor<strong>der</strong>ungenan Führungskräfte befragt. Aus diesen Anfor<strong>der</strong>ungen wurdeanschließend <strong>der</strong> Berufswertigkeits<strong>in</strong>dex (BWI) abgeleitet, d.h. <strong>der</strong>Anfor<strong>der</strong>ungskatalog def<strong>in</strong>iert, <strong>der</strong> als externes Kontrollraster fürdie Überprüfung <strong>der</strong> Gleichwertigkeit unterschiedlicher formalerAbschlüsse herangezogen werden soll. Vor dem H<strong>in</strong>tergrund diesesMaßstabs ‚Berufswertigkeit‘ nahmen anschließend Führungskräfteunterschiedlicher formaler Qualifikation e<strong>in</strong>e Selbste<strong>in</strong>schätzungihrer Qualifikationen und Kompetenzen vor. Anschließendwurde diese Selbste<strong>in</strong>schätzung nach unterschiedlichen formalenAbschlüssen ausgewertet.47 Folgende Abschlüsse wurden mit hochschulischen Abschlüssen verglichen: Betriebswirt (HWK), Elektrotechnikermeister(HWK), Industriemeister Chemie (IHK), geprüfter Bilanzbuchhalter (IHK), geprüfter Handelsfachwirt (IHK), Tourismusfachwirt(IHK).48 Folgende Branchen wurden für den <strong>Vergleich</strong> ausgewählt: Elektrobranche, Chemiebranche, Handelsbranche, Tourismusbranche.107


Im Ergebnis konnte auf <strong>der</strong> Grundlage dieses Forschungsdesignsfür Führungskräfte mit beruflicher bzw. akademischer Qualifikatione<strong>in</strong>e ähnlich hohe Berufswertigkeit und damit e<strong>in</strong>e weitgehendeGleichwertigkeit bei<strong>der</strong> Abschlussarten abgeleitet werden. Dies giltfür alle untersuchten Branchen sowie sowohl für technische undsozial- bzw. wirtschaftswissenschaftliche Fachbereiche (vgl.WDHKT 2008b: 11f.). Mittelwertvergleiche lassen dabei sogar aufe<strong>in</strong>en etwas höheren Berufswert beruflicher Fortbildungsgängeschließen (vgl. WDHKT 2008b: 13f.). Diese Unterschiede <strong>in</strong> <strong>der</strong>Berufswertigkeit verr<strong>in</strong>gern sich jedoch im Zeitverlauf. Die Studieweist hier e<strong>in</strong>e gegensätzliche Entwicklung aus: Während dieselbst e<strong>in</strong>geschätzte Berufswertigkeit von Führungskräften mitHochschulstudium mit steigen<strong>der</strong> Berufserfahrung zunimmt, nimmtdie selbst e<strong>in</strong>geschätzte Berufswertigkeit von Führungskräften mitausschließlich beruflicher Qualifikation mit steigen<strong>der</strong> Berufserfahrungab (vgl. WDHKT 2008b: 15f.).E<strong>in</strong>schränkend muss erwähnt werden, dass die E<strong>in</strong>schätzungenzu den Kompetenzen <strong>der</strong> Führungskräfte auf ihren Selbstauskünftenbasieren, nicht erhoben wurde jedoch, welches Gewicht dene<strong>in</strong>zelnen Anfor<strong>der</strong>ungen für das Kompetenzprofil e<strong>in</strong>er Führungskraftzukommt und ob sich die Anfor<strong>der</strong>ungen für unterschiedlicheBerufsbereiche unterscheiden. Bezüglich <strong>der</strong> Verallgeme<strong>in</strong>erbarkeit<strong>der</strong> Aussagen, bestehen vor diesem H<strong>in</strong>tergrund methodischeE<strong>in</strong>schränkungen. Dennoch muss anerkannt werden, dass mit <strong>der</strong>Studie des WDHKT – auch im Unterschied zum ANKOM-Projekterstmals e<strong>in</strong>e Analyse zur Gleichwertigkeit akademischer und beruflicherAbschlüsse vorgelegt wurde, die e<strong>in</strong>e bildungssystemunabhängigeBewertung von Kompetenzen plausibel und wissenschaftlichbegründet argumentiert hat.6.6 FazitZiel dieses sechsten Kapitels war es, anhand wichtiger Indikatorendie Wertigkeit beruflicher und akademischer Ausbildungsgänge aufunterschiedlichen Ebenen des Arbeitsmarkts e<strong>in</strong>er empirischenBestandsaufnahme zu unterziehen. Im Ergebnis lässt sich e<strong>in</strong> differenziertesBild zur Bedeutung <strong>der</strong> unterschiedlichen Qualifikationenziehen:Employability: Die Vermittlung von Beschäftigungsfähigkeit istund war traditionell e<strong>in</strong>e Stärke <strong>der</strong> beruflichen Bildung. Im Zugedes Bolognaprozesses gew<strong>in</strong>nt die För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Beschäftigungsfähigkeitallerd<strong>in</strong>gs auch an Hochschulen an Bedeutung. Beson<strong>der</strong>sAbsolvent/-<strong>in</strong>nen von Berufsakademien und Fachhochschulenwird unmittelbar nach dem ersten Studienabschluss e<strong>in</strong> hohesMaß an Beschäftigungsfähigkeit zugeschrieben. Die Konkurrenzzwischen akademischer und beruflicher Bildung wächst vor die-108


sem H<strong>in</strong>tergrund. Betrachtet man die Entwicklung <strong>der</strong> Beschäftigungsfähigkeitvon Personen unterschiedlicher Qualifikationsstufenim Zeitverlauf, s<strong>in</strong>d sowohl höhere berufliche Bildung (wiebspw. e<strong>in</strong> Meister- o<strong>der</strong> Techniker-Abschluss) als auch e<strong>in</strong> akademischerAbschluss e<strong>in</strong>e geeignete Voraussetzung, die Beschäftigungsfähigkeitüber die Zeit aufrecht zu erhalten.Tarifliche E<strong>in</strong>gruppierung: Trotz e<strong>in</strong>er grundsätzlichen Tätigkeitsorientierung<strong>in</strong> den Tarifverträgen spielen formale Qualifikationenfür die E<strong>in</strong>gruppierung <strong>in</strong> bestimmte Tarifgruppen nach wievor e<strong>in</strong>e große Rolle. Trotz <strong>der</strong> Studiengangsreformen und <strong>der</strong> höherenBedeutung von Beschäftigungsfähigkeit <strong>in</strong> den neuen Studiengängenzeigen erste Erfahrungen mit <strong>der</strong> tariflichen E<strong>in</strong>gruppierung<strong>der</strong> neue BA-Abschlüsse, dass die beruflichen Fortbildungsabschlüssenach wie vor nicht auf dieselbe Stufe wie akademischeBA-Abschlüsse e<strong>in</strong>gruppiert werden. In allen betrachtetenTarifverträgen s<strong>in</strong>d BA-Abschlüsse höher als Abschlüsse beruflicherAufstiegsfortbildung e<strong>in</strong>gruppiert.Bildungsrenditen: Bildungsrenditen basieren auf e<strong>in</strong>em <strong>Vergleich</strong>von E<strong>in</strong>kommensdurchschnitten von Personen unterschiedlicherQualifikation. Durchschnittsberechnungen können jedoch dieStreuung von E<strong>in</strong>kommensverteilungen nicht abbilden. Wird dieStreuung <strong>in</strong> den E<strong>in</strong>kommen von beruflich und akademisch Qualifizierten<strong>in</strong> den Blick genommen, relativiert sich <strong>der</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Berechnungvon Bildungsrenditen stets zum Ausdruck kommende E<strong>in</strong>kommensvorteilakademischer Bildung. Die E<strong>in</strong>kommensverteilungenbei<strong>der</strong> Qualifikationsstufen streuen stark und es gibt breite Bereiche,<strong>in</strong> denen sich die E<strong>in</strong>kommen überlappen.Erwerbsstatus: Betrachtet man die zentralen Indikatoren zur Beschreibung<strong>der</strong> Erwerbschancen von Personen mit beruflicher undakademischer Qualifikation wird deutlich, dass die berufliche Qualifikationnur e<strong>in</strong>en Teil des Erwerbsstatus erklärt. Darüber h<strong>in</strong>ausspielt für die Erwerbschancen und die Erwerbsneigung <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>eauch das Geschlecht und die Fachrichtung e<strong>in</strong>e Rolle. Sos<strong>in</strong>d Unterschiede <strong>in</strong> <strong>der</strong> Erwerbsbeteiligung unterschiedlich qualifizierterPersonen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Gruppe <strong>der</strong> Frauen bspw. stärker ausgeprägtals <strong>in</strong> <strong>der</strong> Gruppe <strong>der</strong> Männer. Darüber h<strong>in</strong>aus lassen sichbestimmte Fachrichtungen identifizieren, <strong>in</strong> denen die Erwerbsbeteiligungberuflich qualifizierter Personen über denen <strong>der</strong> Akademiker/-<strong>in</strong>nenliegt. Auch e<strong>in</strong>e differenzierte Analyse <strong>der</strong> qualifikationsspezifischenArbeitslosenquoten macht die These unhaltbar,nach <strong>der</strong> berufliche Qualifikationen immer e<strong>in</strong> höheres Arbeitslosigkeitsrisikobedeuten als akademische Qualifikationen.Kompetenzen: <strong>Vergleich</strong>e <strong>der</strong> Lernergebnisse beruflicher undakademischer Bildung werden <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e durch die ANKOM-Initiative des BMBF sowie e<strong>in</strong>e neue Studie des WDHKT <strong>der</strong>zeitwie<strong>der</strong> verstärkt diskutiert. Beide Studien sprechen für e<strong>in</strong>en möglichen<strong>Vergleich</strong> <strong>der</strong> Kompetenzen, <strong>der</strong> sowohl bildungssystem-109


immanent (ANKOM) als auch gemessen an e<strong>in</strong>em bildungssystemexternenMaßstab (WDHKT) vorgenommen werden kann. Systematischeund methodische Schwierigkeiten werden dabei zwarsichtbar, erweisen sich jedoch aus beiden Perspektiven als nichtals unüberbrückbar.Vor dem H<strong>in</strong>tergrund dieser Ergebnisse gilt es, die <strong>in</strong> <strong>der</strong> Diskussionum den Stellenwert beruflicher und akademischer Bildungdom<strong>in</strong>ierende Haltung, dass e<strong>in</strong>e akademische Bildung E<strong>in</strong>kommenund Beschäftigung besser sichert als e<strong>in</strong>e berufliche Bildungzu revidieren. Die Streuung <strong>der</strong> Arbeitsmarktpotenziale von Absolventenberuflicher und akademischer Bildung ist höher als bisherangenommen, die Arbeitsmarkterfolge von Absolventen beruflicherund akademischer Bildungsgänge überschneiden sich <strong>in</strong> großenBereichen. Wird diese Streuung und Überschneidung angemessenberücksichtigt, zeigt sich, dass die Arbeitsmarktpotenziale wenigervon <strong>der</strong> Art <strong>der</strong> Qualifikation (akademisch vs. beruflich) abhängen,als vielmehr von <strong>der</strong> gewählten Ausbildungs- o<strong>der</strong> Studienrichtungund dem Geschlecht. Auch die Art des Hochschulstudiums (Universitätsstudium,Fachhochschulstudium o<strong>der</strong> Berufsakademiestudium),die Branche und die Unternehmensgröße sowie die Berufserfahrunghaben e<strong>in</strong>en wichtigen E<strong>in</strong>fluss auf die Streuung <strong>der</strong>Arbeitsmarktpotenziale und überlagern den Erklärungsgehalt desBerufsabschlusses.Durch den Bologna-Prozess und die flächendeckende E<strong>in</strong>führungvon Bachelor-Studiengängen an deutschen Hochschulen wird sichdie Konkurrenzsituation zwischen <strong>der</strong> beruflichen und <strong>der</strong> akademischenBildung zukünftig vermutlich verstärken. Auch auf dieStreuung <strong>der</strong> Arbeitsmarktpotenziale und die Überschneidung vonArbeitsmarkterfolgen von Absolventen beruflicher und akademischerBildungsgänge wird dieser Prozess E<strong>in</strong>fluss haben, sie werdenvor dem H<strong>in</strong>tergrund dieser Entwicklungen eher weiter zu- alsabnehmen.110


7 Qualitätssicherung vor dem H<strong>in</strong>tergrund desEuropäischen bzw. Deutschen QualifikationsrahmensAusgehend von den Ausführungen <strong>in</strong> den Kapiteln 3 bis 5 zu den<strong>Qualitätssicherungssysteme</strong>n <strong>in</strong> <strong>der</strong> beruflichen und akademischenBildung sowie den Ergebnissen <strong>der</strong> Untersuchung <strong>der</strong> Wertigkeitvon akademischen bzw. beruflichen Abschlüssen <strong>in</strong> H<strong>in</strong>blickauf Employability, realisierte tarifliche E<strong>in</strong>gruppierungen, Bildungsrenditen,Erwerbsstatus und Kompetenzen (Kapitel 6) werden imFolgenden die Implikationen und Anknüpfungspunkte <strong>der</strong> Entwicklunge<strong>in</strong>es Deutschen Qualifikationsrahmens (DQR) für die Qualitätssicherungbeleuchtet.Zunächst werden dazu <strong>der</strong> H<strong>in</strong>tergrund <strong>der</strong> Entwicklung von Qualifikationsrahmenauf europäischer sowie nationaler Ebene dargestelltund auf den Entwicklungsprozess und aktuellen Entwicklungsstanddes DQR e<strong>in</strong>gegangen. In diesem Kontext werden die unterschiedlichenPositionen, Sichtweisen und Anfor<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong>beteiligten Akteure referiert und bezüglich ihrer zentralen Bezugspunkteaufbereitet.Als zweiter Schritt wird <strong>der</strong> Bezug zwischen den Entwicklungenzum Europäischen bzw. Deutschen Qualifikationsrahmen und demBereich <strong>der</strong> Qualitätssicherung näher beleuchtet. Neben e<strong>in</strong>er allgeme<strong>in</strong>enDarlegung <strong>der</strong> Verweise und Implikationen, welche <strong>in</strong>den Qualifikationsrahmen enthalten s<strong>in</strong>d, wird wie<strong>der</strong>um auf dieE<strong>in</strong>schätzungen <strong>der</strong> Akteure rekurriert.Unter 7.3 werden daran anschließend <strong>der</strong> Stand <strong>der</strong> <strong>Qualitätssicherungssysteme</strong><strong>der</strong> akademischen und beruflichen Bildung (vgl.Synopse <strong>in</strong> Kapitel 5) im H<strong>in</strong>blick auf die benannten Anknüpfungspunktebetrachtet.7.1 Die Entwicklung von Qualifikationsrahmenfür Europa und Deutschland7.1.1 Der Europäische Qualifikationsrahmen (EQR)Auf Basis <strong>der</strong> Lissabon-Strategie, wonach Europa bis 2010 zur„most competitive and dynamic knowledge-based economy of theworld“ (Lisbon European Council 2000) werden soll, arbeiten dieMitgliedsstaaten <strong>der</strong>zeit daran, sowohl das Zusammenwachsendes europäischen Bildungsraumes auch als auch des Arbeitsmarkteszu realisieren, um die EU als durchsetzungsfähige Kraft imglobalen Wettbewerb zu positionieren. Zugleich soll die Mobilität111


