Augenverletzungen beim Wasserball - Ruhr-Universität Bochum
Augenverletzungen beim Wasserball - Ruhr-Universität Bochum
Augenverletzungen beim Wasserball - Ruhr-Universität Bochum
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
24<br />
<strong>Augenverletzungen</strong> traten überwiegend im<br />
Wettkampfspiel (Frauen: 60,0 Prozent; Männer:<br />
77,3 Prozent) auf, gefolgt vom Trainingsspiel<br />
(14,8 Prozent).<br />
Ausgewertet wurden 1830 <strong>Augenverletzungen</strong><br />
auf der Basis von 180.218 erfassten<br />
Sportverletzungen [Sportunfall-Datenbank<br />
der ARAG Allgemeine Versicherungs-AG –<br />
Sportversicherung, Düsseldorf 2011]<br />
Von den 152 eingegangenen Fragebögen der<br />
an der Befragung beteiligten zehn Männer-<br />
und acht Frauen-Bundesligamannschaften<br />
(BL) konnten 149 ausgewertet werden. Die<br />
Bundesliga-<strong>Wasserball</strong>spieler(innen) waren<br />
im Mittel 23,6 ± 3,7 Jahre alt (Altersspanne:<br />
18-38 Jahre).<br />
43,0 Prozent der befragten <strong>Wasserball</strong>er(innen)<br />
haben im Laufe ihrer Sportkarriere bereits<br />
eine Augenverletzung erlitten (Frauen: 40,4<br />
Prozent; Männer: 44,6 Prozent; 2p = 0,614).<br />
71,9 % der <strong>Augenverletzungen</strong> passierten im<br />
Wettkampf (Meisterschafts- und Pokalspiel);<br />
Frauen: 65,2 Prozent; Männer: 75,6 Prozent;<br />
2p=0,660).<br />
Häufigste Ursachen für <strong>Augenverletzungen</strong><br />
waren der „Ellbogencheck“ (38,1 Prozent) gefolgt<br />
vom gegnerischen „Finger im Auge“ (34,9<br />
Prozent; keine Geschlechtsunterschiede; 2p =<br />
0,132). Auffällig: In keinem Fall war der Ball für<br />
eine Augenverletzung verantwortlich.<br />
59,4 Prozent der <strong>Augenverletzungen</strong> mussten<br />
ärztlich versorgt/behandelt werden, wobei die<br />
durchschnittliche Behandlungsdauer bei zirka<br />
fünf Tagen (± 5,6 Tage) lag. 16,1 Prozent der<br />
<strong>Augenverletzungen</strong> mussten operativ behandelt<br />
werden. Die häufigsten Verletzungen waren<br />
Lidverletzungen (36,5 Prozent), gefolgt<br />
von Lidhämatomen und -schwellungen (19,0<br />
Prozent; Geschlechtsunterschiede bestanden<br />
nicht; 2p = 0,319).<br />
1 Stand: April 2011 (n = 180.218 in der Datenbank registrierte Sportverletzungen)<br />
2 erhoben im Zeitraum von 1988-2006<br />
Aktuelle KontAKtologie AktkontAktol September 2011 · 6. Jahrgang · 18. Heft<br />
Zirka 59 Prozent der <strong>Augenverletzungen</strong> ereigneten<br />
sich auf den „Flügelpositionen“,<br />
gefolgt von den „Center-Verteidigern“ (25,0<br />
Prozent; Centerspieler: 12,5 Prozent, Torwarte:<br />
3,1 Prozent). Relativ gesehen, haben die<br />
Centerverteidiger mit 66,7 Prozent jedoch klar<br />
die meisten Verletzungen an den Augen.<br />
Nach eigenen Angaben hatten 34,2 Prozent<br />
der befragten Bundesliga-Spieler(innen) einen<br />
Sehfehler (54,9 Prozent gaben an „kurzsichtig“<br />
zu sein). 34,3 Prozent der Fehlsich-<br />
tigen trugen im Alltag eine Brille, 31,4 Prozent<br />
Kontaktlinsen, 31,4 Prozent wechselten<br />
zwischen Brille und Kontaktlinsen und 2,9<br />
Prozent verwendeten eine Gleitsichtbrille in<br />
Kombination mit Kontaktlinsen. Während der<br />
Sportausübung (im Wasser) trugen nur zirka<br />
51 Prozent der für die Ferne „Korrekturbedürftigen“<br />
eine Sehhilfe und zwar ausschließlich<br />
flexible Kontaktlinsen. Spieler(innen), die im<br />
Alltag nur mit Kontaktlinsen korrigiert waren,<br />
trugen zu 90,9 Prozent auch im Wasser ihre<br />
„Linsen“ (81,8 Prozent der „Kombinierer“).<br />
Schlussfolgerung<br />
Abb. 2: Risiko von <strong>Augenverletzungen</strong><br />
in verschiedenen<br />
Sportarten.<br />
Das hohe Augenverletzungsrisiko <strong>beim</strong> <strong>Wasserball</strong><br />
sowie die dominierenden Verletzungsmechanismen<br />
wie „Ellbogencheck“ oder gegnerischer<br />
