11.07.2015 Aufrufe

Das Holz darf leben – der Drechsler Konrad Koppold - Arts Admin

Das Holz darf leben – der Drechsler Konrad Koppold - Arts Admin

Das Holz darf leben – der Drechsler Konrad Koppold - Arts Admin

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

<strong>Das</strong> <strong>Holz</strong> <strong>darf</strong> <strong>leben</strong><strong>–</strong> <strong>der</strong> <strong>Drechsler</strong> <strong>Konrad</strong> <strong>Koppold</strong><strong>Konrad</strong> <strong>Koppold</strong>: Gefäß aus Nussbaum, 2012, Ø 48 cm, H 16 cm,nass gedrechselt, innen geölt und außen gebleicht, gelaugt und geseift38


HOLZ<strong>Konrad</strong> <strong>Koppold</strong>: Gefäß aus Eiche, 2010,Ø 51 cm, H 22 cm, nass gedrechselt, geräuchert,gelaugt und geöltSeine Objekte <strong>–</strong> gleichgültig ob Schaleo<strong>der</strong> Vase <strong>–</strong> wirken archaisch, direkt<strong>der</strong> Natur entnommen. Der <strong>Drechsler</strong><strong>Konrad</strong> <strong>Koppold</strong> hat eine beson<strong>der</strong>eBeziehung zu seinem Material, dem <strong>Holz</strong>:Er belässt ihm seine Eigenheiten undzwingt ihm keine Formen auf, die es nichtvon selber anbietet. In dieser natürlichenSelbstverständlichkeit liegt die Faszinationseiner Arbeiten.<strong>Konrad</strong> <strong>Koppold</strong> stammt von einem Bauernhofin Oberbayern. Nach dem Schulabschlussmachte er in seinem Dorf in einerTischlerei seine Lehre und verbrachtedort auch noch vier Gesellenjahre. Da esein überschaubarer Familienbetrieb war,konnte und durfte er so ziemlich alles machen,was ein Tischler schaffen kann. Dorthat er auch seine ersten Drechselarbeiten,Stuhlbeine, erstellt. Es folgten die Berufsaufbauschuleund die Fachoberschule fürGestaltung <strong>–</strong> <strong>Konrad</strong> <strong>Koppold</strong> wolltemehr als nur ein Dorftischler sein. Schließlichstudierte er in Rosenheim Innenarchi-39


<strong>Konrad</strong> <strong>Koppold</strong>: Gefäß aus Nussbaum, 2012,Ø 48 cm, H 16 cm, nass gedrechselt, innen geölt und außen gebleicht, gelaugt und geseift<strong>Konrad</strong> <strong>Koppold</strong>: Schale aus Eiche, 2012,Ø 45 cm, H 10 cm, nass gedrechselt, geräuchert, gelaugt und geseift<strong>Konrad</strong> <strong>Koppold</strong>: Objekt aus Eiche, Wurzelholz, 2009,Ø 42 cm, H 11 cm, strukturiert, geölt40


<strong>Konrad</strong> <strong>Koppold</strong>: Objekt aus Kirschbaumwurzel, 2012,Ø 34 cm, H 25 cm, gedrechselt, geölttektur und war anschließend sieben Jahreals Innenarchitekt angestellt. Der Liebewegen kam er nach Leverkusen, wo erheute freiberuflich als <strong>Drechsler</strong> und Innenarchitektlebt und arbeitet.Da die Drechselarbeit ihn schon sehr frühinteressierte, kaufte er sich bereits mit 17Jahren seine erste kleine Drechselbankund fertigte kleine Vasen, Kerzenstän<strong>der</strong>und Schälchen an. Während des zweitenBildungsweges dann geriet die Drechselleidenschaftimmer mehr in den Hintergrund.Beeinflusst durch das Architekturstudiumän<strong>der</strong>te sich seine Einstellung zu den Gegenständen.Er konnte und wollte einfachkeine hübschen Kerzenstän<strong>der</strong> und <strong>der</strong>gleichenmehr drechseln. Erst ein längererAufenthalt in Alaska brachte den Umschwung.Der Zufall wollte es, dass ihmdort ein Drechselfachbuch in die Händefiel: Tom Boase „Bowlturning TurningTechniques/Masterclass“. Und schon warsie wie<strong>der</strong> da, die Leidenschaft für das<strong>Holz</strong> und das Drechseln.Nach seiner Rückkehr nach Deutschlandmachte er sich auf die Suche nach einer solidenDrechselbank und wurde endlichnach längerem Suchen bei einem alten<strong>Drechsler</strong>, <strong>der</strong> in den Ruhestand ging, fündig.Seither entstehen die einfachen, klarenFormen, die bis heute so begeistern. <strong>Konrad</strong><strong>Koppold</strong> arbeitet ausschließlich miteinheimischen Hölzern, am liebsten mit Eiche,aber auch mit diversen Obstbaumhölzern.Am meisten reizen ihn Astgabeln,Maserknollen und Wurzelhölzer und die41