<strong>der</strong> Bürger<strong>in</strong>nen und Bürger <strong>in</strong>nerhalb Europas durch die Anerkennungvon Qualifikationen zwischen den e<strong>in</strong>zelnen Län<strong>der</strong>n erleichtertund geför<strong>der</strong>t und lebenslanges Lernen unterstützt werden.Hierzu wurden bereits diverse Mobilitäts<strong>in</strong>strumente, wiebspw. <strong>der</strong> Europass o<strong>der</strong> auch die europäischen Kreditpunktesysteme(ECTS für Hochschulen/ ECVET für die Berufsbildung) implementiert.Vor diesem H<strong>in</strong>tergrund soll <strong>der</strong> Europäische Qualifikationsrahmen(EQR) 49 die bereits bestehenden Instrumente stärken und ergänzen,<strong>in</strong>dem er e<strong>in</strong>en wesentlichen Beitrag zur Transparenz und<strong>Vergleich</strong>barkeit leistet.Der EQR ist e<strong>in</strong>e Art „Übersetzungshilfe“, welche es ermöglicht,Qualifikationen <strong>der</strong> allgeme<strong>in</strong>en, beruflichen und akademischenAus- und Weiterbildung europaweit vergleichbar und „verstehbar“zu machen. Damit bildet <strong>der</strong> EQR die übergreifende Klammer zwischenden Hochschulreformen, die sich im Rahmen des Bologna-Prozesses vollziehen 50 und <strong>der</strong> Reform <strong>der</strong> beruflichen Bildung imRahmen des Brügge-Kopenhagen-Prozesses 51 .Die <strong>Vergleich</strong>barkeit von Qualifikationen wird durch die E<strong>in</strong>stufungdes Kompetenzerwerbs <strong>in</strong> acht festgelegten Niveaustufen ermöglicht.Sie umfassen die gesamte Bandbreite von grundlegendenQualifikationen (z.B. Schulabschluss) bis zu fortgeschrittenen Niveaus(z.B. Promotion). Jede dieser Stufen wird durch Deskriptorendef<strong>in</strong>iert, welche die zur Erlangung <strong>der</strong> Qualifikation <strong>der</strong> jeweiligenNiveaustufe erfor<strong>der</strong>lichen Lernergebnisse („shift from teach<strong>in</strong>gto learn<strong>in</strong>g“) beschreiben. Die Lernergebnisse werden durchKenntnisse, Fertigkeiten und Kompetenzen dargestellt und sollenso Aussagen darüber zulassen, was e<strong>in</strong> Lernen<strong>der</strong> nach Abschlusse<strong>in</strong>es Lernprozesses weiß, versteht und <strong>in</strong> <strong>der</strong> Lage ist zutun. Sie s<strong>in</strong>d für e<strong>in</strong>e <strong>Vergleich</strong>barkeit <strong>der</strong> Qualifikationen <strong>der</strong> verschiedeneneuropäischen Bildungssysteme notwendige Voraussetzung,da sie die Beschreibung <strong>der</strong> Wertigkeiten <strong>der</strong> verschiedenenBildungsgänge ermöglichen.Die Entwicklung des EQR wurde durch Mitgliedsstaaten, Sozialpartnerund weitere <strong>in</strong>teressierte Gruppen im Jahre 2004 angestoßenund <strong>in</strong> <strong>der</strong> Maastrichter Erklärung des Europäischen Ratesvom Dezember 2004 beschlossen. Im April 2008 trat die Empfehlungüber die E<strong>in</strong>richtung e<strong>in</strong>es Europäischen Qualifikationsrah-49 Der auf europäischer Ebene verwendete englische Fachterm<strong>in</strong>us lautet „European Qualification Framework” (EQF).50 Das CHE hat zu diesen Themen u.a. zwei umfangreiche Studien geme<strong>in</strong>sam mit den PartnerorganisationenCHEPS/Nie<strong>der</strong>lande und NIFU STEP/Norwegen publiziert. Näheres unter:http://ec.europa.eu/education/doc/reports/doc/curricular2_en.pdf undhttp://ec.europa.eu/education/doc/reports/doc/higherextent2_en.pdf.51 Vgl. dazu z.B. Europäischer Rat (ER) 2002.112


mens für lebenslanges Lernen (EQR) formell <strong>in</strong> Kraft. Sie be<strong>in</strong>haltete<strong>in</strong>e Verknüpfung <strong>der</strong> nationalen Qualifikationssysteme <strong>der</strong>e<strong>in</strong>zelnen Mitgliedsstaaten mit dem EQR bis zum Jahre 2010. DenLän<strong>der</strong>n wird weiterh<strong>in</strong> nahe gelegt, bis 2012 <strong>in</strong>dividuelle Qualifikationsbesche<strong>in</strong>igungenmit e<strong>in</strong>em Verweis auf das zutreffendeEQR-Niveau zu versehen (Europäische Kommission 2008).Um die Ziele des EQR als Metarahmen für die <strong>in</strong> den e<strong>in</strong>zelnenLän<strong>der</strong>n erworbenen Kompetenzen zu verfolgen, müssen sie aufdie nationalen Ebenen übertragen werden. Im optimalen Fall erstelltjedes Land e<strong>in</strong>en nationalen Qualifikationsrahmen, <strong>der</strong> gemäßden Empfehlungen <strong>der</strong> Europäischen Kommission <strong>in</strong> Bezug zumEQR gesetzt wird (s.o.). Um den nationalen Beson<strong>der</strong>heiten <strong>der</strong>Bildungssysteme Rechnung zu tragen, s<strong>in</strong>d dabei e<strong>in</strong>e Reihe vonÜbersetzungs- und Anpassungsleistungen zu erbr<strong>in</strong>gen.Der Stand <strong>der</strong> Umsetzung und die jeweilige Ausgestaltung ist <strong>in</strong>e<strong>in</strong>zelnen Län<strong>der</strong>n dabei sehr unterschiedlich. So verfügt e<strong>in</strong> Teil<strong>der</strong> Län<strong>der</strong> bereits seit e<strong>in</strong>igen Jahren über nationale Qualifikationsrahmen(bspw. Irland, Großbritannien, Frankreich), an<strong>der</strong>e s<strong>in</strong>ddabei e<strong>in</strong>en solchen zu entwickeln bzw. zu implementieren, an<strong>der</strong>estehen noch am Anfang e<strong>in</strong>es Diskussions- und Entwicklungsprozesses.7.1.2 Entwicklungsprozess und aktueller Entwicklungsstanddes Deutschen Qualifikationsrahmens (DQR)Bereits Ende 2006 erarbeiteten <strong>der</strong> Hauptausschuss des Bundes<strong>in</strong>stitutsfür Berufsbildung (BIBB) für die Berufsbildung und dieKMK für die allgeme<strong>in</strong>e und hochschulische Bildung Leitl<strong>in</strong>ien undZiele zur Entwicklung e<strong>in</strong>es DQR h<strong>in</strong>sichtlich von Transparenz,Gleichwertigkeit und Durchlässigkeit von Qualifikationen sowie e<strong>in</strong>erFör<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Qualitätsentwicklung. Weitere wichtige Ansätzef<strong>in</strong>den sich zudem im Qualifikationsrahmen für deutsche Hochschulabschlüsse<strong>der</strong> KMK aus dem Jahre 2005, <strong>der</strong> die QualifikationsstufenBachelor, Master und Doktorat umfasst (KMK 2005b).E<strong>in</strong>ige Entwürfe für die Übertragung des hochschulbezogenenQualifikationsrahmens auf e<strong>in</strong>zelne Studienfächer wie Betriebswirtschaftslehreund Soziale Arbeit liegen vor.Im H<strong>in</strong>blick auf die Vielgestaltigkeit des deutschen Bildungssystemsbesteht die Herausfor<strong>der</strong>ung <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e dar<strong>in</strong>, e<strong>in</strong> für dennationalen Kontext adäquates Gerüst für die Beschreibung vonLernergebnissen zu schaffen, welches die Beson<strong>der</strong>heiten <strong>der</strong>(hoch-)schulischen sowie <strong>der</strong> betrieblichen Aus- und Weiterbildungberücksichtigt, diese jedoch gleichsam bildungsbereichsübergreifendverortet, zue<strong>in</strong>an<strong>der</strong> <strong>in</strong> Beziehung setzen und somit anschlussfähigzum EQR machen kann. Dabei soll jedoch nicht die113


<strong>in</strong>haltlich-fachliche Gestaltung <strong>der</strong> Bildungsangebote festgelegtwerden.Die Entwicklung e<strong>in</strong>es DQR bef<strong>in</strong>det sich aktuell im Prozess undwird von e<strong>in</strong>er Steuerungsgruppe aus BMBF und KMK koord<strong>in</strong>iert52 sowie von e<strong>in</strong>em Arbeitskreis „Deutscher Qualifikationsrahmen“mit Experten <strong>der</strong> Sozialparteien, <strong>der</strong> Wissenschaft undweiteren Bildungsakteuren 53 begleitet. Über die Erörterung <strong>der</strong> unterschiedlichenAnfor<strong>der</strong>ungen und Positionen <strong>der</strong> Akteure (vgl.hierzu genauer 7.1.3) wurde im Rahmen des Arbeitskreises e<strong>in</strong>geme<strong>in</strong>samer Entwurf erarbeitet, welcher im Februar 2009 als„Diskussionsvorschlag e<strong>in</strong>es Deutschen Qualifikationsrahmens fürlebenslanges Lernen“ (AK DQR 2009) vorgelegt wurde. Dieser bestehtaus e<strong>in</strong>em E<strong>in</strong>führungstext, dem Vorschlag e<strong>in</strong>er DQR-Matrixsowie e<strong>in</strong>em begriffsklärenden DQR-Glossar.Im E<strong>in</strong>führungstext werden dabei auf den Entwicklungsh<strong>in</strong>tergrundauf europäischer Ebene Bezug genommen und die grundlegendenZiele und das Grundverständnis e<strong>in</strong>es Deutschen Qualifikationsrahmenserläutert.Als Zielsetzungen werden Transparenz h<strong>in</strong>sichtlich Gleichwertigkeitenund Unterschieden von Qualifikationen sowie e<strong>in</strong>e Unterstützung<strong>der</strong> Durchlässigkeit benannt. Daran anschließend gelte ese<strong>in</strong>en Beitrag zur „För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Mobilität von Lernenden und Beschäftigten“zu leisten und <strong>in</strong>sgesamt den „Zugang und Teilnahmeam lebenslangen Lernen“ (AK DQR 2009: 3) zu för<strong>der</strong>n und zuverbessern.Analog zum EQR s<strong>in</strong>d im DQR-Entwurf acht Niveaustufen vorgesehen,welche über e<strong>in</strong>en Kompetenzbegriff – verstanden alsHandlungskompetenz – <strong>in</strong> Fachkompetenz (Wissen, Fertigkeiten)sowie Personale Kompetenz (Sozial- und Selbstkompetenz) operationalisiertwerden.Anhand <strong>der</strong> entwickelten Matrix und ihren Deskriptoren sollen alleformalen Qualifikationen des deutschen Bildungssystems zugeordnetwerden. Dabei sollen grundsätzlich alle Stufen über unterschiedlicheBildungswege erreichbar se<strong>in</strong>. Betont wird jedoch52 Der Koord<strong>in</strong>ierungsgruppe gehören an: BMBF: Dr. Susanna Schmidt (Vorsitz), Maria Brosch, Dr. Jutta Faust, MelanieForm, Christian H<strong>in</strong>gst, Ulrich Schüller; KMK: Lothar Herstix (Vorsitz), Dr. Birger Hendrix, Dr. Re<strong>in</strong>hild Otte, NorbertRosenboom, Michael Schopf sowie Ursula Dohme/ Renate Oeltzschner.53 Aktuelle Mitglie<strong>der</strong> des AK DQR s<strong>in</strong>d: Dr. Susanna Schmidt (BMBF) / Lothar Herstix (KMK) (Vorsitz), Klaus Oks (BA),Mart<strong>in</strong> Kraft (Bundesarbeitsgeme<strong>in</strong>schaft <strong>der</strong> Freien Wohlfahrtspflege e.V.), Susanne Müller (BDA), Bertold Gehlert(BLBS, dbb beamtenbund), Hermann Nehls (DGB), Dr. Stephanie Odenwald (GEW), Dr. Klaus Heimann (IG Metall),Steffen Gunnar Baxer (DIHK), Prof. Dr. Thomas Deiß<strong>in</strong>ger (Universität Konstanz), Prof. Dr. Volker Gehmlich (FH Osnabrück),Dr. Georg Hanf (BIBB), Anja Gadow (freier zusammenschluss von studentInnenschaften e.V.), Jan Rathjen(HRK), Dr. Diana Reuter (Konzertierte Aktion Weiterbildung), Dr. Birger Hendrix, Karl-He<strong>in</strong>z Held, Dr. Re<strong>in</strong>hild Otte,Norbert Rosenboom, Michael Schopf sowie Ursula Dohme/ Renate Oeltzschner (KMK), Helen Diedrich-Fuhs (Kuratorium<strong>der</strong> Deutschen Wirtschaft für Berufsbildung), Dr. Achim Hopbach (Akkreditierungsrat), Dr. Sab<strong>in</strong>e Behrenbeck(Wissenschaftsrat) sowie Prof. Dr. Friedrich H. Esser (ZDH).114