„Finger im Auge“ verdeutlichen,<br />
dass Augenschutz im <strong>Wasserball</strong> sicherlich<br />
sinnvoll ist. Eine Sport-(schutz-)Brille könnte<br />
gerade auf der Centerverteidigerposition<br />
durchaus zur Verletzungsprophylaxe eingesetzt<br />
werden. Die Fassung einer geeigneten<br />
Schutzbrille müsste den gesamten Orbitarand<br />
überragen und damit das Auge komplett vor<br />
äußeren Einwirkungen schützen.<br />
Ob eine derartige Schutzbrille die<br />
<strong>Wasserball</strong>spieler(innen) in ihrem Spiel beeinträchtigt,<br />
ist bisher nicht untersucht. Hier<br />
sollten – analog zur Studie von Jendrusch &<br />
Franke (2002) zur Akzeptanz von Schutzbrillen<br />
im Squash – entsprechende Feldstudien<br />
im <strong>Wasserball</strong> durchgeführt werden.<br />
Bei der Befragung fiel ferner auf, dass auch<br />
<strong>Wasserball</strong>spieler(innen), ähnlich wie andere<br />
Sportler(innen), vorhandene (im Alltag<br />
bereits korrigierte) Fehlsichtigkeiten bei der<br />
Ausübung ihrer Sportart häufig nicht korrigierten.<br />
Vor allem Brillenträger führten ihren<br />
Sport häufig „fehlsichtig“ aus. Hier sollten<br />
Ärzte, Trainer und Betreuer mehr Aufklärungs-<br />
und Überzeugungsarbeit leisten und<br />
entsprechende Korrektionsmöglichkeiten aufzeigen,<br />
damit der Sportler seinen Sport mit<br />
optimaler Sehleistung erfolgreich und sicher<br />
ausüben kann.<br />
Autoren/Autorinnen:<br />
Krabbe, J. G., Jendrusch, G., Platen, P.<br />
Lehrstuhl für Sportmedizin und Sporternährung<br />
<strong>Ruhr</strong>-<strong>Universität</strong> <strong>Bochum</strong><br />
E-Mail: johanna.krabbe@rub.de<br />
gernot.jendrusch@rub.de<br />
Anmerkung:<br />
Die Autorin Johanna Gesine Krabbe spielte bis 2010<br />
selber aktiv und erfolgreich in der <strong>Wasserball</strong>-<br />
Bundesliga.<br />
Literatur<br />
ARAG Sportversicherung (2011): <strong>Augenverletzungen</strong><br />
im Sport. Unveröffentlichte statistische Auswertung<br />
der <strong>Ruhr</strong>-<strong>Universität</strong> <strong>Bochum</strong> auf der Basis von<br />
180.218 erfassten Sportverletzungen. Sportunfall-Datenbank<br />
der ARAG Allgemeine Versicherungs-AG –<br />
Sportversicherung, Düsseldorf. Düsseldorf/<strong>Bochum</strong><br />
2011.<br />
Jendrusch, G., Franke, C., Heck, H. & Völker, k. (2002).<br />
Zur Prävention von <strong>Augenverletzungen</strong> im Squash –<br />
Werden Schutzbrillen akzeptiert? In M. Baumgartner<br />
(Hrsg.), Mit Sicherheit mehr Sport. Beiträge zum 2.<br />
Dreiländerkongress, 26.-27. September 2002 in Wien<br />
(S. 141-145). Wien: kuratorium für Schutz und Sicherheit.<br />
krabbe, J.G. (2009). <strong>Augenverletzungen</strong> <strong>beim</strong> <strong>Wasserball</strong>.<br />
Unveröffentlichte Bachelorarbeit, Fakultät für<br />
Sportwissenschaft, <strong>Ruhr</strong>-<strong>Universität</strong> <strong>Bochum</strong>.<br />
Schnell, D. (1987a). <strong>Augenverletzungen</strong>, Verletzungsfolgen<br />
und andere Affektionen während sportlicher<br />
Betätigung. In H. Rieckert (Hrsg.), Sportmedizin – kursbestimmung<br />
(S. 116-124). Berlin-Heidelberg: Springer<br />
Verlag.<br />
Schnell, D. (1987b). Verletzungen und andere Affektionen<br />
der Augenregion <strong>beim</strong> Ballsport. Deutsche Zeitschrift<br />
für Sportmedizin, 38 (3), 112-117.<br />
Schnell, D. (1996). Sehorgan und Sport. In U. Bartmus,<br />
H. Heck, J. Mester, H. Schumann & G. tidow (Hrsg.), Aspekte<br />
der Sinnes- und neurophysiologie im Sport – In<br />
memoriam Horst de Marées (S. 175-240). köln: Sport<br />
und Buch Strauß.<br />
Schnell, D. (2000). Sport und Auge: <strong>Augenverletzungen</strong><br />
durch Sport und Sport als therapie bei Augenkrankheiten.<br />
Deutsches Ärzteblatt, 97 (41), A 2712-2716.<br />
G<br />
❏<br />
❏<br />
D<br />
a<br />
K<br />
K<br />
I<br />
D