<strong>Konrad</strong> <strong>Koppold</strong>: Vasenobjekte aus Eiche, 2011,Ø 15<strong>–</strong>22 cm, H 48<strong>–</strong>85 cm, nass gedrechselt,geräuchert, geschwärzt, gelaugt, gebleicht, geöltSchwierigkeiten, die sich bei <strong>der</strong>en Bearbeitungergeben. „Jedes <strong>Holz</strong> hat seinen eigenenReiz“, sagt er. Trotz <strong>der</strong> Bearbeitungauf <strong>der</strong> Drechselbank <strong>darf</strong> das <strong>Holz</strong>bei <strong>Konrad</strong> <strong>Koppold</strong> weiter<strong>leben</strong>. Knorriges,verwachsenes <strong>Holz</strong> macht die fertigenObjekte optisch spannungsreich und haptischeinladend.Dünnwandige Objekte <strong>–</strong> zum Beispiel dieschlanken, zylindrischen Vasen und bauchigeHohlgefäße <strong>–</strong> werden direkt aus demfrischen <strong>Holz</strong> gedrechselt. Die Schwindungerfolgt stets in <strong>der</strong> Querrichtung, kaum in<strong>der</strong> Längsrichtung des <strong>Holz</strong>es. Dadurchkann es zu starken Verformungen kommen.Dieser Trocknungsprozess kann vom<strong>Drechsler</strong> nur bedingt gesteuert werden.Erst dann kommt die endgültige Form zutageund jedes Objekt erhält sein individuellesEigen<strong>leben</strong>.Dickwandige Formen verschwinden nacheiner ersten groben Bearbeitung erst einmalfür zwei bis fünf Jahre im Regal, um zutrocknen. Während dieses Trocknungsprozessesschwindet das <strong>Holz</strong>, Spannungenim <strong>Holz</strong> werden frei, es entstehenRisse <strong>–</strong> es verformt sich. „Den höchstenSchwindungsgrad hat Mooreiche“, erklärt<strong>der</strong> <strong>Drechsler</strong>. „Der kann bis zu 30 Prozentbetragen.“ Bei Mooreiche handelt essich um Eichenholz, das viele Jahrhun<strong>der</strong>teunter Luftabschluss im Erdreich lag undsich dabei dunkelbraun o<strong>der</strong> sogar tiefschwarzverfärbt hat <strong>–</strong> ein beson<strong>der</strong>es Materialfür <strong>Drechsler</strong>. Nach <strong>der</strong> Trocknungsphasewerden die dickwandigen Objekteerneut in die Drechselbank eingespanntund erhalten ihre endgültige Form.In <strong>der</strong> abschließenden Oberflächenbehandlungdurch Schleifen, Bürsten, Strukturieren,Laugen, Bleichen, Schwärzen,Räuchern schafft <strong>Konrad</strong> <strong>Koppold</strong> haptischeGegensätze. Es entfaltet sich ein spannen<strong>der</strong>Dialog zwischen dem Innen unddem Außen <strong>der</strong> Objekte. <strong>Konrad</strong> <strong>Koppold</strong>experimentiert ständig, um alles aus seinenHölzern herauszuholen, was in ihnensteckt. Dazu be<strong>darf</strong> es nicht nur einer perfektenMaterialkenntnis son<strong>der</strong>n auch <strong>–</strong>und das ist nicht austauschbar und durchnichts zu ersetzen <strong>–</strong> eines höchst sensiblenEinfühlungsvermögens in die Natur des <strong>Holz</strong>es.<strong>Konrad</strong> <strong>Koppold</strong> verfügt über beides.In <strong>der</strong> Regel überlegt sich <strong>Konrad</strong> <strong>Koppold</strong>42


<strong>Konrad</strong> <strong>Koppold</strong>: Objekt aus Mooreiche, 2012,Ø 43 cm, H 13 cm, (800<strong>–</strong>4000 Jahre alt) gedrechselt, geöltvorher, welche Form er einem <strong>Holz</strong>stückgeben will. „Bei Wurzelhölzern aber gehtdas nicht, da bestimmt das <strong>Holz</strong> selber,was aus ihm werden soll“, erklärt er. DieForm und die Struktur eines <strong>Holz</strong>es,gleichgültig welches, sind immer vorgegebenund damit endgültig. Die Aufgabe des<strong>Drechsler</strong>s ist es, diese Form und dieseStruktur zu finden und sichtbar zu machen.Damit ist auch für ihn stets ein Überraschungsmomentverbunden, dem er sichstellen muss.Antje SoléauKONRAD KOPPOLD<strong>Konrad</strong> <strong>Koppold</strong>: Objekt aus Eichenwurzel, 2012,Ø 52 cm, H 28 cm, gedrechselt, gebleicht, gelaugt und geseift<strong>Konrad</strong> <strong>Koppold</strong>: Gefäß aus Eiche, 2010,Ø 51 cm, H 22 cm, nass gedrechselt, geräuchert, geschwärzt und geölt, Riss mit Stahldraht genäht/geklammertgeboren in Hohenwart/Pfaffen -hofenTischlerlehre + Gesellenjahre,ers te DrechselarbeitenBerufsaufbauschuleFachoberschule für GestaltungInnenarchitekturstudium in RosenheimAnstellung als InnenarchitektSeit 2005 freiberuflich als <strong>Drechsler</strong> und InnenarchitekttätigSeit 2005 Beteiligung an Ausstellungen undMärkten, u. a. 2009 und 2011manu factum <strong>–</strong> NRW Landesausstellungzur Ermittlung <strong>der</strong> Staatspreisträgerim Kunsthandwerk2013 Eröffnung einer neuen Werkstattlebt und arbeitet in Leverkusen43

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!