gleichzeitig, dass es sich bei den Qualifikationen e<strong>in</strong>er Stufe jedochnicht um die Abbildung gleichartiger, son<strong>der</strong>n gleichwertigerBildungsabschlüsse handle. Vor diesem H<strong>in</strong>tergrund wird explizitauf die Entkopplung von Zulassungsberechtigungen o<strong>der</strong> auch tarifrechtlichenAnsprüchen h<strong>in</strong>gewiesen.Die im Diskussionsvorschlag vorgelegte Matrix soll bis Ende 2009erprobt werden. Unter Beteiligung von zusätzlichen Fachexpertenwerden dabei als Arbeitsschwerpunkte benannt (vgl. Entschließungdes BIBB Hauptausschusses zur Gestaltung e<strong>in</strong>er Erprobungsphasefür den DQR vom 18.12.2008):- die Berücksichtigung <strong>der</strong> Erreichung aller Kompetenzniveausauf unterschiedlichen Bildungs- und Kompetenzwegen- die Überprüfung <strong>der</strong> Deskriptoren h<strong>in</strong>sichtlich adäquater Skalierungund niveaugerechter Zuordnung- die Erarbeitung von Optimierungsvorschlägen sowie zurHandhabung <strong>in</strong>formell erworbener Kompetenzen- die Überprüfung <strong>der</strong> Anschlussmöglichkeiten an den EQR sowie- H<strong>in</strong>weise bezüglich <strong>der</strong> Implementierung des DQR „als Bezugsrahmenim deutschen Bildungssystem.“ (BIBB 2008)2010 soll <strong>der</strong> entwickelte DQR <strong>in</strong> Relation zum EQR gestellt werden,e<strong>in</strong>e letztliche Anwendung bzw. Umsetzung ist parallel zumImplementationsprozess des EQR bis 2012 geplant.7.1.3 Positionen und Sichtweisen relevanter AkteureDie Entwicklung e<strong>in</strong>es bildungsbereichsübergreifenden Qualifikationsrahmenssteht im H<strong>in</strong>blick auf die Unterschiedlichkeit <strong>der</strong> e<strong>in</strong>bezogenenBildungszweige und die Vielzahl <strong>der</strong> betroffenen Akteureim Spannungsfeld vielfältiger Erwartungen, Anfor<strong>der</strong>ungenund Zielvorstellungen.Zwar wird die generelle E<strong>in</strong>richtung e<strong>in</strong>es DQR im H<strong>in</strong>blick auf dieVerbesserung (<strong>in</strong>ter-)nationaler Transparenz und e<strong>in</strong>er Stärkung<strong>der</strong> Bildungsmobilität 54 übergreifend durchweg begrüßt, differenteAnsichten bezüglich <strong>der</strong> Entwicklung betrafen bzw. betreffen jedoch<strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e die Fragen,54 Seitens <strong>der</strong> Bundesregierung wird zudem grundlegend auf die Erwartung verwiesen, „dass <strong>der</strong> DQR die Beson<strong>der</strong>heitenund Vorzüge des deutschen Bildungssystems abbilden und damit dessen Bedeutung und Leistungsstärke im <strong>Vergleich</strong>zu an<strong>der</strong>en Bildungssystemen sichtbar machen wird“ (Deutscher Bundestag 2007) und sich somit die Chancenfür Absolventen im europäischen Arbeitsmarktkontext weiter verbessern könnten.115


wie die begriffliche Bestimmung und Fe<strong>in</strong>glie<strong>der</strong>ung desKompetenzverständnisses erfolgen kann,ob e<strong>in</strong>e re<strong>in</strong>e Orientierung an Lernergebnissen (Outcome)h<strong>in</strong>länglich ist,wie viele Niveaustufen e<strong>in</strong> Deutscher Qualifikationsrahmenumfassen soll,welche Kriterien den zu entwickelnden Deskriptoren zugrundeliegen sollen bzw. wie die Deskriptoren zu formulierens<strong>in</strong>dund <strong>in</strong> welcher Form die konkrete Zuordnung von Qualifikationenzu Niveaus erfolgt.Daher werden im Folgenden die Positionen und Sichtweisen <strong>der</strong>Akteure genauer analysiert. Dabei gilt es <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e zu klären,welche Vorstellungen bezüglich <strong>der</strong> Ziele und Struktur e<strong>in</strong>es Qualifikationsrahmensbestehen, wie Instrumente und Prüfverfahrenausgestaltet, Zuständigkeiten <strong>der</strong> Umsetzung geregelt und Akzeptanzgewährleistet se<strong>in</strong> sollten. Die Frage nach <strong>der</strong> Bedeutung fürbzw. dem Bezug zur Qualitätssicherung wird geson<strong>der</strong>t unter 7.2behandelt.Die grundlegenden Standpunkte <strong>der</strong> Akteure lassen sich anhandvon Stellungnahmen, Positionspapieren und Orientierungshilfennachvollziehen, welche parallel zum Prozess <strong>der</strong> Entwicklung imDQR-Arbeitskreis vorgelegt wurden. Im H<strong>in</strong>blick auf den Fortgang<strong>der</strong> Entwicklung im AK DQR können diese jedoch nur bed<strong>in</strong>gt überdie E<strong>in</strong>schätzungen zum aktuellen Entwicklungsstand und die damitverbundenen Kompromisse Auskunft geben.Vor diesem H<strong>in</strong>tergrund wurde für die Aufnahme <strong>der</strong> E<strong>in</strong>schätzungen<strong>der</strong> Akteure die Auswertung <strong>der</strong> vorliegenden Positionspapiereum persönliche bzw. teilweise telefonische Interviews mit Ansprechpartner/-<strong>in</strong>nen<strong>der</strong> verschiedenen am Entwicklungsprozessbeteiligten Institutionen, Sozialpartner und politischen Vertreter/-<strong>in</strong>nenergänzt. Befragt wurden <strong>in</strong> diesem Zusammenhang Vertreter/-<strong>in</strong>nenvon DIHK, ZDH, BDA, DGB, GEW, BMBF, BIBB,KMK, HRK, Akkreditierungsrat und BLBS.116


PositionspapiereHauptbezugspunkte <strong>der</strong> Diskussion bildeten <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e diegrundlegenden Positionsbestimmungen <strong>der</strong> Spitzenverbände <strong>der</strong>Wirtschaft 55 (BDA et al. 2008 56 ; vgl. auch Müller 2008a, 2008b;Bayer 2008) sowie <strong>der</strong> Arbeitnehmervertreter (DGB 2008; GEW2008). H<strong>in</strong>zu kommen Ausführungen und Stellungnahmen ausSicht <strong>der</strong> Län<strong>der</strong>vertreter (z.B. Arbeits- und Sozialm<strong>in</strong>isterkonferenz2008), von Lehrer- sowie Sozialverbänden (vgl. z.B. BLBS/VLW 2008; Kooperationsverbund Jugendsozialarbeit 57 2008) undweiteren Interessengruppen. Darüber h<strong>in</strong>aus wurde und wird <strong>in</strong>Vorträgen und Präsentationen von e<strong>in</strong>zelnen Akteuren Stellungbezogen. Hierbei werden durchaus auch unterschiedliche Schwerpunktsetzungenund Anfor<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> e<strong>in</strong>zelnen Institutionenund Verbände (im <strong>Vergleich</strong> zu den übergreifenden Positionspapieren)deutlich.Im Fokus des geme<strong>in</strong>samen Positionspapiers <strong>der</strong> Wirtschaftsvertreter(28.03.2008) steht die For<strong>der</strong>ung e<strong>in</strong>er „konsequenten Arbeitsmarktorientierung“des DQR. Dieser zufolge bedürfe die Ausgestaltungdes Qualifikationsrahmens e<strong>in</strong>er „Ausrichtung am Bedarf<strong>der</strong> Unternehmen“ und müsse zudem e<strong>in</strong>en Mehrwert für dieam Wirtschaftsprozess Beteiligten – bspw. Orientierungshilfe bei<strong>der</strong> Personalgew<strong>in</strong>nung – bieten. Die E<strong>in</strong>ordnung von Qualifikationenbeziehen die Wirtschaftsvertreter im Anschluss daran klar aufdie „Verwertbarkeit auf dem Arbeitsmarkt“ und stellen e<strong>in</strong>en (umfassenden)Handlungskompetenzbegriff 58 <strong>in</strong> den Mittelpunkt <strong>der</strong>Niveaubeschreibung. Konsequent sei dabei <strong>der</strong> Outcome-Orientierung des EQR zu folgen. Gleichsam sehen die Wirtschaftsvertreterim DQR ke<strong>in</strong> Reform<strong>in</strong>strument zur grundlegendenVerän<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> nationalen bildungspolitischen Strukturen,vielmehr soll anhand <strong>der</strong> bestehenden Qualifikationen Gleichwertigkeitabgebildet und somit die Durchlässigkeit zwischen den Bildungsbereichenerhöht werden. Deutlich for<strong>der</strong>n sie <strong>in</strong> diesem Zusammenhangdie Beseitigung formaler Schranken bei den Übergangsmöglichkeitenzwischen den Bildungsbereichen. H<strong>in</strong>sichtlich<strong>der</strong> Anzahl <strong>der</strong> Niveaustufen wird auf die Orientierung am EQR,d.h. e<strong>in</strong> achtgliedriges System, verwiesen, um entsprechend Kompatibilitätund <strong>Vergleich</strong>barkeit zu sichern. Analog zum EQR müs-55 Bundesverband <strong>der</strong> deutschen Arbeitgeberverbände (BDA), Bundesverband <strong>der</strong> Deutschen Industrie (BDI), Bundesverbanddes Deutschen Groß- und Außenhandels e.V. (BGA), Deutscher Bauernverband (DBV), Deutscher IndustrieundHandelskammertag (DIHK), Hauptverband des Deutschen E<strong>in</strong>zelhandels (HDE) und Zentralverband des DeutschenHandwerks (ZDH).56 Ausführungen zu den Anfor<strong>der</strong>ungen des Beschäftigungssystems vgl. auch BITKOM et al. 2007.57 Der Kooperationsverbund Jugendsozialarbeit setzt sich zusammen aus: Arbeiterwohlfahrt Bundesverband e.V.(AWO), Deutsches Rotes Kreuz e.V. (DRK), Bundesarbeitsgeme<strong>in</strong>schaft Evangelische Jugendsozialarbeit e.V. (BAGEJSA), Bundesarbeitsgeme<strong>in</strong>schaft örtlich regionaler Träger <strong>der</strong> Jugendsozialarbeit (BAG ÖRT), Der Paritätische Gesamtverband,Internationaler Bund (IB) und Katholische Jugendsozialarbeit (KJS).58 „Handlungskompetenz wird verstanden als E<strong>in</strong>heit von Fach-, Sozial- und Personalkompetenz“ (BDA et al. 2008).117


se zudem das Pr<strong>in</strong>zip <strong>der</strong> Freiwilligkeit <strong>der</strong> Anwendung gelten, umausreichend Akzeptanz zu erlangen.Seitens <strong>der</strong> Gewerkschaften (DGB bzw. e<strong>in</strong>zelne Gewerkschaftenwie die GEW) wird ebenfalls <strong>der</strong> Kompetenzbegriff <strong>in</strong> den Mittelpunktgestellt. Mit diesem verb<strong>in</strong>den die Arbeitnehmervertreter neben<strong>der</strong> beruflichen Handlungsfähigkeit jedoch noch stärker dieFrage <strong>der</strong> persönlichen Entwicklung „unter E<strong>in</strong>schluss von Planungs-und Entscheidungsfähigkeit“ (DGB 2008) im S<strong>in</strong>ne e<strong>in</strong>erreflexiven Handlungsfähigkeit. Neben <strong>der</strong> Erfassung von Kompetenzenhabe die Beschreibung <strong>der</strong> Niveaus zudem noch Umgebungsstrukturen(Organisation, Partizipation etc.) e<strong>in</strong>zubeziehen.Auch wird e<strong>in</strong>e re<strong>in</strong>e Outcome-Orientierung von den Gewerkschaftsvertreternals unzureichend angesehen. Für die Herstellungqualitativ hochwertiger Lernergebnisse müsse e<strong>in</strong> DQR auch Input-und Prozessfaktoren berücksichtigen. Betont wird <strong>in</strong> diesemKontext gleichsam die Bedeutung des Schutzes <strong>der</strong> Beruflichkeitund die Verh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung e<strong>in</strong>er „Fragmentierung abschlussbezogener,formaler Bildungsgänge“ bzw. die Beför<strong>der</strong>ung von „Schmalspurausbildungen“.Weitere Befürchtungen gelten <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e <strong>der</strong> Unterbewertung<strong>der</strong> beruflichen Handlungskompetenz sowie e<strong>in</strong>er Zementierung<strong>der</strong> Trennung e<strong>in</strong>zelner Bildungsbereiche (allgeme<strong>in</strong>e, berufliche,hochschulische Bildung). Im Gegensatz zur Position <strong>der</strong> Wirtschaftsprechen die Arbeitnehmervertreter dabei explizit von e<strong>in</strong>er Funktiondes DQR als Instrument zur „weiteren Entwicklung und Reformdes Bildungssystems“.H<strong>in</strong>sichtlich <strong>der</strong> Anzahl <strong>der</strong> Niveaustufen wurden seitens <strong>der</strong> Gewerkschaftenfür den Bereich Berufsbildung zunächst lediglich fünfNiveaustufen vorgeschlagen, welche sich aus <strong>der</strong> Def<strong>in</strong>ition <strong>der</strong>Anfor<strong>der</strong>ungen <strong>in</strong> Arbeits- und Lernsituationen herleiten. Die ersteStufe bezieht sich dabei auf berufsvorbereitende Qualifikationen.Während seitens <strong>der</strong> Wirtschaft die Anerkennung non-formal bzw.<strong>in</strong>formell erworbener Kompetenzen nicht explizit Erwähnung f<strong>in</strong>det,stellen die Arbeitnehmervertreter diesen Bereich als bedeutsamheraus. Bezüglich <strong>der</strong> Kompetenzmessung for<strong>der</strong>t <strong>der</strong> DGB zudemdie Angabe von Verfahren und Qualitätskriterien im DQR. Alsweiteren Faktor fügt die GEW hierbei die Notwendigkeit <strong>der</strong> Sicherunge<strong>in</strong>er kostenfreien Zertifizierungsmöglichkeit über staatlicheOrgane an. So dürfe <strong>der</strong> Nachweis und die Bestätigung von Kompetenzene<strong>in</strong>er Stufe des DQR nicht alle<strong>in</strong> über private Anbietererfolgen.Darüber h<strong>in</strong>aus müsse verh<strong>in</strong><strong>der</strong>t werden, dass jemand über dieStufung im DQR „zum Verlierer des Arbeitsmarktes abgestempelt“(GEW 2008) werde.118


