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Georg Philipp Telemann

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Main, und bald darauf leitet er auch hier wieder<br />

ein Collegium musicum. 1721 schließlich folgt<br />

er einem Ruf nach Hamburg, wo er wiederum<br />

Gelegenheit hat, als Opernkomponist tätig zu<br />

werden, und tritt hier das Amt des Kantors am<br />

Johanneum und Musikdirektors der Hansestadt<br />

und ihrer fünf Hauptkirchen an, das er bis zu<br />

seinem Tode am 25. Juni 1767 verwaltet.<br />

<strong>Telemann</strong>s überaus reiches kompositorisches<br />

Schaffen, der Ertrag eines Dreivierteljahrhunderts,<br />

umfasst nahezu alle Gattungen der Musik und<br />

reicht vom kleinen Cembalostück über Kammersonaten<br />

unterschiedlichster Anlage und Besetzung<br />

bis hin zu Konzert und Orchestersuite und, im<br />

vokalen Bereich, vom Generalbasslied über Kammer-<br />

und Kirchenkantate bis zum Oratorium und<br />

zur Oper. Allenthalben in seinem Werk zeigt sich<br />

<strong>Telemann</strong> als ein fortschrittlicher, dem Neuen<br />

aufgeschlossener und experimentierfreudig nach<br />

neuen Wegen suchender Komponist; nicht zu<br />

Unrecht hat man ihn einen Wegbereiter der Klassik<br />

genannt. Indes macht das kompositorische<br />

Wirken nur einen Teil seiner musikgeschichtlichen<br />

Bedeutung aus: Als Musikverleger, als Autor didaktisch<br />

ausgerichteter Publikationen („Singe-, Spielund<br />

Generalbassübungen“; „Methodische<br />

Sonaten“ mit Verzierungsbeispielen), als Leiter<br />

bürgerlicher Musikvereinigungen und Initiator<br />

öffentlicher Konzerte hat er wesentlich an der<br />

Schaffung auch der äußeren Voraussetzungen für<br />

die folgende, vom musikalisch gebildeten Bürgertum<br />

getragene Epoche der Musik mitgewirkt.<br />

Die neue Epoche hat <strong>Telemann</strong> allerdings rasch<br />

vergessen. Für das 19. Jahrhundert, das die Musik<br />

Bachs wiederentdeckte, verschwanden <strong>Telemann</strong>s<br />

Musik und seine historischen Verdienste ganz hinter<br />

der allesüberragenden Gestalt des Thomaskantors.<br />

Eine Wende bahnte sich erst in den 20er<br />

und 30er Jahren des 20. Jahrhunderts im Zuge der<br />

allgemeinen Renaissance der Alten Musik an. Das<br />

Interesse galt zunächst vornehmlich der Kammermusik,<br />

wandte sich bald aber auch den übrigen<br />

Bereichen des <strong>Telemann</strong>schen Œuvres zu.<br />

Biografie 3<br />

Dabei hat die Kirchenmusik als letzte begonnen,<br />

sich aus dem Schatten Bachs zu lösen. Es scheint,<br />

dass die Zeit erst reif werden musste für die<br />

Erkenntnis, dass <strong>Telemann</strong>s Musik nicht mit<br />

Bachschen Maßstäben gemessen werden darf<br />

und dass sich in den Kirchenkompositionen Bachs<br />

und <strong>Telemann</strong>s zwei bei mancherlei äußerer Übereinstimmung<br />

doch in ihren Grundlagen verschiedene<br />

Ansätze verwirklichen. Der noch in spätmittelalterlichen<br />

theozentrischen Anschauungen verankerten<br />

Musica sacra Bachs steht bei <strong>Telemann</strong><br />

eine Kirchenmusik aus dem Geist der beginnenden<br />

Aufklärung gegenüber, aus einem Weltbild, das<br />

den Menschen zum Maß und Mittelpunkt nimmt,<br />

Musik, die sich an eine breite, übergemeindliche<br />

Öffentlichkeit richtet und eine mehr und mehr<br />

säkularisierte Welt in deren eigener musikalischer<br />

Sprache – mit all ihren Möglichkeiten und Grenzen<br />

– anzusprechen sucht.<br />

<strong>Telemann</strong> selbst hat der Kirchenmusik in seinem<br />

Schaffen eine zentrale Rolle zugewiesen. „Dieses<br />

aber weiß [ich] wol / daß ich allemahl die Kirchen-<br />

Music am meisten werth geschätzet / am meisten<br />

in anderen Autoribus ihrentwegen geforschet /<br />

und auch das meiste darinnen ausgearbeitet<br />

habe“, schreibt er in seiner Autobiographie von<br />

1718 und erwähnt dann das bis dahin Geschaffene:<br />

Neben einer offenbar beträchtlichen Anzahl<br />

„Communion- und Nachmittags-Stücke / Missen /<br />

Psalmen / Arietten u.s.w.“ sind es fünf vollständige<br />

und zwei nahezu fertige Kantatenjahrgänge –<br />

insgesamt müssen es damals bereits mehr als 500<br />

Kirchenkompositionen gewesen sein; und wohl<br />

mehr als 1000 sind in den fast fünfzig Schaffensjahren,<br />

die <strong>Telemann</strong> noch beschieden sein sollten,<br />

hinzugekommen. Vieles davon ist untergegangen;<br />

doch auch das Erhaltene ist bislang kaum zu<br />

überblicken.<br />

Der vorliegende Katalog möchte zeigen, dass es<br />

auf diesem Felde für die heutige Praxis noch<br />

mancherlei Wertvolles zu entdecken gibt.<br />

Klaus Hofmann

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