<strong>Konrad</strong> <strong>Koppold</strong>: Objekt aus Kirschbaumwurzel, 2012,Ø 34 cm, H 25 cm, gedrechselt, geölttektur und war anschließend sieben Jahreals Innenarchitekt angestellt. Der Liebewegen kam er nach Leverkusen, wo erheute freiberuflich als <strong>Drechsler</strong> und Innenarchitektlebt und arbeitet.Da die Drechselarbeit ihn schon sehr frühinteressierte, kaufte er sich bereits mit 17Jahren seine erste kleine Drechselbankund fertigte kleine Vasen, Kerzenstän<strong>der</strong>und Schälchen an. Während des zweitenBildungsweges dann geriet die Drechselleidenschaftimmer mehr in den Hintergrund.Beeinflusst durch das Architekturstudiumän<strong>der</strong>te sich seine Einstellung zu den Gegenständen.Er konnte und wollte einfachkeine hübschen Kerzenstän<strong>der</strong> und <strong>der</strong>gleichenmehr drechseln. Erst ein längererAufenthalt in Alaska brachte den Umschwung.Der Zufall wollte es, dass ihmdort ein Drechselfachbuch in die Händefiel: Tom Boase „Bowlturning TurningTechniques/Masterclass“. Und schon warsie wie<strong>der</strong> da, die Leidenschaft für das<strong>Holz</strong> und das Drechseln.Nach seiner Rückkehr nach Deutschlandmachte er sich auf die Suche nach einer solidenDrechselbank und wurde endlichnach längerem Suchen bei einem alten<strong>Drechsler</strong>, <strong>der</strong> in den Ruhestand ging, fündig.Seither entstehen die einfachen, klarenFormen, die bis heute so begeistern. <strong>Konrad</strong><strong>Koppold</strong> arbeitet ausschließlich miteinheimischen Hölzern, am liebsten mit Eiche,aber auch mit diversen Obstbaumhölzern.Am meisten reizen ihn Astgabeln,Maserknollen und Wurzelhölzer und die41
<strong>Konrad</strong> <strong>Koppold</strong>: Vasenobjekte aus Eiche, 2011,Ø 15<strong>–</strong>22 cm, H 48<strong>–</strong>85 cm, nass gedrechselt,geräuchert, geschwärzt, gelaugt, gebleicht, geöltSchwierigkeiten, die sich bei <strong>der</strong>en Bearbeitungergeben. „Jedes <strong>Holz</strong> hat seinen eigenenReiz“, sagt er. Trotz <strong>der</strong> Bearbeitungauf <strong>der</strong> Drechselbank <strong>darf</strong> das <strong>Holz</strong>bei <strong>Konrad</strong> <strong>Koppold</strong> weiter<strong>leben</strong>. Knorriges,verwachsenes <strong>Holz</strong> macht die fertigenObjekte optisch spannungsreich und haptischeinladend.Dünnwandige Objekte <strong>–</strong> zum Beispiel dieschlanken, zylindrischen Vasen und bauchigeHohlgefäße <strong>–</strong> werden direkt aus demfrischen <strong>Holz</strong> gedrechselt. Die Schwindungerfolgt stets in <strong>der</strong> Querrichtung, kaum in<strong>der</strong> Längsrichtung des <strong>Holz</strong>es. Dadurchkann es zu starken Verformungen kommen.Dieser Trocknungsprozess kann vom<strong>Drechsler</strong> nur bedingt gesteuert werden.Erst dann kommt die endgültige Form zutageund jedes Objekt erhält sein individuellesEigen<strong>leben</strong>.Dickwandige Formen verschwinden nacheiner ersten groben Bearbeitung erst einmalfür zwei bis fünf Jahre im Regal, um zutrocknen. Während dieses Trocknungsprozessesschwindet das <strong>Holz</strong>, Spannungenim <strong>Holz</strong> werden frei, es entstehenRisse <strong>–</strong> es verformt sich. „Den höchstenSchwindungsgrad hat Mooreiche“, erklärt<strong>der</strong> <strong>Drechsler</strong>. „Der kann bis zu 30 Prozentbetragen.“ Bei Mooreiche handelt essich um Eichenholz, das viele Jahrhun<strong>der</strong>teunter Luftabschluss im Erdreich lag undsich dabei dunkelbraun o<strong>der</strong> sogar tiefschwarzverfärbt hat <strong>–</strong> ein beson<strong>der</strong>es Materialfür <strong>Drechsler</strong>. Nach <strong>der</strong> Trocknungsphasewerden die dickwandigen Objekteerneut in die Drechselbank eingespanntund erhalten ihre endgültige Form.In <strong>der</strong> abschließenden Oberflächenbehandlungdurch Schleifen, Bürsten, Strukturieren,Laugen, Bleichen, Schwärzen,Räuchern schafft <strong>Konrad</strong> <strong>Koppold</strong> haptischeGegensätze. Es entfaltet sich ein spannen<strong>der</strong>Dialog zwischen dem Innen unddem Außen <strong>der</strong> Objekte. <strong>Konrad</strong> <strong>Koppold</strong>experimentiert ständig, um alles aus seinenHölzern herauszuholen, was in ihnensteckt. Dazu be<strong>darf</strong> es nicht nur einer perfektenMaterialkenntnis son<strong>der</strong>n auch <strong>–</strong>und das ist nicht austauschbar und durchnichts zu ersetzen <strong>–</strong> eines höchst sensiblenEinfühlungsvermögens in die Natur des <strong>Holz</strong>es.<strong>Konrad</strong> <strong>Koppold</strong> verfügt über beides.In <strong>der</strong> Regel überlegt sich <strong>Konrad</strong> <strong>Koppold</strong>42