Aus e<strong>in</strong>em ähnlichen Blickw<strong>in</strong>kel argumentieren die Vertreter <strong>der</strong>Jugendsozialarbeit, <strong>in</strong>dem sie auf die Integrationschancen e<strong>in</strong>esDQR, gleichzeitig aber auch auf die Gefahren e<strong>in</strong>er Exklusion <strong>der</strong>Klientel benachteiligter und bildungsferner Jugendlicher verweisen.Zentrale Bedeutung komme dabei <strong>der</strong> Ausgestaltung <strong>der</strong> erstenNiveaustufe e<strong>in</strong>es DQR zu. So müsse diese „ausreichende Perspektivenfür die Teilhabe und spätere Ausbildung dieser Jugendlichen“(Kooperationsverbund Jugendsozialarbeit 2008) eröffnen.Kritisiert wurde <strong>in</strong> diesem Zusammenhang vor allem e<strong>in</strong> Vorschlagzur Beschreibung <strong>der</strong> Stufe 1 „mit <strong>der</strong> formalen Qualifikation,qualifizierter Hauptschulabschluss‘“, da diese Jugendlichen, welchean<strong>der</strong>e Qualifizierungsmaßnahmen <strong>der</strong> Jugendsozialarbeitabsolvierten, ausklammern würde. Betont wird daran anschließenddie Bedeutung e<strong>in</strong>er Erhöhung <strong>der</strong> Durchlässigkeit des Bildungssystemsund die Anerkennung <strong>der</strong> Gleichwertigkeit unterschiedlicherBildungswege e<strong>in</strong>schließlich <strong>in</strong>formell bzw. non-formal erworbenerKompetenzen. Der Kooperationsverbund spricht sich dabeianalog zu den Gewerkschaften für e<strong>in</strong> umfassendes Kompetenzverständnisaus und verweist auf die Notwendigkeit adäquaterMess<strong>in</strong>strumente und Nachweissysteme <strong>der</strong> Kompetenzfeststellung(vgl. ebd.).GesprächeÜber die grundlegenden Positionierungen und Stellungnahmen,welche vielfach zu Beg<strong>in</strong>n <strong>der</strong> Entwicklungsphase des DQR verfasstwurden, h<strong>in</strong>aus werden im Folgenden die Ergebnisse <strong>der</strong>Gespräche mit den Akteuren im H<strong>in</strong>blick auf den aktuellen Entwicklungsstanddes DQR und die damit verbundenen Diskussionspunktedes Entwicklungsprozesses dargestellt.Der im Februar 2009 vorgelegte Diskussionsvorschlag wird vonden Akteuren <strong>in</strong>sgesamt als guter Kompromiss und s<strong>in</strong>nvolleGrundlage für e<strong>in</strong>e erste Erprobungsphase gewertet.Als wichtiger und richtiger Schritt wird von den unterschiedlichenBeteiligten dabei die bildungsbereichsübergreifende Verständigungund geme<strong>in</strong>same Abstimmung verstanden. Die Zusammenarbeitim AK und die geme<strong>in</strong>same Entwicklung trage gleichsamzu e<strong>in</strong>em Abbau <strong>der</strong> „Abschottungen“ <strong>der</strong> Bildungsbereiche –im S<strong>in</strong>ne e<strong>in</strong>er permanenten vertrauensbildenden Maßnahme –bei. Allerd<strong>in</strong>gs verweisen e<strong>in</strong>ige Befragte auf e<strong>in</strong>e gewisse Belastungo<strong>der</strong> auch Überfrachtung e<strong>in</strong>er vertrauensvollen Zusammenarbeitdurch politische Interessenlagen wie bspw. die Diskussionum e<strong>in</strong>en Bachelor Professional.Seitens <strong>der</strong> Gewerkschaften wird zudem das Interesse an e<strong>in</strong>erengeren Zusammenarbeit bzw. ressortübergreifenden Verantwort-119


lichkeit seitens <strong>der</strong> beteiligten M<strong>in</strong>isterien (BMBF, BMWi bzw.BMAS) thematisiert.Die Glie<strong>der</strong>ung <strong>in</strong> acht Niveaustufen wird im H<strong>in</strong>blick auf die Bezugnahmezum EQR von den meisten Befragten begrüßt. Auchvon den Gewerkschaftsvertreter/-<strong>in</strong>nen, welche sich zunächst füre<strong>in</strong>e fünfstufige Glie<strong>der</strong>ung ausgesprochen haben (vgl. PositionspapierDGB 2008) wird diese – unter Verweis auf den Beg<strong>in</strong>n <strong>der</strong>Beruflichkeit ab Niveau 4 – akzeptiert. So könne man gleichsamvon e<strong>in</strong>em 5+3-Modell sprechen, welches fünf berufsbezogeneStufen und drei Stufen mit schulisch-grundbildendem Bezug umfasse.Insgesamt wird <strong>der</strong> E<strong>in</strong>bezug allgeme<strong>in</strong>schulischer Bildung vonmehreren Akteuren weiterh<strong>in</strong> als problematisch angesehen, dadiese kaum s<strong>in</strong>nvoll über fach- bzw. tätigkeitsbezogene Kompetenzbeschreibungenerfasst werden könne. Zudem sei hierbei dieKopplung an den EQR schwierig.Bedeutsam <strong>in</strong> Bezug auf die Niveaus – so <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e die Sozialpartnerund Vertreter <strong>der</strong> beruflichen Bildung – sei <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>iedie bildungsbereichsunabhängige Möglichkeit zur Erreichung allerNiveaustufen und somit die Abkehr von e<strong>in</strong>er Exklusivität <strong>der</strong>oberen Stufen für die akademische Bildung. Unterschiedlich undteilweise kritisch fällt <strong>in</strong> diesem Zusammenhang jedoch die Bewertunge<strong>in</strong>er komplementären Deskriptorenbeschreibung für die Bereiche<strong>der</strong> (hoch-)schulischen respektive <strong>der</strong> beruflichen Bildung –<strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e ab Niveau 6 – aus. 59 Wird dies von e<strong>in</strong>igen als notwendigesZugeständnis an die Unterschiedlichkeit <strong>der</strong> Bildungsbereicheund Kompromiss h<strong>in</strong>sichtlich <strong>der</strong> Zugänglichkeit aller Stufenverstanden, sehen an<strong>der</strong>e Akteure (auch seitens <strong>der</strong> akademischenBildung) dar<strong>in</strong> e<strong>in</strong>en unnötigen Rückschritt im H<strong>in</strong>blick aufe<strong>in</strong> bildungsbereichsübergreifendes Instrument.H<strong>in</strong>sichtlich <strong>der</strong> Festlegung des Kompetenzbegriffes im Diskussionsvorschlagzeigen sich die Akteure überwiegend zufrieden, <strong>in</strong><strong>der</strong> Auslegung desselben spiegeln sich jedoch weiterh<strong>in</strong> die unterschiedlichenAuffassungen wie<strong>der</strong>. So wird <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e seitens<strong>der</strong> Wirtschaftsvertreter/-<strong>in</strong>nen darauf verwiesen, dass zwar nicht<strong>der</strong> vorgeschlagene Begriff <strong>der</strong> „beruflichen Handlungskompetenz“aufgenommen worden sei, mit <strong>der</strong> Hauptbezugsgröße Beschäftigungssystemjedoch diese im Mittelpunkt stehe. Dem Gegenübersehen die Vertreter/-<strong>in</strong>nen des akademischen Bereichs den Begriffeher weiter gefasst.59 Die Deskriptoren von Niveau 1-5 verweisen auf „Lern-o<strong>der</strong> Arbeitsbereiche“/ „berufliche Tätigkeitsfel<strong>der</strong>“. Die Beschreibungenab Stufe 6 benennen als Bezugsgröße e<strong>in</strong> „wissenschaftliches Fach“ bzw. e<strong>in</strong> „berufliches Tätigkeitsfeld“(vgl. AK DQR 2009).120


Die vom EQR abweichende Subglie<strong>der</strong>ung <strong>in</strong> die KategorienFachkompetenz – unterteilt <strong>in</strong> „Wissen“ und „Fertigkeiten“ – undpersonale Kompetenz – unterteilt <strong>in</strong> „Sozialkompetenz“ und„Selbstkompetenz“ – wird <strong>in</strong>sgesamt als s<strong>in</strong>nvolle analytische Unterscheidungbeschrieben. Der E<strong>in</strong>bezug von Selbstkompetenzbzw. reflexivem Wissen wird hierbei <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e von Seite <strong>der</strong>Arbeitnehmervertreter/-<strong>in</strong>nen als bedeutsam hervorgehoben.Gleichsam greife, so v.a. die GEW, <strong>der</strong> Entwurf h<strong>in</strong>sichtlich <strong>der</strong>Berücksichtigung gesellschaftspolitischer Kompetenz noch zu kurzbzw. sei nur im Ansatz vorhanden.Vere<strong>in</strong>zelt gestalteten sich Formulierungen zwar noch etwaskomplex bzw. bestünden gewisse Inkonsistenzen (z.B. „kognitiveFertigkeiten“), <strong>in</strong>sgesamt werden die Deskriptoren jedoch als e<strong>in</strong>egute Grundlage für die Erprobungsphase gewertet. Im Rahmendieser gelte es ohneh<strong>in</strong>, die Beschreibungen nochmals kritischh<strong>in</strong>sichtlich ihrer Handhabbarkeit zu prüfen. Für das weitere Vorgehensei jedoch auch unerlässlich, dass <strong>der</strong> Diskussionsvorschlagvon allen Akteuren akzeptiert und getragen werde.Entscheidende Bedeutung messen sämtliche Befragten demnächsten Schritt <strong>der</strong> Entwicklung e<strong>in</strong>es DQR, <strong>der</strong> Erprobung undsomit e<strong>in</strong>er ersten Zuordnung von Qualifikationen anhand <strong>der</strong>erarbeiteten Deskriptoren zu. Diese werde zeigen, <strong>in</strong>wiefern die imRahmen des AK „abstrakt“ formulierten Deskriptoren e<strong>in</strong>er praktischenFunktionalitätsprüfung standhielten.Die Überlegungen zur Zuordnung von Qualifikationen gestaltensich für den beruflichen Bereich noch sehr heterogen. Durch diezeitlich frühere Entwicklung e<strong>in</strong>es geme<strong>in</strong>samen Hochschulrahmens(2005) werden für den akademischen Bereich h<strong>in</strong>gegen verschiedeneAspekte beschrieben, welche sich auch im DQR wie<strong>der</strong>f<strong>in</strong>densollten. So wird für den Hochschulbereich e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>heitlicheSetzung von Bachelorabschlüssen auf Stufe 6, Masterabschlüssenauf Stufe 7 und Doktorat auf Stufe 8 benannt. Für denberuflichen Bereich h<strong>in</strong>gegen werden sehr unterschiedliche Varianten,vielfach mit Überlegungen h<strong>in</strong>sichtlich e<strong>in</strong>er B<strong>in</strong>nendifferenzierungvon Abschlussgruppen diskutiert.So plädieren e<strong>in</strong> Teil <strong>der</strong> Befragten (<strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e <strong>der</strong> Wirtschaftsvertreter)<strong>in</strong> diesem Zusammenhang für e<strong>in</strong>e konsequente Anwendung<strong>der</strong> Outcomeorientierung. Dies bedeute, dass Abschlussgruppennicht pauschal e<strong>in</strong>er Niveaustufe zuzuordnen, son<strong>der</strong>n<strong>in</strong>dividuell im H<strong>in</strong>blick auf die Kompetenzbeschreibung <strong>der</strong> Deskriptorenh<strong>in</strong> zu prüfen seien. Vor dem H<strong>in</strong>tergrund des sehr unterschiedlichenSpektrums an Bildungsgängen mit ebenso heterogenenAnfor<strong>der</strong>ungen müsse entsprechend e<strong>in</strong>e Zuordnung auf unterschiedlichenNiveaus möglich se<strong>in</strong>. E<strong>in</strong>ige Vertreter/-<strong>in</strong>nen sehene<strong>in</strong>e B<strong>in</strong>nendifferenzierung nur im Bereich <strong>der</strong> dualen Ausbildung,mit ihren vielen unterschiedlichen Ausbildungsprofilen unddifferenten Zugangsvoraussetzungen (Schulabschlüsse) gegeben,121


Meister- bzw. Fortbildungsabschlüsse gestalteten sich <strong>in</strong> dieserH<strong>in</strong>sicht homogener.Vere<strong>in</strong>zelt verweisen Befragte auch auf zum<strong>in</strong>dest denkbare Abstufungenim Hochschulbereich, beispielsweise für künstlerischeAbschlüsse bzw. im gesamten Bachelorbereich – auch wenn davon<strong>in</strong> <strong>der</strong> Umsetzung nicht auszugehen sei.Die unterschiedlichen Standpunkte bezüglich <strong>der</strong> Reichweite <strong>der</strong>Kompetenzorientierung des Qualifikationsrahmen werden gleichsamh<strong>in</strong>sichtlich <strong>der</strong> Verortung von non-formal erworbenen, nichtabschlussbezogenen Kompetenzen deutlich. Für die meisten Befragtensteht (zunächst) die Zuordnung bestehen<strong>der</strong> formaler Qualifikationen(Abschlüsse) im Mittelpunkt. Lernergebnisorientierungwird somit anhand <strong>der</strong> für den Bildungsgang beschriebenen Kompetenzenüber die e<strong>in</strong>/e Absolvent/-<strong>in</strong> (durchschnittlich bzw. m<strong>in</strong>destens)verfügen soll, verstanden. E<strong>in</strong>e Individualbetrachtung <strong>der</strong>Kompetenzen von Personen bzw. e<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>zelfallprüfung könneund wolle e<strong>in</strong> Instrument wie <strong>der</strong> Qualifikationsrahmen h<strong>in</strong>gegennicht leisten.Bezüglich e<strong>in</strong>es stärkeren E<strong>in</strong>bezugs auch non-formaler bzw. <strong>in</strong>formellerworbener Kompetenzen sei entsprechend auch die Frage<strong>der</strong> Kompetenzfeststellung noch völlig offen. Zu diskutieren seienhierbei <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e die Möglichkeiten e<strong>in</strong>er Zuordnung außerhalb<strong>der</strong> Abbildung über formale Abschlüsse. V.a. im Bereich <strong>der</strong>unteren Stufen seien für die För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Chancen zur(Re-)Integration von jungen Menschen mit schwierigen Startbed<strong>in</strong>gungenentsprechende Zertifizierungsverfahren von Bedeutung.E<strong>in</strong>e konkrete Methodik h<strong>in</strong>sichtlich <strong>der</strong> Zuordnung habe man bislangnoch nicht diskutiert, diese sei im Rahmen <strong>der</strong> Erprobung zuetablieren. 60 Dabei sei u.a. von <strong>der</strong> Schwierigkeit auszugehen,dass nicht alle Kompetenzbereiche (Fach- bzw. personale Kompetenz)gleichgewichtig <strong>in</strong> den e<strong>in</strong>zelnen Qualifikationen vertretenseien. Vielmehr müsse <strong>in</strong> diesem Kontext wohl im S<strong>in</strong>ne e<strong>in</strong>es„best-fit-Verfahrens“ kategorisiert werden.E<strong>in</strong>e <strong>der</strong> Taxonomie des Qualifikationsrahmens entsprechendeabstufende E<strong>in</strong>ordnung könne s<strong>in</strong>nvoll nur im Rahmen e<strong>in</strong>zelnerBerufsfel<strong>der</strong> gedacht werden. Entsprechend sei an konkreten Tätigkeitsfel<strong>der</strong>nzu prüfen, wie sich e<strong>in</strong>zelne Abschlüsse e<strong>in</strong>es Bereicheszue<strong>in</strong>an<strong>der</strong> verhalten.Entscheidende Bedeutung messen die Befragten zudem <strong>der</strong> nochoffenen Frage bei, wer künftig die Zuordnung von Qualifikationenzu den Niveaustufen des Qualifikationsrahmens vornehmen soll60 So sei <strong>in</strong> diesem Zusammenhang <strong>der</strong>zeit auch e<strong>in</strong> Rechtsgutachten <strong>in</strong> Auftrag gegeben worden, welches den Rahmen<strong>der</strong> Zuordnung klären solle.122


(bspw. e<strong>in</strong>e neu zu schaffende Stelle o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>e bestehende Institution;öffentliche o<strong>der</strong> private E<strong>in</strong>richtungen etc.).Insbeson<strong>der</strong>e seitens <strong>der</strong> Gewerkschaftsvertreter/-<strong>in</strong>nen sowieauch e<strong>in</strong>iger an<strong>der</strong>er Befragter wird auf die hohe Bedeutung e<strong>in</strong>erwissenschaftlichen Begleitung <strong>der</strong> Erprobung h<strong>in</strong>gewiesen. Auchwenn teilweise versucht werde, die Dynamik des DQR möglichstger<strong>in</strong>g zu halten, be<strong>in</strong>halte e<strong>in</strong> solches Instrument gleichsam vieleImplikationen und (mögliche) Auswirkungen auf das Beschäftigungssystemsowie die e<strong>in</strong>zelnen Berufsbiographien (bspw. imZusammenhang mit <strong>der</strong> Frage <strong>der</strong> Modularisierung), welche es zuidentifizieren und im Rahmen <strong>der</strong> Anwendung zu analysieren gelte.Zum Faktor „Durchlässigkeit“ äußern sich die Akteure unterschiedlich.Zwar benenne <strong>der</strong> E<strong>in</strong>leitungstext die Zielsetzung übere<strong>in</strong>e Abbildung von Gleichwertigkeiten „Durchlässigkeit zu unterstützen“,dom<strong>in</strong>ierend seien jedoch die folgenden „Negativ-Formulierungen“ nach welchen die Zuordnung „zu den Niveaustufendes DQR das bestehende System <strong>der</strong> Zugangsberechtigungennicht ersetzen soll“, „[d]as Erreichen e<strong>in</strong>er bestimmten Niveaustufe[…] nicht automatisch zum Zugang zur nächsten Stufe“ berechtigtsowie „entkoppelt von tarif- und besoldungsrechtlichen Auswirkungen“ist. Gleichsam sehen viele im Instrument Qualifikationsrahmenzum<strong>in</strong>dest perspektivisch Potenzial für Übergänge und Anerkennungenbzw. den Wegbereiter für e<strong>in</strong>e weiterreichende Durchlässigkeit.So müsse man auf längere Frist gedacht durchaus gutbegründen respektive sich auf entsprechende Kritik vorbereiten,warum Personen, welche – <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e auf den gleichen Arbeitsbereichbezogen – zwar auf <strong>der</strong>selben Stufe im DQR verortetseien und somit über gleichwertige (wenn auch nicht gleichartige)Kompetenzen verfügten, jedoch trotzdem unterschiedliche Aufstiegs-und Weiterbildungszugänge bzw. Karriere- und Gehaltschancenhaben sollten.Insbeson<strong>der</strong>e seitens e<strong>in</strong>zelner Wirtschaftsvertreter/-<strong>in</strong>nen wird <strong>in</strong>diesem Kontext auf bestehende Impulse und Verän<strong>der</strong>ungen zurDurchlässigkeit <strong>der</strong> Bildungsbereiche unabhängig des DQR verwiesen.So habe sich beispielsweise im H<strong>in</strong>blick auf die Möglichkeitendes Hochschulzugangs mit beruflichem(Aus-)Bildungsh<strong>in</strong>tergrund aktuell viel verän<strong>der</strong>t. Entsprechend geltees, diese Ansätze konsequent weiterzuverfolgen (bspw. imH<strong>in</strong>blick auf e<strong>in</strong>e auf Kompetenzen nicht auf Qualifikationswegenberuhenden Auswahl von Studierenden/ Lernenden durch Hochschulenrespektive an<strong>der</strong>e Bildungs<strong>in</strong>stitutionen) und nicht vonmöglichen Implikationen e<strong>in</strong>es DQR abhängig zu machen.Im H<strong>in</strong>blick auf die Frage <strong>der</strong> Akzeptanz des Qualifikationsrahmensmüsse – so mehrere Befragte – <strong>der</strong> Anspruch se<strong>in</strong>, diesennicht zu überfrachten. So lehre auch <strong>der</strong> Blick <strong>in</strong> Län<strong>der</strong>, welcheschon über viele Jahre Erfahrung mit e<strong>in</strong>em nationalen Qualifikati-123


onsrahmen verfügten, dass bei zu viel Regelungsanspruch mit diversenWi<strong>der</strong>ständen zu rechnen sei. Insbeson<strong>der</strong>e Anerkennungsfragen<strong>in</strong>formeller Kompetenzen und Entwicklungen bezüglichstärkerer Durchlässigkeit bräuchten entsprechend Zeit undmüssten Schritt für Schritt erreicht werden.Insgesamt sei zudem immer die unterschiedliche Tradition <strong>der</strong> Bildungsbereichezu beachten und <strong>in</strong> die Diskussion mit e<strong>in</strong>zubeziehen.Vor diesem H<strong>in</strong>tergrund könne e<strong>in</strong> Instrument wie <strong>der</strong> DQR <strong>in</strong>erster L<strong>in</strong>ie dazu beitragen, Transparenz zu schaffen und im S<strong>in</strong>nee<strong>in</strong>er „Landkarte mit Koord<strong>in</strong>atensystem“ e<strong>in</strong>e erste Orientierungbieten.Insbeson<strong>der</strong>e im H<strong>in</strong>blick auf den europäischen/ <strong>in</strong>ternationalenKontext sprechen die Befragten von <strong>der</strong> Anfor<strong>der</strong>ung an e<strong>in</strong> InstrumentQualifikationsrahmen, die „Wertigkeit“ deutscher Abschlüssedeutlich und somit wettbewerbsfähig zu machen und die(<strong>in</strong>ternationalen) Beschäftigungschancen <strong>der</strong> <strong>in</strong> Deutschland Qualifiziertenzu stärken. Entsprechend gelte es die „Qualität“ <strong>der</strong> Qualifikationenaufzuzeigen und dann über den EQR im <strong>Vergleich</strong> zuAbschlüssen an<strong>der</strong>er europäischer Län<strong>der</strong> adäquat zu positionieren.In diesem Zusammenhang sei jedoch <strong>in</strong>sgesamt noch e<strong>in</strong>längerer Aushandlungsprozesses zwischen den Län<strong>der</strong>n zu erwarten.Diverse Punkte mit durchaus noch e<strong>in</strong>iger politischer Sprengkraftseien sicherlich noch genauer zu diskutieren. Geklärt werdenmüssten beispielsweise noch die Rechtsfragen bezüglich <strong>der</strong> Verb<strong>in</strong>dlichkeitund Vorgaben h<strong>in</strong>sichtlich <strong>der</strong> Anwendung des DQR.Vor diesem H<strong>in</strong>tergrund werde zudem die Frage se<strong>in</strong>, welcherStellenwert dem DQR letztlich <strong>in</strong> <strong>der</strong> Praxis bei Personen bzw. Unternehmenund Institutionen zukomme.Wichtig sei daher auch – im Nachgang <strong>der</strong> ersten Erprobung – denDQR-Entwurf <strong>der</strong> Öffentlichkeit bekannt zu machen und breiter zudiskutieren. Mit Zusatzmaterial wie bspw. Handreichungen zur Erklärungbzw. e<strong>in</strong>em Leitfaden für Zuordnungen müsse dabei deutlichgemacht werden, was die Implementierung e<strong>in</strong>es DQR bedeuteund perspektivisch mit sich br<strong>in</strong>ge.7.2 Implikationen <strong>der</strong> Entwicklung e<strong>in</strong>es(Deutschen) Qualifikationsrahmens für dieQualitätssicherung7.2.1 Qualifikationsrahmen und QualitätssicherungMit <strong>der</strong> Entwicklung von Qualifikationsrahmen und <strong>der</strong> Frage nachden damit verbundenen Auswirkungen stellt <strong>der</strong> Bereich <strong>der</strong> Quali-124


tätssicherung e<strong>in</strong>en häufigen, jedoch <strong>in</strong> <strong>der</strong> Bedeutungszuweisungsehr unterschiedlich akzentuierten Bezugspunkt.Im H<strong>in</strong>blick auf die Verortung von Qualifikationen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Qualifikationsrahmenbedarf es <strong>in</strong>ternational wie auch auf nationalerEbene <strong>der</strong> e<strong>in</strong>zelnen Bildungsbereiche e<strong>in</strong>es „mutual trust“ – e<strong>in</strong>esgegenseitigen Vertrauensverhältnisses – <strong>in</strong> die tatsächliche Erfüllunge<strong>in</strong>er über die E<strong>in</strong>ordnung auf e<strong>in</strong>er Niveaustufe postuliertenKompetenzen. Entsprechend werden immer wie<strong>der</strong> Fragen <strong>der</strong>Gewährleistung <strong>der</strong> „Qualität“ <strong>der</strong> Lernergebnisse bzw. nachtransparenten und glaubwürdigen Qualitätssicherungs(-mechanismen)thematisiert.Deutlich formuliert ist <strong>der</strong> Bezug zur Qualitätssicherung im EuropäischenQualifikationsrahmen. So verweist die Empfehlung unter(10) auf die „Schlussfolgerungen des Rates zur Qualitätssicherung<strong>in</strong> <strong>der</strong> beruflichen Bildung“ sowie die Empfehlungen „über die verstärkteeuropäische Zusammenarbeit zur Qualitätssicherung <strong>in</strong> <strong>der</strong>Hochschulbildung“ sowie die <strong>in</strong> Bergen vere<strong>in</strong>barten „Normen undRichtl<strong>in</strong>ien für die Qualitätssicherung im Europäischen Hochschulraum“,auf welche sich „die Umsetzung des Europäischen Qualifikationsrahmensstützen sollte“ (Europäische Kommission 2008: 7).Darüber h<strong>in</strong>aus s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> Anhang 3 des EQR vergleichsweise detaillierte„Geme<strong>in</strong>same Grundsätze für die Qualitätssicherung <strong>in</strong> <strong>der</strong>Hochschul- und Berufsbildung im Kontext des Europäischen Qualifikationsrahmens“zur Gewährleistung <strong>der</strong> „Rechenschaftspflichtund die Verbesserung <strong>der</strong> Hochschul- und Berufsbildung“ (EuropäischeKommission 2008: 15) def<strong>in</strong>iert:- „Qualitätssicherungsstrategien und -verfahren sollten allen Niveaustufendes Europäischen Qualifikationsrahmens zugrundeliegen,- die Qualitätssicherung sollte <strong>in</strong>tegraler Bestandteil <strong>der</strong> <strong>in</strong>ternenVerwaltung von E<strong>in</strong>richtungen <strong>der</strong> allgeme<strong>in</strong>en und beruflichenBildung se<strong>in</strong>- die Qualitätssicherung sollte die regelmäßige Evaluierung vonE<strong>in</strong>richtungen und <strong>der</strong>en Programmen und <strong>Qualitätssicherungssysteme</strong>ndurch externe Prüforgane o<strong>der</strong> -stellen e<strong>in</strong>schließen,- externe Prüforgane o<strong>der</strong> -stellen, die Qualitätssicherung durchführen,sollten selbst regelmäßig überprüft werden,- Qualitätssicherung sollte die Dimensionen Kontext, Input, Prozessund Output umfassen und den Schwerpunkt auf Outputund Lernergebnisse legen,- <strong>Qualitätssicherungssysteme</strong> sollten folgende Elemente be<strong>in</strong>halten:125


- Klare und messbare Ziele und Standards; Leitl<strong>in</strong>ien fürdie Umsetzung, darunter die E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung <strong>der</strong> Betroffenen- angemessene Ressourcen,- e<strong>in</strong>heitliche Evaluierungsmethoden, die Selbstbewertungund externe Prüfung mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong> verb<strong>in</strong>den,- Feedbackmechanismen und Verfahren zur Verbesserung,- allgeme<strong>in</strong> zugängliche Evaluierungsergebnisse,- Initiativen zur Qualitätssicherung auf <strong>in</strong>ternationaler, nationalerund regionaler Ebene sollten koord<strong>in</strong>iert werden, um für den[sic!] Übersichtlichkeit, Kohärenz, Synergie und e<strong>in</strong>e das gesamteSystem umfassende Analyse zu sogen,- Qualitätssicherung sollte e<strong>in</strong> Prozess se<strong>in</strong>, bei dem über alleNiveaustufen und Systeme <strong>der</strong> allgeme<strong>in</strong>en und beruflichenBildung h<strong>in</strong>weg zusammengearbeitet wird, unter Beteiligung allerwichtigen Betroffenen <strong>in</strong> den Mitgliedstaaten und <strong>in</strong> <strong>der</strong>Geme<strong>in</strong>schaft,- Leitl<strong>in</strong>ien für die Qualitätssicherung auf Geme<strong>in</strong>schaftsebenekönnen als Bezugspunkte für Evaluierungen und Peer-Lernendienen.“ (Europäische Kommission 2008)Diesen ausführlichen Grundsätzen bezüglich Qualitätssicherungim Kontext des Europäischen Qualifikationsrahmens bleibt <strong>der</strong> Bezugzu Qualitätssicherung im E<strong>in</strong>führungstext des DQR-Diskussionsvorschlages unspezifisch und allgeme<strong>in</strong>: Im H<strong>in</strong>blickauf das Ziel von Transparenz und Durchlässigkeit „gilt es, durchQualitätssicherung und -entwicklung Verlässlichkeit zu erreichenund die Orientierung <strong>der</strong> Qualifizierungsprozesse an Lernergebnissen(‚Outcome-Orientierung‘) zu för<strong>der</strong>n.“ (AK DQR 2009, S. 3)Jenseits <strong>der</strong> konkreten Bezugnahme <strong>in</strong> den Qualifikationsrahmenist somit nach <strong>der</strong> Leistungsfähigkeit <strong>der</strong> Qualitätssicherungsstrukturenim H<strong>in</strong>blick auf die Erfassung von Kompetenzerwerb (Wissen,Fertigkeiten, Sozial- und Selbstkompetenz) <strong>in</strong> den Zieldef<strong>in</strong>itionensowie die Prüfungsverfahren und letztliche Sicherung <strong>der</strong>Ergebnisqualität zu fragen.7.2.2 Qualitätssicherung <strong>in</strong> <strong>der</strong> E<strong>in</strong>schätzung <strong>der</strong> am DQR-Prozess beteiligten AkteureAuch im Rahmen <strong>der</strong> Gespräche wurden die Implikationen respektivedie Bedeutung von Qualitätssicherung im Kontext e<strong>in</strong>es DeutschenQualifikationsrahmens thematisiert. Zwar messen die BefragtenQualitätssicherung <strong>in</strong>sgesamt e<strong>in</strong>e hohe Bedeutung zu,mehrere sehen jedoch ke<strong>in</strong>e unmittelbare und dr<strong>in</strong>gliche Verb<strong>in</strong>-126


dung h<strong>in</strong>sichtlich des DQR bzw. verweisen darauf, dass e<strong>in</strong> Zusammenhangzwischen Qualifikationsrahmen und Qualitätssicherungzunächst e<strong>in</strong>mal noch <strong>in</strong>s Bewusstse<strong>in</strong> rücken müsse. Sostelle die Frage <strong>der</strong> Qualitätssicherung nicht das primäre Anliegenh<strong>in</strong>sichtlich e<strong>in</strong>es DQR dar o<strong>der</strong> bilde automatisch e<strong>in</strong> Junktim,son<strong>der</strong>n sei eher als e<strong>in</strong> <strong>in</strong>teressantes Tool unter an<strong>der</strong>en zu verstehen.Vielmehr gelte es zunächst, das grundlegende Gerüst e<strong>in</strong>esQualifikationsrahmens zu entwickeln und zu erproben. WeiterführendeFragen, wie bspw. h<strong>in</strong>sichtlich e<strong>in</strong>er adäquaten Qualitätssicherung,seien hierbei zunächst nachgeordnet und solltenSchritt für Schritt angegangen werden. Darüber h<strong>in</strong>aus – so e<strong>in</strong>Teil <strong>der</strong> Befragten – bestehe die Gefahr die ohneh<strong>in</strong> schwierigeDiskussion mit dem Thema Qualitätssicherung zu überfrachten.Entsprechend bedürfe es an Geduld, die entstandenen „kle<strong>in</strong>enPflänzchen“ <strong>der</strong> geme<strong>in</strong>samen Arbeit nicht zu zerdrücken. Teilweisewird jedoch auch die Bedeutung des E<strong>in</strong>bezugs von Qualitätssicherung<strong>in</strong> die laufenden Überlegungen betont. Seitens <strong>der</strong> Gewerkschaftenwird <strong>in</strong> diesem Zusammenhang die eher vage Bezugnahmeim E<strong>in</strong>führungstext des DQR kritisiert, da diese für e<strong>in</strong>eweiterführende Entwicklung ke<strong>in</strong>e Andockpunkte biete.Insgesamt sehen die Befragten die unterschiedliche n Bildungsbereicheim H<strong>in</strong>blick auf Qualitätssicherung recht gut aufgestellt. ImBereich <strong>der</strong> beruflichen Bildung werden <strong>in</strong> diesem Zusammenhang<strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e die Ordnungsverfahren und Kammerprüfungen alszentrale Elemente genannt, im akademischen Bereich die Verfahren<strong>der</strong> (System-)Akkreditierung. 61Zwar könne <strong>der</strong> E<strong>in</strong>satz und die Umsetzung von QS-Instrumentenrespektive QS-Systemen vielerorts sicherlich noch ausgeweitetbzw. konsequenter verfolgt werden, man bef<strong>in</strong>de sich jedoch aufe<strong>in</strong>em richtigen Entwicklungspfad und verfüge über die nötigenWerkzeuge.Gleichsam verweisen mehrere Befragte (Wirtschafts-, Gewerkschafts-sowie Hochschulvertreter/-<strong>in</strong>nen) <strong>in</strong> diesem Zusammenhangauf die im Rahmen <strong>der</strong> beruflichen Bildung bislang sehr unterschiedlichbzw. nur teilweise stattf<strong>in</strong>dende Berücksichtigung desLernorts Betrieb. Im H<strong>in</strong>blick auf e<strong>in</strong> teilweise merkliches Gefällezwischen Ausbildungen (so Gewerkschafts- und Wirtschaftsvertreter/-<strong>in</strong>nen)sowie e<strong>in</strong>e Diskrepanz zwischen Vorgaben und (be-61 Seitens e<strong>in</strong>iger Vertreter <strong>der</strong> beruflichen Bildung wird die Entwicklung <strong>der</strong> Akkreditierung im Hochschulbereich zudemals gewisse Annäherung an die im Rahmen <strong>der</strong> beruflichen Bildung def<strong>in</strong>ierten Ordnungsvorgaben verstanden. An<strong>der</strong>eBefragte (HRK, Akkreditierungsrat) versweisen jedoch auf vielfältige relevante Unterschiede im Detail <strong>der</strong> Verfahren.127


trieblicher) Ausbildungsrealität, sei – auch unabhängig e<strong>in</strong>es DQR– e<strong>in</strong> stärkerer E<strong>in</strong>bezug anzustreben. 62Auch im H<strong>in</strong>blick auf die Kompetenz- und Lernergebnisorientierunge<strong>in</strong>es DQR bewertet die Mehrheit <strong>der</strong> Befragten die vorhandenenQS-Maßnahmen als geeignet und ausreichend. Die e<strong>in</strong>heitlicheÜberprüfung <strong>der</strong> Lernergebnisse werde im Bereich <strong>der</strong> beruflichenBildung <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e durch die Kammerprüfungen sichergestellt,im Bereich <strong>der</strong> akademischen Bildung sehen e<strong>in</strong>ige Befragtenoch Ausbaupotenzial h<strong>in</strong>sichtlich <strong>der</strong> Rückkopplung <strong>der</strong>Prüfungen an die def<strong>in</strong>ierten Ausbildungsziele.Zusätzliche kompetenzprüfende Verfahren (wie bspw. im Rahmene<strong>in</strong>es Berufsbildungspisa) werden unterschiedlich bewertet. Insbeson<strong>der</strong>eseitens <strong>der</strong> Gewerkschaften werden diese aufgrund methodischerProblematiken (bspw. Abbildung des betrieblichen/ außerschulischenTeils <strong>in</strong> <strong>der</strong> dualen Berufsausbildung) eher kritischgesehen.Befragt nach den Anfor<strong>der</strong>ungen an Qualitätssicherung bzw. adäquateQS-Systeme beschreiben die Befragten überwiegend e<strong>in</strong>eganzheitliche Betrachtung e<strong>in</strong>es Bildungsganges sowie die Anfor<strong>der</strong>ungan die Unabhängigkeit und adäquate Qualifikation von Prüfendensowie den E<strong>in</strong>bezug von externen Elementen (so bspw.auch e<strong>in</strong>er Beschwerde<strong>in</strong>stanz). Seitens <strong>der</strong> Gewerkschaftsvertreter/-<strong>in</strong>nenwird <strong>in</strong> diesem Kontext auf die vorbildliche Def<strong>in</strong>ition <strong>der</strong>Anfor<strong>der</strong>ungen nach AZWV verwiesen, welche an Fortbildungennach SGB III gestellt werden und welche ähnlich zu den Vorgabenim Bereich <strong>der</strong> Systemakkreditierung e<strong>in</strong> differenziertes QS-System voraussetze. Entsprechende Standards seien <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>eim H<strong>in</strong>blick auf e<strong>in</strong>e zunehmende Verlagerungvon Bildungsgängen <strong>in</strong> privatwirtschaftliche E<strong>in</strong>richtungen zu diskutieren.Insgesamt sieht die überwiegende Mehrheit <strong>der</strong> Befragten ke<strong>in</strong>eNotwendigkeit <strong>der</strong> Implementierung neuer bzw. zusätzlicher qualitätssichern<strong>der</strong>Maßnahmen. E<strong>in</strong> e<strong>in</strong>heitliches bildungsbereichsübergreifendesQS-System bewerten die Akteure zudem überwiegendals problematisch bzw. wenig s<strong>in</strong>nvoll. So sei im H<strong>in</strong>blick aufdie unterschiedlichen Gegenstände, Konzepte und Rahmenbed<strong>in</strong>gungenschon e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>heitliche Zieldef<strong>in</strong>ition kaum vorstellbar.Richte sich die berufliche Bildung klar auf konkrete Berufsbil<strong>der</strong>aus, stelle dies – auch bei e<strong>in</strong>er verstärkten Berufsorientierung –nicht die Logik <strong>der</strong> akademischen Bildung respektive <strong>der</strong> Wissen-62 Benannt werden hierbei neben e<strong>in</strong>er engeren Zusammenarbeit von Schulen und Betrieben auch stichprobenartigePrüfungen <strong>in</strong> diesem Bereich. Vorstellbar, so <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e die Vertreter/-<strong>in</strong>nen des BDA, seien beispielsweise aberauch Mechanismen e<strong>in</strong>er teilweisen Übertragung von Prüfungsverantwortung <strong>in</strong> die Betriebe respektive bspw. dortigeggf. zertifizierte Ausbil<strong>der</strong>/-<strong>in</strong>nen.128


schaft dar. Auch stünden sehr unterschiedliche Betrachtungsweisennebene<strong>in</strong>an<strong>der</strong> (system- bzw. <strong>in</strong>stitutionenorientierte Ansätze,entwicklungsorientierte Verfahren o<strong>der</strong> summativ-prüfende Mechanismen).Im Anschluss daran seien nicht alle Instrumente füralle Bildungsbereiche/ -programme übertragbar bzw. s<strong>in</strong>nvoll e<strong>in</strong>setzbar.63 E<strong>in</strong> Teil <strong>der</strong> Akteure (<strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e BDA, HRK) siehtdarüber h<strong>in</strong>aus die Überlegung e<strong>in</strong>es übergreifenden QS-Verfahrens als vorrangig politisch motiviert an, um Initiativen wiee<strong>in</strong>en Bachelor Professional zu legitimieren, jedoch kaum sachgerechtzu verwirklichen.E<strong>in</strong>ige Befragte (BIBB, KMK, BLBS) sehen jedoch e<strong>in</strong> übergreifendesZertifizierungs- bzw. <strong>in</strong>stitutionelles (System-)Akkreditierungsverfahrenals zum<strong>in</strong>dest perspektivisch vorstellbaran. Als erschwerende Rahmenbed<strong>in</strong>gungen seien im H<strong>in</strong>blickauf übergreifende Lösungen jedoch auch die fö<strong>der</strong>alen Unterschiede<strong>in</strong> Deutschland zu bedenken, welche bereits bildungsbereichs<strong>in</strong>ternvielfältige Spielarten hervorbrächten. Problematischsei zudem die Frage nach <strong>der</strong> Akzeptanz e<strong>in</strong>es übergreifendenSystems seitens <strong>der</strong> Akteure zu sehen.Gleichsam wird auf den DQR als Chance verwiesen, e<strong>in</strong>e gewisseSystematik h<strong>in</strong>sichtlich e<strong>in</strong>es Niveaustandards von Qualifikationenzu etablieren. Entsprechend e<strong>in</strong>es „was drauf steht muss auch dr<strong>in</strong>se<strong>in</strong>“ gelte es dabei, <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e bezüglich von „M<strong>in</strong>deststandards“adäquate Regelungen zu f<strong>in</strong>den.E<strong>in</strong>e größere Rolle spiele dies sicherlich bei Neuerungsverfahren,bei welchen die Anfor<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Curricula bzw. Ausbildungsordnungenmehr auf Kompetenzen respektive Lernergebnisseauszurichten bzw. auch bereits h<strong>in</strong>sichtlich <strong>der</strong> E<strong>in</strong>ordnung auf e<strong>in</strong>ebestimmte Niveaustufe gestaltet würden. In diesem Kontext geltees sicherlich auch, e<strong>in</strong> stärkeres Augenmerk auf die E<strong>in</strong>lösung<strong>der</strong> Zielsetzung und somit die tatsächlichen Lernergebnisse zurichten.Grundlegend wichtig, so die Mehrheit <strong>der</strong> Befragten, sei allerd<strong>in</strong>gsgegenseitiges Vertrauen und Wissen um die Verfahren und Mechanismen<strong>der</strong> Qualitätssicherung <strong>in</strong> an<strong>der</strong>en (Bildungs-)Bereichen.In diesem Kontext gelte es, die Transparenz<strong>der</strong> Verfahren zu erhöhen und <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e bildungsbereichsübergreifende<strong>in</strong>en offenen Diskurs zu den e<strong>in</strong>gesetzten Instrumentenund Systemen zu <strong>in</strong>itiieren. Mehrere Befragte sprechenzudem von Annäherungsmöglichkeiten und <strong>der</strong> geme<strong>in</strong>samenIdentifikation und Weiterentwicklung von „Good Practices“.63 So zeige bspw. die Erfahrung <strong>in</strong> an<strong>der</strong>en Län<strong>der</strong>n, dass sich e<strong>in</strong> „Peer Review-Verfahren“ <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e bei hochstandardisiertenProgrammen als kaum s<strong>in</strong>nvoll erwiese, vielmehr e<strong>in</strong>en hohen Aufwand bei nur wenig Nutzenertragbedeute.129


Essentiell sei jedoch, dass Qualitätssicherung nicht nur (zusätzlichen)bürokratischen Aufwand bedeute 64 , son<strong>der</strong>n <strong>der</strong> Nutzen fürdie Verbesserung und Entwicklung von Bildungsprogrammen und-<strong>in</strong>stitutionen im Mittelpunkt stehe. Entsprechend gelte es, Optimierungsmöglichkeiten<strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie <strong>in</strong> die bestehenden Systemeund Mechanismen zu <strong>in</strong>tegrieren.7.3 <strong>Qualitätssicherungssysteme</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> beruflichenund akademischen Bildung vor demH<strong>in</strong>tergrund des DQRBezieht man sich auf die oben beschriebenen Implikationen <strong>der</strong>Logik von Qualifikationsrahmen besteht die wesentliche Anfor<strong>der</strong>ungfür die Qualitätssicherung im H<strong>in</strong>blick auf den DQR dar<strong>in</strong>, zugewährleisten, dass Absolvent/-<strong>in</strong>nen e<strong>in</strong>es Bildungsganges, welcherauf e<strong>in</strong>er bestimmten Niveaustufe verortet, ist auch tatsächlichüber die im Rahmen <strong>der</strong> entsprechenden Stufe beschriebenenKompetenzen verfügen.Im Rückbezug auf die Ergebnisse <strong>der</strong> Synopse stellt sich dabei dieFrage, <strong>in</strong>wiefern die bestehenden QS-Systeme dies leisten (können)bzw. <strong>in</strong>wiefern an<strong>der</strong>e im Rahmen <strong>der</strong> Diskussion um Qualitätssicherungund Qualifikationsrahmen aufgeworfenen Aspekte <strong>in</strong>den Verfahren Berücksichtigung f<strong>in</strong>den.Im Folgenden werden dazu die <strong>Vergleich</strong>sdimensionen <strong>der</strong> Synopsevor dem H<strong>in</strong>tergrund des DQR reflektiert.1. Politische und rechtliche Rahmenbed<strong>in</strong>gungen auf nationalerEbene:Wie <strong>in</strong> <strong>der</strong> Synopse aufgezeigt, bestehen bildungsbereichsspezifischunterschiedliche politische und rechtliche Rahmenbed<strong>in</strong>gungen.Im Hochschulbereich liegen neben fö<strong>der</strong>al differentenrechtlichen Verankerungen von Qualitätssicherung <strong>in</strong>den Landeshochschulgesetzen mehrere übergreifende Empfehlungenund Richtl<strong>in</strong>ien h<strong>in</strong>sichtlich QS <strong>in</strong> Lehre bzw. Forschungsowie e<strong>in</strong> nationaler Qualifikationsrahmen für deutscheHochschulabschlüsse vor. Im Bereich <strong>der</strong> beruflichen Bildungwerden grundlegende Standards <strong>in</strong> BBiG und HwO def<strong>in</strong>iertsowie <strong>in</strong> den e<strong>in</strong>zelnen regionalen Fortbildungsordnungen. Für64 Vor diesem H<strong>in</strong>tergrund wird von mehreren Akteuren gleichsam <strong>der</strong> „Europäische Bezugsrahmen für die Qualitätssicherung<strong>in</strong> <strong>der</strong> beruflichen Aus- und Weiterbildung“ (EQARF) kritisiert, bei welchem mit <strong>der</strong> E<strong>in</strong>richtung nationalerKoord<strong>in</strong>ierungsbüros und e<strong>in</strong>er kle<strong>in</strong>teiligen Datensammlung die Gefahr des Aufbaus e<strong>in</strong>er „Superbürokratie“ bestehe.H<strong>in</strong>zu komme, dass die Entwicklung aus <strong>der</strong> Logik e<strong>in</strong>es schulischen Ausbildungssystems heraus entstanden und nurunzureichend mit den Akteuren diskutiert und kommuniziert worden sei.130


geför<strong>der</strong>te Aufstiegsfortbildungen werden zudem ab Juli 2009die Anfor<strong>der</strong>ungen des novellierten AFBG wirksam, welche beiden entsprechenden Anbietern das Vorhandense<strong>in</strong> e<strong>in</strong>es QS-Systems voraussetzen.Mit dem „Europäischen Bezugsrahmen für die Qualitätssicherung<strong>in</strong> <strong>der</strong> beruflichen Aus- und Weiterbildung“ (EQARF) imBereich <strong>der</strong> beruflichen Bildung bzw. die „European Standardsand Guidel<strong>in</strong>es“ (ESG) für den akademischen Bereich liegenauf europäischer Ebene darüber h<strong>in</strong>aus Bezugspunkte h<strong>in</strong>sichtlichgrundlegen<strong>der</strong> Qualitätskriterien bzw. Qualitätssicherungsverfahrenübergreifend für die jeweiligen Bildungsbereichevor. Diese formulieren diverse Anfor<strong>der</strong>ungen an e<strong>in</strong>e umfassende<strong>in</strong> die strategische Steuerung rückgekoppelte QS,bleiben als Empfehlungen jedoch optional ohne verb<strong>in</strong>dlicheUmsetzungsmechanismen.Bildungsbereichsübergreifend gibt es ke<strong>in</strong>e geson<strong>der</strong>ten Richtl<strong>in</strong>ienzu QS. Im Zuge <strong>der</strong> Implementierung von Qualifikationsrahmens<strong>in</strong>d jedoch unterschiedlich konkrete H<strong>in</strong>weise auf QS<strong>in</strong> den Dokumenten selbst enthalten. Im Anhang des EQR f<strong>in</strong>detsich dabei e<strong>in</strong>e differenzierte Auflistung von „geme<strong>in</strong>samenGrundsätzen“ (vgl. Europäische Kommission 2008 bzw. 7.2.1),die den dargestellten Anfor<strong>der</strong>ungen an e<strong>in</strong> umfassendes Qualitätssicherungssystemnahe kommen. Zugleich ist im DQR-Diskussionsvorschlag e<strong>in</strong> H<strong>in</strong>weis formuliert, durch Qualitätssicherungund -entwicklung Verlässlichkeit zu erreichen und dieOutcomeorientierung zu för<strong>der</strong>n. In dem Maße, <strong>in</strong> dem <strong>der</strong>DQR für die Bildungsbereiche verb<strong>in</strong>dlich wird, kann <strong>der</strong> DQRdamit zu e<strong>in</strong>er Grundlage für die geme<strong>in</strong>same Weiterentwicklung<strong>der</strong> <strong>Qualitätssicherungssysteme</strong> <strong>in</strong> den jeweiligen Bildungsbereichenwerden.2. Qualitätsbegriffe:Mit <strong>der</strong> Entwicklung des DQR verbunden ist die Ausrichtungauf die Qualität von Kompetenzen verstanden im S<strong>in</strong>ne vonHandlungskompetenz. Demgegenüber stehen die unterschiedlichenQualitätsbegriffe, welche <strong>in</strong> den Bildungsbereichen zumE<strong>in</strong>satz kommen: Profilspezifische Bildungsziele im S<strong>in</strong>ne e<strong>in</strong>esfitness for purpose im akademischen Bereich, ergänztdurch Kriterien <strong>der</strong> externen Qualitätsprüfung (<strong>in</strong>sb. Akkreditierung,Rat<strong>in</strong>gs und Rank<strong>in</strong>gs) bzw. berufliche Handlungsfähigkeitim Bereich <strong>der</strong> beruflichen Bildung, differenziert entsprechend<strong>der</strong> Fortbildungs- und Prüfungsregelungen. Vor diesemH<strong>in</strong>tergrund beziehen sich die bislang e<strong>in</strong>setzten Qualitätsbegriffeund <strong>der</strong>en Operationalisierungen <strong>in</strong> beiden Bildungsbereichennoch nicht vollständig auf den Kompetenzbegriff desDQR. Die konsequente Umsetzung des Kompetenzbegriffesdes DQR <strong>in</strong> <strong>der</strong> Konzeptionierung von Bildungsprogrammenrespektive <strong>der</strong> Qualitätssicherung <strong>der</strong> Bildungsbereiche wäre131


<strong>der</strong> erste Schritt, um den <strong>Vergleich</strong> <strong>der</strong> Lernergebnisse zu ermöglichen.3. Verbreitung:Qualitätssicherung wird sowohl <strong>in</strong> <strong>der</strong> akademischen als auch<strong>in</strong> <strong>der</strong> beruflichen Bildung mit zunehmen<strong>der</strong> Tendenz als Verzahnungvon Verfahren und Rückb<strong>in</strong>dung <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en Qualitätskreislaufim S<strong>in</strong>ne <strong>in</strong>tegrierter QS-Systeme verstanden. Damitverfügen die unterschiedlichen Bildungsbereiche über e<strong>in</strong>engeme<strong>in</strong>samen Anspruch an Qualitätssicherung, <strong>der</strong> langfristigumgesetzt werden soll. Zwar kommen schon bislang <strong>in</strong> allenBildungsbereichen vielfältige E<strong>in</strong>zel<strong>in</strong>strumente zum E<strong>in</strong>satz,<strong>der</strong> Verbreitungsgrad umfassen<strong>der</strong> Systeme ist jedoch sowohl<strong>in</strong> <strong>der</strong> akademischen Bildung als auch <strong>in</strong> <strong>der</strong> beruflichen Bildungnoch nicht flächendeckend erreicht. Im Hochschulbereichwird die Entwicklung verstärkt durch die Möglichkeit <strong>der</strong> Systemakkreditierung,im berufsbildenden Bereich beför<strong>der</strong>n dieKonkurrenz <strong>der</strong> Anbieter untere<strong>in</strong>an<strong>der</strong> sowie die zunehmendenrechtlichen Anfor<strong>der</strong>ungen an die Fortbildungsför<strong>der</strong>ung(vgl. 1) die zunehmende Bedeutung umfassen<strong>der</strong> <strong>Qualitätssicherungssysteme</strong>.Ziel des DQR ist die bildungsbereichsübergreifende Verlässlichkeit<strong>der</strong> mit Abschlüssen besche<strong>in</strong>igten Qualifikationen respektive(Handlungs-)Kompetenzen. Erst die umfassende Anwendunggeeigneter QS-Systeme, welche Strukturen, Prozesseund Ergebnisse im Kontext e<strong>in</strong>es Qualitätskreislaufes <strong>in</strong> denBlick nehmen, wird e<strong>in</strong>e solche Verlässlichkeit herstellen können.Dazu ist die weitere Verbreitung von QS-Systemen <strong>in</strong> <strong>der</strong>beruflichen und akademischen Bildung zw<strong>in</strong>gend notwendig.4. Typen:Den zum E<strong>in</strong>satz kommenden Typen von QS-Systemen liegen<strong>in</strong> beiden Bildungsbereichen vielfach gleiche bzw. ähnlicheRahmenkonzepte zu Grunde (DIN ISO 9000ff., EFQM, etc.).Ihre Ausgestaltung und Umsetzung kann und muss im H<strong>in</strong>blickauf die je unterschiedlichen Gegenstände und Zielsetzungen(vgl. auch Punkt 6. Hauptgegenstände) jedoch unterschiedlichausfallen. H<strong>in</strong>zu kommen <strong>in</strong>stitutionen- bzw. bereichsspezifischeAusformungen und geson<strong>der</strong>te Modelle (bspw. <strong>in</strong>stitutionelleEvaluationssysteme). Insgesamt ist im Rahmen von QS-Systemen stets e<strong>in</strong>e Verb<strong>in</strong>dung von Zielsetzungen, Prozessenund Ergebnissen zu e<strong>in</strong>em Qualitätskreislauf vorgesehen(vgl. Kapitel 2).Herausfor<strong>der</strong>ung für die Qualitätssicherung bleibt es, die Ergebnisqualitätzu erfassen (vgl. 3.) und damit vergleichbar zumachen. Bisherige Bemühungen zum Nachweis <strong>der</strong> Gleichwertigkeito<strong>der</strong> auch nur <strong>der</strong> <strong>Vergleich</strong>barkeit von Kompeten-132


zen stoßen methodisch schnell an ihre Grenzen. Der Anspruchdes DQR, e<strong>in</strong> gegenseitigen Vertrauensverhältnisses <strong>in</strong> die Erfüllunge<strong>in</strong>er über die E<strong>in</strong>ordnung auf e<strong>in</strong>er Niveaustufe postuliertenKompetenzen zu schaffen, bleibt daher auch zukünftige<strong>in</strong>e Herausfor<strong>der</strong>ung für die Bildungsbereiche.5. Instrumente und Verfahren:Wie die Synopse zeigt, existieren <strong>in</strong> beiden Bildungsbereichenvielfältige Ansätze <strong>der</strong> Qualitätssicherung. In den zurückliegenden15 Jahren ist e<strong>in</strong>e Fülle von Verfahren zur Qualitätssicherung<strong>in</strong> den Bildungsorganisationen implementiert worden.Sowohl <strong>in</strong> Hochschulen als auch <strong>in</strong> beruflichen Fortbildungse<strong>in</strong>richtungenkommen z.T. identische bzw. ähnliche Mechanismenund Instrumente (bspw. Evaluation, Teilnehmenden-/Absolvent/-<strong>in</strong>nenbefragungen etc.) zum E<strong>in</strong>satz.Dennoch ist die Vielfalt <strong>der</strong> angewendeten Instrumente nichtimmer e<strong>in</strong>gebunden <strong>in</strong> e<strong>in</strong> umfassendes QS-System, son<strong>der</strong>nerfolgt bislang teilweise nur punktuell und/o<strong>der</strong> anlassbezogenund kommt bei den e<strong>in</strong>zelnen Institutionen <strong>in</strong> unterschiedlicherForm und Breite zum E<strong>in</strong>satz. Die Empfehlungen des EQRrespektive des EQARF und <strong>der</strong> ESG zur Qualitätssicherungformulieren e<strong>in</strong>en Anspruch, <strong>der</strong> von den Bildungsbereichenbislang nicht (vollständig) umgesetzt wird. Zugleich besteht <strong>in</strong>beiden Bildungsbereichen <strong>der</strong> Anspruch an die Entwicklung h<strong>in</strong>zu e<strong>in</strong>em Qualitätssicherungskreislauf. Mit <strong>der</strong> verstärktenOrientierung auf Lernergebnisse besteht zudem die Chance,dass die Bereiche sich <strong>in</strong> ihrem Verständnis von Qualität e<strong>in</strong>an<strong>der</strong>annähern.6. Hauptgegenstände:In beiden Bildungsbereichen steht die Sicherung <strong>der</strong> Qualität<strong>der</strong> vermittelten Kompetenzen im Zentrum. WeiterführendeBezugspunkte f<strong>in</strong>den sich dazu im Qualifikationsrahmen fürdeutsche Hochschulabschlüsse bzw. <strong>der</strong> Systematik für Fortbildungsregelungen<strong>in</strong> Industrie und Handel.Im Kontext des DQR ist hierbei wie<strong>der</strong>um die Frage nach <strong>der</strong>Erfassung respektive Kompatibilität mit dem Ordnungsschema<strong>der</strong> Handlungskompetenz (Fachkompetenz, personale Kompetenzals Zielgröße) bzw. <strong>der</strong> Subglie<strong>der</strong>ungen zu stellen.Im H<strong>in</strong>blick auf die verstärkte Betrachtung <strong>der</strong> Ergebnisqualitätim DQR ist außerdem zu prüfen, ob die Lernergebnisse imRahmen <strong>der</strong> e<strong>in</strong>gesetzten Instrumente und Verfahren ausreichendberücksichtigt werden. Hier ist zu fragen, <strong>in</strong>wieweitLernergebnisse im Rahmen <strong>der</strong> Zieldef<strong>in</strong>itionen, <strong>der</strong> Ausgestaltungund (Weiter-)Entwicklung <strong>der</strong> Prüfmechanismen etc.verstärkt e<strong>in</strong>bezogen werden können.133


Da <strong>der</strong> DQR anstrebt, e<strong>in</strong>en Kompetenzvergleich unabhängigvon <strong>der</strong> Art des Kompetenzerwerbs vorzunehmen, ist (perspektivisch)die Frage nach <strong>der</strong> geeigneten Aufnahme und Validierungnon-formal bzw. <strong>in</strong>formell erworbener Kompetenzen zuprüfen.7. Aktueller Entwicklungsstand:Außerhalb <strong>der</strong> durch die Rahmenbed<strong>in</strong>gungen def<strong>in</strong>ierten Anfor<strong>der</strong>ungengestaltet sich <strong>der</strong> Entwicklungsstand bezüglichdes E<strong>in</strong>satzes von QS-Systemen respektive -Instrumenten äußerstheterogen. In beiden betrachteten Bildungsbereichen hates <strong>in</strong> den letzten Jahren umfassende Aktivitäten gegeben, umsich dem beschriebenen Ideal e<strong>in</strong>es Qualitätssicherungssystemszu nähern.Der DQR bietet die Chance, M<strong>in</strong>destanfor<strong>der</strong>ungen an dieQualitätssicherung zu def<strong>in</strong>ieren und dies ggf. verb<strong>in</strong>dlich füralle Bildungsbereiche machen. Die formulierten Empfehlungendes EQR zur Gestaltung von Qualitätssicherung s<strong>in</strong>d geeignet,um den laufenden Prozess zu beför<strong>der</strong>n und zu beschleunigen.8. Zertifizierung:Freiwillige Zertifizierungsmöglichkeiten von QS-Systemen existierensowohl im akademischen als auch im beruflichen Bereich.E<strong>in</strong>e bildungsbereichsübergreifende Zertifizierung verstandenals Def<strong>in</strong>ition von M<strong>in</strong>destanfor<strong>der</strong>ungen für <strong>Qualitätssicherungssysteme</strong>ist perspektivisch s<strong>in</strong>nvoll, wenn es dadurchzertifizierten Bildungsanbietern erleichtert wird, neue Bildungsgebotezu entwickeln und Dopplungen im Nachweis vonQualitätssicherungsverfahren zu vermeiden.Im H<strong>in</strong>blick auf die <strong>Vergleich</strong>barkeit <strong>der</strong> Lernergebnisse leistete<strong>in</strong>e bildungsbereichsübergreifende Zertifizierung von Qualitätssicherungjedoch ke<strong>in</strong>en Beitrag.134


8 SchlussfolgerungenDer Sicherung und Gewährleistung von Qualität kommt sowohl <strong>in</strong><strong>der</strong> beruflichen als auch <strong>der</strong> akademischen Bildung e<strong>in</strong>e immerbedeutsamere Rolle zu. Vor dem H<strong>in</strong>tergrund <strong>der</strong> aktuellen politischenDiskussion um e<strong>in</strong>en Deutschen Qualifikationsrahmen(DQR) sowie die Durchlässigkeit und Anschlussfähigkeit von Bildungsgängenwurden <strong>in</strong> <strong>der</strong> vorliegenden Studie Fragen nach dem aktuellen Entwicklungsstand von <strong>in</strong>stitutionellen <strong>Qualitätssicherungssysteme</strong>n<strong>in</strong> <strong>der</strong> beruflichen und akademischenBildung, den Arbeitsmarktpotenzialen von Absolvent/-<strong>in</strong>nen beruflicherund akademischer Bildung, sowie den Implikationen <strong>der</strong> Entwicklung e<strong>in</strong>es DeutschenQualifikationsrahmens für die Qualitätssicherungsmechanismenbeleuchtet.Den Analyserahmen <strong>der</strong> ersten Frage bildete dabei die Systemebenevon umfassenden, strukturierten Qualitätssicherungs- und-entwicklungsmaßnahmen, welche über die Rückkopplung von Ergebnissenan Steuerung zu e<strong>in</strong>em Qualitätskreislauf verbundens<strong>in</strong>d. Die Betrachtung fokussierte auf die Bereiche anerkannteAufstiegsfortbildungen im Rahmen <strong>der</strong> beruflichen Bildung sowieLehre bei staatlich anerkannten Universitäten und Fachhochschulen<strong>in</strong> <strong>der</strong> akademischen Bildung. Die zweite und dritte Frage s<strong>in</strong>dweitergefasst und beleuchten die Entwicklung relevanter Kontextfaktorenim akademischen und beruflichen Bildungssektor allgeme<strong>in</strong>.8.1. Hoher Stellenwert von QS sowohl <strong>in</strong> beruflicher Fortbildungals auch <strong>in</strong> <strong>der</strong> HochschulbildungInsgesamt lässt sich feststellen, dass Hochschulen und beruflicheFortbildungse<strong>in</strong>richtungen trotz unterschiedlicher rechtlicher Rahmenbed<strong>in</strong>gungenauf dem Feld <strong>der</strong> Qualitätssicherung <strong>in</strong> ähnlicherWeise aktiv s<strong>in</strong>d. Das betrifft vor allem das verwendete Instrumentariumund den Trend zur Implementierung <strong>in</strong>stitutioneller <strong>Qualitätssicherungssysteme</strong>.Die verwendeten QS-Systeme folgen ähnlichenGrundmustern, d. h sie orientieren sich entwe<strong>der</strong> an Modellen,welche ursprünglich aus <strong>der</strong> Wirtschaft kommen (ISO undTQM) o<strong>der</strong> stellen Evaluationsverfahren <strong>in</strong> den Mittelpunkt.8.2. Deutliche Unterschiede beim Gegenstand <strong>der</strong> QSDer Hauptunterschied zwischen beruflicher und akademischer Bildungliegt beim Gegenstand <strong>der</strong> Qualitätssicherung, d.h. Hochschulenund berufliche Fortbildungse<strong>in</strong>richtungen verfolgen unterschiedlicheBildungsziele und vermitteln unterschiedliche Kompe-135


duktiven Umgang mit diesen Verän<strong>der</strong>ungen wäre empfehlenswert.8.4. DQR zur Vertrauensbildung zwischen akademischer undberuflicher Bildung nutzenDie Hauptaufgabe des DQR besteht dar<strong>in</strong>, alle Teilbereiche desdeutschen Bildungssystems stärker als bisher mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong> zu verzahnenund e<strong>in</strong> kohärentes System von Bildungsabschlüssen zuschaffen. In Form e<strong>in</strong>er Matrix sollen sämtliche formalen Abschlüsse,welche <strong>in</strong> <strong>der</strong> allgeme<strong>in</strong>en, beruflichen und akademischenAus- und Weiterbildung erworbenen werden, def<strong>in</strong>iertenKompetenzniveaus zugeordnet werden. Dabei soll jedes Levelüber die unterschiedlichen Bildungswege erreichbar se<strong>in</strong>. Diese imRahmen des DQR angestrebte Durchlässigkeit kann allerd<strong>in</strong>gs nurdann erfolgreich umgesetzt werden, wenn die Institutionen, welcheBildungsabschlüsse auf den unterschiedlichen Niveaustufen vergeben,die vermittelten Kompetenzen gegenseitig anerkennen. Inzahlreichen Diskussionen zeigt sich jedoch, dass das Vertrauen <strong>in</strong>die Qualität <strong>der</strong> auf den unterschiedlichen Niveaustufen vermitteltenKompetenzen nicht sehr ausgeprägt ist. Dies muss sich än<strong>der</strong>nund die Qualitätssicherung kann hierzu e<strong>in</strong>en entscheidendenBeitrag leisten.Die Implementierung des DQR eröffnet die Chance, e<strong>in</strong>e geme<strong>in</strong>sameGrundlage für M<strong>in</strong>destanfor<strong>der</strong>ungen an die Qualität <strong>der</strong> unterschiedlichenBildungsabschlüsse sowie <strong>der</strong>en Sicherung durchadäquate Instrumente und Managementsysteme aufzustellen. E<strong>in</strong>emögliche Basis s<strong>in</strong>d die bereits bestehenden Empfehlungen <strong>in</strong>den jeweiligen Bereichen auf nationaler wie auch <strong>in</strong>ternationalerEbene (Standards and Guidel<strong>in</strong>es for Quality Assurance <strong>in</strong> the EuropeanHigher Education Area bzw. auch <strong>der</strong> Europäische Bezugsrahmenfür die Qualitätssicherung <strong>in</strong> <strong>der</strong> beruflichen Aus- undWeiterbildung).Die Schaffung e<strong>in</strong>es bildungsbereichsübergreifenden nationalenPrüfsystems, ähnlich wie z.B. dem bundesweiten Akkreditierungssystem<strong>in</strong> <strong>der</strong> Hochschulbildung, sche<strong>in</strong>t wenig s<strong>in</strong>nvoll. Dazu s<strong>in</strong>ddie Bildungsziele und somit Gegenstände <strong>der</strong> Qualitätssicherungzwischen <strong>der</strong> akademischen und beruflichen Bildung zu unterschiedlich.Um den E<strong>in</strong>blick <strong>in</strong> die QS-Verfahren zu verbessern und die Verlässlichkeit<strong>der</strong> Systeme zu verdeutlichen, sollte <strong>der</strong> bildungsbereichsübergreifendeAustausch zur Qualitätssicherung ausgebautwerden. Der Austausch könnte beispielsweise durch die gegenseitigeTeilnahme von QS-Experten an Akkreditierungs- bzw. Ordnungsverfahrenerfolgen137


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